Manual Intensivmedizin - Levofloxacin
Manual Intensivmedizin - Levofloxacin
Manual Intensivmedizin - Levofloxacin
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<strong>Manual</strong><br />
<strong>Intensivmedizin</strong><br />
Klinikum am Bruderwald<br />
Intensivstation II<br />
Leiter: OA Dr. med. Hendrik Bachmann
2<br />
Welche Aufgabe hat die<br />
Intensivstation II?<br />
Die Intensivstation II ist eine technisch besonders<br />
gut ausgestattete Station des Klinikums Bamberg,<br />
die für die Durchführung der Diagnostik und<br />
Therapie nicht-operativer Krankheitsfälle ausgelegt<br />
ist, die einer besonders intensiven Behandlung<br />
(ICU nach dem amerikanischen Prinzip) oder aber<br />
Überwachung (IMCU) bedürfen.<br />
Der Anteil der Intensivtherapie- sowie der<br />
Intensivüberwachungsfälle schwankt dabei erheblich<br />
im zeitlichen Verlauf und mit ihm auch der Grad<br />
der einzusetzenden materiellen und personellen<br />
Ressourcen.<br />
Die Differenzierung zwischen Beatmungspatienten,<br />
Intensivtherapie- und -überwachungspatienten ist<br />
zum Teil willkürlich und nicht verbindlich definiert.<br />
Die Intensivstation II versteht als ihre Hauptaufgabe<br />
die Sicherstellung oder Wiederherstellung der<br />
Stabilität eines Patienten. Ist diese Aufgabe erfüllt,<br />
so gibt sie den Patienten an eine andere Station ab.<br />
Daher zählt es zu den Besonderheiten dieser Gruppe,<br />
dass die durchschnittliche Verweildauer eines<br />
Patienten sehr kurz ist (Stand 2003: 1,8 Tage).<br />
• Einbindung in die Klinikstruktur<br />
Die Intensivstation II ist dem Fachbereich I im<br />
Zentrum Innere Medizin angegliedert. Die Leitung<br />
obliegt zur Zeit Herrn OA Dr. Bachmann. Ein Team<br />
aus Assistenten stellt einen 24-Stunden-Service zur<br />
Behandlung und Betreuung der Patienten in einem<br />
Dreischichtsystem.<br />
• Ausbildungsauftrag der<br />
Intensivstation II<br />
Eine mindestens sechsmonatige Ausbildung und<br />
vollschichtige Tätigkeit auf einer Intensivstation<br />
wird zur Anerkennung als Facharzt für Innere<br />
Medizin mit Schwerpunkt nach den gegenwärtigen<br />
Richtlinien der Ärztekammern verpflichtend<br />
vorgeschrieben. Die Intensivstation II muss daher<br />
Assistenzärzte des Zentrums Innere Medizin mit<br />
dem Ausbildunsgsziel ‘Internist/Schwerpunkt’ im<br />
Bereich der <strong>Intensivmedizin</strong> weiterbilden.<br />
• Das Ärzteteam der Intensivstation II<br />
Die Ärzte teilen sich die Besetzung der Station rund<br />
um die Uhr. Dies wird in einem Dreischichtsystem<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
realisiert. Jede Schicht übergibt hierbei der<br />
nächsten schriftlich und mündlich die relevanten<br />
Informationen aus der Vorschicht, darüber hinaus<br />
bietet die Schichtübergabe die Möglichkeit,<br />
Strategien der Diagnostik und Therapie im Team<br />
zu besprechen. Diese Gelegenheit zum Austausch<br />
zwischen Ärzten ist ein besonderes Kennzeichen<br />
der ärztlichen Arbeit auf der Intensivstation II und<br />
erfährt eine hohe Schätzung.<br />
Kommunikation auf<br />
Intensivstation II<br />
Man kann nicht nicht kommunizieren, so radikal<br />
formuliert der Wissenschaftler Watzlawik die These<br />
zur Kommunikation in unserer Lebenswelt.<br />
• Wir gehen daher davon aus, dass wir mit allen<br />
Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen auf<br />
unsere Station kommen, in Beziehung treten.<br />
• Dabei prägen Erwartungen, die an uns herangetragen<br />
werden und Anforderungen, die wir an andere stellen,<br />
unseren Kommunikationsstil. Diesen Erwartungen<br />
und Anforderungen müssen und wollen wir uns<br />
bewusst sein.<br />
• mit den Patienten<br />
Der Patient tritt uns oft mit der Erwartung entgegen,<br />
dass seine Erkrankung geheilt oder wenigstens<br />
gebessert und sein Leiden gelindert, sowie weiterer<br />
Schaden von ihm abgewendet wird. Er befindet sich<br />
uns gegenüber häufig in einer subjektiv schwachen<br />
Position. Dies erhöht seine Unsicherheit.<br />
Vertrauen ist daher die Grundlage einer intakten<br />
Arzt-Patienten-Beziehung. Es ist unsere Aufgabe,<br />
Voraussetzungen für dieses Vertrauen herzustellen:<br />
• Als Ärzte tragen wir gut sichtbar Namensschilder<br />
und stellen uns grundsätzlich namentlich und mit<br />
Nennung unserer Funktion vor: ‘ Mein Name ist Dr.<br />
X..., ich bin derzeit der diensthabende Stationsarzt’<br />
• Wir begrüßen den Patienten auch per Geste (z.B.<br />
per Handschlag), wie wir dies im Umgang mit<br />
allen Menschen, mit denen wir enger zu tun haben,<br />
gewohnt sind.<br />
• Wir sprechen in Gegenwart des Patienten, auch<br />
wenn wir Informationen für Dritte bereit halten<br />
(z.B. im Rahmen einer Chefarztvisite), nicht über<br />
ihn in der dritten Person. Wir achten darauf, dass der<br />
Patient zwischenärztliche Gespräche bei der Visite<br />
verfolgen und verstehen kann.<br />
• Wir achten auf die sprachliche Gewandtheit des
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 3<br />
Patienten und passen uns in unserer Kommunikation<br />
dem Verständnisniveau individuell an. Wir<br />
vermeiden medizinische Fremdwörter oder erklären<br />
diese in einer verständlichen Ausdrucksweise.<br />
• Wir respektieren das Selbstbestimmungsrecht<br />
des Patienten, das durch Informationsentzug oder<br />
-verfälschung ausgehöhlt würde. Daher stellen wir<br />
fest, dass es unter keinen Umständen eine ‘Indikation<br />
zum Lügen’ gibt.<br />
•Wir gehen auch dann mit dem Patienten respektvoll<br />
um, wenn seine Möglichkeiten zur Kommunikation<br />
eingeschränkt oder nahezu aufgehoben sind.<br />
• mit den Angehörigen<br />
Im sich bildenden Netzwerk der Kommunikation<br />
mit und über den Patienten haben die Angehörigen<br />
eine herausragende Bedeutung. Wir haben die<br />
Gelegenheit, weitere Informationen über unseren<br />
Patienten zu sammeln:<br />
Fakten aus der medizinischen Vorgeschichte<br />
ebenso wie Angaben über den psychosozialen<br />
Hintergrund, die körperliche, geistige und seelische<br />
Konstitution, Angaben zu Ansprechpartnern und<br />
Telefonnummern,<br />
Gleichzeitig treten Angehörige an uns mit einem<br />
meist großen und drängenden Informationsbedürfnis<br />
heran, da sie die Lage des Patienten nicht<br />
einzuschätzen wissen.<br />
Das Netzwerk der Angehörigen ist oftmals komplex<br />
und nicht selten auch widersprüchlich. Intrafamiliale<br />
Prozesse, in die wir keinen Einblick haben,<br />
beeinflussen positiv wie negativ den Austausch mit<br />
uns.<br />
Wir erleben oft in der Beratung der Angehörigen,<br />
wie gestörte oder besonders enge Bindungen zum<br />
Patienten die Sichtweise zum Therapieprozess<br />
verformt. Wir wissen, dass wir von Angehörigen<br />
keine ‘professionelle Distanz’ zum Patienten<br />
erwarten dürfen.<br />
Daher heißt Kommunikation mit den Angehörigen<br />
auch immer Beziehungsarbeit.<br />
• Wir handeln mit den Angehörigen individuell<br />
und nach den Wünschen des Patienten einen<br />
geeigneten Kommunikationsstrang aus, der dem<br />
Informationsbedürfnis der Angehörigen aber<br />
auch unserem Arbeitsalltag entgegenkommt<br />
(wir vereinbaren einen Ansprechpartner, der den<br />
Kommunikationsstrang zu uns aufrecht erhält, wir<br />
geben eine schriftliche Information mit unserer<br />
Telefonnummer aus und erklären auch, warum<br />
wir im Einzelfall das Telefonat nicht unmittelbar<br />
entgegen nehmen können).<br />
• Wir begleiten die Angehörigen zum Bettplatz des<br />
Patienten und erklären seinen Zustand, wenn der<br />
Patient sich in einem kritischen Zustand befindet<br />
und sich selbst nicht äußern kann.<br />
• Gemeinsam mit dem Pflegedienst erklären wir<br />
den Angehörigen Sinn und Zweck technischer<br />
Apparaturen und versuchen das subjektive Empfinden<br />
des Patienten stellvertretend näherungsweise zu<br />
vermitteln, wenn sich dieser nicht ausdrücken kann.<br />
(z.B. ‘ihr Vater befindet sich wie in einem tiefen<br />
Schlaf, er hat sicher keine Schmerzen’).<br />
• Wir dürfen und wollen uns auch erlauben,<br />
gegenüber den Angehörigen unsere subjektiven und<br />
gefühlsmäßigen Eindrücke zum Zustand und zur<br />
Prognose des Patienten zu vermitteln, denn wir teilen<br />
mit ihnen den Prozess des Kämpfens, Hoffens und<br />
vielleicht auch der Frustration und des Aufgebens.<br />
Dies schafft für uns eine Gesprächsbasis auf der<br />
wir unsere Therapiestrategie mit den Angehörigen<br />
absprechen können.<br />
• mit unseren Teampartnern<br />
Auf der Intensivstation II bietet sich mehr als<br />
irgendwo in der Ausbildungslaufbahn eines<br />
Assistenzarztes, Teamarbeit zu üben und von ihr zu<br />
profitieren.<br />
• Wir nutzen dies, indem wir uns über die<br />
Therapiestrategie in den Übergabezeiten<br />
austauschen, notwendige Maßnahmen absprechen<br />
und zurückliegende Strategien bewerten.<br />
• Wir nutzen die Freiheit eines Arbeitsteams zur<br />
gegenseitigen Hilfe.<br />
• Wir treten uns respektvoll entgegen und nicht<br />
selten erleben wir im Team auch freundschaftliche<br />
Beziehung entstehen. Jeder von uns bringt eigene<br />
Fähigkeiten und Schwächen in das Team ein.<br />
• Differenzen versuchen wir mit den gleichen Mitteln<br />
der Teamarbeit zu bereinigen. Wir bemühen uns in<br />
unserem Vorgehen durch ständige Absprachen um<br />
eine auch von außen nachvollziehbare rote Linie.<br />
• Keinesfalls tragen wir Differenzen herablassend<br />
oder respektlos nach außen. Nach innen gönnen wir<br />
uns konstruktive Kritik.<br />
• mit dem Pflegeteam<br />
Mit keiner Brufsgruppe verzahnt sich unsere<br />
Arbeit so wie mit dem Pflegedienst der I2. Daher<br />
bedarf es hier einer ganz besonders tragfähigen<br />
Kommunikationsbasis und einer ständigen<br />
Abstimmungsarbeit, um die ärztliche und<br />
pflegerische Arbeit synergistisch zu nutzen.
4<br />
• Wir lehnen ein Hierarchiekonzept im Sinne<br />
eines simplen Anordnens-Ausführens in unserer<br />
Zusammenarbeit mit dem Pflegedienst entschieden<br />
ab.<br />
• An seine Stelle tritt ein erweitertes<br />
funktionsorientiertes Teamkonzept mit eng<br />
verzahnten Verantwortlichkeiten und sich<br />
gegenseitig ergänzenden Kompetenzen, aus denen<br />
sich die Entscheidungsstruktur auf unserer Station<br />
ableitet.<br />
Dies soll kurz beispielhaft erläutert werden: Dem<br />
Arzt der I2 wird in Bezug auf das medikamentöse<br />
Therapieregime selbstverständlich vom<br />
Pfegepersonal Entscheidungskompetenz zugebilligt<br />
(was Nachfragen oder Vorschläge natürlich nicht<br />
verbietet), bei der Frage einer Entwöhnung von<br />
der Beatmung, kann der Arzt nur gemeinsam mit<br />
der betreuenden Pflegekraft eine Therapieplanung<br />
vornehmen, bei der Frage einer Dekubitusprophylaxe<br />
oder einer Aromatherapie wiederum wird der Arzt<br />
die Kompetenz des Pflegepersonals akzeptieren und<br />
deren Vorschläge mittragen.<br />
Ängsten, die angesichts einer solchen Haltung<br />
entstehen könnten, können wir mit der Erfahrung der<br />
letzten Jahre begegnen, in denen wir bereits festgestellt<br />
haben, das sich auch ohne Hierarchiekonzept eine<br />
klare und übersichtliche Arbeitsteilung zwischen<br />
Ärzten und Pflege ergibt.<br />
• Um diese Erfahrungen zu vertiefen, pflegen wir,<br />
auch auf Leitungsebene, den ständigen Austausch<br />
und profitieren von den Kompetenzen des anderen.<br />
• Wir achten gegenseitig auf die Qualität unserer<br />
Arbeit und entwickeln gemeinsam Lösungsstrategien,<br />
wenn wir Schwachstellen auf unserer Station<br />
entdeckt haben.<br />
• mit unseren Teampartnern<br />
Unsere Kollegen anderer Stationen kommen bei<br />
Aufnahmen auf oder Verlegungen von unserer<br />
Intensivstation mit uns in Kontakt.<br />
• Wir wünschen uns von unseren Kollegen eine<br />
persönliche Übergabe eines Patienten von Station<br />
oder Notaufnahme. Wir übernehmen mit dem<br />
Betreten des Patienten unserer Station die gesamte<br />
ärztliche Verantwortung und bemühen uns um eine<br />
möglichst rasche Versorgung.<br />
• Der zuverlegende Kollege informiert im Bedarfsfall<br />
die Angehörigen und klärt sie über das zur Verlegung<br />
führende Ereignis außerhalb unserer Station auf.<br />
• Das Team der I2 legt großes Augenmerk auf<br />
eine möglichst transparente und nachvollziehbare<br />
Dokumentation des Behandlungsverlaufes auf unserer<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Station und bietet bei Rück- oder Weiterverlegung<br />
des Patienten dem nachverantwortlichen Arzt<br />
sowohl einen leserlichen Arztbrief inklusive<br />
Behandlungsregime, der vom ersten Tag an<br />
geschrieben und täglich erweitert wird, um eine<br />
umfassende Darstellung des Behandlungsablaufes<br />
zu ermöglichen, zusätzlich erhält er ein Duplikat<br />
unserer Schichtübergabeprotokolle.<br />
Darüber hinaus können wir nun dem<br />
weiterbehandelnden Kollegen innerhalb unseres<br />
Hauses anbieten, die Verlaufsdokumentation direkt<br />
in seinen Entlassungsbrief zu übernehmen.<br />
Auf diese Weise wollen wir die Verzahnung<br />
zwischen der Intensivstation und den vor- und<br />
nachbehandelnden Gruppen möglichst eng halten.<br />
Spannungsfeld Intensivstation<br />
Wir erleben <strong>Intensivmedizin</strong> als eine Aufgabe, der<br />
es sich in einem multivariatem Spannungsfeld aus<br />
Gegensätzlichem zu stellen gibt. Es ist eine der<br />
herausragenden Merkmale unseres Tätigkeitsfeldes,<br />
dass wir uns sehr häufig zwischen Extremen<br />
bewegen. In der Beschreibung dieser Gegensetze<br />
können wir unser Selbstverständnis als Ärzte der<br />
Intensivstation aufklären.<br />
• Ruhe und Hektik<br />
Am augenfälligsten wird diese Arbeit in den<br />
Extremen an den Begrifflichkeiten Ruhe und Hektik.<br />
Auf einer Intensivstation kann es sehr entspannt und<br />
ruhig zugehen - ein Telefonklingeln, und alles kann<br />
sich ändern.<br />
Dieser Umstand fordert von uns ein besonderes Maß<br />
an Aufmerksamkeit und Bereitschaft, im Bedarfsfall<br />
körperliche, mentale und seelische Ressourcen<br />
sehr rasch zu aktivieren - und dies oft bis hin zur<br />
Ausschöpfung unserer Kapazitäten (Beispiel:<br />
Reanimation).<br />
In diesem Spannungsfeld zu arbeiten, fällt uns im<br />
Team ganz unterschiedlich leicht; wie sehr, kann<br />
nur teilweise erlernt werden. Hier spielt auch die<br />
individuelle Persönlichkeit und Selbstvertrauen eine<br />
Rolle.<br />
• Durch eine fundierte Ausbildung und durch<br />
Handreichung einfacher und schnell abrufbarer<br />
Handlungsvorschläge versuchen wir die Anspannung<br />
in der Ruhe vor dem Sturm zu verringern.<br />
• Auf der anderen Seite sind wir zu anderen Zeiten<br />
auf der Intensivstation kaum ausgelastet (wenige<br />
Patienten, viele Überwachungen). Diese Zeiten<br />
gönnen wir uns ganz bewusst, wir haben sie<br />
uns verdient. Wir nutzen diese Zeiten für all die
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 5<br />
notwendigen Tätigkeiten außerhalb des direkten<br />
Patientenkontaktes (Verschlüsselung von Diagnosen<br />
und Prozeduren, Dokumentationsaufgaben etc.)<br />
• Akuität und Kontinuität<br />
Die Arbeit als Intensivarzt verlangt von uns,<br />
zwei medizinische Philosophien gleichzeitig zu<br />
verfolgen:<br />
• In der Akutsituation sehen wir uns der Aufgabe<br />
gegenüber, einen Patienten unter Aufbietung aller<br />
unserer Möglichkeiten unter hohem Zeitdruck zu<br />
stabilisieren. Dabei tritt häufig die kausale Behandlung<br />
des Patienten zu Gunsten einer symptomatischen<br />
Therapie zunächst in den Vordergrund. Von uns<br />
wird Improvisationstalent verlangt, wir stehen unter<br />
einem hohen Entscheidungsdruck.<br />
• Nach der Stabilisierungsphase dagegen widmen<br />
wir uns der kausalen Diagnostik und Therapie und<br />
bemühen uns durch eine möglichst standardisierte<br />
und behutsame Behandlung des Patienten in<br />
Absprache mit den Oberärzten und im Team um<br />
Konsolidierung.<br />
• Hilfe bieten uns Standards für die Notfall-, die<br />
Stabilisierungs- und Konsolidierungsphase, die<br />
entsprechend dem antizipierten Zeitdruck mehr oder<br />
weniger komplex formuliert werden und jeder Zeit<br />
auch schriftlich abrufbar sind.<br />
• Technik und Menschlichkeit<br />
<strong>Intensivmedizin</strong> ist auch eine technische Medizin.<br />
Wir sehen uns oft persönlich im Gespräch mit<br />
Angehörigen aber auch in der medialen Öffentlichkeit<br />
dem Verdacht ausgesetzt, dass unsere Medizin entmenschlicht.<br />
Auch wir selbst erkennen die Gefahr, dass ein<br />
Patient, dessen Kommunikation eingeschränkt ist,<br />
auf uns unpersönlicher wirkt. Ein abstrakter Patient,<br />
der als Persönlichkeit für uns nicht begreiflich wird,<br />
löst in uns eine weitaus distanziertere Haltung mit<br />
Folgen für unsere Arbeit mit ihm aus.<br />
Und doch sehen wir in der Technik unserer Station<br />
auch eine wesentliche Hilfestellung für unsere<br />
Arbeit.<br />
•Um den scheinbaren Widerspruch zwischen Technik<br />
und Menschlichkeit aufzulösen, bedarf es unsererseits<br />
einer aktiven gewollten Auseinandersetzung mit der<br />
Persönlichkeit des Patienten. Ist dies direkt nicht<br />
möglich, so sind wir auf Angehörigengespräche<br />
angewiesen.<br />
• Auch wir sehen die Gefahr, dass ein Intensivpatient<br />
zum Appendix einer Technik reduziert werden<br />
kann. Dem müssen wir immer wieder aufs Neue<br />
entgegenarbeiten.<br />
• Technik entmenschlicht, wenn es bei ihrem Einsatz<br />
um die Erhaltung physischer Fähigkeiten geht,<br />
obwohl keine rationale Hoffnung auf Konsolidierung<br />
des personalen Lebens besteht. Danach bestimmen<br />
wir in gemeinsamer Absprache den Eskalationsgrad<br />
unserer Maßnahmen.<br />
• Erfolg und Versagen<br />
In der <strong>Intensivmedizin</strong> liegen Erfolg und Versagen<br />
nur allzu eng nebeneinander. Wir können uns<br />
nicht darauf verlassen, dass sich diese Extreme<br />
die Waage halten und somit unser Selbstvertrauen<br />
stabilisieren.<br />
Hinzu kommt, dass wir mit unserem Versagen nur<br />
allzu oft schockierten Angehörigen gegenüber<br />
treten müssen; dass es uns selbst oft schwer fällt zu<br />
akzeptieren, dass wir einen Patienten nicht haben<br />
retten können.<br />
• Wir beklagen in diesem Zusammenhang das<br />
Vakuum der medizinischen Ausbildung in Bezug<br />
auf Supervision und Reflexion. Dieses Vakuum<br />
können wir nur dadurch erträglich gestalten, in dem<br />
wir unsere Teamstrukturen intensiv nutzen.<br />
• Lebensrettung und Sterbebegleitung<br />
Als Ärzte wurden wir unter der Zielvorgabe<br />
Lebensrettung oder -erhaltung ausgebildet. Auf einer<br />
Intensivstation treten wir unsere Arbeit mit dieser<br />
Motivation an - und sehen uns oft einer Situation des<br />
Sterbens gegenüber, für die wir nicht geschult sind.<br />
Oft erstreckt sich das Aufgabenfeld von der<br />
Lebensrettung bis zur Sterbebegleitung über ein und<br />
den selben Patienten.<br />
Hierbei durchlaufen wir einen Prozess, der sich im<br />
Sterbeprozess des Patienten und der Trauerreaktion<br />
der Angehörigen widerspiegelt. Und wir<br />
entwickeln uns hierbei, wenngleich mental durch<br />
eine professionelle Distanz zum Patienten besser<br />
gesteuert, emotional oft in den gleichen Stufen:<br />
Kampf, Aggression, Resignation, Akzeptanz.<br />
• Wir halten es für eine Gefahr für uns selbst und<br />
für den Patienten, wenn wir uns diesen Prozess nicht<br />
zumuten, denn er vermittelt uns die Kompetenz zu<br />
einer individuellen Sterbebegleitung.<br />
• Wir erleben eine kompetente Sterbebegleitung in<br />
unserer Arbeit unter diesen Prämissen als ebenso<br />
befriedigend wie unser Bemühen um eine kurative<br />
Medizin.
