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Leben in Literatur zwischen Orient und Okzident. Else Lasker ...

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Yücel Aksan<br />

ward Saids <strong>Orient</strong>alismus Theorie4 schöpft das Abendland durch den Vergleich<br />

<strong>und</strong> die Projektion des <strong>Orient</strong>bildes neue Kraft <strong>und</strong> Inspiration, wobei die Darstellung<br />

des <strong>Orient</strong>s nur Geltung f<strong>in</strong>det, <strong>in</strong>dem das Abendland sich mit se<strong>in</strong>em<br />

eurozentrischen Blick aufwertet <strong>und</strong> den <strong>Orient</strong> degradiert. Nach Petra He<strong>in</strong>richs<br />

folgte<br />

die Stilisierung des <strong>Orient</strong>s als Gegenbild zur westlichen<br />

Welt[...]e<strong>in</strong>er Projektion, durch die der Westen sich e<strong>in</strong>es positiven<br />

Bildes se<strong>in</strong>er selbst versichern konnte. Da der <strong>Orient</strong> aus<br />

westlicher Sicht nicht im Stande gewesen sei, sich selbst zu repräsentieren,<br />

habe der Westen selbst ermächtigt die Rolle übernommnen,<br />

den <strong>Orient</strong> zu repräsentieren <strong>und</strong> zwar durch die Zuschreibung<br />

vere<strong>in</strong>heitlichter Negativ- Attribute. (He<strong>in</strong>richs 2011:<br />

57).<br />

Bei der Reproduktion des <strong>Orient</strong> geht es bei <strong>Else</strong> <strong>Lasker</strong>- Schüler nicht alle<strong>in</strong><br />

um die Beschreibung e<strong>in</strong>es konkreten fremden Ortes, es geht ihr darum, den<br />

Ort des Geschehens <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e weite Entfernung zu transferieren, um damit vielfältige<br />

literarische Möglichkeiten zu erlangen; so erf<strong>in</strong>det sie e<strong>in</strong>en <strong>Orient</strong>, der<br />

westliche Vorstellungen <strong>und</strong> Phantasien aktiviert.<br />

Dazu exemplifiziert Uta Grossmann:<br />

Die orientalischen Märchen s<strong>in</strong>d präsent als Assoziationsraum mit<br />

luxuriösen Palästen, <strong>in</strong> denen verschleierte Haremsdamen <strong>und</strong><br />

mächtige Sultane e<strong>in</strong> <strong>Leben</strong> <strong>in</strong> Reichtum <strong>und</strong> Verschwendung führen.<br />

Die Entfaltung opulenter Sprachbilder <strong>und</strong> rhythmisierender<br />

Elemente verstärkt die „orientalische" Atmosphäre; stellenweise<br />

nähert sich die Prosa der Lyrik. Die Fremde als Schauplatz<br />

schafft überdies Distanz zu e<strong>in</strong>er unbehaglichen Gegenwart.<br />

(Grossmann 2001: 217)<br />

Ihre Sachkenntnis orientalischer Orte <strong>und</strong> Gepflogenheiten ist immer wieder <strong>in</strong><br />

ihren Werken dokumentiert, die die Fasz<strong>in</strong>ation an Arabien <strong>und</strong> Ägypten früherer<br />

Zeiten zeigt. Mit der größten Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit sammelte sie Anregungen<br />

dieser Art aus dem Werk des <strong>Orient</strong>alisten <strong>und</strong> Dichters Friedrich Rückert <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong> den damaligen zeitgenössischen Museumssammlungen <strong>und</strong> Ausstellungen.<br />

Mit der Errichtung e<strong>in</strong>es <strong>Orient</strong>s aus realistischen <strong>und</strong> phantastischen Versatzstücken<br />

schafft sich <strong>Else</strong> <strong>Lasker</strong>- Schüler e<strong>in</strong>en ,imag<strong>in</strong>ären Raum’ <strong>in</strong> dem sie<br />

zunächst verschiedene weibliche Ich- Identifikationen durchspielen kann.<br />

Susanne Reiß- Suckow weitet die Bedeutung weiter aus, <strong>in</strong>dem sie die Ziele der<br />

Dichter<strong>in</strong> konkreter umschreibt <strong>und</strong> im Vergleich mit den französischen Symbolisten,<br />

deren Exotismus oftmals als „ästhetizistische Flucht <strong>in</strong> orientalische<br />

Träumereien zu werten ist“ (Reiß-Suckow 1997: 325), als e<strong>in</strong>em <strong>Leben</strong>sraum<br />

4 Edward W. Said: <strong>Orient</strong>alismus, Frankfurt/M- Berl<strong>in</strong>- Wien 1981.<br />

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