AöR als öffentlicher Auftraggeber - Dr. Heilmaier & Partner GmbH
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15. Erfahrungsaustausch<br />
"Anstalt des öffentlichen Rechts"<br />
Neue Entwicklungen bei den<br />
Inhouse-Vergaben<br />
Mittwoch, den 17. November 2010<br />
Leverkusen<br />
Referent:<br />
Dirk Abts<br />
Rechtsanwalt Wirtschaftsprüfer Steuerberater<br />
Prokurist
Vergaberechtliche Grundlagen<br />
Allgemeine Grundsätze<br />
<strong>AöR</strong> <strong>als</strong> <strong>öffentlicher</strong> <strong>Auftraggeber</strong><br />
Exkurs: <strong>AöR</strong> <strong>als</strong> Anbieter<br />
Öffentlicher Auftrag<br />
Überblick<br />
Ausnahmefall: Inhouse-Geschäfte<br />
Voraussetzungen<br />
Kontrolle wie über seine eigenen Dienststellen<br />
Tätigkeit des Auftragnehmers im Wesentlichen für den oder die öffentlichen<br />
<strong>Auftraggeber</strong><br />
Wesentliche Rechtsfolgen eines Verstoßes gegen das Vergaberecht<br />
2
Vergaberechtliche Grundlagen
Vergaberechtliche Grundlagen<br />
- Allgemeine Grundsätze -<br />
§ 97 Abs. 1 GWB<br />
<strong>öffentlicher</strong> <strong>Auftraggeber</strong><br />
z. B. <strong>AöR</strong><br />
Wettbewerber 1. 2. 3. ......<br />
Beschaffungsmarkt<br />
4
Vergaberechtliche Grundlagen<br />
- Allgemeine Grundsätze -<br />
§ 97 Abs. 1 GWB<br />
Öffentliche <strong>Auftraggeber</strong><br />
beschaffen Waren, Bau- und Dienstleistungen<br />
(nach Maßgabe der folgenden Vorschriften)<br />
im Wettbewerb<br />
und im Wege transparenter Vergabeverfahren<br />
Sinn und Zweck des Vergaberechts<br />
Verstärkung des Wettbewerbs auf den öffentlichen Beschaffungsmärkten<br />
5
Vergaberechtliche Grundlagen<br />
- <strong>AöR</strong> <strong>als</strong> <strong>öffentlicher</strong> <strong>Auftraggeber</strong> -<br />
§ 98 Abs. 1 GWB<br />
Öffentliche <strong>Auftraggeber</strong> sind u. a.:<br />
Nr. 1:<br />
Nr. 2:<br />
Gebietskörperschaften sowie deren Sondervermögen (z. B. Bund, Länder,<br />
Landkreise, Gemeinden, kommunale Eigenbetriebe)<br />
andere juristische Personen des öffentlichen Rechts, die zu dem besonderen<br />
Zweck gegründet wurden, im Allgemeininteresse Aufgaben nichtgewerblicher<br />
Art zu erfüllen<br />
wenn Stellen, die unter Nr. 1 oder Nr. 3 fallen<br />
sie einzeln oder gemeinsam durch Beteiligung oder auf sonstige Weise<br />
überwiegend finanzieren<br />
oder über ihre Leitung die Aufsicht ausüben oder mehr <strong>als</strong> die Hälfte der<br />
Mitglieder eines ihrer zur Geschäftsführung oder zur Aufsicht berufenen Organs<br />
bestimmt haben.<br />
<strong>AöR</strong> ist <strong>öffentlicher</strong> <strong>Auftraggeber</strong> i. S. d. § 98 Abs. 1 Nr. 2 GWB<br />
6
Vergaberechtliche Grundlagen<br />
- Exkurs: <strong>AöR</strong> <strong>als</strong> Anbieter -<br />
<strong>öffentlicher</strong> <strong>Auftraggeber</strong><br />
Beschaffungsmarkt<br />
Wettbewerber 1. 2. 3. ... <strong>AöR</strong><br />
7
Vergaberechtliche Grundlagen<br />
- Öffentlicher Auftrag -<br />
<strong>öffentlicher</strong> <strong>Auftraggeber</strong><br />
entgeltlicher<br />
Vertrag<br />
Auftragnehmer<br />
