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jüdisches leben in bayern - Landesverband der Israelitischen ...

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Erlangen<br />

Ausflug mit dem Freundeskreis<br />

Auch <strong>in</strong> diesem Jahr lud <strong>der</strong> Freundeskreis<br />

<strong>der</strong> Jüdischen Kultusgeme<strong>in</strong>de die Geme<strong>in</strong>demitglie<strong>der</strong><br />

zu e<strong>in</strong>em Ausflug e<strong>in</strong>. Erste Station<br />

war Georgensgmünd, wo bereits 1564 e<strong>in</strong><br />

Jude lebte. Jüdisches Leben existierte bis<br />

1938, als die letzten Juden ihren Heimatort<br />

verlassen mussten. Der Friedhof wurde 1550<br />

angelegt. Er diente als Verbandsfriedhof für<br />

die umliegenden Orte. Bis heute s<strong>in</strong>d immer<br />

noch 1800 alte Grabste<strong>in</strong>e erhalten. E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es<br />

Denkmal ist das e<strong>in</strong>zige <strong>in</strong> Süddeutschland<br />

noch erhaltene Taharahaus. Die<br />

schön ausgemalte Synagoge enthält e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es<br />

Museum und zwei Mikwen.<br />

Nächste Station bei hochsommerlichen Temperaturen<br />

war Ansbach, wo erst e<strong>in</strong>mal die<br />

Mittagsrast <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schattigen Biergarten<br />

e<strong>in</strong>gelegt wurde. Danach folgte e<strong>in</strong>e Stadtführung<br />

durch die hübsche Altstadt <strong>der</strong> ehemaligen<br />

Residenz <strong>der</strong> Markgrafen von Brandenburg-Ansbach.<br />

Höhepunkt war <strong>der</strong> Besuch <strong>der</strong><br />

barocken Synagoge. Sie ist e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> bedeutendsten<br />

<strong>in</strong> Süddeutschland, erbaut von Hofbaumeister<br />

Leopoldo Retty. Vor <strong>der</strong> Rückfahrt<br />

blieb noch Zeit für e<strong>in</strong>en Spaziergang o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>en Kaffee im Hofgarten <strong>der</strong> Orangerie.<br />

Neujahrsempfang<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Jüdischen Kultusgeme<strong>in</strong>de<br />

Auch <strong>in</strong> diesem Jahr organisierte die Geme<strong>in</strong>de<br />

e<strong>in</strong>en Neujahrsempfang. Unter den Gästen<br />

waren Vertreter <strong>der</strong> Stadt Erlangen, <strong>der</strong> Universität,<br />

des Landkreises Erlangen-Höchstadt<br />

und Vertreter an<strong>der</strong>er Religionsgeme<strong>in</strong>schaften.<br />

Der bayerische Innenm<strong>in</strong>ister Joachim<br />

Herrmann überbrachte die Grüße <strong>der</strong> Landesregierung,<br />

Oberbürgermeister Dr. Siegfried<br />

Balleis die <strong>der</strong> Stadt Erlangen und Grit<br />

Nickel <strong>der</strong> islamischen Geme<strong>in</strong>den. Rabb<strong>in</strong>er<br />

Dani Danieli sprach für die Geme<strong>in</strong>de und<br />

<strong>der</strong> Sänger Igor Dubovsky, vom Zentralrat<br />

<strong>der</strong> Juden gesponsert, sorgte für den musikalischen<br />

Rahmen.<br />

Sukkot und Tag <strong>der</strong> offenen Tür<br />

In diesem Jahr feierten wir den Tag <strong>der</strong> offenen<br />

Tür <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sukkotwoche. E<strong>in</strong> wun<strong>der</strong>schöner<br />

Tag, e<strong>in</strong>e geschmückte Sukka, Musik,<br />

gutes Essen und e<strong>in</strong> Vortrag von Rabb<strong>in</strong>er<br />

Danieli lockten viele <strong>in</strong>teressierte Gäste <strong>in</strong><br />

unsere Geme<strong>in</strong>de.<br />

Die Friedenstaube<br />

die Taube <strong>in</strong> den Schulen <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den auf<br />

die Geschichte <strong>der</strong> Synagoge und <strong>der</strong> Juden <strong>in</strong><br />

dem Ort aufmerksam machen. Landrat Ir l<strong>in</strong>ger<br />

vom Landkreis Erlangen-Höchstadt schickte<br />

die Taube nach Baiersdorf zum Bürgermeister<br />

Galster.<br />

Aus unserer Sicht e<strong>in</strong>e hervorragende Idee,<br />

um an die dunkle Geschichte zu er<strong>in</strong>nern, bei<br />

ihrer Aufarbeitung mitzuwirken und Kontakte<br />

zu den Geme<strong>in</strong>den herzustellen.<br />

Die JKG Erlangen hat Christof Eberstadt als<br />

„Beauftragten <strong>der</strong> Jüdischen Kultusgeme<strong>in</strong>de<br />

