Drogen - Ö1 - ORF
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DROGEN<br />
Jede Form der Sucht entsteht grundsätzlich nicht aus einem einzelnen spontanen<br />
Erlebnis heraus, sondern stellt vielmehr einen Prozess dar, an dessen Anfang der<br />
erstmalige Konsum einer Substanz steht. Wird dieser als genussvoller und/oder<br />
befriedigender erlebt als das Leben ohne die Einnahme dieser Substanzen, steigt<br />
die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Konsums. Daraus kann sich eine Spirale<br />
entwickeln, die letztendlich in Sucht enden kann.<br />
Genuss bedeutet ein Gefühl des Wohlfühlens, in einer angenehmen Umgebung,<br />
die konsumierte Dosis ist angemessen und der Konsum in ein Ritual<br />
eingebunden. Diese Art des Konsums kann zu einem beliebigen Zeitpunkt in<br />
ähnlicher Art und Weise wiederholt werden.<br />
Missbräuchlicher Konsum<br />
Quasi eine nächste Stufe stellt der Wunsch dar, durch den Konsum einer Substanz<br />
einen Ausgleich zu einer momentan unbefriedigenden Situation zu schaffen. Man<br />
trinkt Kaffee, um die Müdigkeit zu vertreiben, oder ein Glas Wein, um besser<br />
einschlafen zu können. In diesen Fällen liegt bereits ein so genannter<br />
missbräuchlicher Konsum vor.<br />
An sich stellt letzterer kein Problem dar, solange er nicht zu einer ständigen<br />
Lösung wird. Problematisch wird dieser Konsum dann, wenn er zur falschen Zeit,<br />
am falschen Ort oder in einer falschen Dosierung passiert. Als Beispiel sei das<br />
Trinken von Alkohol am Arbeitsplatz oder beim Autofahren genannt. Mittlerweile<br />
verwenden Fachleute hier den Begriff „schädlicher Gebrauch“.<br />
Wenn die Wirkung einer Substanz als sehr positiv erlebt wird, kann sich ein<br />
Gewöhnungseffekt einstellen. Dies passiert besonders dann, wenn alternative<br />
Entspannungsmöglichkeiten als weniger effizient erlebt werden. Als Beispiel sei<br />
Entspannung durch Fernsehen kombiniert mit Biertrinken genannt. Dieser<br />
Gewöhnungseffekt entwickelt sich im Allgemeinen über den Verlauf von Jahren.<br />
Dabei glauben die Betroffenen häufig immer noch, die Kontrolle über ihren<br />
Konsum behalten zu haben, obwohl dies bereits nicht mehr der Fall ist.<br />
Verfestigt sich dieses Konsummuster und konzentrieren sich die Interessen<br />
weitgehend nur noch auf eine bestimmte Substanz oder ein bestimmtes<br />
Verhaltensmuster, dann spricht man von Sucht.<br />
Die Wahrscheinlichkeit, von einer bestimmten Substanz abhängig zu werden, ist<br />
unterschiedlich hoch – man spricht vom Suchtpotenzial einer Substanz. Eine<br />
Droge mit hohem Suchtpotenzial ist beispielsweise Heroin.<br />
Dennoch ist in der Regel nicht die jeweilige Substanz an sich „schuld“ an der<br />
Entstehung einer Sucht.<br />
RADIODOKTOR – MEDIZIN UND GESUNDHEIT 9