Das Magazin der VNG-Gruppe - Verbundnetz Gas AG
Das Magazin der VNG-Gruppe - Verbundnetz Gas AG
Das Magazin der VNG-Gruppe - Verbundnetz Gas AG
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
medium gas 2 | 2013<br />
Norwegen bereits 25 LNG-betriebene<br />
Schiffe, darunter Fähren, Chemietanker,<br />
Patrouillenschiffe und Versorgungsschiffe<br />
für Plattformen – ein schwimmen<strong>der</strong><br />
Beweis für die Zukunftsfähigkeit von<br />
LNG in <strong>der</strong> Seeschifffahrt. Außerhalb<br />
Norwegens entstehen kleinere Bunkereinheiten<br />
für LNG-Schiffe in den Terminals<br />
von Zeebrügge und Rotterdam. Der<br />
Betrieb läuft 2014 an. Darüber hinaus<br />
gibt es Pläne für kleinere LNG-Terminals<br />
mit einer Speicherkapazität von weniger<br />
als 100.000 Kubikmeter in Rostock, Gothenburg<br />
und Turku (Finnland).<br />
In Rostock soll das Tanklager für Flüssig-Erdgas<br />
im Seehafen gebaut werden.<br />
Arbeitsgruppen beraten <strong>der</strong>zeit technische<br />
und organisatorische Fragen. Wenn<br />
alle Punkte geklärt sind, kann die LNG-<br />
Tankstelle bis Anfang 2016 den Betrieb<br />
aufnehmen. Noch offen ist, ob in Rostock<br />
kleine Tankschiffe o<strong>der</strong> Tanklastzüge<br />
den Kraftstoff zu den Frachtern und<br />
Fähren im Hafen bringen werden. Bevor<br />
das <strong>Gas</strong> verteilt werden kann, muss die<br />
Tankstelle selbst betankt werden. <strong>Das</strong><br />
sollen LNG-Tanker übernehmen, die<br />
verflüssigtes Erdgas zum Beispiel aus<br />
Skandinavien o<strong>der</strong> Russland nach Rostock<br />
bringen.<br />
Die im vergangenen Jahr gegründete<br />
Bomin Linde LNG GmbH & Co. KG plant<br />
ihr erstes Flüssiggasterminal zur Schiffsbetankung<br />
im Hamburger Hafen. Auf<br />
dem Gelände des im Hafen gelegenen<br />
Terminals <strong>der</strong> Marquard & Bahls Tochter<br />
Oiltanking werden bereits Wege zur<br />
Umsetzung eines LNG-Terminals unter<br />
genehmigungsrechtlichen Gesichtspunkten<br />
geprüft. Bomin Linde LNG sieht<br />
in diesem Projekt einen wesentlichen<br />
Schritt für den raschen Ausbau einer<br />
LNG-Infrastruktur in vielen europäischen<br />
Häfen. „Es gilt, das Henne-Ei-Problem<br />
bei <strong>der</strong> Einführung eines neuen Treibstoffs<br />
für die Schifffahrt in Europa zu lösen.<br />
Mit einem zuverlässigen Partner für<br />
die Bereitstellung von LNG als Treibstoff<br />
in strategisch wichtigen Häfen wird <strong>der</strong><br />
Bau von Schiffen mit LNG-Antrieb deutlichen<br />
Aufwind erfahren“, sagt Mahinde<br />
Abeynaike, Geschäftsführer für den<br />
Infrastrukturaufbau und Finanzen bei<br />
Bomin Linde LNG. „Der Hamburger Hafen<br />
hat es sich zur Aufgabe gemacht, Wirtschaft<br />
und Umweltschutz in Einklang zu<br />
bringen. Der Einsatz von LNG als Schiffskraftstoff<br />
ist hier ein wichtiger Schritt“,<br />
ergänzt Jens Meier, Geschäftsführer <strong>der</strong><br />
Hamburg Port Authority (HPA). Die HPA,<br />
als Infrastrukturbetreiber des Hamburger<br />
