Hohlkastenträger in Holz-Beton-Verbundbauweise - Quadriga
Hohlkastenträger in Holz-Beton-Verbundbauweise - Quadriga
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<strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundkonstruktion<br />
–48–<br />
4/2011<br />
<strong>Hohlkastenträger</strong> <strong>in</strong> <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-<strong>Verbundbauweise</strong><br />
Teil 1: Kurzzeittragverhalten<br />
Beim Entwurf von Tragstrukturen mit größeren Spannweiten<br />
oder vergleichsweise hohen Belastungen ist <strong>in</strong> der Regel das<br />
Kriterium der Gebrauchstauglichkeit bemessungsrelevant.<br />
<strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundtragwerke, die als Rippen- oder Plattenkonstruktionen<br />
ausgeführt werden, stellen aufgrund ihres im<br />
Vergleich zu massiven Stahlbetontragwerken reduzierten Eigengewichts<br />
e<strong>in</strong>e gute Ausführungsmöglichkeit für den Werkstoff<br />
<strong>Holz</strong> nutzende Tragsysteme mit Spannweiten bis ca.<br />
10,0 m dar. Ergänzend zu diesen Ausführungsvarianten wurde<br />
für größere Spannweiten an der MPA Wiesbaden [1] e<strong>in</strong>e<br />
Hohlkastenkonstruktion <strong>in</strong> <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-<strong>Verbundbauweise</strong> untersucht.<br />
Im Rahmen der praktischen Untersuchungen wurden<br />
zwei baugleiche Prototypen e<strong>in</strong>es <strong>Hohlkastenträger</strong>s <strong>in</strong> <strong>Holz</strong>-<br />
<strong>Beton</strong>-<strong>Verbundbauweise</strong> mit Spannweiten von ca. 10 m erstellt<br />
und <strong>in</strong> Kurzzeit- und Langzeitversuchen geprüft. Das<br />
Traglastverhalten der <strong>Hohlkastenträger</strong> aus den beiden Versuchen<br />
konnte anschließend mittels Stabwerksprogrammen<br />
nachmodelliert werden. Der folgende Beitrag stellt das Untersuchungsprogramm<br />
vor und zeigt die Ergebnisse des Kurzzeitbiegeversuchs.<br />
In dem 2. Teil dieses Beitrags wird anschließend<br />
auf die Modellierung der Träger sowie das Langzeittragverhalten<br />
e<strong>in</strong>gegangen.<br />
Autoren<br />
Dipl.-Ing. Oliver Bletz-Mühldorfer<br />
Prof. Dr.-Ing. Leander Bathon<br />
Hochschule Rhe<strong>in</strong>Ma<strong>in</strong><br />
Fachbereich Architektur und<br />
Bau<strong>in</strong>genieurwesen<br />
Institut für Baustoffe und<br />
Konstruktion<br />
Materialprüfanstalt für Bauwesen<br />
(MPA) Wiesbaden<br />
Prüfkörper<br />
Die beiden Biegeträger besaßen<br />
jeweils e<strong>in</strong>e Gesamtlänge<br />
von 10,02 m, e<strong>in</strong>e Breite<br />
von 96 cm sowie e<strong>in</strong>e Gesamthöhe<br />
von 34 cm. Sie bestanden<br />
aus <strong>in</strong> der Zugzone<br />
angeordneten Brettschichtholzplatten<br />
(GL24h) und oben<br />
liegenden <strong>Beton</strong>querschnitten<br />
(C45/55). Zur Reduzierung des<br />
Eigengewichts war die <strong>Beton</strong>platte<br />
nicht massiv ausgeführt,<br />
sondern mit Dämmstoffplatten<br />
aus Polystyrol<br />
versehen. Die Kopplung der<br />
Teilquerschnitte <strong>Holz</strong> und <strong>Beton</strong><br />
erfolgte mittels HBV-<br />
Schubverb<strong>in</strong>der gemäß abZ<br />
9.1-557 [2]. <strong>Holz</strong>seitig wurden<br />
sie hierzu mit e<strong>in</strong>em zweikomponentigen<br />
Klebstoffsys -<br />
tem e<strong>in</strong>geklebt, während betonseitig<br />
die Verankerung<br />
durch das E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den <strong>in</strong> den<br />
Frischbeton erfolgte. Die<br />
HBV-Schubverb<strong>in</strong>der waren<br />
über die Trägerlänge <strong>in</strong> zwei<br />
äußeren durchgehenden und<br />
e<strong>in</strong>er mittleren aufgelösten<br />
