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eb - Elektrische Bahnen Bahnstromversorgung im Vier-Viertel-Takt (Vorschau)

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B 2580<br />

5/2012<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Mai<br />

Elektrotechnik<br />

<strong>im</strong> Verkehrswesen<br />

Standpunkt<br />

<strong>Bahnstromversorgung</strong> <strong>im</strong> <strong>Vier</strong>-<strong>Vier</strong>tel-<strong>Takt</strong><br />

Fokus<br />

Interview<br />

Daniel Steiner, Kummler + Matter<br />

Thema<br />

Lkw unter Strom gesetzt<br />

Report<br />

Verkehrswissenschaftliche Tage 2012<br />

Forum<br />

Aktuelle Best<strong>im</strong>mungen zum Ausbleiben der<br />

Fahrleitungsspannung bei der DB<br />

Leserforum<br />

Fahrzeuge<br />

Obsoleszenz-Management bei den<br />

Schweizerischen Bundesbahnen SBB<br />

Entwicklung eines Modells zur Alterung von Doppelschichtkondensatoren<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Umrichter in der 50-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung –<br />

von Europa in die Welt<br />

Einführung der Bahnfrequenz 16 2 / 3 Hz in<br />

anderen Ländern Europas<br />

Historie<br />

Was ein Weltkrieg auf der Welt noch verändern kann<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> <strong>im</strong> Jahre 1987


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<br />

Telefax


Standpunkt<br />

<strong>Bahnstromversorgung</strong> <strong>im</strong> <strong>Vier</strong>-<strong>Vier</strong>tel-<strong>Takt</strong><br />

D<br />

ie <strong>Bahnstromversorgung</strong> in der<br />

Schweiz steht vor spannenden Aufgaben.<br />

Zum einen sind die knapper<br />

werdenden Energieressourcen und der<br />

Wunsch nach nachhaltig erzeugter Energie bei<br />

steigender Transportleistung zu nennen. Diesen<br />

Ansprüchen kann mit der Sicherung von Wassernutzungskonzessionen<br />

und anderen geeigneten<br />

Bezugsrechten sowie mit konsequentem Str<strong>eb</strong>en<br />

nach höchstmöglicher Effizienz auf allen Stufen der<br />

Energieumwandlung begegnet werden. Der Bereich<br />

Energie der SBB leistet hierzu seinen Betrag, indem<br />

er die Potenziale zur Verlustminderung in seinen<br />

Anlagen ermittelt und entsprechende Maßnahmen<br />

umsetzt.<br />

Das mit der Bahn 2000 eingeführte Konzept der<br />

<strong>Takt</strong>knoten ist ein großer Publikumserfolg und soll<br />

fortgesetzt werden. Konkret heißt dies: Einführung<br />

<strong>im</strong>mer kürzerer Zugsintervalle bis hin zum <strong>Vier</strong>telstundentakt<br />

sowie kürzere Fahrzeiten zwischen den<br />

Knoten, was oft nur mit markant größerer Leistung<br />

möglich ist. Die Überlagerung großer gleichzeitiger<br />

Leistungsspitzen führt zu einer bisher nicht gekannten<br />

Lastdynamik. Die benötigten Spitzenleistungen<br />

müssen erzeugt und zu den Zügen übertragen<br />

werden. Der oft gehörte Vorschlag, die Fahrpläne<br />

seien daher so zu gestalten, dass die Lastspitzen geglättet<br />

werden, ist Wunschdenken. Die Preisgabe der<br />

Anschlüsse in den Knoten wäre ein aus Kundensicht<br />

inakzeptabler Attraktivitätsverlust. Nach der gleichen<br />

Logik könnte den Fahrgästen auch jeglicher Komfort<br />

<strong>im</strong> Zug verweigert werden.<br />

Gefragt ist die Opt<strong>im</strong>ierung des <strong>Bahnstromversorgung</strong>systems<br />

und seiner Komponenten. Dazu<br />

gibt es diverse Ansätze, welche in unterschiedlichen<br />

Stadien der Entwicklung stecken und teilweise<br />

bereits Anwendung finden. Einige Beispiele:<br />

Mehrspannungssysteme, Spannungsregulierung<br />

mit stationären Blindleistungskompensatoren oder<br />

künftig auch durch die Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge selber, neue<br />

Umrichterkonzepte, Kurzschlussstrombegrenzer,<br />

Energiespeicher, Lastflussregler, aber auch die<br />

konsequente Weiterentwicklung von<br />

S<strong>im</strong>ulations- und Analysetools.<br />

Die Frage ist, ob die Beteiligten<br />

gewappnet sind, die benötigten Opt<strong>im</strong>ierungen<br />

und neuen Technologien<br />

zur Anwendungsreife zu entwickeln<br />

und deren oft komplexe Einführung<br />

zu begleiten. Die Bereitstellung der<br />

finanziellen Mittel scheint heute einfacher<br />

zu sein als die der intellektuellen<br />

Ressourcen. Damit ist nicht der Mangel<br />

an neu ausg<strong>eb</strong>ildeten Ingenieuren<br />

gemeint, diesbezüglich scheint die<br />

Talsohle durchschritten. Schwieriger<br />

ist das Rollenverständnis (zu) vieler<br />

Beteiligter: Sind die Herausforderungen<br />

zu schaffen, wenn die damit befassten Fachleute<br />

damit über lastet sind, Heerscharen von Controllern,<br />

Prozessopt<strong>im</strong>ierern, Risikomatrix-Ausfüllern, „Notified<br />

Bodies“, Folien-Kreierenden und Kommunikationsverbessernden<br />

zufrieden zu stellen?<br />

Trotzdem besteht Hoffnung, dass viele der angestr<strong>eb</strong>ten<br />

Durchbrüche gelingen werden. So st<strong>im</strong>mt<br />

zuversichtlich, dass Leser und Autoren von <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> Experten sind – und zugleich gewillt,<br />

echte Beiträge zur Lösung der genannten anspruchsvollen<br />

Aufgaben zu leisten. Die vorliegende Ausgabe<br />

bietet wiederum eine Fülle von interessanten Einblicken<br />

in diese hochspannenden Arbeiten.<br />

Ihr<br />

Martin A<strong>eb</strong>erhard<br />

Leiter Systemdesign, SBB AG Infrastruktur Energie<br />

110 (2012) Heft 5<br />

169


Inhalt<br />

5 / 2012<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

<strong>im</strong> Verkehrswesen<br />

Standpunkt<br />

Martin A<strong>eb</strong>erhard<br />

169 <strong>Bahnstromversorgung</strong> <strong>im</strong> <strong>Vier</strong>-<strong>Vier</strong>tel-<strong>Takt</strong><br />

Fokus<br />

Interview<br />

Daniel Steiner<br />

172 Hoch qualifiziertes Personal<br />

ist entscheidend<br />

Thema<br />

U. Behmann, E. Buhl<br />

175 Lkw unter Strom gesetzt<br />

Report<br />

A. Albrecht<br />

178 Verkehrswissenschaftliche Tage 2012<br />

Forum<br />

U. Behmann<br />

180 Aktuelle Best<strong>im</strong>mungen zum Ausbleiben<br />

der Fahrleitungsspannung bei der DB<br />

182 Leserforum: Betri<strong>eb</strong> ohne Oberleitung ·<br />

Unfehlbare Grundlage?<br />

Titelbild<br />

Passing train at dusk<br />

© Corepics Vof, Rijswijk (NL)


Inhalt<br />

Hauptbeiträge<br />

Fahrzeuge<br />

Nachrichten<br />

219 <strong>Bahnen</strong><br />

221 Produkte und Lösungen<br />

232 Impressum<br />

Y. Marclay<br />

186 Obsoleszenz-Management bei den<br />

Schweizerischen Bundesbahnen SBB<br />

Obsolescence management at Swiss<br />

Federal Railways (SFR)<br />

Management de l‘obsolescence aux Chemins de<br />

Fer Fédéraux CFF<br />

M. Melzer<br />

194 Entwicklung eines Modells zur Alterung<br />

von Doppelschichtkondensatoren<br />

Development of a model for the aging of doublelayer<br />

capacitors<br />

Mise au point d‘un modèle pur évaluer le<br />

vieillissement de condensateurs double couche<br />

U 3 Termine<br />

Historie<br />

224 Was ein Weltkrieg auf der Welt noch<br />

verändern kann<br />

225 <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> <strong>im</strong> Jahre 1987<br />

<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

U. Behmann, Th. Schütte<br />

201 Umrichter in der 50-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

– von Europa in die Welt<br />

Converters in 50 Hz traction power supply – from<br />

Europe to the world<br />

Convertisseurs en al<strong>im</strong>entation à courant de<br />

traction 50 Hz – d‘Europe au monde<br />

R. R. Rossberg<br />

208 Einführung der Bahnfrequenz 16 2 / 3 Hz in<br />

anderen Ländern Europas<br />

Introduction of 16 2 / 3 Hz traction frequency in<br />

other European countries<br />

L‘introduction de la fréquence 16 2 / 3 Hz dans les<br />

chemins de fer d‘autres pays Européens


Fokus Interview<br />

Daniel Steiner<br />

Hoch qualifiziertes<br />

Personal ist entscheidend<br />

Wenige Unternehmen der Eisenbahnbranche können aus so langer Erfahrung schöpfen:<br />

Als der Schweizer Hermann Kummler 1905 den Grundstein zum heutigen Unternehmen<br />

Kummler + Matter legte, steckte die elektrische Traktion auf der Schiene<br />

noch <strong>im</strong> Anfangsstadium. Wie unterscheiden sich diese frühen Projekte von den<br />

heutigen Planungen? Welchen Einfluss haben Großprojekte wie der Gotthard-<br />

Basistunnel auf die weitere Entwicklung? Und welche technischen Herausforderungen<br />

könnte die nahe Zukunft bringen? Eberhard Buhl <strong>im</strong> Gespräch mit dem<br />

Geschäftsführer von Kummler + Matter, Daniel Steiner.<br />

<strong>eb</strong> Wie ist die Firma Kummler + Matter aktuell<br />

aufgestellt?<br />

Daniel Steiner Unsere Firma ist in den vier Geschäftsfeldern<br />

Fahrleitungstechnik, Verkehrstechnik<br />

und elektrische Außenanlagen, Kabeltiefbau und<br />

Erdbohrrammtechnik sowie Freileitungsbau aktiv.<br />

Wir beschäftigen heute ungefähr 360 gut ausg<strong>eb</strong>ildete<br />

und motivierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

und gehören zur Firmengruppe der Alpiq<br />

InTec AG mit insgesamt rund 3800 Personen, die<br />

Teil des Alpiq-Konzerns ist. Haupt-Geschäftssitz von<br />

Kummler + Matter ist in Zürich, Filialen befinden sich<br />

in Niedergösgen, Aesch (BL), Bern, St. Gallen sowie<br />

Mezzovico. Die Firmen in Deutschland und in den<br />

Niederlanden sind in der Fahrleitungstechnik tätig,<br />

und weltweit sind wir Systemlieferant.<br />

Ihr Unternehmen ist seit mehr als hundert Jahren<br />

in den Bereichen Verkehrstechnik und <strong>Elektrische</strong><br />

Anlagen, vor allem in der Bahn- und Fahrleitungstechnik<br />

tätig. Ist also die Energieversorgung<br />

von Verkehrsmitteln Kernkompetenz des<br />

Unternehmens?<br />

Man kann sagen, wir sind Pioniere in der Bahn- und<br />

Fahrleitungstechnik. Seit öffentliche Verkehrsmittel<br />

elektrische Energie einsetzen, entwickelt und baut<br />

Kummler + Matter Fahrleitungen für <strong>Bahnen</strong>, Straßenbahnen<br />

und Trolleybusse. Schon 1905 erstellte<br />

H. Kummler & Co – Vorläufer der heutigen Kummler<br />

+ Matter AG – die erste Fahrleitung <strong>im</strong> Bahnbereich.<br />

Seit dieser ersten Elektrifizierung hat sich die Firma<br />

ständig weiter entwickelt und ist heute ein in der<br />

Schweiz und auch <strong>im</strong> Ausland anerkannter Spezialist<br />

für Fahrleitungstechnik.<br />

Dazu gibt es ja eine bemerkenswerte Geschichte.<br />

In der Tat. Firmengründer Hermann Kummler bekam<br />

damals <strong>im</strong> Dezember 1905 eine Anfrage vom<br />

Unternehmen Brown Boveri, das den Gesamtauftrag<br />

für die Ausrüstung der ersten S<strong>im</strong>plontunnelröhre<br />

mit Licht, Kraftstrom und Telefon hatte.<br />

Können Sie uns die Fahrleitung machen, fragten die<br />

an, es gibt da nur ein Problem: Im Mai, also in fünf<br />

Monaten, ist die große Eröffnung mit allen hohen<br />

Tieren angesetzt, und das lässt sich nicht verschi<strong>eb</strong>en.<br />

Der Tunnel ist <strong>im</strong>merhin 19,8 Kilometer lang.<br />

Aber Kummler hat es geschafft. Heutzutage sind<br />

wir in der Bahnindustrie kaum noch in der Lage,<br />

in dieser Zeit überhaupt eine Offerte zu erstellen,<br />

so komplex ist das geworden mit Risikoanalysen,<br />

Risikomigrationsmodellen und den zahlreichen anderen<br />

Maßnahmen.<br />

Nun sind die Fahrgeschwindigkeiten durchweg<br />

höher als damals ...<br />

Klar, heute fährt man schneller, vor allem aber ist der<br />

administrative und organisatorische Aufwand enorm<br />

hoch: wegen der umfangreichen Vorschriften und<br />

weil viel mehr unterschiedliche Unternehmen Hand<br />

in Hand arbeiten müssen – nicht mehr so handgestrickt<br />

wie anno 1905.<br />

Welche Pionier-Projekte findet man außerdem in<br />

der Unternehmensgeschichte?<br />

Viel ist zwischen dem ersten S<strong>im</strong>plon-Tunnel und<br />

der Inbetri<strong>eb</strong>nahme des Trams Zürich-West geschehen,<br />

Meilensteine des Bahnverkehrs in der Schweiz<br />

wie die Erstelektrifizierung der Rhätischen Bahn. In<br />

jüngerer Zeit gehörten dann die SBB-Neubaustrecke<br />

172 110 (2012) Heft 5


Interview Fokus<br />

Mattstetten – Rothrist, der Lötschberg- und der<br />

Gotthard-Basistunnel dazu.<br />

Gerade der Gotthard-Basistunnel als wesentliches<br />

Nord-Süd-Projekt wirft ja lange Schatten – auch<br />

außerhalb der Schweiz. Welchen bahntechnischen<br />

Stellenwert g<strong>eb</strong>en Sie dem Projekt?<br />

Der Gotthard-Basistunnel besitzt nicht nur als europäische<br />

Nord-Süd-Achse eine besondere Bedeutung.<br />

Einerseits stehen Termine, Qualität und Kosten <strong>im</strong><br />

Fokus der Öffentlichkeit, andererseits werden an<br />

die Anlage besonders hohe Anforderungen an Zuverlässigkeit,<br />

Verfügbarkeit, Instandhaltbarkeit und<br />

Sicherheit (RAMS) gestellt. Diese Anforderungen<br />

sind in speziellen Prozessen nachzuweisen und zu<br />

dokumentieren. Großprojekte wie Gotthard, wo wir<br />

<strong>im</strong> Konsortium mit Balfour Beatty Rail sind, können<br />

einzelne Unternehmen gar nicht mehr leisten.<br />

Warum ist der Aufwand gegenüber früheren Projekten<br />

wie dem Lötschberg-Basistunnel so viel<br />

höher?<br />

Der Gotthard-Basistunnel ist schon aufgrund seiner<br />

Länge von 57 Kilometern eine logistische und technische<br />

Herausforderung für alle Beteiligten. Während<br />

der Installation der Bahntechnik befinden sich zu gewissen<br />

Zeiten alle Gewerke <strong>im</strong> Abstand von drei bis<br />

vier Kilometer gleichzeitig <strong>im</strong> Tunnel, ähnlich einer<br />

rollenden Fabrik. So müssen die Zeitfenster für die<br />

Montagearbeiten genau eingehalten werden, weil<br />

sonst die Unfallgefahr steigt und die Einbaueffizienz<br />

insgesamt sinkt. Wir haben da auch einige interessante<br />

Maschinen entwickelt. Für die Montage der<br />

Hängedrähte zum Beispiel hatten wir <strong>im</strong> Lötschberg<br />

eine 50-Meter-Bühne, von der wir dachten, dass sie<br />

sehr praktisch für die Monteure wäre. Dann meinte<br />

einer von uns, das könnte man besser machen. Im<br />

Gotthard haben wir jetzt drei angetri<strong>eb</strong>ene Zweiachswagen<br />

mit mehreren Bühnen auch seitlich des<br />

Drahtes, die man programmieren kann. Der Wagen<br />

fährt dann automatisch vor bis zum Hänger, die<br />

Monteure sind genau an der richtigen Stelle und<br />

können die vorbereiteten Bauteile direkt montieren.<br />

Wird auch die Energieversorgung für solche Projekte<br />

anspruchsvoller?<br />

Das schon. Im Gotthard-Basistunnel wird eine Fahrleitungsanlage<br />

installiert, die max<strong>im</strong>ale Ströme von<br />

2400 Ampere führen kann. Da stößt die herkömmliche<br />

Technik an Grenzen, hier werden für Fahrleitung<br />

sowie Erdung und Rückleitung entsprechend große<br />

Querschnitte benötigt. Aber nicht nur das. Gerade an<br />

Hochgeschwindigkeitsstrecken werden <strong>im</strong>mer höhere<br />

Anforderungen bei Verfügbarkeit und Streckenauslastung<br />

gestellt. Das bedeutet einerseits, dass alle Komponenten<br />

höchsten Anforderungen an Zuverlässigkeit<br />

und L<strong>eb</strong>ensdauer genügen müssen. Andererseits sind<br />

<strong>im</strong> Lötschberg- wie <strong>im</strong> Gotthard-Basistunnel mit ETCS<br />

110 (2012) Heft 5<br />

Level 2 Zugfolgen von rund drei Minuten möglich.<br />

Da können Unterhaltsarbeiten nur noch in kleinen<br />

Zeitfenstern in Sperrpausen gemacht werden.<br />

Und welche Highlights sehen Sie in der technischen<br />

Entwicklung der Fahrleitungen noch kommen?<br />

Die großen, bahnbrechenden Erfindungen sind sicher<br />

bereits gemacht. Außergewöhnlich ist die Entwicklung<br />

der Deckenstromschiene, die zwar kein<br />

Produkt von uns ist, aber gerade bei neuen Tunnelbauten<br />

kleinere Querschnitte erlauben könnte.<br />

Wir selbst haben die Entwicklung von abgespannten<br />

Fahrleitungssystemen mit niedriger Bauhöhe<br />

für hohe Geschwindigkeiten vorangetri<strong>eb</strong>en, gerade<br />

auch für Tunnels. Innovationstreiber sind sicher auch<br />

die erhöhten Anforderungen an Sicherheit und Umweltschutz.<br />

Da bekommen Erdung und Vermeidung<br />

von Streuströmen eine hohe Bedeutung.<br />

Wir haben viel von der Schweiz<br />

gesprochen. Wo ist Ihr Unternehmen<br />

international aktiv?<br />

Wir sind mit Kummler + Matter<br />

in vielen anderen Ländern aktiv, in<br />

Deutschland zum Beispiel mit K+M<br />

Fahrleitungstechnik. Unser Engagement<br />

in den Niederlanden ist <strong>eb</strong>enfalls<br />

sehr erfolgreich – da bauen<br />

wir nicht selbst, liefern aber Fahrleitungssysteme<br />

und Komponenten<br />

für einen großen Teil der Neu- und Ausbauprojekte<br />

dort. Und mit unserer tschechischen Schwesterfirma<br />

Elektroline, die <strong>im</strong> Konzern <strong>eb</strong>enfalls zu meinem<br />

