Taktvoll fit - Chirosuisse
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Politik<br />
Ausgeben,<br />
um zu sparen<br />
«Wer am richtigen Ort nicht spart,<br />
sondern für das Richtige auch mal viel<br />
ausgibt, spart richtig viel.»<br />
Gian Jörger<br />
Man müsse unbedingt sparen, hört<br />
und liest man allenthalben. Es sei<br />
nicht genügend Geld da für das Gesundheitswesen,<br />
und in Zukunft werde es noch<br />
schlimmer. Wir wollen Warnrufe nicht<br />
absichtlich überhören und genau betrachten,<br />
was es mit dem Sparzwang im<br />
Gesundheitswesen auf sich hat.<br />
Beginnen wir der guten Ordnung halber<br />
einen Schritt früher. Wir kennen die Regel<br />
schon seit Kindsbeinen: Haben wir nicht<br />
genügend Geld, können wir entweder<br />
weniger ausgeben oder mehr einnehmen.<br />
Mehr einnehmen bedeutet im Falle des<br />
Gesundheitswesens mehr Steuern oder<br />
höhere Krankenkassenprämien. Damit<br />
wird kaum jemand aus dem bezahlenden<br />
Lager einverstanden sein –ich höre schon<br />
die Proteste aufbrausen. Streichen wir<br />
diese Lösungsidee also, und wenden wir<br />
uns dem Kürzen der Ausgaben zu.<br />
Will oder muss man weniger ausgeben,<br />
kann man eine simple Lösung anwenden.<br />
Wir verringern die Gesamtausgabensumme<br />
und kürzen alle Ausgabenposten<br />
um den gleichen Anteil. Mittlerweile hat<br />
es sich herumgesprochen, dass das nicht<br />
nur simpel, sondern in den meisten Fällen<br />
unsinnig ist. Somit greifen wir nicht nach<br />
dieser Lösung und fassen eine schwierigere<br />
Aufgabe ins Auge: Offenbar müssen<br />
wir das Gesundheitswesen in Aufgabenbereiche<br />
teilen und in diesen Bereichen<br />
unterschiedlich viel Mittel streichen.<br />
Moment! Da tut sich eine Möglichkeit auf!<br />
Wenn wir das Gesundheitswesen in Aufgabenbereiche<br />
teilen und diese Bereiche<br />
grundsätzlich unterschiedlich behandeln,<br />
könnten wir doch eigentlich auch …–genau!<br />
Wir könnten auf Bereiche stossen,<br />
denen wir mehr Mittel zusprechen, obwohl<br />
wir per Saldo sparen müssen und<br />
werden. Und weil wir ganz mutig sind,<br />
kommen wir vielleicht zum Schluss, dass<br />
es per Saldo weniger kosten wird, wenn<br />
wir bestimmte Bereiche mit mehr Mitteln<br />
ausstatten, als sie heute ausgeben dürfen.<br />
Das ist ein Gedanke, der vielen einen<br />
Schrecken einjagen mag –ausgeben, um<br />
zu sparen! –, aber schauen wir ihn dennoch<br />
an.<br />
Das Gesundheitswesen braucht man,<br />
wenn man krank ist. Einige Krankheiten<br />
lassen sich kaum oder nicht vermeiden.<br />
Viele Krankheiten, übertragbare und anders<br />
erworbene, hingegen sind vermeidbar<br />
–aber nur, wenn man weiss, wie man<br />
sich davor schützt und wenn man motiviert<br />
ist, sich davor zu schützen. Dieses<br />
Wissen und diese Motivation haben viele<br />
Menschen nicht. Sie bewegen sich nicht<br />
oder falsch, sie schützen sich und andere<br />
nicht vor Infektionen, sie rauchen, sie<br />
trinken und essen zu viel und das Falsche,<br />
und sie unternehmen nichts, wenn ein<br />
schwarzer Fleck auf ihrer Haut wächst.<br />
Die Förderung dieses Wissens und dieser<br />
Motivation heisst Prävention. Mit Prävention<br />
lassen sich Milliarden sparen. Denn<br />
wenn Prävention klug eingesetzt wird und<br />
ausreichend Mittel zur Verfügung hat, lassen<br />
sich damit viele Menschen gesund<br />
erhalten, und man kann herrlich sparen.<br />
So schwierig, wie anfänglich befürchtet,<br />
ist der Gedanke also nicht, wie wir sehen.<br />
Jetzt muss ihn nur noch die Politik begreifen:<br />
Wer am richtigen Ort für das Richtige<br />
ausgibt, spart richtig viel.<br />
Herzlich, Ihr Dr. Gian Jörger<br />
Präsident ChiroSuisse<br />
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