jüdisches leben in bayern - Landesverband der Israelitischen ...
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Gedenkraum Olympia-Attentat 1972<br />
Elf israelische Sportler und e<strong>in</strong>en deutschen<br />
Polizisten ermordeten arabische Terroristen<br />
am 5. September 1972 im Olympischen Dorf<br />
<strong>in</strong> München. Sie drangen <strong>in</strong> die Unterkünfte<br />
<strong>der</strong> israelischen Mannschaft e<strong>in</strong> und nahmen<br />
die Israelis, Teilnehmer <strong>der</strong> Olympischen<br />
Sommerspiele, als Geiseln. Auch dieses<br />
Ereignis zählt zu den traurigen Kapiteln<br />
<strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Olympischen Spiele.<br />
Zum 40. Jahrestag im vergangenen Jahr beteiligten<br />
sich M<strong>in</strong>isterpräsident Horst Seehofer<br />
und die bayerische Landesregierung<br />
an Gedenkfeiern <strong>in</strong> Deutschland und <strong>in</strong> Israel.<br />
Teilnehmer <strong>in</strong> Tel Aviv war auch <strong>Landesverband</strong>spräsident<br />
Josef Schuster (siehe<br />
dazu auch unser Heft Nr. 120 vom Dezember<br />
2012). Dabei wurde auch verabredet, für<br />
die israelischen Sportler e<strong>in</strong>en geeigneten<br />
Gedenkort e<strong>in</strong>zurichten. Die Fe<strong>der</strong>führung<br />
übernahm Kultusm<strong>in</strong>ister Ludwig Spaenle.<br />
E<strong>in</strong> Jahr später stellte er se<strong>in</strong> Konzept dafür<br />
jetzt <strong>in</strong> München vor.<br />
Demnach soll bis 2016 auf dem ehemaligen<br />
Olympiagelände e<strong>in</strong> pavillonartiger, gut zugänglicher<br />
Gedenkraum errichtet werden,<br />
als Ort <strong>der</strong> Er<strong>in</strong>nerung an das terroristische<br />
Attentat und die Opfer: elf israelische Sportler<br />
und e<strong>in</strong> bayerischer Polizist.<br />
„Auch heute macht diese Bluttat von Terroristen<br />
die Menschen <strong>in</strong> Bayern tief betroffen“,<br />
betonte <strong>der</strong> gebürtige Münchner Ludwig<br />
Spaenle. „Das Attentat im Umfeld <strong>der</strong><br />
friedlichen XX. Olympischen Spiele wirft<br />
Fragen zu den Ursachen, zum Ablauf und zu<br />
den Konsequenzen auf. Deshalb haben M<strong>in</strong>isterpräsident<br />
Seehofer und ich im vergangenen<br />
Jahr bei e<strong>in</strong>em Israelbesuch angeregt,<br />
e<strong>in</strong>en Gedenkraum zu errichten“, so Dr.<br />
Spaenle. Dabei geht es dem M<strong>in</strong>ister um<br />
drei Kernanliegen. Er will an das Geschehene<br />
er<strong>in</strong>nern, das Geschehene erklären und<br />
daraus den Alltag gestalten.<br />
Inhaltlich sollen folgende Aspekte im Mittelpunkt<br />
des Gedenkortes stehen: das Attentat<br />
selbst, jene schockierenden Vorfälle<br />
am 5. und 6. September 1972 <strong>in</strong> München<br />
und Fürstenfeldbruck, die 11 israelischen<br />
Sportler und <strong>der</strong> bayerische Polizist als Opfer,<br />
<strong>der</strong> Zusammenhang, <strong>in</strong> dem das Massaker<br />
<strong>der</strong> XX. Olympischen Spiele <strong>in</strong> München<br />
1972 erklärt werden kann, <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationale<br />
Terrorismus und die Attentäter des<br />
„Schwarzen September“ sowie die Frage<br />
nach den Folgen, den Nachwirkungen und<br />
dem Er<strong>in</strong>nern.<br />
Der geplante Standort am Kolehma<strong>in</strong>enweg,<br />
e<strong>in</strong>e Anhöhe südlich <strong>der</strong> Connollystraße, ist<br />
gut erreichbar und eröffnet e<strong>in</strong>en Blick auf<br />
die Connollystraße 31 als authentischem Ort<br />
des Verbrechens und zugleich auf Symbole<br />
von Olympia 1972. „Das eigentliche Gebäude<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Connollystraße ist aufgrund <strong>der</strong><br />
heutigen Nutzung als Wohnhaus ungeeignet<br />
für e<strong>in</strong>en öffentlich zugänglichen Gedenkort“,<br />
sagt <strong>der</strong> M<strong>in</strong>ister. Der Tower des Fliegerhorsts<br />
Fürstenfeldbruck soll als zweiter<br />
„Tatort“ <strong>in</strong> den kommenden Jahren <strong>in</strong> das<br />
Gedenkkonzept mit e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />
Die Konzeption des Gedenkortes ist im engen<br />
Dialog mit Angehörigen <strong>der</strong> Opfer, mit<br />
den zuständigen Behörden, <strong>der</strong> Bayerischen<br />
Landeszentrale für politische Bildungsarbeit<br />
sowie dem Generalkonsulat des Staates Israel<br />
erstellt worden. E<strong>in</strong>e Publikation und mediale<br />
Angebote, e<strong>in</strong>e App für Smartphones<br />
und e<strong>in</strong>e Website sollen den Gedenkort ergänzen.<br />
Die Reaktion aus Israel auf das Vorhaben<br />
ist erfreulich. „Die Initiative Bayerns ist für<br />
uns außerordentlich wichtig. Das Projekt<br />
wirkt sich positiv auf die deutsch-israelischen<br />
Beziehungen aus und das werden wir<br />
auch so äußern“, sagt Ilan Ben Dov, für<br />
Westeuropa zuständiger Abteilungsleiter im<br />
Kultusm<strong>in</strong>ister Dr. Ludwig Spaenle. Foto: StMUK<br />
israelischen Außenm<strong>in</strong>isterium. „Für uns ist<br />
München 72 e<strong>in</strong> historischer Begriff; es ist<br />
e<strong>in</strong> Trauma für me<strong>in</strong>e gesamte Generation.<br />
Jede israelische Gruppe, die im Rahmen des<br />
Jugendaustausches und <strong>der</strong> Bildungskooperation<br />
nach Deutschland kommt, soll diesen<br />
Ort besuchen.“<br />
brr.<br />
Hier war die israelische Mannschaft untergebracht. Der Gedenkort soll <strong>in</strong> diesem Umfeld entstehen.<br />
Foto: StMUK<br />
Jüdisches Leben <strong>in</strong> Bayern · Nr. 123/2013 17