Führungsbereich gehört und weltweit tätig ist, haben<br />

wir eine intensive Kooperation. In vielen Fällen<br />

liefern wir die Komponenten und Elektroline übern<strong>im</strong>mt<br />

die Ausführung. Diese Form der Kooperation<br />

wollen wir künftig verstärken.<br />

Sehen Sie also Osteuropa als Wachstumsmotor?<br />

Allerdings. Wir planen und bauen beispielsweise<br />

rund 15 Kilometer Fahrleitung plus Unterwerk vom<br />

bulgarischen Vidin über die neue Donaubrücke nach<br />

Rumänien, <strong>im</strong> tschechischen Pilsen begleiten wir<br />

den Umbau des Hauptbahnhofs, und einiges mehr.<br />

Elektroline mit heute 160 Beschäftigten kommt aus<br />

dem Fahrleitungsbau vor allem <strong>im</strong> Tram- und Trolleybus-Bereich,<br />

zusammen mit unserem Knowhow<br />

<strong>im</strong> Bahnbereich ergibt das eine starke Kombination.<br />

In den vergangenen Jahren ist ja weltweit eine<br />

Renaissance von Straßenbahn und Trolleybus<br />

festzustellen. Wird sich das fortsetzen?<br />

Davon gehe ich aus. In der Schweiz ist zum Beispiel<br />

in Zürich viel gelaufen – vor allem aber in Genf.<br />

Keine andere Schweizer Stadt hat so viel investiert<br />

in den letzten Jahren. Die Stadt besaß früher ein<br />

sehr großes Tramnetz, hat das bis etwa 1969 bis auf<br />

„Man muss die<br />

Dinge selber in<br />

die Hand nehmen“<br />

173


Fokus Interview<br />

acht Kilometer abg<strong>eb</strong>aut und installiert seit Mitte<br />

der 1990er-Jahre ein komplett neues Netz. Auch in<br />

anderen Ländern, in Deutschland oder Frankreich,<br />

steht die Trambahn ja wieder <strong>im</strong> Fokus.<br />

Bieten die Bereiche Tram und Trolleybus Möglichkeiten<br />

der weiteren Entwicklung?<br />

Durchaus. Ich denke da an die Pendel-Fahrleitung<br />

für Tram und Trolleybus, die wir weltweit installieren.<br />

Oder an Weichen: Bei vollautomatisierten Weichenstraßen<br />

<strong>im</strong> Stadtverkehr muss der Trolleybus-Fahrer<br />

nicht mehr manuell umschalten, die Luftweichen<br />

werden automatisch angesteuert. Oder der Streckentrenner<br />

Typ ALCO für Tram- und Trolleybus-<br />

Systeme, den wir entwickelt und patentiert haben:<br />

Bleibt ein Fahrzeug genau unter einem Streckentrenner<br />

stehen, hilft normalerweise nur Schi<strong>eb</strong>en oder<br />

den Hilfsmotor anwerfen. Unser Streckentrenner<br />

jedoch hat zwischen den beiden elektrischen Enden<br />

der zwei Fahrleitungsabschnitte kurze, leitende Segmente,<br />

die über Dioden gespeist werden. So werden<br />

zwar die Streckenabschnitte getrennt, das Fahrzeug<br />

kann aber jederzeit wieder anfahren – das löst schon<br />

einige Probleme in der Praxis. Und dann gibt es noch<br />

maßgeschneiderte Spezialitäten wie Fahrleitungen<br />

für Dualbetri<strong>eb</strong> mit Pantograph und Trolley-Stromabnehmer,<br />

die wir in Europa, Nordamerika, Australien<br />

und Neuseeland installiert haben.<br />

Eisenbahn, Tram, Trolleybus: Welcher Bereich überwiegt<br />

derzeit für Ihr Unternehmen – und könnte es<br />

in absehbarer Zeit Verschi<strong>eb</strong>ungen g<strong>eb</strong>en?<br />

Innerhalb der Fahrleitungstechnik hatten wir 2011<br />

etwa zwei Drittel des Auftragsvolumens be<strong>im</strong> Stadtverkehr<br />

und ein Drittel bei der Bahn. Dazu kommen<br />

noch Aufträge der SBB <strong>im</strong> Bereich des Kabelbaus und<br />

des Kabeltiefbaus. In der Schweiz wird es durch neue<br />

Projekte <strong>im</strong> Bahnbereich wahrscheinlich Verschi<strong>eb</strong>ungen<br />

in Richtung Bahn g<strong>eb</strong>en, <strong>im</strong> Export dagegen<br />

wird die Nachfrage eher be<strong>im</strong> Stadtverkehr steigen.<br />

In Zusammenarbeit mit Electroline nehmen wir in<br />

den Segmenten Fahrleitungen sowie Tramweichenanlagen<br />

und -steuerungen <strong>im</strong> Stadtverkehr eine sehr<br />

gute Position ein.<br />

Und welchen Herausforderungen werden Sie sich<br />

in den kommenden Jahren stellen müssen?<br />

Die ursprüngliche Aufgabe eines Fahrleitungsunternehmens<br />

war, ein mechanisches Produkt zur elektrischen<br />

Stromversorgung eines Fahrzeuges mittels<br />

Stromabnehmer zu konstruieren und die gesamte<br />

Anlage zu erstellen. Der Trend geht heute aber zu<br />

dichterem Verkehr und kürzeren Kursfolgen, höheren<br />

Geschwindigkeiten, leistungsfähigeren Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen,<br />

restriktiveren Umweltauflagen. Daraus erg<strong>eb</strong>en<br />

sich neue Herausforderungen: Einerseits müssen<br />

wir nachhaltige technische Lösungen <strong>im</strong> interdisziplinären<br />

Zusammenspiel von Mechanik, Elektrik<br />

und Elektronik entwickeln. Andererseits ist eine neue<br />

Gesamtsystematik von der Projektierung über Materiallieferung<br />

und effizienten Montagemethoden<br />

bis zum Unterhalt wichtig. Noch entscheidender ist<br />

aber fachlich hoch qualifiziertes Personal, sowohl für<br />

die Montage als auch für Planung und Projektierung.<br />

Finden Sie denn genügend qualifiziertes Personal?<br />

Das ist gleich eine vierfache Herausforderung: Erstens<br />

sind in den vergangenen Jahren zumindest in<br />

der Schweiz zahlreiche Ingenieure und Fachleute altershalber<br />

ausgeschieden, auf Kundenseite wie in der<br />

Industrie. Allein deren Ersatz ist schwierig. Zweitens<br />

ist in der Schweiz wie in zahlreichen ausländischen<br />

Märkten sicherzustellen, dass die Infrastruktur nicht<br />

vernachlässigt wird – und genau dies ist in einigen<br />

Ländern geschehen. Drittens wurde vielerorts die<br />

Infrastruktur ausg<strong>eb</strong>aut und deren Nutzung massiv<br />

erhöht, was auch den Bedarf an Wartung und Unterhalt<br />

und damit an Fachpersonal, zusätzlich erhöht.<br />

Und viertens gibt es zumindest in der Schweiz leider<br />

keine Ausbildungsstätten, die Bahningenieure mit<br />

wirklich tiefem technischem Know-how hervorbringen.<br />

Fahrleitungstechnik und <strong>Bahnstromversorgung</strong><br />

sind ja eher technische Randg<strong>eb</strong>iete. Deshalb müssen<br />

Firmen mit Qualitätsanspruch eigene Ausbildung<br />

betreiben.<br />

Und Sie bilden selbst aus?<br />

Vor allem <strong>im</strong> Bereich Fahrleitungsmontage. Wir haben<br />

eine eigene Schulungsanlage, auf der wir Fahrleitungen<br />

komplett auf- und abbauen und modifizieren<br />

können. Auch Kunden fragen an, ob sie diese<br />

Anlage für ihre eigene Ausbildung nutzen können. Es<br />

ist schon so: Wenn man etwas erreichen will, muss<br />

man die Dinge selber in die Hand nehmen.<br />

Herr Steiner, herzlichen Dank für das Gespräch.<br />

ZUR PERSON<br />

Daniel Steiner schloss 1975 sein Studium an der<br />

ETH Zürich als Diplom-Maschineningenieur ETH mit<br />

schwerpunkt auf technischen Betri<strong>eb</strong>swissenschaften<br />

ab. Er startete 1976 bei BBC Brown Boveri und wechselte<br />

1981 als Abteilungsleiter Alternativenergien zum<br />

damaligen Mehrheitsaktionär von Kummler + Matter,<br />

der Züricher Elektrowatt AG, und ab 1984 zu Kummler<br />

+ Matter in die Sparte Fahrleitungstechnik. 1986<br />

wurde er dort als Spartenleiter Fahrleitungstechnik<br />

und Vizedirektor in die Geschäftsleitung berufen. Seit<br />

der Übernahme von Kummler + Matter 1998 durch<br />

Atel AG, Olten, ist er Mitglied der Gruppenleitung<br />

Alpiq InTec und Leiter des Geschäftsbereichs Energieversorgungstechnik<br />

mit den Firmen Kummler +<br />

Matter, Mauerhofer + Zuber, Elektroline a.s., Prag,<br />

sowie von K+M in Isenbüttel und Alpiq EnerTrans <strong>im</strong><br />

schweizerischen Niedergösgen. Zugleich ist Daniel<br />

Steiner Geschäftsführer von Kummler + Matter in Zürich<br />

und Präsident der Swissrail Industry Association.<br />

174 110 (2012) Heft 5


Thema Fokus<br />

Lkw unter Strom gesetzt<br />

Der Warenverkehr n<strong>im</strong>mt weiterhin weltweit zu. Wie sich dennoch die wertvollen Erdölvorräte schonen<br />

und die gesetzten Kl<strong>im</strong>aziele erreichen lassen, zeigt ein aktuelles Projekt von Siemens.<br />

Alle Prognosen zum Güterverkehr sagen weiter<br />

starkes Wachsen voraus – je nach Szenario um mindestens<br />

die Hälfte bis 2050. Ohne entsprechend<br />

erweiterte Transportkapazitäten drohen Engpässe.<br />

Zwar gilt Güterverkehr auf der Schiene zu Recht als<br />

besonders leistungsfähig, energieeffizient und umweltfreundlich,<br />

er kann aber nicht jede Transportaufgabe<br />

lösen. Viele Bahnunternehmen ziehen sich<br />

aus der Fläche zurück, setzen auf Punkt-zu-Punkt-<br />

Verbindungen und bieten Eil- oder Stückgutdienste<br />

gar nicht mehr an. Dann muss ein zuverlässiger und<br />

schneller Straßengüterverkehr einspringen – mit<br />

bekannten N<strong>eb</strong>enwirkungen: wachsender Erdölverbrauch<br />

und steigende Emissionen, die selbst zaghafte<br />

Kl<strong>im</strong>aschutzziele verfehlen lassen.<br />

Wie sich Lkw-Verkehr energieeffizienter und umweltfreundlicher<br />

gestalten lässt, hat das Forschungsprojekt<br />

„Elektromobilität bei schweren Nutzfahrzeugen<br />

zur Umweltentlastung von Ballungsräumen“<br />

(ENUBA) untersucht, gefördert durch das Bundesministerium<br />

für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

(BMU). Dabei hat<br />

Siemens in nur 15 Monaten ein<br />

ganzheitliches Konzept für den<br />

Einsatz elektrischer Energie <strong>im</strong><br />

Straßengüterverkehr entwickelt<br />

und auf einer eigens dafür errichteten<br />

Teststrecke in in der<br />

Uckermark (Brandenburg) erprobt<br />

(Bild 1).<br />

Dazu wurden zwei serienmäßige<br />

18-t-Lkw zu Zweikraftfahrzeugen<br />

umg<strong>eb</strong>aut. An die<br />

Stelle des Schaltgetri<strong>eb</strong>es kam<br />

ein Generator, der direkt vom<br />

Dieselmotor angetri<strong>eb</strong>en wird<br />

und einen Elektromotor speist,<br />

der wiederum über Kardanwelle<br />

und Ausgleichsgetri<strong>eb</strong>e auf die<br />

Antri<strong>eb</strong>sräder wirkt.<br />

Insoweit handelt es sich um<br />

einen klassischen so genannten<br />

Hybrid-Antri<strong>eb</strong> serieller Bauart.<br />

Das grundlegend Neue ist aber,<br />

dass die alternative Energiequelle<br />

für den Antri<strong>eb</strong>smotor kein<br />

auf dem Fahrzeug mitgeführter<br />

elektrischer Speicher ist. Vielmehr<br />

wurde dazu das seit über<br />

hundert Jahren für elektrische<br />

Schienenbahnen entwickelte System mit der Flexibilität<br />

der Straße verknüpft: Die Energie kann wie be<strong>im</strong><br />

O-Bus aus einer zweipoligen Oberleitung über der<br />

Fahrbahn entnommen oder, bei Überholmanövern<br />

oder auf nicht elektrifizierten Straßenabschnitten,<br />

von der Motor-Generator-Gruppe bereitgestellt werden.<br />

Die Traktionsstromversorgung entlang der Fahrbahn<br />

lässt sich aus bewährten Komponenten zusammenstellen:<br />

Transformator und Wechselrichter<br />

wandeln Drehstrom aus dem öffentlichen Netz in<br />

Gleichstrom mit 650 V Spannung um und können<br />

elektrische Bremsenergie wieder netzkonform zurückspeisen,<br />

soweit diese nicht gleich von anderen<br />

Fahrzeugen wieder abgenommen wird – auch dies<br />

ein seit Jahrzehnten bei elektrischen Schienenbahnen<br />

bewährtes Prinzip.<br />

Die Oberleitung muss allerdings höhere Ansprüche<br />

erfüllen als für relativ langsam fahrende O-Busse,<br />

bei denen meist zweipolige Einfachfahrleitungen<br />

genügen. Das ENUBA-Projekt dagegen sollte eine<br />

Bild 1:<br />

Testfahrt eines Oberleitungsfahrzeugs auf der ENUBA-Teststrecke in der Uckermark (Foto: Siemens).<br />

110 (2012) Heft 5<br />

175


Fokus Thema<br />

praxistaugliche Lösung für den Lkw-Verkehr auf stark<br />

belasteten Strecken mit üblichen Fahrgeschwindigkeiten<br />

um 90 km/h bieten. Die Fahrleitung besteht<br />

deshalb aus einem zweipoligen Hochkettenwerk. In<br />

diesem Punkt gibt es also wesentliche Unterschiede<br />

zum Schienenverkehr und zu Obus-Systemen.<br />

Eine vollkommene Neuentwicklung ist der zweipolige<br />

Stromabnehmer. Die bei O-Bussen üblichen<br />

Stangenstromabnehmer mit Schleifschuhen eignen<br />

sich nur für geringe Geschwindigkeiten und lassen<br />

sich nicht während der Fahrt eindrahten. Die Stromabnehmer<br />

der E-Trucks dagegen müssen sich bis zu<br />

den genannten Geschwindigkeiten zuverlässig absenken<br />

und anlegen lassen und alle Bewegungen des<br />

Fahrzeugs innerhalb der Fahrspur aktiv ausgleichen<br />

können. Dazu regelt ein elektro-pneumatisches System<br />

Position und Kontakt zur Fahrleitung. Vor allem<br />

lässt eine automatische Steuerung sofort den Stromabnehmer<br />

senken, wenn der die Fahrspur wechselt<br />

oder schnell einem Hindernis ausweicht, und sie<br />

erkennt vorhandene Fahrdrähte über der Fahrbahn<br />

und lässt den Stromabnehmer wieder h<strong>eb</strong>en.<br />

Konzept und Technik haben sich bei zahlreichen<br />

Mess- und Testfahrten bestens bewährt. Dabei wurden<br />

u. a. das elektrische Bremsen mit Rückspeisung<br />

ins Energieversorgungsnetz und die Erkennung der<br />

Fahrleitung auch bei widrigen Umg<strong>eb</strong>ungsbedingungen<br />

getestet.<br />

Bei diesem Konzept bleiben alle vorhandenen und<br />

gewohnten Anlagen wie Zufahrten, Lager- und Umschlaganlagen,<br />

Wege und auch die Arbeitsabläufe für<br />

Auftragg<strong>eb</strong>er, Spediteure und Fahrer erhalten, und<br />

nur die Technik der Fahrzeuge ändert sich. Die elektrotechnische<br />

Ausrüstung entlang der ausgewählten<br />

Strecke ist mit überschaubaren Mitteln herzustellen.<br />

Begleitende ökologische und ökonomische Studien<br />

konnten belegen, dass das ENUBA-Konzept<br />

erh<strong>eb</strong>liches Potenzial zur Umweltentlastung bei allen<br />

Verkehren, die durch zahlreiche Lkw-Fahrten auf<br />

konzentriertem Raum gekennzeichnet sind, bieten<br />

kann. Dies sind vor allem zwei Einsatzg<strong>eb</strong>iete: Shuttleverkehre<br />

über kurze und mittlere Entfernungen bis<br />

etwa 50 km, also zum Beispiel zwischen Güterverkehrszentren<br />

und Häfen oder Fabrikanlagen, sowie<br />

Anbindungen von Gruben und Minen an zentrale<br />

Lager- und Umladestellen. In beiden Fällen bietet<br />

sich der Einsatz von E-Trucks an, wenn die Transportmengen<br />

einen direkten Bahnanschluss nicht rechtfertigen<br />

oder wenn dieser aufgrund der Topographie<br />

nicht möglich ist.<br />

Dabei wird bei Oberleitungsbetri<strong>eb</strong> das Bereitstellen<br />

der elektrischen Energie und – solange dies<br />

noch aus fossilen Brennstoffen geschehen muss – das<br />

Bekämpfen der Emissionen in effizientere stationäre<br />

Großanlagen verlagert. Langfristig ist eine Versorgung<br />

aus allen sich erneuernden Quellen wie Wasserkraft,<br />

Photovoltaik, Wind oder Biogas möglich.<br />

Be/<strong>eb</strong>l<br />

Kommentar: Die Auferstehung<br />

Der Kalauer ist uralt, aber er passt noch <strong>im</strong>mer: Im<br />

Autohaus erschrickt der umweltbewusste Kunde<br />

über 100 000 EUR Listenpreis für einen Elektro-<br />

Kleinwagen, aber der Verkäufer klärt auf: 10 000<br />

für den Wagen und 90 000 für das Anschlusskabel,<br />

dessen automatische Aufspultrommel aber gratis<br />

dazu.<br />

Elektromobilität <strong>im</strong> Individualverkehr gibt es genau<br />

so lange wie <strong>im</strong> Schienenverkehr: 1881 fuhren<br />

weltweit erstmals vor den Toren Berlins eine elektrische<br />

Straßenbahn und in Paris ein dreirädriges<br />

Elektrofahrrad. Einige Jahrzehnte lang boten dann<br />

Batteriekraftfahrzeuge eine hoch willkommene Alternative<br />

zu Pferdefuhrwerken und -kutschen, nicht<br />

nur weil sie um Größenordnungen leistungsfähiger<br />

und viel schneller waren, sondern auch zumindest<br />

unterwegs in allen drei Aggregatzuständen pollutionsfrei.<br />

So besaßen und betri<strong>eb</strong>en Kleinunternehmer<br />

einzelne und Großunternehmen ganze Flotten<br />

davon (Bild 1). Dass die alles überrollende Konkurrenz<br />

dann wieder gaste und partikelte, begann erst<br />

viel später zu stören, und den Rest besorgten die<br />

Batterieprobleme, die bis heute nicht durchschlagend<br />

gelöst sind.<br />

So konnten sich die Schienenbahnen 130 Jahre<br />

lang mit ihrer quasi-unendlich langen und vor allem<br />

verzweigungsfähigen „Anschlussleitung“ rühmen,<br />

Bild 1:<br />

„Lloyd-Krieger“-Postautomobile mit Batterieantri<strong>eb</strong> <strong>im</strong> Postamt<br />

Köpenickerstraße in Berlin (Bild 775 in [1]).<br />

176 110 (2012) Heft 5


Zukunft bewegen.<br />

die – parallel zum geometrisch exakt definierten Fahrweg verlegt –<br />

die lückenlose Energieversorgung ihrer Fahrzeuge sichert, in jeder<br />

beli<strong>eb</strong>igen Stärke und Dauer. Im Luft- wie <strong>im</strong> Seeverkehr ist das<br />

undenkbar, nur <strong>im</strong> nicht spurgeführten Landverkehr gab es fremd<br />

versorgten elektrischen Betri<strong>eb</strong> stellenweise bei Materialtransporten<br />

(Bild 2) und als O-Bus in weltweit rund 650 Betri<strong>eb</strong>en, bis auch hier<br />

der fast vollständige Garaus kam.<br />

Nun ist also ein neues Konzept da, das den Verbrennungsmotor<br />

mit einer elektrischen Fremd speisung kombiniert statt mit<br />

E-Speichern, deren Energiedichte nur einen Bruchteil derjenigen<br />

<strong>im</strong> Kraftstofftank erreicht. Ist es Zufall, dass das genau zu dem Zeitpunkt<br />

ans Licht tritt, zu dem sich erste Skepsis regt, ob das System<br />

mit der E-Speicherung an Bord jemals wirtschaftlich vernünftig<br />

machbar wird?<br />

Etwas wird ganz sicher kommen: Mahnwachen gegen das Verschandeln<br />

der schönen Autobahnen durch die neuen Leitungen<br />

mit der Forderung, diese (die Leitungen) unterirdisch zu verlegen,<br />

und parallel dazu der Vorschlag, diese 650-V-Leitungen gleich für<br />

den Energietransport von den Parks DanTysk und Sandbank vor<br />

Sylt zu den Schluchsee-Speicherwerken <strong>im</strong> Südschwarzwald mit<br />

zu nutzen.<br />

Be<br />

1] N. N.: <strong>Elektrische</strong> Automobile. In: <strong>Elektrische</strong> Kraftbe tri<strong>eb</strong>e und <strong>Bahnen</strong> 9<br />

(1911), H. 25, S. 493–494.<br />

[2] N. N.: Gleislose elektrische Güterbahnen, System Schiemann. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 1 (1903), H. 1, S. 27–34.<br />

Pablo Castagnola, THSRC<br />

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Bild 2:<br />

„Güterzug der gleislosen Güterbahn in Grevenbrück“ (Ausschnitt aus ganzseitigem<br />

Bild 32 aus [2]).<br />

110 (2012) Heft 5<br />

Günter Koch


Fokus Report<br />

Verkehrswissenschaftliche Tage 2012<br />

Zum 23. Mal fanden vom 29. bis 30. März 2012 die Verkehrswissenschaftlichen Tage der Fakultät Verkehrswissenschaften<br />

„Friedrich List“ an der TU Dresden statt. Im bewussten Kontrast zur derzeitigen<br />

öffentlichen Darstellung, in der so gern die individuelle elektrische Mobilität in den Vordergrund gerückt<br />

wird, sollte die Veranstaltung unter dem Titel. „Herausforderung Elektromobilität – Wie weiter<br />

mit dem öffentlichen Verkehr?“ den Fokus auf die öffentlichen Verkehrsmittel richten.<br />

Podiumsdiskussion Herausforderung Elektromobilität (von links): Rolf Hellinger, Bernard Bäker,<br />

Ralph Pütz, Michael Menrath, Arnd Stephan (Fotos: Andreas Surma).<br />

Zu Beginn wurden <strong>im</strong> Plenum zunächst die Förderprogramme<br />

des Bundes für die Elektromobilität<br />

durch Michael Menrath (BMWi) vorgestellt, die sich<br />

<strong>im</strong> Wesentlichen dem elektrifizierten Individualverkehr<br />

widmen. Danach ging Prof. Klaus J. Beckmann<br />

vom Deutschen Zentrum für Urbanistik auf die Frage<br />

ein, ob <strong>eb</strong>en dieser E-Individualverkehr zur Chance<br />

oder zum Risiko für den ÖPNV wird. Darin machte er<br />

deutlich, dass es gerade bei der jüngeren Generation<br />

<strong>im</strong> urbanen Raum eine tendenzielle Abkehr vom Statussymbol<br />

„Auto“ gibt.<br />

Eine Bestandsaufnahme zur individuellen Elektromobilität<br />

aus technischer Sicht mit dem Stand von<br />

2012 gab Prof. Bernard Bäker (Professur für Fahrzeugmechatronik,<br />

TU Dresden), der darauf hinwies,<br />

dass zwar jede Menge technischer Lösungen bereits<br />

vorhanden sind, diese aber durch hohe Kosten,<br />

Firmenpolitik und mangelnde Nachfrage durch geringe<br />

Praktikabilität nicht zu Anwendung kommen.<br />

Ein Ausblick auf kl<strong>im</strong>aschonenden ÖPNV kam<br />

von Prof. Ralph Pütz (VDV), in dem er die Stadtbahn<br />

mit ihren Unterwerken als Rückgrat für die Energieversorgung<br />

batteri<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>ener Busse und anderer<br />

Fahrzeuge der Zukunft darstellte.<br />

In den Sektionen beider Tage wurden die Auswirkungen<br />

auf das Mobilitätsverhalten und die Verkehrsnachfrage,<br />

Anforderungen an die Stadt- und<br />

Regionalplanung, die Themen Wirtschaftlichkeit, Finanzierung,<br />

Nachhaltigkeit und natürlich die Technik<br />

und der Betri<strong>eb</strong> dargestellt. So wurde unter anderem<br />

über Zukunftsszenarien zur Elektromobilität, deren<br />

Entwicklungsmöglichkeiten und Grenzen berichtet.<br />

Weitere Vorträge befassten sich mit der Verknüpfung<br />

von individueller E-Mobilität und bestehendem<br />

ÖPNV, wie zum Beispiel mit dem Forschungsprojekt<br />

Mobilität in Städten, eine 1972 als System repräsentativer<br />

Verkehrsverhaltensbefragungen (SrV) begründete<br />

Haushaltsbefragung.<br />

Prof. Wolfgang Fengler (Professur für Gestaltung<br />

von Bahnanlagen, TU Dresden) wies in seinem Vortrag<br />

darauf hin, dass es seit 2000 trotz Eröffnung<br />

einiger HGV-Streckenabschnitte eine Abnahme des<br />

Personenfernverkehrs auf der Schiene gibt, die durch<br />

die Einstellung der IR-Ang<strong>eb</strong>ote – Abnahme der Halte<br />

<strong>im</strong> Schienenpersonenfernverkehr von 400 (1998)<br />

auf 200 (2012) – resultieren, trotz erhöhter Pkm. Er<br />

bezweifelte den gesellschaftlichen Nutzen der HGV-<br />

Projekte und riet zu einer Subventionierung eines<br />

„Sub-Budget-SPFV“, da dieser nicht kostendeckend<br />

sein könne, um insgesamt mehr Nutzerpotenzial<br />

zu erschließen. Auch solle der Güterverkehr mehr<br />

Beachtung finden, da dort mit relativ geringen<br />

Investitionen wie zum Beispiel einem dritten Gleis<br />

große Einsparungen <strong>im</strong> Energi<strong>eb</strong>edarf und dem<br />