6<br />
• Mündigkeit und Ausgeliefertsein<br />
Patienten haben ein verbrieftes Recht auf<br />
Selbstbestimmung. In der <strong>Intensivmedizin</strong> geraten<br />
jedoch viele unserer Patienten in die Lage, dieses<br />
Recht nicht mehr ausüben zu können. Dies bedeutet<br />
auch für unsere Arbeit eine Erschwernis.<br />
• Daher begrüßen wir jede Hilfestellung, die es uns<br />
möglich macht, sich dem mutmaßlichen Willen eines<br />
Patienten anzunähern: Eine Patientenverfügung,<br />
eine Vorsorgevollmacht, ein Organspendeausweis<br />
oder andere informelle Dokumentation einer<br />
Willensäußerung.<br />
• Liegen derartige Hilfestellungen nicht vor,<br />
bemühen wir uns um eine frühzeitige Einrichtung<br />
einer Betreuung durch das Vormundschafts gericht.<br />
Hierbei ist es unser ausdrücklicher Wunsch, dass<br />
im Rahmen des Betreuungsverfahrens durch einen<br />
unabhängigen Richter, der sich ein persönliches<br />
Bild macht, unser Ansinnen überprüft wird. Wir<br />
lehnen Betreuungsverfahren alleine auf dem Weg<br />
eines Schriftverkehrs nachdrücklich ab.<br />
• Zum Schutz des Patienten oder unserer<br />
Mitarbeiter kann es situativ notwendig werden, die<br />
Freiheit des Patienten einzuschränken (Beispiel:<br />
Fixierungsmaßnahmen bei verwirrten Patienten).<br />
Hierbei halten wir uns streng an die gesetzlichen<br />
Vorgaben, wie sie auch per Dienstanweisung unseres<br />
Hauses fixiert sind.<br />
• Keinesfalls beteiligen wir uns als Erfüllungsgehilfe<br />
an freiheits entziehenden Maßnahmen, die aufgrund<br />
nichtmedizinischer Gründe richterlich oder<br />
polizeilich verfügt wurden. Dies bleibt alleine in der<br />
Verantwortung dieser Organe.<br />
Mündigkeit bedeutet auch informierte<br />
Entscheidungskompetenz. Ohne Aufklärung und<br />
Information des Patienten kann dieser nicht mündig<br />
handeln.<br />
• Wir distanzieren uns daher von früheren<br />
Vorstellungen über das Aufklärungs- und<br />
Informationsregime gegenüber Patienten, die dem<br />
Arzt die Kompetenz zum Informationsrückhalt<br />
zugesprochen hatte.<br />
• Wir bieten dem Patienten an, ihn über seine Lage<br />
aufzuklären, soweit sie uns selbst klar erscheint,<br />
wir drängen uns allerdings auch nicht auf,<br />
sondern akzeptieren, wenn Patienten Aufklärung<br />
oder Information ausdrücklich ablehnen oder<br />
verdrängen.<br />
• Ein unterschriebener Aufklärungsbogen ersetzt<br />
nicht das Gespräch. Die Art und der Umfang<br />
einer Aufklärung hat sich an der Dringlichkeit des<br />
Geschehens zu orientieren.<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
• Ausbildung und Kompetenz<br />
Ausbildung und Kompetenz scheinen zunächst<br />
nicht als Gegensätze eines Spannungsfeldes zu<br />
erscheinen und natürlich bedarf es der Ausbildung<br />
zum Kompetenzerwerb.<br />
Für den ärztlichen Dienst der Intensivstation II<br />
heißt Ausbildung aber auch, dass sich Ärzte nicht<br />
auf ihre bereits gereifte Kompetenz verlassen<br />
können, da sie möglicherweise erst am Anfang ihrer<br />
Intensivausbildung stehen. Wunschtraum wäre,<br />
dass jeder Kollege so lange von einem erfahrenen<br />
<strong>Intensivmedizin</strong>er begleitet wird, bis er selbstbewusst<br />
und auf seine Kompetenz vertrauend selbstständig<br />
handeln kann. Dies kann mit den personellen<br />
Ressourcen unseres Hauses nicht gewährleistet<br />
werden.<br />
Dennoch haben wir Wege, Ausbildung und<br />
Kompetenzerwerb auf unserer Station zu<br />
optimieren:<br />
• Wir lehnen ein Ausbildungsverfahren nach dem<br />
Prinzip der Ketteneinarbeitung ab, weil es der<br />
Qualität der ärztlichen Ausbildung schadet. Wir sind<br />
im Ausbildungsbetrieb auf Kontinuität angewiesen.<br />
• Diese schaffen wir, in dem wir in unserem Team<br />
einen festen Oberarzt stellen, der sich aus langjähriger<br />
Intensiverfahrung heraus der Ausbildung, Pflege und<br />
Entwicklung von Standards widmet.<br />
• Er stellt als Erfahrener einen Ansprechpartner für<br />
das Team dar, er vertritt die Arbeit des Teams nach<br />
außen.<br />
• Medizin und Organisation<br />
Wir haben erfahren, dass die ärztliche Tätigkeit<br />
auf unserer Intensivstation zunehmend von<br />
administrativen Anforderungen bestimmt ist.<br />
Diese Anforderungen werden nicht durch eine<br />
Verstärkung personeller Ressourcen seitens des<br />
Trägers beantwortet. Somit bleibt für medizinische<br />
Tätigkeiten, Fortbildungen, Gespräche und<br />
Aufklärungen ein geringerer Anteil an der<br />
Gesamtkapazität unseres Teams.<br />
• Frustrierend ist für uns die Erfahrung, dass wir uns<br />
vom Ziel unserer Berufsausbildung, der Tätigkeit als<br />
Arzt, aufgrund außermedizinischer Anforderungen<br />
distanzieren.<br />
• Wir wissen andererseits um unsere<br />
betriebswirtschaftliche und rechtliche Verantwortung,<br />
die einen Betrieb eines großen Klinikums und damit<br />
unsere Kernarbeit erst ermöglicht.<br />
• Wir bemühen uns daher um eine Differenzierung<br />
unserer Ressourcenzuweisung und nehmen uns<br />
hierbei die Unterteilung in Überwachungs- und
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 7<br />
Intensivpatienten zu Hilfe. Durch Neugestaltung<br />
der Dokumentation, die dem fallbezogenen<br />
Bedarf angepasst wird, bemühen wir uns darum,<br />
unsere personellen und zeitlichen Ressourcen<br />
den individuellen Anforderungen anzupassen, um<br />
diese letztlich den kritisch Kranken verstärkt zur<br />
Verfügung stellen zu können.<br />
• Für IMCU-Patienten haben wir daher eine<br />
vereinfachte, vom Informationsgehalt dagegen sogar<br />
erweiterte Dokumentation entwickelt.<br />
Der Arzt im Grenzbereich der<br />
Medizinethik<br />
Ethische Fragestellungen in der <strong>Intensivmedizin</strong><br />
erleben wir als ein sehr schwieriges Terrain, in denen<br />
wir oft auch unserer juristischen Angreifbarkeit nicht<br />
ganz im Klaren sind.<br />
Stellungnahmen zur Medizinethik, insbesondere zu<br />
den Foci Therapiebegrenzung, Therapieabbruch,<br />
Hilfe beim Sterben und Hilfe zum Sterben, bieten<br />
uns oft eine unzureichende Hilfestellung, da sie<br />
• einer kulturellen, religiösen und gesellschaftlichen<br />
Prägung unterliegen,<br />
• vom Zeitgeist und aktuellen Wertvorstellungen<br />
geprägt sind und<br />
• selbst innerhalb Europas von Land zu Land<br />
unterschiedlich ausgelegt sind.<br />
• Wir lehnen aktive Sterbehilfe ab.<br />
• Wir betrachten dagegen die Mittel der<br />
Palliativmedizin, die Therapiebegrenzung und den<br />
Therapieabbruch als notwendige Mittel unserer<br />
Medizin, um dem Grundsatz der Achtung der<br />
Menschenwürde gerecht zu werden.<br />
• Hierbei achten wir jedoch bewusst darauf, den<br />
Prozess der Sterbebegleitung nicht nur mental,<br />
sondern auch emotional durchzugehen und uns ihm<br />
zu stellen. Wir achten darauf, diesen Prozess nicht<br />
alleine zu gehen, sondern den Austausch mit dem<br />
Patienten, seinen Angehörigen, im Team, mit dem<br />
Pflegepersonal und allen anderen Beteiligten zu<br />
pflegen.<br />
• Wir stellen uns bei Therapieabbrüchen oder<br />
-begrenzungen grundsätzlich neu die Frage ihrer<br />
Berechtigung.<br />
• Wir fürchten uns davor, lebensbegrenzende<br />
Maßnahmen aus Bequemlichkeit, Abgestoßensein<br />
oder aufgrund von Kostendruck durchzuführen. Diese<br />
Furcht bewahrt uns vor Grenzüberscheitungen.
8<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Inhalt<br />
Welche Aufgabe hat die Intensivstation II?........................................................ 2<br />
Kommunikation auf Intensivstation II.............................................................. 2<br />
Spannungsfeld Intensivstation...................................................................... 4<br />
Der Arzt im Grenzbereich der Medizinethik...................................................... 7<br />
Verzeichnis der Antidote und Spezialmedikamente, die im Klinikum vorrätig sind:........ 11<br />
Verzeichnis der Impfseren, die in der NA-Med vorrätig gehalten werden:.................. 13<br />
Antibiotika........................................................................................... 15<br />
Antibiotikatherapie: ................................................................................ 16<br />
Aktuelle Resistenzstatitistik der I2 aus dem Jahr 2007........................................ 19<br />
Agrastat = Tirofibanhydrochlorid.................................................................. 20<br />
Anaphylaktischer Schock........................................................................... 20<br />
Adrekar = Adenosin................................................................................. 21<br />
Akineton = Biperiden............................................................................... 21<br />
Alupent = Orciprenalin............................................................................. 21<br />
Anexate = Flumazenil............................................................................... 21<br />
Anticholium = Physostigmin........................................................................ 22<br />
Apnoetest zur Diagnosestellung eines Hirntodes................................................ 22<br />
Argatra = Argatroban............................................................................... 22<br />
Atropinsulfat = Atropin............................................................................. 23<br />
Arterenol = Noradrenalin........................................................................... 23<br />
Beatmung: kurze Beschreibung der üblichen Beatmungstechniken.......................... 24<br />
Blut- und Blutkompenentenersatz................................................................ 25<br />
Clonidin = Paracefan................................................................................ 26<br />
Corotrop = Milrinon................................................................................. 27<br />
Dantrolen = Dantrolen.............................................................................. 27<br />
Diabetische Ketoazidose........................................................................... 27<br />
Dilzem = Diltiazem.................................................................................. 28<br />
Dociton = Propranolol.............................................................................. 29<br />
Dopamin.............................................................................................. 29<br />
Dobutamin = Dobutrex............................................................................. 29<br />
Ebrantil = Urapidil................................................................................... 29<br />
Elektrolytengleisungen............................................................................. 29<br />
Favistan = Thiamazol............................................................................... 31<br />
Fluimucil = N-Acetylcystein........................................................................ 31<br />
Glucagon Lilly = Glucagon.......................................................................... 31<br />
Glycilpressin = Terlipressin......................................................................... 31
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 9<br />
Giftzentralen........................................................................................ 31<br />
Gilurytmal = Ajmalin................................................................................ 32<br />
Glycerosteril = Glycerol............................................................................ 32<br />
Haldol = Haloperidol................................................................................ 32<br />
Heparin-induzierte Thrombozytopenie (HIT).................................................... 32<br />
Hydrokortison Hoechst = Hydrocortison.......................................................... 33<br />
Isoptin = Verapamil................................................................................. 33<br />
Kontrastmittelvorbereitung........................................................................ 33<br />
Leberkoma........................................................................................... 34<br />
Lyse bei Lungenembolie............................................................................ 34<br />
Maligne Hyperthermie.............................................................................. 34<br />
Narcanti = Naloxon.................................................................................. 35<br />
Natriumbicarbonat.................................................................................. 35<br />
Nepresol = Dihydralazin............................................................................ 36<br />
Nimotop = Nimodipin............................................................................... 36<br />
Oesophagusvarizenblutung......................................................................... 36<br />
Pankreatitis exsudativ/nekrotisierend............................................................ 36<br />
Phenhydan = Phenytoin............................................................................ 36<br />
Proglobal-Test ....................................................................................... 37<br />
Propofol ............................................................................................. 37<br />
Protamin siehe B wie Blutersatz................................................................. 37<br />
Pulmonaliskatheter................................................................................. 37<br />
Reo Pro = Abciximab............................................................................... 38<br />
Rytmonorm = Propafenon.......................................................................... 39<br />
Salzsäure = HCl 2molar............................................................................. 39<br />
Schilddrüse: Thyreotoxikose....................................................................... 39<br />
Myxödemkoma....................................................................................... 40<br />
Schrittmachertherapie mit passagerem SM...................................................... 40<br />
Sedierung............................................................................................ 41<br />
Stilamin = Somatostatin............................................................................ 41<br />
Takus = Ceruletid.................................................................................... 42<br />
THAM = Trometamol = Tris-Puffer................................................................ 42<br />
L-Thyroxin Henning inject = Levothyroxin (T4).................................................. 42<br />
Tygacil = Tigecyclin................................................................................. 43<br />
Xigris = Dotregocin alpha.......................................................................... 43<br />
Xylocain = Lidocain................................................................................. 44<br />
Zyvoxid = Linezolid................................................................................. 44
10<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
S2-Leitlinien zur Sepsis............................................................................. 47<br />
Empfehlungen zur Sepsistherapie................................................................. 48<br />
SOP Künstliche Ernährung.......................................................................... 50<br />
SOP Intensivierte Insulintherapie................................................................. 53<br />
SOP Diagnostik und Therapie der Lungenembolie.............................................. 56<br />
SOP Obere Gi-Blutung und Ösophagusvarizenblutung.......................................... 58<br />
SOP Diagnose und Therapie der Sepsis........................................................... 61<br />
SOP Sequenzielles Sedierungs- und Analgesie-Management................................... 65<br />
SOP Pneumonie...................................................................................... 70<br />
SOP Diagnostik und Therapie der Pankreatitis.................................................. 73
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 11<br />
Verzeichnis der Antidote und Spezialmedikamente, die im<br />
Klinikum vorrätig sind:<br />
Name Inhaltsstoff Indikation<br />
Vergiftungen mit Cyaniden, Blausäure, Nitrilen u.<br />
4-DMAP<br />
Schwefelwasserstoff, im Verlauf der kontroll. intraoperativen<br />
(0,25g/5ml)<br />
Hypotension mit Nitroprussidnatrium<br />
Acimethin (500mg)L-Methionin Paracetamol-Vergiftung., Ansäuereung des Urins<br />
Adrenalin<br />
Quincke-Ödem, beginnende anaphylaktische Reaktion mit<br />
Epinephrin<br />
Medihaler<br />
Einschwellung der oberen Atemwege<br />
Akineton<br />
Biperiden Dyskinesien im Rahmen von Neuroleptikaintoxikationen<br />
(5mg/1ml)<br />
Linderung von Entzugssymptomen bei Alkoholikern (z. B.<br />
Alkoholkonzentrat<br />
Alkohol zur Delirprophylaxe in der operativen Medizin und nach<br />
95% (20ml)<br />
Trauma)., Therapie der Diethylenglykolintoxikation<br />
Anexate 0,5mg<br />
Flumazenil Antagonisierung von Benzodiazepinen<br />
(5ml)<br />
Anticholium<br />
(2mg/5ml)<br />
Antidot Thallii<br />
Heyl (500mg Kps)<br />
Atropinsulfat<br />
100mg (10ml)<br />
Bentonit 250g<br />
Calcium Vitis<br />
(200mg/10ml)<br />
°Chinindihydrochlorid<br />
250mg<br />
Amp.<br />
Desferal<br />
(500mg/5ml)<br />
Digitalis Antidot<br />
BM 80mg<br />
Ditripentat<br />
(1g/5ml)<br />
Fibrogammin<br />
1250E<br />
Favistan<br />
(40mg/1ml)<br />
zentral-anticholinergische Symptome (ZAS), akute u. chron.<br />
Physostigmin Vergiftungen mit Atropin, Phenothiazinen, tri- u. tetrazykl.<br />
Antidepressiva, Alkohol.<br />
Eisen-III-<br />
Hexacyanoferrat Thalliumvergiftung<br />
Atropin<br />
Calcium<br />
Desferoxamin<br />
Digitalis<br />
Antitoxin vom<br />
Schaf<br />
Ca-Trinatrium-<br />
Pentetat<br />
Faktor XIII<br />
Thiamazol<br />
Intoxikation mit Cholinesterasehemmern (E605 u.a.)<br />
Paraquatintoxikationen<br />
Hypocalcämie, Rhythmusstörungen bei Hyperkaliämie<br />
Malaria<br />
Hämochromatose, Siderosen, Eisenvergiftungen<br />
Digitalisintoxikation<br />
Erkenng. u. Behdlg. v. Vergiftungen durch Blei, Zink, Eisen<br />
einschl. Eisenspeicher-Krkh., Mangan, Chrom, Plutonium u.a.<br />
radioaktive Metalle.<br />
Kongenitaler Mangel an Faktor XIII und daraus<br />
resultierende hämorrhagische Syndrome, Blutungen und<br />
Wundheilungsstörungen. Hämorrhagische Diathesen<br />
mitbedingt durch erworbenen Faktor-XIII-Mangel, z. B. bei<br />
akuten Leukosen und Lebererkrankungen (Schub bei Zirrhose<br />
und Leberdystrophien) sowie bei Verbrauchskoagulopathie.<br />
Förderung der Wund- u. Knochenbruchheilung.<br />
Thyreotoxikose
12<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Name Inhaltsstoff Indikation<br />
Fluimucil Antidot ACC Paracetamolintoxikation<br />
Gluca Gen 1mg Glucagon<br />
Betablockerintoxikation, therapieresistente prolongierte<br />
Hypoglykämie<br />
Haemate HS 500 Faktor VIII Hämophilie<br />
Kongenitale Hypo-, Dys- und Afibrinogenämie, erworbene<br />
Hypofibrinogenämie infolge Synthesestörung bei schweren<br />
Hämatocomplettan<br />
Fibrinogen Leberparenchymschäden, gesteigerten intravasalen<br />
HS 1g<br />
Verbrauchs durch disseminierte intravaskuläre Gerinnung und<br />
Hyperfibrinolyse.<br />
Halfan 250mg Halofantrin<br />
Therapie und Stand-by-Therapie der akuten Malaria bei<br />
Kindern und Erwachsenen.<br />
Kaliumpermanganat<br />
dto.<br />
Magenspülung<br />
Kalymin mite<br />
(1mg/1ml)<br />
Pyridostigmin<br />
Myasthenia gravis, myasthenisches Syndrom, Atonie des<br />
Magen-Darm-Traktes und der Blase. Antagonisierung<br />
peripher wirkender Muskelrelaxanzien des nicht<br />
depolarisierenden Typs (Curare-Typ). Bei depolarisierenden<br />
Muskelrelaxanzien nur zur Aufhebung eines Dualblockes<br />
geeignet. Intoxikation mit anticholinerg wirkenden Subst. -<br />
bei Vorliegen peripherer Symptome.<br />
Kelocyanor<br />
(300mg/20ml)<br />
Dicobalt-EDTA Französ. Medikament zur Therapie der Zyanidintoxikation<br />
Lariam 250mg Mefloquin Malaria<br />
Legalon Sil 350mg Silibilin Knollenblätterpilzintoxikation<br />
Chron. Polyarthritis. Vergiftung mit Schwermetallen<br />
Metalcaptase<br />
Penicillamin (Kupfer, Blei, Quecksilber, Zink). Cystinurie, Cystinsteine.<br />
300mg<br />
Sklerodermie. M. Wilson.<br />
Methionin 250g DL-Methionin Urinansäuerung<br />
Methylenblau 1%<br />
(10ml)<br />
Methylenblau<br />
Narcanti<br />
(0,4mg/1ml)<br />
Naloxon Morphinintoxikation<br />
Natriumthiosulfat<br />
(10%/500ml)<br />
dto.<br />
Intravenös, bzw. lok. Spülung bei Vergiftungen durch: Gase:<br />
Blausäure, Rauchgas, Auspuffgas, Kokerei- und Gichtgas.<br />
Dämpfe: Chlor, Brom, Jod, Stickstoffoxide, aliphatische,<br />
aromatische Nitroverbindungen und Kunststoffbrände. Chem.<br />
Grundstoffe: Cyanide, Nitrile (Acrylnitril, Acetoncyanhydrin),<br />
Nitrite, aromatische Amine (Anilin, Toluidin). Alkylanzien:<br />
S-Lost, N-Lost, Überdosierung von Alkylanzien, die als<br />
Cytostatika verwendet werden. Schwermetalle und Thallium.<br />
Neostigmin<br />
(0,5mg/1ml)<br />
Neostigmin Myasthenia gravis, Curare-Antagonist.<br />
Paraffinöl dto. Spülung bei lipophilen Substanzen<br />
Pitressin 20 IE<br />
(1ml)<br />
Vasopressin Diabetes insipidus
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 13<br />
Name Inhaltsstoff Indikation<br />
Protamin 1000 IE /<br />
Protamin Heparinintoxikation<br />
5000 IE<br />
Resochin<br />
Chloroquin Malaria<br />
(150mg/5ml)<br />
Serum<br />
Cholinesterase<br />
Toluidinblau<br />
Toxogonin<br />
(250mg/1ml)<br />
Trasylol<br />
Ugurol (0,5g/5ml) Tranexamsäure<br />
Unizink<br />
Verlängerte Apnoe nach Verabreichung von Succinylcholin<br />
bei genetisch bedingtem Defekt der Serumcholinesterase,<br />
krankheitsbedingter Verminderung der Enzymaktivität<br />
dto.<br />
im Blut (z. B. Lebererkrankungen), Überdosierung von<br />
Succinylcholin. Als unterstützende Therapie bei organischen<br />
Phosphorsäureester-Vergiftungen.<br />
Zur Behdl. der Methämoglobinämie b. Vergift. d. Nitrate,<br />
Nitrite, arom. Amine, od. im Verlauf von Maßnahmen zur<br />
Toloniumchlorid Infiltrations- u. Leitungsanästhesie - nach Überdosierung von<br />
4-DMAP im Verlauf von Cyanidvergiftungen (siehe Spez.-<br />
Prosp.).<br />
Vergiftungen m. Insektiziden aus d. Gruppe d.<br />
Organophosphate (Alkylphosphate, Alkylthiophosphate,<br />
Obidoxim<br />
Phosphorsäureester, Thiophosphorsäureester), z. B. Parathion<br />
= E 605® forte.<br />
Hämorrhagien aufgrund einer hyperfibrinolytischen<br />
Hämostasestörung, z. B. postoperativ (z. B. Prostata, Lunge,<br />
Aprotinin Fruchtwasserembolien), posttraumatisch, bei extrakorporaler<br />
Zirkulation, ante-, intra- und postpartal. Schwere<br />
Blutungskomplikationen unter thrombolytischer Therapie.<br />
Behandlung bzw. Verhütung primär hyperfibrinolyt.<br />
Blutungen, insbes. lokal bedingter Blutungen in Urologie,<br />
Gynäkologie u. Geburtshilfe, Chirurgie, innerer Medizin,<br />
Hals-Nasen-Ohren- sowie Zahnheilkunde.<br />
Ausgleich von Zinkverlusten nach Traumata und<br />
chirurgischen Eingriffen, Bedarfsdeckung bei parenteraler<br />
Ernährung und Langzeit-Intensivtherapie. Acrodermatitis<br />
enteropathica und schwere Zinkmangelerscheinungen.<br />
Störungen der intestinalen Zinkresorption (z. B. Morbus<br />
Crohn oder Zöliakie).<br />
Verzeichnis der Impfseren, die in der NA-Med vorrätig<br />
gehalten werden:<br />
Name Inhaltsstoff Indikation<br />
Berirab 300E (2ml),<br />
750E (5ml), 1500E Tollwut-Immunglobulin Kontakt zu Tollwut-verdächtigem Tier<br />
(10ml)<br />
Botulismus Antitoxin<br />
250ml<br />
Botulinusantitoxin Botulismus
14<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Name Inhaltsstoff Indikation<br />
Diphterieantitoxin<br />
200000E (5ml)<br />
dto.<br />
Diphterieverdacht<br />
FSME-Bulin (2ml/5ml) FSME Immunglobulin V.a. FSME<br />
Engerix HBs-Antigen Aktive Hepatitis-B-Impfung<br />
Hepatitis B<br />
Immunglobulin S5<br />
dto.<br />
Passive Hepatitis-B-Impfung<br />
Rabivac 1ml Tollwut-HDC-Vakzine Tollwutverdacht<br />
Schlangengift Schlangengift Immunserum<br />
Schlangenbiß<br />
Immunserum<br />
Europa<br />
Tetagam 250E Tetanusantitoxin Passive Tetanusimpfung<br />
Tetanol Tetanustoxoid Aktive Tetanusimpfung<br />
Varitect (5ml/20ml)<br />
Immunglobulin gegen<br />
Varizella zoster<br />
Passive Impfung bei VZV-Ansteckungsgefahr
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 15<br />
Antibiotika<br />
Regeln für die Antiotikatherapie:<br />
1. Erreger:<br />
• Am effektivsten ist eine Antibiogramm-gerechte Therapie. Daher:<br />
• Vor Therapiebeginn Blutkultur, Urinkultur und Trachealsekret, ggf. Wundabstrich abnehmen<br />
• Anschließend ggf. kalkulierte Antibiotikatherapie.<br />
• Nach Eingang des Antibiogramms Umstellung und Deeskalation der Antibiotikatherapie<br />
2. Gewebegängigkeit beachten:<br />
• Blut-Hirnschranke: Cephalosporine der 3. Generation, Penicillin, Meropenem<br />
• Abszesse: Keine Wirkung von Aminoglykosiden (bis zu 40mal schwächer), häufig sind auch<br />
Anaerobier zu erwarten<br />
• Bakterien mit intrazellulärem Überleben: Makrolide, Chinolone, Rifampicin<br />
3. Kombinationstherapie sinnvoll, wenn<br />
• Mischinfektionen vorliegen<br />
• lebensbedrohliche Infektionen zu behandeln sind, ohne dass ein Erregernachweis vorliegt.<br />
• Erreger mit hoher Mutations- und Resistenzentwicklung vorliegen: Pseudomonaden,<br />
Mykobakterien<br />
4. Bekämpfung von Resistenzen durch folgende Maßnahmen:<br />
• ‚Standard-Antibiotikum’ turnusweise wechseln!<br />
• Möglichst gezielt behandeln<br />
• Resistenzstatistik in Zusammenhang mit dem Laborleiter erarbeiten und beachten, Antibiotika<br />
mit hoher Abteilungs-spezifischer Resistenz vorrübergehend aus dem Verkehr nehmen.<br />
