China's Weg zur „grünen“ Wirtschaft - BayCHINA

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aychina aktuell 4 Auch in der Bevölkerung steigt das Umweltbewusstsein. Der vom National Geographic herausgegebene Greendex: Consumer Choice and the Environment misst die Umweltfreundlichkeit des Konsumentenverhalten in den vier Kategorien Wohnungswesen, Transport, Essen und Konsumgüter. In der 2009 durchgeführten Studie liegen die Chinesen auf dem dritten Platz hinter den Indern und den Brasilianern. Deutschland landete auf Platz 12, die USA bildete das Schlusslicht. Den Teilnehmern wurden Online zu ihrem Kauf- und Konsumverhalten befragt. Dazu gehörten beispielsweise Fragen nach der Häufigkeit, mit der die Nutzung von Heizung und Klimaanlage gering gehalten wurde, um Energie einzusparen. Auch nach der vermehrten Nutzung öffentlicher Transportmittel und der Häufigkeit, mit der ein Kauf umweltschädlicher Produkte vermieden wird wurde gefragt. Die chinesische Bevölkerung gab als einzige der 17 teilnehmenden Länder die Umwelt als wichtigstes nationales Thema an. 45% gaben an, sie seien “sehr besorgt” wegen des Klimawandels und der globalen Erderwärmung. Insgesamt steigerten die Chinesen ihren Punktestand von 55,2 (2008) auf 57,3 (2010) (Quelle: National Geographic: Greendex 2010. 06/2010). Investitionen und Wachstum Das wandelnde Bewusstsein der Bevölkerung und die starke Forcierung der erneuerbaren Energien seitens der Regierung führen bei den Unternehmen zu einer Aufbruchstimmung. So ist es nicht verwunderlich, dass China weltweit das Land mit den höchsten Investitionen in erneuerbare Energien ist. Mit 65,1 Mrd. US- Dollar lag das Land 2012 weit vor den USA mit 35,6 Mrd. US-Dollar und Deutschland mit 22,8 Mrd. US-Dollar (Quelle: Bloomberg). Aktuell ist Wasserkraft die weltweit am meisten genutze Methode der Stromgewinnung bei den erneuerbaren Energien. China ist der größte Produzent von Wasserkraft, gefolgt von Brasilien, Kanada und den USA. In ländlichen Gebieten Chinas waren 2011 dem National Bureau of Statistics of China zufolge mehr als 45.000 Wasserkraftwerke installiert, 9.645 davon in der Provinz Guangdong. Mit dem “Drei-Schluchten-Damm” entstand in den 1990er Jahren das größte Wasserkraftwerk der Welt in Sandouping bei Yichang (Provinz Hubei). Die Anlage, zu der ein Überlaufwerk, zwei Kraftwerke, eine fünfstöckige Schleuse und ein Schiffshebewerk gehören, befindet sich in der Xiling-Schlucht des Yangzi-Flusses. Fertiggestellt wurde das Mega-Projekt 2008 mit der Inbetriebnahme aller 26 Turbinen. Schätzungen zufolge belaufen sich die Kosten auf 75 Mrd. US-Dollar, dafür generiert das Werk eine Nennleistung von 18,2 Gigawatt. Das “Drei-Schluchten-Projekt” gilt als umstrittenstes Projekt im Bereich der erneuerbaren Energien überhaupt. Auch wenn Befürworter den Hochwasserschutz durch die Dämme und die enorme Stromgewinnung bei gleichzeitiger Umweltschonung betonen, so stehen dem gegnüber die Argumente der Kritiker: Sedimentation und Bodenerosion, Dammbruchrisiko, Zerstörung von Naturregionen und die mit dem Bau einhergehenden Zwangsumsiedlungen. Bis zum Jahr 2030 soll Wasserkraft für 21,5% der Stromerzeugungskapazitäten in China aufkommen (Quelle: IHK Ulm). Auf dem Markt für Solarzellen ist die Volksrepublik Weltmarktführer mit einem Anteil von über 57% (2011). 2012 waren 5 der 10 größten Solarmodulhersteller in China beheimatet, mit der Firma Yingli Green Energy an der Spitze (Quelle: IHS). Der kombinierte Marktanteil chinesischer Herhsteller am Weltmarkt betrug im gleichen Jahr mehr als 30% (Quelle: Statista 2013).‘ Auf dem Markt für Windenergie gilt China als einer der größten Wachstumstreiber, in den letzten 6 Jahren wuchs die Kapazität um 2.853%. Im Jahr 2012 rangierte China als wichtigstes Land nach installierter Windenergieanlagenleistung auf Platz eins, vor den USA und Deutschland. Das Reich der Mitte weist eine größere Windenergiekapazität auf als Deutschland, Spanien und Indien zusammen (Quelle: Statista). Zurzeit wird die Generierung von Elektrizität aus Windenergieanlagen vermehrt durch Onshore-Anlagen, klassische Windkraftanlagen an Land, getragen. Hier verfügen die Provinzen Innere Mongolei, Xinjiang, Gansu sowie große Teile des Nordostens über die meisten Windressourcen. Der Ausbau von Offshore-Parks, bei denen sich die Anlagen im Meer mit einer größeren Entfernung zur Küste