Manual Intensivmedizin - Levofloxacin
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Klinikum, Intensivstation II<br />
Hyperglykämie und Schädel-Hirntrauma<br />
Bei 267 Patienten mit einem GCS unter 9 war der Blutzucker um 40-50 mg/dl höher als im Vergleich<br />
mit der prognostisch besseren Gruppe. Die Bewertung erfolgte nach der chirurgischen Erstversorgung.<br />
Besonders bemerkenswert war die Beobachtung, dass bei Blutzucker > 200 mg/dl bei Aufnahme auf<br />
die Intensivstation das relative Risiko in einem vegetativen Zustand zu überleben fünffach erhöht<br />
war.<br />
Hyperglykämie bei Schlaganfall<br />
Patienten, die mit Schlaganfall hospitalisiert werden, haben in 20-40% der Fälle eine Hyperglykämie<br />
auch ohne vorbestehendem Diabetes mellitus. In einer systematischen Übersicht konnte gezeigt<br />
werden, dass das Risiko zu sterben mehr als dreifach erhöht ist, wenn der Aufnahmeblutzucker über<br />
110-126 mg/dl erhöht ist.<br />
Es ist aus der Sicht der Patienten möglicherweise noch relevanter, dass die Überlebenden mit<br />
Hyperglykämie eine deutlich schlechtere neurologische Funktion und Rehabilitation erreichten. Die<br />
relative Bedeutung von initialem Ausmaß der Ischämie, Diabetes und Stresshyperglykämie wurde<br />
genauer bei 25 Patienten mittels NMR untersucht. Es zeigte sich, dass der mittlere Blutzuckerwert<br />
über die ersten 4 Tage nach Schlaganfall der einzige signifikante Prädiktor für die Zunahme des<br />
geschädigten Areals war. Das besonders betroffene Gebiet ist die ischämische Penumbra. Es werden<br />
nicht nur die vaskulären Effekte der Hyperglykämie sondern auch die pro-inflammatorischen und<br />
pro-oxidativen Effekte angeführt. Ein Editorial in Stroke 2006 fordert die Durchführung einer<br />
prospektiven Studie zur Klärung des Effektes einer strengen Blutzuckereinstellung auf den Verlauf<br />
des Schlaganfalls.<br />
Risiko der Insulintherapie<br />
Die schwere Hypoglykämie < 40 mg/dl wird als das größte Risiko der kontinuierlichen Insulintherapie<br />
betrachtet. Es werden auch immer wieder Fälle von bleibenden neurologischen Schäden berichtet.<br />
Jedoch deutet die Studienlage darauf hin, dass Hypoglykämien aufgrund der intensivierten<br />
Insulintherapie sich nicht so gravierend auf die Prognose auswirken, wie Hypoglykämien aufgrund<br />
einer eingeschränkten Gluconeogenese im Schock oder bei Leberversagen. Aus den vorliegenden<br />
Daten sollte daher aus dem Auftreten von Hypoglykämien nicht unmittelbar auf ein verschlechtertes<br />
Outcome geschlossen werden. Es wird wahrscheinlich bei Implementierung einer intensivierten<br />
Insulintherapie in jedem Fall zu einem gewissen Anstieg der Hypoglykämien kommen. Aufgrund<br />
einer Verbesserung in der Implementierung eines Insulinprotokolls konnten Haisjacki und Mitarbeiter<br />
ihre schwere Hypogly kämierate auf den Wert vor der Intensivierten Therapie im zweiten Jahr<br />
nach der Implementierung senken. Allerdings sollten häufige Hypoglykämien als Hinweis auf ein<br />
Verbesserungspotential der Intensivbehandlungsprozesse gewertet werden.<br />
Praktische Therapie der Hyperglykämie<br />
Die praktische Umsetzung der Therapie der Hyperglykämie muss zwei Gesichtspunkte berücksichtigen.<br />
Einerseits muss bei akuten Erkrankungen, insbesondere wenn eine Aufnahme auf eine Intensivstation<br />
notwendig ist, der Blutzucker mehrmals täglich bestimmt werden.<br />
Andererseits sollte ein Protokoll zwischen Pflegemannschaft und Ärzten vereinbart werden, das<br />
Blutzuckerbestimmungen, die Beurteilung des Ergebnisses und die therapeutischen Entscheidungen<br />
klar regelt. Die meisten erfolgreichen Protokolle haben den am Bett arbeitenden Pflegepersonen<br />
Entscheidungskompetenz übertragen. Die Blutzuckerbestimmung sollte allerdings auch leicht<br />
und schnell verfügbar sein. Es sollte auch evaluiert werden, ob die angewandte Methode für den<br />
angestrebten Zielbereich vorgesehen und präzise ist.