China's Weg zur „grünen“ Wirtschaft - BayCHINA
China's Weg zur „grünen“ Wirtschaft - BayCHINA
China's Weg zur „grünen“ Wirtschaft - BayCHINA
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
aychina aktuell 3<br />
Umbruchstimmung in der chinesischen Energiebranche<br />
Der Anteil von Kohle am gesamten Energiemix<br />
des Landes beträgt 2013 etwa 70%. Kein<br />
Wunder, wenn man bedenkt dass China das<br />
Land mit dem drittgrößten Kohlevorkommen<br />
weltweit ist. Auf Platz zwei folgt Öl als Energiequelle<br />
mit einem Anteil von 19%. Wasserkraft<br />
und Erdgas machen jeweils 6% bzw. 4% des<br />
Energiemix aus. Sowohl Kernenergie als auch<br />
die erneuerbaren Energien haben mit Anteilen<br />
von 1% und 0,3% nur einen sehr geringen Anteil<br />
an der Energieversorgung (Quelle: bpb).<br />
Der 12. Fünfjahresplan – Energiemix<br />
2015 fest. Die gesamte Energieintensität (Energieeinsatz/Bruttoinlandsprodukt)<br />
in der Produktion<br />
soll bis 2015 um 16% gegenüber 2010<br />
sinken. Bei den konventionellen Energieträgern<br />
soll der Anteil von Kohle am Energiemix<br />
von 70% auf 63% <strong>zur</strong>ückgeschraubt werden,<br />
Doch genau das soll sich zukünftig ändern.<br />
Die Volksrepublik verwendet bereits seit den<br />
1950er Jahren so genannte Fünfjahrespläne<br />
(siehe *Infobox unten). Seit 2006 enthalten<br />
diese Pläne auch Zielvorgaben für die Energiebranche<br />
um die Energieeffizienz des Landes<br />
zu steigern und somit die Abhängigkeit von<br />
ausländischen Importen auch in Zukunft so<br />
gering wie möglich zu halten. Aktuell ist der<br />
am 16. März 2011 verabschiedete 12. Fünfjahresplan<br />
in Kraft, welcher für den Zeitraum 2011<br />
bis 2015 gilt. Bereits bei der Nennung der neuen<br />
sieben “Zukunftsindustrien” wird deutlich:<br />
China bemisst der Energiesicherung und dem<br />
Ausbau erneuerbarer Energien eine zentrale<br />
Bedeutung bei. Vier der sieben Zukunftsindustrien<br />
lassen sich dem Bereich der Energieversorgung<br />
und “green economy” zuordnen: Energie-Einsparung<br />
und Umweltschutz, alternative<br />
Energieträger, alternative Antriebstechnologien<br />
und Biotechnologie. Unternehmen in diesen<br />
Branchen sollen vermehrt durch Steuervergünstigungen<br />
und Subventionen gefördert<br />
werden. Artikel 11 legt dann unter dem Titel:<br />
Umgestaltung von Energieproduktion und<br />
Energieverbrauch konkrete Zielvorgaben für<br />
konventionelle und erneuerbare Energien bis<br />
* Infobox: Fünfjahresplan<br />
Fünfjahrespläne sind ein Instrument<br />
<strong>zur</strong> Planung volkswirtschaftlicher Aktivitäten.<br />
So werden dort beispielsweise<br />
die Zuweisung von Ressourcen und<br />
Vorgaben für die zu erbringende Produktion<br />
und Dienstleistungen festgesetzt.<br />
Teilweise werden auch Investitionen,<br />
Preise und Löhne vorgeschrieben.<br />
Die chinesischen Fünfjahrespläne arbeiten<br />
zusätzlich die strategisch relevanten<br />
Branchen für die betreffenden Perioden<br />
heraus, in denen sich die Unternehmen<br />
positionieren sollen (Quelle: <strong>Wirtschaft</strong>slexikon<br />
Gabler).<br />
© http://profile.ak.fbcdn.netrenewable-share-world-energy-outlook-2012.png<br />
während der Anteil von Gas von 4% auf 8% und<br />
der Anteil von Kernkraft von 1,2% auf 3% gesteigert<br />
werden soll. Insgesamt soll die Produktion<br />
aller vier Energieträger (Kohle, Öl, Gas und<br />
Kernkraft) gesteigert werden bei einer gleichzeitigen<br />
