Staufner Dorfzeitung und amtliches Blatt März 2004 - Staufen
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Der Staufberger 2003 reift heran<br />
Fotos Mi<br />
Der Prachtssommer 2003 wird noch<br />
lange in vieler M<strong>und</strong>e sein – <strong>und</strong> dies<br />
nicht nur verbal. Die hohen Erwartungen<br />
an den Wein, der in diesem herrlichen<br />
Sommer heranreifte, scheinen<br />
sich zu erfüllen. Im Herbst wurde gar<br />
von einem Jahrh<strong>und</strong>ertwein gesprochen.<br />
Der Weinmacher<br />
Nachdem Philipp Rüttimann sich um die<br />
ersten zwei Jahrgänge des Weins der Rebbaugenossenschaft<br />
Staufberg gekümmert<br />
hat, will der junge Rebmeister seine praktischen<br />
Lehrjahre antreten <strong>und</strong> sich fremden<br />
Wind um die Nase wehen lassen.<br />
Die RebbaugenossenschafterInnen fanden<br />
nun in Thomas Lindenmann, Seengen,<br />
einen ausgewiesenen Fachmann, dem sie<br />
im vergangenen Herbst ihr Rebgut anvertrauten.<br />
An einem kalten Novemberabend<br />
konnte sich eine grosse Schar RebgenossInnen<br />
davon überzeugen, dass ihr<br />
Wein in guten Händen ist.<br />
Thomas Lindenmann führt den Betrieb in<br />
zweiter Generation. Erfahrungen <strong>und</strong><br />
seine f<strong>und</strong>ierten Kenntnisse werden zur<br />
Symbiose, die erstklassige Produkte hervorbringt<br />
– die Herstellung seines Weines<br />
erfährt stetige Verfeinerung.<br />
Regent 2003<br />
«Es ist nichts Gutes in den Stielen» sagt<br />
Thomas Lindenmann. Ihre Bitterstoffe<br />
würden dem Wein schaden, also werden<br />
die Beeren vor dem Pressen von den Stielen<br />
befreit. Im Gärbottich werden sie mit<br />
Hilfe von einer ausgewogenen Mischung<br />
von Weinsäure <strong>und</strong> Hefe auf 20-25°<br />
Oechsle gegoren <strong>und</strong> dann nach 3-5<br />
Tagen abgepresst. Die Maische wird auf<br />
28° Celsius erwärmt, damit sich die Bakterien<br />
optimal entwickeln können.<br />
Der Regent ist besonders subtil zu behandeln.<br />
Bei zu tiefer Temperatur entwickeln<br />
sich die Bakterien nicht im richtigen Verhältnis<br />
oder es kann eine fehlerhafte Entwicklung,<br />
der «Bock», auftreten. Bei Temperaturen<br />
über 30° Celsius wiederum<br />
könnten die Aromen, die dem Regent<br />
eigen sind «verbrennen» <strong>und</strong> den Wein<br />
seiner Besonderheit berauben. Für seine<br />
Entwicklung braucht junger Wein viel<br />
Sauerstoff. Dies wird durch umziehen von<br />
einem Fass in ein anderes erreicht. Das<br />
ausgewogene Gemisch Zucker (1 1 ⁄2 Kilo auf<br />
100 Liter Wein) <strong>und</strong> Weinsäure (7 Gramm<br />
auf dieselbe Menge) führt zu einem optimalen<br />
Ergebnis.<br />
In Stahltanks reift der Staufberger Regent<br />
2003 heran. Aus der Ernte 2003 werden<br />
gesamthaft ca. 1'000 Liter hervorgehen.<br />
Thomas Lindenmann lässt seine <strong>Staufner</strong><br />
Gäste ihren Regent kosten. Dieser leuchtet<br />
purpurrot im Glas. Noch ist er ungestüm,<br />
verspielt – ein pubertierender Junge<br />
halt. In die Nase steigt ein Duft von Pfeffer<br />
<strong>und</strong> Cassis. Die RebbaugenossInnen<br />
nehmen einen Schluck, lassen den Wein<br />
über Zunge <strong>und</strong> Gaumen schmeicheln,<br />
begleiten ihn durch die Kehle <strong>und</strong> sind<br />
zufrieden. Es wird ein guter Wein, davon<br />
sind sie überzeugt. «Der Wein hält sich<br />
gut» meint der Fachmann, «er sollte in<br />
der Flasche mindestens 4 Jahre lagern,<br />
um seine optimale Reife zu erreichen.»<br />
Der Weinbaubetrieb<br />
Nun kredenzt der Weinmacher den Gästen<br />
seine eigenen Brestenberger-Erzeugnisse.<br />
Der Riesling x Sylvaner, der anfangs seiner<br />
zweiten Gärung steht, m<strong>und</strong>et frisch wie<br />
ein junger Morgen. Noch ist er trüb, noch<br />
zeigt er einen Anflug von herbstlichen<br />
Freuden, aber er verspricht hohe Qualität.<br />
Ein Chardonnay wird gekostet, der reich<br />
<strong>und</strong> fruchtig den Gaumen verwöhnt. Der<br />
Seenger Blauburg<strong>und</strong>er ist r<strong>und</strong> <strong>und</strong> harmonisch,<br />
mit kräftigem Abgang – ein ehrlicher<br />
erfreulicher Wein. Auch der Brestenberger<br />
Regent 2002 m<strong>und</strong>et vorzüglich.<br />
Er ist voll <strong>und</strong> fruchtig in der Nase. Manche<br />
Fachleute nennen ihn einen «Bluffer»,<br />
weil er der Nase mehr verspricht, als er in<br />
der Kehle zu halten vermag. Ein Zusatz<br />
von Blauburg<strong>und</strong>er – nicht über 10% – ist<br />
durchaus zulässig <strong>und</strong> steigert oft die<br />
Qualität des Regent.<br />
Der Barrique-Ausbau des Blauburg<strong>und</strong>ers<br />
verlangt eine Auslese des Traubengutes.<br />
Thomas Lindenmann lässt den Wein<br />
während eines Jahres im Eichenfass reifen<br />
<strong>und</strong> schafft auf diese Weise einen besonderen<br />
Wein. – Ein Brestenberger Dessertwein,<br />
gekeltert aus auserlesenen Riesling<br />
x Sylvaner Trauben r<strong>und</strong>et einen Abend<br />
voller Überraschungen ab.<br />
Die Weinstube der Kellerei Lindenmann<br />
mag schon manche Gesellschaft beherbergt<br />
haben. Die Degustation verschiedener<br />
Weine, ein oder zwei Stücke herzhaften<br />
Speckbrotes <strong>und</strong> gute Gespräche in<br />
fröhlicher Gesellschaft – ein kalter<br />
Novemberabend wird zu einem kleinen<br />
Fest.<br />
– vs –<br />
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