CO 2<br />

-Ausstoß möglich sind.<br />

Im Beitrag des Fraunhofer IVI (Fraunhofer Institut<br />

für Verkehrs- und Infrastruktursysteme, Dresden)<br />

schilderte Dr. Matthias Klingner die Entwicklung<br />

von Elektrokonzeptfahrzeugen FreccO 1.0 und 2.0<br />

und der Autotram, die <strong>im</strong> Rahmen der Fraunhofer<br />

Systemforschung durch Einbindung von 33 Fraunhofer<br />

Instituten an 22 Standorten in Deutschland zur<br />

Bündelung von Technologiekonzepten entstanden<br />

sind. Er stellte einen Radnabenmotor vor, der mit<br />

gegossenen Spulen und integrierter leistungselektronischer<br />

Steuerung versehen wurde. In der aktuellen<br />

Entwicklung Autotram II entstand ein 30 m langer<br />

Doppelgelenkbus für 260 Fahrgäste mit Dual-Speicher<br />

(SuperCap+Li-Ionen-Batterie), an dem unter<br />

anderem die Leistungsübertragung von Dockingstationen<br />

auf Fahrzeuge und die Kl<strong>im</strong>atisierung von<br />

E-Fahrzeugen über flächige Wärmeabstrahlungselemente<br />

untersucht werden sollen.<br />

178 110 (2012) Heft 5


Report Fokus<br />

110 (2012) Heft 5<br />

Danach analysierte Anne Binder (Professur für<br />

Verkehrsleitsysteme und –prozessautomatisierung,<br />

TU Dresden) die Energieeinsparmöglichkeiten durch<br />

Echtzeitfahrregelung bei Schienenfahrzeugen. Hierbei<br />

wird der Ansatz einer Prädiktion von Haltezeiten<br />

in Kombination mit dem Grundsatz verfolgt, Verspätungen<br />

nur so schnell wie nötig bis zu wichtigen<br />

Haltestellen (Umsteig<strong>eb</strong>eziehung/Zugkreuzung) aufzuholen.<br />

Gunther Dürrschmitt (Professur für Fahrzeugmodellierung<br />

und -s<strong>im</strong>ulation, TU Dresden) stellte<br />

anhand der Daten der Dresdener Messstraßenbahn<br />

Möglichkeiten der Energieopt<strong>im</strong>ierung dar.<br />

So könnte durch intelligente Fahrzeugbeeinflussung<br />

die Pulkbildung von Straßenbahnen und, durch<br />

intelligentes Hilfsbetri<strong>eb</strong>emanagement, der Einsatz<br />

des Bremsstellers möglichst vermieden werden. Interessanterweise<br />

entfallen be<strong>im</strong> jährlichen Einsatz<br />

einer Straßenbahn 50 % des Energi<strong>eb</strong>edarfes auf die<br />

Hilfsbetri<strong>eb</strong>e.<br />

Am zweiten Veranstaltungstag wurde unter anderem<br />

das Bundesprojekt ENUBA durch Dr. Michael<br />

Lehmann (Siemens AG, IC MOL TI IMS, Erlangen)<br />

vorgestellt, in dem Siemens einen elektrifizierten<br />

Lkw mit zwei sensorgesteuerten Stromabnehmern<br />

entwickelte, der unter einer zweipoligen Fahrleitung<br />

verkehrt (siehe Seite 175). Der Fahrdraht ist dabei<br />

ohne Zick-Zack aufgehängt, stattdessen wird der<br />

Stromabnehmer periodisch verschoben, und gleichzeitig<br />

wird das Befahren von Kurven und das Driften<br />

innerhalb der Fahrspur ausgeregelt. Die EV erfolgt<br />

in dieser Entwicklungsstufe zunächst mit DC 750 V.<br />

Michael Melzer (Professur <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, TU<br />

Dresden) stellte Softwaretools zur Auslegung von<br />

Energiespeichern be<strong>im</strong> Refurbishment von dieselelektrischen<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen vor, welche die Speicherd<strong>im</strong>ensionierung<br />

anhand des Energi<strong>eb</strong>edarfs<br />

unterstützen und die thermische Auslegung und<br />

die Berechnung der Alterung ermöglichen. Er hob<br />

hervor, dass sich Speicher besonders bei Verkehren<br />

mit häufigen Halten (30 bis 60 pro h) und geringen<br />

Geschwindigkeiten anbieten, wie sie unter anderem<br />

be<strong>im</strong> Rangieren auftreten.<br />

Ein Gemeinschaftsvortrag von DB Regio und<br />

DB Systemtechnik stellte den Prototyp-Umbau eines<br />

Tri<strong>eb</strong>wagens BR 642 zum Hybridfahrzeug vor, bei<br />

dem nun n<strong>eb</strong>en dem dieselelektrischen Antri<strong>eb</strong>sstrang<br />

eine Li-Ionen-Batterie mit 4,7 kWh Leistung<br />

Bremsarbeit aufnehmen kann. Der durch die Systemtechnik<br />

projektierte Umbau hat allerdings einen<br />

Massenzuwachs um 4,5 t zur Folge, der mit einem<br />

geänderten Innenraumkonzept kompensiert werden<br />

muss. Auf der 37 km langen Strecke Aschaffenburg –<br />

Miltenberg mit 14 Halten wird der Tri<strong>eb</strong>wagen von<br />

DB Regio getestet.<br />

Peter Westenberger vom DB Umweltzentrum skizzierte<br />

in seinem Vortrag die Strategien und Visionen<br />

einer noch umweltfreundlicheren DB <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung.<br />

Werden derzeit noch 9 % des Bahnstromes<br />

aus Erdgas, 13,4 % aus Braunkohle, 31,8 % aus<br />

Steinkohle, 22,3 % aus Kernkraft und 21,8 % aus Erneuerbaren<br />

Energien (EE) gewonnen, so sollen 2020<br />

aus EE 35 % und 2050 der gesamte <strong>Bahnen</strong>ergi<strong>eb</strong>edarf<br />

von derzeit 11 TWh aus EE gewonnen werden.<br />

Aus den drei Windparks, an denen sich DB Energie<br />

beteiligt, stammt nur 1 % der benötigten Energie.<br />

Auch ist diese Beteiligung unwirtschaftlich, sie weist<br />

aber in die richtige Richtung, um den Umweltbonus<br />

des Verkehrsmittels Bahn zu erhalten und um Erfahrungen<br />

mit der fluktuierenden Windkrafteinspeisung<br />

zu sammeln.<br />

Den Abschluss bildete ein Vortrag der Sächsischen<br />

Energieagentur Saena, in dem die sächsischen Projekte<br />

der durch das BMVBS geförderten Modellregion<br />

Elektromobilität vorgestellt wurden. N<strong>eb</strong>en den<br />

abgeschlossenen Projekten SaxHybrid (Linieneinsatz<br />

von 20 Hybridbussen <strong>im</strong> Leipziger und Dresdner<br />

Stadtverkehr), RegioHybrid (Linieneinsatz von 30 Regionalhybridbussen)<br />

und SaxMobility (Flotteneinsatz<br />

von 40 Elektro-PKW) erfolgte ein Ausblick auf die<br />

beantragten Projekte SaxMobility II, in denen es um<br />

die bessere Verzahnung von E-MIV und ÖPNV gehen<br />

soll, auf das Projekt SaxHybrid PLUS (Hybridbus<br />

mit Dualspeicher), das eine Teilelektrifizierung von<br />

Buslinien mit punktuellen Nachladepunkten zum<br />

Ziel hat, sowie auf das Schaufenster Elektromobilität<br />

(Förderzeitraum 2012–2015), in dem Sachsen und<br />

Bayern in 80 Projekten unter anderem den ÖPNV<br />

weiterentwickeln wollen.<br />

In seinem Schlusswort ermutigte Prof. Arnd Stephan<br />

(Professur <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, TU Dresden)<br />

die Teilnehmer in Anlehnung an das Tagungsmotto<br />

„Weiter mit dem öffentlichen Verkehr!“, die Potenziale<br />

des elektrischen ÖV verstärkt zu nutzen.<br />

Andreas Albrecht, TU Dresden<br />

Aktuell erhältliche Elektroautos werden durch die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW)<br />

Dresden getestet.<br />

179


Fokus Forum<br />

Aktuelle Best<strong>im</strong>mungen zum Ausbleiben<br />

der Fahrleitungsspannung bei der DB<br />

Unterschiedliche Sicherheitsregeln für eigenes und für fremdes Personal darf es <strong>im</strong> Bahnbetri<strong>eb</strong> eigentlich<br />

gar nicht g<strong>eb</strong>en – und dies erst Monate später zu berichtigen, ist mutig. Warum wird selbst<br />

dann aber nur eine der abweichenden Best<strong>im</strong>mungen angepasst?<br />

In [1] war aufgezeigt worden, dass die DB seit einigen<br />

Jahren in der für Eisenbahnverkehrsunternehmen<br />

(EVU) geltenden Richtlinie (Ril) 492.1005 Führen<br />

von elektrisch arbeitenden Eisenbahnfahrzeugen sicherheitsrelevant<br />

andere Best<strong>im</strong>mungen hatte als in<br />

der Ril 492.0005 für ihre eigenen Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer<br />

(Tf), neuerdings Eisenbahnfahrzeugführer (Ef).<br />

Danach waren<br />

• bei außergewöhnlichen Wahrnehmungen an<br />

Stromabnehmern oder Fahrleitungen die Stromabnehmer<br />

zu senken und der Zug von eigenen<br />

Personalen mit Schnellbremsung, von fremden<br />

dagegen nur mit Vollbremsung anzuhalten,<br />

• bei länger als 1 oder je nach Interpretation<br />

1 1 / 2 min dauerndem Ausbleiben der Fahrleitungsspannung<br />

(Bild 1) der Zug von eigenen Personalen<br />

an einer nächsten geeigneten Stelle anzuhalten,<br />

von fremden dagegen gar nicht.<br />

Zum ersten Punkt könnte man sich fragen, ob be<strong>im</strong><br />

Verfassen dieser Passage der Unterschied zwischen<br />

den technischen Funktionen und damit auch den<br />

betri<strong>eb</strong>lichen Auswirkungen der beiden Arten von<br />

Bremsungen überhaupt nicht geläufig war, sondern<br />

hier vielleicht nur der Begriff aus dem Straßenverkehr<br />

eing<strong>eb</strong>racht wurde.<br />

Die DB hatte danach unter dem 7. März 2011 per<br />

„Verteiler Ril 492.1005“ bekannt geg<strong>eb</strong>en [2], dass<br />

und wie diese Ril geändert wird. Diese Fassung steht<br />

auch in [3] mit der Anmerkung „vorbehaltlich des<br />

Erg<strong>eb</strong>nisses der endgültigen Abst<strong>im</strong>mung mit dem<br />

VDV“. Darin wurde zu dem ersten Punkt übereinst<strong>im</strong>mend<br />

mit den DB-internen Regeln, auch in der Ril<br />

915.0107 Bremsbedienung, die Schnellbremsung vorgeschri<strong>eb</strong>en.<br />

Dies galt aber nicht etwa mit Sofortwirkung,<br />

sondern ganz formal zum nächsten Jahresfahrplanwechsel<br />

am 11. Dezember 2011. Mediale und<br />

TABELLE<br />

DB Richtlinie 492.1005 Führen von elektrisch<br />

arbeitenden Eisenbahnfahrzeugen (Auszug).<br />

Gültig ab 11.12.2011<br />

4 Fahrleitungsstörung<br />

Eine Fahrleitungsstörung ist zu vermuten, wenn zum<br />

Beispiel:<br />

- der Hauptschalter ausschaltet oder<br />

- die Fahrdrahtspannung ausbleibt.<br />

Kehrt die Fahrdrahtspannung innerhalb von einer Minute<br />

wieder zurück und bleibt stabil, kann der Hauptschalter<br />

eingeschaltet werden.<br />

Bild 1:<br />

Zeitlich ungenauer Entscheidungsbaum (Ausschnitt) nach DB-Richtlinie<br />

492.0005.<br />

Bild 2:<br />

Fahrtverlauf gemäß Betri<strong>eb</strong>sregeln bei Ausfall der Fahrleitungsspannung.<br />

grün SNCF seit 1996 sofort Betri<strong>eb</strong>sbremsung und nach 20 s<br />

Schnellbremsung bis zum Halt<br />

blau Schweiz seit 2006 sofort Betri<strong>eb</strong>sbremsung bis zum<br />

Rollen auf Sicht<br />

orange DB seit 2003 für eigene Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer (Tf)/Eisenbahnfahrzeugführer<br />

(Ef) <strong>im</strong> günstigeren Falle nach<br />

1 min Betri<strong>eb</strong>sbremsung bis zum Halt, Suche nach<br />

nächster geeigneter Stelle dabei unberücksichtigt<br />

rot DB 2012 für Fremd-Tf/Ef weiterhin unbegrenztes Weiterrollen<br />

(Stand 16.04.2012)<br />

Schnellbremsung –0,9 m/s 2 , Betri<strong>eb</strong>sbremsung –0,5 m/s 2 , Fahrwiderstand<br />

Ebene pauschal –0,1 m/s 2<br />

180 110 (2012) Heft 5


juristische Aufbereitungen wären best<strong>im</strong>mt l<strong>eb</strong>haft<br />

geworden, wenn in diesem Dreivierteljahr bei einem<br />

Regionalexpress eines Privat-EVU etwas Schl<strong>im</strong>mes<br />

durch 250 m zu langen Bremsweg passiert wäre.<br />

Zu dem zweiten Punkt besteht jedoch die Diskrepanz<br />

unverändert weiter: Tf/Ef von privaten EVU<br />

müssen bei längerem Ausfall der Fahrleitungsspannung<br />

ihren Zug nicht anhalten (Tabelle). Dabei ist<br />

schon die Karenzzeit für die Tf/Ef der DB ungewöhnlich,<br />

zum Beispiel gegenüber den seit Jahren rigorosen<br />

Best<strong>im</strong>mungen bei den <strong>Bahnen</strong> in Frankreich und<br />

der Schweiz (Bild 2). Dem Vernehmen nach soll übrigens<br />

mit demselben Gültigkeitsdatum 11.12.2011<br />

eine abweichende Fassung der Ril 492.1005 existieren,<br />

die aber nicht frei einsehbar ist.<br />

In der <strong>eb</strong>enfalls zum 11.12.2011 und sogleich<br />

erneut zum 10.06.2012 überarbeiteten Ril 408 Züge<br />

fahren und Rangieren (früher Fahrdienstvorschrift) besteht<br />

<strong>im</strong> Modul 408.0641 weiterhin der Unterschied,<br />

dass der Fahrdienstleiter zwar bei einer Meldung<br />

von Mängeln am Oberbau nach den Regeln für die<br />

Maßnahmen bei Gefahr handeln muss, nicht aber<br />

bei einer Meldung über Mängel an der Oberleitung.<br />

Uwe Behmann<br />

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[1] Behmann, U.: Reaktion der Tri<strong>eb</strong>fahrzeugführer bei Ausfall<br />

der Fahrleitungsspannung. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

108 (2010), H. 12, S. 555–559.<br />

[2] DB Netze – DB Netz AG: Verteiler Ril 492.1005, Bekanntgabe<br />

1 zur Richtlinie 492.1005. Per Suchmaschine abgerufen<br />

am 16.04.2012.<br />

[3] DB Netze (Hrsg.): Betri<strong>eb</strong>lich-technisches Regelwerk der<br />

DB Netz AG – Zusammenstellung. Stand: 11.12.2011.<br />

http://www.dbnetze.com/betri<strong>eb</strong>lich-technische-rw<br />

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110 (2012) Heft 5<br />

Oldenbourg Industrieverlag<br />

www.elektrisch<strong>eb</strong>ahnen.de<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> erscheint in der Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenhe<strong>im</strong>erstr. 145, 81671 München


Fokus Forum<br />

Leserforum<br />

Ihre Meinung ist gefragt. Kommentare und Diskussionsbeiträge zum Heft richten Sie bitte per Post<br />

oder E-Mail leserforum@<strong>eb</strong>-elektrische-bahnen.de direkt an die Redaktion.<br />

Betri<strong>eb</strong> ohne Oberleitung<br />

<strong>eb</strong> 3/2012, S. 60–65<br />

Ob die Vorschläge so wie dargestellt umsetzbar<br />

und die Rechenbeispiele zutreffend sind, erscheint<br />

fraglich. So müsste zum Beispiel in einem Diesel-<br />

Hybrid-Akkutri<strong>eb</strong>wagen der propagierte 66-kW-<br />

Pkw-Dieselmotor als Ersatz für eine 315-kW-Maschine<br />

ständig mit Nennleistung, entsprechend<br />

4 000 min 1 betri<strong>eb</strong>en werden und wäre daher nach<br />

kurzer Einsatzzeit verschlissen. Außerdem liegt der<br />

verbrauchsgünstigste Betri<strong>eb</strong>spunkt von Dieselmotoren<br />

etwa bei halber Nenndrehzahl, das heißt weit<br />

unterhalb der Nennleistung. Deshalb wird man<br />

auch in Diesel-Hybrid-Akkutri<strong>eb</strong>wagen weiterhin<br />

Motoren aus der LKW-Produktion verwenden.<br />

Bei einem Kostenvergleich zwischen akku- und<br />

oberleitungsgespeistem Betri<strong>eb</strong> muss man die<br />

Investi tions- und Instandhaltungskosten der Oberleitung<br />

<strong>eb</strong>enso berücksichtigen wie die hier angeführten<br />

Akkukosten. Um Fehlinterpretationen auszuschließen:<br />

Die Annahme, Akkustrom sei auch in<br />

diesem Vergleich mindestens viermal so teuer wie<br />

Netzstrom, ist völlig unzutreffend.<br />

Zum Thema Akkubetri<strong>eb</strong> könnte man noch ein<br />

interessantes Projekt der Initiative Eco Rail Innovaton<br />

(ERI) hinzufügen: die Erprobung eines (antri<strong>eb</strong>slosen)<br />

Akku-Energietenders hinter der E-Lok<br />

zur Überbrückung fahdrahtloser Streckenabschnitte<br />

mit bis zu 200 km Länge. Ähnliche Akkufahrzeuge<br />

plant man <strong>eb</strong>enfalls in den USA, dort allerdings mit<br />

Energiespeicher- und Boosterfunktion, sodass diese<br />

als vollwertige rückspeisefähige Tfz zusammen mit<br />

Dieseleinheiten einsetzbar sind.<br />

Mathias Schäfer, Köln, per E-Mail<br />

TABELLE 1<br />

Dieselmotor der<br />

Leistung<br />

Volumen<br />

Masse<br />

Dichte<br />

560 kW<br />

4 m ³<br />

4 t<br />

1 t/m ³ TABELLE 2<br />

Li-Ionen-Batterie<br />

Kapazitäts-Masse-<br />

Verhältnis<br />

Dichte<br />

Masse einer Zelle<br />

M.<br />

kWh/m ³<br />

2,09 t/m³<br />

1,07 kg<br />

BR 605.<br />

Saft VL 41<br />

285<br />

Ladezustand<br />

110<br />

%<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

0 20 40 60 80 100 120 min 140<br />

Bild 1:<br />

Ladezustand der Batterien in der Variante 2 ES + 2 DM.<br />

t<br />

Dieselmotor raus, Batterie rein. Der Diesel tuckert<br />

<strong>im</strong> Wirkungsgradopt<strong>im</strong>um vor sich hin und lädt die<br />

Batterie auf. Es wird gefahren wie bisher (oder sogar<br />

schneller?) und dabei noch Energie gespart. Das ist<br />

eine verlockende Vorstellung – aber warum realisiert<br />

kein Fahrzeughersteller derzeit so ein Konzept?<br />

Auf Grundlage verfügbarer Daten wurde für das<br />

Beispiel der BR 605 eine Fahrt von Berlin nach<br />

Hamburg nachgerechnet: Die maßg<strong>eb</strong>lichen Daten<br />

eines der vier Dieselmotoren inklusive Generator<br />

(DM), Gleichrichter, Kühl- und Abgasanlage sind<br />

in Tabelle 1 nachzulesen, eine am Markt verfügbare<br />

Li-Ionen-Batterie hat die Daten nach Tabelle 2.<br />

Auf Grund der größeren Dichte der Batterie ist die<br />

Masse für den Einbau begrenzend. Pro Motor können<br />

rein rechnerisch 3 738 Zellen unterg<strong>eb</strong>racht werden.<br />

Allerdings sind nicht alle Reihen-/Parallelschaltungs-<br />

Kombinationen möglich. Im Hinblick auf die Zwischenkreisspannung<br />

der BR 605 werden 251 Zellen<br />

in Reihe und diese 14-fach parallel geschaltet, somit<br />

ergibt sich eine Zellenanzahl von 3 514 mit einem Volumen<br />

von 1,8 m³. Diese Batterie wird <strong>im</strong> Folgenden<br />

mit Energiespeicher ES bezeichnet. Zugfahrts<strong>im</strong>ulationen,<br />

die durch die Variation der Entladetiefe der<br />

Batterie, die Anzahl zu ersetzender Dieselmotoren<br />

und die Ausrollpunkte entlang der Strecke auf den<br />

Energi<strong>eb</strong>edarf opt<strong>im</strong>iert wurden, erbrachten die in<br />