Reihe angeordnet. In den oberen<br />
Teil der <strong>Beton</strong>platte wurde<br />
e<strong>in</strong>e konstruktive Mattenbewehrung<br />
Q188A e<strong>in</strong>gelegt.<br />
Die <strong>Beton</strong>stege waren gleichzeitig<br />
mit auf Abstandhaltern<br />
angeordneten Bügelkörben<br />
versehen. Zusätzlich lagen im<br />
unteren Bereich der <strong>Beton</strong>stege<br />
noch jeweils 2 Stabstahlbewehrungen<br />
mit Durchmessern<br />
von 20 mm. Um Verformungen<br />
<strong>in</strong>folge des Eigengewichts<br />
auszugleichen wurden<br />
die Prüfkörper mit e<strong>in</strong>er<br />
parabelförmigen Überhöhung<br />
von jeweils 3,3 cm hergestellt.<br />
Die Bilder 1 bis 4 zeigen die<br />
entsprechenden Darstellungen<br />
der Träger während der Herstellung.<br />
In den Bildern 5 und<br />
6 s<strong>in</strong>d Querschnitte des Trägers<br />
dargestellt.<br />
Tabelle 1 zeigt die Zusammenstellung<br />
der Eigenlasten<br />
des Trägers. Wie deutlich<br />
wird, bestand der Träger aus<br />
unterschiedlichen Abschnitten.<br />
Insgesamt berechnet sich<br />
das Trägereigengewicht zu<br />
47,23 kN. Bezogen auf die<br />
Grundfläche des Trägers von<br />
0,96 m x 10,02 m ergab sich<br />
hieraus e<strong>in</strong>e Flächenlast von<br />
4,91 kN/m 2 .<br />
Versuchsaufbau,<br />
Messtechnik und Versuchsdurchführung<br />
Der <strong>Hohlkastenträger</strong> wurde<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>es 4-Punkt-<br />
Kurzzeitbiegeversuchs getes -<br />
tet. Die Laste<strong>in</strong>leitung <strong>in</strong> den<br />
Träger erfolgte jeweils 1,30 m<br />
neben der Trägermitte über<br />
zwei auf der Oberseite der Be-<br />
Abb. 1:<br />
Träger während der Herstellung. In<br />
die Brettschichtholzplatte s<strong>in</strong>d die<br />
HBV-Schubverb<strong>in</strong>der bereits e<strong>in</strong>geklebt.<br />
Zudem ist die Bügelkorbbewehrung<br />
angeordnet.<br />
Abb. 2:<br />
Aufgebrachte Polystyrolblöcke reduzieren<br />
das Eigengewicht des Trägers.
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<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Abb. 3:<br />
Die Mattenbewehrung ist aufgelegt.<br />
Zudem s<strong>in</strong>d bereits die Schalbretter<br />
angebracht. Der <strong>Beton</strong> kann im nächs -<br />
ten Arbeitsschritt e<strong>in</strong>gefüllt werden.<br />
Abb. 4:<br />
Träger nach dem E<strong>in</strong>füllen des <strong>Beton</strong>s.<br />
tonplatte <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Mörtelbett<br />
aufgesetzte Stahlträger. Beide<br />
Stahlträger erfuhren e<strong>in</strong>e<br />
gleichförmige Belastung durch<br />
e<strong>in</strong> darüber auf Rollenlagern<br />
liegendes stählernes Längsprofil<br />
HE-B 300, <strong>in</strong> das se<strong>in</strong>erseits<br />
die Prüflast durch den<br />
Kraftkolben der hydraulisch<br />
gesteuerten Prüfmasch<strong>in</strong>e<br />
zentrisch e<strong>in</strong>gebracht wurde.<br />
An beiden Enden des Biegeträgers<br />
war jeweils an die Unterseite<br />
des Brettschichtholzelements<br />
e<strong>in</strong>e Stahlplatte mit<br />
e<strong>in</strong>er Breite von 16 cm angeschraubt.<br />
Die Auflagerung des<br />
Versuchsträgers erfolgte über<br />
diese beiden Stahlplatten, wobei<br />
zusätzliche Sonderbauteile<br />
bestehend aus Stahlw<strong>in</strong>keln<br />
mit aufgeschweißter Stahlplatte<br />
auf den <strong>Beton</strong>widerlagern<br />
angeordnet wurden. Infolge<br />
der e<strong>in</strong>gesetzten Stahlplatten<br />
ergab sich e<strong>in</strong> Überstand<br />
an den stirnseitigen Enden<br />
des Biegeträgers von jeweils<br />
8 cm. Daraus berechnete<br />
sich die statische Systemlänge<br />
zu 9,86 m.