• Infektionen durch ausreichend lange Therapie sanieren<br />
• Keimbesiedelungen ohne Infektionszeichen NICHT therapieren<br />
5. Bitte den fachlichen Beistand unseres Mikrobiologen nutzen!
16<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Antibiotikatherapie:<br />
Angaben bei Niereninsuffizienz; Dosisreduktion in % der Normaldosis bei leichter NI/mittlerer NI/<br />
schwerer NI (Clearance >50ml/min/10-50/
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 17<br />
Fortum = Ceftazidim<br />
Pckg Fl. mit 0,5/1,0/2,0g<br />
D 2-3 mal 1-2g i.v.<br />
Dosisreduktion bei NI 100/50/25<br />
Kepinol = Bactrim = Cotrimoxazol<br />
Pckg Amp. 480/960mg, Tabl. 480/960mg<br />
D 2mal 960mg p.o. (=2mal Bactrim forte), 2mal 960mg i.v. (= Bactrim in 250ml G5% 2-0-2),<br />
Penumocystis carinii: 4mal 30mg/kg für ca. 3 Wochen<br />
Keine Dosisreduktion bei NI<br />
Klacid = Clarithyromycin<br />
Pckg Kps. 250/500<br />
D 2mal 2mal 250-500mg p.o.<br />
Penicillin G Hoechst = Penicillin G<br />
Pckg Inj.fl. 1/2/10 Mega<br />
D Peumonie: 4mal 5 Mega i.v.<br />
Meningitis 3mal 10 Mega<br />
Endokarditis 4mal 5 Mega<br />
Erysipel 3mal 5 Mega<br />
Dosisreduktion bei NI 100/75/50<br />
Pipril = Piperacillin<br />
Pckg Inj.fl. 1/2/3/4/6g<br />
D 3-4mal 2g i.v., in schweren Fällen 3-4mal 4 g i.v.<br />
Dosisreduktion bei NI 75/50/20<br />
Refobacin = Gentamicin<br />
Pckg Amp. 40/80/120mg<br />
D 3-5mg/kg in 1 Dosis über 1 Stunde<br />
70kg: 1mal 240-320mg<br />
max. 360mg<br />
Dosisreduktion bei NI 70/30/10<br />
! Kontrolle des Talspiegels vor der nächsten Gabe (< 1-2 mg/l)<br />
Rocephin = Ceftriaxon<br />
Pckg 2g Fl.<br />
D 1mal 2g i.v.<br />
Keine Dosisreduktion bei NI
18<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Rulid = Roxithromycin<br />
Pckg Kps. 150mg<br />
D 2mal 150mg p.o.<br />
Sobelin = Clindamycin<br />
Pckg Amp. 300/600/800mg, Kps. 75/150mg<br />
D 3mal 150-400 p.o., 3mal 300-600 i.v.<br />
Keine Dosisreduktion bei NI<br />
Spizef = Cefotiam<br />
Pckg Fl. 1g/2g<br />
D 2mal 2g i.v.<br />
Dosisreduktion bei NI 50/50/20<br />
Staphylex = Flucloxacillin<br />
Pckg Fl. mit Trockensubstanz 250/500/1000/2000mg, Kps. 250/500mg<br />
D i.v./p.o. 4 * 0,5-1g bis max. 4 * 2g<br />
Dosisreduktion bei NI 50/50/20<br />
Tavanic = <strong>Levofloxacin</strong><br />
Pckg 100ml Inf.fl. = 500mg <strong>Levofloxacin</strong>, Na 154mmol/l<br />
D 1-2mal 500mg i.v., Laufzeit mindestens 60 min., bei Harnwegsinfekten genügt<br />
idR. 1mal 250mg<br />
Dosisredukltion bei Niereninsuffizienz: Erstdosis immer 500mg, dann 50/25/25<br />
(Dosierungsintervall gleich belassen, Dosis reduzieren)<br />
KI Epilepsie, Schwangerschaft und Stillzeit<br />
Tazobac = Piperacillin (4g) + Tazobactam (0,5g)<br />
Pckg Fl. 4,5g<br />
D 2-3mal 4,5g i.v.<br />
Dosisreduktion bei NI 100/50/30 (3mal tgl, 2mal tgl., 1mal tgl. 4,5g)<br />
Tygacil = Tigecyclin<br />
Pckg 50mg Trockensubstanz<br />
D 100mg Startdosis, danach 50mg 1-0-1 über 30-60min i.v..<br />
Keine Dosisreduktion bei NI<br />
Vancomycin = Vancomycin<br />
Pckg Fl. 500mg, Kps. 125mg<br />
D 4mal 500mg oder 2mal 1g i.v.<br />
p.o. 4mal 1 Kps.<br />
Dosisreduktion bei NI 50/50/10
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 19<br />
Zienam = Imipenem<br />
Pckg Pckg 250/500mg<br />
D 3mal 500-1000mg<br />
Dosisreduktion bei NI 100/75/50<br />
Zovirax = Aciclovir<br />
Pckg Fl. 250/500mg, Tab. 200/400/800mg<br />
D Zoster: 3mal 5-10mg/kg, 70kg: 3mal 500mg i.v.<br />
Herpesenzephalitis: 3mal 10mg/kg, 70kg: 3mal 750mg i.v.<br />
Dosisreduktion bei NI 100/50/15<br />
Zyvoxid = Linezolid<br />
Pckg Infusionsbeutel (600mg), Filmtabletten (600mg), Granulat zur Anfertigung einer Suspension<br />
D 600mg 1-0-1 i.v. oder p.o., bei i.v.-Gabe Laufzeit 30-120 min<br />
Keine Dosisreduktion bei Niereninsuffizienz<br />
Aktuelle Resistenzstatitistik der I2 aus dem Jahr 2007<br />
Enterokokken<br />
Koagulaseneg.<br />
Staphylokokken<br />
S. aureus<br />
Escherichia<br />
coli<br />
Klebsiella<br />
spp.<br />
Pseudom.<br />
aeruginosa<br />
Proteus<br />
mirabilis<br />
n= 52 60 54 55 22 7 7<br />
Ampicillin 25% 85% 80% 36% 100% 100% 43%<br />
Mezlozillin 25% 85% 80% 36% 100% 29% 43%<br />
Piperacillin 25% 85% 80% 36% 100% 0% 43%<br />
Amoxicillin/<br />
Clavulansäure<br />
Piperacillin/<br />
Tazobactam<br />
23% 70% 35% 13% 23% 100% 0%<br />
23% 70% 35% 4% 0% 0% 0%<br />
Cefuroxim-Axetil 100% 70% 33% 13% 23% 100% 0%<br />
Cefotiam 100% 70% 33% 13% 23% 100% 0%<br />
Cefotaxim 100% 70% 33% 5% 5% 100% 0%<br />
Imipenem 23% 70% 33% 0% 0% 0% 0%<br />
Meropenem 23% 70% 33% 0% 0% 0% 0%<br />
Gentamicin 100% 45% 7% 2% 5% 0% 14%<br />
Vancomycin 2% 0% 0% 100% 100% 100% 100%<br />
<strong>Levofloxacin</strong> 50% 62% 37% 15% 9% 29% 29%<br />
Erythromycin 35% 65% 44% 100% 100% 100% 100%<br />
Clindamycin 100% 65% 44% 100% 100% 100% 100%<br />
Cotrimoxazol 100% 47% 6% 24% 18% 100% 43%<br />
Tetrazyklin 69% 10% 4% 25% 27% 100% 100%
20<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Agrastat = Tirofibanhydrochlorid<br />
WM GPIIb/IIIa-Antagonist, vgl. Reo Pro<br />
I<br />
D<br />
Upstreamtherapie bei jeder Form des akuten Coronarsyndroms (instabile AP, NSTEMI und<br />
STEMI) vor geplanter Coronarangiographie<br />
Hochrisiko-PTCA: Lange und dünne Stents, Diabetes mellitus<br />
Agrastat wird in 250ml NaCl oder G5% aufgelöst, Initiale Laufzeit 0,4µg/kg/min für 30 min.<br />
(siehe Dosierungstabelle), dann: 0,1µg/kg/min über mindestens 12h (siehe Dosierungstabelle),<br />
Halbierung der Dosis bei schwerer Nierenfunktionseinschränkung (Clearance kleiner 30ml/<br />
min), Parallel ASS und Heparin 500 IE/h; Kompletter Wirkungsverlust 8h nach Infusionsende,<br />
nahezu kompletter Wirkungsverlust bereits nach 4h (Op.fähigkeit)<br />
Wann Abciximab, wann Tirofiban?<br />
Prinzipiell sind beide Medikamente für alle Indikationen zugelassen. Abciximab zeigt jedoch<br />
gegenüber Tirofiban eine höhere Reduktion der Infarktwahrscheinlichkeit in einem 30-Tages-<br />
Nachbeobachtungszeitraum. Dafür zeigt es die deutlich höhere Blutungsinzidenz nach invasiven<br />
Maßnahmen. Nach den neuesten Guidelines der ESC ist ReoPro anderen GPIIB/IIIA-Antagonisten<br />
beim STEMI vorzuziehen.<br />
Zusammenfassend: Abciximab wird als das ‚aggressivere’ Medikament<br />
bei Hochrisikopatienten eingesetzt.<br />
KI<br />
Kombination mit Fibrinolytika ist nicht erlaubt, Drastisch erhöhtes Blutungsrisiko: GI-Blutung<br />
hochwahrscheinlich, frisches Trauma, Tumoren, Thrombozytopenie, proliferative diabetische<br />
oder hypertensive Retinopathie, Therapie mit Marcumar<br />
NW Thrombozytopenie, Blutungen: Die Inzidenz von Blutungen unterscheidet sich zwischen den<br />
verschiedenen Präparaten und ist für Abciximab am höchsten.<br />
Maßnahmen zur Blutungsprophylaxe<br />
• Über-Heparinisiserungen vermeiden (PTT-Kontrollen)<br />
• Nach Punktionen (ZVK, Herzkatheter) Heparindosis in der Regel max. 500 IE/h<br />
Dosierung: siehe Aushang I2<br />
Cave: der Einsatz eines GPIIB/IIIA-Antagonisten sollte mit dem OA besprochen werden (sehr<br />
teuer)<br />
Anaphylaktischer Schock<br />
Primärtherapie: Sicherung der Atemwege, falls noch Zeit Adrenalin Medihaler inhalativ 2-3 Hübe,<br />
sonst rasche Intubation (nicht verzögern, Atemwege schwellen ein!), Bekämpfung des Kreislaufschocks<br />
initial mit Supra (1Amp. auf 10ml NaCl verdünnt, davon jeweils 1ml-Boli, Infusion<br />
zum Einschwemmen dranhängen)<br />
Zugänge: ZVK erstmal nebensächlich, 4-5 großvolumige Zugänge<br />
• Flüssigkeit im Schuß über alle Zugänge<br />
• Cortison, H1- und H2-Blocker i.v., z.B. 250mg Urbason, 2 Amp. Fenistil, 1 Amp. Ranitic (Wirkung
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 21<br />
setzt mit mind. 45 Minuten Verzögerung ein).<br />
• Suprarenin: Falls keine rasche Stabiliserung des Patienten, kontinuierliche Suprarenininfusion,<br />
beginnen mit 5 Amp/24h, dann nach RR titrieren.<br />
Adrekar = Adenosin<br />
Pckg 1 Amp. à 6 mg Adenosin<br />
I<br />
Supraventrik. Tachykardien, AV-Reentrytachykardien, WPW, zur DD zwischen SVT mit breiten<br />
Kammerkomplex und VT (kurzfristige AV-Blockierung mit Demaskierung des Fokus)<br />
WM Blockierung des AV-Knotens für wenige Sekunden<br />
D<br />
1 Amp. Adrekar rasch i.v., falls keine Wirkung, 2, dann 3 Amp. Adrekar rasch i.v., jeweils auf<br />
20ml NaCl aufziehen oder mit Infusion einschwemmen lassen<br />
NW Auslösen von VHF, Bronchokonstriktion<br />
KI<br />
Asthma bronchiale, akuter Infarkt, SSS, VHF, QT-Verlängerung<br />
Akineton = Biperiden<br />
Pckg 1.A. 1ml=5mg<br />
WM<br />
I<br />
D<br />
Anticholinergikum<br />
Behandlung von Neuroleptika-induzierten Dyskinesien<br />
0,5-1 A. verdünnt auf 10ml NaCl langsam i.v.<br />
Alupent = Orciprenalin<br />
Pckg Infusionsamp. 5mg in 10ml, Injektionsampullen 0,5mg in 1ml<br />
Ind<br />
Bradykardie, Bradyarrhythmie, AV-Block, ß-Blocker-Intox.<br />
D<br />
1. Bolus: 1 A. mit 0,5mg in 10ml NaCl 5-10ml<br />
2. Perfusor: 15mg (3 Amp.) mit 2ml/h bis zu 15mg/4ml/h<br />
NW VES, Kammerflimmern, Kopfschmerzen, Tremor, Übelkeit, Allergie<br />
KI<br />
Obstrukt. KMP, Asthma bronchiale (hier besser ß2-Sympathomimetika, z.B. Bricanyl)<br />
WW schlechte Steuerbarkeit (‚Alupent nur wer es kennt‘), Antidot: ß-Blocker<br />
Anexate = Flumazenil<br />
Pckg 1 A. 5ml =0,5mg<br />
D 2ml im Bolus i.v., dann 1ml alle Minute, bis der Pat. wach ist, max. 2 A.<br />
Perfusor: 3 Amp. mit 4ml/h, dann je nach Symptomatik titrieren
22<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Anticholium = Physostigmin<br />
Pckg 1A. 5ml=2mg<br />
Ind<br />
D<br />
bei allen anticholinergen Symptomen: Antidepressiva, Antihistaminika, Neuroleptika, Alkohol,<br />
PS-Lytika und bei Alkoholentzugsdelir<br />
initial 1 A. i.v. (Langsam!), bei Wirkung Perf. mit 10 A. mit 2-4 ml/h<br />
KI<br />
Asthma, KHK, Harnverhalt (relative KI)<br />
Apnoetest zur Diagnosestellung eines Hirntodes<br />
Für die Durchführung eines Apnoetestes sollten zwei Ärzte eine Auswertung vornehmen.<br />
Eine Blutgasanalyse (BGA) zu Beginn gibt einen guten Hinweis auf die Ausgangssituation des Tests.<br />
So spricht ein extrem niedriger pCO2-Wert dafür, dass es einige Zeit in Anspruch nehmen wird,<br />
diesen adäquat ansteigen zu lassen.<br />
Danach erfolgt eine Voroxygenierung des Patienten über 5 Minuten. Hierzu wird der Sauerstoffanteil<br />
der Beatmungsluft auf 100% gestellt bei ansonsten unverändertem Beatmungsmodus. Gesundes<br />
Lungengewebe reagiert darauf mit extrem hohen Werten für den Sauerstoffpartialdruck (pO2) bei<br />
gleich bleibendem pCO2.<br />
Nach dieser Voroxygenierung wird der Patient hypoventiliert, in dem das Atemminutenvolumen auf<br />
2 Liter reduziert wird. Durch den verminderten Gasaustausch kommt es zu einem pCO2-Anstieg, der<br />
pO2-Wert bleibt durch die 100% Sauerstoffinsufflation dagegen stabil. Der pCOa-Anstieg wird durch<br />
wiederholte Blutgasanalysen protokolliert. Der zeitliche Abstand der Blutgasanalysen richtet sich nach<br />
Ausgangswert und Geschwindigkeit des Anstiegs und sollte alle 2-5 Minuten durchgeführt werden.<br />
Ist der Grenzwert von 60 mm Hg pCO2 erreicht oder überschritten, wird der Beatmungsmodus auf<br />
Spontanatmung umgestellt.<br />
Alternativ ist gemäß den Richtlinien der BÄK auch eine Diskonnektion vom Beatmungsgerät<br />
möglich, um eine Hyperkapnie zu erzeugen. Aufgrund des fehlenden PEEPs und damit der Gefahr<br />
von Atelektasen ist die oben beschriebene Methode vorzuziehen.<br />
Das Beatmungsgerät zeigt an, ob der Patient spontane Atemzüge macht. Zusätzlich kann die<br />
Auskultation mit einem Stethoskop hilfreich sein, um selbstständige Atemzüge zu identifizieren.<br />
Für den Beobachtungszeitraum gibt es keinen exakt festgelegten Zeitraum, eine Bewertung über 2-3<br />
Minuten erscheint jedoch ausreichend und sinnvoll. Die klinische Untersuchung eines Hirntoten kann<br />
nur abgeschlossen werden, wenn der Apnoetest ein Erlöschen der Spontanatmung zeigt.<br />
Argatra = Argatroban<br />
Pckg 100 mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, 1 Durchstechflasche mit 2,5 ml<br />
Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung enthält 250 mg Argatroban. Die empfohlene<br />
Endkonzentration nach Verdünnen beträgt 1 mg/ml<br />
Ind<br />
D<br />
Zur Antikoagulation bei erwachsenen Patienten mit heparininduzierter Thrombozytopenie Typ<br />
II (HIT-II), die einer parenteralen antithrombotischen Therapie bedürfen. Die Diagnose sollte<br />
durch den HIPAA („heparin induced platelet activation assay“, Test auf eine heparininduzierte<br />
Thrombozytenaktivierung) oder einen entsprechenden Test bestätigt werden. Eine solche Bestätigung<br />
darf jedoch nicht den Behandlungsbeginn verzögern.<br />
Als Anfangsdosierung für HIT-II bei lebergesunden, erwachsenen Patienten werden<br />
2 Mikrogramm/kg/min, als Dauerinfusion gegeben. Vor der Gabe von Argat-
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 23<br />
ra ist die Behandlung mit Heparin abzusetzen und ein Ausgangswert der aPTT zu erheben.<br />
Überwachung: Die Behandlung mit Argatra wird im Allgemeinen anhand der aktivierten partiellen<br />
Thromboplastinzeit (aPTT) kontrolliert. Gerinnungstests (einschließlich aPTT) erreichen<br />
in der Regel innerhalb von 1-3 Stunden nach Erstanwendung von Argatra den Gleichgewichtszustand<br />
(Steady-state). Der Zielbereich für den aPTT-Wert im Steady-state beträgt das<br />
1,5- bis 3,0fache des anfänglichen Basis-Werts, soll jedoch 100 Sekunden nicht übersteigen.<br />
Eine Dosisanpassung kann zur Erzielung der Ziel-aPTT erforderlich sein (siehe Dosisänderungen).<br />
Zwei Stunden nach Infusionsbeginn ist die aPTT zur Kontrolle, dass sie innerhalb des erwünschten<br />
therapeutischen Bereichs liegt, zu bestimmen. Danach sollte die aPTT mindestens<br />
einmal täglich bestimmt werden.<br />
! Keine Änderung der Dosis bei Einschränkungen der Nierenfunktion<br />
KI Leberfunktionsstörung: Bei der Gabe von Argatra an Patienten mit Lebererkrankung ist<br />
Vorsicht geboten und zu Beginn eine niedrigere Dosis anzuwenden, die bis zum Erreichen des<br />
erwünschten Antikoagulationsniveau sorgfältig titriert wird.<br />
!! Enthält Ethanol: Ein 70 kg schwerer Patient, der die maximal empfohlene Tagesdosis (10 μg/<br />
kg/min) erhält, würde eine Dosis von ungefähr 4 g Ethanol pro Tag erhalten.<br />
Argatra ist mit 250ml 0,9%iger Natriumchlorid-Infusionslösung oder 5%iger Glukose-Infusionslösung<br />
zur intravenösen Infusion auf eine Endkonzentration von 1 mg/ml zu verdünnen. Eine<br />
2,5-ml-Durchstechflasche ist durch Mischen mit 250 ml Verdünnungslösung jeweils auf ein<br />
100faches zu verdünnen.<br />
Atropinsulfat = Atropin<br />
Pckg 1 Amp. (1ml) = 0,5mg, 1 Amp. (10ml) = 100mg<br />
D<br />
1. Bradykardie: 0,5-1mg i.v., max. 2mg<br />
2. Intoxikation mit Alkyphosphaten: 50-100mg i.v., dann 5 Amp. (500mg) mit Laufzeit mit<br />
0,5-25ml/h, je nach Wirkung<br />
! Bei Alkylphosphatvergiftung zusätzlich Obidoxim<br />
Arterenol = Noradrenalin<br />
Pckg 1 Amp. (1ml) 1mg<br />
Ind<br />
D<br />
Septischer Schock, andere Ursachen eines erniedrigten peripheren Widerstandes<br />
1. initial (als Test): 1 A. auf 10ml NaCl 3-8ml i.v.<br />
2. Perfusor: Startdosis zur Dosisermittlung: 10 Amp. Arterenol (=10mg), Start mit 2ml/h,<br />
dann nach Wirkung titrieren<br />
WW Insulinbedarf erhöht, Kombination mit Dobutamin häufig sinnvoll
24<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Beatmung: kurze Beschreibung der üblichen<br />
Beatmungstechniken<br />
1. IPPV bzw. CPPV<br />
Intermittend bzw. Continuos Positive Pressure Ventilation ist eine volumenkontrollierte Beatmungsform<br />
ohne Mitarbeit des Patienten (keine assistierte Beatmung).<br />
Eingestellt wird primär ein Atemzugvolumen für den Patienten, zusammen mit der Atemfrequenz<br />
ergibt sich ein definiertes Atemminutenvolumen.<br />
Zusätzlich wird ein maximaler Inspirationsdruck eingestellt. Wird dieser erreicht, wird die Inspiration<br />
auch dann abgebrochen, wenn das gewählte Atemzugvolumen noch nicht erreicht wurde.<br />
Bei CPPV kehrt der Pat. bei Exspiration nicht zur Atemruhelage zurück, sondern auf ein voreingestelltes<br />
positives Druckniveau (PEEP). --> IPPV+PEEP=CPPV.<br />
Die wichtigsten Parameter zur Einstellung bei IPPV/CPPV sind: Atemhubvolumen, Frequenz,<br />
Arbeitsdruck (max. inspirat. Druck) und PEEP, Inspirations-Exspirationsverhältnis.<br />
Typische Einstellung: Atemhub 10ml/kgKG (70 kg -> 700 ml), Frequenz 10-12/min, PEEP 5 mmHg,<br />
Arbeitsdruck 25-35 mmHg, I/E-Verhältnis 1:2<br />
2. CPAP/ASB<br />
CPAP/ASB ist die Kombination aus zwei druckkontrollierte Beatmungsformen zum Zweck der<br />
assistierten Beatmung.<br />
CPAP: Die Beatmungsmaschine beatmet nicht, stellt aber sicher, dass der Atemwegsdruck nie unter<br />
ein bestimmtes Niveau fällt (Continuous Positive Airway Pressure). Der Pat. atmet spontan. CPAP<br />
soll einem Alveolarkollaps vorbeugen.<br />
ASB: Bei der assistierten Spontanbeatmung wartet die Maschine auf einen spontanen Atemzug des<br />
Patienten und unterstützt diesen, bis ein voreingestellter maximaler Inspirationsdruck erreicht ist.<br />
Durch langsame Rücknahme des Arbeitsdrucks kann der Pat. langsam von der Maschine entwöhnt<br />
werden.<br />
CPAP/ASB: Bei CPAP/ASB werden beide Modi kombiniert: Der Pat. hat in Atemruhelage einen<br />
positiven Atemwegsdruck (CPAP), erzeugt er durch einen beginnenden Atemzug einen Unterdruck<br />
bzw. Fluss (Trigger), gibt die Maschine eine Atemassistenz (ASB).<br />
Die wichtigsten Parameter zum Einstellen bei CPAP/ASB sind: CPAP (Knopf ‘PEEP’), ASB-Druck,<br />
bei neueren Geräten Trigger (Fluss, der vom Pat. bei Atemzug erzeugt werden muß, damit die<br />
Maschine diesen als Atemzug erkennt).<br />
Typische Einstellung für CPAP/ASB: CPAP (PEEP) 5 mmHg, ASB beginnend mit 25-30, dann<br />
langsam senken bis 12-15, Trigger 5 Liter/min..<br />
3. BIPAP<br />
Biphasic Positive Airway Pressure ist eine etwas komplexer zu beschreibende druckkontrollierte<br />
Beatmungsform, die vor allen Dingen bei einer Indikation eine grosse Bedeutung hat: Die schwierige<br />
Entwöhnung.<br />
Hierbei werden bei der Maschine zwei unterschiedliche Drucke eingestellt. Das tiefe Niveau entspricht<br />
dem CPAP, das hohe Niveau ist die Parallele zum Arbeitsdruck. Im Gegensatz zu CPPV allerdings<br />
kann der Patient zu jeder Zeit und auf beiden Druckniveaus auch spontan atmen. Die Entwöhnung von<br />
der Maschine kann jetzt ganz langsam durch Reduktion des oberen Druckniveaus erreicht werden.<br />
Da die Maschine jederzeit die Eigenatmung des Pat. zulässt, kann der Pat. flacher sediert werden,<br />
frustrane Pressatmung gegen die Maschine wird vermieden.<br />