Tabelle 3 gezeigten Erg<strong>eb</strong>nisse.<br />

182 110 (2012) Heft 5


Forum Fokus<br />

TABELLE 3<br />

Zugfahrts<strong>im</strong>ulation Berlin – Hamburg.<br />

Konfiguration<br />

E-Bedarf Traktion<br />

kWh<br />

Fahrzeit<br />

s<br />

E-Bedarf Hilfsbetri<strong>eb</strong>e<br />

kWh<br />

Kraftstoffverbrauch<br />

l<br />

Ladezeit<br />

s<br />

Energi<strong>eb</strong>edarfsänderung<br />

%<br />

4 DM (Spitzfahrt) 1973 6 047 353 636,8 - 8,25<br />

4 DM (5% Zeitrückhalt) 1 767 6 349 353 588,3 - 0<br />

1 ES + 3 DM 1 681,2 6 344,5 353 554,7 6 405 – 5,67<br />

2 ES + 2 DM 1 636 6 355 353 547,9 7 822 – 6,82<br />

3 ES + 1 DM 1 702 6 350 353 599,9 16755 2,02<br />

Die Varianten mit den ES sind mit den Erg<strong>eb</strong>nissen<br />

aus der Fahrt mit 5 % Zeitrückhalt verglichen worden.<br />

Eine geladene Batterie kann fahrzeitverkürzend<br />

wirken, da sie die volle Leistung für die elektrische<br />

Antri<strong>eb</strong>sausrüstung liefern kann, was der DM-Einheit<br />

nicht in allen Betri<strong>eb</strong>szuständen möglich ist. Die Tabelle<br />

3 zeigt, dass ein Blick auf die Energieeinsparung<br />

allein nicht ausreichend ist. Ist die Ladezeit größer als<br />

die Fahrzeit, muss entsprechend länger gehalten werden<br />

und entgegen der Ursprungsidee ist man dabei<br />

noch nicht einmal in Kopenhagen. Man könnte nun<br />

annehmen, dass die Kombination aus 1 ES + 3 DM<br />

ein denkbares Opt<strong>im</strong>um darstellt. Allerdings entsteht<br />

die rechnerische Einsparung in diesem Fall durch<br />

Opt<strong>im</strong>ierung der Ausrollpunkte, der ES wird nur zu<br />

1 % entladen. Bei der Kombination 2 ES + 2 DM sind<br />

die ES nach rund 40 % der Fahrt auf den <strong>im</strong> Hinblick<br />

auf den Gesamtenergi<strong>eb</strong>edarf opt<strong>im</strong>alen Ladezustand<br />

von 54 % entladen (Bild 1). Ab diesem Punkt kann<br />

auch die max<strong>im</strong>ale Geschwindigkeit von 200 km/h auf<br />

Grund mangelnder DM-Leistung nicht mehr erreicht<br />

werden (Bild 2). In Hamburg müsste 25 min gehalten<br />

werden, um die ES aus den zwei verbleibenden DM<br />

wieder aufzuladen.<br />

Fazit: Vorhandene Technologien auf Blockschaltbild<strong>eb</strong>ene<br />

miteinander zu verknüpfen, ist nicht zielführend.<br />

Denkbar ist Vieles, umgesetzt wird Weniges,<br />

meistens aus gutem Grund. Hybridlösungen befinden<br />

sich derzeit nur <strong>im</strong> Prototypstadium <strong>im</strong> Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong>.<br />

Es sind anhand konkreter Fahrprofile Untersuchungen<br />

anzustellen, um die Wirksamkeit der vorgeschlagenen<br />

Hybridlösungen <strong>im</strong> Hinblick auf das Energieeinsparpo-<br />

Geschwindigkeit<br />

200<br />

km/h<br />

160<br />

120<br />

80<br />

40<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100 120 min 140<br />

Bild 2:<br />

Geschwindigkeitsverlauf in der Variante 2 ES + 2 DM.<br />

tenzial zu ermitteln. Am Beispiel der BR 605 sind sie<br />

sehr gering. Die Beschränkungen in der Fahrdynamik<br />

bei entladener Batterie und die Ladezeiten <strong>im</strong> Stillstand<br />

sind inakzeptabel. Völlig außer Acht gelassen<br />

wurden die Investitionskosten für die vorgeschlagenen<br />

Batterien <strong>im</strong> Vergleich zu den bisher eingesetzten Dieselmotoren.<br />

Hier ist zumindest eine gewisse Skepsis<br />

ang<strong>eb</strong>racht, ob innerhalb der L<strong>eb</strong>ensdauer der Batterie<br />

deren höhere Anschaffungskosten durch Energieeinsparung<br />

ausgeglichen werden könnten.<br />

Andreas Albrecht, Dresden;<br />

Berechnungen: Michael Melzer<br />

t<br />

Unfehlbare Grundlage?<br />

<strong>eb</strong> 3/2012, S. 68–74<br />

In seinem Beitrag „Normen und Vorschriften als<br />

unfehlbare Grundlage…“ [1] schreibt der Verfasser<br />

auf Seite 73: „In dem in den Bildern 10 bis<br />

12 aufgetretenen Fall wird Strom über das in die<br />

Stromabnehmerwippe eingeschraubte Endstück<br />

(Bild 13) aus dem Fahrdraht entnommen. Da der<br />

elektrische Kontakt zwischen dem Endstück und<br />

den Kohleschleifleisten sehr schlecht ist (Spalt a),<br />

110 (2012) Heft 5<br />

fließt der Strom durch die Befestigungsschrauben<br />

des Endstücks (Schraube b). Diese sind für eine<br />

spätere leichtere Demontage mit Fett versehen.<br />

Durch den Strom werden die Schrauben und das<br />

in den Gewindespalten vorhandene Fett erwärmt.<br />

Das Fett verdampft und entzündet sich dabei.<br />

Das eigentliche Problem liegt nicht in der Entzündung<br />

des Fettes. Problematischer ist die durch<br />

den Strom verursachte Erwärmung der Schrauben,<br />

wodurch sie ihre Festigkeit verlieren. Wird dieser<br />

Streckenabschnitt mit dem Fahrzeug mehrfach<br />

183


Fokus Forum<br />

befahren, kann das Endstück abfallen. Die Folge ist<br />

ein Gewaltschaden (Stromabnehmerabsturz).“<br />

Hierzu ist festzustellen: Bei dem gefilmten und<br />

in den Bildern 10 und 12 in [1] zu sehenden Einholmstromabnehmer<br />

handelt es sich um den Typ<br />

AM 18 U der Firma Faiveley für 1 AC 25 kV 50 Hz<br />

(Bild). Spätestens nachdem dieser anstelle der vorher<br />

verwendeten Scherenstromabnehmer Typ MT<br />

eingeführt war, ging die SNCF von 1 450 mm langer<br />

Wippe mit Auflaufhörnern aus Metall auf 1 600 mm<br />

Wippenlänge und Auflaufhörner aus Kunststoff über<br />

[2; 3]. Mitnichten wird also <strong>im</strong> geschilderten Fall hierüber<br />

Strom entnommen, schon gar nicht aus dem<br />

Fahrdraht (Bild in 10 in [1]). Damit ist alles unzutreffend,<br />

was der Verfasser hierzu und als mögliche Folgen<br />

daraus schreibt. Ob er mit dem Begriff „Feuer“<br />

be<strong>im</strong> Bild 10 in [1] das verbrennende Fett meint, sei<br />

dahingestellt, jedenfalls ist kein Rauch zu sehen. Ausgeschlossen<br />

ist, dass durch Stromfluss die Schrauben<br />

ihre Festigkeit verlieren und das „Endstück“ abfallen<br />

kann. Konstruktiv müssen alle potenziell stromführenden<br />

Bauteile nicht nur dauerstromfest, sondern<br />

sogar kurzschlussstromfest sein.<br />

Bei der abg<strong>eb</strong>ildeten Oberleitungsanlage handelt<br />

es sich um eine Einfachoberleitung mit fest abgespanntem<br />

Fahrdraht, die die SNCF zum Beispiel <strong>im</strong><br />

Depotareal vorsieht [2]. Folglich wird hier nur langsam<br />

gefahren, gemäß den Cursormarken in Bild 11 mit<br />

9 km/h, sodass fast nur Transformator-Leerlaufstrom<br />

fließt, also Blindstrom. Das erklärt den in der Videosequenz<br />

und den daraus entnommenen Bildern 10<br />

und 12 in [1] als relativ stabil zu sehenden Lichtbogen<br />

zum Fahrdrahthalter. Selbst ein solcher, knapp eine<br />

Sekunde anstehender „Lichtblitz“ richtet an seinen<br />

Fußpunkten keine betri<strong>eb</strong>sgefährlichen Schäden an.<br />

Bei der in Bild 13 in [1] gezeigten Wippe ist das Auflaufhorn<br />

(Vordergrund) aus Kunststoff, elektrischer<br />

Kontakt an den Stellen „Spalt a“ ist also vollkommen<br />

irreal (siehe Zeichnung). Ferner sind alle Schleifleisten,<br />

sowohl diejenigen auf dem V-Stück (Bildmitte)<br />

wie die des Normalarbeitsbereiches (oben) aus Stahl;<br />

Kohleschleifleisten mit vertikalen Senkschlitzschrauben<br />

unbeschädigt und betri<strong>eb</strong>stauglich zu befestigen<br />

ist undenkbar. Durch diese Schrauben fließt hier<br />

allerdings – und zwar ohne sie zu entfestigen – jeglicher<br />

Strom von den Stahlschleifleisten zu deren<br />

Trägern, an denen die weiterführenden Litzen angeschlossen<br />

sind. Unabhängig von den Materialien<br />

würde ein Kontakt an den Stellen „Spalt a“ nicht<br />

vom Horn zu den Schleifleisten bestehen, sondern zu<br />

den Schleifleistenträgern. Im Übrigen ist diese Wippe<br />

nach aktueller Auskunft der SNCF veraltet und wird<br />

heute dort nicht mehr verwendet.<br />

Be<strong>im</strong> Bild 11 in [1] ist unverständlich, warum an<br />

der Messstelle die „Zickzacklage“ auf 3 m Länge völlig<br />

konstant –50 cm sein soll, während sonst kleinste<br />

Unregelmäßigkeiten zu sehen sind.<br />

Georg Schwach, Villingen-Schwenningen<br />

[1] Deutzer, M.: Normen und Vorschriften als unfehlbare<br />

Grundlage für Messdienstleistungen? In:<br />

Elekt rische <strong>Bahnen</strong> 110 (2012), H. 3, S. 68–74.<br />

Crépet, M. A.: Les caténaires: Quelques types<br />

d‘installations et d‘appareils. In: Revue Générale des<br />

Chemins de Fer 74 (1955), Juli-Heft, S. 497–520.<br />

[2] Garreau, M.; Dupont, R.: Le pantographe des locomotives<br />

électriques (Etudes et essais de la S.N.C.F.). In: Revue<br />

Générale des Chemins de Fer 76 (1957), Dezember-<br />

Heft, S. 665–686.<br />

Skizze Einholmstromabnehmer Typ AM 18 U von Faiveley.<br />

Zur oben stehenden Erwiderung von Georg Schwach<br />

ist zu sagen: DTK führt Messdienstleistungen bei<br />

Verkehrsunternehmen durch. Bei der Auswertung<br />

der Messerg<strong>eb</strong>nisse treten häufig Phänomene auf,<br />

die sich nicht einfach erklären lassen. Ein solcher Fall<br />

liegt hier vor.<br />

Georg Schwach stellt zum Beispiel fest: „Bei der<br />

abg<strong>eb</strong>ildeten Oberleitungsanlage handelt es sich<br />

um eine Einfachfahrleitung mit fest abgespanntem<br />

Fahrdraht, die die SNCF zum Beispiel <strong>im</strong> Depotareal<br />

vorsieht.“ Die vorgestellten Tatsachen handeln jedoch<br />

nicht von Messungen bei der SNCF. Da mein<br />

Unternehmen allen Kunden die Gehe<strong>im</strong>haltung der<br />

Messdaten zugesichert hat, kann der Ort der Messung<br />

allerdings nicht angeg<strong>eb</strong>en werden.<br />

Bild 1:<br />

Sehr kurzer, schwacher Lichtblitz.<br />

184 110 (2012) Heft 5


Forum Fokus<br />

Bild 2:<br />

Der Lichtbogen zwischen Fahrdraht und Schleifleiste ist erloschen.<br />

Bild 3:<br />

Kurz vor dem Zurücklauf auf die Schleifleisten wird wieder ein<br />

Lichtbogen zwischen Fahrdraht und Schleifleisten gezündet.<br />

Das Feuer beziehungsweise der „relativ stabil stehende<br />

Lichtbogen“ besteht zwischen Fahrdrahthalter<br />

und Stromabnehmerwippe nur be<strong>im</strong> Auflauf des Fahrdrahts<br />

auf das Endstück (Bild 1). Einige Bilder später<br />

(Bild 2) ist der Lichtbogen zwischen Fahrdraht und<br />

Schleifleiste erloschen. Kurz vor dem Zurücklauf auf<br />

die Schleifleisten wird wieder ein Lichtbogen zwischen<br />

Fahrdraht und Schleifleisten gezündet (Bild 3). Er<br />

erlischt zum Zeitpunkt, an dem der Fahrdraht wieder<br />

auf den Schleifleisten läuft. Ist das Endstück aus einem<br />

nicht leitenden Material, dann muss der Lichtbogen<br />

vom Fahrdraht zu leitenden Teilen an der Stromabnehmerwippe<br />

ausg<strong>eb</strong>ildet werden. Bis hierher sollte<br />

mit Georg Schwach Übereinst<strong>im</strong>mung bestehen.<br />

Ab einem best<strong>im</strong>mten Abstand zwischen Fahrdraht<br />

und elektrisch leitendem Wippenteil ist kein Lichtbogen<br />

von dem Fahrdraht mehr zu sehen. An dieser Stelle tritt<br />

eine Flamme (Lichtbogen) nur von den Schraubenköpfen<br />

(Befestigung des Endstückes) auf (Bilder 4 und 5).<br />

Würde es sich um einen Lichtbogen handeln,<br />

dann müsste der Bogen zwei Fußpunkte haben, die<br />

unterschiedliches elektrisches Potenzial besitzen: einen<br />

Fußpunkt zum Beispiel an der Oberfläche der<br />

Schleifleiste und den anderen am Fahrdraht. Das ist<br />

aus den Bildern nicht zu erkennen. Ich vertrete die<br />

Meinung, dass es sich hier nicht um einen einfachen<br />

Lichtbogen handelt. Der Lichtbogen beziehungsweise<br />

das Feuer entspringt genau den Positionen, an denen<br />

sich die Schrauben zur Befestigung des Hornes befinden<br />

(Bild 4). Ein Bild später ist nur noch eine Flamme<br />

zu sehen, die von der Schraubenposition nach oben<br />

verläuft.<br />

Eine Flamme muss nicht <strong>im</strong>mer mit einer Rauchentwicklung<br />

verbunden sein. Eine Rauchentwicklung<br />

tritt nur bei einer unvollständigen Verbrennung auf.<br />

Bei hohen Temperaturen und stöchiometrischen Verhältnissen<br />

bleibt eine Rauchentwicklung aus.<br />

Eine ausreichende Erklärung für dieses Beispiel<br />

nachzuweisen, ist sehr kompliziert. Eine mögliche Erklärung<br />

ist, dass das Auflaufhorn durch ständiges Befahren<br />

mit dem Fahrdraht zerkratzt wurde (Bild 13 in<br />

<strong>eb</strong> 3/2012) und durch Verschmutzung leitfähige <strong>Bahnen</strong><br />

erhalten hat. Über diese <strong>Bahnen</strong> würde dann der<br />

Strom zu den Befestigungsschrauben oder der Wippe<br />

fließen können. Bei ähnlichen Messungen wurde festgestellt,<br />

dass solche Schrauben <strong>im</strong> Gewinde durch<br />

häufige Stromübergänge verschweißt waren.<br />

Manfred Deutzer, Zeuthen<br />

Bild 4:<br />

Flamme (Lichtbogen) von den Schraubenköpfen zum Fahrdraht.<br />

Bild 5:<br />

Flamme zum Fahrdraht.<br />

110 (2012) Heft 5<br />

185


Fahrzeuge<br />

Obsoleszenz-Management bei den<br />

Schweizerischen Bundesbahnen SBB<br />

Yves Marclay, Bern<br />

Der SBB Personenverkehr sieht sich bei den technischen Systemen seines Rollmaterials mit der Problematik<br />

des Obsoleszenz-Managements konfrontiert. Insbesondere bei der Ausarbeitung von Modernisierungsinhalten<br />

auf bestehenden Fahrzeugen kommen mehrere Optionen von Management<br />

von Produkten am Ende der L<strong>eb</strong>ensdauer zur Anwendung. Der Umgang mit technischen Systemen<br />

in der zweiten Hälfte ihrer L<strong>eb</strong>ensdauer wird anhand konkreter Beispiele aus der Perspektive des<br />

Betreibers illustriert.<br />

OBSOLESCENCE MANAGEMENT AT SWISS FEDERAL RAILWAYS (SFR)<br />

With regard to the technical equipment of its rolling stock, the SFR passenger transport system is<br />

faced with an obsolescence management problem. In particular the development of modernization<br />

schemes for existing vehicles offers several options for the management of products at the end of<br />

their service lives. The handling of technical systems in the second half of their life cycles is illustrated<br />

from the operator’s perspective by means of concrete examples.<br />

MANAGEMENT DE L’OBSOLESCENCE AUX CHEMINS DE FER FÉDÉRAUX CFF<br />

Les Chemins de Fer Fédéraux CFF sont confrontés avec la problématique du management de l’obsolescence<br />

des systèmes techniques de son parc véhicule. En particulier, lors de la définition d’actions<br />

de modernisation sur les véhicules existants, il se dessine plusieurs options pour le management des<br />

composants fin de vie. La façon de procéder avec les systèmes techniques dans la seconde partie de<br />

leur existence est illustrée avec des exemples concrets du point de vue de l’exploitant ferroviaire.<br />

Bild 1:<br />

Übersicht des Projektes<br />

LION (Grafik: SBB).<br />

oben neuer Zug HVZ-D<br />

Re 420, AB/B HVZ<br />

… Re 420<br />

unten neuer Zug DPZ-<br />

Plus Bt DPZ,<br />

AB DPZ, NDW,<br />

Re 450<br />

1. Einführung<br />

Der S BB Personenverkehr sieht sich mit einem Mangel<br />

an Informationen über die Restlaufzeit der eingesetzten<br />

technischen Produkte konfrontiert. In der<br />

Praxis bedeutet dies, dass die Fachspezialisten wöchentlich<br />

mehrere Schreiben zu Produkten erhalten,<br />

welche abgekündigt werden. Zu vielen Artikeln<br />

machen Lieferanten aber keine Vorhersage über<br />

eine allfällige Abkündigung oder deren effektive<br />

L<strong>eb</strong>ensdauer. So wird in der Regel eher bis zur Abkündigungsinformation<br />

des Lieferanten oder bis die<br />

Komponenten obsolet sind abgewartet. Erst bei<br />

Störungen werden dann Lösungen gesucht und<br />

kurzfristig geplant. Darüber hinaus gibt es kaum<br />

Erfahrungswerte und Messgrößen über die Wahrscheinlichkeit<br />

der Abkündigung eines Bauelementes.<br />

Die Herausforderung liegt demzufolge darin,<br />

frühzeitig die richtigen Entscheide zu treffen. Auch<br />

für das Management besteht eine Unsicherheit gegenüber<br />

den Ingenieuren und Projektleitern, die mit<br />

Skepsis nach den Systemen fragen, welche die Ursachen<br />

für die nächsten Ausfälle sein werden.<br />

2. Projekt LION<br />

Die SBB modernisiert die rund 20-jährigen Fahrzeuge<br />

der ersten Generation Doppelstockpendelzüge<br />

186 110 (2012) Heft 5


Fahrzeuge<br />

(DPZ) der Zürcher S-Bahn <strong>im</strong> Hinblick auf einen Einsatz<br />

für weitere 20 Jahre.<br />

Das Projekt LION umfasst <strong>im</strong> Sinne einer Klammerfunktion<br />

alle Tätigkeitsbereiche <strong>im</strong> Rahmen<br />

der DPZ-Fahrzeugflotte der S-Bahn Zürich (Bild 1).<br />

Diese sind:<br />

• Lifting der bestehenden DPZ zur Verbesserung des<br />

Erscheinungsbilds<br />

• Neubeschaffung Niederflurdoppelstockwagen<br />

(NDW) und Integration in den DPZ anstelle der<br />

Zwischenwagen B DPZ<br />

• Opt<strong>im</strong>ierung der bestehenden DPZ zum modernisierten<br />

DPZPlus, insbesondere mit der Nachrüstung<br />

einer Kl<strong>im</strong>aanlage<br />

• Anpassungen an den B DPZ und Modernisierung<br />

der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge Re 420 für den neugestalteten<br />

Doppelstockzug für die Hauptverkehrszeit (HVZ-D)<br />

Die NDW werden ab Lieferung vom Konsortium<br />

Siemens-Bombardier anstelle der bestehenden Zwischenwagen<br />

B DPZ in die DPZ eingereiht. Damit<br />

wird erreicht, dass das Ang<strong>eb</strong>ot an niederflurigem<br />

Rollmaterial mit höherem Komfortniveau möglichst<br />

rasch zur Verfügung steht.<br />

35 von den 113 frei werdenden B DPZ werden<br />

mit einem 1. Klasse-Abteil und geschlossenem WC-<br />

System nachgerüstet. Mit diesen Wagen werden<br />

13 Züge mit sechs Wagen und mit je zwei Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen<br />

Re 420 g<strong>eb</strong>ildet. Die restlichen Wagen<br />

werden später eingereiht, sodass letztendlich si<strong>eb</strong>en<br />

Züge mit sechs Wagen und sechs Züge mit<br />

zehn Wagen g<strong>eb</strong>ildet werden. Somit wird erreicht,<br />

dass das bestehende Rollmaterial für die Hauptverkehrszeit,<br />

die Kompositionen Re 540 mit den<br />

Einheitswagen I/II, gestaffelt ausrangiert werden<br />

kann, ohne dass noch größere Investitionen für fällige<br />

Revisions- und Instandhaltungsarbeiten getätigt<br />

werden müssen.<br />

Bild 2:<br />

Modernisiertes Tri<strong>eb</strong>fahrzeug Typ Re 450 bei der statischen Typenprüfung mit dem Teilzug<br />

DPZPlus am 05.01.2012 in Zürich-Altstetten (Foto: SBB).<br />

Bild 3:<br />

Einsatz Elektronik/Leittechnik <strong>im</strong> Projekt LION (Quelle: LEN Engineering, Vernetzte, integrale Zugsdiagnose für DPZ+, 2010).<br />

B/A I Bedienung/Anzeige auf Führerpult HLK Heizung/Lüftung/Kl<strong>im</strong>a (je zwei Geräte pro Wagen)<br />

B/A II Bedienung/Anzeige auf Störungsanzeigetafel I/O’s Hardware-Eingänge für Busanbindung von Subsystemen<br />

B/A III Bedienung/Anzeige auf 4-Zeilen-Display DDS MMI Mensch-Maschine-Interface<br />

DR Diagnoserechner Lokomotive VMA Geschwindigkeits-Messanlage<br />

EV Energieversorgung (Bordnetz und Batterieladegerät) ZMS Zeitmultiplexe Mehrzugsteuerung<br />

FZPF Zentralsteuerung Fahrzeugplattform<br />

110 (2012) Heft 5<br />

187


Fahrzeuge<br />

Die übrigen Wagen in den DPZ, den Zwischenwagen<br />

AB DPZ und den Steuerwagen Bt DPZ werden<br />

mit einem Kl<strong>im</strong>agerät ausgestattet und somit<br />

dem Komfortniveau des Niederflurdoppelstockwagens<br />

NDW angepasst. Zusätzlich werden weitere<br />

Maßnahmen zur Werterhaltung und -steigerung<br />

umgesetzt.<br />

Parallel werden die Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge Re 450 einer<br />

