5/2002 SAC SEKTION AM ALBIS - SAC Sektion Albis
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Oft spüre ich, dass es Grenzen gibt, in welche<br />
mich andere einzuzwängen versuchen.<br />
Ich fühle, dass die Grenzen anderer nicht die<br />
meinen sind. Oder ich entdecke, dass sich<br />
meine Grenzen verschoben haben. Was für<br />
gestern galt wird sich morgen verändern. Es<br />
ist notwendig, die Zäune in Frage zu stellen,<br />
so bleiben wir wach und offen und bereit<br />
für Erweiterungen. Ab und zu stelle ich die<br />
Grenzregeln, die Grenzvorschriften in Frage.<br />
Schleiche mich unter dem Schlagbaum durch,<br />
zwicke den Draht entzwei, überklettere die<br />
Steinmauer. Gibt es etwas Schöneres als Unüberwindbares<br />
zu überwinden? Die Verantwortung<br />
dafür trage nur ich allein.<br />
Die Verständigung mit den Menschen suchen.<br />
Nichts überwindet Grenzen so sehr<br />
wie dies. Und nichts ist schwerer! Unwissenheit<br />
über einander trennt uns, Blockaden<br />
im Zuhören und Mitteilen, das Unvermögen,<br />
in des anderen Schuhen gehen zu<br />
können. Sein wirkliches Wesen bleibt uns<br />
fremd. Wie lassen sich verhärtete Grenzen<br />
aufweichen, wenn wir nicht zu Grenzjägern<br />
werden? Die Sehnsucht treibt uns vergeblich<br />
zur Vollkommenheit. Wir sind uns doch alle<br />
so ähnlich – zum Trost!<br />
Ich blicke wieder zum Grat hinüber. Es muss<br />
nicht unbedingt sein, obwohl . . . , vielleicht<br />
bestehen die Grenzen ja erst im Kopf! Da<br />
kommt mir eine andere Idee: Ich könnte<br />
Wohnkultur<br />
demnächst einmal als Grenzgängerin um<br />
meine Gemeinde wandern – jetzt im Blust.<br />
Ist doch auch etwas und ich werde bestimmt<br />
nicht frieren dabei.<br />
Von Herzen wünsche ich euch allen einen<br />
sonnigen und warmen Mai. Christine<br />
Das weisse Spitzchen<br />
Ein blendendes Spitzchen blickt über den Wald,<br />
das ruft mich, das zieht mich, das tut mir Gewalt:<br />
«Was schaffst du noch unten im Menschengewühl?<br />
Hier oben ist’s einsam! Hier oben ist’s kühl!<br />
Der See mir zu Füssen hat heut sich enteist,<br />
er kräuselt sich, flutet, er wandert, er reist,<br />
die Moosbank des Felsens ist dir schon bereit,<br />
von ihr ist’s zum ewigen Schnee nicht mehr weit!»<br />
Das Spitzchen, es ruft mich, sobald ich erwacht,<br />
am Mittag, am Abend, im Traum noch der Nacht.<br />
So komm ich denn morgen; nun lass mich in Ruh!<br />
Erst schliess ich die Bücher, die Schreine noch zu.<br />
Leis wandelt in Lüften ein Herdegeläut:<br />
«Lass offen die Truhen! Komm lieber noch heut!»<br />
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