Die wichtigsten Parameter für die Einstellung von BIPAP sind: Oberes und unteres Druckniveau,<br />
I/E-Verhältnis, Frequenz.<br />
Typische Einstellung von BIPAP vor Entwöhnung: PEEP (unteres Druckniveau): 5, Arbeitsdruck
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 25<br />
über PEEP (oberes Druckniveau) 20, I/E-Verhältnis 1:2<br />
Wie es für eine druckkontrollierte Beatmung typisch ist, werden Drucke und keine Atemzeitvolumina<br />
eingestellt. Diese ergeben sich vielmehr aus dem Zusammenspiel zwischen den Druckeinstellungen<br />
der Maschine und der sog. ‘Compliance’ von Lunge und Thorax des Patienten.<br />
4. IMV<br />
Die Intermittend Mandatory Ventilation ist im Gegensatz zu den bisher genannten Beatmungsverfahren<br />
eine volumenkontrollierte Beatmung.<br />
Bei der IMV handelt es sich um ein assistiertes Beatmungsverfahren. Am Gerät wird ein Atemzugvolumen<br />
mit einer bestimmten Frequenz eingestellt. Vorzugsweise werden die Einstellungen so vorgenommen,<br />
dass ein minimales Atemminutenvolumen gewährleistet ist. In den Pausen zwischen diesen Zügen hat<br />
der Pat. Gelegenheit zu eigenen Atemzügen, diese können bei vielen Geräten zusätzlich durch ASB<br />
unterstützt werden. Beim reinen IMV arbeitet die Maschine fest nach dem vorgegebenen Schema,<br />
d.h. es kann auch eine maschinelle Inspiration erfolgen, wenn der Pat. gerade ausatmen will. Beim<br />
synchronisiertem IMV, dem SIMV werden die Atemhübe durch Atemzüge des Pat. getriggert.<br />
Die wichtigsten Parameter zur Einstellung von IMV sind: Atemfrequenz, Atemhubvolumen, ggf.<br />
ASB, CPAP.<br />
Typische Einstellung für IMV: Atemfrequenz 6-8/min, Atemzugvolumen etwa 10ml/kgKG, CPAP 5,<br />
ASB 20.<br />
Protektive Beatmung bei ARDS:<br />
Bei ARDS hat die Verhütung einer VALI (Ventilator associated Lung Injury) Vorrang vor einer<br />
optimalen initialen Oxygenierung.<br />
Typische Stichworte sind: hoher PEEP, niedriges Atemzugsvolumen bei hoher Frequenz, auch unter<br />
Toleranz eines hohen CO2 (permissive Hyperkapnie), niedriger Spitzendruck.<br />
Beispiel protektive Atmung mittels CPPV: PEEP 15, Atemzugvolumen 6ml/kgKG, f 20-25/min,<br />
Spitzendruck 30mbar.<br />
Blut- und Blutkompenentenersatz<br />
1. FFP<br />
Ind Massentransfusionen, Plasmapherese,<br />
! Leberinsuff., DIC: besser PPSB<br />
D<br />
ab 6 EK: pro 2 EK 1 FFP<br />
!! FFP enthält nicht genügende Mengen an Vitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren, um eine<br />
Marcumarblutung oder eine Blutung bei Leberinsuffizienz substituieren zu können. In diesem<br />
Fällen unbedingt Kombination mit PPSB.<br />
2. PPSB<br />
Pckg 1 Amp. (200/400/500/1000 IE)<br />
Ind<br />
Blutung unter Marcumar<br />
DIC (unter Heparinschutz), schwere Leberinsuffizienz
26<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
D<br />
%Prozent Zuwachs=kg*10, 1400 IE zur Erhöhung des Quick um 20% bei 70kg, Gabe langsam<br />
i.v. oder im Perf. über 30min. ATIII vorher ausgleichen, gleichzeitig Heparin<br />
3. ATIII = Kybernin<br />
Pckg Kybernin 1 Inj.fl. (500/1000 IE)<br />
Ind<br />
ATIII-Mangel<br />
D 1 IE/kg hebt ATIII um 1%, 1400 IE heben AT III bei 70kgKG um 20%<br />
4. Protamin<br />
Pckg Protamin Amp. (1000/5000 IE)<br />
Ind<br />
D<br />
Heparinüberdosis<br />
1 IE antagonisiert 1 IE Heparin, nur etwa 90% sollten antagonisiert werden.<br />
Clonidin = Paracefan<br />
Pckg 1 Amp. (1ml) = 0,75mg<br />
Ind<br />
D<br />
KI<br />
Hypertonie, Alkoholentzugsdelir, CoSedativum<br />
2 Amp. Paracefan, Laufzeit 1-8 ml/h<br />
SSS mit Bradykardie<br />
WW initialer RR-Anstieg<br />
! bei Schwangeren erlaubt<br />
Ko.: Cave in seltenen Fällen in Verbindung mit Haldol in der Therapie des Entzugsdelir Entwicklung<br />
eines paralytischen Ileus.<br />
!! Das Medikament Paracefan enthält Clonidin mit 0,75mg. Die Dosis 10 A. Catapressan entspricht<br />
2 Amp. Paracefan.<br />
Cordarex = Amiodaron<br />
Pckg 1 Amp. (3ml) = 150mg (inkl. 56mg Jod), 1 Tabl. = 200mg (inkl. 74mg Jod)<br />
D<br />
1. Aufsättigung: 2 Amp. in 250ml G5% als Kurzinfusion (oder einfach 2 Amp. i.v. Bolus),<br />
dann 6 Amp. in 250ml G5% mit 10ml/h über 6 Tage, dann 1Amp. 1-0-0 oder oral weiter<br />
2. orale Aufsättigung (gleichzeitig oder statt i.v.-Aufsättigung) und Erhaltung: Cordarex 1-1-1<br />
bis 2-2-2 über 8-10 Tage, dann 1-0-0 (Wochenendpause) unter Kontrolle des Spiegels<br />
NW Leber: Cholestase, Haut: Sonnenlichtsensibilisierung, Erythema nodosum, Hyperpigmentierung,<br />
ZNS: Tremor, Ataxie, PNP, Corneaeinlagerungen, Hyper- und Hypothyreose, Lunge:<br />
schwere, im schlimmsten Fall irreversible Lungenfibrose
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 27<br />
Corotrop = Milrinon<br />
Pckg 1 Amp. (10ml) = 10mg<br />
WM Phosphodiesterasehemmer: Rezeptor-unabhängige Erhöhung des cGMP-Spiegels der Herzmuskelzelle<br />
und damit keine Tachyphylaxie wie Dobutamin. Vasodilatation der Gefäße im großen<br />
und kleinen Kreislauf.<br />
Ind<br />
D<br />
Ketcholamin-refraktäre Herzinsuffizienz<br />
Perf. mit 2 Amp. (10ml) 3-8 ml/h, bei Niereninsuffizienz über 2-4 ml/h<br />
! Max. Th.dauer 48h, in Ausnahmefällen bis 5 Tage<br />
WW Nicht zusammen mit Furosemid in der Leitung, Nicht bei Hyperthyreose und Myokarditis<br />
NW VES, VT, SVES, SVT, Thrombozytopenie<br />
Dantrolen = Dantrolen<br />
Pckg 1 Inf.fl. enthält 20mg (und Mannitol)<br />
Ind<br />
D<br />
Maligne Hyperthermie, malignes Neuroleptikasyndrom<br />
1. Initialdosis 1mg/kgKG i.v. in 5 Minuten, bei 70kg-Pat.: 3Inf.fl. in 5 Minuten,<br />
2. 3mg/kgKG über 30min, bei 70kg-Pat.: 10 Inf.fl. über 30min.<br />
3. 10mg/kgKG über 24h, bei 70kg: 1Inf.fl über 45min.<br />
!! Bei V.a. maligne Hyperthermie unverzüglich Anästhesisten<br />
mit hinzu holen. Diese haben wesentlich mehr Erfahrung mit dieser<br />
lebensbedrohlichen Komplikation.<br />
Diabetische Ketoazidose<br />
1. Grundsätzliches<br />
Eine Ketoazidose entsteht bei absolutem Insulinmangel durch ungebremste Lipolyse und Kapazitätserschöpfung<br />
der Fettsäureoxidation. Sie ist üblich bei Typ-1-Diabetes und selten bei Typ-<br />
2-Form.<br />
Diabetiker in der Ketoazidose sind insbesondere durch die exzessive Exsikkose aufgrund des starken<br />
diuretischen Effektes der Blutglucose gefährdet.<br />
2. Allgemeinmaßnahmen:<br />
1000ml Sterofundin als rasche Infusion binnen maximal 60 Minuten<br />
O2, Low-Dose Heparin<br />
Stündlich BZ, Kalium, venöse BGA
28<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
2mal tgl. kl. Routine inkl. Phosphat<br />
3. ZVK und Rehydratation<br />
Eine Indikation zum ZVK besteht aufgrund der zu erwartenden Kaliumsubstitution bei schwerer Ketoazidose.<br />
NaCl, bei hohem Na im Serum ggf. im Mix mit G5%<br />
0,9 oder 0,45% NaCl 1000ml / 1.h, bei ZVD > 8 über 2h, bei ZVD > 12 über 4h<br />
dann 3000ml 0,9% NaCl/6h<br />
dann NaCl/G5% i. W. / 8h<br />
3. Insulin:<br />
10 IE Actrapid i.v., dann Perf. mit 8 IE /h, ggf. weitere Bolusgaben von 10 IE i.v., falls keine<br />
ausreichende Wirkg. Perf. höher stellen<br />
4. Kalium-Substitution:<br />
in Abhängigkeit von pH und Kaliumausgangswert:<br />
K+
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 29<br />
Dociton = Propranolol<br />
Pckg 1 Amp. (1ml) = 1mg, Tabl. 10/40/80mg<br />
Ind<br />
Vorhoftachykardie<br />
Hyperthyreot induzierte HRST<br />
QT-Syndrom, Prophylaxe der Torsade de pointes-Tachykardie<br />
D<br />
Bolus: 1 Amp. (1mg) über 1 Min. langsam i.v., wdh in 2minütigen Abständen bis 4 mg/Tag.<br />
Dopamin<br />
Indikation: Die Indikation von Dopamin ist zunehmend umstritten und wird auf vielen Intensivstationen<br />
nicht mehr eingesetzt. Grund ist der nicht einzuschätzende Effekt auf die verschiedenen<br />
Katecholaminrezeptoren (alpha, beta, dopamin).<br />
Dobutamin = Dobutrex<br />
Pckg Amp mit 250mg in 50ml<br />
D 250mg Dobutrex auf 50ml G5%<br />
1. Niedrigdosis: 3µg/kg/min<br />
50kg: 2 ml/h<br />
60kg: 2,5 ml/h<br />
70kg: 3 ml/h<br />
KI<br />
2. Mittl. Dosis<br />
6µg/kg/min<br />
50kg: 4 ml/h<br />
60kg: 5 ml/h<br />
70kg: 6 ml/h<br />
3. Hohe Dosis<br />
12µg/kg/min<br />
50kg: 8 ml/h<br />
60kg: 10 ml/h<br />
70kg: 12 ml/h<br />
Obstruktive KMP, Perikarderguß, Erkrankung mit diastol. Füllungsbehinderung<br />
WW Erhöhter Insulinbedarf, nicht mit Nabic und in alkal. Lösungen, Tachyphylaxie nach 72h Dauergabe<br />
Ebrantil = Urapidil<br />
Pckg 1 Amp. (50mg) 10ml<br />
Ind<br />
Hypertonus, besonders gerne bei cerebraler Genese<br />
D<br />
1. Bolus: 1 Amp. i.v.<br />
2. Perfusor: 3 Amp. (150mg) über 2-8 ml/h<br />
Elektrolytengleisungen<br />
1. Hyponatriämie<br />
Ät<br />
iatrogen durch zuviel G5%, in der Restitutionsphase nach ANV, insuffiziente Diuretikatherapie<br />
(meist mit refraktären Ödemen, Aszites), M. Addison, SIADH: zur Diagnostik Serum- und Urinosmolarität<br />
bestimmen sowie E’lytbestimmung in Serum und Urin
30<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Th<br />
Absetzen von Diuretika, Gabe von NaCl 0,9% bei Dehydratation (ZVD), Flüssigkeitsrestriktion<br />
bei Hyperhydratation (ZVD), im Ausnahmefall (Na
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 31<br />
Favistan = Thiamazol<br />
Pckg 1 A. (1ml) = 40mg, 1 Tab. (5mg/20mg)<br />
D Thyreotoxikose: siehe auch unter S wie Schilddrüse: 40-80mg 6 stdl. i.v., Hyperthyreose: 1-0-0<br />
i.v. oder 20mg 1-0-0 oral<br />
NW Agranulozytose, Thrombozytopenie<br />
Fluimucil = N-Acetylcystein<br />
Pckg 1 Spezial-Amp. (25ml) = 5g<br />
Ind<br />
D<br />
Paracetamolvergiftung<br />
150mg/kg i.v. über 15 Min, dann 50mg/kg in 500ml G5% / 125ml/h, dann 100mg/kg in 1000ml<br />
G5% / 60ml/h, bei 70kg: 2 Amp. i.v., dann 1,5 Amp. in 1000ml G5% mit 60ml/h<br />
Glucagon Lilly = Glucagon<br />
Pckg 1 A. (1mg, 10mg) Trockensubstanz<br />
Ind<br />
D<br />
ß-Blocker-Intox, Therapierefraktäre Hypoglykämie<br />
ß-Blocker-Intox: 0,2mg/kg als KI, dann 0,5mg/kg/12h, nicht länger als 24h, 70kg-Patient: 14mg<br />
in Perf. über 30min, dann 30mg in Perf. über 12h, Hypoglykämie durch Sulfonylharnstoffe:<br />
0,5-1mg i.v., evtl. 1mal wiederholen<br />
Glycilpressin = Terlipressin<br />
Pckg 1A. (1mg)<br />
WM Kontraktion der glatten Muskulatur, Gefäßkonstriktion im Splanchnikusgebiet, Senkung des<br />
Pfortaderdruckes<br />
Ind<br />
Ö.varizenblutung, venöse bronchiale Blutung<br />
D<br />
1-1-1-(1) A. i.v.<br />
NW Starke Blässe, Angina pectoris bei vorbestehender KHK möglich, Darmentleerung<br />
Giftzentralen<br />
München: 089/19240 (bevorzugt)<br />
Nürnberg: 0911/3982451, Fax: 398-2205<br />
Berlin: 030/35-3466, -3436, -2215, Fax: 35-2056
32<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Gilurytmal = Ajmalin<br />
Pckg 1 Amp. Gilurytmal 10 (10ml) = 50mg<br />
Ind<br />
D<br />
KI<br />
WPW-Syndrom, SVT, VT, VHF<br />
1. Bolus: 1 Amp. mit 10ml langsam unter EKG-Kontrolle i.v., 2. Erhaltung (selten erforderlich):<br />
5 Amp.mit 2-4 ml/h<br />
Bradykardien, AVB, QT-Syndrom, Schenkelblock, Schwangerschaft<br />
Glycerosteril = Glycerol<br />
Pckg Inf.fl. (500ml) = 50mg Glycerol, 13g Glucose, 2,25 NaCl<br />
D<br />
bis 12mal 100ml über je 30min über ZVK, die Gabe in Boli ist entscheidend für den Effekt,<br />
Dauerinfusion sinnlos.<br />
! alternativ 6-8 mal 30ml Citrusglycerin, am besten mit O-Saft<br />
! Ausschleichend absetzen, da sonst Rebound-Effekt<br />
Haldol = Haloperidol<br />
Pckg Trpf. (1 Trpf. = 0,1mg), Amp. (5mg)<br />
D<br />
Bei Delir 5A. mit 2 bis maximal 4 ml/h, 50 Trpf. = 5mg, bei Älteren 10mg nicht überschreiten,<br />
Kombination mit Melperon (Eunerpan) gut möglich<br />
NW Dyskinesien (Behandlung mit Akineton möglich, siehe dort), malignes Neuroleptikasyndrom<br />
(siehe maligne Hyperthermie)<br />
Heparin-induzierte Thrombozytopenie (HIT)<br />
Heparin (LMWH und UFH) induziert bei 2-8% der Patienten nach 5 bis 20 Tagen Antikörper, die bei<br />
0,5% der Patienten, welche Heparin länger als 5 Tage erhalten, zu venösen und arteriellen Thrombosen<br />
(vor allem Beine, Lunge, ZNS, Herz, Mesenterialbereich) führen.<br />
Heparin Antikörper werden bestimmt, wenn<br />
• die Thrombozyten um mehr als 50% abfallen und kein anderer Grund (z. B. große Operation,<br />
Chemotherapie) offensichtlich ist<br />
• sich die Heparin-Injektionsstelle entzündet<br />
• Hinweise auf Thromboembolien oder Bypass-Verschlüsse bestehen.<br />
!! Zunächst Bestimmung der Antikörper mittels ELISA im Hauslabor. Aber: es gibt auch AK-negative<br />
HIT‘s, daher ggf. HIPA-Test an Labor Pachmann, Bayreuth, schicken.<br />
Beim Vorliegen von Heparin-Antikörpern, aber auch schon bei dringendem<br />
Verdacht, wird Heparin durch Orgaran oder Argatra (siehe dort) ersetzt (sofern eine weitere<br />
Antikoagulation notwendig erscheint).<br />
Orgaran: Kreuzreaktionen mit Heparin möglich und Kummulation bei Niereninsuffizienz, daher<br />
sollte Agatroban (Argatra) bevorzugt eingesetzt werden.
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 33<br />
Auf orale Antikoagulantien sollte erst 1 Woche nach Absetzen des Heparins umgestellt worden, und<br />
zwar einschleichend nur 2 Tabletten pro Tag. (iatrogener Protein C-Mangel).<br />
Achtung bei allen HIT-Patienten<br />
Auch PPSB und Antithrombin III (einige Präparate) enthalten Heparin!<br />
Keine Thrombozytenkonzentrate geben!<br />
Bei Katheterspülungen (z.B. bei Angiographie), Hämofiltration, -dialyse und Herz-Lungenmaschine<br />
Heparin durch Orgaran oder Aragtroban ersetzen.<br />
Hydrokortison Hoechst = Hydrocortison<br />
Pckg 1 A. Hydrocortison 100/250/500/1000, 1. Tab. Hydrok. 10mg<br />
Ind<br />
D<br />
M. Addison, Thyreotoxikose, Myxödemkoma, schwerer Schock mit Katecholaminpflichtigkeit<br />
bei SD-Komplikationen siehe unter SD<br />
bei Addison: 250mg i.v., dann 100-250mg in Per./24h, bei Infektionen: Verdoppelung der Dosis<br />
bei schwerem Schock: nach den aktuellen Leitlinien zur Sepsistherapie ist die Therapie mit<br />
200mg bis 300mg Hydrocortison/die als kontinuierliche Infusion bei septischem Schock mit<br />
Katecholaminbedarf indiziert.<br />
Hyperthermie, maligne --> siehe Maligne Hyperthermie<br />
Hydroxybuttersäure siehe Somsanit<br />
Isoptin = Verapamil<br />
Pckg 1 Amp. (2ml) = 5mg, 1 Amp. (20ml) = 50mg<br />
D<br />
1. Bolus: 1 Amp. über 2 Min. langsam i.v., 2. Perfusor: 1 Amp. (20ml) mit 50mg mit 2-4 ml/h<br />
WW Erhöhung des Digoxinspiegels<br />
KI<br />
WPW-Syndrom -> Akzeleration der Tachykardie und Gefahr von Kammerflimmern<br />
Kontrastmittelvorbereitung<br />
• Am Tag vor Coro: Pat. trinken lassen und parenteral ausr. bewässern, ACC 600 1-1-0 (hohe<br />
Dosis!) bis 2 Tage nach Coro<br />
• Am Tag der Coro: 500 Stero mit 60 bis 125 ml/h, während der Coro weiterlaufen lassen<br />
• Nach Coro: 2-3l TM Ausscheidung beachten, Lasix NUR bei drohender Überwässerung<br />
Kybernin siehe B wie Blutersatz
34<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Leberkoma<br />
1. Einschätzung der Leberfunktion nach CHILD-PUGH<br />
1 Punkt 2 Punkte 3 Punkte<br />
Albumin<br />
i.S. >3,5 2,8-3,5 70% 40-70% 9 (bis 60%)<br />
2. Parenterale Ernährung (bei Leberkoma):<br />
Beim manifesten Leberkoma kommt der Flüssigkeitszufuhr zunächst besonders hohe Bedeutung<br />
zu, zunächst keine vollkalorische parenterale Ernährung, zunächst reduzierte Flussrate des<br />
Dreikammerbeutels unter NH³-Monitoring.<br />
3. Medikation<br />
Humatin 1g 1-1-1-1 und Lactulose 1MB 1-1-1<br />
500ml Stero + 10A. Hepa-Merz/24h<br />
Ulcusprophylaxe: PPI<br />
Substitution von Gerinnungsfaktoren (PPSB, ATIII=Kybernin, siehe dort) nur, wenn vital<br />
erforderlich<br />
4. Kontrollen:<br />
ZVD, kl. Routine, NH3, Gesamteiweiß, Gerinnung, AT III<br />
5. Aszitestherapie:<br />
Osyrol i.v. 100mg 1-1-0, cave Hepatorenales Syndrom! Kontrolle: Urin auf Natrium, wenn < 10mmol/l<br />
Gefahr des Hepatorenalen Syndroms, nicht mehr als 1l/Tag<br />
Punktion unter Albuminersatz: pro Liter Aszites 100ml Humanalbumin 20%<br />
Lyse bei Lungenembolie<br />
I<br />
D<br />
Siehe SOP Lungenembolie der Intensivstation II, eine Lyseindikation besteht relativ ab Stadium<br />
IIb, sicher ab Stadium III und imperativ im Stadium IV.<br />
Kurzlyse(bevorzugt): Perfusor mit 100mg Actilyse: 10mg rTPA als Bolus, dann 90mg über<br />
120min<br />
Maligne Hyperthermie<br />
Seltene aber hochletale Reaktion auf Inhalations- und i.v.-Anästhetika sowie auf Muskelrelaxantien<br />
mit erblicher Disposition, Männer häufiger als Frauen.
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 35<br />
Es besteht bezügl. Symptomatik und Therapie Ähnlichkeit mit dem malignen Neuroleptikasyndrom,<br />
sodass auch bei diesen Substanzen, sowie bei Anticholinergika, Triamteren, Glykoside an eine MH<br />
gedacht werden muß.<br />
Symptome:<br />
Immer Tachykardie + respirat. und metabol. Kombinationsazidose + Hypoxämie + CK-Anstieg; die<br />
Kombination ist pathognomonisch.<br />
Klinisch faßbare Muskelrigidität in 80%<br />
Die Hyperthermie folgt häufig den anderen Symptomen erst nach<br />
Komplikationen: DIC, ANV, Hyperkaliämie<br />
Letalität unbehandelt 70%<br />
Therapie:<br />
Auch bereits bei Verdacht sofortiger Therapiebeginn<br />
• Verdächtiges Medikament sofort abstellen, bei Anästhetika kann die Narkose im Bedarfsfall mit<br />
Fentanyl hochdosiert als Monotherapie fortgeführt werden.<br />
• Hyperventilation des Pat., Ziel ist Steigerung des AMV um das Vierfache des Normalwertes<br />
• Dantrolene i.v.: Initialdosis von 0,5mg/kg i.v. innerhalb 5 Minuten, dann 3mg/kg über 30-60<br />
Minuten, dann 10mg/kg über 24h, nach 24h ausschleichend absetzen. Die Angaben müssen je<br />
nach Klinik nach oben oder unten korrigiert werden. Dantrolene wird in der Anästhesie immer im<br />
Kühlschrank aufbewahrt.<br />
• Azidoseausgleich mit Nabic<br />
• Intensive Kühlung des Patienten (Ausziehen , gekühlte Infusionen, Magenspülungen mit kaltem<br />
Wasser) bis zum Erreichen einer Temperatur von 38-39°.<br />
• Kaliumsenkung mit Glucose/Actrapid (z.B. 500ml G20% + 40 IE Actrapid)<br />
• Low-Dose-Heparinisierung wg. hoher Gefahr der disseminierten intravasalen Gerinnung<br />
Narcanti = Naloxon<br />
Pckg 1. A. 1ml=0,4mg<br />
D<br />
bei Heroinintox: nach Wirkg. 1-5 A. i.v., (WD 15-90 Min.), bei Alkoholintox: nach Wirkung,<br />
in Einzelfällen bis zu 70 A.<br />
! Nach Injektion von 20 A. ist Opioidintox fraglich<br />
Natriumbicarbonat<br />
Pckg 8,4%ig, d.h. 1ml=1mmol<br />
D<br />
(BE*0,3*kgKG) / 2 =mmol Nabic, primär jedoch selten mehr als 75 mmol (außer lebensbdrohliche<br />
Azidosen)<br />
! nicht über den gleichen Zugang mit Katecholaminen, hohe Natriumbelastung, Senkung des<br />
Calciums (ähnlich Hyperventilation)<br />
!! bei Nabic-Pufferung fällt CO2 an, das abgeatmet werden muß -> ausreichende CO2-Abatmung<br />
Voraussetzung für den Therapieerfolg!<br />
Cave: Eine respirat. Azidose darf nie mit Nabi ausgeglichen werden!