Ertüchtigung für 20 weitere Jahre Betri<strong>eb</strong> unterzogen.<br />

Die Ertüchtigung unterscheidet sich von<br />

einer herkömmlichen Revision dadurch, dass diverse<br />

Systeme und Komponenten, welche veraltet<br />

sind, nicht mehr revidiert, sondern durch Systeme<br />

der nächsten Generation ersetzt werden. Insbesondere<br />

werden die Asynchron-Fahrmotoren durch<br />

Neuwicklung der Statoren und Ersatz der Rotoren<br />

saniert.<br />

TABELLE 1<br />

Umgang mit kritischen Komponenten <strong>im</strong> Projekt LION 1 .<br />

Baugruppe 2 Komponente Bestandsaufnahme Maßnahmen<br />

B Fahrzeugkasten Weder Korrosionsprobleme noch Risse aufgetreten Keine Sanierung<br />

C Seitenfenster <strong>im</strong> Führerstand Wassereintritt, Rost in den Führungen Ersatz der Seitenfenster <strong>im</strong> Führerstand<br />

D Brandmeldeanlage Keine Brandmeldeanlage eing<strong>eb</strong>aut Nach Gegenüberstellung von Aufwand und Risiko,<br />

kein Einbau einer Brandmeldeanlage<br />

E Motordrehgestell Rissbildung be<strong>im</strong> Achslenkersupport Reparatur und Verstärkung der Achslenkersupport auf<br />

Grund einer umfassenden Festigkeitsanalyse<br />

F Transformator Risse in Aufhängung, Ölqualität Reparatur und Verstärkung der Befestigungspunkten<br />

des Kessels<br />

Öl-/ und Dichtungswechsel<br />

F Umrichter Kondensatoren, Trägerplatte, Kabelisolierung<br />

Verfügbarkeit GTO kritisch (Störquelle)<br />

F Fahrmotoren Isolation Statoren defekt<br />

Getri<strong>eb</strong>ekästen undicht und defekt<br />

Sanierung, Wechsel Kondensatoren<br />

Prüfung GTO-Thyristoren, um defekte zu ermitteln<br />

Ersatzteillager GTO-Thyristoren mit Lieferant aufbauen<br />

Statoren neu wickeln, Rotoren austauschen<br />

Getri<strong>eb</strong>ekästen neu entwickeln<br />

Ersatzteillager Fahrmotoren erhöhen<br />

Detaillierte Analysen einleiten<br />

G Leitelektronik Micas S2 Ausfallrate sehr klein Sanierung Kontakte, Wechsel der Kondensatoren,<br />

Tausch der Befestigungsschienen<br />

G<br />

Zeitmultiplexe Mehrzugsteuerung<br />

Ausfallrate sehr klein<br />

Sanierung Kontakte, Befestigungsschiene<br />

ZMS<br />

H Batterieladegerät Hohe Ausfallraten der Leistungskanäle Für die Zwischenwagen: Ersatz<br />

Für das Tri<strong>eb</strong>fahrzeug: Sanierung<br />

J<br />

Geschwindigkeits-<br />

Messanlage<br />

Hohe Ausfallraten der Speicherkassetten<br />

Verfügbarkeit der Ersatzteile kritisch<br />

K Handlampe <strong>im</strong> Führerstand Handlampe <strong>im</strong> Führerstand veraltet (abnehmende<br />

Leuchtkraft und schwerfällige Handhabung)<br />

L Führerstands-Kl<strong>im</strong>atisierung Wurde <strong>im</strong> 2006 durch ein neues Modell bereits<br />

ersetzt<br />

M Spurkranzschmierung Die Öl- und Fettablagerungen führen zu einer<br />

erhöhten Brandlast, die ein lokales Entfachen eines<br />

Feuers ermöglicht<br />

N Außentüren Keine Schwachstellen bekannt Keine Sanierung<br />

P<br />

Warnsignal mit Dre<strong>im</strong>al rote<br />

Frontbeleuchtung<br />

Heute kann das Warnsignal mit Dre<strong>im</strong>al rote Frontbeleuchtung<br />

nur auf dem führenden Führerstand<br />

direkt gesteuert werden<br />

Ersatz Geschwindigkeits-Messanlage durch neue<br />

Anlage mit weiteren Registriermöglichkeiten<br />

Handlampe mit Ladestation durch neues Modell<br />

ersetzen<br />

Nach Ausführung laufender Sanierung, keine zusätzlichen<br />

Maßnahmen erforderlich<br />

Neue Einstellung der Spurkranzschmierung<br />

Um überholende Züge auch warnen zu können, wird<br />

das Warnsignal auch am Zugsende gesteuert werden<br />

Q Kompressor Schwierigkeiten bei der Ersatzteilbeschaffung Anpassungen der Schnittstellen auf dem Fahrzeug,<br />

so dass der Kompressor durch ein aktuelles Modell<br />

austauschbar wird<br />

R Bremsbeläge Die Bremsbeläge werden ungleichmäßig abgenutzt<br />

(erhöhter Materialverschleiß)<br />

H<strong>eb</strong>elverhältnisse rechnerisch prüfen und neu einstellen<br />

S Automatische Kupplung Die Kupplung wurde <strong>im</strong> 2006 saniert, seither keine<br />

Probleme bekannt<br />

T<br />

U<br />

Bedien- und Anzeigeeinheiten<br />

<strong>Elektrische</strong> Leitungsverlegung<br />

Hohe Ausfallrate der Glühlampen in den Meldeleuchten<br />

Keine Probleme identifiziert<br />

Aufarbeitung gemäß Revisionsprogramm,<br />

keine Sanierung<br />

Glühlampen durch Leuchtdioden generell ersetzen<br />

Keine Sanierung<br />

1<br />

Auszug aus der Liste der Bestandsaufnahme Re 450, Quelle: LEN Engineering, Projekt LION, Bestandsaufnahme Re 450, 2011.<br />

2<br />

Baugruppe gemäß DIN EN 15380<br />

188 110 (2012) Heft 5


Fahrzeuge<br />

Der erste umg<strong>eb</strong>aute Zug DPZPlus befindet sich<br />

zurzeit in der Inbetri<strong>eb</strong>setzung (Bild 2). Die Fachspezialisten<br />

führen die notwendigen statischen und<br />

dynamischen Typentests durch, sodass der modernisierte<br />

Zug vom Bundesamt für Verkehr (BAV) per<br />

Mitte 2012 zugelassen wird.<br />

3. Umgang mit Leistungselektronik<br />

und Leittechnik für die zweite<br />

L<strong>eb</strong>enshälfte<br />

Im konkreten Fall der Modernisierung der 20-jährigen<br />

Doppelstockzüge der Zürcher S-Bahn DPZ wurde<br />

<strong>im</strong> Rahmen des Projekts LION für alle technischen<br />

Systeme bei der Konzeptphase eine systematische<br />

Bestandsaufnahme der Funktionen und Komponenten<br />

nach DIN EN 15380-2 [6] durchgeführt.<br />

Die Analyse der L<strong>eb</strong>ensdauer von Komponenten<br />

und Systemen in Schienenfahrzeugen unterteilt folgende<br />

grundsätzliche Klassifizierung:<br />

• Mechanischer Teil: Die Schwachstellen sind identifiziert<br />

und bekannt. Die Komponenten können<br />

entweder gezielt saniert oder ersetzt werden,<br />

wenn der Aufwand für eine Reparatur sich nicht<br />

mehr rechtfertigt.<br />

• <strong>Elektrische</strong>r Teil konventioneller Bauart: Die Tendenz<br />

an Mangel von geeigneten Prüfgeräten<br />

erschwert die Erkennung von Fehlern. Die Tech-<br />

TABELLE 2<br />

Technische Daten vom Tri<strong>eb</strong>fahrzeug Re 450 der SBB.<br />

Nummerierung: 91 85 4 450 000-5 CH-SBB –<br />

91 85 4 450 114-4 CH-SBB (TSI)<br />

Anzahl<br />

115, davon zwei <strong>im</strong> Besitz der<br />

Silthal-Uetliberg-Bahn (SZU)<br />

Hersteller<br />

SLM Winterthur, ABB Zürich<br />

Baujahr 1989–1997<br />

Länge über Puffer 18 400 mm<br />

Leermasse<br />

74 t<br />

Höchstgeschwindigkeit 130 km/h<br />

Dauerleistung<br />

3 200 kW<br />

Anfahrzugkraft<br />

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110 (2012) Heft 5<br />

189


Fahrzeuge<br />

Bild 4:<br />

Absatz von Ersatzteilen<br />

während ihrer L<strong>eb</strong>ensdauer<br />

(F&E, Produktion,<br />

Verwendung) (Quelle:<br />

Wagner S., Strategic<br />

Options for Spare Part<br />

Logistik, 2010).<br />

SOP Start of Production<br />

EOS End of Service<br />

EOP End of Production<br />

EOL End of Life<br />

EDO End of Delivery<br />

Obligation<br />

nologie ist von den internen Fachspezialisten<br />

weitgehend beherrscht, jedoch öfters rentiert es<br />

sich nicht, an Prüfgeräte für die Restl<strong>eb</strong>ensdauer<br />

Investitionen zu tätigen.<br />

• Leistungselektronik und Leittechnik: Die Zuverlässigkeit<br />

dieser Systeme ist in den meisten Fällen<br />

vom Hersteller nicht gesichert. Die internen<br />

Fachspezialisten verfügen nicht über die vollständige<br />

Dokumentation und über Quellcodes<br />

der Software, um selber die Sanierung oder den<br />

Nachbau in eigener Regie durchzuführen. Diese<br />

Komponenten erfordern einen genaueren Augenmerk<br />

zusammen mit externen Spezialisten und<br />

Produktherstellern.<br />

Bei der Auslegung der Modernisierung der DPZ wurde<br />

der Schwerpunkt auf den Umgang mit der Leistungselektronik<br />

und der Leittechnik gesetzt (Bild 3). Die Leistungselektronik<br />

umfasst die Antri<strong>eb</strong>stechnik, die Hilfsbetri<strong>eb</strong>e<br />

auf dem Tri<strong>eb</strong>fahrzeug und dem Steuerwagen<br />

sowie die technische Ausrüstungen in den Reisezugwagen.<br />

Die Leittechnik umfasst die Antri<strong>eb</strong>ssteuerung, die<br />

Zugleittechnik sowie das Fahrgastinformationssystem.<br />

Für jedes System wurden Revisions- oder Ertüchtigungsmaßnahmen<br />

definiert und der Zeitpunkt deren<br />

Umsetzung festgelegt. Diese Bestandsaufnahme<br />

diente zum einen als Grundlage für die Kostenzusammenstellung<br />

der Modernisierungsarbeiten und<br />

den Kreditantrag, zum anderen konnten damit die<br />

Risiken vor und nach der Umsetzung der Ertüchtigung<br />

quantifiziert werden. Tabelle 1 zeigt einen<br />

Auszug aus der Bestandsaufnahme für den Tri<strong>eb</strong>fahrzeugtyp<br />

Re 450.<br />

In der Bestandsaufnahme der Re 450 wurden<br />

insgesamt 242 Punkte systematisch untersucht.<br />

54 Punkte davon wurden bereits mit einer konkreten<br />

Maßnahme <strong>im</strong> ersten umg<strong>eb</strong>auten Tri<strong>eb</strong>fahrzeug<br />

umgesetzt. Während der gesamten Projektdauer<br />

wird diese Tabelle laufend aktualisiert. Damit wird<br />

die Umsetzung der Maßnahmen verfolgt sowie neue<br />

Erkenntnisse aufgenommen, welche als Grundlage<br />

für die Erstellung und Dokumentation des Projektumfangs,<br />

der Risiken und den Projektänderungen<br />

dienen. Durch diese Analyse konnten für die Re 450<br />

gezielte Sanierungsmaßnahmen für die Leitelektronik<br />

Micas S1 definiert werden, welche nicht Bestandteil<br />

der Modernisierung bei der ursprünglichen<br />

Definition waren.<br />

4. Strategische Optionen zum<br />

Management der Produkte<br />

und Ersatzteile am Ende der<br />

L<strong>eb</strong>ensdauer<br />

Die systematische Bestandsaufnahme <strong>im</strong> Projekt<br />

LION hat dem SBB Personenverkehr die Problematik<br />

mit dem Ende der L<strong>eb</strong>ensdauer der technischen<br />

Generation der Thyristor-Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge aufgezeigt.<br />

Das Thema Ende der L<strong>eb</strong>ensdauer sollte jedoch nicht<br />

vom gesamten L<strong>eb</strong>enszyklus des Produktes getrennt<br />

werden (Bild 4). In Anbetracht dessen, dass 60 % bis<br />

95 % der L<strong>eb</strong>ensdauer der Produkte bei der Entwicklungsphase<br />

determiniert werden, sollte die Strategie<br />

der Ersatzteillogistik bereits ab der Konzeption des<br />

Produkts festgelegt werden.<br />

Trotzdem kann der Zeitpunkt zwischen dem vertraglichen<br />

Ende der Lieferung der Komponenten<br />

190 110 (2012) Heft 5


Fahrzeuge<br />

Bild 5:<br />

SBB-internes Labor für die Software-Validierung, Tests vom neuen Release des Fahrgast-Informationssystems für Fahrzeuge des<br />

Regionalverkehrs.<br />

(EDO), dem Ende der Dienstleistung, einer absichtlichen<br />

Lagerhaltung der Komponenten zu tätigen<br />

(EOS) und dem Ende der L<strong>eb</strong>ensdauer der Komponenten<br />

(EOL) nicht <strong>im</strong> Voraus best<strong>im</strong>mt werden.<br />

Deswegen erg<strong>eb</strong>en sich unterschiedliche Ersatzteilstrategien<br />

in der Produkt-L<strong>eb</strong>ensdauer, welche spätestens<br />

ab Ende der Lieferung der Komponenten<br />

(EDO) anwendbar sind (Bild 4):<br />

• Nutzung kompatibler Komponenten und Bauteile<br />

• Endbevorratung (Final Stock)<br />

• Instandsetzung (Reparatur)<br />

• Interne Nachfertigung (Insourcing)<br />

• Externe Nachfertigung (Second Source)<br />

• Wiederverwendung alter Komponenten aus der<br />

Ausrangierung von Fahrzeugen<br />

Be<strong>im</strong> SBB Personenverkehr führt die Anwendung<br />

dieser Strategien zu unterschiedlichen Resultaten.<br />

Die interne Nachfertigung (Insourcing) benötigt<br />

oft sehr viele Ressourcen. Die Prüfung und Inbetri<strong>eb</strong>setzung<br />

<strong>im</strong> Labor ist nur teilweise möglich und<br />

geschieht oft auf dem Fahrzeug nach dem Prinzip<br />

Try and Error. Manche Fälle werden demzufolge oft<br />

direkt an die Industrie abgeg<strong>eb</strong>en. Damit die interne<br />

Nachfertigung zum Erfolg führen kann, sollten die<br />

technischen Systeme vom Konzept her intern d<strong>im</strong>ensioniert<br />

und während der externen Realisierung<br />

begleitet werden. Die dafür erforderlichen Knowhow-Träger<br />

und die geeignete Labor-Infrastruktur<br />

sind bei der SBB vorhanden. Für alle Applikationen<br />

auf dem Fahrzeug (APFZ) der modernisierten DPZ-<br />

Züge sind entsprechende Testsysteme zur Validierung<br />

der Software in den SBB-Laboren vorhanden.<br />

Somit können die Fahrgast-Informationssysteme, die<br />

Videoüberwachung, die automatische Fahrgastzählung<br />

und die Notsprechstelle <strong>im</strong> Labor vollumfänglich<br />

unter realen Hardwar<strong>eb</strong>edingungen getestet<br />

werden (Bild 5).<br />

Eine systematische externe Aufarbeitung der<br />

Komponenten versteckt oft hohe Administrationskosten.<br />

Der Prozess für das Einschicken, den Kostenvoranschlag,<br />

die Bestellung, die Auftragsbestätigung,<br />

den Wareneingang und die Einlagerung für<br />

jedes defekte Teil ist sehr aufwändig und kann nur<br />

schwer standardisiert werden.<br />

Die Einlagerung von Reserveteilen führt zu unverhältnismäßig<br />

hohen Logistik-Kosten und bremst<br />

den Prozess der Endbevorratung und Wiederverwendung<br />

alter Komponenten.<br />

Aktuell handelt der SBB Personenverkehr mit<br />

seinen Schlüssellieferanten von Fall zu Fall Serviceverträge<br />

aus. Für Software-Komponenten werden<br />

zum Beispiel Verträge vorgeschlagen, welche die<br />

Updates/Upgrades von Firmware, Anpassungen bei<br />

Einführung und Einbindung neuer Hardware in der<br />

bestehenden Architektur beinhalten. Verträge für<br />

Hardware-Komponenten beinhalten idealerweise<br />

den kostenlosen Austausch aller Hardware-Komponenten<br />

auf Verfügbarkeitsbasis, den kostenlosen Ersatz<br />

von obsoleten Bauteilen und deren Integration<br />

Bild 6:<br />

Vision zum nachhaltigen Umgang mit Obsoleszenz bezogen auf<br />

das kumulierte Investitionsvolumen eines technischen Systems.<br />

I V<br />

Kumuliertes Investitionsvolumen<br />

t L<br />

Fahrzeugl<strong>eb</strong>ensdauer<br />

rot nicht geplanter Systemersatz innerhalb der L<strong>eb</strong>ensdauer<br />

eines Fahrzeugs<br />

blau Ziellösung: Finanzbedarf auf der gesamten L<strong>eb</strong>ensdauer<br />

entflächen<br />

110 (2012) Heft 5<br />

191


Fahrzeuge<br />

in die bestehende Architektur; Funktion (Plug &<br />

Play), Verfügbarkeits-, Erhaltungs- und Obsoleszenz-<br />

Vorgaben. Die Bewertung solcher Vereinbarungen<br />

mit den Lieferanten unterliegt <strong>im</strong>mer dem Vergleich<br />

mit den jeweiligen internen Kosten für die Administration,<br />

Garantieabwicklung, Lagerhaltung sowie die<br />

direkte Reparatur- und Softwareerhaltung.<br />

5. Vision zum nachhaltigen<br />

Umgang mit Obsoleszenz<br />

Die Voraussetzung zum Aufbau eines effektiven Obsoleszenz-Managements<br />

besteht in der kontinuierlichen<br />

Zusammenarbeit zwischen den Betreibern<br />

und den Herstellen, um die Erfahrungen mit den<br />

Produkten <strong>im</strong> G<strong>eb</strong>rauch für kommende Produktentwicklungen<br />

aufzunehmen, sodass der Hersteller diese<br />

Aspekte bereits ab Konzept betrachtet.<br />

Idealerweise könnten damit auch Synergien<br />

mit anderen Betreibern genutzt werden, um<br />

Standard-Plattformen als künftige Strategie für die<br />

Produktentwicklung und -pflege zu entwickeln,<br />

oder alternative Bausteine und Module mit offenen<br />

Schnittstellen anzubieten (Fit-Form-Funktion-Produkte).<br />

Mindestens könnte damit eine vollständige<br />

Dokumentation zusammengestellt werden, sodass<br />

die Beschaffung eines äquivalenten Teils wirtschaftlich<br />

ermöglicht wird.<br />

Wenn die Produkt-Hersteller ein solches pro-aktives<br />

Obsoleszenz-Management initiieren, könnte<br />

damit auch ein wesentlicher Beitrag zur stabileren<br />

Finanzierung des Rollmaterials in seiner L<strong>eb</strong>ensdauer<br />

erreicht werden (Bild 6). Insbesondere würde damit<br />

die Finanzierbarkeit bei nicht geplantem Systemersatz<br />

innerhalb der L<strong>eb</strong>ensdauer eines Fahrzeuges<br />

oder die Abkündigung einer Komponente ohne<br />

überraschende Anträge für Zusatzinvestitionen oder<br />

Zusatzkredite gelöst werden.<br />

Literatur<br />

[1] Cohen M. A.; Zheng, Y-S.; Agrawal, V.: Service parts logistics:<br />

a benchmark analysis. In: IIE Transactions (1997)<br />

29, S. 627–639.<br />

[2] Dombrowski, U.; Horatzek, S.; Wrehde, J.: Der Weg<br />

zu einem l<strong>eb</strong>enszyklusorientierten Ersatzteilmanagement.<br />

Teil 1: Zukunftsgestaltung. In: ZWF Jahrgang 100<br />

(2005), S. 125–129.<br />

[3] Dombrowski, U.; Horatzek, S.; Wrehde, J.: Der Weg zu<br />

einem l<strong>eb</strong>enszyklusorientierten Ersatzteilmanagement.<br />

Teil 2: Vergangenheitsbewältigung. In: ZWF Jahrgang<br />

100 (2005), S. 197–201.<br />

[4] Teunter, R. H.; Fortuin, L.: End-of-life service. In: International<br />

Journal of Production Economics 59 (1999),<br />

S. 487– 497.<br />

[5] DIN EN 15380-2:2006-06: Bahnanwendungen – Kennzeichnungssystematik<br />

für Schienenfahrzeuge – Teil 2:<br />

Produktgruppen, 2006.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Masch.-Ing. und Executive<br />

MBA HSG Yves Marclay (35), Studium<br />

an der ETH Lausanne und Uni St.<br />

Gallen, Projektleiter bei ENOTRAC; Gesamtprojektleiter<br />

für die Modernisierung<br />

der Zürcher S-Bahn bei SBB Personenverkehr<br />

<strong>im</strong> Geschäftsbereich Operating<br />

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192 110 (2012) Heft 5


WISSEN für die ZUKUNFT<br />

Mit vielen, bisher<br />

unveröffentlichten Bildern<br />

Wechselstrom-<br />

Zugbetri<strong>eb</strong><br />

in Deutschland<br />

Band 2: Elektrisch in die<br />

schlesischen Berge – 1911 bis 1945<br />

Eine einzigartige, chronologische Beschreibung der Entwicklung<br />

der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, <strong>Bahnstromversorgung</strong>s- und Fahrleitungsanlagen<br />

sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit<br />

Bereits mit der Aufnahme des elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong>s war klar, dass<br />

die Technik mit Einphasen-Wechselstrom ihre Tauglichkeit auch unter<br />

schwierigen topografi schen Bedingungen unter Beweis stellen sollte.<br />

Die Teststrecke Lauban – Königszelt wies alle Eigenschaften einer G<strong>eb</strong>irgsbahn<br />

auf. Nachdem die Mittel zur Elektrisierung genehmigt waren,<br />

begann eine stürmische Entwicklung, die durch den Ersten Weltkrieg<br />

unterbrochen wurde. In den zwanziger Jahren wurde das Engagement<br />

fortgesetzt, das zum Erfolg der elektrischen Traktion in Deutschland beigetragen<br />

hat. Die Betri<strong>eb</strong>serfahrungen sowie deren technische Umsetzung<br />

prägten die Entwicklung von Fahrzeugen, Oberleitungen und<br />

anderen Einrichtungen der elektrischen Zugförderung der Deutschen<br />

Reichsbahn.<br />

Dieses Werk veranschaulicht ein Stück Zeitgeschichte und beschreibt<br />

die Zusammenhänge zwischen den technischen, wirtschaftlichen sowie<br />

gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen dieser Epoche.<br />

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Fahrzeuge<br />

Entwicklung eines Modells zur Alterung<br />

von Doppelschichtkondensatoren<br />

Michael Melzer, Dresden<br />

In den letzten Jahren wurden vermehrt Energiespeicher auf Basis von Doppelschichtkondensatoren<br />

