filmbiz Luftige Blickwinkel Offiziell sind Filmaufnahmen mit Drohnen in Österreich nicht erlaubt. Dennoch ist <strong>die</strong>se Film-Technik auch hierzulande sehr gefragt. Roland Furian, Geschäftsführer der innovativen steirischen Firma zepp-cam im Film, Sound & Media-Interview über <strong>die</strong> dringend notwendigen Regulierungen für eine Branche im Aufwind. Zepp-Cam-Team bei der Arbeit: Erhard Seidl, Roland Furian, Vincent Seidl Air-Cam V3 Filmaufnahmen mit Drohnen sind in den letzten Jahren ein sehr beliebtes Tool für Produktionen geworden. Wie ist <strong>die</strong> spezifische Situation dafür in Österreich? ROLAND FURIAN: Zuerst einmal verwenden wir und stellvertretend für einige Firmen in Österreich nicht den Ausdruck Drohnen. Dies klingt sehr negativ und ist in den Köpfen der Menschen eher eine Bedrohung. Außerdem halten wir uns an das bestehende Datenschutzgesetz, <strong>die</strong>ses regelt das Recht auf das eigene Bild. Wir sprechen von Multikoptern, <strong>die</strong> speziell adaptiert, zum Tragen von Kameras vorbereitet sind. Österreich ist im gesamten europäischen Raum das einzige Land, das über keine Regelung für unbemannte Luftfahrt verfügt. Noch nicht, denn an einer Novellierung eben <strong>die</strong>ses Luftfahrtgesetzes wird gearbeitet und wir gehen davon aus, dass es 2014 zu einer offiziellen Regulierung <strong>die</strong>ses spezifischen Teils der Luftfahrt kommen wird. Dies ist auch dringend notwendig. Was ist das Spezielle an Film-Aufnahmen mit Multikoptern? FURIAN: Speziell sind <strong>die</strong> Einsatzhöhen von einem Meter bis 150 Meter, sowie das extrem leise Betriebsgeräusch der Elektromotoren. Damit ergeben sich fantastische Blickwinkel und Möglichkeiten von Perspektiven, <strong>die</strong> mit Helikopteraufnahmen, so wie wir sie von diversen Filmen und Dokumentationen kennen, nichts zu tun und stehen somit auch nicht in Konkurrenz. Seit wann sind <strong>die</strong>se Film-Aufnahmen möglich? FURIAN: Begonnen hat es 1999. Ich gründete mit Erhard Seidl, Kameramann und innovativer Geist, <strong>die</strong> Fa. zepp-cam. Die ersten Aufnahmen führten wir mit einem neun Meter Zeppelin durch. (Daher auch der Name zepp-cam). Die Resultate waren gut, aber das Handling im Außenbereich eher umständlich. Es folgten kleinere Zeppeline, <strong>die</strong> in großen Hallen, mit Kameras bestückt, bestens funktionierten. Im Jahre 2006 war es dann soweit. Im Rahmen einer europaweiten open source – Community standen plötzlich Erfahrungswerte und Bauteile zur Verfügung, <strong>die</strong> absolut zur raschen Entwicklung beigetragen haben. Weiters war <strong>die</strong> Leistungssteigerung der Akku- und Antriebstechnik enorm. Entgegengekommen sind, bei unserem Wunsch Kameras in <strong>die</strong> Luft zu bringen, <strong>die</strong> immer leichter werdenden hochwertigen Kamerasysteme. Wir arbeiten ständig an Verbesserungen in punkto Kopter und Kameras, d.h. wir sind selbst sehr gespannt, was wir als nächstes unseren Kunden präsentieren können. Wie kann man sich <strong>die</strong>se Arbeit konkret vorstellen? FURIAN: Wir arbeiten meist im Team. Ein Pilot und ein Operator. Diese Arbeit erfordert ein hohes Maß an Konzentration und Training. In Absprache mit dem Regisseur oder dem verantwortlichen Kameramann werden Bewegungsabläufe bzw. Fahrten über Motive diskutiert, abgesprochen und durchgeführt. Ein Live Bild steht zur Verfügung, ebenso kann man einige Funktionen der Kameras per Funk steuern. Wir fliegen GPS gesteuert oder frei, je nach Bedarf. Der remote head kann um 360 Grad geschwenkt und um 90 Grad geneigt werden. Geflogen wird momentan ausschließlich auf Sicht mit einem Radius von 500 Metern.Zepp-Cam besitzt vier Kopter, einen für Fotoflüge mit der Canon 5D und drei weiter Kopter speziell abgestimmt für den Videobereich. Unser Topgerät, ein Oktokopter, fliegt mit einer Canon C300. Wie groß ist in Österreich <strong>die</strong>se Branche? FURIAN: Das kann ich nicht genau sagen. Momentan sind <strong>die</strong>se Art von Film – und Fotoaufnahmen verboten. Wir wissen davon, dass ausländische Unternehmen mit Multikoptern in Österreich fliegen. Dies sind Wettbewerbsverzerrungen und wesentliche Benachteiligungen österreichischer Gleichgesinnter, da <strong>die</strong> gesetzlichen Grundlagen in anderen EU Staaten bereits geschaffen wurden. Wir warten dringend auf eine Lösung von Seiten der zuständigen Behörde der Austrocontrol. Welche Projekte hat Ihre Firma zepp-cam bereits realisiert? FURIAN: Wir haben einige größere Projekte umgesetzt, darunter etwa Race Across Amerika mit Christoph Strasser, der in Rekordzeit zum dritten Mal <strong>die</strong>sen Bewerb gewann. Dieses spektakuläre Radrennen bildet den Inhalt für den Kinofilm „It`s All About“ der Produktionsfirma Groox Film. Zepp-Cams kamen ebenso beim Motorradrennen auf der Isle Of Man oder bei einem Husky-Bewerb auf dem Kaunertaler Gletscher zum Einsatz. Für eine Universum-Produktion der MR- Film sind wir in China und in Neapel über riesige Tomatenfelder geflogen, haben Plantagen und Kamelrennen in Katar gefilmt. Für eine weitere Universum Dokumentation, <strong>die</strong> sich mit der Klimaveränderung beschäftigt, gab es ebenso Flüge von uns. Realisiert wurden einige Imagefilme und Baudokumentationen, vorwiegend für große Projekte der ÖBB. 32 | Film Sound & Media
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