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<strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundkonstruktion<br />
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Ø 20<br />
Abb. 5:<br />
Querschnitt des Versuchsträgers im<br />
Bereich e<strong>in</strong>es Abschnitts mit 2 <strong>Beton</strong>stegen<br />
(aus [1]).<br />
Ø 20 Ø 10<br />
Abb. 6:<br />
Querschnitt des Versuchsträgers im<br />
Bereich e<strong>in</strong>es Abschnitts mit 3 <strong>Beton</strong>stegen<br />
(aus [1]).<br />
Ø 20<br />
Tabelle 1: Berechnung des Eigengewichts des <strong>Hohlkastenträger</strong>s (aus [1]).<br />
Material Breite Höhe Länge Dichte Last<br />
[-] [m] [m] [m] [kN/m³] [kN]<br />
<strong>Beton</strong><br />
Ø 20<br />
0,96 0,12 10,02 25,00 28,86<br />
0,96 0,12 10,32 25,00 20,92<br />
0,36 0,12 15,70 25,00 26,16<br />
0,54 0,12 14,00 25,00 26,48<br />
<strong>Holz</strong> 0,96 0,10 10,02 25,00 24,81<br />
Summe 47,23<br />
Abb. 7:<br />
Versuchsaufbau, Messtechnik und<br />
Versuchsdurchführung<br />
Während der Versuchsdurchführung<br />
wurde die Kolbenkraft<br />
über den angeschlossenen<br />
Messcomputer automatisch<br />
erfasst. Über die Applikation<br />
von <strong>in</strong>duktiven Wegaufnehmern<br />
wurden zudem<br />
die Durchbiegung des Biegeträgers<br />
<strong>in</strong> Feldmitte sowie die<br />
Relativverschiebungen zwischen<br />
den Teilquerschnitten<br />
<strong>Holz</strong> und <strong>Beton</strong> gemessen.<br />
Insgesamt 12 <strong>in</strong>duktive Wegaufnehmer<br />
kamen während<br />
des Versuchs zum E<strong>in</strong>satz.<br />
Die Versuchsdurchführung<br />
fand <strong>in</strong> Anlehnung an DIN<br />
26891:1991 statt. Bei der Def<strong>in</strong>ition<br />
des Lastregimes wurde<br />
aufgrund der durchgeführten<br />
Vorbemessung bei der Konstruktion<br />
des Biegeträgers von<br />
e<strong>in</strong>er geschätzten Bruchlast<br />
von F est = 300 kN ausgegangen.<br />
Für das 40%-Niveau lag<br />
daher e<strong>in</strong>e Last von 120 kN<br />
vor, während das angefahrene<br />
10%-Niveau bei 30 kN lag.<br />
Die Lastaufbr<strong>in</strong>gung erfolgte<br />
zu Versuchsbeg<strong>in</strong>n kraftgesteuert<br />
mit Zuwachsraten von<br />
60 kN/m<strong>in</strong>. Ab e<strong>in</strong>em Lastniveau<br />
von 70% der geschätzten<br />
Bruchlast wurde der Traglastversuch<br />
weggesteuert mit<br />
Zuwachsraten von 10 mm/m<strong>in</strong><br />
bis zum Bruch weitergeführt.<br />
Versuchsergebnisse<br />
In Bild 9 ist das Kraft-<br />
Durchbiegungs-Diagramm des<br />
Biegeträgers dargestellt. Die<br />
Durchbiegung des Trägers<br />
verlief von Beg<strong>in</strong>n des Versuchs<br />
an nahezu l<strong>in</strong>ear. Es lag<br />
e<strong>in</strong> Verformungsanstieg von<br />
ca. 1 cm bei e<strong>in</strong>er Kraftzunahme<br />
von ca. 37 kN vor. Es<br />
wurde deutlich, dass nach der<br />
Entlastung auf das 10%-Niveau<br />
e<strong>in</strong>e größere Verformung<br />
(f 10%,2 = 1,15 cm) als bei der<br />
Erstbelastung (f 10%,1 = 0,81 cm)<br />
auftrat. Hier kam es zu e<strong>in</strong>er<br />
bleibenden plastischen Verformung<br />
<strong>in</strong> Höhe von f pl =<br />
0,34 cm <strong>in</strong>nerhalb der Konstruktion.<br />
Der Biegeträger erreichte<br />
bei der anschließenden<br />
Wiederbelastung bei e<strong>in</strong>er<br />
Kolbenkraft von 257,52 kN<br />
se<strong>in</strong> Maximum. Zu diesem<br />