(DSK) in Schienenfahrzeugen erprobt und eingesetzt. Gründe für den Einsatz von Energiespeichern<br />

sind die Rekuperation der Bremsarbeit, die damit verbundene Verringerung von Emissionen und<br />

der Verzicht auf Oberleitungsanlagen in sensiblen Bereichen. Um die Wirtschaftlichkeit solcher Systeme<br />

bewerten zu können, bedarf es einer Abschätzung der zu erwartenden L<strong>eb</strong>ensdauer, welche<br />

in dieser Arbeit untersucht werden soll. Hierbei sollen dynamisch die Einflüsse von Temperatur und<br />

Zellspannung auf die Alterung betrachtet werden.<br />

DEVELOPMENT OF A MODEL FOR THE AGING OF DOUBLE-LAYER CAPACITORS<br />

In past years, energy stores based on double-layer capacitors have been increasingly tested and<br />

used on rolling stock. The reasons for using energy stores are the recuperation of the braking work,<br />

the reduction of emissions related therewith, and the possibility of doing without overhead line<br />

installations in sensitive areas. In order to be able to assess the efficiency of such a system, it is necessary<br />

to est<strong>im</strong>ate its expected service life, which is the subject matter of this paper. Examined is the<br />

dynamic influence of temperature and cell voltage on the ageing process.<br />

MISE AU POINT D’UN MODÈLE PUR ÉVALUER LE VIEILLISSEMENT DE CONDENSATEURS DOUBLE<br />

COUCHE<br />

Ces dernières années, on a mis à l’essai et utilisé de plus en plus d’accumulateurs d’énergie sur la<br />

base de condensateurs double couche (CDC) dans les véhicules ferroviaires. Les raisons de l’utilisation<br />

d’accumulateurs d’énergie sont la récupération du travail de freinage, la réduction des émissions<br />

qui va de pair ainsi que le renoncement aux lignes aériennes dans les secteurs sensibles. Pour<br />

pouvoir évaluer la rentabilité de tels systèmes, il est nécessaire de procéder à une est<strong>im</strong>ation de la<br />

durée de vie escomptée qui doit être examinée pendant ce travail. A cet effet, on observera de manière<br />

dynamique les influences de la température et de la tension de la cellule sur le vieillissement.<br />

1 Einführung<br />

Bereits in [1] und [2] wird beschri<strong>eb</strong>en, dass mit Hilfe<br />

von DSK eine Energieeinsparung bei Straßenbahnen<br />

möglich ist. N<strong>eb</strong>en dem wirtschaftlichen Potenzial<br />

der Energieeinsparung muss allerdings auch deren<br />

Alterung <strong>im</strong> Einsatz berücksichtigt werden, um vorab<br />

Aussagen zur Wirtschaftlichkeit treffen zu können.<br />

Physikalische Größen, welche die Alterung maßg<strong>eb</strong>lich<br />

best<strong>im</strong>men, sind die Zelltemperatur und die<br />

Zellspannung [3], wobei die Zelltemperatur von der<br />

Umg<strong>eb</strong>ungstemperatur und den ohmschen Verlusten<br />

in der DSK-Zelle best<strong>im</strong>mt wird. Die Zellspannung<br />

resultiert aus der Be- und Entladung des DSK.<br />

Es wurde eine auf Geschwindigkeits- und Zeitschrittverfahren<br />

basierende gekoppelte S<strong>im</strong>ulation<br />

entwickelt, welche Fahrdynamik- und Antri<strong>eb</strong>ss<strong>im</strong>ulation<br />

verbindet. Bei der S<strong>im</strong>ulation handelt es<br />

sich um eine Eigenentwicklung. Das Verhalten der<br />

Komponenten des Antri<strong>eb</strong>sstranges wird soweit abstrahiert,<br />

dass eine realitätsnahe Modellierung von<br />

Energie und Leistung erfolgt. Die Modelle sind qua-<br />

Bild 1:<br />

Thermisches Ersatzschaltbild der wärmsten DSK-Zelle <strong>im</strong> Modul.<br />

P ges<br />

Verlustleistung der DSK-Zelle<br />

v Zell<br />

thermisches Potenzial der DSK-Zelle<br />

v Umg<br />

thermisches Potenzial der Umg<strong>eb</strong>ung<br />

Δ T<br />

Temperaturunterschied<br />

P Zell<br />

Verlustleistung, welche die thermische Kapazität auflädt<br />

P 1<br />

Verlustleistung, welche über den thermischen<br />

Widerstand fließt<br />

R th<br />

thermischer Widerstand<br />

thermische Kapazität<br />

C th<br />

194 110 (2012) Heft 5


Fahrzeuge<br />

sistatisch und bilden keine transienten Vorgänge ab.<br />

Innerhalb der Antri<strong>eb</strong>ss<strong>im</strong>ulation existieren Modelle<br />

für die Spannung und Stromstärke des DSK sowie<br />

dessen Thermik und Alterung.<br />

In den folgenden Abschnitten wird eine Methode<br />

vorgestellt, welche eine Prognose der L<strong>eb</strong>ensdauer<br />

von DSK auf Basis von gekoppelten S<strong>im</strong>ulationsmodellen<br />

ermöglicht. Ziel ist es, damit die Wirtschaftlichkeit<br />

des Energiespeichereinsatzes für konkrete<br />

Betri<strong>eb</strong>sszenarien unter Einbeziehung der Alterung<br />

beziehungsweise des Ersatzes der Energiespeicher zu<br />

prognostizieren.<br />

2 Methodik<br />

2.1 Thermisches Modell<br />

Einzelne DSK-Zellen werden in Modulen zusammengefasst,<br />

um sie einfacher einbauen zu können. Innerhalb<br />

eines Moduls findet ein passiver oder aktiver<br />

Ausgleich zwischen den einzelnen Zellen statt, um<br />

sie vor unsymmetrischer Ladung zu schützen [4]. Die<br />

DSK-Module werden gekühlt, um die internen Verluste,<br />

hervorgerufen vom stromdurchflossenen internen<br />

Widerstand der Zellen, abzuführen. Das luftgekühlte<br />

Modul wurde in einer numerischen S<strong>im</strong>ulation der<br />

Strömungsmechanik (CFD) untersucht. Dabei wurde<br />

die Temperaturverteilung innerhalb des Moduls bei<br />

einem vorgeg<strong>eb</strong>enen Verlauf der Verlustleistung der<br />

DSK berechnet. Die Zelle mit der größten Erwärmung<br />

<strong>im</strong> Modul wird als Basis für alle weiteren Betrachtungen<br />

herangezogen. Ausgehend von Analogien<br />

zwischen Thermodynamik und Elektrotechnik können<br />

thermische Zusammenhänge durch Ersatzschaltungen<br />

dargestellt und berechnet werden. In Bild 1 ist<br />

die Ersatzschaltung für die Zelle mit der größten Erwärmung<br />

angeg<strong>eb</strong>en. Mit der CFD-S<strong>im</strong>ulation wurde<br />

der zeitliche Verlauf der Tem peratur, welcher in Bild 2<br />

dargestellt ist, an dieser Zelle best<strong>im</strong>mt. Der Temperaturverlauf<br />

wurde durch eine Exponentialfunktion<br />

angenähert. Die Parameter der Exponentialfunktion<br />

g<strong>eb</strong>en Aufschluss über die Starttemperatur der S<strong>im</strong>ulation,<br />

die thermische Zeitkonstante und die max<strong>im</strong>ale<br />

Erwärmung. Die CFD-S<strong>im</strong>ulation wurde mit einem<br />

vorgeg<strong>eb</strong>enen zeitlichen Verlauf der Verlustleistung in<br />

der Zelle durchgeführt. Die ermittelte Funktion ist in<br />

Gleichung (1) geg<strong>eb</strong>en. Die mittlere Verlustleistung,<br />

welche in der CFD-S<strong>im</strong>ulation zur Erwärmung führte,<br />

betrug 8,1 W pro DSK-Zelle.<br />

Aus den ermittelten Werten lassen sich die Parameter<br />

der thermischen Ersatzschaltung aus Bild 1<br />

best<strong>im</strong>men. Im stationären Fall kann der thermische<br />

Widerstand nach Gleichung (2) berechnet werden.<br />

Im Anschluss kann mit Gleichung (3) die thermische<br />

Kapazität berechnet werden.<br />

∆T 9,75 K<br />

R th<br />

= = = 1,204<br />

8,1 W<br />

K<br />

W<br />

P ges, mittel<br />

(2)<br />

τ th<br />

1088 s<br />

C th<br />

= = = 903,7<br />

R th<br />

K<br />

1,204<br />

W<br />

J<br />

W<br />

(3)<br />

Mit Hilfe der gewonnen Werte für die thermische<br />

Ersatzschaltung kann online in der Antri<strong>eb</strong>ss<strong>im</strong>ulation<br />

die Speichertemperatur berechnet werden.<br />

Hierbei kann eine Veränderung der Außentemperatur<br />

berücksichtigt werden. Aufgrund der großen<br />

Zeitkonstanten ist darauf zu achten, dass möglichst<br />

Szenarien betrachtet werden, die länger als 3 τ th<br />

sind, sodass sich eine Endtemperatur des Speichers<br />

überhaupt einstellt. Eine andere Möglichkeit besteht<br />

darin, nicht den zeitlichen Verlauf der Tem peratur<br />

zu best<strong>im</strong>men, sondern den Mittelwert der Verlustleistung<br />

heranzuziehen, um die Endtemperatur zu<br />

berechnen.<br />

Bild 2:<br />

Temperaturverlauf an der wärmsten DSK-Zelle <strong>im</strong> Modul.<br />

T(t) = T 0<br />

+ ∆T ·<br />

-t<br />

1 – e<br />

τ th<br />

(1)<br />

TABELLE 1<br />

Parameter der exponentiellen Näherung.<br />

Die Parameter der Funktion sind in Tabelle 1 zusammengefasst.<br />

Parameter T 0<br />

K<br />

∆T<br />

K<br />

318,15 9,75 1088<br />

τ th<br />

s<br />

110 (2012) Heft 5<br />

195


Fahrzeuge<br />

2.2 Modell zur L<strong>eb</strong>enserwartung<br />

2.2.1 Angaben der Hersteller von DSK<br />

Der DSK-Hersteller Maxwell Technologies gibt <strong>im</strong> Datenblatt<br />

für seine Zellen vom Typ K2 Messerg<strong>eb</strong>nisse<br />

zur Alterung der Zellen an [5]. Hierbei werden der<br />

Kapazitätsverlust und der Anstieg des Innenwiderstandes<br />

über der L<strong>eb</strong>ensdauer bei unterschiedlichen<br />

Zellspannungen dargestellt. In den Bildern 3 und 4<br />

sind die Daten für Kapazitätsverlust und den Anstieg<br />

des Innenwiderstands abg<strong>eb</strong>ildet. Bei beiden Diagrammen<br />

wurde eine lineare Extrapolation vorgenommen,<br />

da der Anstieg bei großen Zeiten konstant<br />

ist. Die Nichtlinearität liegt am Beginn der Nutzungsdauer<br />

und kann vernachlässigt werden, da die<br />

Extrapolation hier zur sicheren Seite ausfällt, indem<br />

die Kapazität unterschätzt und der Widerstand überschätzt<br />

wird. Streng genommen gelten die Extrapolationen<br />

für den Innenwiderstand erst ab der Zeit,<br />

ab der sich der anfängliche starke Alterungseffekt<br />

eingestellt hat. Hierzu werden 1 000 h angenommen.<br />

Das Kriterium für das L<strong>eb</strong>ensende von DSK wird<br />

allgemein bei einem Abfall der Kapazität auf 80 % der<br />

Nennkapazität definiert. Dieser Fall tritt bei 2,7 V Zellspannung<br />

und 65 °C nach circa 4 000 h ein. Bei 2,5 V<br />

ist erst bei etwa 8 000 h damit zu rechnen. Nach dem<br />

Abfall der Kapazität ist der DSK nicht funktionsunfähig<br />

sondern kann lediglich 80 % der ursprünglichen<br />

Energie speichern. Der speicherbare Energieinhalt<br />

des DSK ergibt sich nach der Gleichung (4).<br />

C<br />

E nutz<br />

= U 2<br />

max<br />

– U 2<br />

2<br />

min<br />

(4)<br />

Da die Kapazität über der L<strong>eb</strong>ensdauer abn<strong>im</strong>mt,<br />

sinkt die nutzbare Energie <strong>im</strong> gleichen Maße ab.<br />

DSK werden nicht vollständig entladen, weshalb<br />

sich die nutzbare Energie aus der max<strong>im</strong>alen und min<strong>im</strong>alen<br />

Spannung best<strong>im</strong>mt. Werden DSK gänzlich<br />

entladen, können sie nur mit kleinen Leistungen geladen<br />

werden, da sonst große Ströme fließen müssen,<br />

die zu einer hohen thermischen Belastung führen.<br />

Der Innenwiderstand der DSK kann <strong>eb</strong>enfalls als<br />

Kriterium für das L<strong>eb</strong>ensende herangezogen werden,<br />

wird aber bei dieser Methode vernachlässigt. Allerdings<br />

muss der Anstieg des Innenwiderstandes in der thermischen<br />

S<strong>im</strong>ulation beachtet werden, da es sonst zu<br />

falsch prognostizierten Temperaturen kommen kann,<br />

die die L<strong>eb</strong>ensdauer beeinträchtigen. Der Innenwiderstand<br />

best<strong>im</strong>mt in Verbindung mit dem Strom die<br />

Wärmeleistung, die zur Erwärmung der DSK führt. Die<br />

Leistung kann nach Gleichung (5) berechnet werden.<br />

Bild 3:<br />

Verlauf der Kapazität in % über der Zeit bei unterschiedlichen Zellspannungen.<br />

2,5 V 2,7 V 2,5 V Extrapolation bis 65 ˚C 2,7 V Extrapolation bis 65 ˚C<br />

P ges<br />

= I 2 · R i<br />

(5)<br />

Die technischen Daten der DSK-Zelle können dem<br />

Datenblatt entnommen werden [6].<br />

Des Weiteren werden Daten zum Temperatureinfluss<br />

auf die Alterung angeg<strong>eb</strong>en. Allgemein lässt<br />

sich sagen, dass sich bei einem Anstieg der Speichertemperatur<br />

um 10 K die L<strong>eb</strong>enserwartung halbiert.<br />

Diese Aussagen werden durch [7] gestützt.<br />

2.2.2 Abgeleitetes Alterungsmodell<br />

Bild 4:<br />

Verlauf des Innenwiderstands in % über der Zeit bei unterschiedlichen Zellspannungen.<br />

Legende wie Bild 3<br />

Auf dieser Grundlage werden die ermittelten Daten<br />

in ein halblogarithmisches Diagramm eingetragen.<br />

Bild 5 zeigt die L<strong>eb</strong>enserwartung in Jahren über der<br />

Zellspannung in Volt. Die parallel verlaufenden Kurven<br />

gelten für Temperaturen von 25 °C bis 65 °C. In<br />

Abhängigkeit von der Zellspannung ergibt sich ein<br />

exponentieller Verlauf. Ebenso ergibt die Abhängig-<br />

196 110 (2012) Heft 5


Fahrzeuge<br />

keit von der Temperatur einen exponentiellen Verlauf.<br />

Die Datenpunkte werden durch die Gleichung<br />

(6) approx<strong>im</strong>iert, wobei die max<strong>im</strong>ale theoretische<br />

L<strong>eb</strong>ensdauer mit zehn Jahren angenommen wird.<br />

m = 1<br />

∑ n<br />

(9)<br />

k i<br />

i =1<br />

– (T – 273,15 K) – U<br />

+<br />

f (T, U) = min A · e<br />

, 10<br />

τ T<br />

τ U<br />

(6)<br />

Die L<strong>eb</strong>ensdauer berechnet sich aus der Dauer der<br />

s<strong>im</strong>ulierten Zugfahrt und der in Gleichung (9) berechneten<br />

Anzahl m mit Hilfe der Gleichung (10).<br />

Mit der Methode der kleinsten Fehlerquadrate werden<br />

die Parameter der Exponentialgleichung best<strong>im</strong>mt,<br />

welche in Tabelle 2 aufgeführt sind.<br />

2.3 Ladezustandsmodell<br />

Die Zellspannung eines DSK berechnet sich nach der<br />

Gleichung (7).<br />

T = t n<br />

· m (10)<br />

TABELLE 2<br />

Parameter der Alterungskurve.<br />

Parameter<br />

A<br />

s<br />

τ T<br />

K<br />

τ U<br />

V<br />

1,4722*10 13 14,42695 0,28854<br />

dU =<br />

1<br />

C<br />

∫ i (t) dt<br />

(7)<br />

Die Leistungsanforderung an den Energiespeicher<br />

ergibt sich aus dem Fahrprofil des Fahrzeuges und<br />

der Speicherstrategie. Der Stromrichter, der den<br />

Energiespeicher mit dem Gleichspannungszwischenkreis<br />

des Fahrzeuges verbindet prägt einen Strom in<br />

den DSK-Speicher ein. Bei bekannter Startspannung<br />

kann die Spannung der DSK-Zellen zu jedem Zeitpunkt<br />

der S<strong>im</strong>ulation berechnet werden.<br />

2.4 Fusion der Modelle zur Prognose der<br />

L<strong>eb</strong>ensdauer<br />

Mit den drei aufgeführten Modellen kann die Berechnung<br />

der prognostizierten L<strong>eb</strong>ensdauer durchgeführt<br />

werden. Die onlinegekoppelte Antri<strong>eb</strong>ss<strong>im</strong>ulation liefert<br />

für jeden Berechnungsschritt die Speichertemperatur<br />

(T i<br />

), die Zellspannung (U i<br />

) des Energiespeichers<br />

und die dazugehörige Dauer des Zeitschritts (Δt i<br />

). Mit<br />

der Gleichung (8) lässt sich der inkrementelle Anteil<br />

der zu erwartenden L<strong>eb</strong>ensdauer best<strong>im</strong>men, den<br />

der aktuelle Zeitschritt verursacht.<br />

Bild 5:<br />

L<strong>eb</strong>enserwartung von DSK bei unterschiedlichen Zellspannungen und Temperaturen.<br />

25 ˚C 35 ˚C 45 ˚C 55 ˚C 65 ˚C<br />

k i<br />

=<br />

∆t i<br />

f (T i<br />

, U i<br />

)<br />

(8)<br />

Die Gleichung (9) gibt die Anzahl m an, wie oft die s<strong>im</strong>ulierte<br />

Zugfahrt real durchgeführt werden kann, bis<br />

das Kriterium des L<strong>eb</strong>ensendes erreicht wird, wobei n<br />

die Anzahl der Berechnungsschritte der S<strong>im</strong>ulation ist.<br />

Bild 6:<br />

Zellspannung über der s<strong>im</strong>ulierten Zeit einer Zugfahrt mit anschließender Betri<strong>eb</strong>sruhe.<br />

110 (2012) Heft 5<br />

197


Fahrzeuge<br />

3 Beispiel<br />

In den Bildern 6 und 7 sind die Verläufe von Zellspannung<br />

und Zelltemperatur über der Zeit dargestellt.<br />

Nach circa 16 Stunden schließt sich eine Betri<strong>eb</strong>sruhe<br />

am Ende der Zugfahrt an. Hier kann die S<strong>im</strong>ulation<br />

jedoch nicht enden, da der Speicher auch in der<br />

Nacht altert. Direkt am Ende des Betri<strong>eb</strong>s schließt<br />

sich eine Phase der Abkühlung des Speichers an. Die<br />

S<strong>im</strong>ulation wurde bei einer Umg<strong>eb</strong>ungstemperatur<br />

von 45 °C durchgeführt. Da die Umg<strong>eb</strong>ungstemperatur<br />

viele Abhängigkeiten aufweist, wurde zunächst<br />

ein denkbar ungünstiger Fall angenommen, wenn<br />

eine Periode von mehreren Jahren betrachtet wird.<br />

Zu Beginn der 24 Stunden dauernden S<strong>im</strong>ulation<br />

steigt die Temperatur des Speichers stark an. Im<br />

weiteren Verlauf pendelt sie sich bei circa 47 °C ein.<br />

Die Zellspannung variiert zwischen 1,3 V und 2,6 V.<br />

Am Ende der S<strong>im</strong>ulation ergibt sich die max<strong>im</strong>ale L<strong>eb</strong>ensdauer<br />

T zu rund 7,5 Jahren nach Gleichung (10).<br />

Aus Bild 8 ist der sich während des Betri<strong>eb</strong>s fortlaufend<br />

wiederholende Verlauf der Geschwindigkeit<br />

zu entnehmen. Es handelt sich um einen Nahverkehrstri<strong>eb</strong>wagen,<br />

welcher den Betri<strong>eb</strong> eine Regionalbahn<br />

mit mittlerem Haltestellenabstand von circa<br />

3 km absolviert. Bild 9 zeigt den Verlauf des Speicherstromes<br />

resultierend aus dem Fahrspiel und der<br />

hinterlegten Speicherstrategie. Es wurde eine Speicherstrombegrenzung<br />

bei ±300 A vorgenommen.<br />

4 Schlussfolgerung<br />

Mit der gezeigten Methodik ist es möglich, die L<strong>eb</strong>ensdauer<br />

von DSK für konkrete betri<strong>eb</strong>liche Einsatzszenarien<br />

abzuschätzen. Als Grundlagen werden drei<br />

Modelle angesetzt, die letztendlich in einem Berechnungsalgorithmus<br />

zusammengefasst werden. Die Berechnung<br />

der L<strong>eb</strong>enserwartung von DSK lässt sich nur<br />

durch die Fusion der Einzelmodelle erreichen. Sowohl<br />

die Thermik als auch die Zellspannung haben erh<strong>eb</strong>lichen<br />

Einfluss auf die Alterung des DSK. In Verbindung<br />

mit der Fahrdynamiks<strong>im</strong>ulation ergibt sich ein Belastungsszenario<br />

für den DSK. Dieses Szenario verursacht<br />

einen zeitlichen Verlauf der Zellspannung und der<br />

Zelltemperatur. Aus diesen zeitlichen Verläufen kann<br />

eine L<strong>eb</strong>enserwartung abgeleitet werden, die zur Beurteilung<br />

der Wirtschaftlichkeit des Energiespeichers<br />

herangezogen werden kann. Damit ist ein für die<br />

Auslegung wichtiges Werkzeug geschaffen worden.<br />

Bild 7:<br />

Zelltemperatur über der s<strong>im</strong>ulierten Zeit einer Zugfahrt mit anschließender Betri<strong>eb</strong>sruhe.<br />

