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jüdisches leben in bayern - Landesverband der Israelitischen ...

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KULTUR<br />

Mitten unter uns<br />

Neue Ausstellung über Landjuden wan<strong>der</strong>t durch Unterfranken<br />

Jakob Kohnstam lebte im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>in</strong><br />

Haßfurt mitten unter uns, erzählt die Ausstellung,<br />

die im Oktober im Landratsamt<br />

Würzburg eröffnet wurde. Der jüdische<br />

We<strong>in</strong>händler verkaufte auch Spirituosen<br />

und Bücher. Beson<strong>der</strong>s neugierig macht,<br />

dass er Gedichte schrieb und sie wohl auch<br />

veröffentlichte. Und wer war Sara, die jüdische<br />

Ärzt<strong>in</strong> im Würzburg des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts?<br />

Dieser biographische Aspekt weckt das Interesse<br />

an <strong>der</strong> historischen Präsentation, die<br />

900 Jahre Landjudentum <strong>in</strong> Unterfranken<br />

zeigen möchte. E<strong>in</strong> Ausstellungssegment<br />

widmet sich folglich den Lebensgeschichten<br />

von unterfränkischen Juden, darunter auch<br />

Lore Fleischmann, 1931 <strong>in</strong> Obbach geboren<br />

und 1942 im Raum Lubl<strong>in</strong> im Alter von 11<br />

Jahren ermordet, und Julius Frank, <strong>der</strong> um<br />

die Wende vom 19. zum 20. Jahrhun<strong>der</strong>t se<strong>in</strong>e<br />

K<strong>in</strong>dheit und Jugend <strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>ach an <strong>der</strong><br />

Saale, Kitz<strong>in</strong>gen und Ma<strong>in</strong>stockheim verbrachte.<br />

Wan<strong>der</strong>ausstellung<br />

Als Wan<strong>der</strong>ausstellung für die neun unterfränkischen<br />

Landkreise konzipiert, greift sie<br />

neun Themen auf, die exemplarisch die Kultur<br />

des Landjudentums <strong>in</strong> Unterfranken zeigen.<br />

Dargestellt werden Lebenswelten wie<br />

„Wirtschaft und Armut <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühen Neuzeit“,<br />

„Religiöses Leben“ o<strong>der</strong> „Christlichjüdische<br />

Koexistenz“. Bis zu 200 jüdische<br />

Geme<strong>in</strong>den gab es e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> Unterfranken.<br />

1932 waren es noch immer 108 jüdische Geme<strong>in</strong>den,<br />

bevor die Nazis sich an ihr Ver-<br />

Die Ausstellung „Mitten unter uns“.<br />

nichtungswerk machten. „Den Menschen<br />

und ihrer Kultur, die e<strong>in</strong> Teil Unterfrankens<br />

s<strong>in</strong>d, soll mit dieser Ausstellung e<strong>in</strong> Denkmal<br />

gesetzt werden“, betont Projektmanager<strong>in</strong><br />

Rebekka Denz.<br />

Chanukka<br />

Foto: Rebecca Denz<br />

In e<strong>in</strong>em weiteren Teil zeigt die Ausstellung<br />

E<strong>in</strong>richtungen jüdischer Geme<strong>in</strong>den, das jüdische<br />

Bildungswesen o<strong>der</strong> Frau und Mann<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> jüdischen Tradition. Den verschiedenen<br />

Sprachen, <strong>in</strong> denen unterfränkische Juden<br />

<strong>in</strong> unterschiedlichen Lebensfel<strong>der</strong>n und<br />

Epochen kommunizierten, ist e<strong>in</strong>e eigene<br />

Tafel gewidmet. Dazu gehört auch e<strong>in</strong>e Audiostation.<br />

Besucher können hier e<strong>in</strong> hebräisches<br />

Gebet und Ausschnitte e<strong>in</strong>es jiddischen<br />

Chanukkaliedes hören. Die deutschen<br />

Übersetzungen stehen zum Mitlesen zur<br />

Verfügung. Auch e<strong>in</strong> deutschsprachiges Interview,<br />

<strong>in</strong> dem e<strong>in</strong>e christliche Frau von ihrer<br />

Arbeit als Dienstmädchen bei e<strong>in</strong>er jüdischen<br />

Geschäftsfrau berichtet, steht als Tondokument<br />

bereit.<br />

Verantwortlich erarbeitet wurde die Ausstellung,<br />

neben vielen ehrenamtlichen Beiträgern<br />

<strong>in</strong> den Landkreisen, von Dr. Rotraud<br />

Ries, Leiter<strong>in</strong> des Johanna-Stahl-Zentrums<br />

<strong>in</strong> Würzburg, und von Rebekka Denz<br />

vom Kooperationsprojekt Landjudentum <strong>in</strong><br />

Unterfranken. Ihnen allen dankte Landrat<br />

Eberhart Nuß für den Landkreis Würzburg<br />

als Projektträger auf <strong>der</strong> Eröffnungsveranstaltung,<br />

an <strong>der</strong> auch <strong>Landesverband</strong>spräsident<br />

Dr. Josef Schuster teilnahm.<br />

Die Wan<strong>der</strong>ausstellung soll bis Ende 2014<br />

<strong>in</strong> allen Landkreisen und kreisfreien Städten<br />

gezeigt werden. Nächste Stationen nach<br />

Würz burg waren bereits Bad Brückenau und<br />

Ham melburg. Bis zum 2. Dezember ist sie<br />

im Landratsamt von Bad Kiss<strong>in</strong>gen zu sehen.<br />

Benno Reicher<br />

Ausstellungseröffnung im Würzburger Landratsamt mit, v. rechts: stellv. Landrät<strong>in</strong> Elisabeth Schäfer,<br />

<strong>Landesverband</strong>spräsident Dr. Josef Schuster, Bürgermeister<strong>in</strong> Marion Schäfer-Blake, Dr. Rotraud Ries<br />

vom Johanna-Stahl-Zentrum, Rebecca Denz vom Projekt Landjuden und auf <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Seite <strong>der</strong> Ausstellungstafel<br />

<strong>der</strong> Projektträger Landrat Eberhard Nuß.<br />

Foto: Eva-Maria Schorno<br />

Weitere Informationen und Term<strong>in</strong>e:<br />

http://www.landjudentum-unterfranken.de/<br />

projekte/Wan<strong>der</strong>ausstellungen<br />

Jüdisches Leben <strong>in</strong> Bayern · Nr. 123/2013 9

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