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Anmerkungen zum Totentanz von Distler - Musik

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auch inhaltliche Veränderungen vorgenommen wurden. Zum Beispiel wurden Figuren<br />

vertauscht, um einer gewandelten Rangordnung Rechnung zu tragen. 1588 begann<br />

der Kirchenmaler Sylvester <strong>von</strong> Zwolle damit, die ersten 22 Figuren durch Kopien zu<br />

ersetzen. 1657 folgten weitere Ausbesserungsarbeiten.<br />

Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts wird in Reval, dem heutigen Tallinn, ein <strong>Totentanz</strong><br />

nachgewiesen, <strong>von</strong> dem uns ein Fragment (etwa ein Viertel, die restlichen drei<br />

Viertel sind verschollen) <strong>von</strong> etwa 9m Länge erhalten geblieben ist, das aufgrund stilistischer<br />

Merkmale ebenfalls Bernt Notke zugeschrieben wird. In der Fachliteratur ist<br />

nicht eindeutig geklärt, ob es sich bei dem Revaler Fragment um eine Replik oder um<br />

einen Teil des Lübecker Originals handelt. Überwiegend wird aber angenommen, dass<br />

es sich um eine Replik handelt. Deren Erhaltung ist als ein glücklicher Zufall anzusehen;<br />

ist sie doch – neben dem künstlerisch wenig anspruchsvollen <strong>Totentanz</strong> der Berliner<br />

Marienkirche der älteste in Bild und Wort heute noch erhaltene deutschsprachige<br />

<strong>Totentanz</strong>. Im Gegensatz zu dem Lübecker <strong>Totentanz</strong> handelt es sich bei ihr um ein<br />

Original, nicht um eine Kopie. Sie wurde vor etwa 25 Jahren <strong>von</strong> groben Übermalungen<br />

früherer Jahrhunderte befreit.<br />

Fragment aus dem <strong>Totentanz</strong> in der Nikolai Kirche in Tallinn (früher Reval)<br />

1701 wurde der gesamte Lübecker Fries <strong>von</strong> dem Maler Anton Wortmann kopiert. Im<br />

Gegensatz <strong>zum</strong> Original, bei dem am Anfang ein Prediger auf der Kanzel (Charakter<br />

des <strong>Totentanz</strong>es als Bußpredigt) stand, führte nun eine Todesgestalt mit einer Flöte<br />

den Reigentanz der <strong>Totentanz</strong>paare an. Nathanael Schlott versah die Kopie mit neuen<br />

hochdeutschen Versen, die nach Helmut Rosenfeld 30) „den innigen, elegischen Ton der<br />

alten Reime mit ihren dramatischen Lichtern und Gefühlsausbrüchen“ durch „heroische<br />

(s) Pathos barocker Alexandrienertragödien“ ersetzten. An die Stelle der Angst vor<br />

dem plötzlichen Tod ist die Sehnsucht nach dem Tod getreten. Das Schockierende des<br />

D:\Neu-ab-2005\Privat\<strong>Musik</strong>alisches\<strong>Distler</strong>\Entwurf.doc<br />

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