Katarer kennen Kindercity
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8 Volketswil<br />
Glattaler<br />
Freitag, 26. Juli 2013<br />
Nächstes Touristenziel ist Volketswil<br />
kindercity. Seit in 160 Vierund<br />
Fünfsterne-Hotels im<br />
Grossraum Zürich Werbebroschüren<br />
aufliegen, finden immer<br />
mehr Touristen den Weg in die<br />
<strong>Kindercity</strong> nach Volketswil.<br />
Während der Sommermonate<br />
liegt ihr Anteil am gesamten<br />
Besucheraufkommen bei rund 20<br />
Prozent.<br />
Toni SpiTale<br />
Draussen herrscht eitel Sonnenschein<br />
und die Temperaturen schwanken um die<br />
30-Grad-Marke. Kein Wetter, um den<br />
Nachmittag in der <strong>Kindercity</strong> zu verbringen.<br />
Könnte man meinen. «Speziell in<br />
den Sommermonaten finden vor allem<br />
Touristen aus Katar zu uns», bestätigt die<br />
<strong>Kindercity</strong>-Initiantin Sandrine Gostanian<br />
(siehe dazu detaillierter Bericht).Anders<br />
als europäische Touristen meiden<br />
Besucher aus arabischen Ländern längere<br />
Aufenthalte an der Sonne und halten<br />
sich stattdessen lieber in kühleren Räumen<br />
auf. «Für uns natürlich ideal», freut<br />
sich Gostanian. «Wenn die Einheimischen<br />
in der Badi liegen, machen Touristen<br />
aus klimatisch heissen Ländern den<br />
Einbruch wieder wett.» Bis zu 20 Prozent<br />
schätzt die <strong>Kindercity</strong>-Chefin den Anteil<br />
an sogenannten Touristen zwischen Juni<br />
und August. Besucher aus den Nachbarländern<br />
Deutschland und Österreich<br />
sind darin nicht eingerechnet.<br />
Touristen outen sich<br />
Dass nebst den Arabern vermehrt auch<br />
Familien aus Asien und Südamerika den<br />
Weg nach Volketswil finden, ist auf die<br />
im vergangenen Jahr initiierte Zusammenarbeit<br />
mit Vier- und Fünfsternehotels<br />
zurückzuführen. Rund 160 Häuser<br />
im Grossraum Zürich bestückt die<br />
<strong>Kindercity</strong> mit deutsch- und englischsprachigen<br />
Flyern. Es handle sich dabei<br />
wenn es draussen Hochsommer ist, gehen die einheimischen lieber in die Badi. dafür besuchen derzeit touristen aus aller welt die kindercity. Bild: toni Spitale<br />
vor allem um Hotels, die auch Familien<br />
empfangen, so Gostanian. Die Verteilung<br />
der Flyer in gewünschter Anzahl und<br />
Sprache sei zwar aufwendig, doch unter<br />
dem Strich lohne sich die Aktion. Weil<br />
sich die meisten Touristen beim Ticketkauf<br />
an der Kasse als solche outen würden,<br />
könne man diese neue Zielgruppe<br />
statistisch erfassen. «Dabei erfahren wir<br />
auch, in welchen Hotels sich unsere Gäste<br />
am liebsten aufhalten.»<br />
Startversuch in der «Kanzlei»<br />
Dass sie erst vor Kurzem auf die Idee mit<br />
den Flyern gekommen sei, bereut Gostanian<br />
ein bisschen und muss eingestehen:<br />
«Seit der Eröffnung vor neun Jahren haben<br />
wir uns zu fest auf den Deutschschweizer<br />
Markt fokussiert.»<br />
Lanciert wurde die Flyer-Verteilaktion<br />
übrigens im Hotel Alte Kanzlei in<br />
Greifensee, wo sich die <strong>Kindercity</strong>-Chefin<br />
regelmässig für Geschäftsessen verabredet.<br />
Vor geraumer Zeit habe sie an<br />
der dortigen Rezeption einmal einen<br />
Stapel Flyer aufgelegt – und als sie beim<br />
