09/2013 - Gemeinde Eppendorf
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31.08.<strong>2013</strong><br />
Historie S. 12<br />
ANTRAG AUF STADTRECHT<br />
Vom 27. August bis<br />
4. September 1966<br />
fand in <strong>Eppendorf</strong> ein<br />
Schul- und Heimatfest<br />
statt. Nach dem<br />
Willen des Bürgermeisters<br />
Klaus Leber<br />
(SED) und des Rates<br />
der <strong>Gemeinde</strong> sollte<br />
die Erteilung des<br />
Klaus Leber Stadtrechts den absoluten<br />
Höhepunkt bilden.<br />
Es wurde aber nichts daraus. <strong>Eppendorf</strong><br />
blieb Dorf. Interessant sind einige<br />
Angaben aus dem Antrag.<br />
Da heißt es u.a.:<br />
„Die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Eppendorf</strong> kann als Industrieort<br />
bezeichnet werden; denn sie ist stark<br />
mit Industriebetrieben verschiedener Art<br />
durchsetzt. Da wären zuerst die 3 Großbetriebe<br />
zu nennen.<br />
a) VEB Schuhfabrik „Kranich“<br />
mit ca. 700 Beschäftigten<br />
b) VEB „Planet“ Wäschekonfektion<br />
mit ca. 900 Beschäftigten<br />
c) VEB „Möbelwerke“<br />
mit ca. 570 Beschäftigten<br />
Hinzu kommen noch weitere kleine Betriebe<br />
d) VEB Elektrowerkstätten<br />
mit ca. 30 Beschäftigten<br />
e) Der halbstaatliche Betrieb M. Böhme,<br />
Holzspielwaren mit ca. 60 Beschäftigten<br />
f) Der halbstaatliche Betrieb Hecker und<br />
Söhne, Holzwaren<br />
mit ca. 40 Beschäftigten<br />
g) Fa. H. Rülke, Feinmetall<br />
mit ca. 50 Beschäftigten<br />
h) Fa. H. Fischer, Spielkoffer und Wandteller<br />
mit ca. 35 Beschäftigten<br />
i) Fa. Silberlicht, Leuchtenbau<br />
mit ca. 10 Beschäftigten<br />
Diese beachtliche Industrie hat zur Folge,<br />
dass täglich ca. 800 Werktätige einpendeln,<br />
denen nur ca. 250 Auspendler gegenüberstehen.<br />
Diese Werktätigen kommen hauptsächlich<br />
aus der näheren Umgebung wie Großwaltersdorf,<br />
Leubsdorf, Gahlenz, Kleinhartmannsdorf,<br />
Borstendorf, Lippersdorf und<br />
Hammerleubsdorf.<br />
Unsere <strong>Gemeinde</strong> beherbergt aber auch<br />
eine beachtliche Zahl produzierender und<br />
dienstleistender Handwerksbetriebe, u.a.<br />
4 Bäcker, 2 Klempner, 2 Baugeschäfte,<br />
4 Fleischer, 4 Tischler, 1 Glaser, 4 Maler,<br />
3 Dachdecker, 1 Ofensetzer, 6 Schlosser,<br />
3 Schmiede, 3 Friseure, 2 Stellmacher,<br />
1 Schuster, 6 Schneider, 3 Sattler, 4 Gärtner,<br />
3 Kunstgewerbebetriebe, 1 Rundfunkund<br />
Fernsehmechaniker, 3 handwerkliche<br />
Zementwarenbetriebe, 2 Fuhrgeschäfte (davon<br />
1 mit Taxi), 1 Kartonagenfabrikation,<br />
hinzu kommen noch die Dienstleistungseinrichtungen<br />
des VEB „Kranich“ (Schuhreparaturen),<br />
des VEB „Planet“ (Nähmaschinenreparaturen)<br />
und die kommunale Selbstbedienungswäscherei.<br />
Es gibt im Ort eine ganze Anzahl Spezialgeschäfte.<br />
Da ist die sehr modern eingerichtete<br />
HO-Drogerie und die HO-Kaufstätte zu<br />
nennen. Oder der Konsum-Industrieladen<br />
und die Konsum-Fahrzeugverkaufsstelle<br />
sowie das Spezialgeschäft Buch und Kunst.<br />
In der Gastronomie kann die <strong>Gemeinde</strong> auf<br />
