Manual Intensivmedizin - Levofloxacin
Manual Intensivmedizin - Levofloxacin
Manual Intensivmedizin - Levofloxacin
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
6<br />
• Mündigkeit und Ausgeliefertsein<br />
Patienten haben ein verbrieftes Recht auf<br />
Selbstbestimmung. In der <strong>Intensivmedizin</strong> geraten<br />
jedoch viele unserer Patienten in die Lage, dieses<br />
Recht nicht mehr ausüben zu können. Dies bedeutet<br />
auch für unsere Arbeit eine Erschwernis.<br />
• Daher begrüßen wir jede Hilfestellung, die es uns<br />
möglich macht, sich dem mutmaßlichen Willen eines<br />
Patienten anzunähern: Eine Patientenverfügung,<br />
eine Vorsorgevollmacht, ein Organspendeausweis<br />
oder andere informelle Dokumentation einer<br />
Willensäußerung.<br />
• Liegen derartige Hilfestellungen nicht vor,<br />
bemühen wir uns um eine frühzeitige Einrichtung<br />
einer Betreuung durch das Vormundschafts gericht.<br />
Hierbei ist es unser ausdrücklicher Wunsch, dass<br />
im Rahmen des Betreuungsverfahrens durch einen<br />
unabhängigen Richter, der sich ein persönliches<br />
Bild macht, unser Ansinnen überprüft wird. Wir<br />
lehnen Betreuungsverfahren alleine auf dem Weg<br />
eines Schriftverkehrs nachdrücklich ab.<br />
• Zum Schutz des Patienten oder unserer<br />
Mitarbeiter kann es situativ notwendig werden, die<br />
Freiheit des Patienten einzuschränken (Beispiel:<br />
Fixierungsmaßnahmen bei verwirrten Patienten).<br />
Hierbei halten wir uns streng an die gesetzlichen<br />
Vorgaben, wie sie auch per Dienstanweisung unseres<br />
Hauses fixiert sind.<br />
• Keinesfalls beteiligen wir uns als Erfüllungsgehilfe<br />
an freiheits entziehenden Maßnahmen, die aufgrund<br />
nichtmedizinischer Gründe richterlich oder<br />
polizeilich verfügt wurden. Dies bleibt alleine in der<br />
Verantwortung dieser Organe.<br />
Mündigkeit bedeutet auch informierte<br />
Entscheidungskompetenz. Ohne Aufklärung und<br />
Information des Patienten kann dieser nicht mündig<br />
handeln.<br />
• Wir distanzieren uns daher von früheren<br />
Vorstellungen über das Aufklärungs- und<br />
Informationsregime gegenüber Patienten, die dem<br />
Arzt die Kompetenz zum Informationsrückhalt<br />
zugesprochen hatte.<br />
• Wir bieten dem Patienten an, ihn über seine Lage<br />
aufzuklären, soweit sie uns selbst klar erscheint,<br />
wir drängen uns allerdings auch nicht auf,<br />
sondern akzeptieren, wenn Patienten Aufklärung<br />
oder Information ausdrücklich ablehnen oder<br />
verdrängen.<br />
• Ein unterschriebener Aufklärungsbogen ersetzt<br />
nicht das Gespräch. Die Art und der Umfang<br />
einer Aufklärung hat sich an der Dringlichkeit des<br />
Geschehens zu orientieren.<br />
Klinikum, Intensivstation II<br />
• Ausbildung und Kompetenz<br />
Ausbildung und Kompetenz scheinen zunächst<br />
nicht als Gegensätze eines Spannungsfeldes zu<br />
erscheinen und natürlich bedarf es der Ausbildung<br />
zum Kompetenzerwerb.<br />
Für den ärztlichen Dienst der Intensivstation II<br />
heißt Ausbildung aber auch, dass sich Ärzte nicht<br />
auf ihre bereits gereifte Kompetenz verlassen<br />
können, da sie möglicherweise erst am Anfang ihrer<br />
Intensivausbildung stehen. Wunschtraum wäre,<br />
dass jeder Kollege so lange von einem erfahrenen<br />
<strong>Intensivmedizin</strong>er begleitet wird, bis er selbstbewusst<br />
und auf seine Kompetenz vertrauend selbstständig<br />
handeln kann. Dies kann mit den personellen<br />
Ressourcen unseres Hauses nicht gewährleistet<br />
werden.<br />
Dennoch haben wir Wege, Ausbildung und<br />
Kompetenzerwerb auf unserer Station zu<br />
optimieren:<br />
• Wir lehnen ein Ausbildungsverfahren nach dem<br />
Prinzip der Ketteneinarbeitung ab, weil es der<br />
Qualität der ärztlichen Ausbildung schadet. Wir sind<br />
im Ausbildungsbetrieb auf Kontinuität angewiesen.<br />
• Diese schaffen wir, in dem wir in unserem Team<br />
einen festen Oberarzt stellen, der sich aus langjähriger<br />
Intensiverfahrung heraus der Ausbildung, Pflege und<br />
Entwicklung von Standards widmet.<br />
• Er stellt als Erfahrener einen Ansprechpartner für<br />
das Team dar, er vertritt die Arbeit des Teams nach<br />
außen.<br />
• Medizin und Organisation<br />
Wir haben erfahren, dass die ärztliche Tätigkeit<br />
auf unserer Intensivstation zunehmend von<br />
administrativen Anforderungen bestimmt ist.<br />
Diese Anforderungen werden nicht durch eine<br />
Verstärkung personeller Ressourcen seitens des<br />
Trägers beantwortet. Somit bleibt für medizinische<br />
Tätigkeiten, Fortbildungen, Gespräche und<br />
Aufklärungen ein geringerer Anteil an der<br />
Gesamtkapazität unseres Teams.<br />
• Frustrierend ist für uns die Erfahrung, dass wir uns<br />
vom Ziel unserer Berufsausbildung, der Tätigkeit als<br />
Arzt, aufgrund außermedizinischer Anforderungen<br />
distanzieren.<br />
• Wir wissen andererseits um unsere<br />
betriebswirtschaftliche und rechtliche Verantwortung,<br />
die einen Betrieb eines großen Klinikums und damit<br />
unsere Kernarbeit erst ermöglicht.<br />
• Wir bemühen uns daher um eine Differenzierung<br />
unserer Ressourcenzuweisung und nehmen uns<br />
hierbei die Unterteilung in Überwachungs- und