befinden, soll in Zukunft vorangetrieben werden. Die gesamte Südküste Chinas gilt hier als vielversprechend (Quelle: IHK Ulm). Vor drei Jahren wurde mit dem “Shanghai Donghai Bridge Wind Farm Project” der erste Offshore- Windenergiepark außerhalb Europas vor der chinesischen Küste errichtet. Mit seinen 34 Windturbinen versorgte er die gesamte Expo- Weltausstellung in Shanghai 2010 (Quelle: renewablenergyworld). Im Zuge des weiteren Ausbaus spielt vor allem die Integration der Stromnetze eine bedeutende Rolle, da es kein flächendeckendes Netz, sondern fünf regionale Netze gibt. Die Betreibung dieser Netze ist unter den Firmen State Grid Corp. und South China State Grid. aufgeteilt. Für die Integration sind erhebliche Investitionen nötig, allein in den Jahren 2009 bis 2020 sollen rund 585 Mrd. US-Dollar in den Aufbau eines “Super Grid” fliessen und eine flächendeckende Stromversorgung sicherstellen (Quelle: IHK Ulm). Gerade bei den Windkraftanlagen sieht China die Chance, im eigenen Land den Ausbau voranzutreiben und so die Abhängigkeit von Energieimporten zu minimieren. Durch die Größe des Landes und die lange Küste sind die erforderlichen Bedingungen für On- und Offshore Parks gut und der Ausblick vielversprechend. Neue Möglichkeiten auch für Studierende Durch die hohen Wachstumsraten und die starke Expansion in den Branchen der erneuerbaren Energien ergeben sich für Studierende der betreffenden Fächer vermehrt © http://profile.ak.fbcdn.netchina_green_development_at_43342.jpg Ausgabe 5 / November 2013
aychina aktuell 5 Chancen für einen Studienaufenthalt oder Praktikum in China. Die Umweltwissenschaften umfassen eine Vielzahl von Studiengängen, angefangen bei der klassischen Ökologie, Geologie, Meereskunde, Meteorologie und Bodenkunde über Umweltchemie, Umweltphysik, Umweltgeologie und Umweltkommunikation über ein allgemeines Studium der erneuerbaren bzw. regenerativen Energien bis hin zur technischen Orientierung in Studiengängen wie Umwelttechnik, Energietechnik, Umweltingenieurswissenschaften und Prozess- und Verfahrenstechnik mit Schwerpunkt Erneuerbaren Energien. Studiengänge wie Maschinenbau oder Gebäudetechnik decken mittlerweile ebenfalls häufig den Bereich der erneuerbaren Energien und der Umweltwissenschaft ab. Aber auch in den betriebswirtschaftlichen Studiengänge hat die Frage nach der Nachhaltigkeit Einzug erhalten. So bieten deutsche Hochschulen und Universitäten mittlerweile Studiengänge in den Fächern Umweltmanagement, Environment & Ressource Management und Energiewirtschaft an. Einen Überblick über umweltwissenschaftliche Studiengänge im Bereich der erneuerbaren Energien gibt die Internetseite http://www.studium-erneuerbare-energien. de/ . Dort lassen sich die Studiengänge nach Abschluss, Art und Bundesland filtern. Auch in China sind die Umweltwissenschaften bereits im akademischen Leben angekommen. So bieten vielerorts chinesische Universitäten Studiengänge an, die sich mit dem Thema der Umweltwissenschaften befassen. Eine Universität, die hier besonders viele Möglichkeiten bietet ist die Hohai University in Nanjing. Insgesamt 19 Colleges und Departments für Bachelor-, Master- und Promotionsstudierende locken mit zahlreichen Studiengängen die in den Bereich der Umweltwissenschaften fallen. Dazu zählen u.A. das College of Water Conservancy and Hydropower Engineering, das College of Harbour, Coastal and Offshore Engineering, das College of Environment, sowie das College of Energy and Electrical Engineering. Unter http://en.hhu.edu.cn/s/29/ main.htm finden sich ausführliche Informationen. Auch die Ocean‘s University of China (OUC) in Qingdao bietet in 19 Colleges und Departments Bachelor-, Master- und Promotionsprogramme an. Besonders interessant für die erneuerbaren Energien sind das College of Engineering, das College of Environmental Sciences and Engineering und das College of Material Sciences and Engineering. Weitere Informationen finden sich unter www.ouc. edu.cn/english/. Die Tsinghua University in Peking, welche zu den renommiertesten Universitäten Chinas gehört, unterhält insgesamt 14 Schools und 56 Departments. Relevant für Studierende mit umweltwissenschaftlichem Bezug ist die School of Environment mit den drei Departments Environmental Sciences, Environemental Engineering und Environmental Planning and Management. Wer sich schon auf einen Teilbereich spezialisiert hat, der