Speed-Magazin Stefan Bradl Moto2 (Vorschau)

EICMA 2011 IN MAILAND
Text: Bernd Lukas George
In Mailand waren viele Prominente aus dem Bereich Motorsport vertreten.
Hier im Bild Kevin Schwanz mit Giacomo Agostini.
Foto: Bernd Lukas George
Finita Bunga Bunga
Wenige neue Motorräder, schwierige
Motive und der Abschied von Silvio!
Eine Messe soll immer auch die wirtschaftliche Situation
im Land darstellen. Und diese hat sich in diesem
Jahr auch auf die Messe EICMA in Italien übertragen.
Während im Norden heftige Regenfälle für „Land
unter“ sorgten, kämpfte die Zweiradindustrie mit
massiven Verkaufseinbrüchen und Landesvater Silvio
Berlusconi mit hartem Gegenwind. Der Milliardär aus
Mailand (der „selbstverständlich“ auch an der Immobilie
Messegelände beteiligt ist) konnte während der
Laufzeit der Messe nur noch hoffen, halbwegs ehrenvoll
aus dem Amt zu scheiden. Anders als so oft in der
Vergangenheit, gelang es ihm nicht, sich diesen Erfolg
zu kaufen. Es war sicherlich mehr als deprimierend,
den Regierungssitz wegen Tausender Protestler durch
den Hintereingang verlassen zu müssen! Auch auf der
Messe war er überall Thema und lenkte damit etwas
von der sowieso recht dünnen Neuheiten-Lage ab.
Noch dazu waren die zahlreichen Models sehr züchtig
bekleidet und posierten gerne auf weißen Maschinen.
Vor weißem Hintergrund. Ein Grauen für jeden Fotografen.
Doch die politischen Probleme sind in Italien
größer als die Belichtungsprobleme. Zahlreichen italienischen
Kollegen und Ausstellern war schon vor dem
Rücktritt klar, dass es nach Berlusconi in allen Parteien
keinen Politiker mit Format gibt. Die Entscheidung,
den ehemaligen EU-Finanzkommissar Mario Monti
mit der Regierungsbildung zu beauftragen, war dann
sicherlich nicht die schlechteste Variante. Ob sich aber
sein Kabinett, das nur aus parteilosen Spezialisten bestehen
soll, gegen die Parteien, das Parlament und
die „Interessenvertretungen im dunklen Hintergrund“
durchsetzen wird, bleibt eine spannende Frage. Doch
wir wollen uns jetzt auf die Messe konzentrieren, wobei
dort natürlich die politischen und wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen ebenfalls eine große Rolle spielen.
Der permanent fi nanzschwache italienische Staat
hat in den letzten Jahren die Motorrad- und Rollerfahrer
als ergiebige Milchkuh entdeckt. „Fahrmanöver“
(Wheelies, Stoppies, rasante Spurwechsel, der Grappa
zum kleinen Kaffee!), die bislang das Ausleben der
italienischen Seele bedeuteten, wurden kräftig geahndet
und bisher tolerierte Parkvergehen durch Rollerpiloten
wurden zu einem fi nanziellen Faktor. Neben der
bedrückenden Wirtschaftslage und den Diskussionen
um die politische Elite dämpfte all das die Euphorie
der Tifosi spürbar.
Der Weltmarktführer Honda setzte hier am ehesten an.
„Bei der Konstruktion der neuen Mittelklasse war es
bereits Ziel, einen Preis für die drei Schwestermodelle
zu ermöglichen, der sich in Gebrauchtpreisregionen
bewegt,“ verriet Honda Deutschland Pressemann Stefan
Beckmann. Dabei sind die Neuen mit ABS und
dem genialen Honda-Doppelkupplungsgetriebe ausgestattet.
Also auf zu Honda. Und dort stehen dann
die drei Schwestern mit dem neu konstruierten 700
ccm Twin: NC 700 S, NC 700 X und die Rollervariante
Integra. Bemerkenswert ist dabei, dass zahlreiche
Baugruppen in allen Modellen verwendet werden.
Motor mit Auspuffanlage, Rahmen, Gabel, Räder,
Bremsanlage, Cockpit sind gleich und sicherlich ein
wesentlicher Grund für den versprochenen Kampfpreis.
Der Langhuber (73x80) mit 670 ccm verspricht
einen bulligen Drehmomentverlauf und dürfte damit
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