AnsichtsPDF_Zusammen:Österreich - Styria Multi Media Corporate
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ZUSAMMEN:ÖSTERREICH<br />
Integration fördern. Chancen sichern.<br />
FOTOS: ÖIF/Unger<br />
portrait<br />
Vom Sitzenbleiber<br />
zum Klassenvorstand<br />
Auf Umwegen hat Volkan<br />
Ekici es zu seinem Traumberuf<br />
Lehrer geschafft. Heute motiviert<br />
er seine Schüler in der Klasse<br />
wie am Fußballplatz, ihre Ziele<br />
hartnäckig zu verfolgen.<br />
TEXT<br />
Magdalena Deixler<br />
Meine ersten Worte auf Deutsch<br />
waren ‚Nix Deutsch!‘“, erinnert<br />
sich Volkan Ekici lachend. Auch<br />
das Datum des Tages, an dem er als Zehnjähriger<br />
nach <strong>Österreich</strong> kam, weiß der<br />
heute 33-jährige Berufsschullehrer noch<br />
genau: Am 21. September 1990 folgten<br />
Ekici und seine Schwester ihren Eltern<br />
nach Wien. Diese waren gut eineinhalb<br />
Jahre zuvor als Gastarbeiter nach <strong>Österreich</strong><br />
gezogen, um ihren Kindern eine bessere<br />
Zukunft bieten zu können.<br />
Deutsch lernen am Fussballplatz<br />
„Die vierte Klasse Volksschule habe ich<br />
dreimal gemacht“, erzählt Ekici, „einmal<br />
in der Türkei und zweimal in <strong>Österreich</strong>.“<br />
Der Grund für die Extra-Runden war die<br />
Sprache. Während zu Beginn noch türkische<br />
Klassenkollegen für ihn übersetzen<br />
mussten, übernahm Ekici bald selbst die<br />
Rolle des Dolmetschers zwischen Lehrerin<br />
und neuen Mitschülern. Eine große<br />
Hilfe beim Deutschlernen war sein größtes<br />
Hobby: „Ich habe den Großteil meiner<br />
Kindheit auf dem Fußballplatz verbracht.<br />
Meine Freunde waren Serben, Kroaten,<br />
<strong>Österreich</strong>er und Türken. Die Sprache,<br />
die wir alle konnten, war Deutsch.“<br />
einst verstand er<br />
„nix Deutsch“, heute<br />
unterrichtet Volkan Ekici<br />
an einer Berufsschule.<br />
Nach der Hauptschule<br />
wollte Ekici in die Handelsschule<br />
gehen. Bei der<br />
Aufnahmeprüfung erreichte<br />
er sogar genug Punkte für die maturaführende<br />
Handelsakademie. „Doch<br />
ich wurde abgelehnt – Platzmangel, sagten<br />
sie mir“, erinnert er sich. Doch Ekici ließ<br />
sich nicht entmutigen, besuchte die Handelsschule<br />
mit Aufbaulehrgang und maturierte<br />
schließlich 2003. Der Wunsch,<br />
selbst Lehrer zu werden, entstand früh:<br />
„In der Hauptschule hat ein Lehrer einmal<br />
gefragt, wer sich vorstellen könnte,<br />
eines Tages selber zu unterrichten. Ich war<br />
der Einzige, der aufgezeigt hat.“ Folglich<br />
entschloss sich Ekici, nach der Matura<br />
Geschichte und Sport auf Lehramt zu studieren<br />
– scheiterte aber am rhythmischen<br />
Teil der Aufnahmeprüfung zum Sportstudium.<br />
Also erfüllte er stattdessen einen<br />
Traum seiner Mutter: Als Reinigungskraft<br />
in einer Bank hatte sie sich immer gewünscht,<br />
dass auch ihr Sohn eines Tages<br />
einer der elegant gekleideten Herren sein<br />
würde, deren Tische sie täglich putzte.<br />
„Ich wurde also Banker“, sagt er, „aber<br />
ich habe mir nie den Tisch putzen lassen<br />
– aus Prinzip.<br />
Herr ekici und „Volki“<br />
