diagonal 2009-3 (pdf, 3.9Mb) - Psychiatrie Baselland PBL
diagonal 2009-3 (pdf, 3.9Mb) - Psychiatrie Baselland PBL
diagonal 2009-3 (pdf, 3.9Mb) - Psychiatrie Baselland PBL
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
30 Jahre EPD Entwicklung der Tagesklinik<br />
Die Tagesklinik im Wandel<br />
der Zeit<br />
Die Entwicklung der Tagesklinik reflektiert<br />
die gesellschaftliche Entwicklung und die psychiatrische<br />
Versorgungslage.<br />
Bis zum Antritt von Dr. med. Theodor Cahn als Chefarzt<br />
der Psychiatrischen Klinik Liestal waren psychisch kranke<br />
Menschen mit Behandlungsbedarf inklusive Tagesprogramm<br />
in der Regel stationär untergebracht. Im Zuge der<br />
Umstrukturierung konnten viele Patientinnen und Patienten<br />
die Klinik verlassen. Die Versorgungslücke zwischen<br />
ambulanter und stationärer Behandlung war nun das Problem.<br />
So war es ein Gebot der Stunde, 1981 die Tagesklinik<br />
(TK) in Liestal zu eröffnen.<br />
Von der Reintegration zur Prävention<br />
Die Chefärzte der EPD und der Klinik sowie zahlreiche<br />
Supervisoren prägten die Entwicklung des teilstationären<br />
Bereichs. Während in den Anfängen das Hauptgewicht auf<br />
der Reintegration chronisch hospitalisierter Patienten lag,<br />
kam es in den späteren Jahren zu einer Verlagerung des<br />
Schwerpunktes in Richtung Vorsorge und Vermeidung stationärer<br />
Aufenthalte.<br />
Die Fachkompetenz und das humanistische Menschenbild<br />
von Dr. med. Jakob Christ (Chefarzt EPD 1979–1991)<br />
prägten die Arbeit in der TK nachhaltig. Mit seiner respektvollen<br />
Haltung und mit der Selbstverständlichkeit, mit der<br />
er als Ausbildner wirkte, Mitarbeitende forderte und förderte,<br />
schaffte er ein prozess- und lösungsorientiertes Arbeitsmilieu.<br />
Die gesellschaftliche Entwicklung (Arbeitslosigkeit, Migration,<br />
Individualisierung) und die Veränderung der psychiatrischen<br />
Versorgungslage beeinflusste die Weiterentwicklung<br />
der Tagesklinik. Mit dem Ausbau der Beratungsstelle<br />
und den Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt zeigte sich<br />
sehr schnell das Bedürfnis nach einem tagesklinischen<br />
Behandlungsangebot auch im rehabilitativen Bereich.<br />
Viele ehemalige Therapeutinnen und Therapeuten der<br />
Beratungs stelle eröffneten psychotherapeutische Praxen<br />
und führten ihre Zusammenarbeit mit der TK fort. Dies<br />
bedeutete vermehrt Koordinationsarbeit, um Lücken im<br />
Betreuungsnetz sowie Mehrfachbehandlungen entgegenwirken<br />
zu können.<br />
Differenziertes Therapieangebot<br />
Der Bedarf an mehr TK-Plätzen sowie an einem differenzierteren<br />
Angebot, das eine individuellere Behandlung ermöglicht,<br />
nahm immer mehr zu. Dank dem Engagement<br />
von PD Dr. med. Jakob Bösch (Chefarzt EPD 1991–2006)<br />
konnte sich die Tagesklinik sowohl quantitativ als auch qualitativ<br />
verändern. Mit der Aufstockung von Stellenprozenten<br />
konnte das Grundangebot der Tagesklinik, bislang mit Hauptfokus<br />
auf lebenspraktisches Training, um Programmteile wie<br />
«Gestaltung/Musik/Kreativität», «gemeinsame Aktivitäten/<br />
Projekte/Bewegung» erweitert werden. Die Anstellung von<br />
Psychologen ermöglichte zudem Gruppentherapie-Angebote<br />
mit Schwerpunkten wie: soziale Kompetenzen, Krankheitsmanagement,<br />
störungsspezifische Therapieprogramme,<br />
Psychoedukation, Entspannungsverfahren. Nach der Erweiterung<br />
konnten auch psychotherapeutische Einzelgespräche<br />
ins Angebot aufgenommen werden. Mediatoren<br />
wurden beigezogen, um Menschen aus fremden Kulturen<br />
dabei zu unterstützen, sich sowohl in der TK als auch im<br />
Alltag zu integrieren.<br />
Tagesbetreuung für ältere und Langzeit-Patienten<br />
Die Eröffnung des Tageszentrums im Jahr 1995 war ein<br />
weiterer wichtiger Schritt. In diesem Rahmen konnte für<br />
ältere und Langzeit-Patienten ein auf sie abgestimmtes Angebot<br />
entwickelt werden. 1998 wurde in Münchenstein die<br />
Tagesklinik für den unteren Kantonsteil eröffnet. Bereits<br />
ein Jahr später war die Nachfrage grösser als das Behandlungsangebot,<br />
so dass 2002 eine Erweiterung erfolgte.<br />
In der Folgeplanung II zum <strong>Psychiatrie</strong>konzept Basel-<br />
Landschaft wurde die psychiatrische Tagesversorgung als<br />
Problembereich erkannt. Der quantitative Bedarf an Angeboten<br />
der Tagesversorgung konnte in den vergangenen<br />
Jahren trotz allen Bemühungen nicht gedeckt werden. Unter<br />
der chefärztlichen Leitung von Dr. med. Alexander Zimmer<br />
wird seit 2006 eine Erhöhung der Krisenbereitschaft<br />
in den Tageskliniken angestrebt. Dies muss mit einem weiteren<br />
Ausbau der tagesklinischen Kapazität einhergehen.<br />
Erst dann können wir Menschen in akuten psychischen<br />
Krisen, wenn die rein ambulante Therapie nicht mehr ausreicht,<br />
eine Alternative zu einer stationären Vollhospitalisation<br />
anbieten. ■<br />
Regina Dubach,<br />
Leiterin Tagesklinik EPD Liestal<br />
7