24.01.2014 Aufrufe

Geschichte der Schweinezucht in Oberbayern bis 2013

Geschichte der Schweinezucht in Oberbayern bis 2013

Geschichte der Schweinezucht in Oberbayern bis 2013

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Schwe<strong>in</strong>ezucht</strong> <strong>in</strong> <strong>Oberbayern</strong><br />

Grün<strong>der</strong>absichten<br />

1910 wurde <strong>in</strong> <strong>Oberbayern</strong> die planmäßige Re<strong>in</strong>zucht<br />

begonnen. Hierzu wurden im Verband organisiert<br />

aus den vielen Landschlägen Schwe<strong>in</strong>e selektiert,<br />

welche den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Erzeuger, Verarbeiter<br />

und Verbraucher entsprachen. Die wertvollsten<br />

Tiere wurden <strong>in</strong>s Herdbuch aufgenommen und ihre<br />

Abstammung gesichert. Das Deutsche veredelte<br />

Landschwe<strong>in</strong> setzte sich fast ausschließlich durch.<br />

Dieses Schwe<strong>in</strong> war kurz, rumpfig und sehr robust.<br />

Die über Jahrzehnte lukrative Zucht wurde 1960 von<br />

fast 100 Betrieben, großen Gütern, betrieben. Die<br />

Züchter aus <strong>Oberbayern</strong> s<strong>in</strong>d beim Verband oberbayerischer<br />

Schwe<strong>in</strong>ezüchter (VOS) und bei <strong>der</strong><br />

Erzeugergeme<strong>in</strong>schaft und Züchtervere<strong>in</strong>igung für<br />

Zucht- und Hybridzuchtschwe<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Bayern (EGZH)<br />

Mitglied.<br />

Zuchtziele<br />

Die Selektion <strong>der</strong> Schwe<strong>in</strong>e nach Typ, Fruchtbarkeit<br />

und dem Vierwochengewicht <strong>der</strong> Würfe wurde ab<br />

1956 durch die Mast- und Schlachtleistungsprüfung<br />

ergänzt. Durch E<strong>in</strong>kreuzung holländischer und dänischer<br />

L<strong>in</strong>ien wurde <strong>in</strong>nerhalb kurzer Zeit die Deutsche<br />

Landrasse e<strong>in</strong>e Handbreit länger. Seit 1960<br />

werden bei den Zuchtschwe<strong>in</strong>en die Speck- und<br />

Kotelettdurchmesser mit e<strong>in</strong>em Ultraschallgerät gemessen<br />

und die fleischreicheren Tiere für die Zucht<br />

verwendet. Wegen <strong>der</strong> rasanten Nachfrage <strong>der</strong> Verbraucher<br />

nach noch magerem Fleisch wurde die<br />

Erzeugung von Mastferkeln abrupt umgestellt. Eber<br />

<strong>der</strong> Belgischen Landrasse, dann aber <strong>bis</strong> heute Piétra<strong>in</strong>eber<br />

wegen ihres überragenden Fleischanteils,<br />

s<strong>in</strong>d die Väter <strong>der</strong> für die Mast bestimmten Ferkel.<br />

Deren Mütter s<strong>in</strong>d fruchtbare Landrasse- o<strong>der</strong> Edelschwe<strong>in</strong>sauen<br />

o<strong>der</strong> die Kreuzungen bei<strong>der</strong> Rassen.<br />

Von den Züchtern wurden mit großem Aufwand und<br />

Erfolg die Schwe<strong>in</strong>e auf Stressstabilität umgestellt.<br />

Angefangen mit dem Halothantest und Creat<strong>in</strong>-<br />

K<strong>in</strong>ase-Test (CK-Test), dann mittels MHS-Gentest,<br />

wurden alle stressempf<strong>in</strong>dlich getesteten Tiere aus<br />

<strong>der</strong> Zucht ausgeschlossen. Die heute ger<strong>in</strong>gen Verluste<br />

bei Schwe<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Erfolg davon. Das jetzige<br />

BLUP-Zuchtwertschätzmodell (Best L<strong>in</strong>ear Unbiased<br />

Prediction) brachte e<strong>in</strong>en riesigen Fortschritt<br />

beim Wuchs, Fleischanteil, Stressstabilität und<br />

Fruchtbarkeit <strong>der</strong> Schwe<strong>in</strong>e.<br />

Aufgaben<br />

Zucht ist und bleibt Selektion auf schnell wachsende,<br />

fruchtbare, umgängliche Schwe<strong>in</strong>e mit guter<br />

Milchleistung und wenig Anomalien. Die von <strong>der</strong><br />

Wissenschaft und Beratung zur Verfügung gestellten<br />

Daten bilden e<strong>in</strong>e Basis dazu. Die Erfahrung zeigt<br />

aber, dass die hervorragenden Vererber meist aus<br />

Mit Karren und Steigen wurden die Tiere verladen<br />

und mit Wägen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bahn zu den Käufern transportiert.<br />

Die Deutsche Landrasse war 1959 e<strong>in</strong> kurzes, rumpfiges,<br />

robustes Schwe<strong>in</strong> mit dichter Behaarung.<br />

Dieser fleischreiche, mo<strong>der</strong>ne, lange Landrasse-Eber<br />

wurde auf Spaltenboden aufgezogen. Bestes Fundament,<br />

jeweils acht Zitzen und beste Abstammung<br />

zeichnen ihn aus.


