Entwurf - Stadtentwicklung - Hansestadt LÜBECK
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<strong>Entwurf</strong><br />
anfällig gegenüber Borkenkäferbefall und Stürmen. Aus ertragskundlichen Untersuchungen im<br />
Stadtwald ist bekannt, dass die über sechzigjährigen Fichtenbestände keinen Flächenzuwachs<br />
mehr aufweisen, da das Wachstum der Einzelbäume durch Schädlinge, Hagel und Windwurf<br />
vernichtet wird. Hier ist der Klimawandel bereits im Stadtwald Lübeck angekommen. Die Lärche<br />
als weitere nicht heimische Baumart zeigte in den vergangenen 10 Jahren ebenfalls<br />
zunehmend Probleme wie Borkenkäferbefall oder aber sonstigen Befall von Insekten, die das<br />
Wachstum der Lärche wesentlich beeinflussen oder sogar zu ihrem Absterben führen. Einzig<br />
die Kiefer könnte durch ihre große ökologische Flexibilität, ähnlich der Eiche, in Relation zu den<br />
übrigen Nadelholz-Baumarten an Konkurrenzkraft gewinnen.<br />
Der Lübecker Stadtwald wird nach dem „Konzept der Naturnahen Waldnutzung im Stadtwald<br />
Lübeck" bewirtschaftet. Ziel dieses Konzeptes ist es unter anderem, möglichst viele starke<br />
Einzelbäume zu entwickeln, den Holzvorrat dem der Naturwälder anzunähern, möglichst<br />
naturnahe Biotop- und Totholzmengen zuzulassen und die Baumartenzusammensetzung an<br />
die natürliche Waldgesellschaft heranzuführen. Das Zulassen von möglichst starken<br />
Einzelbäumen bedeutet ein deutlich höheres Durchschnittsalter der Bäume im Wald und<br />
automatisch auch höhere Holzvorräte allgemein. Dies ist ein Garant für ständig steigende<br />
Kohlenstoff-Vorräte im Wald. Aus Natur- und Urwalduntersuchungen ist außerdem bekannt, dass<br />
steigende Totholzvorräte auf Dauer auch eine Kohlenstoffsenke darstellen. Insgesamt bewirkt<br />
die Annäherung des Lübecker Stadtwaldes an Naturwaldzustände eine Steigerung der<br />
waldsystemaren Stabilität und Flexibilität, um den veränderten abiotischen<br />
Rahmenbedingungen besser standzuhalten. Zudem gewährleistet das Konzept stärker den<br />
Schutz von natürlichen Prozessen und beinhaltet dadurch eine bessere Anpassungsfähigkeit<br />
auch an den Klimawandel.<br />
Auch die gem. Konzept durchgeführte Nutzung bewirkt indirekten Klimaschutz: Denn durch den<br />
Einschlag vor allem von wertvollem Starkholz für langlebige Holzprodukte (Möbel, Hausbau,<br />
Fußböden) wird das Holz langfristig dem Kohlenstoffkreislauf entzogen.<br />
3.5. Natur- und Artenschutz<br />
Der Klimawandel wird erhebliche Auswirkungen auf die Biodiversität haben (EBERLE et al.<br />
2001). Die Aktivitätszeiten von Tieren und Pflanzen werden früher im Jahr beginnen und länger<br />
andauern. Aufgrund von artspezifisch unterschiedlichen Verschiebungen der Aktivitätsrhythmen<br />
wird es zu Störungen der Interaktionen und Abhängigkeiten zwischen den Arten kommen. Das<br />
jahreszeitliche Auftreten von Tierarten wird nicht mehr mit einem optimalen Angebot ihrer<br />
Nahrungsressourcen synchronisiert sein. Es könnte beispielsweise zu einer Entkopplung der<br />
Blütezeiten von Pflanzen und dem Auftreten ihrer spezifischen blütenbesuchenden Insektenarten<br />
kommen. Einige Tierarten werden zusätzliche Generationen pro Jahr ausbilden und in ihrem<br />
Bestand zunehmen, wodurch es zu Massenentwicklungen (u.a. auch von Schadinsekten) sowie<br />
zu Verschiebungen der Artendominanzen und Verdrängung von konkurrierenden Arten kommen<br />
kann. Zugvögel werden ihr Migrationsverhalten ändern und teilweise in ihren Brutgebieten<br />
überwintern. Viele Tier- und Pflanzenarten werden ihr Verbreitungsareal nach Nordwesten<br />
verlagern. Aufgrund der Erhöhung der Jahresdurchschnittstemperatur und geringerer<br />
sommerlicher Niederschlägen werden zunehmend wärmeliebende, an trockene Sommer und<br />
milde, feuchte Winter angepasste Tier- und Pflanzenarten aus südlicheren Ländern einwandern<br />
und konkurrenzschwache einheimische Arten verdrängen. Arten, die an kühlere Temperaturen<br />
angepasst oder auf sommerliche Feuchtigkeit angewiesen sind, werden sich nach und nach in<br />
nördlichere und westlichere Areale zurückziehen. Auch dadurch kann es zu Störungen<br />
ökologischer Interaktionen, Konkurrenz- und Nahrungsbeziehungen zwischen verschiedenen<br />
Arten kommen (DIE BUNDESREGIERUNG 2008 a; DIERSSEN et al. 2007; FORUM BIODIVERSITÄT 2007;<br />
POMPE et al. 2009; RABITSCH et al. 2010).<br />
Durch die steigenden Temperaturen wird es in Fließgewässern im Sommer zu stärkeren<br />
Sauerstoffdefiziten kommen. Starkregenereignisse werden vermehrt schädliche<br />
Feinsedimente in die Gewässer bringen. Geringe sommerliche Niederschläge werden zur<br />
<strong>Hansestadt</strong> Lübeck Bereich Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz 15.März 2013<br />
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