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Gegensätze Ehrmann Sebastian berichtet von seinem Auslandszivildienst Verwundert öffne ich meine Augen. Mit großer Ehrfurcht und Staunen richte ich meine Blicke in die Höhe. Ich bin umzingelt von merkwürdigen, von Menschenhand errichteten Bauten. Ich betrete eine dieser Bauten. Eine kühle Brise schlägt mir ins Gesicht und verdrängt die drückende Hitze. Meine Blicke schweifen die prunkvoll gestalteten Wände entlang. Diese Eindrücke regen mich zum Überlegen an, tausende Gedanken schwirren in meinem Kopf, bis sie schließlich abschweifen. Erlebnisse der vergangenen Tage verdrängen die neuen Eindrücke. Vor meinem geistigen Auge erscheint ein kleines Fischerdorf, es scheint eine andere Welt zu sein. Kleine Kinder spielen auf den schlammigen Straßen, auf der Suche nach Nahrung durchwühlen Schweine den regennassen Boden. Einige der kleinen, heruntergekommenen Häuser haben schon Wasseranschluss, gekocht wird mit Brennholz und Gas. Die Basstöne einer mannsgroßen Musikanlage tönen durch das ganze Dorf. Eine schrille Frauenstimme übertönt diese Laute. Sie schreit nach ihrem Kind. Das Kind „respektiert“ nicht, es ist beim Spielen in den Schlamm gefallen und hat seine Kleidung beschmutzt. Auf öffentlicher Straße wird es mit dem Hieb einer Rute bestraft. Für die Leute ist klar, der Junge hat es nicht anders verdient, er „respektiert“ ja schließlich nicht. Dieser Anblick macht mich traurig, ich wende mich ab und betrete den nahegelegenen Kindergarten. Die Mauern sind heruntergekommen, wie die Straße ist auch der Garten von den Schweinen heimgesucht worden. Hier arbeite und wohne ich. Ich reiße die Augen auf, die Stimme meines Kollegen holt mich aus meinen Gedanken in die Wirklichkeit zurück und ich finde mich in dem merkwürdigen Gebäude wieder. Mir wird bewusst, wie verrückt unsere Welt ist. Ich befinde mich etwa 15 Kilometer Luftlinie von dem 1000-Seelendorf entfernt. Nein, ich befinde mich nicht in einem antiken Bauwerk, 24 | HTL up to date
Auslandszivildienst sondern in einem der unzähligen Hochhäuser eines Reichenviertels der Stadt Cartagena an der Karibikküste Kolumbiens. Die Skyline lässt vermuten, man befinde sich in einer modernen Großstadt wie Tokio. Ein schwarzer Mercedes fährt vor. Ein Europäer, ebenfalls im schwarzen Anzug, steigt aus und drückt dem Parkplatzeinweiser einige wertlose Münzen in die Hand. Mir wird kalt, dafür ist nicht nur die kühle Brise verantwortlich. In dem klimatisierten Raum stehen vor den prunkvollen Wänden Schaukästen, welche die neueste Handytechnologie zeigen. Ich habe Angst, Angst vor dem Reichtum und dem Luxus ... Diese Zeilen beschreiben einen meiner Eindrücke während meines Aufenthaltes in Kolumbien. Ich bin, oder genauer gesagt war, Auslandszivildiener in Kolumbien. Immer schon habe ich mich für fremde Kulturen und Lebensweisen interessiert und so habe ich die Möglichkeit wahr genommen, den Auslandszivildienst in Kolumbien zu leisten. Kolumbien, das „Land des Kokains, Drogenhandels und der Entführungen“. Immer wieder werde und wurde ich mit diesen Vorurteilen konfrontiert. Doch trotz aller Probleme ist Kolumbien viel mehr, als es sein schlechtes Image in der Welt vermuten lässt. Die Lebensfreude der Leute, die Vielfältigkeit des Landes, die verschiedenen Kulturen, Landschaften, Lebensweisen, Tierund Pflanzenarten geben mir immer wieder neuen Grund zu staunen. fremden Kulturen zeigen, kann ich empfehlen, ihre gewohnte Umgebung gegen den Auslandszivildienst einzutauschen. Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage meiner Trägerorganisation der Pfarre Frastanz unter pfarre.frastanz.kath-kirche-vorarlberg.at . Wenn jemand Interesse an unseren Projekten hat, lade ich Sie ein, unsere Homepage www. funscri.org.co zu besuchen. Abschließen möchte ich mit einem Spruch, der mir persönlich ziemlich gut gefällt: „Eine wahre Entdeckungsreise ist es nicht, neue Landschaften zu erblicken, sondern mit anderen Augen zu sehen.“ Sebastian Ehrmann Ich bin froh, diese Entscheidung getroffen zu haben. Allen, die wirkliches Interesse an HTL up to date | 25
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