Reduzierung des Kohle- und Energieverbrauches<br />
und einem steigenden Energiebedarf.<br />
Der Anteil erneuerbarer Energien<br />
soll insgesamt auf 11,4% ausgebaut werden.<br />
Dies entspricht einer Steigerung von 3,1% im<br />
Vergleich zu 2010. Hier spielen vor allem Wasser-<br />
und Windenergie eine große Rolle. Deren<br />
Anteile an den 11,4% sollen jeweils 75% bzw. 23%<br />
betragen. Solarenergie und Energie aus Biomasse<br />
kommt indessen weniger Bedeutung zu,<br />
sie sollen jeweils ca. 1% und weniger als 1% am<br />
Gesamtanteil der erneuerbaren Energien ausmachen<br />
(Quelle: Tim Kubach: Chinas 12. Fünfjahresplan<br />
für 2011-2015: Prioritäten, Zielvorgaben,<br />
Projekte. Forschungsgruppe Politik und<br />
<strong>Wirtschaft</strong> Chinas, Universität Trier, 09/2011).<br />
Umweltbewusstsein und Ökologie<br />
In dem 12. Fünfjahresplan geht es jedoch nicht<br />
nur um die Umstrukturierung der Energieversorgung.<br />
Auch das Thema Umweltschutz<br />
und “green economy” werden in den Fokus<br />
gerückt. Die Regierung nennt als ehrgeiziges<br />
Ziel die Reduzierung der CO2-Intensität<br />
(CO2-Ausstoß je Produkteinheit) um 40-45%<br />
bis 2020 im Vergleich zum Jahr 2005 (Quelle:<br />
IHK Ulm). In Artikel 21 des 12. Fünfjahresplanswerden<br />
Maßnahmen <strong>zur</strong> aktiven Eindämmung<br />
des globalen Klimawandels eingeführt. Diese<br />
beinhalten unter Anderem eine Senkung der<br />
Energieintensitität und der CO2-Emissionen<br />
sowie verschiedene Maßnahmen zum Schutz<br />
der Artenvielfalt und der Ökosysteme in China.<br />
Als weiterer Aspekt wird die Bedeutung<br />
internationaler Kooperation und Zusammenarbeit<br />
in Klimafragen anerkannt. Darüber<br />
hinaus entwirft Artikel 23 unter dem Titel<br />
Aufbau einer Kreislaufwirtschaft mit einem<br />
umfangreichen Förderprogramm, bestehend<br />
aus Steueranreizen, Regulierungen und Gesetzesanpassungen<br />
die Vision einer <strong>Wirtschaft</strong>,<br />
die ihre Ressourcen nachhaltig nutzt<br />
und deren Wiederaufbereitung und erneute<br />
Nutzung forciert (Quelle: Tim Kubach: Chinas<br />
12. Fünfjahresplan für 2011-2015: Proritäten,<br />
Zielvorgaben, Projekte. Forschungsgruppe Politik<br />
und <strong>Wirtschaft</strong> Chinas, Universität Trier,<br />
09/2011). Eine konkrete Maßnahme, die Mitte<br />
2013 eingeführt wurde, um die Vorgaben zum<br />
CO2-Ausstoß zu erfüllen, ist der Emissionshandel.<br />
Am 18. Juni diesen Jahres startete das<br />
erste chinesische Emissionshandel-System.<br />
Vorerst beschränkt sich das System auf die Unternehmen<br />
in Shenzhen in Südchina; bis zum<br />
nächsten Jahr sollen sieben weitere Regionen<br />
folgen. Mit dem Ziel, die Investitionen in klimafreundliche<br />
Energien voranzutreiben sehen<br />
sich Unternehmen nun einer verbindlichen<br />
Emissions-Obergrenze gegenüber. Wenn ihre<br />
Produktion diese überschreitet müssen für die<br />
zusätzlichen Ausstöße weitere Zertifikate am<br />
Markt erworben werden. Bleiben Firmen unter<br />
dem Schwellwert, so haben sie die Möglichkeit<br />
ihre verbliebenen Rechte zu verkaufen. Auch<br />
wenn das neu eingeführte System bislang nur<br />
38% des gesamten Ausstoßes von Emissionen<br />
in China umfasst symbolisiert dieser Anfang<br />
doch den Willen der Regierung Fortschritte<br />
hin zu einer klimafreundlicheren <strong>Wirtschaft</strong><br />
zu machen (Quelle: ZEIT online, 18.06.2013).<br />
Ausgabe 5 / November 2013