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ge <strong>de</strong>s Kreditversicherers Euler Hermes<br />
unter Insolvenzverwaltern vertrauen 96<br />
Prozent <strong>de</strong>r Unternehmer darauf, dass sich<br />
ihre Situation von alleine wie<strong>de</strong>r verbessert.<br />
95 Prozent haben Angst vor Bloßstellung im<br />
Bekannten- und Freun<strong>de</strong>skreis und zögern<br />
<strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>n Gang zum Insolvenzgericht so<br />
lange wie möglich hinaus.<br />
Steuerberater müssen<br />
Mandanten frühzeitig warnen<br />
„Steuerberatern obliegt hier eine Frühwarnfunktion“,<br />
sagt Nickert. <strong>Als</strong> externe Dritte<br />
erkennen sie oftmals noch vor <strong>de</strong>m Mandanten<br />
anhand <strong>de</strong>r Betriebswirtschaftlichen<br />
Auswertungen und Bilanzen, wenn die Firmen<br />
auf ein Desaster zusteuern. Die Firmenchefs<br />
darauf hinzuweisen, ist für je<strong>de</strong>n<br />
Steuerberater Pflicht. Ihnen weitere Hilfestellungen<br />
zu geben, die Kür.<br />
Unterm Strich damit Anlass genug, sich<br />
einen Einblick in die Grundzüge <strong>de</strong>s neuen<br />
Schutzschirmverfahrens und die ersten praktischen<br />
Erfahrungen zu verschaffen (siehe<br />
Kasten unten „Die Frist läuft“). Grundsätzlich<br />
Terminplan: Die Frist läuft<br />
sind verschie<strong>de</strong>ne Anlässe für die Insolvenz<br />
zu unterschei<strong>de</strong>n. Erstens: Das Unternehmen<br />
ist überschul<strong>de</strong>t. Das be<strong>de</strong>utet: Die Verbindlichkeiten<br />
sind höher als das Vermögen, die<br />
Passiva damit höher als die Aktiva. Zweitens:<br />
Es zeichnet sich ab, dass die Firma ihre Schul<strong>de</strong>n<br />
nicht mehr termingerecht begleichen<br />
kann – <strong>de</strong>finiert als drohen<strong>de</strong> Zahlungsunfähigkeit.<br />
Einfach gesagt: Die Geldbestän<strong>de</strong> plus <strong>de</strong>r<br />
liqui<strong>de</strong>n Zugänge innerhalb <strong>de</strong>r nächsten drei<br />
Wochen <strong>de</strong>cken weniger als 90 Prozent <strong>de</strong>r<br />
fälligen Verbindlichkeiten. Und drittens: Die<br />
Zahlungsunfähigkeit ist bereits eingetreten.<br />
In diesem Fall muss die Geschäftsführung<br />
sofort Insolvenz anmel<strong>de</strong>n. Ausnahme: Es<br />
bestehen Indikatoren, dass die Zahlungsfähigkeit<br />
noch gesichert wer<strong>de</strong>n kann. Die Frist<br />
dafür beträgt drei Wochen. Versäumnisse<br />
führen zur Insolvenzverschleppung – das<br />
ist strafbar.<br />
Das neue Schutzschirmverfahren können nur<br />
Firmenchefs nutzen, die überschul<strong>de</strong>t, aber<br />
noch nicht zahlungsunfähig sind. Die Vorteile<br />
dieses Sanierungsinstruments gegenüber<br />
Bei drohen<strong>de</strong>r Zahlungsunfähigkeit o<strong>de</strong>r Überschuldung können Unternehmer<br />
vom Schutzschirmverfahren profitieren. Der Firmenchef hat drei<br />
Monate Zeit, einen Sanierungsplan zu erstellen. Der Terminplan:<br />
Eva-Maria<br />
Neuthinger<br />
ist Diplom-Kauffrau<br />
und arbeitet als freie<br />
Wirtschaftsjournalistin<br />
für Magazine und<br />
Zeitungen. Sie hat sich<br />
auf die Themenfel<strong>de</strong>r<br />
Unternehmensführung und Steuern<br />
spezialisiert.<br />
E-Mail: eva.neuthinger@t-online.<strong>de</strong><br />
einem regulären Planverfahren: Der Unternehmer<br />
behält die Zügel in <strong>de</strong>r Hand. Es wird<br />
ihm vom Gericht nur ein sogenannter Sachwalter<br />
zur Seite gestellt, <strong>de</strong>r ihn unterstützt<br />
und kontrolliert. Dieser tritt quasi an die Stelle<br />
<strong>de</strong>s Insolvenzverwalters. „Der Unternehmer<br />
hat sogar das Recht, einen bestimmten<br />
Sachwalter vor Gericht vorzuschlagen“, so<br />