Lieferung-/<br />
Bau-/<br />
Dienstleistung<br />
Ermessen über Art der<br />
Beschaffung<br />
Einsatz eigener Mittel<br />
oder von <strong>Dr</strong>itten<br />
Beschaffungsmarkt<br />
8
Vergaberechtliche Grundlagen<br />
- Öffentlicher Auftrag -<br />
<strong>öffentlicher</strong> <strong>Auftraggeber</strong><br />
besondere<br />
Organisationseinheit<br />
Inhouse-<br />
Vergabe<br />
Beschaffungsmarkt<br />
9
Vergaberechtliche Grundlagen<br />
- Öffentlicher Auftrag -<br />
§ 99 Abs. 1 GWB<br />
Öffentliche Aufträge sind entgeltliche Verträge von öffentlichen <strong>Auftraggeber</strong>n mit<br />
Unternehmen über die Beschaffung von Liefer-, Bau- oder Dienstleistungen,<br />
Baukonzessionen und Auslobungsverfahren, die zu Dienstleistungsaufträgen führen<br />
sollen.<br />
<br />
<br />
<br />
keine Pflicht zur Beschaffung am Markt<br />
Beteiligung am Beschaffungsmarkt ist Voraussetzung für die Anwendung des<br />
Vergaberechts (= Entscheidungsermessen)<br />
Abgrenzung:<br />
Aufgabenerfüllung<br />
mit eigenen Mitteln<br />
Vertrag mit außenstehenden<br />
<strong>Dr</strong>itten<br />
auch: besondere Organisationseinheit<br />
Inhouse-Vergabe<br />
10
Inhouse-Vergaben
Inhouse-Vergabe<br />
- Voraussetzungen -<br />
<strong>öffentlicher</strong> <strong>Auftraggeber</strong><br />
(<strong>AöR</strong>)<br />
Kontrolle wie<br />
über eigene<br />
Dienststellen<br />
Tätigkeit im Wesentlichen für<br />
den/die öffentlichen <strong>Auftraggeber</strong>,<br />
die seine/ihre Anteile innehaben<br />
formal selbständiger<br />
Auftragnehmer<br />
(z. B. <strong>GmbH</strong>)<br />
12
Inhouse-Vergabe<br />
- Voraussetzungen -<br />
Grundsatz:<br />
Vergaberecht ist anwendbar, wenn ein <strong>öffentlicher</strong> <strong>Auftraggeber</strong> beabsichtigt, mit einer<br />
Einrichtung, die sich formal von ihm unterscheidet und die ihm gegenüber eigene<br />
Entscheidungsgewalt besitzt, einen entgeltlichen Vertrag über die Lieferung von Waren<br />
zu schließen.<br />
[EuGH-Urteil vom 18.11.1999 in der Rechtssache "Teckal", Az.C-107/98]<br />
Voraussetzungen Inhouse-Vergabe:<br />
der öffentliche <strong>Auftraggeber</strong> muss allein oder zusammen mit öffentlichen Stellen<br />
eine ähnliche Kontrolle über den Auftragnehmer ausüben, wie über seine<br />
eigenen Dienststellen<br />
und<br />
der Auftragnehmer muss seine Tätigkeit im Wesentlichen für den/die öffentlichen<br />
Körperschaften verrichten, die seine Anteile innehaben<br />
muss kumulativ vorliegen<br />
Voraussetzungen sind eng auszulegen<br />
13
Inhouse-Vergabe<br />
- Voraussetzung 1: Kontrolle wie über seine eigenen Dienststellen -<br />
Kontrolle wie über seine<br />
eigenen Dienststellen<br />
14
Inhouse-Vergabe<br />
- Voraussetzung 1: Kontrolle wie über seine eigenen Dienststellen -<br />
Kontrolle wie über eigene Dienststelle:<br />
• alle Geschäftsanteile<br />
• umfassende Einfluss- und Steuerungsmöglichkeiten<br />
mehrheitliche Besetzung des<br />
Aufsichtsrates durch öffentlichen<br />
<strong>Auftraggeber</strong><br />
umfassende Berichtspflicht der<br />
Geschäftsführer<br />
Katalog zustimmungsbedürftiger<br />