Erlangen für die alte jüdische Geme<strong>in</strong>de“ bestellt.<br />

Er wird zukünftig dazu beitragen, dass<br />

das Gedächtnis an die ehemalige Geme<strong>in</strong>de<br />

bewahrt und gesichert wird. Herr Eberstadt<br />

ist 61 Jahre alt und selbstständig. Er beschäftigt<br />

sich seit 30 Jahren mit <strong>der</strong> Erforschung<br />

se<strong>in</strong>er Vorfahren aus Worms und <strong>der</strong>en Verbreitung<br />

über die Welt. In dieser Tätigkeit ist<br />

er seit 15 Jahren Mitglied von Jewish Gen <strong>in</strong><br />

den USA und er hat weltweit Kontakte zu<br />

Menschen geknüpft, die sich dem gleichen<br />

Lebensthema verschrieben haben. Als Bewohner<br />

Erlangens hat er <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahren se<strong>in</strong> Augenmerk zusätzlich verstärkt<br />

auf die Erforschung <strong>der</strong> fränkisch-jüdischen<br />

Geschichte gerichtet. Wir freuen uns, ihn für<br />

unsere Belange gewonnen zu haben.<br />

Das erste Freie Jüdische Lehrhaus<br />

Erlangen (EFJLƎ)<br />

Von Rabb<strong>in</strong>er Dan Danieli<br />

Das erste Freie Jüdische Lehrhaus Erlangen<br />

(EFJLƎ) hat sich zum Ziel gesetzt, Wissen<br />

über jüdische Religion und Kultur an Juden<br />

und Nichtjuden aus <strong>der</strong> Region zu vermitteln.<br />

E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Schwerpunkte des Jüdischen Lehrhauses<br />

liegt darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frage, wie<br />

jüdische Menschen, die <strong>der</strong>zeit kaum Kontakte<br />

zur Geme<strong>in</strong>de o<strong>der</strong> zu an<strong>der</strong>en jüdischen<br />

E<strong>in</strong>richtungen pflegen, dafür gewonnen werden<br />

können, sich wie<strong>der</strong> aktiv mit ihrem Glauben<br />

bzw. ihrer Herkunft ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu setzen.<br />

Hierbei ersche<strong>in</strong>t es notwendig, bessere<br />

Kenntnisse über <strong>der</strong>en Lebensstile, Interessen<br />

und Ressourcen, aber auch eventuelle Barrieren<br />

für e<strong>in</strong>en Kontakt zu jüdischen E<strong>in</strong>richtungen<br />

zu erlangen.<br />

Der Prozess <strong>der</strong> Assimilation fand schon bei<br />

dem Auszug aus Ägypten, bei <strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>ung<br />

durch die Wüste S<strong>in</strong>ai, statt. Und heute bef<strong>in</strong>den<br />

wir uns auf dem Höhepunkt <strong>der</strong> jüdischen<br />

Assimilation. Im Durchschnitt <strong>leben</strong> mehr als<br />

40 Prozent <strong>der</strong> Juden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Diaspora <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Mischehe. Derzeit <strong>leben</strong> <strong>in</strong> Erlangen und<br />

Umgebung schätzungsweise mehrere tausend<br />

Personen jüdischen Glaubens sowie <strong>der</strong>en<br />

Angehörige. Davon s<strong>in</strong>d ca. 30 Prozent Geme<strong>in</strong>demitglie<strong>der</strong>.<br />

Studien ergaben, dass nur 50 Prozent <strong>der</strong> Zuwan<strong>der</strong>er<br />

aus den Ex-Sowjetstaaten e<strong>in</strong>e Mitgliedschaft<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er jüdischen Geme<strong>in</strong>de erwerben.<br />

