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DOKUMENTE DES MUSIKLEBENS

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Österreich-Ideologie in der Musik<br />

Da der Ideologiebegriff keineswegs klar umrissen und eindeutig vor uns liegt, erscheint<br />

es zunächst angebracht, dessen Bedeutung im Kontext dieser Ausstellung näher zu<br />

umreißen. In Abkehr von der ursprünglichen Bedeutung von Ideologie als Lehre von<br />

den Ideen, bzw. vom Ursprung der Ideen meinte Karl Marx damit eher die Gesamtheit<br />

des gesellschaftlichen Bewußtseins, in dem sich die Konflikte des gesellschaftlichen Seins<br />

widerspiegeln würden. Ebenfalls durch Marx ist die negative Bedeutung mitgeprägt, die<br />

Ideologie als ein "falsches" Bewußtsein ausweist. In diese Richtung geht auch der<br />

Begriffsinhalt bei A. Comte, der in bewußtem Einsatz von Ideologien ein Mittel zur<br />

Herrschaftserhaltung sah - der Anknüpfungspunkt für faschistoide Herrschaftssysteme<br />

ist offensichtlich. In Bezug auf diese Ausstellung könnte man folgende Formulierung<br />

übernehmen: "In seiner kritischen Bedeutung denunziert der Begriff der Ideologie ein<br />

Bewußtsein, das seine gesellschaftliche Bedingtheit verkennt und seine Geschichtlichkeit<br />

verleugnet. Indem sich das Bewußtsein derart gegenüber der Basis verselbständigt, kann<br />

es sich einbilden, unbedingt und absolut zu sein. Tatsächlich nimmt es die Interessen,<br />

von denen es geleitet wird, nur nicht zur Kenntnis" (Henckmann/Lotter, Lexikon der<br />

Ästhetik, München 1992, S. 100). Noch stärker auf das Thema bezogen, kann man<br />

Ideologie als ein Phänomen auffassen, wo auf dem Boden der Musik in mehr oder<br />

minder bewußter (oder auch unbewußter) Ablenkung von den jeweiligen historischen<br />

und gesellschaftlichen Bedingungen versucht wird, Einfluß auf das entsprechende<br />

"Staatsverständnis" auszuüben. Die Annäherung an die Thematik erfolgt durch die<br />

Überschneidung zweier Betrachtungsebenen. Zunächst sollen durch die Bezugnahme<br />

auf die jeweils unterschiedlichen Staatsformen die politischen (vor allem kulturpolitischen)<br />

und gesellschaftlichen Bedingungen beleuchtet werden, überdies ist auch<br />

die Gliederung der Ausstellung und damit der zeitliche Rahmen dadurch bedingt:<br />

Monarchie (Erster Weltkrieg) - Erste Republik - Ständestaat - Ostmark - Zweite<br />

Republik. Als zweite Betrachtungsebene bieten sich die unterschiedlichen Bereiche des<br />

Musiklebens an, wo Ideologien in unterschiedlicher Ausprägung wirksam werden. Man<br />

könnte folgende vier Bereiche unterscheiden, die sich natürlich in vielfältiger Weise<br />

gegenseitig bedingen, und vor allem mit dem Hintergrund der ersten Betrachtungsebene<br />

zu sehen sind:<br />

a) Institutionen, Vereine<br />

b) Veranstaltungen, Ereignisse<br />

c) Publikationen<br />

d) Musikalische Gattungen

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