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LinuxUser Spuren im Netz verwischen, Kommunikation absichern (Vorschau)

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E-Mail-Verschlüsselung<br />

Schwerpunkt<br />

ten heute erhältlichen E-Mail-<br />

Clients bereits native S/​MIME-<br />

Unterstützung, während man PGP<br />

oft nachrüsten muss.<br />

S/​MIME ist als MIME-Erweiterung<br />

konzipiert und definiert dazu<br />

zwei zusätzliche Content- Typen:<br />

Multipart/​Signed zum Signieren<br />

einer Mail und Multipart/​Encrypted<br />

zum Verschlüsseln. Im Gegensatz<br />

zu (Open)PGP benötigt<br />

S/​MIME auf dem X.509-Standard<br />

basierende Zertifikate.<br />

Die Anhänger beider Lager streiten<br />

seit Jahrzehnten, welche Lösung<br />

die bessere ist. Dass besser<br />

nicht zwangsläufig praktikabler<br />

bedeutet, ist einer der Gründe dafür,<br />

dass sich inzwischen die meisten<br />

Firmen und Anwender aufgrund<br />

der einfacheren Handhabbarkeit<br />

für OpenPGP entscheiden.<br />

Zwar garantieren beide Verfahren<br />

gute Sicherheit, und auch die Verfügbarkeit<br />

der notwendigen Frontends<br />

kann nicht mehr als Argument<br />

für oder gegen PGP oder<br />

S/MIME herhalten. Die Flexibilität<br />

der PKI spricht aber für PGP.<br />

PGP-PKI<br />

Das A und O der Praktikabilität bei<br />

der E-Mail-Verschlüsselung stellt<br />

ein effizientes Verfahren zum Verteilen<br />

der Schlüssel dar. OpenPGP<br />

nutzt dazu (bei PGP spricht man<br />

nicht von Zertifikaten) eine Public-<br />

Key-Infrastruktur. Der Begriff<br />

kennzeichnet in der Kryptologie ein<br />

System, das digitale Zertifikate ausstellen,<br />

verteilen und prüfen kann.<br />

Im Gegensatz zu S/​MIME verwendet<br />

OpenPGP jedoch keine<br />

X.509-Zertifikate. Seine PKI besteht<br />

aus einem öffentlich zugänglichen<br />

System zum Verteilen von<br />

Schlüsseln auf Basis von<br />

HTTP-Schlüsselservern. Ein<br />

wesentlicher Vorteil gegenüber<br />

S/​MIME: Die (Open)PGP-Anwender-Gemeinde<br />

hat <strong>im</strong> Verbund<br />

Pgp.net sowie mit Servern der Anbieter<br />

von OpenPGP-Software (wie<br />

etwa Keyserver.de) über die Jahre<br />

eine recht gut synchronisierte PKI<br />

geschaffen. In der X.509-Welt ist<br />

das bis heute nicht der Fall.<br />

Bei den Schlüsselservern der PGP-<br />

PKI handelt es sich um gewöhnliche<br />

Datenbanken mit einer<br />

HTTP-Schnittstelle, welche es Benutzern<br />

erlaubt, Schlüssel abzuliefern<br />

oder nach diesen zu suchen.<br />

Der Schlüssel-Server antwortet<br />

mit einer HTML-Seite, die<br />

der Nutzer entweder manuell<br />

oder – mithilfe der Verschlüsselungssoftware<br />

– automatisch auswertet.<br />

Ein HTTP-Keyserver lässt<br />

sich <strong>im</strong> Gegensatz zu einer X.509-<br />

PKI relativ einfach aufsetzen und<br />

verursacht wenig Wartungsaufwand<br />

– unter anderem, weil das<br />

System <strong>im</strong> Gegensatz X.509-Architektur<br />

nicht hierarchisch aufgebaut<br />

ist, was Konsequenzen für<br />

die Schlüsselbeglaubigung hat.<br />

S/​MIME-PKI<br />

Bei X.509-Schlüsseln handelt es<br />

sich um lupenreine Zertifikate, die<br />

ausschließlich durch eine Zertifizierungstelle<br />

(Certificate Authority,<br />

CA) ausgestellt werden und die<br />

das System in einem X.500-konformen<br />

LDAP-Verzeichnisdienst<br />

speichert. Letzterer sieht eine<br />

streng hierarchische Struktur vor,<br />

die zwingend eine vertrauenswürdige<br />

Instanz als CA benötigt.<br />

Prinzipiell stellt ein LDAP-Verzeichnisdienst<br />

tatsächlich die bessere<br />

Lösung zum Speichern von<br />

Zertifikaten dar, unter anderem,<br />

weil er sich einfacher replizieren<br />

lässt. HTTP-Keyserver, wie Open-<br />

PGP sie nutzt, benötigen dagegen<br />

einen eigenen Replikationsmechanismus,<br />

nebst zugehöriger Konzepte<br />

für Hochverfügbarkeit und<br />

Backups. Allerdings ist es aus Sicherheitsgründen<br />

problematisch,<br />

LDAP-Verzeichnisdienste externen<br />

Partnern zugänglich zu machen:<br />

Ein LDAP-Dienst ist nicht<br />

Proxy-fähig und benötigt einen eigenen<br />

TCP-Port in der Firewall.<br />

Ein weiteres Problem für die Verbreitung<br />

einer X.509-PKI besteht<br />

darin, dass nur offizielle Zertifizierungsstellen<br />

und Organisationen<br />

entsprechende Zertifikate<br />

ausstellen können. Ein X.509-Zertifikat<br />

enthält als Nachweis der<br />

Gültigkeit einen öffentlichen<br />

Schlüssel, eine User-ID und eine<br />

Unterschrift. Daneben vergibt die<br />

CA für jedes X.509-Zertifikat außer<br />

der Unterschrift noch weitere<br />

Teile, wie einen Distin guished<br />

Name und eine Seriennummer.<br />

Die in der Regel kommerziellen<br />

CAs lassen sich den Aufwand für<br />

A Auch Thunderbird enthält von Haus aus Unterstützung für S/​MIME, sodass<br />

Sie hierzu keine Erweiterung installieren müssen.<br />

Glossar<br />

MIME: Multipurpose Internet<br />

Mail Extensions.<br />

Erweiterungen des Internetstandards<br />

RFC822,<br />

der das Datenformat<br />

von E-Mails definiert.<br />

MIME ermöglicht es,<br />

zwischen Sender und<br />

Empfänger Informationen<br />

über den Typ der<br />

übermittelten Daten<br />

auszutauschen und eine<br />

entsprechende Zeichencodierung<br />

festzulegen.<br />

X.509: Standard der<br />

Internationalen Fernmelde-Union<br />

(ITU-T) für<br />

eine Public-Key-Infrastruktur<br />

zum Erstellen<br />

digitaler Zertifikate.<br />

LDAP: Lightweight Directory<br />

Access Protocol<br />

(RFC4510/​4511).<br />

Dieses Client/​Server-<br />

Protokoll für IP-<strong>Netz</strong>werke<br />

erlaubt das Abfragen<br />

und Modifizieren<br />

von Informationen eines<br />

Verzeichnisdienstes (einer<br />

<strong>im</strong> <strong>Netz</strong>werk verteilten,<br />

hierarchischen Datenbank).<br />

www.linux-user.de<br />

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