Anmerkungen zum Totentanz von Distler - Musik
Anmerkungen zum Totentanz von Distler - Musik
Anmerkungen zum Totentanz von Distler - Musik
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
1. Einleitung: Leben und Werk Hugo <strong>Distler</strong>s im Überblick<br />
1.1 Kindheit und Jugend in Nürnberg<br />
Hugo <strong>Distler</strong> wurde vor 100 Jahren, am 24.06.1908 in Nürnberg, als außerehelicher<br />
Sohn der Modistin Helene <strong>Distler</strong> und des Maschinenbauingenieurs August Louis Gotthilf<br />
Roth, eines Stuttgarter Fabrikanten, geboren. Seine Mutter heiratete 1912 den<br />
Deutschamerikaner Anthony Meter und folgte diesem nach Chicago. Sie kehrte 1919,<br />
nach dessen Tode, in das Haus ihrer Eltern zurück. Diese hatten Hugos Adoption<br />
durch Anthony Meter nicht zugestimmt. Er blieb deshalb 1912 in Deutschland und<br />
wuchs bei seinen Großeltern auf. Einige Quellen sprechen da<strong>von</strong>, dass er dort wenig<br />
Liebe und Freude erfuhr, andere wiederum, dass die Großeltern das Kind liebevoll annehmen<br />
und aufziehen. Sicher ist, dass die Großeltern ihm den Besuch des Gymnasiums<br />
ermöglichten und seine musikalische Begabung förderten, die sich bereits im frühen<br />
Alter zeigte. Sie ließen ihm Unterricht im Klavierspiel bei Carl Dupont erteilen, der<br />
eine Klavierschule in Nürnberg betrieb und in <strong>Musik</strong>theorie bei Erich Rohde 1) . Carl Dupont<br />
bot Hugo einen gründlichen <strong>Musik</strong>unterricht. Außerdem weckte, vertiefte und festigte<br />
er Hugos Frömmigkeit durch „oft stundenlange Gespräche über den Sinn des Lebens<br />
und die letzten Dinge des Menschen“. Nach dem Tode der Großmutter musste<br />
der Unterricht aus finanziellen Gründen aufgegeben werden, was dazu führte, dass<br />
Hugo die Aufnahmeprüfung am Nürnberger Städtischen Konservatorium nicht bestand.<br />
Carl Dupont setzte daraufhin die Ausbildung Hugos fort, ohne ein Honorar zu verlangen.<br />
Das Städtische Konservatorium lehnte Hugo insgesamt dreimal bei Bewerbungen<br />
auf eine Freistelle ab, jedes Mal angeblich wegen mangelnder Begabung. Es kränkte<br />
den sensiblen Jungen sehr, dass der wahre Grund für die Ablehnungen höchstwahrscheinlich<br />
seine außereheliche Herkunft war. Seine wohl eher unglückliche Kindheit<br />
mag auch eine der Wurzeln für seine später immer wieder durchbrechende Lebensangst<br />
gewesen sein.<br />
1 Rhode, Erich (1870 -1950), Komponist und <strong>Musik</strong>kritiker in Nürnberg – Schöpfer <strong>von</strong> Liedern, Chören, Klavierwerken,<br />
Kammermusik und Orchesterwerken sowie Verfasser <strong>von</strong> <strong>Musik</strong>-Kritiken<br />
D:\Neu-ab-2005\Privat\<strong>Musik</strong>alisches\<strong>Distler</strong>\Entwurf.doc<br />
3