nächsten Mal vorbeikam, seien alle weg<br />
gewesen.<br />
<strong>Kindercity</strong> fliegt mit Qatar Airways um den Globus<br />
An diesem Montagnachmittag im<br />
Juni haben sich nur wenige Besucher<br />
in der <strong>Kindercity</strong> eingefunden – der<br />
erste heisse Sommertag lockt die Leute<br />
viel eher ins Freie. Eine kleine Gruppe<br />
von Erwachsenen und Kindern erfrischt<br />
sich im Restaurant bei Eistee und Cola.<br />
Ein Sprachengemisch aus Englisch,<br />
Französisch und Arabisch erfüllt den<br />
Raum.<br />
Rana Zeidan stellt sich als regionale<br />
Marketingverantwortliche bei Qatar<br />
Airways in Doha vor. Die arabische<br />
Airline, welche 2011 und 2012 zur weltbesten<br />
Fluggesellschaft gekürt wurde,<br />
fliegt seit geraumer Zeit auch täglich die<br />
Städte Zürich und Genf an. Zeidan erklärt:<br />
Die anwesenden Kinder seien die<br />
Gewinner eines Malwettbewerbs zum<br />
Thema «The Future of Travel» (Die Zukunft<br />
des Reisens). Die Airline hatte<br />
diesen Wettbewerb im vergangenen Jahr<br />
auf ihrer Homepage ausgeschrieben.<br />
Den Hauptpreis für fünf Gewinner und<br />
je eine Begleitperson formulierte die<br />
Airline wie folgt: «Let your imagination<br />
fly you to a trip to the wonderland of<br />
<strong>Kindercity</strong> Zürich.» Dann macht die<br />
Marketingverantwortliche eine Aussage,<br />
die doch sehr erstaunt: «Die <strong>Kindercity</strong><br />
ist in Katar sehr bekannt.»<br />
Fliegender Botschafter vom Persischen Golf: Qatar airways aus doha (skyline im Hintergrund), welche weltweit über 100 Ziele anfliegt,<br />
wirbt in ihrem Bord-Magazin für den wissens- und Freizeitpark aus Volketswil. Bild: Qatar airways<br />
Diese Tatsache kann auch die Geschäftsführerin<br />
Sandrine Gostanian<br />
bestätigen: «Ich bin im letzten Jahr<br />
mit Qatar Airways nach Dubai geflogen,<br />
und alle, die ich gefragt habe, wussten<br />
von der <strong>Kindercity</strong> Bescheid.» Gostanian<br />
hat eine plausible Erklärung dafür: In<br />
den Monaten Juni bis August sei es am<br />
Persischen Golf sehr heiss, Durchschnittstemperaturen<br />
von 50 Grad seien<br />
an der Tagesordnung. Demzufolge kämen<br />
arabische Familien gerne ins für sie<br />
kühlere Europa.<br />
Aber warum <strong>kennen</strong> ausgerechnet<br />
die <strong>Katarer</strong> die <strong>Kindercity</strong>? Auf<br />
diese Frage hatte auch Gostanian lange<br />
Zeit keine schlüssige Antwort: «Wir<br />
konnten nie verstehen, warum wir so<br />
viele Besucher aus Katar haben, und<br />
nicht etwa aus anderen arabischen Staaten.»<br />
Die Vermutung liegt nahe, dass vor<br />
ungefähr fünf Jahren eine berühmte Persönlichkeit<br />
aus dem Königreich während<br />
eines Schweiz-Besuches zufälligerweise<br />
die <strong>Kindercity</strong> entdeckte und daran Gefallen<br />
fand. «Und diese Persönlichkeit<br />
hat dann nach ihrer Rückkehr allen weitererzählt,<br />
dass sich ein Besuch bei uns<br />
lohnt – seither haben wir jeden Sommer<br />
<strong>Katarer</strong> bei uns zu Gast.» Mit 1,6 Millionen<br />
Einwohnern, wovon lediglich<br />
250 000 die Staatsbürgerschaft besitzen,<br />
leben im dortigen Königreich fünfmal<br />
weniger Einwohner als in der Schweiz.<br />
