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Die Brautfahrt am Hallwilersee - Historische Vereinigung Wynental

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Auffälligerweise st<strong>am</strong>men die beide Brautleute aus Schmiedef<strong>am</strong>ilien. Möglicherweise<br />

hatten sie sich durch Ruetschis Halbsschwester kennen gelernt, die seit 1602 mit Hans<br />

Schlatter aus Wyla ZH, der als Schmiedeknecht bei Madlenas Vater arbeitete, verheiratet<br />

war.<br />

Das Ereignis gab seiner Zeit im ganzen Seeund<br />

<strong>Wynental</strong> und der weiteren Region<br />

sicherlich viel zu reden. <strong>Die</strong> Erinnerung an<br />

diesen tragischen Unfall sollte in der Form<br />

eines Volksliedes bis in die Mitte des 19.<br />

Jahrhunderts im Seetal lebendig bleiben.<br />

Während die Melodie desselben heute<br />

vergessen ist, blieb der Text bis heute<br />

greifbar. <strong>Die</strong>s ist der Tatsache zu verdanken,<br />

dass im 19. Jahrhundert eifrige Forscher (in<br />

diesem Fall n<strong>am</strong>entlich der<br />

Kantonsschullehrer Rochholz) volkstümliche<br />

Sagen und Lieder ges<strong>am</strong>melt und ediert<br />

haben. Rochholz scheint das Lied um 1860<br />

noch gehört zu haben.<br />

<br />

Beim Dichter handelt es sich um den<br />

Spielmann Heini Estermann, der vielleicht<br />

aus Niederwil bei Rickenbach st<strong>am</strong>mte. Sein<br />

Text wurde wohl noch im späten 17.<br />

Jahrhundert gedruckt. Inhaltlich scheint der<br />

Dichter die Geschichte noch etwas<br />

ausgeschmückt zu haben. Aufgrund unserer<br />

schmalen Quellenbasis ist es für uns aber<br />

schwer abzuschätzen, was auf Estermanns<br />

Fantasie und was auf historischen Tatsachen<br />

gründet.<br />

Beispielsweise nennt das Lied in der Person des Baders von Fahrwangen, durch dessen<br />

Übermut das Schiff der Braut gekentert sein soll, einen Verursacher des Unglücks. Dabei<br />

könnte es sich um einen dr<strong>am</strong>atisierenden Eingriff des Dichters handeln.<br />

<br />

Es ist keine Seltenheit, dass spektakuläre Unglücksfälle Stoff für Spielleute und Erzähler<br />

lieferten. Als Aargauer Parallelbeispiele lassen sich zwei Fälle anführen, die zeitlich nahe<br />

bei unserer <strong>Brautfahrt</strong> liegen. 1598 ereignete sich in der Aare bei Klingnau ein<br />

«jemerlichen schiffbruch», bei dem etwa 60 Personen umk<strong>am</strong>en. Ein Zeitgenosse<br />

verfasste darüber ein dr<strong>am</strong>atisches Gedicht. Ein anderes «Trawr und Klaglied» widmet<br />

sich einem Vorfall von 1626, als ein Boot auf dem Weg von Brugg an die Zurzacher Messe<br />

barst und einige Dutzend Menschen in die Fluten der Aare ertranken.<br />

<br />

Auch heute noch bleiben Aufsehen erregende Vorfälle der breiten Bevölkerung mittels<br />

künstlerisch aufbereiteten Werken in Erinnerung – allerdings sind heute eher Schriftsteller<br />

und Filmregisseure an die Stelle der Volksdichter und Spielleute getreten.<br />

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