diagonal 2009-3 (pdf, 3.9Mb) - Psychiatrie Baselland PBL

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Editorial 30 Jahre integrierte Versorgung durch die KPD 30 Jahre ambulant vor stationär Liebe Mitarbeitende, liebe Leserinnen und Leser Heute ist wieder einmal Abstimmungssonntag. Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der Schweiz stimmen unter anderem über die Erhöhung der Mehrwertsteuer um maximal 0,4% als befristete Zusatzfinanzierung der finanziell angeschlagenen Invalidenversicherung ab. Mehr als 54% haben zur Vorlage Ja gesagt. Damit sagen sie auch Ja zu einer fairen Sanierung der IV, einem der tragenden Sozialwerke unseres Staates. Ich bin über das Abstimmungsresultat erleichtert, geht es doch auch um den Respekt vor und die Solidarität mit Menschen, denen es finanziell schlecht geht, weil sie körperlich und oder seelisch behindert sind. Zu ihnen gehören auch chronisch erkrankte Patientinnen und Patienten, die von den KPD behandelt und betreut werden. Um Invalidität geht es auch in einem Beitrag des vorliegenden diagonal: Unsere Fachstelle für Psychiatrische Rehabilitation, berichtet aus ihrer im Auftrag des Bundesamtes für Sozialversicherung durchgeführten IV-Studie zu den Hintergründen der Invalidisierungen aus psychischen Gründen, die in der Fachwelt und in den Medien ein beachtliches Echo ausgelöst hat. Die Kantonalen Psychiatrischen Dienste Basel-Landschaft (KPD) feiern das 30jährige Bestehen ihrer Externen Psychiatrischen Dienste. Was bescheiden angefangen hat, entwickelte sich mit den Jahren zu einem zentralen Aufgabenbereich der KPD mit heute mehr als 70 bestens qualifizierten Mitarbeitenden, die verschiedenste gemeindenahe Angebote erbringen. In drei Ambulatorien, zwei psychiatrischen Tageskliniken und einem Tageszentrum behandeln und betreuen diese Mitarbeitenden jährlich 3000 allgemein- und alterspsychiatrische Patientinnen und Patienten. Sie sind gut vernetzt mit den privaten ärztlichen und psychologischen Praxen, den Kantonsspitälern wie auch weite ren Partnern aus dem Gesundheits- und Sozialwesen. Gut koordiniert natürlich auch mit unserer Psychiatrischen Klinik. Die Intensivierung all dieser Kooperationen wird in Zukunft noch weiter gehen und neue Synergien ermöglichen. Heute schon werden – ohne Suchtkranke – mehr als zwei Drittel der erwachsenen KPD- Patienten von den EPD behandelt. Unsere Psychiatrische Klinik konnte dank den EPD markant entlastet werden, obwohl die steigende Beanspruchung von psychiatrischen Leistungen die Patientenzahlen in der Klinik nach wie vor ansteigen lässt. Ja, die EPD dürfen auf eine lange, kontinuierliche Erfolgsgeschichte zurückblicken, auf die unser Kanton – dank vielen Mitar beitenden, die sich in den vergangenen 30 Jahren engagiert haben – stolz sein kann! Dem EPD-Jubiläum ist denn auch der Schwerpunkt dieses diagonal gewidmet. Einige Reportagen von weiteren gelungenen KPD-Veranstaltungen runden den Inhalt unserer Info Gazette ab. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Durchstöbern und Lesen des diagonal! Ihr Hans-Peter Ulmann, Direktor Inhaltsverzeichnis 2 2 Editorial 3 30 Jahre EPD — Der konzeptionelle Hintergrund 4 30 Jahre EPD — Rückblick mit PD Dr. Jakob Bösch 6 30 Jahre EPD — Aus der Aufbauzeit 7 30 Jahre EPD — Tagesklinik im Wandel der Zeit 8 30 Jahre EPD — Zu Gast: Willy Schmutz, ein ehemaliger EPD-Patient 9 30 Jahre EPD — Erfolgreiche Gemeindepsychiatrie 10 30 Jahre EPD — Erlebnisbericht eines Patienten 11 30 Jahre EPD — Die Zukunftsvision des Chefarztes 12 Personelles — Jörg Wanner neuer leitender Arzt 13 KPK A3 — Privatabteilung stellt sich vor 14 IV-Studie der FPR — Invalid aus psychischen Gründen 16 Gratulation! — Lehrabschlussfeier 2009 17 Patientenzufriedenheit — Hohe Patientenzufriedenheit in der KPK 17 kreuz & quer 18 diagonal persönlich 19 Impressionen — Jazz-Matinee 16. August 2009 20 Impressionen — Personalfest 2009 22 Ankündigungen 22 Personelles — Eintritte, Jubiläen, Pensionierungen
30 Jahre EPD Psychiatriekonzepte Zeit für eine neue Runde Die Externen Psychiatrischen Dienste Baselland wurden 1979 gegründet, bevor ein Psychiatriekonzept verfasst war, aber nicht konzeptlos: Zwei Jahre zuvor hatte der Landrat ein Postulat überwiesen, mit dem er den sozialpsychiatrischen Ausbau der Psychiatrie im Kanton verlangte. Es bestand damals nur die Klinik, mit viel mehr Betten als heute, die überwiegend als Asyl für Dauerpatienten dienten. Ambulant gab es nur vier private Psychiatriepraxen im Kanton. Der damalige Sanitätsdirektor, Paul Manz, nahm den Impuls engagiert auf und berief zur Nachfolge von Dr. Arnold Tschudi gleich zwei Chefärzte, Dr. Jakob Christ und mich, mit dem klaren Auftrag, die Reform umzusetzen. Schon vor Amtsantritt mussten wir