Nach zwei Jahren erzählte ihm ein befreundeter<br />
Lehrer, dass an seiner Berufsschule<br />
Lehrer gesucht würden – und dass<br />
Berufspraxis ausreiche, um beginnen zu<br />
können: „Also hab ich’s einfach versucht<br />
und wurde genommen.“ Seit vier Jahren<br />
steht Ekici nun in der Klasse und studiert<br />
in der Klasse bin<br />
ich herr ekici,<br />
am Fußballplatz<br />
dürfen mich die<br />
schüler auch<br />
„Volki“ nennen.<br />
Volkan ekici, Lehrer<br />
und integrationsbotschafter<br />
daneben Berufsschulpädagogik.<br />
Seine Bachelorarbeit<br />
über Integration<br />
durch Sport möchte er<br />
nächsten Sommer einreichen. „Mir persönlich<br />
hat Fußball sehr bei meiner Integration<br />
geholfen“, erinnert sich Ekici,<br />
„ich habe mir immer Vereine ausgesucht,<br />
in denen Deutsch die ,Amtssprache‘ war.“<br />
Heute ist der Lehrer für Rechnungswesen,<br />
Schriftverkehr und politische Bildung<br />
auch Sportreferent seiner Schule. Jeden<br />
Mittwochmorgen spielt er Fußball mit<br />
seinen Schülern. „In der Klasse bin ich<br />
Herr Ekici, die Respektsperson. Am Fußballplatz<br />
ist das anders: Da dürfen mich<br />
die Schüler auch ‚Volki‘ nennen.“<br />
erfolgsrezept: respekt und scHmäH<br />
Seinen Schülern, von denen 80 Prozent<br />
Migrationshintergrund haben, möchte<br />
Ekici ein Vorbild sein und zeigen, dass<br />
sie vieles schaffen können. Sein Erfolgsrezept?<br />
„Mein Motto im Unterricht ist gegenseitiger<br />
Respekt – und eine Prise Schmäh.“<br />
Seine positive Einstellung vermittelt er<br />
seit kurzem als ZUSAMMEN:ÖSTERREICH-<br />
Integrationsbotschafter (siehe Kasten) auch<br />
in anderen Schulen: „Mein Weg zum Lehrer<br />
war lang und nicht immer einfach,<br />
aber ich hab’s geschafft. Jetzt will ich andere<br />
auf ihrem Weg unterstützen!“<br />
Volkan Ekici lebt seit 1990 in Wien.<br />
Der heute 33-jährige sohn türkischer<br />
einwanderer ist Berufsschullehrer und seit<br />
seiner Kindheit leidenschaftlicher Fußballer.<br />
WISSEN<br />
Die integrationsbotschafter<br />
„<strong>Zusammen</strong>:<br />
<strong>Österreich</strong>“ ist<br />
nicht nur der name<br />
dieses magazins,<br />
sondern auch eines<br />
Projekts von staatssekretär<br />
sebastian<br />
Kurz und dem<br />
<strong>Österreich</strong>ischen<br />
integrationsfonds.<br />
mehr als 300 gut<br />
integrierte migranten<br />
besuchen als integrationsbotschafter<br />
schulen in ganz<br />
<strong>Österreich</strong>, um ihre<br />
persönliche erfolgsgeschichte<br />
zu erzählen<br />
und mit<br />
den Kindern und<br />
Jugendlichen zu<br />
diskutieren. Über<br />
15.000 schüler<br />
profitierten bisher<br />
davon.<br />
Das Projekt setzt<br />
heuer unter dem<br />
motto „Deine<br />
chance!“ einen<br />
schwerpunkt auf<br />
das thema Berufsausbildung.<br />
Ziel<br />
ist es, junge migranten,<br />
die bislang<br />
an Berufsschulen<br />
unterrepräsentiert<br />
sind, auf ihre Karrierechancen<br />
in<br />
<strong>Österreich</strong> aufmerksam<br />
zu machen.<br />
www.zusammenoesterreich.at<br />
024 <strong>Zusammen</strong>:<strong>Österreich</strong><br />
<strong>Zusammen</strong>:<strong>Österreich</strong> 025