Und die Staatsfläche ist mit 11 606 Quadratkilometern<br />
nur ein Viertel so gross<br />
wie die Schweiz. «Ganz offensichtlich reden<br />
die Einheimischen miteinander und<br />
das kommt uns zugute», freut sich die<br />
<strong>Kindercity</strong>-Initiantin.<br />
Inzwischen wirbt auch die einheimische<br />
Fluggesellschaft ganz offiziell für<br />
die Attraktion bei Zürich: Im Bordmagazin<br />
Oryx, das in den 126 Flugzeugen<br />
von Qatar Airways in jeder Sitztasche<br />
steckt, ist jeweils eine ganze Seite der<br />
<strong>Kindercity</strong> gewidmet. Besondere Vorkehrungen<br />
wegen der Gäste aus Katar<br />
musste die <strong>Kindercity</strong>-Leitung bis anhin<br />
noch nicht treffen: «Die <strong>Katarer</strong>, weiss<br />
Gostanian, sind sehr bereist und weltoffen<br />
und unterscheiden sich von ihrem<br />
äusseren Erscheinungsbild her kaum<br />
von anderen Besuchern.» Spezielle<br />
Wünsche würden selten geäussert. Und<br />
wenn, dann seien es meist Kleinigkeiten<br />
wie zum Beispiel die Bitte an die Küche,<br />
man möge das Fleisch doch gut durchbraten.<br />
Wünsche, die ohne grossen Zusatzaufwand<br />
zu bewältigen seien, räumt<br />
Gostanian ein. Auch sprachliche Barrieren<br />
bestehen laut Gostanian kaum: «Der<br />
grosse Vorteil ist, dass fast alle <strong>Katarer</strong><br />
Englisch sprechen.» Kinder können sich<br />
sogar ohne jegliche Lesekenntnisse<br />
durch die Themenbereiche schlagen.<br />
Fast alles in der <strong>Kindercity</strong> sei selbsterklärend.<br />
Dennoch soll die Homepage<br />
mit einer arabischen Version ergänzt<br />
werden. Dadurch erhoffen sich die<br />
<strong>Kindercity</strong>-Verantwortlichen vermehrt<br />
auch Besucher aus anderen arabischen<br />
Ländern anzulocken.<br />
Rana Zeidan, welche die Gruppe der<br />
Wettbewerbsgewinner begleitet, ist<br />
zum ersten Mal in der <strong>Kindercity</strong>: «Es ist<br />
eine charmante Einrichtung und die<br />
Kinder können sehr viel lernen.» Diesen<br />
Eindruck teilt auch Jani Nazri, der seine<br />
zwölfjährige Tochter Arina auf der Reise<br />
begleitet: «Die Kombination von<br />
Spass und Wissen ist einmalig. Meine<br />
Tochter kann sich beim heutigen Besuch<br />
viel Wissen für ihre Schulprojekte aneignen.»<br />
Jani Nazri stammt ursprünglich<br />
aus Malaysia, arbeitet seit zwei Jahren<br />
aber in Katar. Für sich und seine Tochter<br />
ist es auch die erste Reise nach Europa.<br />
Der Familienvater schwärmt: «Wir<br />
lieben die historischen Bauten, die bergigen<br />
Landschaften und das angenehme<br />
Klima!» Die Marketingleiterin hofft,<br />
dass umgekehrt auch Leute aus Zürich<br />
und Umgebung die Halbinsel am Persischen<br />
Golf als Reiseziel entdecken: «In<br />
unseren Wintermonaten ist es wie bei<br />
Euch im Sommer», wirbt Zeidan und<br />
fügt an, dass die Hauptstadt Doha eine<br />
sehr sichere und familienfreundliche<br />
Destination sei. Zudem lege man grossen<br />
Wert auf die Pflege der Gastfreundschaft.<br />
Wie die Repräsentantin der staatlichen<br />
Fluggesellschaft weiter<br />
durchblicken lässt, ist es nicht auszuschliessen,<br />
dass Doha in Bälde auch seine<br />
eigene <strong>Kindercity</strong> haben wird.<br />
Toni Spitale