wird beispielsweise in der School of Mechanical Engineering mit sehr spezifischen Studiengängen im Department of Thermal Engineering fündig. Auch an der Tsinghua University decken die Angebote alle akademischen Stufen vom Bachelor bis zur Promotion ab. Eigenen Angaben zu Folge legt die Universität ein besonderes Augenmerk auf die Forschung. Mehr Informationen gibt es unter http://www.tsinghua.edu. cn/publish/then/index.html. Des Weiteren sei noch die Jilin University in Changchun zu nennen. Auch hier werden Studiengänge der Umweltwissenschaften angeboten. Diese sind in der Division of Geosciences und der Division of Engineering angesiedelt, relevant sind u.A. das College of Construction Engineering und das College of Environment Resources. Mehr Informationen gibt es unter http:// en.jlu.edu.cn/University/MainPageAction_getAll.aspx. Neben den genannten Universitäten gibt es weitere Einrichtungen, die interessante Studienmöglichkeiten bieten. Auf der Internetseite www.studieren-in-china.de lassen sich durch geschickte Filtereinstellungen Studiengänge und Universitäten mit umweltwissenschaftlichem Bezug finden. Der China Scholarship Council Bbietet auf seiner Internetseite http://www.csc.edu.cn/laihua ebenfalls eine gute allgemeine Übersicht. Besonders hilfreich ist auch die Seite des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), der unter https://www.daad.de/ laenderinformationen/china/de/ eine Fülle an Material zum Studium in China, inklusive einer Stipendien- und Kooperationsdatenbank, bietet. Die Außenstelle des DAAD in Peking, ist unter www.daad.org.cn zu erreichen. Umweltwissenschaftliche Praktika in China Auch wer an einem Praktikumsplatz interessiert ist und praktische Erfahrungen im Bereich der Umweltwissenschaft oder Umwelttechnik sammeln möchte, der wird in China fündig. Im Linkbox: ~ Studium in Deutschland: www.studium-erneuerbare-energien.de/ Allgemeinen ist die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) eine gute Anlaufstelle. Den in China liegt der Arbeitsschwerpunkt der GIZ in den beiden Bereichen Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und Umwelt und Klima, Energie und Natürliche Ressourcen. Innerhalb dieser beiden Bereich laufen Projekte zu vier Themengebieten, von denen drei Bereiche für Interessierte der Umweltwissenschaften besonders in Frage kommen: Nachhaltige Infrastruktur, Umwelt und Klima sowie Wirtschaft und Beschäftigung. Weiterführende Informationen zu den Projekten und möglichen Praktika finden sich unter www.giz.de/de/weltweit/377.html. Eine Vielzahl von Praktikums- und Stellenangeboten mit Ostasienbezug sind auf der Internetseite www.kopra.org gelistet. Bei Kopra, einer Non-Profit Plattform, lassen sich die Angebote nach Einsatzort, Zeitraum und Berufsfeld filtern und bieten somit eine gute Hilfestelle bei der Suche. Wer dann einen Praktikumsplatz gefunden hat, der kann sich bei uns um eine Förderung der Durchführung eines studienbezogenen Praktikums bewerben. Das BayCHINA bietet Studierenden bayerischer Hochschulen bei Praktika mit einer Dauer von mindestens 3 Monaten Zuschüsse für auslandsbedingte Zusatzkosten wie z.B. Flug und Visum an. Auch Studienaufenthalte können gefördert werden. Weitere Informationen zur Bewerbung sind unter www.baychina.org/ wordpress/foerderprogramme aufgeführt. Natürlich öffnen sich auf für Forscher neue wissenschaftliche Felder und Möglichkeiten in der V.R. China. Diese können beispielsweise im Bereich eines Promotionsstudiums oder auch einer Forschungsstelle an einer der genannten Universitäten vorhanden sein. Die Umweltwissenschaften und der Bereich der Nachhaltigen Entwicklung bieten also eine Fülle an Möglichkeiten für deutsche Studierende, einmal den Sprung nach China zu wagen und vor Ort interessante Erfahrungen und neues Wissen zu sammeln! ~ Studium in China: > Allgemein: http://www.csc.edu.cn/laihua http://www.studieren-in-china.de (kommerziell!) https://www.daad.de/laenderinformationen/china/de/ http://www.daad.org.cn > Universitäten: http://en.hhu.edu.cn/s/29/main.htm http://www.ouc.edu.cn/english/ http://www.tsinghua.edu.cn/publish/then/index.html http://en.jlu.edu.cn/University/MainPageAction_getAll.aspx ~ Praktikum in China: www.giz.de/de/weltweit/377.html www.kopra.org www.baychina.org/wordpress/foerderprogramme Ausgabe 5 / November 2013
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