ein sehr schönes HO-Kaffee mit 80 Plätzen<br />
verweisen.<br />
Das gesellschaftliche Zentrum ist die HO-<br />
Gaststätte mit 50 Sitzplätzen und 500 Saalplätzen.<br />
Außerdem sind noch weitere<br />
3 Gaststätten vorhanden. Im Gesundheitswesen<br />
sind tätig: die Mitarbeiter der staatl.<br />
Arztpraxis, 1 prakt. Arzt, 1 staatl. Zahnarztpraxis<br />
und 1 prakt. Zahnarzt.<br />
Des weiteren besteht eine Schwesternstation.<br />
Es ist eine Apotheke vorhanden, und es<br />
arbeitet ein staatl. Geprüfter Masseur mit<br />
medizin. Badeeinrichtung.<br />
Hier ist zu bemerken, dass diese Einrichtungen<br />
die <strong>Gemeinde</strong>n Kleinhartmannsdorf,<br />
Großwaltersdorf, Gränitz sowie teilweise<br />
Gahlenz und Lippersdorf zu betreuen<br />
haben. Der Einzugsbereich umfasst ca.<br />
8000 Bürger. In der Perspektive ist der Bau<br />
eines Ambulatoriums im Ortszentrum<br />
geplant.<br />
Auf dem Gebiet der Körperkultur und des<br />
Sports verfügt die BSG (Trägerbetrieb VEB<br />
„Kranich“) über eine großzügig ausgebaute<br />
Sportanlage. 9 Sektionen vereinigen sich in<br />
der BSG „Fortschritt“.<br />
An dieser Stelle sei darauf hingewiesen,<br />
dass im Ort 1 Kino mit Totalvision vorhanden<br />
ist. In den Jahren von 1954 bis 1963<br />
entstand die AWG 8. Mai mit 96 Wohneinheiten,<br />
deren Erweiterung geplant ist. Das<br />
VEB „Kranich“ Schuhfabrik <strong>Eppendorf</strong><br />
Straßennetz besteht ausschließlich aus befestigten<br />
Straßen. Sie sind gepflastert oder mit<br />
einer Asphaltdecke belegt.<br />
Das Ortszentrum hat mit Betonfliesen versehene<br />
Fußsteige, die beiderseitig angelegt<br />
sind. Überhaupt trägt das Zentrum Züge<br />
einer Kleinstadt. Die großen Betriebe, aber<br />
auch ein Teil der kleineren, sowie die Einrichtungen<br />
Gesundheitswesen, Volksbildung,<br />
Sport, Rathaus, Bibliothek, Kino,<br />
Bahnhof, Kraftverkehr und die wichtigsten<br />
Geschäfte, sind in der Ortsmitte konzentriert.<br />
Der Vollständigkeit wegen sei hier angeführt,<br />
daß die <strong>Gemeinde</strong> auch über eine leistungsstarke<br />
Landwirtschaft verfügt.<br />
Die LPG Typ III „Neue Zeit“ und die LPG<br />
Typ I „Frohe Zukunft“ bewirtschaften insgesamt<br />
1050.00 ha LN, die sich ab 1969 zu<br />
einer LPG Typ III vereinen werden.<br />
Hier sei jedoch bemerkt, daß der Ortskern<br />
fast völlig frei von landwirtschaftlichen<br />
Gehöften ist. Diese liegen in den Ausfallstraßen<br />
und an den Ortsenden der <strong>Gemeinde</strong>.<br />
Erster Ehrenbürger der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Eppendorf</strong><br />
ist der Stellvertreter des Vorsitzenden<br />
des Staatsrates und Vorsitzender der LDPD<br />
Prof. Dr. Manfred Gerlach.<br />
Wir bitten deshalb sehr, unseren Antrag zu<br />
prüfen und hoffen auf einen günstigen<br />
Bescheid.“<br />
Bürgermeister<br />
VEB „Planet“ Wäschekonfektion <strong>Eppendorf</strong><br />
Soweit der Auszug aus dem Antrag auf<br />
Erteilung des Stadtrechts vom 27.12.1967.<br />
Dem Antrag wurde nicht stattgegeben.<br />
Manfred Wünsche