Rechtsgeschäfte<br />
<strong>öffentlicher</strong> <strong>Auftraggeber</strong><br />
Auftragnehmer<br />
(z. B. <strong>GmbH</strong>)<br />
[OLG Düsseldorf, Beschluss vom 15.10.2003, Az. VII – Verg 50/03; vom 12.01.2004, Az. VII – Verg 71/03]<br />
15
Inhouse-Vergabe<br />
- Voraussetzung 1: Kontrolle wie über seine eigenen Dienststellen -<br />
Gemeinschaftsunternehmen<br />
<strong>öffentlicher</strong><br />
<strong>Auftraggeber</strong><br />
<strong>öffentlicher</strong><br />
<strong>Auftraggeber</strong><br />
99 % 1 %<br />
Kontrolle?<br />
• keine individuelle Kontrolle<br />
erforderlich<br />
• es reicht, wenn mehrere<br />
öffentliche <strong>Auftraggeber</strong> die<br />
Kontrolle gemeinsam ausüben<br />
Auftragnehmer<br />
(z. B. <strong>GmbH</strong>)<br />
[EuGH-Urteil vom 19.04.2007, Az. C-295/05; EuGH-Urteil vom 13.11.2008, Az. C-324/07; BGH-Beschluss vom<br />
03.07.2008, Az. I ZR 145/05; OLG Celle, Beschluss vom 29.10.2009, Az. 13 Verg 8/09]<br />
16
Inhouse-Vergabe<br />
- Voraussetzung 1: Kontrolle wie über seine eigenen Dienststellen -<br />
Problem: Beteiligung Privater<br />
<strong>öffentlicher</strong><br />
<strong>Auftraggeber</strong><br />
Privater<br />
Kontrolle?<br />
99 % 1 %<br />
schädlich!<br />
keine Inhouse-<br />
Vergabe möglich<br />
Auftragnehmer<br />
(z. B. <strong>GmbH</strong>)<br />
17
Inhouse-Vergabe<br />
- Voraussetzung 1: Kontrolle wie über seine eigenen Dienststellen -<br />
Problem: Beteiligung Privater<br />
<br />
<br />
<br />
Die auch nur minderheitliche Beteiligung eines privaten Unternehmens am<br />
Gesellschaftskapital des Auftragnehmers schließt es auf jeden Fall aus,<br />
dass der öffentliche <strong>Auftraggeber</strong> über diese Gesellschaft eine ähnliche<br />
Kontrolle ausübt wie über seine eigenen Dienststellen.<br />
unabhängig von Beteiligungsquote<br />
unabhängig, ob mittelbare oder unmittelbare Beteiligung des Privaten<br />
[EuGH, Urteil vom 15.10.2009, Az. C-196/08; EuGH-Urteil vom 13.11.2008, Az. C-324/07; EuGH-Urteil vom<br />
08.04.2008, Az. C337/05; EuGH-Urteil vom 18.01.2007, Az. C-220/05; EuGH-Urteil vom 06.04.2006,<br />
Az. C-410/04]<br />
18
Inhouse-Vergabe<br />
Voraussetzung 2: Tätigkeit im Wesentlichen für den/die öffentlichen <strong>Auftraggeber</strong><br />
Tätigkeit im Wesentlichen für den/die<br />
öffentlichen <strong>Auftraggeber</strong>, die die<br />
Anteile des Auftragnehmers innehaben<br />
19
Inhouse-Vergabe<br />
Voraussetzung 2: Tätigkeit im Wesentlichen für den/die öffentlichen <strong>Auftraggeber</strong><br />
<strong>öffentlicher</strong> <strong>Auftraggeber</strong><br />
Tätigkeit<br />
100 %<br />
Auftragnehmer<br />
20
Inhouse-Vergabe<br />
Voraussetzung 2: Tätigkeit im Wesentlichen für den/die öffentlichen <strong>Auftraggeber</strong><br />
<strong>öffentlicher</strong> <strong>Auftraggeber</strong><br />
Tätigkeit<br />
= 92,5 %<br />
= 90,0 %<br />
< 90,0 %<br />
?<br />
<strong>Dr</strong>itter<br />
Auftragnehmer<br />
= 7,5 % OLG Celle<br />
= 10,0 % EuGH<br />
> 10,0 % BGH<br />
schädlich?<br />
21
Inhouse-Vergabe<br />
