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Editorial<br />
Franz Bludorf, Chefredakteur<br />
„Die einzigen, die Sehnsucht <strong>danach</strong> hätten, daß am 21. 12.<br />
<strong>2012</strong> die Welt untergeht, wären die Politiker. Sie wären dann<br />
viele Probleme los.“, scherzte der Komiker Hape Kerkeling<br />
auf der diesjährigen Gala zur Verleihung der Goldenen Kamera,<br />
<strong>und</strong> so ganz unrecht hat er wohl nicht.<br />
Weltuntergangsprophet zu sein ist ein <strong>und</strong>ankbarer Job.<br />
Im Gr<strong>und</strong>e kann man damit nur den Hohn <strong>und</strong> Spott seiner<br />
Mitmenschen ernten, denn wenn so jemand tatsächlich mal<br />
richtig liegen würde, dann gäbe es ja hinterher niemand<br />
mehr, der ihm dafür seinen Respekt zollen könnte.<br />
Im Gr<strong>und</strong>e warten die Menschen schon seit über 2000<br />
Jahren immer wieder auf den angeblich nahenden Weltuntergang.<br />
Ich selbst hatte das Vergnügen, im Laufe meines<br />
Lebens schon mehrere davon miterlebt zu haben. Der<br />
erste sollte im Juni 1967 stattfinden, so vorhergesagt von<br />
den Zeugen Jehovas. Damals brach im Nahen Osten der<br />
Sechs-Tage-Krieg aus. Dann natürlich die Häufung apokalyptischer<br />
Prophezeiungen zum Ende des Jahrtausends. Die<br />
Sonnenfinsternis 1999 – o Schreck, wie furchtbar –, dann<br />
das ominöse Jahr 2000. Sogar der Y2k-Computercrash<br />
blieb aus, <strong>und</strong> das neue Jahrtausend begann ohnehin erst<br />
ein Jahr später.<br />
Nun also <strong>2012</strong>. Das „Ende“ des Maya-Kalenders. Arme Mayas<br />
– müssen sie von jetzt an ohne Kalender weiterleben?<br />
Stuart Wilde hatte schon vor Jahren vorgeschlagen, als<br />
Nothilfe über ihrem Siedlungsgebiet von Flugzeugen Tankstellen-Reklamekalender<br />
mit Pin-Up-Girls abzuwerfen.<br />
Spaß beiseite. Wie jeder andere Kalender kann auch der<br />
Maya-Kalender nicht „enden“, es beginnt nur ein anderes<br />
Zeitalter, genau genommen das 13. Baktun im Long Count.<br />
Eine über 5000jährige Kalenderr<strong>und</strong>e endet, was demzufolge<br />
erstmals geschieht, seitdem der Mensch Geschichtsschreibung<br />
betreibt. Mehr nicht, <strong>und</strong> auch nicht weniger.<br />
Also ganz offenbar kein Weltenende, aber vielleicht ein<br />
neues „goldenes“ Zeitalter, wie es ja auch in der Johannes-<br />
Offenbarung vorhergesagt wird? Ich bleibe skeptisch <strong>und</strong><br />
denke, daß uns das Paradies auf Erden nicht von heute auf<br />
morgen geschenkt wird.<br />
Bei der Vorbereitung unseres <strong>2012</strong>-Specials haben wir viele<br />
namhafte Autoren angesprochen, von denen einige mit<br />
Beiträgen auch vertreten sind. Interessanter glaubt keiner<br />
von ihnen an eine kommende Apokalypse. Ihre Erwartungen<br />
für diesen Zeitraum sind jedoch – wie sollte es anders<br />
sein – höchst kontrovers, <strong>und</strong> wir wollen diese Meinungsvielfalt<br />
hier zur Diskussion stellen. Astrologische Trendanalysen<br />
sowie Prophezeiungen der Mayas, der indischen<br />
Palmblattbibliotheken <strong>und</strong> von Nostradamus vervollständigen<br />
das Bild.<br />
Unser <strong>Matrix3000</strong>-Special „<strong>2012</strong>“ ist also so etwas wie eine<br />
Bestandsaufnahme der Menschheit für den Zeitraum, den<br />
wir gerade durchleben. Wo stehen wir, <strong>und</strong> was haben wir<br />
zu erwarten? Von uns selbst, von der Erde, aus dem Kosmos.<br />
Man ist versucht hinzuzufügen: „Von unseren Politikern“,<br />
aber dann wären wir ja doch wieder beim Weltuntergang<br />
gelandet…<br />
<strong>2012</strong> MATRIX 3000 3