Literatur<br />

Bild 8:<br />

Geschwindigkeitsprofil des Nahverkehrstri<strong>eb</strong>wagens.<br />

[1] Meinert, M.: New mobile energy storage system for rolling<br />

stock. In: European Conference on Power Electronics<br />

and Applications, 2009.<br />

[2] Steiner, M.; Klohr, M.; Pagiela, S.: Energy storage system<br />

with ultracaps on board of railway vehicles. In: European<br />

Conference on Power Electronics and Applications, 2007.<br />

[3] Rafik, F.; Gualous, H., et al.: Frequency, thermal and voltage<br />

supercapacitor characterization and modeling. In:<br />

Journal of Power Sources, 2007.<br />

[4] Linzen, D.; Buller, S.; Karden, E.; De Doncker, R.W.: Analysis<br />

and evaluation of charge balancing circuits on performance,<br />

reliability and lifet<strong>im</strong>e of supercapacitor systems.<br />

In: Conference Record of the Industry Applications Conference,<br />

2003.<br />

[5] Maxwell Technologies: Product Guide – BOOSTCAP<br />

Ultracapacitors, 2012.<br />

[6] Maxwell Technologies: DATA SHEET K2 SERIES ULTRA-<br />

CAPACITORS, 2012.<br />

[7] Alcicek, G.; Gualous, H.; Venet, P.; Gallay, R.; Miraoui,<br />

A.: Exper<strong>im</strong>ental study of temperature effect on ultracapacitor<br />

ageing. In: European Conference on Power<br />

Electronics and Applications, 2007.<br />

198 110 (2012) Heft 5


Fahrzeuge<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. Michael Melzer (28),<br />

Studium Verkehrsingenieurwesen an<br />

der Technischen Universität Dresden,<br />

2003–2008; wiss. Mitarbeiter an der<br />

Professur <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, Fakultät<br />

Verkehrswissenschaften „Friedrich List“,<br />

TU Dresden, seit 2009.<br />

Adresse: TU Dresden, Fakultät Verkehrswissenschaften<br />

„Friedrich List“, Professur<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, Hettnerstr. 3,<br />

01069 Dresden, Deutschland;<br />

Fon: +49 351 463-36733, Fax: -36825;<br />

E-Mail: michael.melzer@tu-dresden.de<br />

Bild 9:<br />

Resultierender Strom in den DSK-Zellen.<br />

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deren wichtigsten Spannungsstellglieder schwerpunktmäßig<br />

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diesel-elektrische Lokomotiven und Nahverkehrsfahrzeuge<br />

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50 Hz, GS) unter besonderer Berücksichtigung<br />

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Datum, Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

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<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Umrichter in der 50-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

– von Europa in die Welt<br />

Uwe Behmann, St. Ingbert; Thorsten Schütte, Västerås<br />

Der technisch, betri<strong>eb</strong>lich und ökonomisch unbestritten vorteilhafte Einsatz statischer Umrichter für<br />

die 50-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung erscheint auch wirtschaftlich interessant. Erste konkrete Anwendungsfälle<br />

bieten sich <strong>im</strong> neu strukturierten Trans European Transport Network an, in dem bis 2030<br />

mehrere tausend Kilometer Bahnstrecken ertüchtigt oder neu g<strong>eb</strong>aut werden sollen.<br />

CONVERTERS IN 50 HZ TRACTION POWER SUPPLY – FROM EUROPE TO THE WORLD<br />

The advantageous use of static converters for 50 Hz traction power supply, which is technically, operationally<br />

and economically undisputable, appears to be attractive also under financial aspects. First<br />

concrete applications are offered by the newly structured Trans European Transport Network in which<br />

several thousand kilometres of railway track are planned to be upgraded or newly built by 2030.<br />

CONVERTISSEURS EN ALIMENTATION À COURANT DE TRACTION 50 HZ – D’EUROPE AU MONDE<br />

Les avantages techniques et économiques des convertisseurs statiques pour l’al<strong>im</strong>entation 50 Hz<br />

sont incontestables pour l’exploitation des lignes électrifiées. Les premières possibilités d’applications<br />

concrètes sont proposées dans les nouvelles structures du Réseau transeuropéen de transport<br />

dans lequel plusieurs milliers de kilomètres de lignes seront modernisés ou nouvellement construits<br />

à l’horizon 2030.<br />

1 Einführung<br />

Mit verschiedenen Schwerpunkten ist an dieser<br />

Stelle zusammengestellt worden, wie die systembedingten<br />

Nachteile der direkten Versorgung von<br />

50-Hz- oder 60-Hz-<strong>Bahnen</strong> über Direktumspanner<br />

aus dem 3AC-Landes netz mit statischen Umrichtern<br />

in den Unterwerken zu vermeiden sind [1; 2; 3].<br />

Die Haupt effekte sind dabei für das 3AC-Landesnetz<br />

eine stets phasensymmetrische Last und für das<br />

1AC-Fahrleitungsnetz der Wegfall von Phasentrennstellen<br />

und dadurch größtmögliche Nutzung von<br />

Bremsenergie. Nach Technik, Betri<strong>eb</strong> und Ökologie<br />

wurden auch wirtschaftliche Fragen untersucht und<br />

aufgrund günstiger Aussichten formelle Machbarkeitsstudien<br />

angeregt [4].<br />

Objekte konkreter und detaillierter Untersuchungen<br />

können geplante Streckenneubauten sein, Elektrifizierung<br />

bestehender Strecken, fälliger Ersatz alter<br />

AC-<strong>Bahnstromversorgung</strong>anlagen oder Umstellung<br />

von DC- auf AC-Betri<strong>eb</strong>, und zwar in einer Matrix<br />

jeweils bevorzugt<br />

• Ballungszentren, fallweise mit Stichbahnen zu<br />

Flughäfen oder Seehäfen<br />

• G<strong>eb</strong>irgsquerungen, Strecken mit verlorenen Steigungen<br />

• Rollbahnen zur Abfuhr von Massengut, besonders<br />

mit Lastrichtung talwärts<br />

• Hochgeschwindigkeitsstrecken<br />

110 (2012) Heft 5<br />

In den drei letzteren Fällen sollten ganze Strecken oder<br />

wenigstens längere zusammenhängende Abschnitte<br />

betrachtet werden, damit sich die Vorteile durchgeschalteter<br />

Fahrleitungen voll entfalten können. Im ersten<br />

Beispiel kann es aber auch interessant sein, einen<br />

Core<br />

network<br />

Comprehensive<br />

network<br />

Inland Waterways / Completed<br />

Inland Waterways / To be upgraded<br />

Inland Waterways / Planned<br />

Conventional rail / Completed<br />

Conventional rail / To be upgraded<br />

Conventional rail / Planned<br />

High speed rail / Completed<br />

To be upgraded to high speed rail<br />

High speed rail / Planned<br />

Road / Completed<br />

Road / To be upgraded<br />

Road / Planned<br />

Ports<br />

RRT (Rail-road terminals)<br />

Airports<br />

Bild 1:<br />

Legende zu den Karten<br />

des TEN-T (Quelle: Europäische<br />

Kommission, auch<br />

Bilder 2 bis 4).<br />

201


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

kompliziert vermasch ten Bahnknoten, einschließlich<br />

Ausläufern bis etwa 20 oder 25 km Radius, mit Umrichtern<br />

zu versorgen, ihn von inneren Phasentrennstellen<br />

zu befreien und diese in einem ersten Schritt in die Zulaufstrecken<br />

zu verlegen. Ideal wäre es selbstverständlich,<br />

das Gesamtnetz einer Region oder eines kleineren<br />

Landes mit allem gemischten Verkehr zu untersuchen,<br />

möglichst gleich mit allen Perspektiven für Erweiterungen;<br />

ein Beispiel hierfür ist Dänemark.<br />

2 EU-Pläne<br />

Die Europäische Kommission hat <strong>im</strong> Oktober 2011<br />

eine Revision der Richtlinie für die Entwicklung des<br />

Trans European Transport Network (TEN-T) vorgeschlagen.<br />

Obwohl Europäisches Parla ment und Rat<br />

das noch verabschieden müssen, sollen Struktur und<br />

Größenordnung hier schon als Basis dienen.<br />

Die Vorlage behandelt die Infrastruktur aller Verkehrssysteme<br />

(Bild 1), deren mult<strong>im</strong>odel platforms<br />

und Grenzübergänge zu Drittländern. Umfangreiches<br />

Informations- und Kartenmaterial steht <strong>im</strong> Internet.<br />

Hier werden jetzt nur die Schienenbahnen<br />

weiter betrachtet.<br />

<strong>Elektrische</strong>n Bahnbetri<strong>eb</strong> gibt es außer in den<br />

Inselstaaten Malta und Zypern in allen 25 anderen<br />

EU-Mitgliedsländern. Zu diesen kommt auf dem Balkan<br />

2013 noch Kroatien dazu, und die übrigen si<strong>eb</strong>en<br />

Länder von Serbien bis Mazedonien haben teils<br />

schon unterschiedlichen Beitrittskandidatenstatus<br />

oder doch langfristige Beitrittsperspektive. Schweden,<br />

Deutschland und Österreich sowie die beiden<br />

Nicht-Mitgliedsländer Norwegen und Schweiz<br />

bleiben <strong>im</strong> Weiteren außer Betracht wegen ihrer<br />

Bahnnetzfrequenz 16 2 / 3 Hz mit großen bahn eigenen<br />

Hochspannungsnetzen, teils aber auch mit Versorgung<br />

über Umformer oder Umrichter. In Norwegen,<br />

wo die elektrischen Streckenausrüstungen und deren<br />

Versorgung derzeit systematisch erneuert werden, ist<br />

man übrigens froh über dieses System, mit dem das<br />

relativ schwache 3AC-Landesnetz nur symmetrisch<br />

belastet wird, und hier über die Schweiz zu reden,<br />

hieße Eulen nach Athen zu tragen. In allen anderen<br />

Ländern, <strong>im</strong> Westen bis zum Atlantik und <strong>im</strong> Osten<br />

bis zum Ural und zum Kaukasus, werden viele<br />

elektrische <strong>Bahnen</strong> noch mit DC betri<strong>eb</strong>en [3], zum<br />

größeren Teil aber mit AC 50 Hz.<br />

Das TEN-T besteht aus Gesamtnetz (comprehensive<br />

network) und als Teil davon Kernnetz (core network).<br />

Für das Kernnetz wird als Zeitrahmen 2030 und als<br />

EU-Anschubfinanzierung werden 32 Mrd. EUR genannt.<br />

Deshalb genügt es, nur dieses hier zu betrachten<br />

(Bilder 2 und 3). Wenn die Vorteile des Umrichterkonzeptes<br />

an ersten Anwendungen offenkundig<br />

geworden sind, wird es zum Standard werden und<br />

für die Zeit danach gar kein Thema mehr sein.<br />

Das Kernnetz ist gegenüber früher stärker g<strong>eb</strong>ündelt<br />

und besteht jetzt aus zehn vorrangigen<br />

Bild 2:<br />

TEN-T Kernnetz Schienenbahnen, Stand 2011.<br />

Bild 3:<br />

TEN-T Kernnetz Schienenbahnen, Ziel bis 2030.<br />

202 110 (2012) Heft 5


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Korridoren (Tabelle 1). Von den allgemeinen Anforderungen<br />

ist hier n<strong>eb</strong>en anderen Parametern wichtig,<br />

dass neue Strecken des Gesamtnetzes 1435 mm<br />

Nennspurweite haben und dass seine Strecken elektrifiziert<br />

sein sollen, diejenigen des Kennetzes sogar<br />

vollständig (full electrification).<br />

Zu den Korridoren gibt es Listen mit 5 bis 16<br />

pre-ident ified sections rail und zusätzlich eine Liste<br />

mit 26 Rail-Abschnitten der Kategorien Crossborder,<br />

Bottleneck und Others. Die einzelnen Erklärungen<br />

nennen teils die Projektart, darunter<br />

vielfach upgrading, manchmal interconnection, selten<br />

high speed line, ganz selten new line, teils den<br />

Projektstand wie works ongoing, completion expected<br />

mit Jahreszahlen, studies; vielfach aber keineswegs<br />

<strong>im</strong>mer ist von Beidem etwas verzeichnet. Viel<br />

genauer sind da zehn G<strong>eb</strong>ietskarten, in denen die<br />

Strecken mit den Rail-Symbolen dargestellt sind<br />

(Bild 4).<br />

Das Ertüchtigen vorhandener Strecken kann für<br />

das behandelte Thema bedeuten:<br />

• Neuelektrifizierung<br />

• Bau eines zweiten Gleises an schon elektrisch betri<strong>eb</strong>ener<br />

eingleisiger Strecke<br />

• Ersatz und Modernisierung bestehender elektrischer<br />

Infrastruktur<br />

TABELLE 1<br />

Schienenbahn-Korridore <strong>im</strong> Kernnetz des Trans European Transport Network (TEN-T), EU-Kommissionsvorschlag Oktober 2011.<br />

Ortsreihungen streng nach Kommissionsdokument, Namen dort teilweise Englisch, deshalb hier weitestgehend Deutsch<br />

Korridor 1 Baltikum – Adria<br />

Tallinn – Riga – Kaunas – Warschau – Kattowitz<br />

Gdingen – Kattowitz<br />

Kattowitz – Ostrava – Brno – Wien<br />

Kattowitz – Žilina – Bratislava – Wien<br />

Wien – Graz – Klagenfurt – Villach – Udine – Venedig – Bologna – Ravenna<br />

Korridor 2<br />

Grenze Weißrussland – Warschau – Posen – Frankfurt (Oder) – Berlin – Hannover – Osnabrück – Enschede – Utrecht – Amsterdam<br />

Utrecht – Rotterdam<br />

Korridor 3 Mittelmeer<br />

Algeciras – Madrid – Tarragona<br />

Sevilla – Valencia – Tarragona<br />

Tarragona – Barcelona – Perpignan – Lyon – Turin – Mailand – Venedig – Ljubljana – Budapest – Grenze Ukraine<br />

Korridor 4<br />

Hamburg – Berlin<br />

Berlin – Prag – Brno – Bratislava – Budapest – Arad – T<strong>im</strong>isoara – Sofia<br />

Sofia – Burgas – Grenze Türkei<br />

Sofia – Thessaloniki – Athen – Piräus<br />

Korridor 5<br />

Stockholm – Malmö – Kopenhagen – Fehmarn – Hamburg – Hannover<br />

Bremen – Hannover – Nürnberg – München – Brenner – Verona– Bologna – Rom – Neapel – Bari<br />

Neapel – Palermo<br />

Korridor 6<br />

Genua – Novara – S<strong>im</strong>plon – Lötschberg – Basel<br />

Genua – Mailand – Gotthard – Basel – Mannhe<strong>im</strong> – Köln<br />

Köln – Düsseldorf – Rotterdam und Amsterdam<br />

Köln – Lüttich – Brüssel – Ze<strong>eb</strong>rugge<br />

Korridor 7<br />

Sines und Lissabon – Madrid – Valladolid<br />

Lissabon – Aveiro – Porto<br />

Aveiro – Valladolid – Vitoria – Bordeaux – Paris – Mannhe<strong>im</strong><br />

Paris – Straßburg<br />

Korridor 8<br />

Belfast – Dublin – Holyhead – Birmingham<br />

Glasgow und Edinburgh – Birmingham<br />

Birmingham – London – Lille – Brüssel<br />

Dublin, Cork und Southampton – Le Havre – Paris<br />

London – Dover – Calais – Paris<br />

Korridor 9<br />

Amsterdam – Rotterdam – Antwerpen – Brüssel – Luxemburg<br />

Luxemburg – Dijon – Lyon<br />

Luxemburg – Straßburg – Basel<br />

Korridor 10 Straßburg – Donau<br />

Straßburg – Mannhe<strong>im</strong> – Frankfurt – Würzburg – Nürnberg – Regensburg – Passau – Wels – Linz<br />

Straßburg – Stuttgart – München – Wels – Linz<br />

Wels und Linz – Wien – Budapest – Arad – Brasov – Bukarest – Constanta<br />

– Sulina<br />

110 (2012) Heft 5<br />

203


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

In den Korridorprojektlisten ist das nicht unterschieden.<br />

Jedoch ergibt ein systematischer Abgleich mit<br />

den höchst nützlichen Streckenkarten in [5], dass nur<br />

wenige Neuelektrifizierungen notwendig werden.<br />

Genaue Zahlen sind auch <strong>im</strong> Moment gar nicht<br />

nötig. Schon pauschal ist klar, dass es insgesamt um<br />

viele hundert bis tausende Streckenkilometer geht,<br />

sei es Ertüchtigung, sei es Neubau für Güter- oder für<br />

Hochgeschwindigkeitsverkehr.<br />

Aus den Listen lassen sich letztlich doch einige<br />

vorrangige Ansatzpunkte für <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

mit Umichtern herauslesen. Sie werden hier nach<br />

dem Stand des Kommissionspapiers benannt, unabhängig<br />

von zwischenzeitlichen Änderungen und von<br />

realistischer Chancenbewertung <strong>im</strong> Einzelfall.<br />

3 Ausgewählte Projekte in Europa<br />

3.1 Neuelektrifizierung<br />

Zum Korridor 8 gehören in Irland und in Nordirland<br />

zusammen rund 450 km Strecken von Cork und<br />

von Belfast nach Dublin. Mit Ausnahme eines 15 km<br />

langen, mit DC 1,5 kV betri<strong>eb</strong>enen Abschnitts von<br />

Dublin nach Norden wird dies eine autarke Erst-Elektrifizierung<br />

sein in Regionen, wo kein auf Industrieversorgung<br />

ausgerichtetes 3AC-Netz zu vermuten ist.<br />

Deshalb eignet sich dieses Projekt gut für das Thema.<br />

Als Grenzübergangsabschnitt führt in Finnland<br />

die 150 km lange Strecke Oulu – Tornio durch eine<br />

nur schwach erschlossene Region bis an das schwedische<br />

16 2 / 3 -Hz-Netz.<br />

Ganz aktuell ist <strong>im</strong> Korridor 5 zwischen Kopenhagen<br />

und Hamburg der 140 km lange Abschnitt<br />

Ringsted – Rødby als Zulauf zur festen Fehmarn-Belt-<br />

Verbindung.<br />

Obwohl die aktuelle Situation nicht dazu anregt,<br />

sind der Systematik halber <strong>im</strong> Korridor 4 hinter<br />

Thessaloni ki die 400 km von Litochorion bis Athen<br />

und Piräus als südlichster Festlandabschnitt des TEN-<br />

T zu nennen.<br />

3.2 Neubaustrecken<br />

Bild 4:<br />

TEN-T Schienennetz Polen – Tschechien – Slowakei – Ungarn, dazu auch teilweise<br />

Österreich – Slowenien, Karte 6 von zehn erstellten.<br />

Von mehreren Dutzend Projekten in unterschiedlichen<br />

Stadien wie oben erwähnt sollen hier nur einige<br />

herausgehoben werden.<br />

Im Korridor 1 ist der Plan einer Strecke von Tallin<br />

über Riga und Kaunas zur Grenze mit Polen interessant,<br />

die schätzungsweise 600 km lang würde. Weil<br />

die vorhandenen Strecken in den drei baltischen<br />

Ländern Breitspur haben, wäre dieses Projekt frei von<br />

betri<strong>eb</strong>lichen oder technischen Verknüpfungen, also<br />

ein abgegrenztes und deshalb geeignetes Untersuchungsobjekt.<br />

Ebenfalls geschätzt 600 km lang würde <strong>im</strong> Korridor<br />

10 eine neue Strecke quer durch Rumänien von<br />

der ungarischen Grenze über Bukarest nach Constanta<br />

am Schwarzen Meer.<br />

Schnellfahrstrecken (SFS) sind über die Listeneinträge<br />

hinaus vielfach zu vermuten und in den Karten<br />

auch zu sehen. Beispiele sind <strong>im</strong> Korridor 1 in Polen<br />

eine doppelt verzweigte Ost-West-Spange (400 km,<br />

Bild 4), auf der Iberischen Halbinsel <strong>im</strong> Korridor 3<br />

eine Strecke Sevilla – Antequera – Granada – Almeria<br />

– Cartagena – Murcia – Alicante – Valencia (750 km)<br />

sowie <strong>im</strong> Korridor 7 zwei SFS Lissabon – Porto<br />

(275 km) und Lissabon – Madrid (600 km). Dan<strong>eb</strong>en<br />

wirken Abschnitte wie <strong>im</strong> Korridor 4 (Dresden –)<br />

Grenze – Prag (90 km) und <strong>im</strong> Korridor 10 (Wien<br />

–) Grenze – Budapest (170 km) eher marginal (alle<br />

Werte ungefähre Luftlinienentfernungen). Ganz best<strong>im</strong>mt<br />

gehören <strong>im</strong> Korridor 3 die Strecke Lyon – Tu-<br />

204 110 (2012) Heft 5


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

rin mit dem Mt.-Cenis-Basistunnel und <strong>im</strong> Korridor 5<br />

der Brenner-Basistunnel dazu.<br />

Bemerkenswert ist unter der Kategorie Flaschenhals<br />

eine parallele SFS Paris – Lyon (400 km); unter<br />

Sonstige sind SFS Bordeaux – Toulouse (220 km) und<br />

Marseille – Toulon – Nizza – Grenze (– Vent<strong>im</strong>iglia)<br />

(200 km) sowie <strong>im</strong> Korridor 7 ein südlicher SFS bypass<br />

um Paris genannt.<br />

3.3 Weitere mögliche Einsatzfelder<br />

Die konventionell aufg<strong>eb</strong>aute 50-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

in Dänemark stößt an die Grenzen von<br />

Leistungsfähigkeit und Verträglichkeit. Hier zeigen<br />

sich deren Nach teile <strong>im</strong>mer mehr und bereiten<br />

sowohl der Bahn als auch dem Landesenergieversorger<br />

Sorgen. Das gilt besonders für den elektrischen<br />

Betri<strong>eb</strong> <strong>im</strong> Ballungsraum Kopenhagen, der heute auf<br />

mehrere Phasen des Landesnetzes aufgeteilt ist.<br />

Für die Umstellung auf AC erscheinen die räumlich<br />

begrenzten DC-Netze in Irland, Tschechien,<br />

Slowakei und Slowenien geeignet, wo auch schon<br />

Teilmaßnahmen durchgeführt wurden. Soweit dabei<br />

EU-Korridore berührt oder durchquert werden, gehört<br />

das wohl zur Ertüchtigung.<br />

Als Eisenbahnknoten werden <strong>im</strong> Korridor 3<br />

Ljubljana und <strong>im</strong> Korridor 4 Prag genannt, beide mit<br />

DC 3 kV elektrifiziert.<br />

G<strong>eb</strong>irgsstrecken sind hinsichtlich Energi<strong>eb</strong>edarf<br />

und -rückgewinn interessant, aber nur aufwändig<br />

zu identifizieren. Vermutlich gibt es sie besonders in<br />

den Balkanländern. Bei kl<strong>im</strong>atisch kritischen Strecken<br />

ermöglichen übrigens die Umrichter ohne Zusatzausrüstung,<br />

vereiste oder mit Raureif behangene<br />

Oberleitungen mittels gezielt angepasster Stromstärken<br />

abzutauen.<br />

4 Außereuropäische Länder<br />

Alles für Europa Gesagte passt auch weltweit. So<br />

werden überall neue SFS geplant und in China in<br />

rasantem Tempo g<strong>eb</strong>aut. Näher liegen Pläne in<br />

Russland für Moskau – St. Petersburg (≈600 km) und<br />

Moskau – Jekaterinburg (>1 500 km), in Marokko<br />

für Tanger – Kenitra (200 km) (– Rabat) und in der<br />

Türkei für Bilecik – Bursa (≈80 km). Tabelle 2 enthält<br />

eine nicht nachrecherchierte Übersicht mit dem ungefähren<br />

Bedarf an Unterwerken in zwei Konzepten.<br />

Die Zahl der Phasentrennstellen hängt davon ab, ob<br />

diese nur zwischen den Unterwerken oder auch bei<br />

diesen eing<strong>eb</strong>aut sind.<br />

Auch abseits dieser SFS-Projekte gibt es in vielen<br />

Ländern Pläne oder zumindest Überlegungen<br />

zum elektrischen Bahnbetri<strong>eb</strong>. Dabei kann es an<br />

zu schwachen 3AC-Landes netzen scheitern, einen<br />

110 (2012) Heft 5<br />

TABELLE 2<br />

Zusätzliche Schnellfahrstrecken weltweit bis 2020.<br />

Zahl der benötigten Unterwerke bei verschiedenen Konzepten der <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