36<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Nepresol = Dihydralazin<br />
Pckg 1 Amp. (2ml) = 25mg<br />
Ind<br />
D<br />
Hypertonie, besonders in der Schwangerschaft<br />
Bolus: 1 Amp. auf 10ml NaCl jeweils 2ml fraktioniert unter RR-Kontrolle<br />
Perfusor: 3 Amp. mit 1-3ml/h (laut Packungsbeilage sollte eine Tagesdosis von 100 mg (=4<br />
Amp.) nicht überschritten werden.)<br />
Nimotop = Nimodipin<br />
Pckg Inf.fl. (50ml) = 10mg, Alkoholzusatz!<br />
Ind<br />
Therapie der Vasospasmen bei SAB und Prophylaxe<br />
D<br />
Perfusor mit 50ml mit 5ml/h für 2h, dann 8ml/h, Therapiedauer 14d, ggf. Fortführung mit Tab.:<br />
2-2-2-2-2-2<br />
! Lichtgeschützt<br />
Oesophagusvarizenblutung<br />
siehe SOP Obere GI-Blutung im Intranet der Intensivstation II<br />
Pankreatitis exsudativ/nekrotisierend<br />
siehe SOP Pankreatitis im Intranet der Intensivstation II<br />
Phenhydan = Phenytoin<br />
Pckg 1 Amp. (5ml) = 250mg<br />
Ind<br />
D<br />
VES nur bei Digitalisintoxikation, Zerebrales Anfallsleiden (v.a. Grand mal Status)<br />
1. bei HRST: initial 1/2 Amp. (125mg) über 5 Min. langsam i.v., Wdh. nach 20min bis Gesamtdosis<br />
von max. 500mg<br />
2. bei Krampfanfällen: 3mal tgl. 1 Amp. i.v. am 1. Tag, dann 1-0-0 unter Plasmaspiegelkontrolle<br />
(Spiegel: 10-20 mg/l)
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 37<br />
Proglobal-Test<br />
Ergebnis Bewertung mögliche Ursachen<br />
>0,8 normal<br />
evtl. komp. Prot. C- und Prot. S-Defekte, Lupus<br />
Antikoag.<br />
0,7-0,8 milde Störung<br />
leichte Prot. C- und Prot. S-Defekte, hoher Faktor VIII,<br />
Lupus Antikoagulanz, Oestrogene<br />
selten F V Leiden<br />
0,4-0,7 starke Störung<br />
F V Leiden heterozygote Prot. C- und Prot. S-Defekte,<br />
kombinierte Defekte, Cumarintherapie<br />
38<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
die Spitze am Thoraxeingang liegt, Füllung des Ballons mit der Spritze aus dem Set, Cave: nie mehr<br />
als die vorgeschriebene Menge einfüllen (meist 1ml). Vorschieben unter Kontrolle der Druckkurve, am<br />
besten erstmal ganz langsam. Wenn der Katheter die Trikuspidalklappe passiert, typische ventrikuläre<br />
Druckkurve. Falls die Passage nicht funktioniert, ruckartiges vor- und zurückschieben versuchen.<br />
Wenn der Katheter in RV liegt, weiter langsames vorschieben, bis typische Pulmonaliskurve erscheint,<br />
den Katheter jetzt soweit vorschieben, bis die PC-Kurve sichtbar wird, jetzt Ballon entlüften. Es sollte<br />
sofort wieder die Pulmonaliskurve erscheinen. Wenn nicht, Katheter etwas zurückziehen. Bei Dauer-<br />
Wedge-Position Gefahr des Lungeninfarkts!<br />
Messung: Vor Messung nochmals 0-Abgleich! PC-Druck über den Druckabnehmer bei aufgeblasenem<br />
Ballon, Pulmonalisdruck bei entlüfteten Ballon ablesen.<br />
Für die Eingabe und automat. Berrechnung steht im Computer das Dokument HZV.doc zur Verfügung.<br />
In die Tabelle bitte Eingabe der geforderten Werte, die Formeln werden erst berrechnet, wenn das<br />
Dokument ausgedruckt wird.<br />
Reo Pro = Abciximab<br />
Fab-Fragment eines monoklonalen AK gegen den GP IIb/IIIa-Rezeptor von<br />
Dosierungstabellen:<br />
über Infusomat (250ml)<br />
Gewicht<br />
(kg) 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62<br />
Bolus (ml)6,3 6,4 6,5 6,6 6,8 6,9 7,0 7,1 7,2 7,4 7,5 7,6 7,8<br />
Infusion<br />
(ml/h) 10,6 10,8 11,0 11,2 11,5 11,7 11,9 12,1 12,3 12,5 12,7 12,9 13,1<br />
Gewicht<br />
(kg) 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75<br />
Bolus (ml)7,9 8,0 8,1 8,2 8,4 8,5 8,6 8,8 8,9 9,0 9,1 9,2 9,4<br />
Infusion<br />
(ml/h) 13,4 13,6 13,8 14,0 14,2 14,4 14,6 14,8 15,1 15,3 15,5 15,7 15,9<br />
Gewicht<br />
(kg) 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88<br />
Bolus (ml)9,5 9,6 9,7 9,8 9,9 10 10,1 10,2 10,4 10,6 10,8 10,9 11<br />
Infusion<br />
(ml/h) 16,1 16,3 16,5 16,8 17 17 17 17 17 17 17 17 17<br />
Gewicht<br />
(kg) 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101<br />
Bolus (ml)11,1 11,2 11,4 11,5 11,6 11,7 11,8 12,0 12,1 12,3 12,4 12,5 12,6<br />
Infusion<br />
(ml/h) 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17<br />
Indikation<br />
siehe unter Agrastat<br />
NW Schwere Thrombozytopenie, Blutungen: Die Inzidenz von Blutungen unterscheidet sich zwischen<br />
den verschiedenen Präparaten und ist für Abciximab am höchsten.
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 39<br />
Maßnahmen zur Blutungsprophylaxe<br />
Über-Heparinisiserungen vermeiden. Nach Punktionen (ZVK, Herzkatheter) Heparindosis max. 500<br />
IE/h.<br />
Nach PTCA wird eine Heparingabe nicht als zwingend indiziert erachtet, wichtiger als Heparin oder<br />
Clexane ist die Thrombozytenaggregation, im Blutungsfall Heparin als erstes stoppen.<br />
Abciximab (ReoPro ®): bei schweren Blutungen Antagonisierung durch Thrombozytenkonzentratgabe<br />
möglich, HWZ 10 bis 30 Minuten, Wirkdauer aber durch feste Bindung an die Rezeptoren wesentlich<br />
länger: 24 bis 48 Stunden!<br />
D 1 Amp. (5ml) mit Bakterienfilter entnehmen und mit 45ml NaCl in Perfusor aufziehen, 1ml =<br />
0,2mg, Keine Änderung bei Niereninsuffizienz, Dosierung siehe oben (Tabelle)<br />
ASS und Clopidogrel wie üblich<br />
Rytmonorm = Propafenon<br />
Pckg 1 Injekt.fl. (20ml) = 70mg, 1 Tabl. = 150/300mg<br />
Ind<br />
D<br />
VES, VT, SVES, VHF, WPW<br />
1. p.o.: 150-150-150 bis 300-300-300mg p.o.<br />
2. 1/2 bis 1 Amp. über 5 Min., dann 3 Amp. auf 50ml G5% (nicht NaCl) über 18 bis 12h<br />
WW Kummulation bei starker Leber- und Niereninsuff., QT-Zeit und QRS-Breite messen, falls Verlängerung<br />
über 20% absetzen, nicht in NaCl geben (Ausfällung).<br />
Salzsäure = HCl 2molar<br />
Pckg Ampulle 10ml = 20mmol (2molare Lösung)<br />
Ind<br />
D<br />
Metabolische Alkalose, soweit dringender Handlungsbedarf besteht. Wichtiger: Ursache behandeln<br />
(Diuretika? Magensaftverlust?)<br />
Bedarf nach folgender Formel ausrechnen: BE * 0,3 * kgKG = mmol HCl-Bedarf.<br />
! Zentralvenös verabreichen, Packungsbeilage beachten: In 500 G5% auflösen!<br />
Schilddrüse: Thyreotoxikose<br />
Allg. Maßnahmen:<br />
Volumen 4-6l/die nach ZVD<br />
Hochkalorische parenterale Ernährung<br />
Kühlung durch Wickel und gekühlte Infusionslösungen bei Hyperthermie<br />
Lowdose Heparin und Infektionsprophylaxe mit Claforan o.ä.<br />
Spezielle Maßnahmen:<br />
Favistan (1A.=40mg) 40-80mg i.v., dann 1-1-1-1 i.v., langsam auf 20-0-0 mg reduzieren<br />
300mg Hydrocortison (Hydrocortison) i.v., dann 100-100-100mg i.v., über 10 Tage reduzieren<br />
Dociton 40 oral 1-1-1(-1) oder Dociton 1A. (1mg) 1-1-1-1 i.v., max. 10mg i.v./die<br />
wenn nach 48h keine Besserung: Plasmapherese oder SD-OP notfallmäßig
40<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Myxödemkoma<br />
L-Thyroxin Henning inject (1A.=500µg T4) 1A. in Perf. (NaCl) über 12h i.v., 2.-7. Tag 1/5 A. (1ml)<br />
i.v., dann oral mit Euthyrox 100 weiter<br />
100mg Hydrocortison i.v., dann 200-400mg Hydrocortison in 500ml G5%/24h, langsame Reduktion<br />
über 10 Tage<br />
ggf. Passagerer SM bei Bradykardie<br />
Digitalis bei Herzinsuff., sehr vorsichtig Katecholamine<br />
Erwärmung mit Infusionen, max. 1°/h.<br />
Schrittmachertherapie mit passagerem SM<br />
EKG-Monitor laut stellen, steril abdecken, Zugang von Subclavia links (rechts möglichst<br />
vermeiden)<br />
Zugang am besten mit Seldinger-Technik: Punktion mit Seldinger-Nadel, Einführen des<br />
Seldingerdrahtes, dann Dilatator inkl. Schleuse über Seldingerdraht schieben.<br />
Schrittmacherkabel mit Verhüterli versehen, dann einführen.<br />
Grundeinstellung am Gerät: Amplitude 10mA, Sensitivität 10mV, Frequenz über Eigenfrequenz, jetzt<br />
Kabel zum Herzen vorschieben und auf Reizantwort achten.<br />
Wenn Reizantwort erfolgt, Amplitude runterstellen, bis gerade eben noch Reizantwort und dann auf<br />
das Doppelte des ermittelten Wertes hochstellen<br />
Schleuse annähen<br />
Rö-Thx-Kontrolle<br />
Für die Schrittmachertherapie beim Bewußtlosen unter Zeitdruck/Reanimationsbedingungen:<br />
externen Schrittmacher verwenden:<br />
EKG-Monitor laut stellen<br />
Schrittmacher-Klebeelektroden (in blauer Packung im Remi-Raum auf dem obersten Regal neben<br />
dem ext. Schrittmacher) auf Brust und Rücken in der Mitte aufbringen (entsprechend gekennzeichnet)<br />
und mit dem SM-Kabel verbinden (auf Farbkennzeichnung achten).<br />
Schrittmacher auf ‘Fix. Stimulation’ stellen, Amplitude weit hochstellen (z.B. 180 mA), mittlere<br />
Impulsdauer (z.B. 25ms) einstellen, Frequenz über Eigenfrequenz des Patienten.<br />
Im EKG nur schwierige Kontrolle des SM-Erfolgs, da breite SM-Spikes die QRS-Komplexe<br />
verdecken, daher Pulskontrolle.<br />
Falls gute Pulsantwort, Impulsdauer und -amplitude reduzieren, bis keine sichere Pulsantwort mehr<br />
erfolgt und dann auf das Doppelte der so ermittelten Werte.<br />
Anschließend ohne Zeitdruck in Ruhe Pat. versorgen und internen Schrittmacher wie oben beschrieben<br />
legen.
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 41<br />
Sedierung<br />
Beurteilung der Narkosetiefe nach der RAMSAY-Skala<br />
Reihenfolge der Klinische<br />
Überprüfungverfahren Zustandsbeschrei-bung Ramsay Stufe Beurteilung<br />
Patient ist unruhig,<br />
agitiert, verwirrt 1 unerwünscht<br />
Patient normal<br />
anprechen<br />
Patient reagiert<br />
adäquat 2<br />
erwünscht<br />
Patient laut<br />
ansprechen/<br />
Patientenstirn mit den<br />
Fingern beklopfen<br />
Patient reagiert prompt 3<br />
Patient reagiert<br />
verzögert oder<br />
abgeschwächt 4<br />
Patient kneifen o.ä.<br />
Patient reagiert gezielt<br />
oder ungezielt 5 nur in besonderen<br />
Situationen erwünscht<br />
Pat reagiert nicht 6<br />
SeSAM-Konzept der Narkose:<br />
weiteres dazu siehe SOP SeSAM<br />
Stilamin = Somatostatin<br />
Pckg 1A. (3mg)<br />
WM Hemmung der Splanchnikusdurchblutung, Wirkdauer nur Minuten
42<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Ind<br />
Obere GI-Blutung, siehe SOP GIBlutung<br />
Fistel bei M. Crohn, Fistel bei Pankreatitis (umstritten)<br />
D<br />
siehe SOP GIBlutung<br />
Suprarenin = Adrenalin<br />
Pckg Amp. 1ml = 1mg Adrenalin, Stechflaschen mit 20ml = 20mg Adrenalin<br />
D<br />
Reanimation: im Rahmen des CPR-Algorhythmus jeweils 1mg i.v.<br />
Anaphylaktischer Schock: 1 Amp. (1mg) auf 10ml verdünnen, davon 1ml i.v., bei Bedarf wiederholen,<br />
wenn nach zusätzlicher Gabe von Cortison und H1-Blockern sowie Volumengabe<br />
weiterhin instabile Symptomatik, Beginn mit Perfusor. Einstiegsdosis 5 Amp. Suprarenin /<br />
2ml/h, bei Bedarf strecken oder schneller stellen (nach Druck), hierfür direkte Druckmessung<br />
sinnvoll<br />
Takus = Ceruletid<br />
Pckg 1A. (2ml=40µg)<br />
WM Cholezystokininartige Wirkg., Kontraktion der gl. Musk. des GIT, besonders auch der GB und<br />
der Gallenwege<br />
Ind<br />
Postop. Darmatonie oder paralyt. Ileus<br />
D<br />
1 Amp. in 50ml NaCl im Perf. mit 8ml/h 6h, ggf. schneller bis 16ml/h<br />
THAM = Trometamol = Tris-Puffer<br />
Pckg 1 Amp. (20ml) = 7,268g THAM , 1ml=3mmol, d.h. es handelt sich um eine 3molare Lösung<br />
Ind<br />
Metabolische Azidosen, besonders Salicylat- und Barbituratvergiftungen, oder wenn KI gegen<br />
Nabic bestehen (Hypernatriämie)<br />
D Formel: ml einer 3molaren THAM-Lösung = neg. Base Exzess * kg KG /10<br />
KI<br />
70kg-Patient mit BE von -10 --> 70ml THAM 3molar in 500ml G5%/24h einmalig<br />
Niereninsuffizienz (Kumulation), respiratorische Azidosen, Hypokaliämie (wenn kein Ausgleich<br />
erfolgt)<br />
!! Keine Mischung mit anderen Medikamenten, da stark alkalisch, in Trägerlösung verdünnt getrennt<br />
zentral applizieren, eine paravenöse Applikation führt zu schweren schlecht heilenden<br />
Nekrosen, Gefahr der Hypoglykämie<br />
L-Thyroxin Henning inject = Levothyroxin (T4)<br />
Pckg 1 A. (5ml) = 500 µg
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 43<br />
D bei Myxödemkoma 500µg in Perf. über 12h i.v., dann 100µg in 100ml NaCl als KI 1-1-1<br />
Tygacil = Tigecyclin<br />
Pckg Trockensubstanz mit 50mg zur Herstellung einer Infusionslösung<br />
Ind<br />
Reserveantibiotikum bei Infektionen des Abdomens sowie bei komplizierten Haut- und Weichteilinfektionen<br />
D Startdosis 100mg, dann 50mg als Kurzinfusion über 30 bis 60 Minuten 1-0-1<br />
NW Die häufigsten Nebenwirkungen (beobachtet bei mehr als einem von 10 Patienten) sind<br />
Übelkeit(Unwohlsein), Erbrechen und Durchfall. Patienten, die allergisch gegen Tetrazykline<br />
sind, können auch auf Tygacil allergisch reagieren.<br />
Xigris = Dotregocin alpha<br />
Pckg Durchstechflaschen (Trockensubstanz) mit 5mg bzw. 20mg aktiviertem Protein C als Trockensubstanz<br />
(inkl. 40mg bzw. 158mg NaCl). Die Durchstechflaschen werden mit Aqua dest.<br />
(2,5 bzw. 5ml) aufgelöst und anschließend in 0,9%iger isotonischer Kochsalzlösung verdünnt.<br />
Xigris sollte über eine getrennte Leitung gegeben werden und darf höchstens zusammen mit<br />
0,9%iger NaCl-Infusion über den gleichen Schenkel infundiert werden.<br />
WM Xigris greift in die Gerinnungskaskade der disseminierten intravasalen Gerinnung durch Inhibition<br />
der Faktoren Va und VIIIa eingesetzt<br />
Ind<br />
D<br />
Die Indikation orientiert sich derzeit an der Zulassungsstudie PROWESS, siehe Checkliste<br />
Sepsis auf Seite 49.<br />
24µg/kg/h für 96 Stunden<br />
Laufzeit Infusomat<br />
bei 10mg/100ml bzw.<br />
Gesamtdosis für 96h Perfusor mit 5mg/50ml Laufzeit Infusomat bei<br />
Gewicht<br />
in mg<br />
in ml/h<br />
20mg/100ml in ml/h<br />
50 115,2 12 6<br />
55 126,72 13,2 6,6<br />
60 138,24 14,4 7,2<br />
65 149,76 15,6 7,8<br />
70 161,28 16,8 8,4<br />
75 172,8 18 9<br />
80 184,32 19,2 9,6<br />
85 195,84 20,4 10,2<br />
90 207,36 21,6 10,8<br />
95 218,88 22,8 11,4<br />
100 230,4 24 12<br />
KI<br />
Aktive Blutung innerer Organe (dagegen spricht eine externe kontrollierbare Blutung nicht gegen<br />
den Einsatz von Xigris
44<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Cerebrale Blutung in den letzten 3 Monaten<br />
Operation am Gehirn oder dem Rückenmarkskanal innerhalb der letzten drei Monate<br />
Periduralkatheter o.ä.<br />
!! Vorsicht ist geboten: bei gleichzeitiger Marcumar-äquivalenter Antikoagulation (INR > 3,0)<br />
bzw. full-dose-Heparinisierung oder erworbener oder angeborener hämorrhagischer Diathese<br />
Thrombozyten < 30.000<br />
Thrombolyse innerhalb der letzten 3 Tage<br />
GPIIA/IIIB-Antagonistengabe innerhalb der letzten 7 Tage (v.a. ReoPro)<br />
NW Blutung ist die häufigste Komplikation, bei bedrohlicher (also v.a. Innerer) Blutung sofortiger<br />
Stopp von Xigris. Bei notwendiger Operation: Stopp Xigris 2 Stunden vor Eingriff, Start Xigris<br />
12 Stunden nach Eingriff, wenn bis dahin keine Blutungszeichen aufgefallen sind.<br />
WW Xigris interferiert in variabler Weise mit der PTT-Messung und kann diese Tests verfälschen<br />
Xylocain = Lidocain<br />
Pckg 1 Amp. (5ml) = 100mg, 1 Spezialampulle (5ml) = 1000mg<br />
WM Klasse Ib-Antiarrhythmikum<br />
Ind<br />
D<br />
VES, VT<br />
1. Bolus: 1 Amp. mit 100mg i.v., Wdh. nach 5 bis 10 Min. möglich<br />
2. Perfusor: 1 Spezialamp. (1g) über 4-6 ml/h, Reduzierung um 50% bei Schock, Herzinsuff.,<br />
Leberinsuff., max. Dosis 6g/die<br />
! Xylocain ist von Cordarex als Mittel der Wahl bei malignen Herzrhythmusstörungen abgelöst<br />
worden.<br />
Zyvoxid = Linezolid<br />
Pckg Infusionsbeutel mit 600mg, Filmtabletten mit 600mg, Granulat zur Herstellung einer Suspension<br />
Ind<br />
1. Nosokomiale Pneumonie und ambulant erworbene Pneumonie:<br />
Zyvoxid ist zur Behandlung von ambulant erworbener Pneumonie und nosokomialer Pneumonie<br />
angezeigt, wenn bekannt ist oder vermutet wird, dass sie durch empfindliche Gram-positive<br />
Erreger verursacht sind. Linezolid ist nicht wirksam bei Infektionen durch Gram-negative<br />
Erreger.<br />
2. Schwere Haut- und Weichteilinfektionen<br />
Zyvoxid ist zur Behandlung von schweren Hautund Weichteilinfektionen nur dann angezeigt,<br />
wenn ein mikrobiologischer Test ergeben hat, dass die Infektion durch empfindliche Gram-po-
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 45<br />
sitive Erreger verursacht ist. Linezolid ist nicht wirksam bei Infektionen durch Gram-negative<br />
Erreger.<br />
D<br />
KI<br />
600mg 1-0-1 i.v. oder p.o., Intravenöse Anwendung: Die Infusionslösung sollte über einen<br />
Zeitraum von 30 bis 120 Minuten infundiert werden.<br />
Vorsicht bei Einnahme anderer Blutdruck-erhöhender Medikamente sowie der Einnahme von<br />
Serotonin-Reuptake-Inhibitoren, Linezolid ist ein MAO-Hemmer.<br />
Verhalten bei Transfusionszwischenfall<br />
1. febrile nicht - hämolytische Transfusionsreaktion:<br />
• Fieber, Schüttelfrost, Juckreiz, nur selten Blutdruckabfall und Atemnot (Bronchospasmus)<br />
• sofort Transfusion stoppen<br />
• 250 mg Prednisolon i.v.<br />
• weitere Therapie nach Symptomatik<br />
2. schwere hämolytische Transfusionsreaktion:<br />
ist der Patient wach, so treten meist folgende Zeichen auf:<br />
• Brennendes Gefühl entlang der Transfusionsvene<br />
• Engegefühl, Unruhe Übelkeit<br />
• Schüttelfrost und Fieber, kalter Schweiß<br />
• Lenden-, Brust- und Kopfschmerzen<br />
• Tachypnoe, Tachykardie und Blutdruckabfall<br />
ist der Patient in Narkose oder unter Analgesedierung:<br />
• Blutdruckabfall<br />
• Hämolyse<br />
• Hämaturie<br />
Der Schock entsteht durch Komplementaktivierung mit Freisetzung von gefäßdilatierenden<br />
Komplementfaktoren sowie von vasoaktiven Aminen.<br />
Die wichtigsten Komplikationen der hämolytischen Transfusionsreaktion sind:<br />
• akutes Nierenversagen<br />
• disseminierte intravasale Gerinnung.<br />
Therapie:<br />
Bei geringstem Verdacht auf eine Transfusionsreaktion muß die Transfusion sofort unterbrochen<br />
werden, denn das Ausmaß der Komplikationen hängt direkt von der zugeführten Blutmenge ab.<br />
Die Soforttherapie ist darauf gerichtet, die Herz-Kreislauf-Funktion zu stabilisieren und eine<br />
ausreichende Urinausscheidung aufrechtzuerhalten.<br />
Hypotension mit Volumenzufuhr und Vasopressoren, z.B. Noradrenalin behandeln<br />
Kortikosteroide in hohen Dosen i.v., z.B. 1g Prednisolon®<br />
Urinausscheidung auf mindestens 75 - 100 ml/h steigern durch:<br />
- Volumenzufuhr<br />
- Furosemid 20-40 mg i.v. oder Mannitol 12,5-50 g in 5-10 min<br />
- Dopamin- Perfusor: 250 mg Dopamin / 50 ml 3 ml / h<br />
low- dose- Heparinisierung<br />
bei persistierender Oligo- / Anurie Dialysebehandlung<br />
bei besonders schweren Fällen Austauschtransfusion, ggf. Plasmapherese<br />
Folgende Laboruntersuchungen müssen durchgeführt werden:
46<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Blutgruppe der Konserve und des Empfängers<br />
Wiederholung der Kreuzprobe<br />
direkter Coombs-Test<br />
Antikörpersuchtest bei Spender und Empfänger (Material von der Kreuzprobe)<br />
freies Hämoglobin im Blut und Urin<br />
Serumhaptoglobin<br />
Serumbilirubin<br />
Serumharnstoff<br />
Gerinnungsstatus, Thrombozyten, Fibrinspaltprodukte<br />
Serumelektrolyte<br />
Blutbild.