Sommer. Stimmt <strong>de</strong>ssen Qualifikation, wer<strong>de</strong>n<br />
die Richter <strong>de</strong>m Vorschlag zustimmen.<br />
Außer<strong>de</strong>m besteht keine Publizitätspflicht.<br />
So war es zum Beispiel bei <strong>de</strong>r Sanierung <strong>de</strong>r<br />
Firma Helia La<strong>de</strong>nbau im ba<strong>de</strong>n-württembergischen<br />
Oberkirch-Nußbach, die als eine <strong>de</strong>r<br />
ersten Unternehmen vom Schutzschirmverfahren<br />
Gebrauch machte.<br />
Unter Überwachung <strong>de</strong>s Sachwalters kann<br />
<strong>de</strong>r Firmenchef dann innerhalb von drei<br />
Monaten selbst ein Sanierungskonzept erstellen,<br />
das später als Insolvenzplan umgesetzt<br />
wird.<br />
Ein Kun<strong>de</strong> zahlt seine Rechnung nicht<br />
pünktlich. Es droht Zahlungsunfähigkeit.<br />
Noch können die Verbindlichkeiten<br />
<strong>de</strong>r Firma fristgerecht beglichen wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Unternehmer schaltet einen Berater<br />
ein. Gemeinsam mit <strong>de</strong>m Experten analysiert<br />
er die Situation.<br />
Was hat zur Krise geführt?<br />
Welche Maßnahmen können ergriffen<br />
wer<strong>de</strong>n, um diese zu überwin<strong>de</strong>n?<br />
Besteht eine positive Fortführungsprognose<br />
für das Unternehmen?<br />
Falls ja: Der Unternehmer engagiert<br />
innerhalb <strong>de</strong>r nächsten Tage einen in<br />
Insolvenzsachen erfahrenen Steuerberater,<br />
Wirtschaftsprüfer o<strong>de</strong>r Rechtsanwalt.<br />
Er muss eine positive Fortführungsprognose<br />
bescheinigen.<br />
Bis zu 3 Wochen später: Antrag auf<br />
Eröffnung <strong>de</strong>s Insolvenzverfahrens mit<br />
Schutzschirmverfahren wegen drohen<strong>de</strong>r<br />
Zahlungsunfähigkeit beim Amtsgericht.<br />
1 Woche später: Das Gericht ernennt auf<br />
Vorschlag <strong>de</strong>s Unternehmers einen vorläufigen<br />
Sachwalter, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Unternehmer<br />
unterstützend begleitet.<br />
Bis zu 3 Monate später:<br />
Die Mitarbeiter erhalten Insolvenzgeld.<br />
Es besteht Vollstreckungsschutz durch<br />
die Gläubiger.<br />
Unternehmer behält die Kontrolle über<br />
das Unternehmen.<br />
Gemeinsam mit <strong>de</strong>m Berater bzw. Insolvenzverwalter<br />
wird ein Sanierungskonzept<br />
erstellt.<br />
6 Monate später: Der Insolvenzplan wird<br />
von <strong>de</strong>r Gläubigerversammlung genehmigt,<br />
Verfahren wird aufgehoben.<br />
Unternehmer braucht<br />
qualifizierten Berater<br />
Ohne qualifizierten Berater wird allerdings<br />
kaum ein Unternehmer diese schwierige<br />
Aufgabe erfüllen können. „Ein solches Konzept<br />
zu erstellen, erfor<strong>de</strong>rt Erfahrung sowie<br />
fundierte betriebswirtschaftliche und rechtliche<br />
Kenntnisse“, erklärt StB Jörg Reimer<br />
in Aachen. Der Experte ist Vorstand <strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>utschlandweit agieren<strong>de</strong>n Curator AG<br />
Steuerberatungsgesellschaft. Verschie<strong>de</strong>ne<br />
Insolvenzverwalter, Rechtsanwälte sowie<br />
Steuerberater beraten interdisziplinär insolvenzgefähr<strong>de</strong>te<br />
Unternehmen.<br />
Zum Beispiel sind die Gläubiger vom Vorhaben<br />
zu überzeugen, um <strong>de</strong>n Geschäftsbetrieb<br />
aufrechtzuerhalten – sie müssen<br />
<strong>de</strong>m Sanierungsplan zustimmen. Während<br />
<strong>de</strong>r Planungsphase dürfen sie beim Schutzschirmverfahren<br />
keine Vollstreckungsmaßnahmen<br />
einleiten.<br />
Zu<strong>de</strong>m sollten frühzeitig rechtssichere<br />
Vereinbarungen über Altverbindlichkeiten<br />
www.steuer-consultant.<strong>de</strong><br />
2 _ 13 SteuerConsultant 35