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MediaDas Magazin für die österreichische Entertainment ...

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filmbiz<br />

„Es ist meiner<br />

Meinung nach kein<br />

erstrebenswertes<br />

Ziel, Festival-<br />

Erfolge zu erzielen<br />

und gleichzeitig<br />

am Kino vorbei zu<br />

produzieren.“<br />

werden – bis zum Praktikanten von der Uni. Dem 400<br />

Euro pro Monat anzubieten ist gelinde gesagt eine<br />

Frechheit. Wer arbeitet für 2,30 Euro pro Stunde?<br />

Sie waren jahrzehntelang an der Spitze der Filmförderung.<br />

Wie beurteilen Sie den Status quo?<br />

SCHEDL: Der geförderte Film entfernt sich immer<br />

mehr vom Markt. Es ist meiner Meinung nach kein<br />

erstrebenswertes Ziel, Festival-Erfolge zu erzielen<br />

und gleichzeitig am Kino vorbei zu produzieren.<br />

Man hört das Kino sei tot, der amerikanische Film<br />

überwuchere alles, kann sein, dass das da und dort<br />

stimmt, aber niemand spricht über Inhalte. WenN <strong>die</strong><br />

nicht interessieren gibt es kein Publikum, egal ob für<br />

amerikanischen oder österreichischen Content. Dass<br />

es einmal österreichische Filme im Kino gegeben<br />

hat, in <strong>die</strong> 700.000 Leute reinmarschiert sind, kann<br />

man sich heute nicht mehr vorstellen. Es kommen<br />

derzeit auch zu viele österreichische Filme pro Jahr<br />

ins Kino. Eine Anekdote zum Schluss: Ich kann mich<br />

gut erinnern mit welcher Abneigung man im ORF zu<br />

Beginn über Projekte von Haneke gesprochen hat.<br />

Jahre später ist man überrascht, wie gut <strong>die</strong> Filme<br />

im Hauptabend funktionieren. Man muss sich auch<br />

und gerade heute einfach mehr zutrauen …<br />

Teufelsgeiger als<br />

Rockstar<br />

Als Teufeslgeiger wurde Niccolo Paganini bezeichnet, naheliegend in dessen Biopic den heutigen<br />

Geigenvirtuosen David Garrett für <strong>die</strong> Rolle zu wählen. Wie stylt man <strong>die</strong>sen Frauenschwarm?<br />

Für <strong>die</strong> renommierte Kostümbildnerin und Obfrau des VÖF (Verband öst. FilmausstatterInnen)<br />

Birgit Hutter ein klarer Fall, nämlich als Rockstar. Welchen Anteil das Kostümdesign am Erfolg<br />

eines Films hat, erklärt sie im FSM-Interview.<br />

Birgit Hutter<br />

stu<strong>die</strong>rte Malerei an der Hochschule für Angewandte<br />

Kunst in Wien sowie an der Art Students League in New<br />

York City. Zudemabsolvierte sie ein Studiumder Theaterwissenschaft<br />

an der Wiener Universität.<br />

Sie arbeitete als Assistentin bei Vivienne Westwood und<br />

Marc Bohan und nahmLehraufträge an der Hochschule<br />

für Angewandte Kunst Wien wahr.<br />

Auszug ihrer Arbeiten:<br />

Goethe!, Nordwand, Klimt, Gripsholm, Böses Erwachen,<br />

Salzbaron, Das weite Land, Die blassblaue Frauenhandschrift,<br />

King Arthur, Lucio Silla, Rebecca<br />

David Garrett spielt Paganini. Wie kann man als<br />

Kostümbildnerin eine klischeehafte Assoziation<br />

unterbinden, wenn man <strong>die</strong>se Konstellation hört?<br />

BIRGIT HUTTER: Obwohl ich schon lange in <strong>die</strong>sem<br />

Bereich arbeite, versuche ich jedes Projekt komplett<br />

neu zu sehen. Bei <strong>die</strong>ser Figur drängte sich sofort<br />

der ‚Rockstar’ auf und so brauchte ich dafür nur <strong>die</strong><br />

notwendigen Teile, in <strong>die</strong>sem Fall wählte ich einen<br />

bodenlangen, schwarzen Pelzmantel und Sonnenbrillen<br />

– et voilà das Bild ward geboren.<br />

Wie gehen Sie in Ihrer Arbeit an historischen Stoffen<br />

vor: bleiben Sie komplett in der Zeit oder kann<br />

man <strong>die</strong> Kostüme auch zeitgemäß gestalten?<br />

HUTTER: Das kommt auf das Projekt an: wenn zB.<br />

eine Oper modern inszeniert wird, werden auch<br />

<strong>die</strong> Sänger dementsprechend gestylt, umgekehrt<br />

bei historisierenden Filmen, wo dann schon jedes<br />

Bändchen in <strong>die</strong> Zeit passen muss. Aber auch dabei<br />

kann man sich behelfen, ich habe zB. für den Film<br />

über Gustav Klimt Vintagekleider für <strong>die</strong> Hauptdarstellerin<br />

Veronica Ferres genommen und sie entsprechend<br />

gestylt. Film ist ein visuelles Medium und<br />

wir Kostümbildner machen das Storytelling über <strong>die</strong><br />

Kleidung. Man muss den Spirit spüren und sich nicht<br />

sklavisch an historische Vorgaben halten.<br />

Woher beziehen Sie Ihre Materialien?<br />

HUTTER: Nachdem ich schon so lange in der Branche<br />

bin, kenne ich <strong>die</strong> besten Fundi und zwar international.<br />

Österreichweit kommt ein großes Problem<br />

auf uns zu und zwar aufgrund des Spardrucks.<br />

Es wird weniger produziert und daher sind auch<br />

<strong>die</strong> Zulieferer immer stärker gefährdet. An der Peripherie<br />

hat der Niedergang schon längst begonnen,<br />

Kostümverleihe müssen schließen, können nicht<br />

mehr <strong>die</strong> erforderlichen Materialien liefern, es gibt<br />

keine Ausbildung mehr, es wird immer schwieriger<br />

sehr gute SchneiderInnen zu beauftragen, ich sehe<br />

relativ schwarz für <strong>die</strong> österreichische Filmwirtschaft.<br />

Wieviel Prozent im Filmbudget kann man für<br />

das Kostümdesign rechnen?<br />

26 | Film Sound & Media

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