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Die Elektrostimulation im Sport und in der Rehabilitation

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<strong>Elektrost<strong>im</strong>ulation</strong> <strong>im</strong> <strong>Sport</strong> <strong>und</strong> <strong>Rehabilitation</strong><br />

European Journal Translational Myology - Basic Applied Myology 2011; 21 (3&4): 123-174<br />

Da jedoch h<strong>in</strong>sichtlich Ausdauertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>der</strong><br />

Muskulatur noch ke<strong>in</strong>e def<strong>in</strong>itiven exper<strong>im</strong>entellen<br />

Ergebnisse vorliegen, haben wir weitere Denk-<br />

Modelle, aber auch Vorschläge die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis<br />

bewährt haben, nachfolgend angeführt:<br />

Be<strong>im</strong> mo<strong>der</strong>nen elektrischen Ausdauertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>der</strong><br />

Muskulatur s<strong>in</strong>d Schwellstrom-bursts von ca 300-500<br />

msec. Dauer <strong>und</strong> 30 msec. Pause mit 50-60 Hz<br />

empfehlenswert, um e<strong>in</strong>e möglichst hohe<br />

St<strong>im</strong>ulianzahl zu erreichen. <strong>Die</strong> Intensität sollte ca. 40-<br />

50% <strong>der</strong> Max<strong>im</strong>alkraft betragen, um diese<br />

Dauerst<strong>im</strong>ulation zu gewährleisten, wobei kurze<br />

lohnende Pausen zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Muskeldurchblutung<br />

(alle 100 sec. St<strong>im</strong>ulation je 5-10 sec.<br />

Pause je nach Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gszustand) gewährt werden<br />

können.<br />

Für die Praxis <strong>der</strong> elektrischen Ausdauerför<strong>der</strong>ung<br />

empfehle ich für e<strong>in</strong>e Impulsgalvanisation 70/30:<br />

<strong>Die</strong>se mo<strong>der</strong>ne Form <strong>der</strong> <strong>Elektrost<strong>im</strong>ulation</strong> für das<br />

Ausdauertra<strong>in</strong><strong>in</strong>g wird mit ebenfalls 50 Hz<br />

St<strong>im</strong>ulation, bei 1 - 1,2 msec. E<strong>in</strong>zel<strong>im</strong>pulsdauer<br />

mono- o<strong>der</strong> biphasischen Impulsen, 19 msec.<br />

Impulspause, 70 msec. Schwelldauer sowie 30 msec.<br />

Pause erreicht. Dadurch werden bei e<strong>in</strong>er<br />

halbstündigen St<strong>im</strong>ulation bereits 108.000 St<strong>im</strong>uli<br />

appliziert.<br />

Je nach Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gszustand sollte nach ca. 60 sec. e<strong>in</strong>e 5-<br />

10 sec. lange St<strong>im</strong>ulationspause e<strong>in</strong>gehalten werden.<br />

Bei besserem Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gszustand kann diese Pause<br />

wegfallen.<br />

<strong>Die</strong> Intensität sollte be<strong>im</strong> Querbettsitz so gewählt<br />

werden, daß gerade e<strong>in</strong>e Streckung des US <strong>in</strong>duziert<br />

wird. <strong>Die</strong> Gesamtdauer dieser St<strong>im</strong>ulation müßte nach<br />

unsereren Versuchen, wie bei allen St<strong>im</strong>ulationsformen<br />

zur Ausdauerför<strong>der</strong>ung, zum<strong>in</strong>destens 2x15 m<strong>in</strong>. bis<br />

2x30 m<strong>in</strong>. pro Tag betragen.<br />

V) Muskelfasertransformation<br />

V/1 Bisher bekannte Hypothesen <strong>der</strong> Muskelfaser-<br />

Transformation<br />

a) <strong>Die</strong> Frequenz-Theorie:<br />

In unzähligen tierexper<strong>im</strong>entiellen Versuchen <strong>der</strong><br />

70iger <strong>und</strong> 80iger Jahre wurde die transformierende<br />

Wirkung <strong>der</strong> kont<strong>in</strong>uierlichen 10 Hz St<strong>im</strong>ulation von<br />

Typ II- Fasern zur Typ IFasern aufgezeigt. Dabei<br />

wurde diese 10 Hz St<strong>im</strong>ulation über 8-24 St<strong>und</strong>en<br />

kont<strong>in</strong>uierlich angewandt. Somit wurde die Frequenz<br />

von10 Hz als die transformierende Ursache angesehen,<br />

um die oxidative Kapazität <strong>der</strong> Muskelfasern, also die<br />

Ausdauerleistungsfähigkeit zu erhöhen, zumal diese<br />

Frequenz die natürlich vorgegebene Entladungsfrequenz<br />

<strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>hornzellen für die TypI-Fasern<br />

nachahmt. Geklärt sche<strong>in</strong>t die Diskussion, ob jene<br />

Fasern, die die Transformierung (= Anpassung ihres<br />

Energiehaushaltes <strong>und</strong> ihrer Arbeitsstruktur) nicht<br />

schaffen, zugr<strong>und</strong>e gehen <strong>und</strong> aus Satellitenzellen<br />

