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Nachgedacht<br />
Ein Kind Gottes<br />
"Ich bin doch schon gross", sagt die<br />
4-jährige Anna und beharrt darauf,<br />
den Reissverschluss an ihrer Jacke<br />
selbst zuzumachen. "Ich kann das doch<br />
schon allein", stampft sie wütend auf<br />
und wehrt alle Hilfe ab. Ähnlich hört<br />
sich das bei dem 16-jährigen Robert<br />
an, wenn er seinen Vater anbrüllt: "Ich<br />
bin doch kein Kind mehr."<br />
Das steckt im Menschen drin, von klein<br />
auf: selbstständig sein wollen, sich<br />
ausprobieren, an den Aufgaben wachsen<br />
und vor allem, auf keine Hilfe angewiesen<br />
sein. Selbst entscheiden. Nie<br />
mehr bevormundet werden. Frei sein.<br />
Ja, das ist ein lohnendes Ziel.<br />
Sind Sie dort, an diesem Ziel? Sie sind<br />
doch erwachsen! Heraus aus den Kinderschuhen.<br />
Sie können doch selbst<br />
bestimmen, wo es lang gehen soll in<br />
ihrem Leben! Oder etwa nicht?<br />
"Wir haben alles versucht, aber der<br />
Betrieb ist nicht mehr zu retten." So<br />
heisst es in der Krisensitzung kurz vor<br />
der Schliessung. "Wir müssen Konkurs<br />
anmelden. Wir haben keine Wahl. Uns<br />
sind die Hände gebunden." Der Betriebsrat<br />
ist am Ende. Von wegen frei!<br />
Wenn die Kinder wüssten, wie hilflos<br />
Erwachsene oft sind. Abhängig und<br />
schutzlos, kraftlos und unsicher. Überhaupt<br />
nicht gross. Gestehen wir uns<br />
das doch ein!<br />
Aber wohin damit? Wohin mit unserer<br />
Hilflosigkeit? Wohin mit unserer Sehnsucht,<br />
dass es gut wird mit uns und<br />
dieser Welt? Mit einem Wort aus dem<br />
1. Johannesbrief (Kapitel 3, Vers 1)<br />
werden wir eingeladen: Sieh hin. Du<br />
bist und bleibst ein Kind Gottes.<br />
Anette Denner<br />
Foto: Wodicka<br />
Auch das ist Kunst, ist Gottesgabe,<br />
aus ein paar sonnenhellen Tagen<br />
sich soviel Licht ins Herz zu tragen,<br />
dass, wenn der Sommer längst verweht,<br />
das Leuchten immer noch besteht.<br />
J.W. Goethe<br />
14 Heimatglogge 5/2002