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8 H VON DOHA<br />
Das Suzuki Endurance Racing Team sicherte sich nach 2010 auch den Titel 2011.<br />
Entscheidung in der Wüste<br />
Text: Toni Börner<br />
Die acht Stunden von Katar sollten den FIM Endurance<br />
Weltmeister 2011 krönen. Die beste<br />
Ausgangslage hatte die SERT-Suzuki, doch auch<br />
BMW Motorrad France 99 hatte noch mehr als<br />
gute WM-Chancen und die erhöhte Motivation,<br />
den Spieß noch rumzudrehen.<br />
BMW Motorrad France 99 war mit Sebastien Gimbert,<br />
Erwan Nigon und Damian Cudlin nach Doha in Katar<br />
gereist, um das Ruder in der Gesamtwertung der FIM<br />
Endurance Weltmeisterschaft noch herumzureissen.<br />
Und das Trio setzte auch die ganzen Trainings über<br />
klare Akzente. BMW gelang es sogar, unter der Marke<br />
von 2:00 Minuten zu bleiben - als einzige Mannschaft.<br />
Dass diese granatenhaften Zeiten in der Pole Position<br />
mündeten, war vorherzusehen. „Bisher hätte das Wochenende<br />
für uns als Team nicht besser laufen können“,<br />
sagte ein zufriedener Cudlin am Freitagabend.<br />
„Wir waren in jeder Session die schnellsten und wir<br />
haben heute unsere zweite Pole Position in Folge souverän<br />
erobert. Ich leide noch ein bisschen unter den<br />
Verletzungen, die ich mir beim Australien Grand Prix<br />
auf Phillip Island zugezogen habe, aber morgen wird<br />
WM Titel um 30 Sekunden verpasst, das BMW Motorrad France Team von<br />
Michael Bartholemy.<br />
mich nichts vom Motorrad fern halten. Die Meisterschaft<br />
ist noch offen und unser Job ist ziemlich einfach:<br />
raus gehen und die Pace aus den Trainings und<br />
dem Qualifying in einen Rennsieg verwandeln.“<br />
Und danach sah es auch schon bald aus. Am Start<br />
machte sich die Suzuki zwar noch vorn breit, aber<br />
Foto: Toni Börner<br />
schon bald entstand<br />
eine Vierer-Gruppe mit<br />
den Top-Favoriten für<br />
die Krone der Langstrecken-Weltmeisterschaft:<br />
SERT (Suzuki), BMW 99,<br />
GMT94 (Yamaha) und<br />
YART (Yamaha). In der<br />
ersten halben Stunde<br />
konnten sich die BMW<br />
und die YART Yamaha<br />
etwas absetzen, als es<br />
zum entscheidenden Zwischenfall<br />
kam, der nicht<br />
nur das Rennen, sondern<br />
auch die Weltmeisterschaft<br />
entscheiden sollte.<br />
Der Japaner Katsuyuki<br />
Nakasuga konnte in der<br />
langsamen Rechtskurve im Infi eld der BMW nicht<br />
ausweichen und touchierte Sebastien Gimbert. Beide<br />
mussten zu Boden. Während<br />
YART nicht allzu viel<br />
Zeit verlor, musste BMW<br />
99 in der Box rund vier<br />
Minuten schrauben und<br />
rutschte bis auf Gesamtrang<br />
24 ab.<br />
Fortan gab GMT94 mit<br />
David Checa, Kenny Foray<br />
und Matthieu Lagrive<br />
den Takt an. Kurz nach<br />
dem Sturz der beiden<br />
Mitfavoriten lag sogar das<br />
Team Van Zon Boenig Motorsportschool<br />
Penz13.<br />
com des Deutschen<br />
Rico Penzkofer auf dem<br />
zweiten Gesamtrang. In<br />
der Wüste setze er als<br />
Teamchef wieder auf sein<br />
schlagkräftiges Trio aus Gregory Fastre, Michal Filla<br />
und Arie Vos. Doch auch diese Mannschaft sollte nicht<br />
ganz von Problemen verschont<br />
bleiben. Fastre<br />
war gegen Ende seines<br />
Turns mit Schwierigkeiten<br />
Foto: Toni Börner<br />
bei der Spritzufuhr stehen<br />
geblieben und musste<br />
sein Motorrad zurück an<br />
die Box schieben.<br />
Vorn drehte GMT94 saubere<br />
Runden, während<br />
sich die gestürzte Yamaha<br />
