FEST - Badische Neueste Nachrichten
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<strong>FEST</strong>-MAGAZIN<br />
5<br />
Erbe der „Fest“-Philosophie<br />
ATMOSPHÄRE STATT KNETE: Holger Jan Schmidt weiß als Hauptbühnen-Booker, was Bands am „Fest“ schätzen<br />
„In die ‚Fest’-Philosophie musste<br />
ich mich nicht erst einarbeiten, die<br />
kenne ich schon seit 15 Jahren“, sagt<br />
Holger Jan Schmidt. Das dürfte ein<br />
Vorteil gewesen sein bei der Frage,<br />
wer das Karlsruher „Fest“-Urgestein<br />
Rolf Fluhrer als Band-Booker für die<br />
Hauptbühne beerben soll. Zwar lebt<br />
Schmidt in seiner Geburtsstadt Bonn<br />
und hat das „Fest“ daher nicht in<br />
Hörweite – aber er hat selber lange<br />
Jahre ein Umsonst-und-Draußen-<br />
Spektakel mitorganisiert. Genauer gesagt:<br />
das einzige, das immer wieder<br />
mit dem „Fest“ verglichen wurde,<br />
nämlich die „Rheinkultur“ in Bonn.<br />
„Über die Festival-Szene habe ich mit<br />
Rolf Fluhrer, Manne Goos und den<br />
anderen Leuten im früheren Team<br />
schon ab 1998 regelmäßig Kontakt<br />
gehabt und war auch immer wieder<br />
hier zu Besuch“, erzählt Schmidt.<br />
So war es wohl nur logisch, dass die<br />
2010 gegründete „Fest“-GmbH über<br />
kurz oder lang auf ihn zukommen<br />
würde. Nun hat es zeitlich zum Anschluss<br />
an Rolf Fluhrers Abschied<br />
vom vergangenen Jahr gepasst, wenn<br />
auch nicht gerade aus erfreulichem<br />
Grund: Die „Rheinkultur“ gibt es<br />
nicht mehr. „Der Unterschied zum<br />
‚Fest’ war vor allem, dass wir nur einen<br />
Tag hatten, und da war das Risiko<br />
einer Wetterpleite noch größer“,<br />
berichtet Schmidt. Letztlich hätten Risiko<br />
und Aufwand in keinem Verhältnis<br />
zum Ertrag mehr gestanden, so<br />
dass man das Festival nach der Ausgabe<br />
2011 habe aufgeben müssen.<br />
Möglicherweise auch aufgrund eines<br />
zweiten Unterschiedes, der ihm seit<br />
seinem Einstieg beim „Fest“ aufgefallen<br />
ist: „Wenn man sieht, was hier<br />
Sponsoren beitragen, hat man schon<br />
das Gefühl, dass die Region zu schätzen<br />
weiß, was das ‚Fest’ macht.“<br />
Um diese Bedeutung zu erhalten,<br />
ist ein attraktives Programm gefragt.<br />
Denn auch wenn „Das Fest“ weit<br />
mehr ist als nur ein Musik-Spektakel,<br />
haben letztlich die Konzerte auf der<br />
Hauptbühne dieses Open-Air so groß<br />
gemacht. Schmidt setzt in seinem<br />
ersten Jahr die vorgefundenen Linien<br />
fort, zum Beispiel die starke Präsenz<br />
deutscher Acts. Er verschweigt nicht,<br />
dass dies auch praktische Gründe<br />
hat: „Dass für den Hauptbühnenbereich<br />
Tickets eingeführt worden sind,<br />
hatte ja sicherheitstechnische Grün-<br />
Neuer Mann im Team: Holger Jan Schmidt ist ab diesem Jahr Hauptbühnen-Booker.<br />
de. Deshalb haben wir nach wie vor<br />
den Etat eines Umsonst-Festivals. Die<br />
Bands spielen also für einen Bruchteil<br />
der Gage, die sie auf kommerziellen<br />
Festivals bekommen würden –<br />
und da kriegt man deutsche Bands<br />
leichter, weil sich unter denen die<br />
ganz besondere Atmosphäre hier<br />
Foto: pr<br />
schon herumgesprochen hat.“ Sorgen<br />
bereitet ihm das nicht: „Ich finde<br />
es faszinierend, wie sich in den vergangenen<br />
Jahren eine Szene entwickelt<br />
hat, die ein Festival dieser Größenordnung<br />
problemlos headlinen<br />
kann – da hätte man sich vor 15 Jahren<br />
noch schwer getan.“ Andreas Jüttner<br />
Bühne des Ehrenamts<br />
Die Info-Meile bietet Vereinen das große Publikum<br />
Das Fest ist nicht nur Musik und<br />
Sport – seit gut 20 Jahren präsentieren<br />
sich auf der Info-Meile des<br />
„Fest“-Geländes gemeinnützige<br />
Vereine und Organisationen aus<br />
Karlsruhe und der Region.<br />
„Zu Beginn waren es noch weniger<br />
Stände“, erinnert sich Barbara<br />
Ebert, die seit 16 Jahren die Info-<br />
Meile für den Stadtjugendausschuss<br />
organisiert. Damals habe<br />
man die Stände in der Nähe des<br />
Beachvolleyballfeldes aufgebaut.<br />
Geöffnet hat die Info-Meile am Samstag<br />
und Sonntag. Das Angebot ist bunt gemischt.<br />
Foto: Stadtjugendausschuss<br />
Mit dem Umzug an den Weg an<br />
der Alb hat auch die Zahl der Info-<br />
Stände zugenommen, die am<br />
Samstag und Sonntag geöffnet<br />
sind. „Etwa 40 sind es jedes Jahr“,<br />
so Ebert. Vor drei Jahren haben<br />
die Organisatoren die Fläche erweitert,<br />
mittlerweile zeigt man<br />
auch an der verlängerten Wilhelm-<br />
Baur-Straße Präsenz.<br />
Die Nachfrage nach den Plätzen<br />
ist groß, berichtet die Organisatorin:<br />
„Wir bekommen Bewerbungen<br />
aus ganz Deutschland.“ Kein<br />
Wunder, schließlich können sich<br />
die Vereine vor so vielen Menschen<br />
präsentieren wie zu keiner<br />
zweiten Gelegenheit im Jahr. „Wir<br />
wissen von einigen Vereinen, dass<br />
sie das ganze Jahr über diesen<br />
zwei Tagen entgegensehen.“ Derartige<br />
Anspannung ist Barbara<br />
Ebert fremd. „Aufgeregt? Nein, bestimmt<br />
nicht“, lacht sie. Nur das<br />
Wetter könne ihr ein paar Sorgenfalten<br />
auf die Stirn treiben. Gerade<br />
an der Wilhelm-Baur-Straße mit ihren<br />
Schlaglöchern freue man sich<br />
über die Hilfe der anderen „Fest“-<br />
Kollegen, die bei Bedarf Rindenmulch<br />
herbei fahren könnten – damit<br />
sich die Vereine auch weiter<br />
problemlos vor dem riesigen Publikum<br />
präsentieren können. kel