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Kanzlei & Persönliches<br />

Unternehmensberatung<br />

Sanierungsberatung<br />

Insolvenz<br />

als Chance<br />

Das neue Insolvenzrecht zielt darauf ab, mehr Firmen zu sanieren, statt<br />

zu zerschlagen. Doch die Hür<strong>de</strong>n für ein erfolgreiches Verfahren sind<br />

hoch. Wie Steuerberater bei einer Sanierung unterstützen können.<br />

Alexan<strong>de</strong>r Kästle, <strong>de</strong>rzeit Sachwalter <strong>de</strong>r<br />

Kurt Schäfer Maschinenbau GmbH im ba<strong>de</strong>nwürttembergischen<br />

Reutlingen, zeigt sich<br />

zuversichtlich: „Wir gehen davon aus, die<br />

Zukunft <strong>de</strong>s Traditionsunternehmens trotz<br />

<strong>de</strong>r Insolvenz sichern zu können.“ Die Firma<br />

mit 72 Mitarbeitern musste im Juli vergangenen<br />

Jahres Insolvenz anmel<strong>de</strong>n. Ursache war<br />

ein dramatischer Umsatzrückgang im ersten<br />

und zweiten Quartal <strong>de</strong>s Jahres.<br />

Es zeichnete sich ab, dass <strong>de</strong>r Betrieb schnell<br />

in Zahlungsschwierigkeiten kommen wür<strong>de</strong>.<br />

Geschäftsführer David Adam stellte einen<br />

Insolvenzantrag mit Eigenverwaltung beim<br />

Amtsgericht. Die Richter winkten sein Vorhaben<br />

durch und ernannten Rechtsanwalt<br />

Kästle als Sachwalter. Inzwischen ist die<br />

Sanierung fast abgeschlossen. „Die Umstrukturierungsmaßnahmen<br />

greifen. Die Firma<br />

erzielt wie<strong>de</strong>r ein positives Betriebsergebnis“,<br />

sagt Kästle.<br />

Schnelle Reaktion<br />

verhin<strong>de</strong>rte Zahlungsunfähigkeit<br />

Zum Gelingen hat wesentlich beigetragen,<br />

dass die Geschäftsführung schnell reagiert<br />

hat. Die Zahlungsunfähigkeit war noch nicht<br />

eingetreten. Deshalb blieben für die Sanierung<br />

noch alle Wege offen.<br />

Ähnlich war das bei <strong>de</strong>r Druckerei Richard<br />

Conzelmann in Albstadt (Ba<strong>de</strong>n-Württemberg),<br />

die RA Kästle, Partner <strong>de</strong>r Kanzlei<br />

Hirt und Teufel aus Rottweil am Neckar,<br />

als Insolvenzverwalter betreut. „Aufgrund<br />

<strong>de</strong>ssen, dass auch hier rechtzeitig ein Insolvenzantrag<br />

gestellt wur<strong>de</strong>, besteht durchaus<br />

eine positive Fortführungsprognose für das<br />

Unternehmen“, sagt Kästle.<br />

Keine Einzelfälle: Seit das Gesetz zur Erleichterung<br />

<strong>de</strong>r Sanierung von Unternehmen<br />

(ESUG) Anfang März vergangenen Jahres in<br />

Kraft getreten ist, zielt das Insolvenzrecht<br />

darauf ab, Firmen zu sanieren, statt sie zu<br />

zerschlagen. Das Instrument <strong>de</strong>r Eigenverwaltung<br />

wur<strong>de</strong> dazu gestärkt und das Schutzschirmfahren<br />

neu eingeführt.<br />

Die Regierung verfolgt mit <strong>de</strong>r Reform zwei<br />

wesentliche Ziele. „Es soll zum einen erreicht<br />

wer<strong>de</strong>n, dass Unternehmer in Krisensituationen<br />

frühzeitig reagieren und Maßnahmen<br />

zur Sanierung ergreifen. Zum an<strong>de</strong>ren aber<br />

geht es um Scha<strong>de</strong>nsbegrenzung“, erklärt<br />

RA Richard Sommer, Fachanwalt für Insolvenzrecht<br />

(FAInsR) in Ofterdingen (Ba<strong>de</strong>n-<br />

Württemberg). Schließlich haben die Unternehmer<br />

ihre Gläubiger, Mitarbeiter und<br />

vielfach auch ihre Kun<strong>de</strong>n bereits in Mitlei<strong>de</strong>nschaft<br />

gezogen. Wird die Firma aufgelöst<br />

o<strong>de</strong>r zerschlagen, stellen sie sich in <strong>de</strong>r Regel<br />

noch schlechter als bei Weiterführung <strong>de</strong>r<br />

Firma durch die bisherige Führungsspitze.<br />

Allerdings haben bisher nur wenige Unternehmen<br />

von <strong>de</strong>n Neuregelungen profitiert.<br />

Schätzungsweise 150 Firmen schlüpften im<br />

vergangenen Jahr unter einen Schutzschirm.<br />

„Viele Unternehmer sind sich über die neuen<br />

Chancen <strong>de</strong>r Sanierung noch nicht bewusst<br />

und wen<strong>de</strong>n sich nach wie vor zu spät an<br />

einen Berater“, kommentiert Sommer. Denn<br />

das Schutzschirmverfahren setzt voraus, dass<br />

die Zahlungsunfähigkeit noch nicht eingetreten<br />

ist. „Diesen Zeitpunkt verpassen viele<br />

Firmenchefs“, so Sommer.<br />

„Mittelständische Unternehmen<br />

vernachlässigen Controlling“<br />

StB/RA/FAInsR Cornelius Nickert aus Offenburg<br />

(Ba<strong>de</strong>n-Württemberg) hat sich mit seiner<br />

Kanzlei auf die Insolvenzberatung spezialisiert<br />

und bestätigt das. „Insbeson<strong>de</strong>re<br />

mittelständische Unternehmer vernachlässigen<br />

vielfach ihr Controlling. Sie erstellen<br />

we<strong>de</strong>r eine Liquiditäts- noch eine Umsatzo<strong>de</strong>r<br />

Finanzplanung“, weiß Nickert (siehe<br />

Interview S. 36). Im Ernstfall ist das fatal,<br />

weil erste Anzeichen einer Krise übersehen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Nachlässigkeiten in <strong>de</strong>r Geschäftsführung<br />

sind allerdings nur ein Grund für späte<br />

Insolvenzanmeldungen. Nach einer Umfra-<br />

34 SteuerConsultant 2 _ 13 www.steuer-consultant.<strong>de</strong>

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