Voraussetzung 2: Tätigkeit im Wesentlichen für den/die öffentlichen <strong>Auftraggeber</strong><br />
Problem: Fremdaufträge<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Jede andere Tätigkeit muss rein nebensächlich sein<br />
Alle – qualitativen wie quantitativen – Umstände des Einzelfalls sind zu berücksichtigen<br />
[EuGH-Urteil vom 11.05.2006 – Az. C-340/04; BGH, Beschluss vom 03.07.2008 – Az. I<br />
ZR 145/05; OLG Celle, Beschluss vom 29.10.2009 – Az. 13 Verg 8/09]<br />
Ein vergaberechtsfreies Inhouse-Geschäft scheidet grundsätzlich aus, wenn das für den<br />
Auftrag vorgesehene Unternehmen nur 92,5 % seines Umsatzes aus Geschäften mit den<br />
öffentlichen <strong>Auftraggeber</strong>n erzielt, denen es gehört [OLG Celle, Beschluss vom<br />
29.10.2009 – Az. 13 Verg 8/09]<br />
Andere Auffassung EuGH: Verrichtet das für den Auftrag vorgesehene Unternehmen<br />
insgesamt 90 % seiner Tätigkeiten für den oder die öffentlichen <strong>Auftraggeber</strong>, ist das<br />
Unternehmen im Wesentlichen für die Körperschaften und öffentlichen Einrichtungen<br />
tätig, die ihre Anteile innehaben [EuGH-Urteil vom 19.04.2007 – Az. C-295/05]<br />
Der BGH bezweifelt die Erfüllung dieser Voraussetzung bei einer Fremdauftragsquote<br />
von 10 % [BGH, Beschluss vom 03.07.2008 – Az. I ZR 145/05]<br />
22
Wesentliche Rechtsfolgen eines<br />
Verstoßes gegen das Vergaberecht
Wesentliche Rechtsfolgen eines Vergabeverstoßes<br />
Nichtigkeit des vergabewidrig geschlossenen Vertrages<br />
(§ 101b Abs. 1 Nr. 2 GWB)<br />
• Voraussetzung:<br />
Feststellung im Nachprüfungsverfahren<br />
bis dahin schwebende Unwirksamkeit<br />
• "Heilung" durch<br />
Fristablauf<br />
Fristen:<br />
1. Geltendmachung nach Kenntnis des Verstoßes innerhalb<br />
von 30 Kalendertagen (§ 101b Abs. 2 GWB)<br />
2. Geltendmachung nicht später <strong>als</strong> 6 Monate nach Vertragsabschluss<br />
(§ 101b Abs. 2 GWB)<br />
3. Fristverkürzung auf 30 Kalendertage durch Veröffentlichung<br />
der Bekanntmachung der Auftragsvergabe im<br />
Amtsblatt der Europäischen Union<br />
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Wesentliche Rechtsfolgen eines Vergabeverstoßes<br />
Schadensersatz<br />
• Ersatz des Vertrauensschadens (§ 126 Satz 1 GWB)<br />
• weiterreichende Schadensersatzansprüche (§ 126 Satz 2 GWB)<br />
z. B. § 280 Abs. 1, § 311 Abs. 2, § 241 Abs. 2 BGB<br />
25
Vielen Dank für Ihre<br />
Aufmerksamkeit!<br />
26
Kontaktaufnahme<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Heilmaier</strong> & <strong>Partner</strong> <strong>GmbH</strong><br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
Steuerberatungsgesellschaft<br />
Carl-Wilhelm-Straße 16<br />
47798 Krefeld<br />
Telefon: (0 21 51) 63 90-0<br />
Telefax: (0 21 51) 63 90-90<br />
E-Mail: hp@heilmaier-partner.de<br />
Internet: www.heilmaier-partner.de<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Heilmaier</strong> & Collegen<br />
Rechtsanwaltsgesellschaft mbH<br />
Carl-Wilhelm-Straße 16<br />
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Telefon: (0 21 51) 6 58 08 - 0<br />
Telefax: (0 21 51) 6 58 08 - 18<br />
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