zkm_gameplay - Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe
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Gold Extra<br />
Frontiers<br />
2006—2012<br />
—<br />
Computerspielmodifikation<br />
basierend auf Half-Life 2 (2004),<br />
PC<br />
—<br />
Frontiers hat einen ernsten politischen<br />
Hintergr<strong>und</strong>: Das Thema des Ego-Shooters<br />
ist die Flüchtlingssituation an den<br />
Grenzen Europas.<br />
Das Spiel zeigt die Brennpunkte einer<br />
Flüchtlingsroute, die von Subsahara-<br />
Afrika nach Europa führt: Die SpielerInnen<br />
erleben vier verschiedene Grenzsituationen<br />
<strong>und</strong> einen (alp)traumhaften Raum<br />
mit dokumentarischen Materialien, die<br />
die KünstlerInnen während ihrer Recherchen<br />
vor Ort zusammengetragen haben.<br />
Die SpielerInnen können verschiedene<br />
Perspektiven wählen: Sie können sich zwischen<br />
der Rolle des Flüchtlings oder jener<br />
der Grenzwache entscheiden.<br />
Für Frontiers modifiziert die österreichische<br />
Gruppe Gold Extra eine bestehende<br />
Spielsoftware, nämlich Half-Life 2, <strong>und</strong><br />
deutet auf diese Weise herkömmliche<br />
Spielstrategien von Ego-Shooter-Spielen<br />
um. Frontiers ist ein sogenanntes Serious<br />
Game – ein ernstes Spiel –, das eine deutliche<br />
aufklärerische Haltung transportiert.<br />
Gold Extra: Tobias Hammerle, Georg<br />
Hobmeier, Sonja Prlić <strong>und</strong> Karl Zechenter.<br />
—<br />
Foto: courtesy of Gold Extra<br />
Jens M. Stober (*1986)<br />
1378(km)<br />
2010<br />
—<br />
Computerspielmodifikation<br />
basierend auf Half-Life 2 (2004),<br />
PC<br />
—<br />
Der Spieler wird in dem Serious Game<br />
1378(km) an unterschiedliche innerdeutsche<br />
Grenzabschnitte in das Jahr 1976<br />
versetzt. Dabei ist es dem Spieler möglich,<br />
die Rolle eines Grenzsoldaten der DDR<br />
oder die eines Republikflüchtlings einzunehmen.<br />
In detailliert nachgebauten<br />
Szenarien an den jeweiligen Grenzabschnitten<br />
zwischen der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschlands <strong>und</strong> der Deutschen Demokratischen<br />
Republik, kann die Situation<br />
an der deutsch-deutschen Grenze in der<br />
Form eines Ego-Shooters nachempf<strong>und</strong>en<br />
werden.<br />
Gewinnen kann man das Spiel nur, wenn<br />
man nicht schießt. Erschießt man in der<br />
Rolle eines Grenzsoldaten einen Flüchtling,<br />
finden sich die SpielerInnen in einem<br />
Gerichtssaal wieder. In einem Mauerschützenprozess<br />
werden sie zur Verantwortung<br />
<strong>für</strong> ihre Handlungen gezogen.<br />
1378(km) ist als studentisches <strong>Kunst</strong>projekt<br />
mit aufklärerischem Charakter an der<br />
Staatlichen Hochschule <strong>für</strong> Gestaltung in<br />
<strong>Karlsruhe</strong> im GameLab entstanden.<br />
1378(km) sollte zum Tag der Deutschen<br />
Einheit 2010 veröffentlicht werden. Das<br />
<strong>Kunst</strong>projekt löste eines Skandal aus, der<br />
insbesondere durch die negative Berichterstattung<br />
der BILD-Zeitung angestoßen<br />
worden ist, die das Spiel als »widerwärtig«<br />
bezeichnete. Die Angehörigen der Opfer<br />
der Todesgrenze fühlten sich teilweise<br />
verletzt, was zu einer Anzeige gegen den<br />
Autor Jens M. Stober wegen Volksverhetzung<br />
führte. Die Anzeige gegen den<br />
Studenten wurde fallen gelassen <strong>und</strong> die<br />
Berichterstattung der BILD-Zeitung vom<br />
deutschen Presserat in der Folge missbilligt.<br />
—<br />
Foto: courtesy of Jens M. Stober<br />
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