diagonal 2009-3 (pdf, 3.9Mb) - Psychiatrie Baselland PBL
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stopp die zweite Tagesklinik und die Beratungsstelle Laufen<br />
realisiert werden und die bestehenden Beratungsstellen<br />
inklusive Tagesklinik Liestal wurden personell stark ausgebaut.<br />
In allen Berufsgruppen konnte der Personalbestand<br />
verdoppelt bis verdreifacht werden.<br />
_Ein besonderes Gewicht haben Sie auf die Zusammenarbeit<br />
der EPD mit den Kantonsspitälern Liestal (Prof. Rosenmund<br />
und Prof. Zimmerli) und Bruderholz (Prof. Kummer und Prof.<br />
Krapf) gelegt. Was war Ihre Motivation?<br />
Die intensivierte Zusammenarbeit mit den Spitälern hatte<br />
hauptsächlich drei Gründe: Erstens erfolgt die Aus bildung<br />
der zukünftigen Grundversorger zum grossen Teil an den<br />
Spitälern. Dort können die Ärztinnen und Ärzte besonders<br />
gut für psychiatrische Fragen sensibilisiert werden. Voraussetzung<br />
ist, dass die EPD selber eine gute und bei Bedarf<br />
schnelle Dienstleistung an den Spitälern erbringen.<br />
Das berührt den zweiten Grund. Viele aus somatischen<br />
Gründen hospitalisierte Patienten haben auch psychiatrische<br />
Erkrankungen, die oft während des Spitalaufenthaltes<br />
erkannt und in eine Behandlung überführt werden<br />
können, während die gleichen Menschen nie in einer psychiatrischen<br />
Institution auftauchen würden. Und drittens<br />
wurden manche Patienten aus rein psychiatrischen Gründen<br />
in den somatischen Spitälern hospitalisiert, insbesondere<br />
bevor die psychiatrische Klinik renoviert und neu<br />
konzipiert worden war. Alle drei Gründe bedingten eine<br />
gute Präsenz der EPD an den Spitälern.<br />
_Wie wurden die Psychiaterinnen und Psychiater der EPD<br />
von den Mitarbeitenden an den Spitälern aufgenommen?<br />
Anlässlich meiner Antrittsgespräche bei den Spitalchefärzten<br />
wurde mir unverhohlene Kritik, Unmut und eine<br />
abschätzige Einstellung gegenüber den EPD entgegengebracht.<br />
Das betraf nicht nur die eigentlichen Dienstleis tungen,<br />
sondern auch scheinbare Kleinigkeiten, beispielsweise,<br />
dass man nicht erkennen könne, ob ein EPD-Mitarbeiter<br />
ein Arzt, eine Sozialarbeiterin oder schlicht Spitalbesucher<br />
sei, da weder Namensschild noch Schürzen getragen würden.<br />
Ebenfalls verursachte Ärger, dass Konsilien gleichermassen<br />
von Ärzten, Psychologen oder Sozialarbeitern gemacht<br />
würden, ungeachtet der Problematik der Patienten.<br />
Dies hat mich veranlasst, etwas rigorose Änderungen einzuführen,<br />
die bei den EPD-Mitarbeitenden nicht durchwegs<br />
auf Verständnis stiessen, die Akzeptanz in den Spitälern<br />
aber verbessert haben.<br />
_Und von den Patientinnen und Patienten?<br />
Das war sehr unterschiedlich. Während die einen erleichtert<br />
waren, endlich auf eine Fachperson zu treffen, konnten<br />
andere trotz intensiver Bemühungen nicht motiviert<br />
werden, eine psychiatrische Fachperson zu sehen. Gerade<br />
deshalb ist die Zusammenarbeit mit den Spitalärzten so<br />
wichtig. Die Spitalärzte finden oft leichter Zugang zu diesen<br />
Patienten, benötigen aber die konsiliarische Unterstützung<br />
der Fachpsychiater. Das dürfte heute nicht anders sein.<br />
_Für Sie ist die Verbindung von Körper und Psyche<br />
ein wichtiges Thema. Spielt es in Ihrer heutigen Arbeit<br />
noch eine wichtige Rolle?<br />
Ja, durchaus. In den Spitälern wird der psychischen Seite<br />
oft zu wenig Beachtung geschenkt. Bei unseren heutigen<br />
Rat suchenden besteht meist eine starke Tendenz ins Geistig-Spirituelle.<br />
So stark, dass nicht selten der Körper und<br />
die materiellen Umstände abgewertet und vernachlässigt<br />
werden.<br />
_Wenn Sie den EPD zu ihrem dreissigsten Geburtstag<br />
einen Wunsch erfüllen könnten, was wäre dies?<br />
Da müsste ich zuerst wissen, welche Wünsche zurzeit aktuell<br />
sind. Wünschen tue ich den EPD, dass sie mit Begeisterung<br />
und der nötigen öffentlichen Beachtung den Geburtstag<br />
feiern können und dass diese Begeisterung auch<br />
wieder in die alltägliche Arbeit einfliessen kann.<br />
_Wir danken Ihnen für das Interview und wünschen Ihnen<br />
in Ihrem aktiven Ruhestand alles Gute. ■<br />
Das Team der<br />
EPD 1998<br />
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