Ausgabe 15 - Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg

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↘ Kyphoplastie Zement gegen Osteoporosefolgen Dr. Adolf Müller Chefarzt, Klinik für Neurochirurgie Krankenhaus Barmherzige Brüder Etwa 40 Prozent aller über 50-jährigen Frauen haben das Risiko, an Osteoporose – also am verstärkten Knochenabbau – zu erkranken. Folge der Erkrankung sind Brüche der porösen Wirbelkörper, die schon bei geringer Belastung spontan auftreten können – beispielsweise beim Binden der Schuhe, beim Niesen oder beim leichten Ausrutschen. 28
Wurden diese Knocheneinbrüche bis vor einigen Jahren noch konservativ durch das Ruhigstellen der Wirbelsäule mit einem Korsett und durch die Gabe schmerzstillender Medikamente behandelt, so entwickelten Ärzte vor 15 Jahren in Kalifornien mit der sogenannten Kyphoplastie eine minimalinvasive Schlüsselloch-Technik, welche den Betroffenen wieder ein starkes Rückgrat zurückgibt. Wichtigstes Ziel der Kyphoplastie ist es, die häufig unerträglichen Schmerzen der Patienten zu beheben oder wenigstens weitgehend zu lindern. Gleichzeitig gelingt es aber mit dieser Operationsmethode auch, die ursprüngliche Höhe des eingebrochenen Wirbelkörpers wiederherzustellen. Nach der Operation kann der Patient die Wirbelsäule wieder voll belasten und auch der typische Osteoporose- Buckel ist häufig wieder verschwunden. Neue Lebensqualität Nicht nur bei Osteoporose wird das minimalinvasive Operationsverfahren angewendet. Auch Tumorpatienten mit Knochenmetastasen, welche zu Knochenbrüchen führen können, erfahren durch die Kyphoplastie eine deutliche Schmerzlinderung. Die Ballon-Kyphoplastie stellt durch ihre schmerzvermindernde Wirkung die Lebensqualität der Patienten wieder her. Selbst chronische Schmerzpatienten erfahren wieder eine deutliche Mobilität. Nerven entlasten Bei neurochirurgischen Patienten sehen wir häufig auch Betroffene mit einer Kombination aus osteoporotischer Fraktur und Wirbelkanalstenose. Dies erzeugt dann auch eine Einklemmung der Nervenwurzeln. Diese Einklemmung führt neben einer Schmerzausstrahlung in die Beine auch zu einer sogenannten Schaufensterkrankheit mit einer oft drastischen Abnahme der Gehstrecke auf nur wenige Meter. Früher bedeutete dies häufig das Ende der Mobilität. Heute kann durch eine offene Dekompression des Wirbelkanals mit anschließender Kyphoplastie – die sogenannte offene Kyphoplastie – gleichzeitig sowohl eine Entlastung der Nerven als auch eine Stabilisierung eingebrochener Wirbel erreicht werden. Ein eleganter Weg aus einer Sackgasse. Minimalinvasive Technik Während des Eingriffs nimmt der Arzt einen schmalen, ein Zentimeter kurzen Schnitt am Rücken vor. Er schafft dadurch einen sehr dünnen Kanal in den gebrochenen Wirbelknochen. Ein spezieller Ballonkatheter wird durch den Kanal in die Knochenfrakur eingeführt. Der Arzt dehnt den Ballon vorsichtig auf, um die ursprüngliche Höhe des eingesunkenen Wirbelkörpers wiederherzustellen. Der Ballon wird anschließend entfernt und im Wirbelkörper bleibt ein Hohlraum zurück. Dieser wird mit einem speziellen Knochenzement aufgefüllt. Der Zement stützt den Knochen in aufgerichteter Position, stabilisiert den Bruch und hält den Wirbel intakt. Diese Schritte führt der Arzt an beiden Seiten des betroffenen Wirbels durch. ➊ ➋ ➌ ➍ Regensburger Orthopädengemeinschaft 29
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