Hafens möchte auch einer <strong>der</strong> ersten<br />
LNG-Nutzer werden: Für das Jahr 2014<br />
plant sie ein Peil- und Messboot mit LNG-<br />
Technologie in Betrieb zu nehmen.<br />
Bei <strong>der</strong> Meyer Werft ist das verflüssigte<br />
Erdgas ebenfalls ein wichtiges<br />
Thema. Anfang des Jahres wurde <strong>der</strong><br />
Tanker „CORAL ENERGY“ für die nie<strong>der</strong>ländische<br />
Ree<strong>der</strong>ei Anthony Ve<strong>der</strong><br />
ausgeliefert. Es ist <strong>der</strong> erste <strong>Gas</strong>tanker<br />
einer neuen Generation, <strong>der</strong> mit einem<br />
umweltfreundlichen Dual-Fuel-Motor<br />
ausgestattet ist. <strong>Das</strong> Schiff ist knapp 155<br />
Meter lang, 22,70 Meter breit, hat eine<br />
Ladekapazität von 15.600 Kubikmeter<br />
und fährt bis zu 15,80 Knoten schnell<br />
(rund 33 Kilometer pro Stunde). Der<br />
Tiefgang bei voller Ladung LNG liegt bei<br />
8,20 Meter. „<strong>Das</strong> Schiff ist eine Beson<strong>der</strong>heit“,<br />
erläutert Meyer Werft-Sprecher<br />
Peter Hackmann. „Bei <strong>der</strong> innovativen<br />
Antriebstechnik dient das transportierte<br />
Flüssiggas gleichzeitig als Treibstoff.“<br />
Nach Angaben <strong>der</strong> Werft werden dadurch<br />
extrem niedrige Abgaswerte erreicht, die<br />
das Schiff zu einem <strong>der</strong> umweltfreundlichsten<br />
seiner Art machen. Die Meyer<br />
Werft will den Antrieb weiterentwickeln<br />
und künftig auch bei Passagierschiffen<br />
einsetzen.<br />
Die Frage, ob ein grundlegen<strong>der</strong> Wandel<br />
<strong>der</strong> Schifffahrt ansteht – vergleichbar<br />
mit dem historischen Wechsel von Kohle<br />
zu Dieselöl, beantwortet Dirk Thum mit<br />
Ja. Der Leiter <strong>der</strong> Abteilung Emissionen<br />
und <strong>Gas</strong> in <strong>der</strong> Anwendungsentwicklung<br />
im Bereich Medium Speed, MAN Diesel &<br />
Turbo, hält die Einschätzung für gar nicht<br />
so unrealistisch: „Mittelfristig wird es<br />
sicherlich einen massiven Trend hin zu<br />
LNG geben. Die Vorkommen an Erdgas<br />
sind so groß, dass es auf viele Jahre ein<br />
Überangebot geben wird, das die Preise<br />
niedrig hält.“ Technisch gesehen ist<br />
es heute kein Problem, Schiffe mit LNG<br />
fahren zu lassen. Am Motor sind im Vergleich<br />
zu einer Dieselmaschine nur kleine<br />
Verän<strong>der</strong>ungen nötig. „Die Bohrung<br />
und <strong>der</strong> Hub werden vergrößert“, sagt<br />
Dirk Thum. „Im Prinzip machen wir aus<br />
einem Diesel- einen Ottomotor.“<br />
Und laut einer Studie <strong>der</strong> dänischen<br />
Seeschifffahrtsbehörde wird das Bedarfspotenzial<br />
allein für den maritimen<br />
Sektor in Nordsee, Ostsee und Ärmelkanal<br />
im Jahr 2020 auf rund vier Millionen<br />
Tonnen LNG geschätzt. Somit stehen<br />
die Zeichen auf Grün, dass sich LNG in<br />
<strong>der</strong> Schifffahrt zu einem bedeutenden<br />
Treibstoff entwickeln kann.<br />
23