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Anmerkungen zum Totentanz von Distler - Musik

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Leonhard Lechner’s „Deutsche Sprüche <strong>von</strong> Leben und Tod“<br />

Hugo <strong>Distler</strong> hub in der Vorbemerkung zu seinem „<strong>Totentanz</strong>“ die enge Beziehung seiner<br />

Komposition zu Lechner’s „Sprüchen“ mit den folgenden Worten hervor:<br />

„Was die Vertonung anlangt, so mag der Kundige unschwer in Textwahl, Anlage, Länge<br />

und Anzahl der Sätze, in Stimmlage, -umfang und -zahl, vielleicht darüber hinaus<br />

auch in der Wort und Sinngestaltung das mächtige Vorbild der Leonhard Lechnerschen<br />

‚Sprüche <strong>von</strong> Leben und Tod’ erkennen, die nach den Worten Friedrich Blumes 32) , den<br />

genialsten <strong>Totentanz</strong> darstellen, den die <strong>Musik</strong>geschichte kennt“.<br />

Die alte <strong>Musik</strong> bedeutete für <strong>Distler</strong> und für viele andere <strong>Musik</strong>er seiner Zeit Befreiung<br />

<strong>von</strong> zerfallener und unglaubwürdig gewordener Bürgerlichkeit, hin zu neuen verpflichtenden<br />

Bindungen an die menschliche Gemeinschaft, für ein Ganzes, das ohne seine<br />

Glieder nichts ist, wie diese wiederum nichts außerhalb des Ganzen sind. Als besonders<br />

richtungweisend wurden Hassler, Bruhns, Pachelbel, Lübeck, Scheidt, Buxtehude,<br />

Lechner und besonders Heinrich Schütz angesehen.<br />

Bei einem Vergleich zwischen <strong>Distler</strong>s „<strong>Totentanz</strong>“ und dem „mächtigen Vorbild“ Leonhard<br />

Lechner stellt man fest, dass auch <strong>Distler</strong> viele Elemente der Figurenlehre des 16.<br />

/ 17. Jahrhunderts zur Ausdeutung des Textes übernommen hat. <strong>Distler</strong> ordnet die<br />

<strong>Musik</strong> ganz dem Wort unter, er verdeutlicht die Bedeutung des Textes, allerdings nicht<br />

im Stile der Tonmalerei des 19. Jahrhunderts. Beispiele sind:<br />

− die Antithesen<br />

<strong>zum</strong> Beispiel der Ausdruck <strong>von</strong> Ruhe und Bewegung durch lange beziehungsweise<br />

kurze Noten, die Verwendung der Syllabik und der Melismatik, der textbezogene<br />

Einsatz <strong>von</strong> Homophonie (bei den Worten Ruhe, Gott, ,…) und Polyphonie (bei<br />

Bewegungen, Mahnungen, Drohungen,…).<br />

<strong>Distler</strong> hat darüber hinaus unterschiedliche Tempi eingesetzt, was bei Lechner so<br />

gut wie gar nicht vorkommt. Die Agogik ist bei <strong>Distler</strong> bis ins letzte Detail vorgegeben.<br />

− Descensus – Figuren als Ausdruck menschlichen Verfalls<br />

− Redictae – Figuren (Wiederholungen, Sequenzierungen) als Ausdruck des Nicht-<br />

Loskommens<br />

32 Friedrich Blume (1893 – 1975), <strong>Musik</strong>wissenschaftler, ab 1934 Inhaber des Lehrstuhls für <strong>Musik</strong>wissenschaft an der<br />

Christian- Albrechts-Universität Kiel, 1942 Vorsitz der Neuen Schütz-Gesellschaft, ab 1947 Vorstand der neu gegründeten<br />

Gesellschaft für <strong>Musik</strong>wissenschaft, ab 1949 Hauptherausgeber der MGG (<strong>Musik</strong> in Geschichte und Gegenwart). –<br />

Während der NS-Zeit tat er sich mit pseudowissenschaftlichen reden und Aufsätzen hervor, in denen er eine Zusammenhang<br />

zwischen <strong>Musik</strong> und Rasse herzustellen versuchte: „Das Rassenproblem in der <strong>Musik</strong>“ .<br />

D:\Neu-ab-2005\Privat\<strong>Musik</strong>alisches\<strong>Distler</strong>\Entwurf.doc

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