Zeitpunkt wurde <strong>in</strong> Feldmitte<br />
e<strong>in</strong>e Durchbiegung von f =<br />
9,60 cm gemessen. Nach Erreichen<br />
des Kolbenkraftmaximums<br />
trat e<strong>in</strong> Lastabfall e<strong>in</strong>,<br />
woraufh<strong>in</strong> der Versuch manuell<br />
abgebrochen wurde. Bild<br />
10 zeigt ergänzend zu dieser<br />
Beschreibung e<strong>in</strong>e Detailaufnahme<br />
des Biegeträgers mit<br />
den sich e<strong>in</strong>stellenden Verformungen<br />
<strong>in</strong>folge der aufgebrachten<br />
Belastung während<br />
des Traglastversuchs.<br />
Das Versagensbild am Biegeträger<br />
stellte sich äußerlich<br />
durch mehrere Vertikalrisse <strong>in</strong><br />
der <strong>Beton</strong>platte zwischen den<br />
Auflager- und Laste<strong>in</strong>leitungspunkten<br />
dar (Bild 11).<br />
Weiterh<strong>in</strong> traten mehrere Vertikalrisse<br />
im <strong>Beton</strong> unterhalb<br />
der stählernen Laste<strong>in</strong>leitungsträger<br />
auf. Der Brettschichtholzträger<br />
wies selbst<br />
ke<strong>in</strong>e äußeren Beschädigungen<br />
auf. Zur genauen Ermittlung<br />
der Versagensursache<br />
wurde im Bereich der rechten<br />
Auflagerung die <strong>Beton</strong>platte<br />
auf e<strong>in</strong>er Länge von 380 cm<br />
(entspricht <strong>in</strong> etwa dem Abstand<br />
von der Auflagerung bis<br />
zur Laste<strong>in</strong>leitung) vom Träger<br />
abgestemmt (Bild 12).<br />
Hierbei wurde ersichtlich, dass<br />
die HBV-Schubverb<strong>in</strong>dern <strong>in</strong><br />
der Kontaktfuge zwischen<br />
<strong>Holz</strong> und <strong>Beton</strong> sehr stark<br />
verformt waren. Die Deformationen<br />
der Streckmetalle waren<br />
an der Auflagerung am<br />
Stärksten ausgeprägt. Die auf<br />
Zug beanspruchten Diagonalen<br />
der Streckmetalle waren <strong>in</strong><br />
diesem Bereich sogar gerissen.<br />
Das verwendete Klebstoffsystem<br />
wies dagegen ke<strong>in</strong>e signifikanten<br />
äußeren Bee<strong>in</strong>trächtigungen<br />
auf.<br />
Aufgrund der vorliegenden<br />
Ergebnisse kann auf folgendes<br />
Traglastverhalten geschlossen<br />
werden:<br />
• Infolge der äußeren Belas -<br />
tung des Biegeträgers stie-
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4/2011 –51–<br />
<strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundkonstruktion<br />
Abb. 8:<br />
Biegeträger vor der Versuchsdurchführung.<br />
gen die Verformungen <strong>in</strong><br />
Feldmitte nahezu l<strong>in</strong>ear bis<br />
zu e<strong>in</strong>er Last von ca. 200 kN<br />
an.<br />
• Ab diesem Lastniveau g<strong>in</strong>g<br />
die Last-Verformungs-Kurve<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en flacher geneigten<br />
Abschnitt über, der durch<br />
überproportionale Verformungszunahmen<br />
gekennzeichnet<br />
ist. Zu diesem Zeitpunkt<br />
nahmen die Relativverschiebungen<br />
zwischen<br />
den Teilquerschnitten <strong>Holz</strong><br />
und <strong>Beton</strong> ebenfalls überproportional<br />
zu.<br />
• Die Verformungszunahmen<br />
waren auf das Verformungsverhalten<br />
der HBV-Schubverb<strong>in</strong>der<br />
zurückzuführen.<br />
Es zeigte sich, dass sich die<br />
Anzeige<br />
Kolbenkraft F [kN]<br />
280,00<br />
260,00<br />
240,00<br />
220,00<br />
200,00<br />
180,00<br />
160,00<br />
140,00<br />
120,00<br />
100,00<br />
80,00<br />
60,00<br />
