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diagonal 2009-3 (pdf, 3.9Mb) - Psychiatrie Baselland PBL

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30 Jahre EPD <strong>Psychiatrie</strong>konzepte<br />

Zeit für eine neue Runde<br />

Die Externen Psychiatrischen Dienste <strong>Baselland</strong> wurden<br />

1979 gegründet, bevor ein <strong>Psychiatrie</strong>konzept verfasst war,<br />

aber nicht konzeptlos: Zwei Jahre zuvor hatte der Landrat ein<br />

Postulat überwiesen, mit dem er den sozialpsychiatrischen<br />

Ausbau der <strong>Psychiatrie</strong> im Kanton verlangte. Es bestand<br />

damals nur die Klinik, mit viel mehr Betten als heute, die<br />

überwiegend als Asyl für Dauerpatienten dienten. Ambulant<br />

gab es nur vier private <strong>Psychiatrie</strong>praxen im Kanton.<br />

Der damalige Sanitätsdirektor, Paul Manz, nahm den Impuls<br />

engagiert auf und berief zur Nachfolge von Dr. Arnold<br />

Tschudi gleich zwei Chefärzte, Dr. Jakob Christ und mich,<br />

mit dem klaren Auftrag, die Reform umzusetzen. Schon vor<br />

Amtsantritt mussten wir die Organisationsstruktur abstecken.<br />

Dabei haben wir auch eine Sektororganisation erwogen, uns<br />

aber für die «horizontale» Unterteilung in Klinik und ambulante<br />

/ teilstationäre Organisation entschieden, die wir für<br />

eine konzentrierte Aufbauarbeit geeigneter fanden. Das hat<br />

die Struktur bis heute geprägt. Sie bewährte sich.<br />

Die unvermeidlichen Kontinuitätsprobleme haben wir aktiv<br />

angepackt. Dr. Jakob Christ baute mit seinem Team die<br />

EPD von null an auf; sie blieben lange eine relativ schlanke<br />

Organisation, während es in der Klinik darum ging, die<br />

Masse der Institution zu einer Reform zu bewegen. Strukturbedingt<br />

bildeten sich unterschiedliche therapeutische<br />

Kulturen. Aber es hielten sie stets zwei wirksame Klammern<br />

zusammen: Klinik und EPD blieben Teile der Gesamtorganisation<br />

der kantonalen <strong>Psychiatrie</strong> und die jede Dekade<br />

erneuerten <strong>Psychiatrie</strong>konzepte gaben den langfristigen<br />

gemeinsamen Bezugsrahmen für die Entwicklung.<br />

Konzepte mit Grundprinzipien<br />

Die <strong>Psychiatrie</strong>konzepte wurden von der Regierung zuhanden<br />

des Landrats in Auftrag gegeben und mussten zugleich<br />

den nötigen fachlichen Gehalt als Leitlinie für komplexe<br />

Umsetzungsprozesse mitbringen. Daher wurden die Konzepte<br />

in breit angelegten Prozessen erarbeitet.<br />

Das erste <strong>Psychiatrie</strong>konzept (PK) entstand 1980, die erste<br />

