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MediaDas Magazin für die österreichische Entertainment ...

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BÜCHER, DVD & CO<br />

Eiskalter Engel<br />

Wie in demberühmten Filmmit demjungen Alain Delon<br />

in seiner Paraderolle als undurchschaubarer Ganove<br />

ist <strong>die</strong>se Novelle aufgebaut: präzise Beschreibungen der<br />

verschiedenen Stadtteile Paris, Personen, <strong>die</strong> einemkalt<br />

lassen und mittendrin eine Verrückte. Unkonventioneller<br />

Stil, gewöhnlicher Plot, herausfordernde Perspektivenwechsel,<br />

Sehr spannend.<br />

Julia Deck: „Viviane Elisabeth Fauville“<br />

(Wagenbach)<br />

Drum prüfe, wer sich bindet<br />

Ein Roman des Spätberufenen Autors Louis Begley ist<br />

ein wenig wie <strong>die</strong> früheren Woody Allen-Filme: man<br />

weiß, was einemerwartet und freut sich darauf. Der<br />

Ich-Erzähler trifft eine ehemalige Bekannte, <strong>die</strong> vor ihm<br />

ihr Leben ausbreitet: begütert aufgewachsen (Haus<br />

in den Hamptons, Paris-Aufenthalte, Nächtigungen<br />

imLondoner Savoy) lässt sie kein gutes Haar an ihren<br />

Exmann, der mithilfe ihres Gelds sich zumParvenü<br />

entwickelte. Liest sich schnell, trifft vieles auf den Kopf<br />

und gibt Einblick in <strong>die</strong> New Yorker High-Society<br />

Louis Begley: „Erinnerungen an eine Ehe“ (Suhrkamp)<br />

Reiseerinnerungen<br />

Leider geht ja <strong>die</strong> Eigenschaft älteren Menschen beimErzählen zu zuhören immer<br />

mehr verloren, dabei kann <strong>die</strong>s solch eine gute Unterhaltung sein. 3 bekannte<br />

Männer waren auf reisen und berichten darüber höchst unterschiedlich.<br />

1921 reiste der später weltberühmte Autor John<br />

Dos Passos durch den Orient - schon damals eine<br />

hochexplosive Gegend - und hielt seine Eindrücke in<br />

einemTagebuch fest. Diese abenteuerliche Reise führte<br />

den damals 25-Jährigen von der Türkei über Georgien,<br />

Armenien, den Iran und den Irak bis nach Syrien. Sein<br />

packender Bericht liest sich wie eine Mischung aus<br />

Abenteuerroman und der hellsichtigen Analyse eines<br />

dramatischen Umbruchs, der bis heute fortwirkt.<br />

Etwas später im20. Jahrhundert und doch öfters<br />

als erster imjeweiligen Land war der deutsche<br />

Journalist Gerd Ruge unterwegs. Seine wichtigsten<br />

Stationen als Korrespondent waren <strong>die</strong><br />

Sowjetunion, <strong>die</strong> USA und China. In seinemBuch<br />

berichtet er von den Begegnungen mit großen<br />

Politikern wie Robert Kennedy, Willy Brandt<br />

oder Michail Gorbatschow wie auch mit den<br />

einfachen Menschen vor Ort. Mit leisemHumor<br />

berichtet er auch über <strong>die</strong> Namensfindung von ‚Amnesty International’. Pflichtlektüre<br />

für alle an Zeitgeschichte Interessierten.<br />

Ganz auf den deutschsprachigen Raumkonzentriert<br />

sich einer der bekanntesten Literaturkritiker,<br />

nämlich Hellmuth Karasek. Mit seiner tiefen<br />

Stimme und viel Schalk imNacken werden dem<br />

Zuhörer Episoden aus demLeben eines Reisenden<br />

vorgetragen. Warumer in Salzburg unbedingt<br />

dunkle Seidenstrümpfe brauchte oder wie ihm<strong>die</strong><br />

Dame an der Hotelrezeption , <strong>die</strong> ihn permanent<br />

“Karadzic” nennt, fast zu einemGewaltausbruch bringt. Sehr komisch und sehr viel<br />

Nachvollziehbares ist aus seinen Erinnerungen herauszuhören.<br />

John Dos Passos: „Orient-Express (Nagel und Kimche) Gelesen von Volker<br />

Hanisch (Hörbuch Hamburg)<br />

Gerd Ruge: „Unterwegs“ (Hanser) Gelesen von Hans Henrik Wöhler<br />

(Osterwold)<br />

Hellmuth Karasek: „Auf Reisen“. (Hoffmann und Campe)<br />

Der Floh war schuld<br />

Man merkt, dass Hauptdarstellerin Glenn Close<br />

<strong>die</strong>se Hosenrolle auch schon amBroadway spielte,<br />

denn ihre Darstellung ist sehr getragen, ernst und<br />

langsam, gleichzeitig wunderbare Schauspielkunst.<br />

Die Geschichte einer als Mann verkleideten Frau,<br />

<strong>die</strong> als Butler in einemLuxushotel in Dublin, Ende<br />

des 19. Jahrhunderts arbeitet und erst durch einen<br />

Floh so etwas wie ein Outing wagt, hat einiges zu<br />

bieten : verquere Liebe, Abhängigkeiten, Heuchlerei<br />

und natürlich viel Pompanz. Die Ausstattung ist<br />

ästhetisch hinreißend, <strong>die</strong> Kostüme zumNiederknien und auch <strong>die</strong> restliche Schauspielerriege<br />

(vor allemJanet McTeer) spielen herzergreifend.<br />

„Albert Nobbs“ (Arthaus) R: Rodrigo Garcia<br />

Nucky muss leiden<br />

Mittlerweile braucht es nicht mehr <strong>die</strong><br />

Strahlkraft des Namen Martin Scorsese, um<strong>die</strong><br />

TV-Serie „Bordwalk Empire“ zu promoten. Nucky<br />

Thompson (Steve Buscemi) lässt wie gewohnt,<br />

alle Versuche ihn abzusetzen (sehr euphemistisch,<br />

wenn man bedenkt, dass <strong>die</strong> Geschichte im<br />

Gangstermilieu spielt), an sich abperlen, streicht<br />

fast nachlässig den Hut gerade und begibt sich<br />

aufs Neue in Gefahr. Die Schlimmste aber kommt<br />

von der eigenen Familie! Auch wenn man eventuell<br />

an den verschiedenen Erzählsträngen weniger<br />

interessiert ist, so überwältigen alleine <strong>die</strong> Bilder des Zuschauers Gehirn. Und<br />

der grandiose Soundtrack. Mit hohemProduktionsniveau und viel Prominenz, mit<br />

verknoteten Tragö<strong>die</strong>n und ausführlichen TV-Erzählstunden ist „Boardwalk Empire“ -<br />

wie alle Spitzenproduktionen des US-Serienbooms - ein SpielfilmimDickens-Format.<br />

Scorsese übrigens, der in der ersten Folge Regie führte, bat sich heraus, <strong>die</strong>s auch in<br />

der letzten zu machen, aber bis dahin kommen noch mindestens 2 Staffeln.<br />

„Boardwalk Empire“ (Warner)<br />

Film Sound & Media |43

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