die Organisationsstruktur abstecken. Dabei haben wir auch eine Sektororganisation erwogen, uns aber für die «horizontale» Unterteilung in Klinik und ambulante / teilstationäre Organisation entschieden, die wir für eine konzentrierte Aufbauarbeit geeigneter fanden. Das hat die Struktur bis heute geprägt. Sie bewährte sich. Die unvermeidlichen Kontinuitätsprobleme haben wir aktiv angepackt. Dr. Jakob Christ baute mit seinem Team die EPD von null an auf; sie blieben lange eine relativ schlanke Organisation, während es in der Klinik darum ging, die Masse der Institution zu einer Reform zu bewegen. Strukturbedingt bildeten sich unterschiedliche therapeutische Kulturen. Aber es hielten sie stets zwei wirksame Klammern zusammen: Klinik und EPD blieben Teile der Gesamtorganisation der kantonalen Psychiatrie und die jede Dekade erneuerten Psychiatriekonzepte gaben den langfristigen gemeinsamen Bezugsrahmen für die Entwicklung. Konzepte mit Grundprinzipien Die Psychiatriekonzepte wurden von der Regierung zuhanden des Landrats in Auftrag gegeben und mussten zugleich den nötigen fachlichen Gehalt als Leitlinie für komplexe Umsetzungsprozesse mitbringen. Daher wurden die Konzepte in breit angelegten Prozessen erarbeitet. Das erste Psychiatriekonzept (PK) entstand 1980, die erste Folgeplanung (FP I) 1987 – 1991, die zweite Folgeplanung (FP II) 2000 – 2002. Bei allem Wandel haben wir in diesen Konzepten an Grundprinzipien festgehalten, die besonders auch die Entwicklung der EPD betreffen: • Die Konzepte erfassen die psychiatrische Versorgung als Gesamtsystem, das bedürfnisgerecht, gemäss Fach- und Problembereichen gesichtet und geplant wird. Die Institutionsoptik ist nicht bestimmend. «Die Dienstleistungen des Kantons, der Gemeinden, gemeinnützigen Träger und der privaten Praxen ergänzen einander.» Es braucht eine hinreichende Differenzierung. Die Kantonalen Psychiatrischen Dienste KPD übernehmen eine koordinierende Funktion. • «Priorität hat eine gemeinde- und patientennahe, dezentrale Versorgungsstruktur. Die Versorgungsbasis liegt in der ambulanten Behandlung.» (FP I) Gleichzeitig aber soll ein differenziertes Klinikangebot für Akutpsychiatrie und stationäre Rehabilitation bestehen. Theodor Cahn, ehemaliger Chefarzt der KPK, skizziert die Entwicklung der Externen Psychiatrischen Dienste Baselland in den vergangenen dreissig Jahren in Bezug auf die Psychiatriekonzepte. • Die Arbeit stützt sich prinzipiell auf die persönliche therapeutische Beziehung, die Behandlungskontinuität und die Vernetzung der helfenden Instanzen. Die institutionellen Strukturen müssen diesen Prinzipien dienen. In der spannenden Pionierzeit des ersten Psychiatriekonzeptes ging es darum, die Organisation der EPD überhaupt auf die Beine zu stellen: die Beratungsstellen in Liestal und auf dem Bruderholz sowie die Tagesklinik in Liestal. Besonderes Gewicht hatte die Entwicklung gemeindepsychiatrischer Angebote: nachgehende Betreuung, Treffpunkte, Arbeit mit der Spitex usw. sowie die «Geburtshilfe» beim Aufbau von geschützten Einrichtungen, die dann andere Träger übernahmen. Optimierung in der Folgeplanung Die erste Folgeplanung stellte fest: «(Es) … waren nach Jahren der Entwicklung Angebote aufgebaut oder grundlegend verbessert, manches stand auf halber Strecke.» Im klinikexternen Feld waren viele private Praxen aufgegangen und Übergangseinrichtungen gegründet worden. Es ging in dieser zweiten Phase daher um Konsolidierung und Optimierung: Das wichtigste EPD-Projekt war nun die Tagesklinik im unteren Kanton. Dr. Jakob Bösch, der 1991 Dr. Jakob Christ als Chefarzt nachfolgte, konnte sie in Münchenstein einrichten. Im Übrigen rückte er alternativmedizinische Interessen in den Vordergrund. In der zweiten Folgeplanung haben wir die psychiatrische Versorgung wieder grundsätzlich überdacht und die Postulate mit quantitativen Untersuchungen fundiert. Die psychiatrische Versorgung war im Kanton nun ambulant ausgerichtet, aber bei einer insgesamt rasch zunehmenden Inanspruchnahme der Psychiatrie stand auch die KPK unter dem Druck steigender Aufnahmezahlen. Die FP II setzte zur Lösung hauptsächlich auf die EPD: Ausbau und Differenzierung der Tagesversorgung und eine verbesserte Erfassung psychiatrischer Probleme im Vorfeld, bei den Hausärzten und in den Spitälern. Die Umsetzung dieser Postulate ist von Dr. Alexander Zimmer, Chefarzt seit 2006, und seinem Team an die Hand genommen worden. Die Psychiatriekonzepte haben viel zur Konsistenz der Entwicklung und zur Identität der Psychiatrie im Kanton beigetragen. Ich erlaube mir hier den Rat, jetzt eine neue Runde – eine Folgeplanung III – anzupacken. ■ Dr. med. Theodor Cahn, Chefarzt KPK 1978 bis 2007 3
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