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Mai 2013 - Österreichischer Journalisten Club

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[Ausland]<br />

[<br />

Zwischen<br />

<br />

Anspruch<br />

]<br />

und Wirklichkeit<br />

Im aktuellen „Press Freedom Index“, den „Reporter ohne Grenzen“ erst unlängst veröffentlichte, ist<br />

Südafrika um zehn Plätze auf den 52. Rang zurückgefallen. Grund dafür ist ein Gesetzesentwurf, der<br />

investigativen Journalismus schon bald unmöglich machen könnte. Ein strukturelles Problem Südafrikas<br />

ist die ausgeprägte Medienkonzentration.<br />

VON LISA BRAUNEDER<br />

Wirft man einen Blick auf<br />

die südafrikanische Verfassung<br />

von 1997, so<br />

scheint es um die Pressefreiheit des<br />

Staats an der Südspitze Afrikas eigentlich<br />

recht gut bestellt zu sein:<br />

Das Kapitel zwei der Verfassung garantiert<br />

das Recht auf freie Meinungsäußerung<br />

und die Pressefreiheit.<br />

So weit, so gut. Die Realität<br />

präsentiert sich jedoch in einem<br />

anderen Licht.<br />

Südafrika droht in den nächsten<br />

Monaten die Umsetzung eines<br />

umstrittenen Gesetzesentwurfs:<br />

Der von der regierenden Partei,<br />

dem African National Congress<br />

(ANC), eingebrachte Protection<br />

of State Information Bill. Dieses<br />

Gesetz soll es Ministern und Behörden<br />

ermöglichen, staatliche<br />

Staatliche Informationen<br />

will die Regierung nach<br />

Gutdünken als geheim<br />

klassifizieren.<br />

Informationen nach eigenem Ermessen<br />

als geheim zu klassifizieren<br />

und damit der Öffentlichkeit vorzuenthalten.<br />

Wer solche Informationen<br />

weitergibt, kann mit bis zu<br />

zehn Jahren Haft bestraft werden,<br />

wer sie veröffentlicht, mit bis zu 20<br />

Jahren.<br />

Kritiker dieses Gesetzesentwurfs,<br />

allen voran Zivilrechtsorganisationen,<br />

versammeln sich seit 2010 unter<br />

dem Schlagwort „Right2Know“.<br />

Ihnen zufolge würden politisch unangenehme<br />

Informationen durch<br />

das Gesetz verschleiert, was ein<br />

massiver Angriff auf die Pressefreiheit<br />

sei. Seit 2008 wurde der Gesetzesentwurf<br />

etwas entschärft. Daran,<br />

dass von offizieller Seite jede Art<br />

von Information als geheim klassifiziert<br />

werden darf, änderte sich<br />

aber nichts. Noch bis 20. Juni hat ein<br />

Komitee des Unterhauses Zeit zur<br />

Bearbeitung des Gesetzesentwurfs;<br />

kommt es zu einer Einigung, wird<br />

das sogenannte Geheimhaltungsgesetz<br />

Realität.<br />

Der südafrikanische Botschafter<br />

in Wien, Xolisa Mabhongo, ebenfalls<br />

ANC-Mitglied, findet den<br />

Gesetzentwurf unproblematisch:<br />

„Die südafrikanische Verfassung<br />

garantiert die Pressefreiheit“, die<br />

durch das Gesetz „keinesfalls angegriffen<br />

wird“, versichert der<br />

Diplomat. In der südafrikanischen<br />

Verfassung ist aber nicht nur die<br />

Pressefreiheit, sondern auch das<br />

Recht auf Zugang zu staatlichen Information<br />

verankert. Inwiefern das<br />

sogenannte Geheimhaltungsgesetz<br />

mit der Verfassung vereinbar ist,<br />

bleibt fraglich.<br />

Politisch unangenehme<br />

Informationen werden<br />

verschleiert.<br />

Abgesehen von diesem akuten<br />

Problem hat die südafrikanische<br />

Medienlandschaft auch mit strukturellen<br />

Defiziten zu kämpfen: Eine<br />

Handvoll Unternehmen dominiert<br />

den Markt, der Medienkonzern<br />

Naspers ist ein solcher Konzern.<br />

Im Laufe seiner Geschichte vollzog<br />

Naspers den Wandel von einem<br />

klassischen Medienunternehmen<br />

zu einem verzweigten Firmenkom-<br />

18 [Statement] <strong>Mai</strong> <strong>2013</strong>

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