Die MünzenZeitung SS Republic (Vorschau)

Münzen Spezial
Muscheln statt Münzen
Überlegungen zu alternativen Ökonomien
Autor: Mario Schmidt
Versteht man unter Münzen nicht
jedes kreisrunde und geprägte
Metallstück, welches innerhalb einer
Wirtschaft ein oder mehrere der Geldfunktionen
erfüllt, sondern lediglich
gesetzlich oder gesellschaftlich anerkannte
Zirkulationsmittel dieser
Form, wird man zu dem Urteil kommen,
dass es vor dem „Massachusetts
Bay Mint Act“-Gesetz vom 27. Mai
1652 innerhalb der neu-englischen
und neu-niederländischen Kolonien
kein einheitliches Münzsystem gab.
Erst mit Prägung der allgemein als
„New England coinage“ bekannten
Münzen im Sommer und Herbst 1652,
welche dann nach und nach durch die
als „Willow Tree“, „Oak Tree“ und
„Pine Tree“ bekannten Münzen ergänzt
wurden, bildete sich so etwas
wie ein unabhängiges, staatlich kontrolliertes
Währungssystem heraus.
Zuvor zirkulierte in den nicht mit dem
Gold Südamerikas gesegneten nordamerikanischen
Kolonien jedoch eine
andere Währung: Wampum, circa 0,7
cm lange und 0,4 cm breite, zylindrische
und gelöcherte Perlen, die sowohl
in weißer als auch dunkelvioletter
Farbe im Umlauf waren.
Die violetten Perlen, welche konstant
den doppelten Wert der weißen besaßen,
wurden vor allem aus den Muscheln
Quahog – der bezeichnende lateinische
Name ist venus mercenaria
-, die weißen aus den Wellhornschnecken
gewonnen. Nach einem aufwendigen
Arbeitsverfahren - der Schwede
Peter Lindström bemerkt 1654, dass
an einem Tag durch eine Person etwa
zweiundvierzig Perlen produziert
werden konnten - wurden die einzelnen
Perlen auf Schnüre von verschiedener
Länge gezogen, mit denen
europäische Siedler dann ihr tägliches
Brot und Bier bezahlten sowie im
Handel mit der Irokesen- und Wabenaki-Konferenz
wertvolle Biberfelle
erwarben. Dass es wiederholt Versu-
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| MünzenZeitung 02/12