Von diesen ist wie<strong>der</strong>um nur e<strong>in</strong> Teil im<br />

Geme<strong>in</strong>de<strong>leben</strong> aktiv, noch weniger Personen<br />

nutzen bisher Bildungsangebote. Zudem <strong>leben</strong><br />

auch jüdische Studierende und israelische Familien<br />

<strong>in</strong> Erlangen, die we<strong>der</strong> Gottesdienste<br />

besuchen noch Unterrichtsangebote nutzen.<br />

Wir müssen die religiösen Angebote für Menschen<br />

jüdischen Glaubens sowie <strong>der</strong>en Angehörige<br />

verbessern und die Vermittlung jüdischer<br />

Religion, Tradition und Kultur attraktiver<br />

gestalten.<br />

E<strong>in</strong> weiteres wichtiges Ziel ist <strong>der</strong> <strong>in</strong>terreligiöse<br />

Dialog mit allen Religionsgeme<strong>in</strong>schaften<br />

und <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>in</strong> unserer Region. Hier<br />

möchten wir mehr Wissen über das Judentum<br />

vermitteln und Verständnis und Toleranz erreichen.<br />

Das Bildungsangebot richtet sich an alle jüdischen<br />

und nichtjüdischen Menschen <strong>in</strong> Erlangen<br />

und im Landkreis.<br />

Unsere nächste Veranstaltung:<br />

Auge um Auge<br />

Am: 15. 12. 2013 um 11.30 Uhr, E<strong>in</strong>tritt frei<br />

Ort: Ge me<strong>in</strong>dehaus, Rathsbergerstraße 8b,<br />

91054 Erlangen<br />

Gibt es e<strong>in</strong>e Phrase, die von böswilligen Menschen<br />

häufiger im Zusammenhang mit dem<br />

Judentum zitiert wurde als „Auge um Auge“?<br />

Wie kaum e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Satz aus <strong>der</strong> Tora ist<br />

dieser sprichwörtlich geworden. So sprichwörtlich,<br />

dass niemand mehr weiß, dass die<br />

Unterstellung aus antijüdischer Polemik<br />

stammt. Diese behauptet, das Judentum sei<br />

e<strong>in</strong>e Religion, die nach dem Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Vergeltung<br />

Recht spricht, im Gegensatz zum<br />

Christentum, dem das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Nächstenliebe<br />

zugrunde liege. Wir werden zeigen, dass<br />

es sich bei <strong>der</strong> üblichen Auslegung des Bibelwortes<br />

um e<strong>in</strong>e Verzerrung und böswillige<br />

Verdrehung se<strong>in</strong>es wahren S<strong>in</strong>nes handelt.<br />

Um auf den 60. Geburtstag <strong>der</strong> UN-Menschenrechte<br />

aufmerksam zu machen, schuf<br />

<strong>der</strong> Künstler Richard Hill<strong>in</strong>ger 2008 bronzene<br />

Tauben. Seither fliegen sie mit e<strong>in</strong>em Olivenzweig<br />

im Schnabel als Symbol für den Frieden<br />

durch die Welt. Dieser schöne Brauch erreichte<br />

nun auch die Jüdische Kultusgeme<strong>in</strong>de<br />

Erlangen, wo sie den Namen „Yonat Hatschuwa“<br />

erhielt. Yonat heißt Taube und Hatschuwa<br />

hat die Bedeutungen: Antwort auf e<strong>in</strong>e Frage,<br />

Rückkehr, etwas Neues mitbr<strong>in</strong>gen.<br />

Von uns aus fliegt Yonat Hatschuwa <strong>in</strong> die<br />

Geme<strong>in</strong>den des Landkreises Erlangen-Höchstadt,<br />

um sich dort auf den Plätzen <strong>der</strong> ehemaligen<br />

Synagogen nie<strong>der</strong>zulassen. Danach wird<br />

Übergabe <strong>der</strong> Friedenstaube, v. l<strong>in</strong>ks: Ester Klaus, Vorsitzende <strong>der</strong> Jüdischen Kultusgeme<strong>in</strong>de Erlangen,<br />

Eberhard Irl<strong>in</strong>ger, Landrat des Landkreises Erlangen-Höchstadt, Rabb<strong>in</strong>er Dani Danieli und Christof Eberstadt,<br />

Beauftragter <strong>der</strong> Jüdischen Kultusgeme<strong>in</strong>de Erlangen für die alte jüdische Geme<strong>in</strong>de.<br />

Jüdisches Leben <strong>in</strong> Bayern · Nr. 123/2013 23

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