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 47<br />
S2-Leitlinien zur Sepsis<br />
Nach folgender Checkliste wird zwischen Infektion, SIRS, Sepsis und schwerer Sepsis<br />
unterschieden:<br />
Infektion?<br />
Fragestellung gecheckt trifft zu<br />
Blutkultur: Keimnachweis <br />
Urinkultur: Keimnachweis <br />
Trachealsekret: Keimnachweis <br />
Röntgenbild: Hinweise für Pneumonie <br />
Labor: Nachweis von Leukozyten in Liquor oder Urin <br />
SIRS?<br />
Treffen zwei oder mehr Kriterien zu?<br />
Fragestellung gecheckt trifft zu<br />
Temperatur < 36° oder > 38° (rektal oder Ohr) <br />
Tachykardie > 90/min <br />
Atemfrequenz > 20/min (Tachypnoe) <br />
Leukozyten < 4000 oder > 12000 oder mehr als 10% Stabkernige<br />
im Diff-bb <br />
Organdysfunktion?<br />
Trifft eines der folgenden Kriterien zu?<br />
Fragestellung gecheckt trifft zu<br />
Zeigt der Pat. eine zunehmende Hypoxämie? <br />
Benötigt der Pat. Katecholamine? <br />
Hat der Pat. eine (neu bestehende) Olig- oder Anurie? <br />
Hat der Pat. einen Thrombozytenabfall auf < 150.000? <br />
Hat der Pat. ein erhöhtes Serumlactat? <br />
Sind die Leberenzyme des Pat. gestiegen? <br />
Hat der Pat. eine neu aufgetretene Bewusstseinsstörung? <br />
Schwere Sepsis = Infektion + SIRS + Organdysfunktion( mehr als 1<br />
Organ) = Indikation für Xigris
48<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Empfehlungen zur Sepsistherapie<br />
Empfehlung<br />
Evidenz<br />
Einleitung einer kalkulierten antibiotischen Therapie direkt nach Abnahme<br />
von Kulturen, innerhalb von 1 Stunde nach Diagnosestellung<br />
A<br />
Die Antibiose sollte bei schwerer Sepsis abhängig von der lokalen<br />
Resistenzlage auch Pseudomonaden mit einschließen<br />
E<br />
Prophylaktische Gaben von Antimykotika sind nicht indiziert<br />
E<br />
Eine angehobene Oberkörperposition bei Beatmung verringert die Rate<br />
anVentilator-assoziierten Infektionen (45°)<br />
B<br />
Eine frühe enterale Ernährung wird auch bei Pat. nach Operationen am GI-<br />
Trakt empfohlen.<br />
A<br />
Eine Immunonutrition mit angereicherter Nahrung führt insbesondere bei<br />
Polytraumapatienten und Pat. mit gastrintestinalen Tumoren nach OP zu einer<br />
Verminderung von Infektionen und Verkürzung des Krankenhausaufenthaltes. A<br />
Eine aggressive Insulintherapie mit einem Blutzuckerzielbereich von<br />
80-110 mg% reduziert bei postoperativen Beatmungspatienten die Rate an<br />
Infektionen, an Nierenversagen, Bluttransfusionen. Es ist bislang noch nicht<br />
geklärt, ob dies auch für internistische Patienten zutrifft.<br />
B<br />
Hämodynamik<br />
Ein erweitertes hämodynamisches Monitoring wird bei septischem Schock<br />
empfohlen, obwohl sein Nutzen nicht eindeutig belegt ist.<br />
E<br />
Die Volumensubstitution ist die erste Maßnahme zur hämodynamischen<br />
Stabilisierung<br />
B<br />
Die Wahl zwischen kristalloiden oder kolloidalen Flüssigkeiten ist irrelevant. C<br />
Die Gabe von Humanalbuminlösungen als Volumenersatz ist bei Pat. mit<br />
schwerer Sepsis jedoch nicht empfehlenswert.<br />
E<br />
Besteht trotz suffizienter Volumengabe ein peristierend niedriges<br />
Herzzeitvolumen, ist Dobutrex das Katecholamin der Wahl, das bei<br />
Hypotension um einen Vasopressor ergänzt wird.<br />
E<br />
Als Vasopressor wird Noradrenalin als Substanz der ersten Wahl empfohlen. C<br />
Dagegen ist Adrenalin wg. negativer Auswirkungen auf die gastrointestinale<br />
Perfusion nicht zu empfehlen, auch nicht zusammen mit Dobutamin. C<br />
Niedrig dosiertes Dopamin hat keine positiven Effekte auf die Nierenfunktion,<br />
auch nicht auf die Überlebensrate, es wird daher nicht empfohlen.<br />
A<br />
Vasopressin ist derzeit noch nicht als Vasopressor in der Therapie des<br />
septischen Schocks zu empfehlen.<br />
E<br />
Phosphodiesterasehemmer sind im septischen Schock nicht routinemäßig<br />
indiziert.<br />
E<br />
Beatmung:<br />
Ziel der Beatmung ist eine Sauerstoffsättigung > 90%<br />
B<br />
Die protektive Beatmung bei ARDS umfasst: ein Tidalvolumen von 4-6 ml/<br />
kgKG, ein Plateaudruck von < 30 cmH2O und einen PEEP zwischen 5 und 25<br />
je nach benötigter fiO2.<br />
D<br />
Die Bauchlagerung kann die Oxygenierung bei ARDS verbessern.<br />
C
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 49<br />
Alle hämodynamisch stabilen Patienten, die ausreichend oxygeniert sind,<br />
sollten einmal täglich einem Spontanatmungsversuch unterzogen werden. A<br />
Glukosteroide<br />
Hochdosierte Gluokortikoide haben keine Indikation in der Therapie der<br />
schweren Sepsis<br />
A<br />
200-300mg Hydrocortison (am besten über Perfusor) pro Tag bei Patienten die<br />
trotz Volumenauffüpllung auf Vasopressoren angewiesen sind, ist indiziert, die<br />
Frage der Therapiedauer ist nicht geklärt.<br />
C<br />
Die Gabe von Hydrocortison ist nicht an die vorherige Testung der<br />
Hormonachse gekoppelt.<br />
E<br />
Die Gabe von Hydrocortison sollte ausschleichend beendet werden. E<br />
Andere Medikamente<br />
Die Gabe von Xigris ® ist indiziert bei schwerer Sepsis plus mindestens zwei<br />
Organversagen so früh wie möglich für die Dauer von 96 Stunden. B<br />
AT III zur Therapie der Sepsis wird nicht empfohlen.<br />
B<br />
Immunglobuline in welcher Form auch immer sind in der Sepsis nicht zu<br />
empfehlen.<br />
B
50<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
SOP Künstliche Ernährung<br />
Schritt 1: Einschätzung des Ernährungszustandes<br />
SGA<br />
Subjective Global Assessment<br />
SGA A<br />
Stabiles Gewicht oder Gewichtszunahme (ohne Wassereinlagerung),<br />
(gut ernährt) normaler Appetit<br />
Gewichtsabnahme von mindestens 5% in den Wochen vor Aufnahme,<br />
SGA B<br />
Abnahme der Nahrungszufuhr und/oder des Appetits<br />
(mäßig mangelernährt) Bei zweifelhafter Entscheidung zwischen SGA A und SGA B SGA A<br />
SGA C<br />
(schwer<br />
mangelernährt) Offensichtliche körperliche Zeichen einer Mangelernährung<br />
Schritt 2: Normale orale Nahrungsaufnahme nicht möglich<br />
SGA<br />
SGA A<br />
SGA B<br />
SGA C<br />
Künstliche Ernährung, wenn eine Nahrungskarenz (< 500 Kcal/die) für mehr als 7<br />
Tage zu erwarten ist.<br />
Künstliche Ernährung, wenn für mehr als 14 Tage keine vollkalorische Ernährung<br />
möglich ist:<br />
24kcal/kg für immobile, 30kcal/kg für mobile Patienten<br />
Künstliche Ernährung, wenn keine vollkalorische Ernährung (24kcal/kg für<br />
immobile, 30kcal/kg für mobile Patienten) möglich ist.<br />
Künstliche Ernährung, wenn keine vollkalorische Ernährung (24kcal/kg für<br />
immobile, 30kcal/kg für mobile Patienten) möglich ist.<br />
Schritt 3: Kontraindikationen zur künstlichen Ernährung<br />
Kontraindikation für jegliche<br />
künstliche Ernährung<br />
Kontraindikationen für eine enterale<br />
Ernährung<br />
Jedoch ‚minimal feeding’ bei<br />
Schritt 4: Kalorienberechnung<br />
Immobiler Patient<br />
Akutphase einer schweren Erkrankung, unmittelbar nach<br />
schwerer Operation oder schwerem Trauma<br />
Serum-Lactat > 3mmol/l<br />
Bei schwerer Azidose (pH < 7,2), bei schwerer Hyperkapnie<br />
(pCO2 > 75)<br />
Akutes Abdomen<br />
Akute GI-Blutung<br />
Schwerer Schock mit intestinaler Ischämie<br />
Darmparalyse<br />
Starker Reflux<br />
Diarrhoen<br />
24 kcal/kg Körpergewicht / Tag<br />
Im kritischen Zustand: Korrekturfaktor 1,0 (100%)<br />
In der Erholungsphase (zunehmende Wachheit und Mobilität,<br />
Wiedererlangung von Kräften): Korrekturfaktor bis 1,5 (150%)
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 51<br />
30 kcal/kg Körpergewicht / Tag<br />
Mobiler Patient<br />
Bei hoher Mobilität: Korrekturfaktor 1,3 (130%).<br />
Initiale Grundlage der Berechnung ist das IST-Gewicht des Patienten, nicht das Sollgewicht (keine<br />
Mast von Untergewichtigen, keine Reduktionskost bei Übergewichtigen in der Phase einer akuten<br />
Erkrankung)<br />
Schritt 5: Enterale und/oder parenterale Ernährung<br />
SGA<br />
SGA A<br />
SGA B+C<br />
Enterale(r) Kost(aufbau) von Anfang an, zusätzliche parenterale Ernährung nur bei<br />
Mangelernährung über mehr als 7 Tage<br />
Duale Ernährung (enteral und parenteral) von Anfang an, bis enterale Ernährung<br />
ausreichend<br />
Schritt 6: Dosierung der Ernährung<br />
Art Vorgehen<br />
Ernährung über Pumpe:<br />
Sondenkost mit 1 kcal/ml<br />
Stufe1: 10-20 ml/h<br />
Stufe 2: 20-30 ml/h<br />
Sondenkost<br />
Stufe 3: 30-50 ml/h<br />
Stufe 4: 50-70 ml/h<br />
Stufe 5: 70-100 ml/h<br />
Bei direktem Übergang von oraler Ernährung zu Sondenkost und Fehlen<br />
einer akuten schweren Erkrankung: Beginn mit Stufe 3; nächste Stufe, wenn<br />
vorangegangene Stufe gut vertragen wird.<br />
Dreikammerbeutel 1ml/1kcal, Basiskalorienbedarf = 24 kcal/kg/die für immobile<br />
TPE<br />
Patienten (+ AddelN + Cernevit je 1 Amp. Pro Tag)<br />
Für immobile Patienten gilt daher: Körpergewicht = Laufzeit in ml/h (75kg =<br />
75ml/h) plus ggf. Aktivitätsfaktor bis zu 1,5<br />
Dual Errechnung des Tageskalorienbedarfes (Schritt 4)<br />
Stufe Enteral Parenteral<br />
1 (+ Addel + Cernevit) 10% 90%<br />
2 (+ Addel + Cernevit) 20% 80%<br />
3 (+ Addel + Cernevit) 40% 60%<br />
4 (+ Addel + Cernevit) 60% 40%<br />
5 (ohne Zusätze) 80% 20%<br />
6 (ohne Zusätze) 100% --<br />
Schritt 7: Komplikationen beachten<br />
Faktor Störung Ursache Maßnahme Bemerkung<br />
Glucose<br />
Hypoglykämie<br />
(
52<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Faktor Störung Ursache Maßnahme Bemerkung<br />
Triglyceride<br />
Azotämie<br />
Lactat<br />
Phosphat<br />
Hyperglykämie<br />
(> 150 mg/dl ~ > 8<br />
mmol/l)<br />
> 350 mg/dl<br />
Hst > 200 mg/dl<br />
Lactat > 3 mmol/l<br />
Leicht : > 0,6<br />
mmol/l<br />
Schwerst: <<br />
0,3 mmol/l<br />
(Atemstillstand)<br />
1 TPE: Parenterale Ernährung<br />
2 SK: Sondenkost<br />
Zu viel Ernährung<br />
Insulinresistenz<br />
Propofol plus Fette<br />
Angeborene Störung<br />
Erworbene Störung<br />
(z.B. C2)<br />
Niereninsuffizienz<br />
Katabolie<br />
Überhöhte AS-Zufuhr<br />
GI-Blutung<br />
Hypoxie und Schock<br />
Propofol-Infusions-<br />
Syndrom<br />
Refeedingsyndrom: zu<br />
rascher Kostaufbau/TPE<br />
Diabetische<br />
Ketoazidose<br />
Beginnende Sepsis<br />
Insulin bis 4 IE/h,<br />
in der Akutphase<br />
bis 10 IE/h<br />
TPE1: Xylit<br />
SK2:<br />
Kohlenhydratreduzierte<br />
SK<br />
Reduktion der<br />
Fettzufuhr<br />
Reduktion der<br />
Aminosäurezufuhr<br />
Volumenzufuhr bei<br />
Exsikkose<br />
Reduktion der<br />
Ernährung<br />
Substitution über<br />
Perfusor<br />
1ml Propofol jeder<br />
Konzentration =<br />
0,1 g Fett<br />
Keine Indikation<br />
für ‚Nephrosteril’<br />
oder ‚Aminosteril-<br />
N-Hepa’ bei<br />
mittelschwerer<br />
Azotämie mehr<br />
Keine Fettgabe bei<br />
Lactatazidose!
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 53<br />
SOP Intensivierte Insulintherapie<br />
© Dr. Hendrik Bachmann<br />
Eine path ologische Erhöhung des Blutzuckers über 125 mg/dl entspricht nicht nur einer erhöhten<br />
Mortalität, sondern auch vermehrten Infektionen, häufigerem Organversagen und chronischer<br />
Schädigung des Nervensystems. Interventionsstudien haben in einigen Patientengruppen einen<br />
klaren Vorteil für eine Normalisierung des Blutzuckers mit Insulin in den Bereich von 80-110 mg/dl<br />
gezeigt. Diese Therapie ist mit einem erhöhten Hypoglykämierisiko verbunden, das jedoch mit keiner<br />
Verschlechterung der Prognose einherging. Die Anwendung von Protokollen, die von Pflege und<br />
Ärzten getragen werden, sind notwendige Maß- nahmen zur Erreichung der Normoglykämie. Der<br />
zusätzliche Aufwand ist in Zeit und Material von etwa 15-20 € pro Patiententag ergibt ein exzellentes<br />
Preis- leistungsverhältnis.<br />
Es wurde beobachtet, dass 38% aller Patienten bei Krankenhausaufnahme erhöhte Blutzuckerwerte<br />
haben. Zwei Drittel dieser Patienten sind bekannte Diabetiker und die restlichen Patienten haben<br />
eine „Stresshyperglykämie“. Die Krankenhausmortalität der normoglykämischen Patienten war am<br />
niedrigsten mit 1,7%, verdoppelte sich auf 3% bei den Diabetikern und war um den Faktor 10 höher<br />
bei „Stresshyperglykämie“ mit 16%.<br />
Letztere Gruppe musste sich auch dreimal häufiger einer Intensivtherapie unterziehen.<br />
„Stresshyperglykämie“ wurde bei Myokardinfarkt, zerebrovaskulärem Insult, Schädelhirntrauma,<br />
herzchirurgischen Operationen und Nierentransplantationen beschrieben. Ein klarer Zusammenhang<br />
mit dem Schweregrad der Erkrankung war nicht immer regelhaft vorhanden aber die Prognose zumeist<br />
deutlich schlechter.<br />
Was sind normoglykämische Werte auf der Intensivstation?<br />
Die angestrebten Glucosezielwerte auf der Intensivstation könnten derzeit nur aus der Beobachtung<br />
abgeleitet werden, dass eine U-förmige Beziehung zwischen Glucosewerten und Prognose besteht.<br />
Diese Beziehung gilt ebenso für Diabetiker wie Nicht- Diabetiker.<br />
Es ist für Intensivpatienten unklar, zu welchem Zeitpunkt der Glukosewert die größte Bedeutung für<br />
die Prognose hat. Es scheint sinnvoll, klar zwischen dem Glukosewert bei Aufnahme, als Ausdruck der<br />
Vorgeschichte der Erkrankung, des Managements in der Akutversorgung und den Werten in den ersten<br />
24 Stunden und während der nachfolgenden Intensivzeit, als Ausdruck der intensivmedizinischen<br />
Betreuungsqualität zu unterscheiden.<br />
Hypoglykämien unter 40 mg/ dl haben eine besondere Beachtung gefunden und zum Abbruch<br />
einzelner Studienprotokolle geführt. Es sollte jedoch beachtet werden, ob es korrekt ist, eine<br />
verbesserte Mortalität durch Therapie mit Insulin gegen das vermehrte Auftreten von Hypoglykämien<br />
aufzuwiegen. Es ist noch nicht definitiv geklärt, welche Bedeutung kurzdauernde therapiebedingte<br />
Hypoglykämien auf die Prognose haben.<br />
Hyperglykämie und Myokardinfarkt<br />
Der Effekt einer Hyperglykämie wurde in einer systematischen Zusammenfassung mehrerer<br />
Untersuchungen getrennt für Diabetiker und Nicht-Diabetiker analysiert.<br />
Bei Nicht-Diabetikern war das Risiko im Krankenhaus zu versterben 4-fach erhöht bei Grenzwerten<br />
für die Hyperglykämie zwischen 125-140 mg/dl und bei Diabetikern trotz eines deutlich höher<br />
gelegten Grenzwertes von 200 mg/dl nur um den Faktor 1,7 erhöht.<br />
In der neuesten Beobachtung von 2127 Patienten mit Myokardinfarkt zwischen 2000-2002 konnte<br />
die Bedeutung von geringen Erhöhungen der Blutglukose bei Nichtdiabetikern mit einer viermal<br />
höheren Mortalität bei der Gruppe knapp oberhalb der Norm und einer 12-mal erhöhten Mortalität<br />
bei der Gruppe (> 10 mmol/l oder > 150mg/dl) beobachtet werden.
54<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Hyperglykämie und Schädel-Hirntrauma<br />
Bei 267 Patienten mit einem GCS unter 9 war der Blutzucker um 40-50 mg/dl höher als im Vergleich<br />
mit der prognostisch besseren Gruppe. Die Bewertung erfolgte nach der chirurgischen Erstversorgung.<br />
Besonders bemerkenswert war die Beobachtung, dass bei Blutzucker > 200 mg/dl bei Aufnahme auf<br />
die Intensivstation das relative Risiko in einem vegetativen Zustand zu überleben fünffach erhöht<br />
war.<br />
Hyperglykämie bei Schlaganfall<br />
Patienten, die mit Schlaganfall hospitalisiert werden, haben in 20-40% der Fälle eine Hyperglykämie<br />
auch ohne vorbestehendem Diabetes mellitus. In einer systematischen Übersicht konnte gezeigt<br />
werden, dass das Risiko zu sterben mehr als dreifach erhöht ist, wenn der Aufnahmeblutzucker über<br />
110-126 mg/dl erhöht ist.<br />
Es ist aus der Sicht der Patienten möglicherweise noch relevanter, dass die Überlebenden mit<br />
Hyperglykämie eine deutlich schlechtere neurologische Funktion und Rehabilitation erreichten. Die<br />
relative Bedeutung von initialem Ausmaß der Ischämie, Diabetes und Stresshyperglykämie wurde<br />
genauer bei 25 Patienten mittels NMR untersucht. Es zeigte sich, dass der mittlere Blutzuckerwert<br />
über die ersten 4 Tage nach Schlaganfall der einzige signifikante Prädiktor für die Zunahme des<br />
geschädigten Areals war. Das besonders betroffene Gebiet ist die ischämische Penumbra. Es werden<br />
nicht nur die vaskulären Effekte der Hyperglykämie sondern auch die pro-inflammatorischen und<br />
pro-oxidativen Effekte angeführt. Ein Editorial in Stroke 2006 fordert die Durchführung einer<br />
prospektiven Studie zur Klärung des Effektes einer strengen Blutzuckereinstellung auf den Verlauf<br />
des Schlaganfalls.<br />
Risiko der Insulintherapie<br />
Die schwere Hypoglykämie < 40 mg/dl wird als das größte Risiko der kontinuierlichen Insulintherapie<br />
betrachtet. Es werden auch immer wieder Fälle von bleibenden neurologischen Schäden berichtet.<br />
Jedoch deutet die Studienlage darauf hin, dass Hypoglykämien aufgrund der intensivierten<br />
Insulintherapie sich nicht so gravierend auf die Prognose auswirken, wie Hypoglykämien aufgrund<br />
einer eingeschränkten Gluconeogenese im Schock oder bei Leberversagen. Aus den vorliegenden<br />
Daten sollte daher aus dem Auftreten von Hypoglykämien nicht unmittelbar auf ein verschlechtertes<br />
Outcome geschlossen werden. Es wird wahrscheinlich bei Implementierung einer intensivierten<br />
Insulintherapie in jedem Fall zu einem gewissen Anstieg der Hypoglykämien kommen. Aufgrund<br />
einer Verbesserung in der Implementierung eines Insulinprotokolls konnten Haisjacki und Mitarbeiter<br />
ihre schwere Hypogly kämierate auf den Wert vor der Intensivierten Therapie im zweiten Jahr<br />
nach der Implementierung senken. Allerdings sollten häufige Hypoglykämien als Hinweis auf ein<br />
Verbesserungspotential der Intensivbehandlungsprozesse gewertet werden.<br />
Praktische Therapie der Hyperglykämie<br />
Die praktische Umsetzung der Therapie der Hyperglykämie muss zwei Gesichtspunkte berücksichtigen.<br />
Einerseits muss bei akuten Erkrankungen, insbesondere wenn eine Aufnahme auf eine Intensivstation<br />
notwendig ist, der Blutzucker mehrmals täglich bestimmt werden.<br />
Andererseits sollte ein Protokoll zwischen Pflegemannschaft und Ärzten vereinbart werden, das<br />
Blutzuckerbestimmungen, die Beurteilung des Ergebnisses und die therapeutischen Entscheidungen<br />
klar regelt. Die meisten erfolgreichen Protokolle haben den am Bett arbeitenden Pflegepersonen<br />
Entscheidungskompetenz übertragen. Die Blutzuckerbestimmung sollte allerdings auch leicht<br />
und schnell verfügbar sein. Es sollte auch evaluiert werden, ob die angewandte Methode für den<br />
angestrebten Zielbereich vorgesehen und präzise ist.
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 55<br />
SOP Intensivierte Insulintherapie Version vom 25.02.2007<br />
SOP: Intensivierte Intensivtherapie www.glucontrol.org<br />
Protokoll<br />
Therapiestart Indiziert bei:<br />
Test Ergebnis Therapie jeder Schock<br />
BZ (mg/dl) Actrapid jede schwere Infektion<br />
Myokardinfarkt<br />
Reflo bei ICU-Aufnahme > 180 4 IE/h Hirnblutung und SHT<br />
140-180 2 IE/h Ischämischer Insult<br />
110-140 1 IE/h<br />
300 Erhöhen um 3 IE/h<br />
2mal pro Schicht 181-300 um 2 IE/h<br />
141-180 um 1 IE/h<br />
121-140 um 0,5 IE/h<br />
80-120 keine Änderung<br />
40-79 Stopp Insulin, Reflo stündlich<br />
bis BZ > 80<br />
80<br />
12g Glucose i.v.<br />
Fehleranalyse<br />
Bei Unterbrechung der Kohlenhydratzufuhr: Stopp Insulin zeitgleich
56<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
SOP Diagnostik und Therapie der Lungenembolie<br />
© Dr. Thorsten Lamprecht und Dr. Hendrik Bachmann<br />
1. Obligate Inhalte der Basisdiagnostik bei jedem Verdacht auf<br />
Lungenembolie:<br />
• Vitalparameter (RR, Puls)<br />
• Auskultation (Ausschluss Lungenödem, Ausschluss Pneumothorax)<br />
• EKG (Rechtsherzbelastungszeichen, Ausschluss Infarkt)<br />
• Pulsoxymetrie (Ausmaß der Hypoxie), keine BGA, solange die Indikation zur Lyse nicht geklärt<br />
ist.<br />
• kleine Routine<br />
• D-Dimere: nur bei niedriger Wahrscheinlichkeit einer Lungenembolie<br />
• Troponin I: zur Risikostratifizierung bei V.a. Lungenembolie der Risikogruppe 2<br />
2. Wahrscheinlichkeit einer Lungenembolie bestimmen<br />
Klinisches Zeichen<br />
Punkte<br />
Klinische Zeichen einer Beinvenenthrombose 3<br />
Tachykardie > 100 1,5<br />
OP oder Immobilisation in den vergangenen 4<br />
Wochen 1,5<br />
Zustand nach Thrombose oder Lungenembolie1,5<br />
Hämoptysen 1,0<br />
Tumorerkrankung aktuell oder in den<br />
vergangenen 6 Monaten 1,0<br />
Lungenembolie (aufgrund der Klinik)<br />
wahrscheinlicher als eine andere Diagnose 3,0<br />
Score < 2,0<br />
Lungenembolie unwahrscheinlich<br />
Score > 2,0<br />
Lungenembolie wahrscheinlich<br />
Score > 6,0<br />
Hohe Wahrscheinlichkeit einer<br />
Lungenembolie<br />
3. Risikostratifizierung und Vorgehen danach ausrichten<br />
Stadium Definition<br />
I<br />
Keine Symptome<br />
Vorgehen<br />
Bei dennoch bestehendem Verdacht auf<br />
Lungenembolie Beginn mit Antikoagulation,<br />
Bestätigung der Diagnose binnen 24 Stunden<br />
im Regeldienst.