40,00<br />
20,00<br />
0,00<br />
0,00 1,00 2,00 3,00 4,00 5,00 6,00 7,00 8,00 9,00 10,00<br />
Durchbiegung <strong>in</strong> Feldmitte f [cm]<br />
Abb. 9:<br />
Last-Verformungs-Diagramm des<br />
Biegeträgers (aus [1]).<br />
Abb. 10:<br />
Biegeträger während des Kurzzeittraglastversuchs.<br />
Zugdiagonalen der Streckmetalle<br />
sowohl im Bereich<br />
der Auflagerung als auch im<br />
Bereich zur Trägermitte h<strong>in</strong><br />
stark verformten.<br />
• Im Bereich der rechten Auflagerung<br />
waren die Relativverschiebungen<br />
so ausgeprägt,<br />
dass sie nach e<strong>in</strong>em<br />
langen Fließen (Duktilität)<br />
zu örtlichen Durchrissen der<br />
Zugdiagonalen führten.<br />
Dies wurde ebenfalls an<br />
den Relativverschiebungen<br />
der <strong>in</strong>duktiven Wegaufnehmer<br />
deutlich, die <strong>in</strong> diesem<br />
Bereich Messwerte von<br />
ca. 2 mm aufwiesen.<br />
• Der Riss der Streckmetalle<br />
<strong>in</strong> der Kontaktfuge zwischen<br />
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<strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundkonstruktion<br />
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4/2011<br />
• Die Durchrisse der Zugdiagonalen<br />
der Streckmetalle<br />
am Auflager A verursachten<br />
e<strong>in</strong> lokales Versagen des<br />
Biegeträgers. Das globale<br />
Versagen des Biegeträgers<br />
ist dagegen nicht e<strong>in</strong>getreten.<br />
Hierfür wäre noch e<strong>in</strong>e<br />
Riss der Druckdiagonalen<br />
der Streckmetalle erforderlich<br />
gewesen, der die Verbundwirkung<br />
des Prüfträgers<br />
lokal komplett aufgehoben<br />
hätte.<br />
Systemkennwerte<br />
Durch Umformung und e<strong>in</strong>e<br />
Differenzbetrachtung erhält<br />
man die effektive Biegesteifigkeit<br />
EI eff nach Gleichung 2,<br />
wobei DF e<strong>in</strong>e beliebige Kraftdifferenz<br />
im elastischen Verformungsbereich<br />
des Prüfkörpers<br />
sowie Df die der Kraftdifferenz<br />
entsprechende Durchbiegung<br />
<strong>in</strong> der Mitte des Prüfkörpers<br />
darstellt.<br />
F<br />
a 2 2<br />
EIeff<br />
I (3l 4a )<br />
24 f<br />
Gleichung 2: Berechnung der effektiven<br />
Biegesteifigkeit (aus [1]).<br />
Abb. 11:<br />
Detailbetrachtung nach dem Versuch<br />
mit deutlichen Rissbildungen im<br />
Bereich der <strong>Beton</strong>stege.<br />
Abb. 12:<br />
Örtliche Öffnung des Trägers nach<br />
dem Traglastversuch mit e<strong>in</strong>em Freilegen<br />
der äußeren HBV-Schubverb<strong>in</strong>derreihe.<br />
Abb. 13:<br />
Detailaufnahme der freigelegten HBV-<br />
Schubverb<strong>in</strong>der. Rissbildungen der auf<br />
Zug beanspruchten Diagonalen der<br />
HBV-Schubverb<strong>in</strong>der als Versagensursache.<br />
punkt und der Auflagerung<br />
A führte zu e<strong>in</strong>er wesentlichen<br />
Verr<strong>in</strong>gerung der Verbundwirkung<br />
zwischen den<br />
Teilquerschnitten <strong>Holz</strong> und<br />
<strong>Beton</strong>.<br />
• Die daraufh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>tretende<br />
Lastumlagerung <strong>in</strong>nerhalb<br />
des Trägers führte zu e<strong>in</strong>er<br />
höheren Biegebeanspruchung<br />
der Teilquerschnitte<br />
<strong>Holz</strong> und <strong>Beton</strong>. Die Biegezugbeanspruchung<br />
<strong>in</strong> den<br />
unteren Bereichen der <strong>Beton</strong>stege<br />
wurde so groß,<br />
