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Manual Intensivmedizin - Levofloxacin

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• Mündigkeit und Ausgeliefertsein<br />

Patienten haben ein verbrieftes Recht auf<br />

Selbstbestimmung. In der <strong>Intensivmedizin</strong> geraten<br />

jedoch viele unserer Patienten in die Lage, dieses<br />

Recht nicht mehr ausüben zu können. Dies bedeutet<br />

auch für unsere Arbeit eine Erschwernis.<br />

• Daher begrüßen wir jede Hilfestellung, die es uns<br />

möglich macht, sich dem mutmaßlichen Willen eines<br />

Patienten anzunähern: Eine Patientenverfügung,<br />

eine Vorsorgevollmacht, ein Organspendeausweis<br />

oder andere informelle Dokumentation einer<br />

Willensäußerung.<br />

• Liegen derartige Hilfestellungen nicht vor,<br />

bemühen wir uns um eine frühzeitige Einrichtung<br />

einer Betreuung durch das Vormundschafts gericht.<br />

Hierbei ist es unser ausdrücklicher Wunsch, dass<br />

im Rahmen des Betreuungsverfahrens durch einen<br />

unabhängigen Richter, der sich ein persönliches<br />

Bild macht, unser Ansinnen überprüft wird. Wir<br />

lehnen Betreuungsverfahren alleine auf dem Weg<br />

eines Schriftverkehrs nachdrücklich ab.<br />

• Zum Schutz des Patienten oder unserer<br />

Mitarbeiter kann es situativ notwendig werden, die<br />

Freiheit des Patienten einzuschränken (Beispiel:<br />

Fixierungsmaßnahmen bei verwirrten Patienten).<br />

Hierbei halten wir uns streng an die gesetzlichen<br />

Vorgaben, wie sie auch per Dienstanweisung unseres<br />

Hauses fixiert sind.<br />

• Keinesfalls beteiligen wir uns als Erfüllungsgehilfe<br />

an freiheits entziehenden Maßnahmen, die aufgrund<br />

nichtmedizinischer Gründe richterlich oder<br />

polizeilich verfügt wurden. Dies bleibt alleine in der<br />

Verantwortung dieser Organe.<br />

Mündigkeit bedeutet auch informierte<br />

Entscheidungskompetenz. Ohne Aufklärung und<br />

Information des Patienten kann dieser nicht mündig<br />

handeln.<br />

• Wir distanzieren uns daher von früheren<br />

Vorstellungen über das Aufklärungs- und<br />

Informationsregime gegenüber Patienten, die dem<br />

Arzt die Kompetenz zum Informationsrückhalt<br />

zugesprochen hatte.<br />

• Wir bieten dem Patienten an, ihn über seine Lage<br />

aufzuklären, soweit sie uns selbst klar erscheint,<br />

wir drängen uns allerdings auch nicht auf,<br />

sondern akzeptieren, wenn Patienten Aufklärung<br />

oder Information ausdrücklich ablehnen oder<br />

verdrängen.<br />

• Ein unterschriebener Aufklärungsbogen ersetzt<br />

nicht das Gespräch. Die Art und der Umfang<br />

einer Aufklärung hat sich an der Dringlichkeit des<br />

Geschehens zu orientieren.<br />

Klinikum, Intensivstation II<br />

• Ausbildung und Kompetenz<br />

Ausbildung und Kompetenz scheinen zunächst<br />

nicht als Gegensätze eines Spannungsfeldes zu<br />

erscheinen und natürlich bedarf es der Ausbildung<br />

zum Kompetenzerwerb.<br />

Für den ärztlichen Dienst der Intensivstation II<br />

heißt Ausbildung aber auch, dass sich Ärzte nicht<br />

auf ihre bereits gereifte Kompetenz verlassen<br />

können, da sie möglicherweise erst am Anfang ihrer<br />

Intensivausbildung stehen. Wunschtraum wäre,<br />

dass jeder Kollege so lange von einem erfahrenen<br />

<strong>Intensivmedizin</strong>er begleitet wird, bis er selbstbewusst<br />

und auf seine Kompetenz vertrauend selbstständig<br />

handeln kann. Dies kann mit den personellen<br />

Ressourcen unseres Hauses nicht gewährleistet<br />

werden.<br />

Dennoch haben wir Wege, Ausbildung und<br />

Kompetenzerwerb auf unserer Station zu<br />

optimieren:<br />

• Wir lehnen ein Ausbildungsverfahren nach dem<br />

Prinzip der Ketteneinarbeitung ab, weil es der<br />

Qualität der ärztlichen Ausbildung schadet. Wir sind<br />

im Ausbildungsbetrieb auf Kontinuität angewiesen.<br />

• Diese schaffen wir, in dem wir in unserem Team<br />

einen festen Oberarzt stellen, der sich aus langjähriger<br />

Intensiverfahrung heraus der Ausbildung, Pflege und<br />

Entwicklung von Standards widmet.<br />

• Er stellt als Erfahrener einen Ansprechpartner für<br />

das Team dar, er vertritt die Arbeit des Teams nach<br />

außen.<br />

• Medizin und Organisation<br />

Wir haben erfahren, dass die ärztliche Tätigkeit<br />

auf unserer Intensivstation zunehmend von<br />

administrativen Anforderungen bestimmt ist.<br />

Diese Anforderungen werden nicht durch eine<br />

Verstärkung personeller Ressourcen seitens des<br />

Trägers beantwortet. Somit bleibt für medizinische<br />

Tätigkeiten, Fortbildungen, Gespräche und<br />

Aufklärungen ein geringerer Anteil an der<br />

Gesamtkapazität unseres Teams.<br />

• Frustrierend ist für uns die Erfahrung, dass wir uns<br />

vom Ziel unserer Berufsausbildung, der Tätigkeit als<br />

Arzt, aufgrund außermedizinischer Anforderungen<br />

distanzieren.<br />

• Wir wissen andererseits um unsere<br />

betriebswirtschaftliche und rechtliche Verantwortung,<br />

die einen Betrieb eines großen Klinikums und damit<br />

unsere Kernarbeit erst ermöglicht.<br />

• Wir bemühen uns daher um eine Differenzierung<br />

unserer Ressourcenzuweisung und nehmen uns<br />

hierbei die Unterteilung in Überwachungs- und

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