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 57<br />
Stadium Definition<br />
Vorgehen<br />
II<br />
Symptome, Zeichen der<br />
Rechtsherzbelastung<br />
Bei symptomatischen hämodynamisch stabilen<br />
Patienten mit Lungenembolie sofortige<br />
Antikoagulation und intensivmedizinische<br />
Versorgung, rasche Diagnosesicherung und<br />
Echokardiographie. Option der Lyse offen<br />
halten, daher keine invasiven Maßnahmen<br />
(ZVK, BGA); der Benefit einer Lyse<br />
ist umstritten, es dürfen keine relativen<br />
Kontraindikationen vorliegen.<br />
III<br />
Hämodynamisch instabile<br />
Lungenembolie (positiver Schockindex,<br />
schwere Atemnot, beginnende Hypoxie)<br />
Beschränkung auf die Durchführung<br />
der Antikoagulation, Basisdiagnostik,<br />
falls verfügbar, kurze Bestätigung durch<br />
Echokardiographie und rasche Entscheidung<br />
bezüglich Lyse. Der Effekt einer Lyse ist<br />
gesichert. Keine invasiven Maßnahmen (ZVK,<br />
BGA)<br />
IV<br />
Kardiogener Schock<br />
Bei klinischem Eindruck einer Lungenembolie<br />
sofortige Lyse ohne Abfrage von<br />
Kontraindikationen, Reanimation ggf. bis<br />
mindestens 30 Minuten nach Lysebeginn<br />
fortsetzen. Keine invasiven Maßnahmen (ZVK,<br />
BGA)<br />
4. Basistherapie einer gesicherten Lungenembolie<br />
Antikoagulation:<br />
• Initiale Antikoagulation (Laborwerte noch nicht bekannt): 5000 I.E. Heparin i.v.<br />
• Folgeantikoagulation bei normalem Kreatinin: Clexane ® nach Körpergewicht 1-0-1 s.c.<br />
• Folgeantikoagulation bei Niereninsuffizienz (Krea > 1,3): 25.000 I.E. Liquemin in Perfusor, Start<br />
mit 2 ml/h, einmal pro Schicht PTT, Ziel: PTT 2-3mal verlängert<br />
• Marcumar ®: Beginn, sobald keine invasive Diagnostik mehr ansteht<br />
Immobilisation:<br />
• bei klinisch manifester oder bereits bekannter Beinvenenthrombose bis zum Abschwellen des<br />
•<br />
Beines<br />
bei nicht diagnostizierter Beinvenenthrombose bis zur Bildgebung durch<br />
Kompressionsvenensonographie<br />
• bei Venenthrombosen bis zum Leistenband Mobilisation unter Kompression,sobald Bein<br />
abgeschwollen ist<br />
Kompression:<br />
Sofort bei geschwollenem Bein mittels Kompressionsverband<br />
In jedem Fall aber vor Mobilisation; durch Venenkompressionsstrümpfe (keine AE-Strümpfe) oder<br />
mittels Kompressionsverband
58<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
5. Lysetherapie einer Lungenembolie<br />
Antikoagulation wie oben beschrieben<br />
Boluslyse bei Reanimationsbedingungen: 0,6mg/kg in 2min als Bolus (70kg: 40mg Actilyse i.v. im<br />
Bolus)<br />
Kurzlyse (bevorzugt): Perfusor mit 100mg Actilyse: 10mg rTPA als Bolus, dann 90mg über 120min<br />
SOP Obere Gi-Blutung und Ösophagusvarizenblutung<br />
© Dr. Franziska Allert und Dr. Hendrik Bachmann<br />
Letalität akuter Varizenblutungen: ca. 25%, je nach Koinzidenz<br />
Kritische Grenze des Blutverlustes: ~ 35% d. Blutvolumens = 4% d. Körperwassers<br />
Risikoabschätzung:<br />
Hämatokrit, Hb<br />
Sichtbarer Blutverlust<br />
Kreislaufreaktionen<br />
Durch proport. Erythrozyten- und Plasmaverlust bleiben Hb/<br />
Hkt in der Akutphase unverändert kein geeignetes Mittel der<br />
Risikoabschätzung<br />
Erst nach 72 h Redistribution aus Extrazellularraum (Hb, Hkt fällt,<br />
durch Infusionen beschleunigt)<br />
Geringer sichtbarer Blutverlust korreliert nicht sicher mit dem echten<br />
Verlust, hoher sichtbarer Blutverlust bedeutet vital bedrohliche<br />
Blutung<br />
Hypotonie und Tachykardie sind frühe Merkmale eines bedeutsamen<br />
Blutverlustes und sind daher die wichtigsten Warnzeichen.<br />
Abschätzung der Blutungsstärke<br />
Leicht Mittel Schwer<br />
Sichtbarer Blutverlust < 250 ml 250-500 ml > 500<br />
Kreislaufreaktionen keine Tachykardie, Hypotonie Schock<br />
Klinik des Patienten Keine bis Durst, Übelkeit Unruhe<br />
Indikation zur intensivmedizinischen Überwachung<br />
Nach o.g. Kriterien mittlerer bis schwerer Blutverlust oder V.a. Ösophagusvarizenblutung
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 59<br />
Aufnahmediagnostik<br />
Vitalparameter<br />
Labor<br />
Sono<br />
Zur Abschätzung der Blutungsstärke und der Volumensubstitution<br />
Venöse BGA zur Sofortanalyse<br />
Kleine Routine plus Kreuzblut:<br />
2 EK bei geschätztem geringen Blutverlust<br />
4 EK gekreuzt bei mittlerem Blutverlust<br />
6 EK, davon zwei ungekreuzt plus 1 FFP bei schwerem Blutverlust<br />
Bei V.a. Ösophagusvarizenblutung:<br />
CHE, Bili, AP, yGT, Lactat, NH³<br />
Orientierende Notfallsonographie: Freie Flüssigkeit? Leberzirrhose?<br />
Erstmaßnahmen<br />
Zugänge legen<br />
Volumensubstitution<br />
Oberkörperhochlagerung<br />
Sicherung der Atemwege<br />
2 großvolumige (graue) Braunülen, ZVK nur bei fehlenden<br />
peripheren Venen<br />
Kein Unterschied zwischen kristalloiden oder kolloidalen Lösungen<br />
zur Substitution. 1000 ml Sterofundin binnen der ersten 30 Minuten<br />
bis zur Normalisierung des Schockindex.<br />
Solange Bewusstsein besteht, 30° OK-Hochlagerung, bei<br />
Bewusstseinsstörung stabile Seitenlage bis zur Intubation<br />
Intubation bei Bewusstseinsstörung frühzeitig.<br />
Ileuseinleitung:<br />
1 Amp. Etomidate und 1 Amp. Esmeron direkt hintereinander spritzen<br />
bei Wirkungseintritt sofortige Intubation ohne Zwischenbeatmung<br />
Endoskopie<br />
Die Indizierung und Durchführung endoskopischer Maßnahmen liegt alleine beim diensthabenden<br />
Oberarzt der Medizinischen Klinik II.<br />
Erweiterte Maßnahmen<br />
EK-Gabe<br />
Hb > 10 UND leichter<br />
Blutverlust<br />
Reine Volumensubstitution<br />
Hb 8-10 ODER mittlerer<br />
Blutverlust<br />
Initiale Gabe von 2 EK mit anschl. Erfolgskontrolle per BGA<br />
Hb < 8 ODER starker Initiale Gabe von 4 EK mit anschl. Erfolgskontrolle per BGA<br />
Blutverlust<br />
Hb < 8 UND starker Initiale Gabe von 2 ungekreuzten EK, Kreuzung und Bestellung<br />
Blutverlust mit vitaler Gefahrweiterer 4 EK und 1 FFP, pro weitere 2 EK ein FFP<br />
Thrombozytengabe<br />
Indikation bei Blutung unter schwerer Thrombozytopenie. 1 Apherese-TK = erhöht die<br />
Thrombozytenzahl um 20-60/nl
60<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
PPSB<br />
1IE PPSB/kg KG erhöht Quick um 1 Prozent<br />
Medikamente:<br />
Medikament Wirkung Dosierung<br />
Antra/Pantozol ®<br />
Stilamin ®<br />
Glycilpressin ®<br />
Erythrocin ®<br />
Antibiotika<br />
PH-Wert-Anhebung > 6 (Blutstillung<br />
und Gerinnung sind bei einem pH <<br />
5,4 aufgehoben)<br />
Indikation bei blutenden<br />
Ösophagusvarizen, Reduktion des<br />
portalvenösen Flusses<br />
Konstriktkion des<br />
Splanchnikussystems, Senkung des<br />
Pfortaderdruckes.<br />
Senkt als einzige Substanz die<br />
Mortalität, effektiver und teurer als<br />
Stilamin.<br />
potenter Motilin Rezeptor Agonist<br />
, bewirkt darüber eine rasche<br />
Magenentleerung<br />
Verhinderung einer Infektion durch<br />
Darmkeime<br />
Therapieversagen und Rezidivblutung<br />
Therapie Indikation Einschätzung<br />
Endoskopie<br />
Sengstaken-<br />
Blakemore-Sonde<br />
Linton-<br />
Nachlasssonde<br />
Chirurgie<br />
Rezidivblutung nach erfolgreicher<br />
Blutstillung<br />
Ösophagusvarizenblutung im mittleren<br />
und distalen Ösophagus<br />
Blutung aus Fundusvarizen des<br />
Magens<br />
Perforation eines Hohlorgans,<br />
endoksopisch nicht stillbare<br />
Ulcusblutung<br />
Omeprazol oder Pantoprazol:<br />
Bolus 80mg i.v., anschl. Perfusor<br />
80mg/40ml mit 4 ml/h für 72 Stunden.<br />
Die Gabe mit Perfusor ist der<br />
Kurzinfusion überlegen.<br />
Somatostatin:<br />
Perfuor mit 3mg/50ml mit 4 ml/h<br />
Terlipressin:<br />
2mg i.v. als Bolus, wirkt nach 10<br />
Minuten für 4-6 Stunden<br />
2-2-2 mg für 5 Tage i.v.<br />
Erhebliche NW: Koronare Ischämie,<br />
starke Blässe, Stuhlgang<br />
Erythromycin:<br />
250mg als Kurzinfusion 30 Minuten vor<br />
der Gastroskopie<br />
Bei Ösophagusvarizen besteht<br />
eine Indikation zur Prophylaxe!<br />
Cephalosporinen wird der Vorzug<br />
gegeben (Cerfuroxim, Ceftriaxon)<br />
Erste Maßnahme der Wahl bei<br />
Rezidivblutung, eine weitere<br />
erfolgreiche und definitive Blutstillung<br />
ist möglich.<br />
Kann einen Tod durch massive Blutung<br />
verzögern, jedoch selten aufhalten,<br />
daher Kombination mit weiteren<br />
Maßnahmen: Terlipressin, Somatostatin,<br />
Re-Endoskopie.<br />
Vielversprechende Alternative bei<br />
Endoskopieversagen bei Ulcera,<br />
Imperative Therapieindikation bei<br />
Perforation
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 61<br />
SOP Diagnose und Therapie der Sepsis<br />
© Dr. med. Britta Kairies und Dr. med. H. Bachmann<br />
Diagnosekriterien und Definition<br />
Infektion<br />
• Nachweis einer Infektion durch mikrobiologischen Nachweis oder klinische<br />
• Kriterien (z.B. Infiltrat im Thoraxbild, Eiterentleerung, Pyurie, Vegetationen im Echokardiogramm,<br />
Cholezystitiskriterien im Sonogramm etc.)<br />
SIRS (Severe inflammatory responsive syndrome), mind. 2. Kriterien:<br />
• Fieber > 38 °C oder Hypothermie < 36 °C (rektal)<br />
• Tachykardie >90/min<br />
• Tachypnoe >20/min oder Hyperventilation paCO2 12000/mm3 oder Leukopenie < 4000/ mm3 oder > 10% unreife Neutrophile im<br />
Differentialblutbild<br />
Akute Organdysfunktion, mind. 1 Kriterium:<br />
• Gehirn: Akute Encephalopathie: eingeschränkte Vigilanz, Desorientiertheit, Unruhe, Delirium<br />
• DIC: Relative oder absolute Thrombozytopenie: Abfall um > 30% in 24h oder Zahl < 100000/<br />
mm3 (Ausschluss einer Blutung oder immunologischer Ursachen)<br />
• Lunge: Arterielle Hypoxämie: paO2 < 75mmHg unter Raumluft oder paO2/Fi02 < 250 (Ausschluss<br />
manifeste Herz-Lungenerkrankung als Ursache)<br />
• Niere: Renale Dysfunktion: Diurese < 0,5ml/kg/h über 2h trotz adäquater Flüssigkeitssubstitution<br />
• Hämodynamik und Oxygenierung: Metabolische Azidose: BE < -5mmol/l oder Lactat > 3<br />
mmol/l<br />
Sepsis<br />
Schwere Sepsis<br />
Septischer Schock<br />
Infektion plus SIRS<br />
Infektion, SIRS und mindestens 1<br />
Organdysfunktion<br />
Sepsis sowie für mind. 1h syst. Art. RR<br />
< 80mmHg, bzw. MAP
62<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
II<br />
Labor:<br />
Diagnostik, Fokussuche<br />
• bei Erstlabor: gr. Routine, große Gerinnung (Quick, PTT, Fibrinogen, AT3), venöse BGA aus dem<br />
ZVK (Azidose, zentralvenöse Sättigung)<br />
• Folgelabor: kleine Routine (bb, HKE, CRP, CK, GOT, GPT, LDH), große Gerinnung (Quick,<br />
PTT, Fibrinogen, AT3), Lactat, zentralvenöse BGA sowie die pathologischen Laborparameter des<br />
Erstlabores<br />
Mikrobiologie<br />
• Abnahme von Blutkulturen vor Beginn einer antibiotischen Therapie, bei bereits laufender Antibiose<br />
direkt vor der nächsten Gabe; Abnahme möglichst nicht über ZVK oder arterielle Kanüle<br />
1<br />
• Abnahme von Trachealsekret mit Gramfärbung und Urinkultur vor Beginn der antibiotischen<br />
Therapie<br />
2<br />
• Bei klinischem V.a. Meningitis CCT und Liquorpunktion mit Gramfärbung vor antibiotischer<br />
Therapie 3<br />
• Entnahme von Abstrichen aus potentiellen Foci, ggf. intraoperative Abstriche<br />
• Bei V.a. Katheter-assoziierte Sepsis:<br />
• Entfernung invasiver Katheter, die als Infektionsquelle in Frage kommen mit mikrobiolog. Untersuchung<br />
der Katheterspitze, vor Entfernung zusätzlich Abnahme von Blutkulturen über liegenden<br />
Katheter<br />
Bildgebung zur Fokussuche<br />
• Röntgen-Thorax<br />
• Abdomen-Sonographie (obligat bei renaler Dysfunktion)<br />
• erweiterte Bildgebung per CT nach Rücksprache mit OA<br />
• TEE bei V.a. Endokarditis<br />
Monitoring<br />
• Laborparameter: initial zweimal pro Tag (siehe unter Labor)<br />
• ZVD-Messung: dient v.a. als Variable zur Bestimmung des systemischen vask. Widerstandes<br />
• PICCO-Monitoring: Bevorzugtes Monitoringverfahren im septischen Schock (Vasopressorbedarf),<br />
Kalibration einmal pro Schicht.<br />
• Pulsoxymetrie und Überwachung des O2-Bedarfes (siehe Indikation zur Beatmung)<br />
1 Gramfärbung anfordern in der Regeldienstzeit, wenn für frühzeitige gezielte<br />
Antibiotikaauswahl hilfreich<br />
2 Zum Ausschluss eines Hirndruckes<br />
3 Zweites Röhrchen im Kühschrank asservieren, falls pathologischer Liquorbefund
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 63<br />
Kausale Therapie<br />
• Fokussanierung, wo immer möglich z.B. Abszessdrainage, Splinteinlage, Amputation…<br />
• Intravenöse Antibiotikatherapie mit frühestmöglichem Beginn (innerhalb einer Stunde !) mit<br />
Reevaluation nach 48-72h (unter Berücksichtigung der mikrobiologischen Befunde), Dauer max.<br />
7-10 d<br />
• für die Antibiotikaauswahl gilt der jeweils aktuelle Standard der Antibiotikakommission<br />
Supportive Therapie<br />
Hämodynamische Stabilisierung:<br />
• Schritt 1: Volumensubstitution, provisorisches Ziel (vor ZVD-Analyse und PICCO-Messung):<br />
Halsvenenfüllung in der Exspiration auch bei 30°-Hochlagerung klar sichtbar),<br />
•<br />
Ziel MAP>65mmHg, zentralvenöse Sättigung >70%,<br />
•<br />
Gabe von Kristalloiden (initial 500-1000ml) oder Kolloiden (initial 500ml)<br />
• Schritt 2: Anhebung des HZV mit Dobutamin (keine supranormalen Werte)<br />
• Schritt 3: Blutdruckanhebung mit Noradrenalin (keine Empfehlung für Adrenalin und Vasopressin)<br />
• EK-Gabe zur Anhebung der zentralvenösen Sättigung, wenn Volumengabe allein nicht ausreichend<br />
(Mindest-Hb 7-9g%, bei schwerer KHK >10g%)<br />
•<br />
Keine Empfehlung für Humanalbumin<br />
Pulmonale Stabilisierung:<br />
• frühzeitige Respiratortherapie<br />
• bei Sättigungsabfall < 90% unter max. 4 Liter O2 über Sonde<br />
• bei Vigilanzstörung mit drohender Aspiration<br />
• Lungenprotektive Beatmung (AZV 6ml/kgKG, Plateaudruck 7,20, nicht bei erhöhtem Hirndruck)<br />
• Spontanatmungsversuch 1xtgl bei stabilen Patienten<br />
Thromboseprophylaxe mit unfraktioniertem oder niedermolekularem Heparin<br />
Ernährung bevorzugt enteral, siehe SOP künstliche Ernährung<br />
Intensivierte Insulintherapie , siehe SOP intensivierte Insulintherapie<br />
Stressulcusprophylaxe:
64<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Protonenpumpeninhibitoren bei Vasopressorbedarf<br />
bei Erreichen einer vollständigen enteralen Ernährung und ohne Vasopressoren bedarf es keiner medikamentösen<br />
Säureblockade mehr<br />
Adjunktive Therapie<br />
Hydrocortison:<br />
Gabe bei septischem Schock, wenn Vasopressortherapie erforderlich; 200mg kontinuierlich über<br />
24h; ausschleichende Gabe nach Beendigung der Vasopressortherapie (Halbierung der Dosis alle 2<br />
Tage)<br />
Rekombinantes aktiviertes Protein C (Xigris®):<br />
Gabe innerhalb von 48h (möglichst bereits 24h) bei schwerer Sepsis mit mindestens 2 Organversagen;<br />
CAVE: Erhöhung des Blutungsrisikos, frühestens 12h nach operativen Eingriffen, 2h vor geplanten<br />
Interventionen absetzen. Dosierung. 24μg/kgKG/h über 96h<br />
derzeit keine Empfehlung für AT III, Immunglobuline oder Selen
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 65<br />
SOP Sequenzielles Sedierungs- und Analgesie-Management<br />
Der Ramsay-Score<br />
Bei beatmeten Patienten wird die Ergebnisqualität der aktuellen Respiratoreinstellung und der daraus<br />
resultierenden Ventilation und Oxygenierung mit der Blutgasanalyse (BGA) bestimmt. Entspricht diese<br />
nicht den Erwartungen, wird die Beatmung modifiziert und eine erneute Kontrolle durchgeführt. Im<br />
Beatmungsprotokoll werden die Ergebnisse der Blutgasanalysen zusammen mit den entsprechenden<br />
Respiratoreinstellungen festgehalten. Dieses Verfahren zur Dokumentation und Qualitätssicherung<br />
der Beatmung ist allgemein anerkannt und etabliert.<br />
Der modifizierte RAMSAY-<br />
Score ermöglicht durch die<br />
Benutzung einer einheitlichen<br />
Terminologie zur Beschreibung<br />
der Sedierungstiefe eine<br />
analoge Erstellung eines<br />
Sedierungsprotokolls.<br />
Der RAMSAY-Score ist kein<br />
Stufenschema, sondern durch<br />
fließende Übergänge der<br />
Sedierungsqualitäten gekennzeichnet.<br />
Täglich muss für einen Patienten<br />
eine individuelle Vorgabe unter<br />
Einbeziehung des Tag-Nacht-<br />
Rhythmus durch das Team<br />
festgelegt werden. Das erfordert<br />
eine spezifische und dynamische<br />
Anpassung der Sedativa- und<br />
Analgetikadosierung entsprechend dem Algorithmus in Abbildung 2. Die Dokumentation soll 2- bis<br />
3mal pro Schicht erfolgen.<br />
Zur Schulung des Personals müssen an Beispielen die RAMSAY Stadien dargestellt werden, um<br />
eine einheitliche Terminologie auf der Station zu gewährleisten.
66<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
Auswahl der Medikamente zur Sedierung und Analgesie<br />
Die Säulen eines Sedierungs- und Analgesie-Managements sind eine adäquate Bewußtseinsdämpfung,<br />
eine ausreichende Analgesie und eine gute vegetative Dämpfung.<br />
Die heute zur Sedierung und Analgesie gebräuchlichen Pharmaka erfüllen diese Idealforderungen nur<br />
teilweise. Gerade bei der Kombination von Fentanyl/Midazolam kommt es häufig trotz Dosiserhöhung<br />
zu keiner Verbesserung der Wirkung und zu keiner Vertiefung der Sedierung. Dieser<br />
»Ceiling-Effekt«, der besonders bei Benzodiazepinen ausgeprägt ist, führt zu einem verzögerten<br />
Aufwachen, das sich insbesondere bei älteren Patienten über Tage erstrecken kann.<br />
Eine wertvolle Hilfe bei der Auswahl der Medikamente zur kontinuierlichen Sedierung und Analgesie<br />
stellt die von Hughes et al. entwickelte »Kontext-sensitive Halbwertszeit« dar. Dieses pharmakokinetische<br />
Modell beschreibt die Halbwertszeit, innerhalb der die Plasmakonzentration<br />
eines Medikamentes nach Dauerinfusion auf die Hälfte abfällt. Je kürzer die »Kontext-sensitive<br />
Halbwertszeit« ist, desto besser lassen sich die Plasmakonzentrationen steuern und die Sedierungsqualität<br />
modifizieren.<br />
Um die Forderung einer sicheren und einfachen Anwendung zu erfüllen, sollte die Anzahl der Standardpharmaka<br />
zur Sedierung, Analgesie und vegetativen Dämpfung möglichst gering gehalten<br />
werden. Dadurch wird einer Polypragmasie vorgebeugt und eine gute Kenntnis des Wirkungsprofils,<br />
der Nebenwirkungen und der Dosierungen der Pharmaka wird von allen Mitarbeitern<br />
des Teams besser erreicht. Alle Medikamente sollten immer in getrennten Spritzenpumpen appliziert<br />
werden.<br />
Die Basiskombination Propofol/Sufentanil eignet sich besonders gut, da beide Medikamente eine<br />
kurze und nahezu identische »Kontext-sensitive Halbwertszeit« (Abb. 4) haben.<br />
Ein Standard-Sedierungs- und Analgesie-Management sollte 90-95% der Patienten gerecht werden<br />
können.<br />
Bei bestimmten Vorerkrankungen muss eine individuelle Anpassung erfolgen.<br />
Hypnotika<br />
Propofol<br />
Propofol ist in Deutschland ab dem 16.Lebensjahr zur Sedierung für maximal 7 Tage im intensivmedizinischen<br />
Bereich zugelassen. Propofol besitzt eine sedativ-hypnotische, jedoch keine analgetische<br />
Wirkung. Aufgrund der hohen Metabolisierungsrate und der über beliebige Applikationszeiten<br />
fast konstant kurzen kontext-sensitiven Halbwertszeit mit rascher Aufwachzeit und<br />
der Tatsache, dass es keine aktiven Metabolite bildet und kaum kumuliert, ist das Medikament<br />
gut steuerbar und daher besonders zur kurz- und mittelfristigen Sedierung und im Rahmen der<br />
Weaningphase von der maschinellen Beat-mung geeignet.<br />
Probleme einer Propofoltherapie bestehen vor allem in der Möglichkeit des Blutdruckabfalls durch<br />
peripheren Widerstandsverlust, der Kontaminationsgefahr und im möglichen Anstieg von Triglyceriden,<br />
Lipase und Amylase bei Langzeitsedierung, da das Medikament als Fettemulsion<br />
vorliegt (ggf. kalorische Mitbilanzierung besonders bei Langzeitanwendung und Kontrolle<br />
der entsprechenden Laborparameter).Eine Dosisbegrenzung (≤4 mg/kgKG/h, bei 70kg-Patient:<br />
10ml/h) ist erforderlich, um die Gefahr der Entwicklung eines Propofol-Infusions-Syndroms<br />
zu reduzieren (mögliche Symptome: Herzrhythmusstörungen, Herzversagen, Rhabdomyolyse,<br />
schwere metabolische Azidose, akutes Nierenversagen).