dass der <strong>Beton</strong> örtliche Rissbildungen<br />
aufwies. Der <strong>Beton</strong><br />
g<strong>in</strong>g vom Zustand I <strong>in</strong><br />
den Zustand II über.<br />
Aus dem <strong>in</strong> Bild 9 dargestellten<br />
Last-Verformungs-<br />
Diagramm lässt sich die effektive<br />
Biegesteifigkeit EI eff des<br />
HBV-<strong>Hohlkastenträger</strong>s ermitteln.<br />
Herangezogen wird hierfür<br />
der Bereich der Arbeitsl<strong>in</strong>ie,<br />
bei dem e<strong>in</strong> l<strong>in</strong>ear elastisches<br />
Last-Verformungs-Verhalten<br />
vorliegt. Als Grenzlast<br />
für den l<strong>in</strong>ear elastischen Bereich<br />
wird e<strong>in</strong>e Kolbenkraft<br />
von F el = 200 kN abgelesen.<br />
Die zugehörige Verformung<br />
beträgt f el = 6,66 cm. Grundsätzlich<br />
besteht die Möglichkeit,<br />
die effektive Biegesteifigkeit<br />
vor oder nach dem<br />
Durchlaufen der Hystereseschleife<br />
zu bestimmen. Infolge<br />
des steileren Anstieges der Arbeitsl<strong>in</strong>ie<br />
nach dem Durchlaufen<br />
der Hystereseschleife s<strong>in</strong>d<br />
die effektiven Biegesteifigkeiten<br />
<strong>in</strong> diesem Fall höher.<br />
Für e<strong>in</strong>en durch zwei symmetrisch<br />
angeordnete E<strong>in</strong>zellasten<br />
beanspruchten E<strong>in</strong>feldträger<br />
berechnet sich die Verformung<br />
<strong>in</strong> Feldmitte nach<br />
Gleichung 1, wobei mit l die<br />
Stützweite des Trägers bezeichnet<br />
wird sowie a den<br />
Abstand zwischen Auflagerung<br />
und Laste<strong>in</strong>leitung darstellt.<br />
F a 2 2<br />
f (3l 4a )<br />
24 EIeff<br />
Gleichung 1: Berechnung der Durchbiegung<br />
(aus [1]).<br />
Es werden exemplarisch<br />
Ablesungen vorgenommen,<br />
die zu Last<strong>in</strong>tervallen von<br />
DF 40 kN führen. Die effektiven<br />
Biegesteifigkeiten werden<br />
gemäß Gleichung 2 berechnet.<br />
Die Ergebnisse dieser<br />
Berechnungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Tabelle<br />
2 dargestellt.<br />
Für den Bereich vor Durchlaufen<br />
der Hystereseschleife<br />
(Erstbelastung) ergibt sich<br />
e<strong>in</strong>e effektive Biegesteifigkeit<br />
von EI eff = 539.419.386<br />
kNcm 2 . Die effektive Biegesteifigkeit<br />
nach Durchlaufen<br />
der Hystereseschleife (Wiederbelastung)<br />
liegt mit EI eff =<br />
574.238.213 kNcm 2 erwartungsgemäß<br />
ger<strong>in</strong>gfügig höher.<br />
<br />
Literaturverzeichnis<br />
[1] Bletz-Mühldorfer, O.: „Beitrag<br />
zur Entwicklung von <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundkonstruktionen<br />
mit e<strong>in</strong>geklebten<br />
Streckmetallen“, Dissertation <strong>in</strong> Arbeit,<br />
Technische Universität Darmstadt,<br />
Institut für Stahlbau und Werkstoffmechanik<br />
[2] Deutsches Institut für Bautechnik:<br />
„Allgeme<strong>in</strong>e bauaufsichtliche Zulassung<br />
Z-9.1-557; <strong>Holz</strong>-<strong>Beton</strong>-Verbundsystem<br />
mit e<strong>in</strong>geklebten HBV-<br />
Schubverb<strong>in</strong>dern“, 2010<br />
Tabelle 2: Berechung der effektiven Biegesteifigkeit des <strong>Hohlkastenträger</strong>s (aus [1]).<br />
Zeitpunkt F 1 F 2 DF f 1 f 2 Df EI eff<br />
[-] [kN] [kN] [kN] [mm] [mm] [mm] [kNcm²]<br />
Erstbelastung 20,09 60,03 39,94 11,04 37,80 26,76 539.419.386<br />
Wiederbelastung 30,18 70,14 39,96 20,06 45,21 25,15 574.238.213