ersetzt werden o<strong>der</strong> ob es zu e<strong>in</strong>em<br />

kont<strong>in</strong>uierlichenÜbergang (= transformierenden<br />

Faserumbau) zwischen den e<strong>in</strong>zelnen Fasergruppen<br />

kommt.<br />

Dazu haben die Forschungen <strong>der</strong> letzten Zeit, die<br />

Myos<strong>in</strong> <strong>und</strong> Myos<strong>in</strong>-Untergruppen <strong>in</strong> den<br />

verschiedenen Muskelfasern aufzeigen, somit auf<br />

Übergangsformen <strong>der</strong> Muskelzellen h<strong>in</strong>weisen, zur<br />

Klärung beigetragen.<br />

Unterstützt wurde die Erklärung <strong>der</strong><br />

kont<strong>in</strong>uierlichenTransformation durch verschiedenen<br />

<strong>Elektrost<strong>im</strong>ulation</strong>sversuche <strong>im</strong> Tierexper<strong>im</strong>ent, die<br />

auch mit höheren Frequenzen Typ I-Faser-<br />

Transformierungen erzielten [96,99,119,140,202].<br />

Be<strong>im</strong> Menschen werden beson<strong>der</strong>s <strong>im</strong><br />

angloamerikanischen Raum durch mittelfrequente<br />

St<strong>im</strong>ulation mit 2.500 Hz (teilweise moduliert mit 50<br />

Hz) ebenfalls Verbesserungen <strong>der</strong> oxidativen Kapazität<br />

<strong>und</strong> Fasertransformierungen <strong>in</strong> Richtung Typ I<br />

beobachtet.<br />

b) <strong>Die</strong> Hypothese <strong>der</strong> selektiven Reizung von dick<br />

myel<strong>in</strong>isierten Nervenfasern.<br />

<strong>Die</strong> Kraftsteigerung durch <strong>Elektrost<strong>im</strong>ulation</strong> wurde<br />

von vielen Autoren (Currier, Appel, Capric) auf e<strong>in</strong>e<br />

selektive Reizung von Typ II Fasern zurückgeführt, die<br />

von dick myel<strong>in</strong>isierten Nervenfasern mit ger<strong>in</strong>gerer<br />

Reizschwelle versorgt werden. <strong>Die</strong>s war die Erklärung,<br />

daß zum Teil Glykogenentleerungen <strong>und</strong><br />

Faserhypertrophie nur <strong>in</strong> den TypII Fasern beobachtet<br />

wurde. <strong>Die</strong> Bevorzugung <strong>der</strong> Typ II -Fasern wurde mit<br />

Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Rekrutierungsordnung erklärt. Auch<br />

wurden Fasertypenverteilungen <strong>in</strong> den verschiedenen<br />

Muskeln mit vermehrtem oberflächlichen Anteil von<br />

Typ II-Fasern,die durch das elektrische Feld leichter<br />

erreicht werden, als Erklärung herangezogen<br />

[42,64,126].<br />

<strong>Die</strong> dünnen, ger<strong>in</strong>ger myel<strong>in</strong>isierten <strong>und</strong> mit e<strong>in</strong>er<br />

höheren Reizschwelle versehenen Nervenfasern, die<br />

die Typ I-Fasern versorgen, werden erst durch höhere<br />

Feldstärken erregt. <strong>Die</strong>ser angebliche physiologische<br />

Unterschied <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nerverregung wurde bisher<br />

herangezogen, um damit die exper<strong>im</strong>entellen<br />

Ergebnisse e<strong>in</strong>er prozentuellen Vermehrung <strong>der</strong> Typ<br />

II-Fasern bzw. Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Fiber-Ratio zu<br />

erklären.<br />

c) Energieverbrauch <strong>der</strong> Muskelfasern als<br />

Transformations-Faktor:<br />

<strong>Die</strong> Theorie, den Energieverbrauch <strong>der</strong> Muskelfasern<br />

für die Transformierung verantwortlich zu machen, ist<br />

bereits e<strong>in</strong>er richtigen metabolischen Überlegung<br />

gefolgt, jedoch wird dabei vergessen, daß bei<br />

konzentrischen <strong>und</strong> exzentrischen Kontraktionen e<strong>in</strong>e<br />

erhebliche Differenz <strong>im</strong> Energieverbrauch besteht.<br />

Ebenso <strong>im</strong> EMG wie Bigland bereits 1952 nachweisen<br />

konnte. Armstrong macht die Fasertypisierung <strong>und</strong><br />

Rekrutierung <strong>im</strong> Rattenversuch von <strong>der</strong> statisch bzw.<br />

dynamischen Belastung abhängig, wobei auch <strong>der</strong><br />

Blutfluß <strong>in</strong> <strong>der</strong> Muskulatur rekrutierungsabhängig<br />

gesteuert wird. Somit soll die Rekrutierung, die<br />

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