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 67<br />
Zur frühzeitigen Erkennung sollen regelmäßige Laborkontrollen (insbesondere Laktat und pH-Wert)<br />
erfolgen.<br />
Ketamin<br />
Ketamin wirkt dosisabhängig in subanästhetischer Dosis ausschließlich analgetisch, eine höhere Dosierung<br />
bewirkt eine Somnolenz bis dissoziative Anästhesie. Aufgrund der psychomimetischen<br />
Wirkung kann die Kombination mit einem Benzodiazepin sowie ggf. einem Vagolytikum zur<br />
Salivationsreduktion erforderlich werden. Die vorrangigen Indikationen zum Einsatz von Ketamin<br />
als Monoanalgetikum sind die Analgosedierung bei Patienten mit Bronchospasmus (z.B.<br />
Asthmapatienten) und die Beatmung von Patienten mit hypotensiver Kreislaufsituation aus<br />
nicht-kardiogener Ursache. Für NMDA-Antagonisten im allgemeinen und Ketamin im besonderen<br />
konnte sowohl im Tierexperiment als auch am Menschen belegt werden, dass diese Substanzgruppe<br />
die opioidbedingte Toleranzentwicklung wirksam unterdrücken kann und zwar in<br />
Dosierungen, die selbst unterhalb der analgetischen Dosierung liegen. Diese Tatsache ist gerade<br />
für den Intensivpatienten mit längerfristiger Opioidgabe von außerordentlich großer Bedeutung,<br />
da damit die analgetische Wirkung der Opioide erhalten bleibt, die dosisabhängigen<br />
Nebenwirkungen reduziert werden und eine erhebliche Kosteneinsparung erzielt werden kann.<br />
In den eingesetzten Dosierungen (< 1mg / kg / h) gibt es für Ketamin keine nachgewiesenen<br />
kardiovaskulären oder psychomimetischen Nebenwirkungen.<br />
Midazolam<br />
Wasserlösliches Benzodiazepin mit geringer kardiovaskulärer und guter amnestischer Wirkung. Relativ<br />
kurzeEliminationshalbwertszeit (1-3 h). Bei längerer und höherer Anwendung und Dosierung<br />
kann es zu einem »Ceiling-Effekt« kommen. Bestandteil der oft angewandten fixen Kombination<br />
mit Fentanyl.<br />
Analgetika<br />
Fentanyl<br />
Klassisches Opiat. µ-Agonist und 100- bis 300mal so potent wie Morphin. Geringe hypnotische Wirkung.<br />
Wegen der langen »Kontext-sensitiven Halbwertszeit« schlecht steuerbar.<br />
Geringe kardiovaskuläre Wirkung.<br />
Sufentanil (Sufenta ®)<br />
µ-Agonist und 5- bis lOmal so potent wie Fentanyl. Ausgeprägte sedierende Komponente.<br />
Kurze, etwa gleichlange »Kontext-sensitive Halbwertszeit« wie Propofol. Gut steuerbar. Geringere<br />
Atemdepression. Geeignet in Kombination mit Propofol zur Sedierung und Analgesie.<br />
Remifentanil (Ultiva®)<br />
Auf der Grundlage seiner pharmakologischen Besonderheiten gewinnt auch Remifentanil zunehmend<br />
an Bedeutung im intensivmedizinischen Analgesiekonzept. Insbesondere multimorbide Patienten<br />
mit Leber- und/oder Nierenfunktionsstörungen profitieren von gut steuerbaren Substanzen<br />
mit kontrollierter Wirkdauer. Dies verringert die Gefahr von Akkumulationen und sich daraus<br />
ergebenden verlängerten Beatmungszeiten mit erhöhtem Pneumonierisiko. Remifentanil wird<br />
durch unspezifische Esterasen nieren- und leber-unabhängig abgebaut, wobei mit Remifentanilsäure<br />
ein Metabolit mit nur minimaler Affinität zum Opioidrezeptor entsteht, sodass insbesondere<br />
bei der bei Intensivpatienten häufig vorkommenden renalen Dysfunktion selbst bei längerfristiger<br />
Remifentanilanwendung keine prolongierten Wirkungen auftraten. Mit Remifentanil<br />
ist auch unter den Bedingungen der <strong>Intensivmedizin</strong> eine zügige Extubation möglich.Ein weiterer<br />
Vorteil der Remifentaniltherapie besteht in der rasch erzielbaren neurologischen Beurteil-
68<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
barkeit der Patienten. Auch bei speziellen Patientengruppen wie bei Schwerst-Brand-verletzten<br />
bietet die Anwendung von Remifentanil Vorteile.<br />
Co-Medikation<br />
Alpha2-Adrenozeptoragonisten: Clonidin.<br />
Die Relevanz der Alpha2-Adrenozeptor-agonisten hat in den letzten Jahren sowohl unter klinischen<br />
als auch ökonomischen Aspekten zugenommen. Klinisch zeichnen sich diese Substanzen vorrangig<br />
durch eine analgosedative, anxiolytische und antihypertensive Wirkung aus. Der Sympathikotonus<br />
wird gesenkt. Clonidin kann bei folgenden Indikationsstellungen eingesetzt werden:<br />
Basissedierung (insbesondere bei hypertensiven Intensivpatienten), Therapie sympathiko-adrenerg-stimulierter<br />
und paradoxer Aufwachreaktionen, Prophylaxe und Behandlung von<br />
Entzugssyndromen nach Langzeitanalgosedierung oder bei vorbestehendem Alkoholabusus,<br />
Reduktion des postoperativen Shiverings. Eine adjuvante Therapie mit Alpha2-Adrenozeptoragonisten<br />
kann eine Dosisreduktion von Sedativa und Analgetika induzieren und damit deren<br />
Nebenwirkungen (z.B. Atemdepression durch Opioide und Benzodiazepine) reduzieren sowie<br />
zu einer Einsparung teurer Medikamente führen.<br />
Folgende Nebenwirkungen begrenzen den Einsatz von Clonidin: bradykarde Herzrhythmusstörungen<br />
durch Verlängerung der Refraktärzeit des AV-Knotens, Blutdruckabfall durch Reduktion des<br />
peripheren Widerstandes und Hemmung der gastrointestinalen Motilität jedoch ohne Beeinträchtigung<br />
der Resorption aus dem Magen-Darm-Trakt.<br />
Neuroleptika<br />
Von den zur Verfügung stehenden Neuroleptika sind für den intensivmedizinischen Bereich vor allem<br />
Haloperidol und Promethazin relevant. Haloperidol ist insbesondere bei produktiv-psychotischen<br />
Symptomen indiziert, die bei 8% der Patienten auftreten.<br />
Bei höher dosierter Anwendung, insbesondere bei älteren mit Antidepressiva vorbehandelten Patienten,<br />
ist auf das Auftreten extrapyramidaler Nebenwirkungen und im EKG auf eine potentielle<br />
Verlängerung des QT-Intervalls zu achten.<br />
Co-Analgetika<br />
Der Einsatz adjuvanter Substanzen zur Analgesie und Sedierung und die Kombination mit Nonsteroidal<br />
Anti-InflammatoryDrugs (NSAID) und anderen Nicht-Opioid-Analgetika können unter<br />
strikter Beachtung der Kontraindikationen in allen Phasen der Analgosedierung erwogen werden.<br />
Im Rahmen des Weaningprozesses sollte vorzugsweise Clonidin zur Anwendung kommen.<br />
Die Vorteile des Einsatzes adjuvanter Substanzenbestehen in ihrem opioid-sparenden Effekt und damit<br />
der Möglichkeit der Reduktion der Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen, Harnverhalt,<br />
Pruritus und der Optimierung der Darmfunktion mit Minderung der postoperativen<br />
Ileusgefahr.<br />
Im intensivmedizinischen Bereich kommen vorrangig nichtsaure antipyretische Analgetika (Paracetamol,<br />
Metamizol) zur Anwendung, da ihre gastrointestinale Toxizität geringer ist als die der<br />
sauren antipyretischen Analgetika. Eine neben der Schmerzreduktion intensivmedizinisch oft<br />
erwünschte weitere Wirkung der genannten Medikamente besteht in der Fiebersenkung. Zu beachten<br />
ist, dass beim Intensivpatienten neben der gastrointestinalen Toxizität häufig Kontraindikationen<br />
für die Gabe von NSAID bestehen (eingeschränkte Nierenfunktion, Hypovolämie<br />
oder Vasopressorgabe). Coxibe (Parecoxib) dürfen nur zur Anwendung bei nicht kardiovaskulär<br />
vorerkrankten Patienten kommen. Außerdem sollte beachtet werden, dass - wenn auch die
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 69<br />
gastrointestinale Toxizität von Coxiben geringer als bei NSAID ist- die anderen Kontrainidikationen<br />
(reduzierte Kreatininclearance, Hypovolämie und Katecholamintherapie) bestehen bleiben.<br />
Die Gabe von Coxiben ist daher bei Intensivpatienten unter Kenntnis der neuesten Studienergebnisse<br />
zu den kardiovaskulären Nebenwirkungen äußerst kritisch zu bewerten und sollte<br />
nur nach dokumentierter Güterabwägung erfolgen.<br />
Austarieren zwischen Analgesie und Sedierung<br />
Das Konzept der Analgosedierung verfolgt klar einen Schwerpunkt auf der Analgesie, dann erst wird<br />
die notwendige Hypontikadosis bestimmt.<br />
Eine Analgosedierung erreicht das Ziel eines Ramsayscores von 2-3 nicht, wenn zur Bekämpfung<br />
von Schmerz und Stress höhere Dosen Hypnotika aufgewendet werden müssen bei gleichzeitiger<br />
Unterdosierung der Opiate.<br />
Daher sollte zunächst auf eine ausreichende Analgesie, ggf. unter Einsatz von Co-Analgetika (Paracetamol,<br />
Metamizol, Clonidin) geachtet werden.<br />
Auswahl des Sedierungskonzeptes<br />
Bei den meisten Patienten lässt sich die Zeit der Sedierung bzw. Beatmung bei der Aufnahme auf die<br />
Intensivstation abschätzen. Diese erwartete Zeitdauer bildet die Grundlage für die Auswahl der<br />
Sedierungskategorie. Daneben müssen die Grund- und Nebenerkrankungen des Patienten in die<br />
Entscheidung einbezogen werden.<br />
SeSAM l: Sedierung bis 24 Stunden<br />
Bei diesen Patienten wird eine postoperative Nachbeatmung durchgeführt, bis die Homöostase (z. B.<br />
Euthermie) wiederhergestellt ist. Die Patienten kommen meist im RAMSAY-Stadium 4 auf Station<br />
und werden entsprechend der Wiederaufwärmung und Herstellung der Homöostase relativ<br />
schnell in RAMSAY-Stadium 2 bzw. 0 überführt und extubiert.<br />
Die Sedierung erfolgt mit Propofol, während die Analgesie als Bolus mit einem Opiat (sehr gut geeignet:<br />
Remifentanil [Uliva®]), einem nichtsteroidalen Analgetikum, durch Bedienen eines<br />
liegenden Periduralkatheters oder mit einer 3-in-l-Blockade durchgeführt wird.<br />
SeSAM II: Sedierung bis 7 Tage (früher: bis 72 Stunden)<br />
Aufgrund der sehr guten Daten wird zunehmend häufiger propagiert, das SeSAM-II-Konzept auch<br />
für Beatmungen bis zu 7 Tagen zu verwenden.<br />
Hier handelt es sich um Patienten, bei denen eine Stabilisierung innerhalb von 24 Stunden nicht absehbar<br />
ist oder bei denen einem postoperativen pulmonalen Versagen auf Grund des operativen<br />
Eingriffes vorgebeugt werden soll.<br />
Hier wird die Kombination Propofol/Sufentanil gewählt. Diese Verbindung erweist sich auf Grund<br />
der guten Steuerbarkeit als sehr gut geeignet, da beide Medikamente nahezu die gleiche »Kontext-sensitive<br />
Halbwertszeit« besitzen. Ergänzend können Regionalanalgesieverfahren und<br />
Clonidin eingesetzt werden.
70<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
SeSAM III: Sedierung länger als 7 Tage<br />
(Phase 1)<br />
Bei diesen Patienten ist auf Grund der Primärerkrankung (Polytrauma, SHT, MKS, Sepsis) die Beatmung<br />
und Sedierung ein wichtiger Bestandteil der Therapie. In der Phase l müssen diese Patienten<br />
in den RAMSAY-Stadien 4 und 5 sediert werden (Bauchlage beim ARDS, invasive Maßnahmen,<br />
Organersatzverfahren und Hirndrucktherapie).<br />
Während dieser Zeit wird die Kombination Fentanyl/Midazolam eingesetzt. Diese Kombination hat<br />
einen relativ geringen Einfluss auf den Kreislauf und bietet ökonomische Vorteile.<br />
Die Medikamente werden in getrennten Spritzenpumpen appliziert Die Steuerbarkeit ist weniger gut<br />
als in SeSAM II, was in dieser Phase jedoch von nachgeordneter Bedeutung ist.<br />
(Phase 2)<br />
Nach Stabilisierung des Patientenzustandes und Anstreben einer Entwöhnung wird auf die Medikation<br />
der Kategorie SeSAM II (Propofol/Sufentanil/Clonidin) umgesetzt. Diese Kombination<br />
ermöglicht eine bessere Steuerung der Sedierungm den RAMSAY-Stufen 2 (tagsüber) und 3<br />
(nachts). Zur vegetativen Dampfung wird adjuvant Clonidin verabreicht. Ebenso können zusätzlich<br />
die regelmäßige Bedienung eines Periduralkatheters oder andere Regionalanalgesieverfahren<br />
eingesetzt werden.<br />
SOP Pneumonie<br />
© Dr. med. Silke Calame<br />
I. Einteilung nach Gesichtspunkten der in Frage kommenden Erreger:<br />
• ambulant erworbene Pneumonie: S. pneumoniae, H. influenza, M. pneumoniae, C. pneumoniae,<br />
S. aureus, resp. Viren (Influenza A und B, Adenovirus, RSV, Parainfluenza)<br />
• mit zunehmendem Alter zudem Enterobacterien, P. aeruginosa<br />
• nosokomiale Pneumonie (Auftreten ab 4d Krankenhausaufenthalt) zusätzlich zu oben MRSA,<br />
Pseudomonas aeruginosa, Acinetobacter, Enterobacter, Proteus vulgaris, Serratia<br />
• Aspirationspneumonie: Risikofaktor für Enterobacteriaceae und ggf. Anaerobier<br />
• Risikofaktoren für eine P. aeruginosa Infektion: pulmonale Komorbidität, stat. Aufenthalt in den<br />
letzten 30d, Glukokortikoidtherapie, Aspiration, stattgefundene Breitspektrumantbiotikatherapie,<br />
Malnutrition<br />
II. Klinik:<br />
Fieber, Husten, Atemnot, Tachypnoe, neuer fokaler Lungenbefund<br />
CURB-Index: Entscheidung über die Hospitalisation bzw. intensivmedizinische Aufnahme<br />
CURB Punkte Empfehlung<br />
C=Confusion<br />
Verwirrtheit, Vigilanzstörung 1 CURB 1-2: Hospitalisation
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 71<br />
CURB Punkte Empfehlung<br />
U=Urea<br />
Harnstoff > 42 mg/dl 1<br />
R=Respiratory Rate<br />
Tachypnoe > 30/min 1 CURB > 2: Intensivstation<br />
B=Blood Pressure<br />
RR < 90/60 mmHg 1<br />
III. Diagnostik:<br />
• Röntgen-Thorax: Optimalerweise Erstaufnahme im Stehen in zwei Ebenen im Rahmen der (Not-)<br />
Aufnahmediagnostik (evtl. initial fehlendes Infiltrat bei Dehydration)<br />
• Blutkulturen: 2x2 von unterschiedlichen Punktionsstellen im Abstand von wenigen Minuten vor<br />
der Gabe des ersten Antibiotikums<br />
• Sputum nur bei purulentem Sekret<br />
• Trachealsekret bei intubierten Patienten obligat!<br />
• Pathogene Keime aerob, anaerobier<br />
• Pilze nur bei Risikokonstellation<br />
Bronchoskopie<br />
Ind V.a. nosokomiale Pneumonie bei Beatmeten, V.a. Belüftungsstörung der Lunge durch einen<br />
endoluminalen Prozess (Dystelektase, Atelektase, Retentionspneumonie), Möglichst rasche<br />
Bronchoskopie nach Aspiration, V.a. opportunistische Infektion<br />
Diag Pathogene Keime, Pilze bei Risikokonstellation, Gramfärbung bei septischen Verlaufsformen,<br />
TBC, Pneumozystis, CMV-PCR bei immunkompromittierten Patienten, BAL-Zytologie bei<br />
V.a. Pneumonitis bzw. Alveolitis<br />
Thoraxsonographie<br />
bei klinischem Verdacht auf Pleuraerguß, Punktion bei signifikanter Menge<br />
Antigennachweis<br />
Bei V.a. Legionellenpneumonie Legionellenantigen im Urin (die ersten 5 d evtl. noch negativ, dann<br />
ca. 6-14d positiv)<br />
Antikörpernachweis<br />
Serologische Diagnostik auf Mycoplasmen, Chlamydia pneumoniae und Viren allgemein nicht<br />
empfohlen, ggf. in epidemiologischen Situationen<br />
IV. Therapie:<br />
A. Allgemeines Therapiestandards:<br />
• Erstantibiotikum direkt im Anschluss an die mikrobiologische Diagnostik innerhalb der ersten 60<br />
Minuten nach Aufnahme nach u.g. Empfehlungen<br />
• Überprüfung der Wirksamkeit der Erstantibiose nach 48 bis 72 Stunden
72<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
• Beginn intravenös, nach Beschwerdebesserung Umstellung auf orale Gabe, Ausnahme Fluorchinolone<br />
(auch bei Monotherapien) und Makrolide (bei Kombinationstherapien): von Anfang orale<br />
Therapie möglich<br />
B. Ambulant erworbene Pneumonie (CAP= Community Acquired Pneumonia):<br />
Initialtherapie bei hospitalisierten CAP-Patienten ohne Risiko einer Infektion durch P. aeruginosa<br />
Start mit Dosierung initial Therapiedauer<br />
Augmentan ® 3 * 2,4 g → 3 * 1,2 g 7-10 Tage<br />
Zinacef ® 3 * 1,5 g 7-10 Tage<br />
Rocephin ® 1 * 2,0 g 7-10 Tage<br />
Claforan ® 3 * 2,0 g 7-10 Tage<br />
+/- Rulid ® 2 * 150 mg 7-10 Tage<br />
ODER<br />
Tavanic ® 1 * 500 mg 7-10 Tage<br />
Avalox ® 1 * 400 mg 7-10 Tage<br />
Therapieempfehlung für die kalkulierte Initialtherapie bei hospitalisierten CAP-Patienten mit<br />
Risiko einer Infektion durch P. aeruginosa<br />
Start mit Dosierung initial Therapiedauer<br />
Tazobac ® 3 * 4,5 g 7-14 Tage<br />
Zienam ® 3 * 1,0 g 7-14 Tage<br />
Meronem ® 3 * 1,0 g 7-14 Tage<br />
+/- Rulid 2 * 150 mg 7-10 Tage<br />
ODER<br />
Tavanic ® 2 * 500mg 7-10 Tage<br />
Ciprobay + Augmentan ®<br />
(oder + Cephalosporin) 3 * 400mg / 3 * 1,2 g 7-10 Tage<br />
C. Nosokomiale Pneumonie<br />
Therapieempfehlung für die kalkulierte Initialtherapie der nosokomialen Pneumonie unter<br />
Berücksichtigung von Risikofaktoren<br />
Risikofaktor<br />
Punkte<br />
Alter > 65 1<br />
Strukturelle Lungenerkrankung 2<br />
Antibiotikavorbehandlung 2<br />
Symptombeginn ab dem 5. stat. Behandlungstag 3<br />
Schwere Gasaustauschsstörung 3<br />
Extrapulmonales Organversagen 4
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 73<br />
Risikofaktor<br />
Therapieempfehlung<br />
Augmentan ®, Zinacef ®, Rocephin ®, Tavanic ®, Avalox ®<br />
Tazobac ®, Fortum ®, Tavanic ®, Avalox ®, Zienam ®,<br />
Meronem ®<br />
Tazobac ®, Zienam ®, Meronem ®<br />
PLUS<br />
Tavanic ® oder Avalox ® oder Gentamicin ®<br />
Punkte<br />
Score<br />
Bis 2 Punkte<br />
3-5 Punkte<br />
> 5 Punkte<br />
D. Aspirationspneumonie:<br />
Amoxicillin/Clavulansäure oder Moxifloxacin oder Carbapenem<br />
E. Therapieversagen:<br />
Def keine Besserung der klinischen Parameter nach 3-4 Tagen, fehlende Entfieberung, progrediente<br />
Infiltrate<br />
Proc Bisherige Antibiose absetzen, nach 2 Halbwertszeiten neuerliche ausführliche Abnahme mikrobiologischer<br />
Proben, Bronchoskopie, ggf. erweiterte Bildgebung mittels CT, Umstellen der<br />
Antibiose auf eine andere Substanzgruppe, ggf. auch von Monotherapie auf Kombinationstherapie<br />
F. Entscheidung über Respiratortherapie<br />
siehe SOP Beatmung (still under construction)<br />
SOP Diagnostik und Therapie der Pankreatitis<br />
© Deutsches Ärzteblatt, Jg. 104, Heft 25, 22.06.07, S. 1615ff<br />
A. Diagnostik der Pankreatitis<br />
I Liegt eine Pankreatitis vor?<br />
Klinik<br />
Symptom<br />
Häufigkeit<br />
Gürtelförmige Oberbauchschmerzen 90 %<br />
Erbrechen 80%<br />
Darmparalyse 70%<br />
Fieber 60%<br />
’Gummibauch’ 60%<br />
Labor<br />
zur Diagnostik der Pankreatitis als solcher genügt die Bestimmung der Lipase alleine, die zuätzliche<br />
Bestimmung der Amylase bringt keine Vorteile<br />
die Höhe der Lipase korreliert zu keinem Zeitpunkt mit dem Ausmaß der Pankreatitis
74<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
II Liegt eine biliäre Pankreatitis vor?<br />
Eine alkoholische Pankreatitis hat eine schlechtere Prognose als eine biliäre Pankreatitis. Eine biliäre<br />
Pankreatitis kann kausal durch ERC und Steinextraktion angegangen werden<br />
Lab GPT, AP, y-GT, Bili: Eine dreifach erhöhte GPT hat einen positiv prädiktiven Wert für eine biliäre<br />
Pankreatitis von 95%<br />
Oberbauchsonographie:<br />
Cholezystolithiasis? Cholestasezeichen?<br />
Das Computertomogramm bietet initial keinen zusätzlichen diagnostischen Vorteil<br />
III Liegt eine schwere (nekrotisierende) oder leichte (ödematöse) Pankreatitis vor?<br />
Ransonkriterien (von 1974)<br />
Aufnahme (je 1 Pkt.)<br />
Nach 48 Stunden (je 1 Punktsumme nach Geschätzte Letalität<br />
Punkt)<br />
48h<br />
(1974)<br />
Alter > 55 Volumendefizit > 6 L 0-2 Punkte 1%<br />
Leukos > 16 Tsd Harnstoffanstieg um > 5 3-4 Punke 15%<br />
GOT > 255 Base Exzess < -4 5-6 Punkte 40%<br />
LDH > 350 PaO2 < 60 > 6 Punkte 100%<br />
BZ > 200<br />
Ca < 2 mmol/l<br />
Alternativer Score: APACHE II > 8 Punkte nach 48 Stunden (siehe APACHE-Rechner auf den<br />
Intranetseiten der Intensivstation)<br />
Weitere Parameter eines nekrotisierenden Verlaufes<br />
• CRP > 15 mg/dl, cave: auch hier verspäteter Anstieg möglich<br />
• das CT und auch das MR haben in den ersten 7 Tagen keine ausreichende Aussagekraft für das<br />
spätere Ausmaß der Erkrankung und erlauben keine Risikostratifizierung<br />
• ein normaler Hämatokrit spricht gegen einen nekrotisierenden Verlauf<br />
• eine Normoglykämie spricht gegen einen schweren Verlauf<br />
B. Therapie<br />
I Volumenzufuhr<br />
• Die adäquate Volumensubstitution ist bei der schweren Pankreatitis die obligate und vorrangige<br />
Therapiemaßnahme.<br />
• Bei der schweren Pankreatitis ist die Volumensteuerung über PICCO obligat<br />
• Ödeme, Aszites und Pleuraergüsse sagen nichts über das (enscheidende) intravasale Volumen<br />
aus.<br />
II Benötigt der Patient eine antibiotische Therapie?<br />
Keine antibiotische Therapie, wenn nach den vorangestellten Kriterien ein schwerer Verlauf unwahrscheinlich<br />
ist.
<strong>Manual</strong> <strong>Intensivmedizin</strong> 75<br />
• Bei der schweren nekrotisierenden Pankreatitis empfiehlt sich bei unsicherer Datenlage die Gabe<br />
von Carbapenemen (Nekrosegängigkeit) über einen Zeitraum von 10-14 Tagen.<br />
• Die Gabe von Antinykotika ist nicht indiziert.<br />
III Endoskopische Intervention?<br />
Sind Kriterien für das Vorliegen einer biliären Pankreatitis erfüllt, stellt eine endoksopische retrograde<br />
Cholangiographie ein kausales Therapieverfahren dar, das den Verlauf der Pankreatitis günstig<br />
beeinflussen kann und sollte binnen 72 Stunden durchgeführt werden.<br />
IV Analgesie<br />
Metamizol (Novalgin): Perfusor mit 5g, Laufzeit 2-4ml/h<br />
Pethidin (Dolantin): Perfusor mit 200mg, Laufzeit 2-8 ml/h<br />
Analgosedierung:<br />
Ketamin mit Propofol nach SeSAM-Konzept<br />
V Ernährung<br />
• Grundzüge siehe SOP künstliche Ernährung<br />
• Minimal feeeding oral, sobald die komplette Darmparalyse überwunden ist<br />
• Vorsichtiger oraler Kostaufbau, Indikation zur Unterbrechung des Aufbaus sind Schmerzen und/<br />
oder Erbrechen<br />
• Eine jejunale Sonde zeigt keine Vorteile gegenüber einer normalen nasogastralen Sonde im Bezug<br />
auf den Verlauf einer Pankreatitis<br />
VI Was bringen Spezialmedikamente?<br />
Somatostatin, Octroitid u.a. konnten keinen Wirksamkeitsnachweis bei der Pankreatitis erbringen<br />
und sind nicht indiziert.<br />
VII Wann hole ich den Chirurgen?<br />
Spät. Ein operatives Einschreiten ist frühestens nach 10 Tagen nach Schmerzbeginn indiziert.<br />
Die Chirurgie sollte nur bei Nachweis von infizierten Nekrosen hinzugezogen werden. Auch in diesem<br />
Fall sind häufig interventionelle Verfahren wie CT-gesteuerte Abszessdrainagen möglich.
76<br />
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