Züchterfamilien kamen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schwe<strong>in</strong>ezucht</strong> ihre<br />

Passion gefunden haben. Diese Züchter selektieren<br />

mit Herzblut, ohne Rücksicht auf Kosten und Mühen.<br />

Auch die beg<strong>in</strong>nende genomische Selektion wird<br />

daran nichts än<strong>der</strong>n.<br />

Vermarktung<br />

Anfänglich wurden von den Züchtern des oberbayerischen<br />

<strong>Schwe<strong>in</strong>ezucht</strong>verbandes alle Eber und<br />

trächtigen Sauen über die damals noch zweitägigen<br />

Märkte <strong>in</strong> Ingolstadt, Mühldorf, Buchloe und Weilheim<br />

versteigert. In Ingolstadt-Zucher<strong>in</strong>g, dem <strong>der</strong>zeit<br />

größten Zuchtschwe<strong>in</strong>emarkt <strong>in</strong> Deutschland<br />

und <strong>in</strong> Mühldorf f<strong>in</strong>den jeweils monatlich Versteigerungen<br />

von Ebern und trächtigen Sauen statt. Beim<br />

Galamarkt, welcher jährlich im Februar stattf<strong>in</strong>det,<br />

präsentieren die hiesigen Schwe<strong>in</strong>ezüchter ihre Arbeit<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit. Etwa die Hälfte <strong>der</strong> Eber und<br />

trächtigen Sauen und alle deckfähigen Sauen werden<br />

direkt ab Züchterstall vermarktet.<br />

Besamung<br />

Die Besamungsstation des VOS <strong>in</strong> Oberneuch<strong>in</strong>g<br />

mit etwa 30 Ebern wurde auf Wunsch des M<strong>in</strong>isteriums<br />

1978 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Station für <strong>Oberbayern</strong><br />

und Schwaben <strong>in</strong> Bergheim überführt. Deren Erfolgsgeschichte<br />

beruht nicht nur auf den e<strong>in</strong>fachen,<br />

praktischen und gut funktionierendem Befruchtungserfolg<br />

<strong>der</strong> künstlichen Besamung, son<strong>der</strong>n auch<br />

auf dem Engagement <strong>der</strong> Verantwortlichen seit <strong>der</strong><br />

Gründung <strong>der</strong> Station. Die Preisführerschaft beim<br />

Sperma hat dazu geführt, dass von 2003 <strong>bis</strong> 2012<br />

die Deckgebühren <strong>in</strong> <strong>Oberbayern</strong> nur um sechs Prozent<br />

gestiegen s<strong>in</strong>d, während die Gesamtkosten je<br />

Sau um 61 Prozent zunahmen. Dies ist e<strong>in</strong> großer<br />

Vorteil für die hiesigen Ferkelerzeuger. <strong>2013</strong> wurde<br />

die Besamungsstation Bergheim <strong>in</strong> die Bayerngenetik<br />

<strong>in</strong>tegriert.<br />

Aussichten<br />

Dank soli<strong>der</strong> Zuchtarbeit über mehr als hun<strong>der</strong>t Jahre<br />

kann sich die bayerische Herdbuchzucht noch immer<br />

sehr gut im Wettbewerb behaupten. Der unheimliche<br />

Fleiß und Ehrgeiz <strong>der</strong> Züchter, die Kunstfertigkeit<br />

bei <strong>der</strong> Auslese von Spitzentieren, unerstützt<br />

durch die wissenschaftliche Zuchtwertschätzung,<br />

bietet hier <strong>der</strong> Schwe<strong>in</strong>eproduktion wirtschaftlichste<br />

Tiere. Die Spitzengenetik kann über die drei bayerischen<br />

Besamungsstationen an die Ferkelerzeuger,<br />

die Mäster <strong>bis</strong> zum letzten Glied durchgereicht und<br />

<strong>der</strong> Erfolg daraus sozial verteilt werden. Jedes Glied<br />

dieser Kette hat die Möglichkeit, se<strong>in</strong> Bestes zu geben,<br />

die oberbayerischen Schwe<strong>in</strong>ezüchter werden<br />

das auch künftig tun.<br />

Josef Angermeier, Fachzentrum <strong>Schwe<strong>in</strong>ezucht</strong> und<br />

-haltung Tög<strong>in</strong>g<br />

Beson<strong>der</strong>s gute Mütterlichkeit und Fruchtbarkeit<br />

zeichnen das Deutsche Edelschwe<strong>in</strong> aus. Dieser<br />

Eber hat super Zitzen und Fundament sowie viel<br />

Fleisch für die Rasse.<br />

Viel Fleisch, bestes Fundament, gerade Oberl<strong>in</strong>ie und<br />

e<strong>in</strong>en edlen Kopf zeichnen diesen Piétra<strong>in</strong>eber aus.<br />

Bei <strong>der</strong> Körung <strong>der</strong> Eber wird zur Vererbungsleistung<br />

das Exterieur <strong>in</strong> die Bewertung mit e<strong>in</strong>bezogen. Die<br />

Reihung gibt dem Kunden e<strong>in</strong>e Leitschnur für den<br />

E<strong>in</strong>kauf wertvoller Tiere.


Die Sauen wurden im Freien <strong>in</strong> Gruppen gehalten.<br />

Sie ernährten sich vom Gras und wühlten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Erde<br />

nach Verwertbarem.<br />

Bei Leistungsschauen und beim ZLF wurden die geprüften<br />

Alteber dem Fachpublikum immer wie<strong>der</strong> vorgestellt.<br />

M<strong>in</strong>destens fünf Landwirte, Berater und Tierärzte waren<br />

beim zweitägigen Markt <strong>in</strong> Mühldorf bei <strong>der</strong> Körung<br />

<strong>der</strong> Eber und <strong>der</strong> Bewertung <strong>der</strong> Sauen notwendig.<br />

Die Landrasse-Sauen brachten ihre Ferkel <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Hütte zur Welt. Die Ferkel säugten <strong>bis</strong> <strong>in</strong>s<br />

Läuferstadium an <strong>der</strong> Sau.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!