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Freude am Garten 5/2013

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1. Rotblühende Kastanien schmecken den<br />

Miniermotten nicht, daher werden diese<br />

nun öfter gepflanzt.<br />

2. Leimstreifen mit Duftstoffen sollen die<br />

männlichen Motten anlocken, bringen aber<br />

kaum merkliche Entlastung für die Bäume.<br />

Kleines Bild: Typische Frassgänge (Minen)<br />

der Larven im Blattgewebe.<br />

Kastanienalleen, die im Sommer<br />

vorzeitig ihr Laub abwerfen, gehören<br />

fast schon zum gewöhnlichen<br />

Stadtbild. Auch wer das Glück hat, eine<br />

weissblühende Rosskastanie (Aesculus<br />

hippocastanum) im eigenen <strong>Garten</strong> stehen<br />

zu haben, kennt das Problem höchstwahrscheinlich:<br />

Lange bevor der Herbst<br />

kommt, färben sich die Blätter des prächtigen<br />

Baumes braun, rollen sich ein und<br />

fallen schliesslich ab. Schuld daran ist die<br />

Kastanienminiermotte (C<strong>am</strong>eraria ohridella).<br />

Ihren N<strong>am</strong>en bek<strong>am</strong> sie wegen der<br />

Frassgänge (Minen), die ihre Larven in<br />

den Rosskastanienblättern anlegen. Die<br />

Larven trennen beim Anlegen ihrer Minen<br />

die Blattoberhaut vom darunter liegenden<br />

Blattgewebe. Dadurch trocknen die Bereiche<br />

oberhalb dieser Gänge aus und werden<br />

braun. Bei starkem Befall beginnen<br />

die Blätter sich einzurollen – und die Vegetationsperiode<br />

ist für den Baum vorzeitig<br />

beendet.<br />

Viele Larvenstadien<br />

Ein Kastanienminiermottenweibchen legt<br />

etwa 20 Eier. Auf einem einzigen Kastanienblatt<br />

wurden schon bis zu 300 Eier ge-<br />

Laub konsequent wegräumen<br />

Die wirkungsvollste Bekämpfungsmethode<br />

ist nach wie vor, das Laub regelmässig<br />

und konsequent wegzunehmen und einer<br />

professionellen Verwertungsanlage zuzuführen.<br />

Im Hauskompost werden gewöhnzählt.<br />

Nach etwa drei Wochen schlüpfen<br />

daraus die Larven. Im ersten Larvenstadium<br />

saugt die Larve vom Zellsaft der Blattoberhaut.<br />

Erst ab dem zweiten oder dritten<br />

Larvenstadium zeigt sich das Schadbild.<br />

Dann beginnt die Larve nämlich,<br />

Blattgewebe zu fressen und erzeugt die gut<br />

sichtbaren Minen. Wohlweislich schädigen<br />

die Larven die Leitungsbahnen in den<br />

Blättern nicht, um sich nicht selbst vorzeitig<br />

um ihren Lebensraum zu bringen.<br />

Nach insges<strong>am</strong>t vier bis fünf Larvenstadien<br />

folgen zwei spinnende Stadien, in denen<br />

die Tiere nicht mehr fressen, sondern<br />

ein Gespinst anlegen. Anschliessend verpuppen<br />

sich die Larven im Blatt. Zwei Wochen<br />

später schiebt sich die Puppe auf der<br />

Blattoberseite ein Stück aus der Mine heraus,<br />

und der Falter schlüpft. Er ist sofort<br />

geschlechtsreif. Der nächste Zyklus kann<br />

beginnen.<br />

Alle zwei Monate<br />

eine neue Generation<br />

Je nach Witterung dauert die Entwicklung<br />

einer Generation zwischen sechs und acht<br />

Wochen. Gewöhnlich gibt es drei Generationen.<br />

Jeweils im Mai, Juli und September<br />

kann man die unauffälligen, da kleinen<br />

Falter beobachten. Die erste Generation tut<br />

sich gewöhnlich im unteren Kronenbereich<br />

gütlich. Bereits die folgende Sommergeneration<br />

kann aber die Blätter des ges<strong>am</strong>ten<br />

Baumes minieren. Häufig setzt darum<br />

der Laubfall bereits im August ein. Spätestens<br />

Ende September sind stark befallene<br />

Bäume kahl. Wirklich bekämpfen kann<br />

man die Kastanienminiermotte nicht. Biologische<br />

Spritzmittel gegen sie gibt es in der<br />

Schweiz zurzeit nicht, herkömmliche stehen<br />

immer wieder im Verdacht, auch Nützlinge<br />

zu schädigen. Ganz davon abgesehen,<br />

dass es sehr schwierig ist, sie sinnvoll auf<br />

einem solch riesigen Baum wie einer jahrzehntealten<br />

Rosskastanie auszubringen.<br />

Beat Wermelinger von der Forschungsanstalt<br />

Wald, Schnee und Landschaft (WSL)<br />

meint denn auch: «Mit der Kastanienminiermotte<br />

müssen wir uns abfinden.»<br />

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