und vor allem die<br />
BMW wieder nach vorn<br />
arbeitete. Am Ende lief<br />
es auf knappe 30 Sekunden<br />
hinaus, die BMW<br />
auf GMT94 den Sieg verpasste.<br />
Und dieser eine<br />
Platz hätte gereicht, um<br />
Weltmeister zu werden,<br />
denn SERT kam auf Rang drei ins Ziel. So aber wurde<br />
Suzuki mit der GSX-R1000 zum wiederholten Male<br />
Weltmeister.<br />
Bei BMW gab es derweil lange Gesichter. „Ich bin enttäuscht,<br />
aber ich bin auch stolz darauf, was wir heute<br />
erreicht haben“, so Gimbert nach dem Rennen. „Ich<br />
fühlte mich an der Spitze des Rennens wohl, als es<br />
Nakasuga etwas zu hart anging und uns beide rauskegelte.<br />
Ich habe absolut keine Vorstellung davon, was<br />
er versuchen wollte und ich denke, dass es bei ihm<br />
genau so aussieht. Es war ein Risiko, das er nicht<br />
hätte eingehen sollen.“ Doch das Wort ‚aufgeben‘<br />
kennt weder Gimbert, noch seine beiden Teamkollegen<br />
oder die Mechaniker-Truppe. „Wir hätten es leicht<br />
hinschmeißen können, das Motorrad einfach liegen<br />
lassen, die Box zumachen und den Tag abhaken. Aber<br />
wir taten es nicht. Stattdessen haben wir zurückgeschlagen<br />
und kamen bis auf 30 Sekunden an den WM-<br />
Titel heran. Das ist für mich, Erwan, Damian und das<br />
komplette Team etwas, worauf wir stolz sein können.“<br />
Und auch Teamkollege Nigon gestand, „enttäuscht“<br />
zu sein. „Aber das ist Racing“, fügte der Franzose an.<br />
„Manchmal hat man Glück und manchmal Pech. Heute<br />
war es irgendwie die schlechtere der zwei Varianten,<br />
aber wir taten unser Bestes, um wieder nach vorn zu<br />
kommen und wir verpassten ein Traum-Comeback nur<br />
um Haaresbreite.“Natürlich galt sein Dank auch den<br />
Rechnen bei Rico Penzkofer nach Problemen mit der Spritzufuhr,<br />
Ende gut alles gut und Vizetitel in der Superstock.<br />
Teamkollegen und der gesamten BMW-Truppe, die an<br />
jenem Tag niemals ans Aufgeben dachten. „Und Danke<br />
auch an Michael Bartholemy für seinen Glauben<br />
und seine Zuversicht, die er mir dieses Jahr entgegengebracht<br />
hat.“ Damian Cudlin sagte nach dem Rennen:<br />
„Als Sebastien in der ersten Stunde des Rennens<br />
von Nakasuga abgeschossen wurde, haben wir uns<br />
wieder gesammelt, weiter gepusht und sind bis auf<br />
30 Sekunden an den WM-Titel herangekommen. Nach<br />
72 Stunden Racing in dieser Saison haben wir den nur<br />
um eine halbe Minute verpasst. Das ist doch verrückt.<br />
Ich bin deprimiert. Es gibt wirklich nichts weiter zu<br />
sagen, außer noch Danke an alle, die diese Saison<br />
möglich gemacht haben.“<br />
Während der letzten drei/vier Stunden ging in Penzkofers<br />
Truppe das große Rechnen los, denn mit dem<br />
Team MCS lag im Rennen eine Mannschaft vor Fastre/Filla/Vos,<br />
die den Vize-Weltmeistertitel hätte noch<br />
gefährden können. Bei einem Sieg des italienischen<br />
Teams musste die BMW mit der Startnummer 13<br />
mindestens Achter werden, um den großen Pokal aus<br />
der Wüste mitzunehmen. Kein Problem. Man kämpfte<br />
sich nach dem Ärger mit der Spritzufuhr wieder auf<br />
Platz sieben nach vorn. „Ich hätte mir schon gewünscht,<br />
dass wir zum Saisonabschluss noch einmal<br />
auf dem Podest stehen“, fasste Teamchef Penzkofer<br />
zusammen. „Aber es hat nicht sollen sein. Das mit<br />
der Spritzufuhr war Pech. Trotzdem dürfen wir voll-<br />
Foto: Toni Börner<br />
12 - 2011 <strong>Speed</strong> - Ihr Motorradmagazin<br />
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