Folgeplanung (FP I) 1987 – 1991, die zweite Folgeplanung<br />

(FP II) 2000 – 2002. Bei allem Wandel haben wir in diesen<br />

Konzepten an Grundprinzipien festgehalten, die besonders<br />

auch die Entwicklung der EPD betreffen:<br />

• Die Konzepte erfassen die psychiatrische Versorgung als<br />

Gesamtsystem, das bedürfnisgerecht, gemäss Fach- und<br />

Problembereichen gesichtet und geplant wird. Die Institutionsoptik<br />

ist nicht bestimmend. «Die Dienstleistungen<br />

des Kantons, der Gemeinden, gemeinnützigen<br />

Träger und der privaten Praxen ergänzen einander.»<br />

Es braucht eine hinreichende Differenzierung. Die<br />

Kantonalen Psychiatrischen Dienste KPD übernehmen<br />

eine koordinierende Funktion.<br />

• «Priorität hat eine gemeinde- und patientennahe, dezentrale<br />

Versorgungsstruktur. Die Versorgungsbasis<br />

liegt in der ambulanten Behandlung.» (FP I) Gleichzeitig<br />

aber soll ein differenziertes Klinikangebot für Akutpsychiatrie<br />

und stationäre Rehabilitation bestehen.<br />

Theodor Cahn, ehemaliger Chefarzt der<br />

KPK, skizziert die Entwicklung der Externen<br />

Psychiatrischen Dienste <strong>Baselland</strong> in<br />

den vergangenen dreissig Jahren in Bezug<br />

auf die <strong>Psychiatrie</strong>konzepte.<br />

• Die Arbeit stützt sich prinzipiell auf die persönliche<br />

therapeutische Beziehung, die Behandlungskontinuität<br />

und die Vernetzung der helfenden Instanzen. Die<br />

institutionellen Strukturen müssen diesen Prinzipien<br />

dienen.<br />

In der spannenden Pionierzeit des ersten <strong>Psychiatrie</strong>konzeptes<br />

ging es darum, die Organisation der EPD überhaupt<br />

auf die Beine zu stellen: die Beratungsstellen in Liestal und<br />

auf dem Bruderholz sowie die Tagesklinik in Liestal. Besonderes<br />

Gewicht hatte die Entwicklung gemeindepsychiatrischer<br />

Angebote: nachgehende Betreuung, Treffpunkte,<br />

Arbeit mit der Spitex usw. sowie die «Geburtshilfe» beim<br />

Aufbau von geschützten Einrichtungen, die dann andere<br />

Träger übernahmen.<br />

Optimierung in der Folgeplanung<br />

Die erste Folgeplanung stellte fest: «(Es) … waren nach<br />

Jahren der Entwicklung Angebote aufgebaut oder grundlegend<br />

verbessert, manches stand auf halber Strecke.» Im<br />

klinikexternen Feld waren viele private Praxen aufgegangen<br />

und Übergangseinrichtungen gegründet worden. Es<br />

ging in dieser zweiten Phase daher um Konsolidierung und<br />

Optimierung: Das wichtigste EPD-Projekt war nun die Tagesklinik<br />

im unteren Kanton. Dr. Jakob Bösch, der 1991<br />

Dr. Jakob Christ als Chefarzt nachfolgte, konnte sie in<br />

Münchenstein einrichten. Im Übrigen rückte er alternativmedizinische<br />

Interessen in den Vordergrund.<br />

In der zweiten Folgeplanung haben wir die psychiatrische<br />

Versorgung wieder grundsätzlich überdacht und die Postulate<br />

mit quantitativen Untersuchungen fundiert. Die<br />

psychiatrische Versorgung war im Kanton nun ambulant<br />

ausgerichtet, aber bei einer insgesamt rasch zunehmenden<br />

Inanspruchnahme der <strong>Psychiatrie</strong> stand auch die KPK<br />

unter dem Druck steigender Aufnahmezahlen. Die FP II<br />

setzte zur Lösung hauptsächlich auf die EPD: Ausbau und<br />

Differenzierung der Tagesversorgung und eine verbesserte<br />

Erfassung psychiatrischer Probleme im Vorfeld, bei den<br />

Hausärzten und in den Spitälern. Die Umsetzung dieser<br />

Postulate ist von Dr. Alexander Zimmer, Chefarzt seit 2006,<br />

und seinem Team an die Hand genommen worden.<br />

Die <strong>Psychiatrie</strong>konzepte haben viel zur Konsistenz der<br />

Entwicklung und zur Identität der <strong>Psychiatrie</strong> im Kanton<br />

beigetragen. Ich erlaube mir hier den Rat, jetzt eine neue<br />

Runde – eine Folgeplanung III – anzupacken. ■<br />

Dr. med. Theodor Cahn, Chefarzt KPK 1978 bis 2007<br />

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