(alle Zahlen stark gerundet)<br />

Zahl der Phasentrennstellen auf zweigleisigen Strecken bei Direktumspannern je<br />

nach Konzept etwa zwei- oder vierfach, weltweit also zwischen 3 000 und 1 000,<br />

bei Umrichtern Null<br />

Streckenlängen 1 mit Direktumspannern mit Umrichtern<br />

Abstand der Unterwerke km 30 ... 45 km 45 ... 60 km<br />

Europa und Russland 6 000 200 ... 135 135... 100<br />

Marokko und Algerien 2<br />

Saudi Arabien und Türkei 2 1 300<br />

1 100<br />

bestehenden AC-Betri<strong>eb</strong> zu verstärken oder einen<br />

elektrischen Betri<strong>eb</strong> überhaupt aufzubauen. Das gilt<br />

nicht nur für Entwicklungsländer, sondern betrifft<br />

mehr Länder als vermutet und dem Vernehmen nach<br />

sogar durchschnitt lich besiedelte Regionen in den<br />

USA. Überall dort können statische Umrichter vermeiden,<br />

zuvor die regional bestehenden 3AC-Netze<br />

zu verstärken oder die Projekte aufzug<strong>eb</strong>en.<br />

5 Weiteres zur Wirtschaftlichkeit<br />

5.1 Nennspannung der 3AC-Versorgungsnetze<br />

Ob eine Bahnlast-Unsymmetrie mit Kompensationsanlagen<br />

an der Übergabestelle bekämpft wird, ob<br />

ihre Auswirkungen durch Anschluss an Hoch- oder<br />

45 ... 30<br />

35 ... 25<br />

30 ... 25<br />

25 ... 20<br />

Nordafrika und Nahost 2 400 80 ... 55 55 ... 45<br />

Indien<br />

China<br />

500<br />

9 000<br />

20 ... 15<br />

300 ... 200<br />

15 ... 10<br />

200 ... 150<br />

Asien 9 500 320 ... 215 215 ... 160<br />

Vereinigte Staaten<br />

Brasilien<br />

Argentinien<br />

2 000<br />

400<br />

700<br />

60 ... 45<br />

15 ... 10<br />

25 ... 20<br />

45 ... 30<br />

15 ... 10<br />

20 ... 15<br />

Amerika 3 100 100 ... 75 75 ... 55<br />

weltweit 21 000 700 ... 480 480 ... 360<br />

1<br />

Quelle: Alstom Transport, Dezember 2011<br />

2<br />

jeweils anteilig ungefähr gleiche Längen<br />

Bild 5:<br />

Hochspannungszuleitung<br />

3 AC 220 kV 50 Hz und<br />

Schaltanlage, Bahn unterwerk<br />

mit zwei Transformatoren<br />

220/27,5 kV<br />

40 MVA (Photo: Balfour<br />

Beatty Rail).<br />

205


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

TABELLE 3<br />

Relative Investitionen für Schaltanlagen und Pr<strong>im</strong>ärtransformatoren<br />

in Unterwerken.<br />

Nennspannung kV 400 230 150 132 110 60 35<br />

Preisverhältnis % 145 120 110 105 100 85 75<br />

TABELLE 4<br />

Investitionen in Mio. EUR.<br />

(vereinfachte Tabelle 3 aus [4] mit modifiziertem Mengengerüst)<br />

460 km zweigleisige Strecke Direkttransformatoren<br />

Basisinvestitionen<br />

12/8 Unterwerke 110 kV 2 x 20 MVA/MW<br />

46/0 Phasentrennstellen<br />

fallbezogene Investitionen<br />

Nennspannung 230 kV<br />

Kompensation Blindleistung, Schieflast<br />

statische<br />

Umrichter<br />

Summe 77 + x 88<br />

Höchst spannung gemildert werden oder ob sogar<br />

beides erforderlich ist (Bild 5 hier, Bilder 3 und 4 in<br />

[4]) – es verteuert die Unterwerke erh<strong>eb</strong>lich. Umgekehrt<br />

wird ordentlicher Betri<strong>eb</strong> von Umrichtern<br />

mittlerer Leistung in Norwegen an 3AC-Netzen<br />

mit 66, 45 oder sogar 20 kV bewiesen. Wie sich das<br />

auf die Investitionen auswirkt, ist in den Tabellen 3<br />

und 4 gezeigt; die Spanne von Höchstspannung<br />

bis Mittelspannung beträgt <strong>im</strong>merhin 2 : 1. Dazu<br />

kommt noch, dass bei den niedrigeren Spannungen<br />

Kabelanschlüsse und Innenraumschaltanlagen eine<br />

attraktive Alternative zu Freileitungen und Freiluftschaltanlagen<br />

sind (Bild 6).<br />

5.2 <strong>Elektrische</strong>s Bremsen<br />

Investitionen und Betri<strong>eb</strong>skosten sind bisher nur für<br />

stationäre Anlagen betrachtet, nicht aber für Fahrzeuge.<br />

Jedoch gibt es hier noch eine zu beachtende<br />

Komponente.<br />

60<br />

5<br />

12<br />

x<br />

Bild 6:<br />

Kabelzuleitung 3 AC 45 kV 50 Hz und Eingangsfeld Bahnumrichter<br />

15 MVA (Foto: Jernbaneverket).<br />

88<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Antri<strong>eb</strong>sumrichter können standardmäßig Bremsleistung<br />

in die Fahrleitung zurückspeisen. Wenn<br />

dazu das Netz unterbrechungsfrei konfiguriert ist,<br />

werden Widerstandsbremsen auf den Fahrzeugen<br />

überflüssig. Diese Voraussetzung fehlt, wenn die<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge sich regelmäßig an Phasentrennstellen<br />

ausschalten müssen. Deshalb bleiben dort<br />

zumindest <strong>im</strong> Hochgeschwindigkeitsverkehr zusätzliche<br />

Widerstandsbremsen notwendig und sind wirtschaftlich<br />

zu berücksichtigen.<br />

6 Schlussbemerkungen<br />

In den EU-Korridoren liegen nicht wenige Strecken<br />

in Regionen, wo die 3AC-Landes netzbetreiber<br />

dankbar sind, wenn wachsender <strong>Bahnen</strong>ergi<strong>eb</strong>edarf<br />

möglichst netzfreundlich entnommen wird.<br />

Das gilt auch für den Erneuerungsbedarf außerhalb<br />

der durchquerten Korridore, für Nichtmitgliedsländer<br />

in Südost- und Osteuropa sowie für<br />

die Länder der ehemaligen Sowjetunion. Erst recht<br />

ruft der hohe Leistungsbedarf von SFS danach.<br />

Statische Umrichter bieten hierbei das max<strong>im</strong>al<br />

Mögliche.<br />

Sowohl allgemeine Grundsätze wie die aktuelle<br />

Wirtschaftslage verlangen es, bei Infrastrukturprojekten<br />

unnötigen Aufwand zu vermeiden. Statische<br />

Umrichter können dazu beitragen – gegenüber<br />

TABELLE 5<br />

Anforderungen der EU-Kommission zum TEN-T<br />

(Auszug).<br />

EUROPEAN COMMISSION<br />

Proposal for a<br />

REGULATION OF THE EUROPEAN PARLIAMENT AND<br />

OF THE COUNCIL<br />

on Union guidelines for the development of the<br />

trans European transport network<br />

CHAPTER II – THE COMPREHENSIVE NETWORK<br />

Section 7 – Common Provisions<br />

Article 39 – New technologies and innovation<br />

The comprehensive network shall keep up with state-ofthe-art<br />

technological developments and deployments.<br />

They shall in particular a<strong>im</strong> to:<br />

(a) enable decarbonisation of transport through transition<br />

to innovative transport technologies;<br />

(b) enable the decarbonisation of all transport modes by<br />

st<strong>im</strong>ulating energy efficiency as well as the introduction<br />

of alternative propulsion systems and the provision<br />

of corresponding infrastructure. Such infrastructure<br />

may include grids and other facilities necessary for the<br />

energy supply, take account of the infrastructure-vehicle<br />

interface and encompass intelligent transport systems;<br />

(c) .....<br />

....<br />

206 110 (2012) Heft 5


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Zweispannungssystemen, Kompensationsanlagen<br />

und Hochspannungsleitungen in dichtem Abstand.<br />

In vielen Fällen werden die Planungen noch nicht<br />

so weit fortgeschritten sein, dass es zu spät ist, um<br />

neue Ideen zur <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung einfließen zu<br />

lassen. Das sollte selbst für die Basistunnel Brenner<br />

und Mt. Cenis nicht verboten sein.<br />

Das Diktum vollständig elektrisch für das Kernnetz<br />

folgt nicht nur allgemein den EU-Kl<strong>im</strong>azielen. Ganz<br />

konkret fordert das Kommissionspapier für das TEN-<br />

T auf diesem G<strong>eb</strong>iet „Neue Technologien und Innovationen“<br />

– was auch <strong>im</strong>mer der Unterschied sein<br />

mag. Den Aussagen in Tabelle 5 ist hier jedenfalls<br />

nichts hinzuzufügen.<br />

Allerdings ist es nötig, bei allen Maßnahmen den<br />

Anstieg des <strong>Bahnen</strong>ergi<strong>eb</strong>edarfs und der damit noch<br />

auf lange Zeit verbundenen CO 2<br />

-Emissionen zu begrenzen.<br />

Dazu können zwar Einzelmaßnahmen bei<br />

Fahrweg, Fahrzeugen und Betri<strong>eb</strong>sführung beitragen,<br />

die den spezifischen Bedarf um jeweils einige<br />

Prozente senken. Jedoch werden höhere Geschwindigkeiten<br />

alle solchen Gewinne wieder aufzehren.<br />

Die einzigen erkennbaren Ansatzpunkte, den Bedarf<br />

zu begrenzen oder sogar zu senken, liegen bei den<br />

Übertragungsverlusten und bei der Bremsenergienutzung.<br />

Mit heutigen Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen kann das <strong>im</strong><br />

gemischten Verkehr einen zweistelligen Prozentanteil<br />

einsparen.<br />

Dafür brauchen aber auch dezentral versorgte<br />

<strong>Bahnen</strong> ein durchgeschaltetes, über geregelte Umrichter<br />

gespeistes Fahrleitungsnetz. Deshalb muss<br />

die EU alles daran setzen, <strong>im</strong> Rahmen des TEN-T dieses<br />

Konzept auf die Gleise und ins Rollen zu bringen;<br />

Fahrt gewinnen wird es dann von selbst. Wie bei<br />

anderen Themen der Energieeffizienz kann es dann<br />

von Europa aus zum Weltstandard werden.<br />

Literatur<br />

[1] Behmann, U.; Rieckhoff, K.: Umrichterwerke bei 50-Hz-<br />

<strong>Bahnen</strong> – Vorteile am Beispiel der Chinese Railways. Converter<br />

Stations in 50 Hz Traction – Advantages in Case<br />

of Chinese Railways. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 109 (2011),<br />

H. 1-2, S. 63–74; Kommentar Th. Schütte S. 99–100.<br />

[2] Behmann, U.: Umrichter in der 50-Hz-<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

– Chancen weltweit. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

109 (2011), H. 4-5, S. 254–256; Ergänzung Th. Schütte<br />

S. 256–257.<br />

[3] Behmann, U.; Schütte, Th.: Umstellung von DC-<strong>Bahnen</strong><br />

auf AC-Betri<strong>eb</strong> mit Umrichtern. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

110 (2012), H. 1-2, S. 34–38.<br />

[4] Behmann, U.; Schütte, Th.: Wirtschaftlichkeit statischer<br />

Umrichter bei 50-Hz-<strong>Bahnen</strong>. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

110 (2012), H. 4, S. 128–132.<br />

[5] DVV Media Group/Eurailpress (Hrsg.): Handbuch Europäische<br />

<strong>Bahnen</strong>. Hamburg, 2011.<br />

AUTORENDATEN<br />

Dipl.-Ing. Uwe Behmann (76), Studium<br />

Elektrotechnik Technische Hochschule<br />

Hannover; ab 1963 bei Deutsche<br />

Bundesbahn, später Deutsche Bahn, seit<br />

1971 Leitungsfunktionen Maschinenund<br />

Elektrotechnik bis 1998; zwischendurch<br />

Lehrauftrag <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Universität Kaiserslautern und Auslandseinsätze<br />

bei damals DE-Consult und<br />

Kreditanstalt für Wiederaufbau; 1990<br />

bis 2002 Chefredakteur <strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong>; freier Journalist und Berater.<br />

Adresse: Otto-Hahn-Str. 7,<br />

66386 St. Ingbert, Deutschland;<br />

Fon = Fax: +49 6894 580023;<br />

E-Mail: bm.uwe@t-online.de<br />

Dr. rer. nat. Thorsten Schütte (54),<br />

Studium Meteorologie und Physik Universitäten<br />

Kiel und Uppsala, Promotion 1987;<br />

Privatdozent Universität Uppsala 1990;<br />

seit 1987 bei verschiedenen schwedischen<br />

Unternehmen als Entwicklungsingenieur<br />

für elektrische Isolation, als Senior Scientist<br />

für <strong>Bahnstromversorgung</strong>, später für Sternpunktbehandlung,<br />

dann erneut für <strong>Bahnstromversorgung</strong><br />

und Hochspannungstechnik,<br />

besonders Rückstromführung und<br />

elektrische Isolation.<br />

Adresse: Atkins Sverige AB,<br />

Kopparbergsvägen 8,<br />

722 13 Västerås, Schweden;<br />

Fon: +46 21 44014-30, Fax: -39;<br />

E-Mail: thorsten.schutte@atkinsglobal.com<br />

110 (2012) Heft 5<br />

207


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Einführung der Bahnfrequenz 16 2 / 3 Hz<br />

in anderen Ländern Europas<br />

Ralf Roman Rossberg, Murnau<br />

Nachdem um die Jahreswende 1912/13 in Deutschland formell Einphasen-Wechselstrom mit 15 kV<br />

Nennspannung und der Frequenz 16 2 / 3 Hz beschlossen worden war, wurde er nach und nach auch<br />

für die <strong>Bahnen</strong> in vier anderen europäischen Ländern zum Standard. Sogar eine französische Bahngesellschaft<br />

fuhr anfangs mit dieser Frequenz.<br />

INTRODUCTION OF 16 2 / 3 HZ TRACTION FREQUENCY IN OTHER EUROPEAN COUNTRIES<br />

After single-phase AC power of a rated voltage of 15 kV and a frequency of 16 2 / 3<br />

Hz had been officially<br />

chosen to be used in Germany at the turn of 1912/1913, it became - step by step - the standard also<br />

for the railways in four other European countries. Even a French railway company operated on that<br />

frequency at the beginning.<br />

L’INTRODUCTION DE LA FRÉQUENCE 16 2 / 3 HZ DANS LES CHEMINS DE FER D’AUTRES PAYS EUROPÉENS<br />

Après que l’on ait décidé formellement en Allemagne au tournant des années 1912-1913 de procéder<br />

à l’électrification des chemins de fer en courant monophasé à tension nominale de 15 kV et avec une<br />

fréquence de 16 2 / 3<br />

Hz, ce système fut adopté peu à peu comme norme dans quatre autres pays européens.<br />

Même une compagnie française avait adopté cette fréquence au début.<br />

1 Einführung<br />

Wie bei den deutschen <strong>Bahnen</strong> betrug die Frequenz<br />

auch bei den <strong>Bahnen</strong> in Österreich, der Schweiz, in<br />

Schweden und Norwegen anfangs 15 Perioden pro<br />

Sekunde (<strong>im</strong> Folgenden P/s). Doch früher oder später<br />

wurde sie überall auf 16 2 / 3 geändert. Fest steht, dass<br />

sich die <strong>Bahnen</strong> dieser Länder nicht dem deutschen<br />

Übereinkommen „angeschlossen“ haben oder ihm<br />

„beigetreten“ sind, wie <strong>im</strong>mer wieder zu lesen ist.<br />

Sie haben jedoch mit ihren eigenen Erkenntnissen<br />

dessen frühe geniale Festlegungen eindrucksvoll bestätigt<br />

[1].<br />

Leidenschaftliche Diskussionen entzündeten sich<br />

besonders in der Schweiz, später auch in Schweden<br />

an der Frage, ob die Wasserkräfte nicht besser für die<br />

Erzeugung von Drehstrom benutzt und der Einphasenstrom<br />

für den Bahnbetri<strong>eb</strong> durch Umformung<br />

auf die geringere Periodenzahl bereitgestellt werden<br />

sollte. Vor allem der angesehene Industrielle Walter<br />

Boveri (BBC) trat <strong>im</strong>mer wieder vehement dafür ein,<br />

dass die <strong>Bahnen</strong> den Strom wenn schon in eigenen<br />

Werken, so doch in der „marktfähigen Form von<br />

Drehstrom mit 50 Pulsen“ erzeugen sollten, damit<br />

die Werke ihre überschüssige Energie allgemeinen<br />

Kraftverbrauchern zuleiten und sich gegenseitig mit<br />

anderen privaten und staatlichen Werken aushelfen<br />

könnten [2].<br />

2 Österreich<br />

Bild 1:<br />

Das Ruetzkraftwerk südlich von Innsbruck versorgte ab 1912 die Mittenwaldbahn auch auf<br />

der bayerischen Teilstrecke mit Einphasenwechselstrom 15 P/s. Links die Druckrohrleitung,<br />

rechts der „Leerlauf“ (Foto: Sammlung Rossberg, auch Bilder 3, 4, 5, 7 und 11).<br />

Schon bald nach der Jahrhundertwende zeigte das<br />

Eisenbahnministerium in Wien Interesse am elektrischen<br />

Betri<strong>eb</strong>, auch hier <strong>im</strong> Hinblick auf die viel<br />

208 110 (2012) Heft 5


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

versprechende Nutzung der Wasserkräfte; so wurden<br />

1903 si<strong>eb</strong>en Unternehmen aufgefordert, „die Frage<br />

der Umwandlung zu studieren und Projekte einzureichen“.<br />

Dabei galt das Augenmerk schon früh der<br />

Arlbergbahn [3].<br />

Als sich der Staat 1906 eingehender mit dem<br />

elektrischen Betri<strong>eb</strong> zu beschäftigen begann, sollten<br />

zunächst die geeigneten Wasserkräfte erfasst werden.<br />

Dafür wurde eine Studienabteilung zur Vorbereitung<br />

des elektrischen Betri<strong>eb</strong>es der Staatsbahnlinien<br />

eingesetzt. Dabei war vor allem der Nachweis zu<br />

führen, dass elektrischer Betri<strong>eb</strong> gegenüber dem<br />

Dampfbetri<strong>eb</strong> wirtschaftliche Vorteile bringen würde.<br />

Die steigende Tendenz der Kohlepreise bildete<br />

ein starkes Argument für die Nutzung der he<strong>im</strong>ischen<br />

Energie.<br />

Während die Studienabteilung vor allem die<br />

Staatsbahnen betrachtete, reifte in Tirol das vom<br />

Innsbrucker Bauunternehmer Josef Riehl betri<strong>eb</strong>ene<br />

Projekt der Mittenwaldbahn von Innsbruck<br />

über Scharnitz nach Bayern. Bereits <strong>im</strong> Entstehen<br />

war zu dieser Zeit die <strong>eb</strong>enfalls von ihm geplante<br />

Stubaitalbahn, die elektrifiziert wurde, weil sich<br />

aus dem Sillkraftwerk der Stadt Innsbruck günstig<br />

Energie beziehen ließ [4]. Unter dem Einfluss der<br />

Industrie wurde zwar Einphasenstrom, jedoch mit<br />

der verhältnismäßig hohen, auch für die öffentliche<br />

Versorgung benutzten Frequenz 42,5 P/s gewählt,<br />

was bald zu den bekannten Kommutierungsproblemen<br />

führte.<br />

In einem Vortrag vor dem Technischen Club in<br />

Innsbruck äußerte Riehl 1903 die Absicht, dass „die<br />

Scharnitzerbahn als elektrische Vollbahn betri<strong>eb</strong>en<br />

wird“. Damals mögen noch 25 P/s <strong>im</strong> Raum gestanden<br />

haben; als der Bau begann, waren 15 Stand<br />

der Technik. Damit wurde die Strecke elektrifiziert<br />

und am 28. Oktober 1912 zwischen Innsbruck und<br />

Mittenwald in Betri<strong>eb</strong> genommen. Am 25. April<br />

1913 kam auch der bayrische Teil bis Garmisch-<br />

Partenkirchen und wenig später die anschließende<br />

Außerfernbahn bis Reutte hinzu. Den Strom für<br />

die gesamte Strecke Innsbruck – Mittenwald –<br />

Garmisch-Partenkirchen – Reutte lieferte bis 1924<br />

das Ruetzkraftwerk südlich von Innsbruck (Bild 1)<br />

über eine 55-kV-Leitung zu den Unterwerken Reith<br />

und Schanz.<br />

Erste Fernstrecke Österreichs mit 16 2 / 3 P/s war seit<br />

5. F<strong>eb</strong>ruar 1914 die Wien-Preßburger-Bahn, die in<br />

beiden Städten auf Straßenbahngleisen mit Gleichstrom,<br />

auf der Überlandstrecke zwischen Groß-<br />

Schwechat und Kittsee (Köpcsény) jedoch mit 15 kV<br />

Wechselstrom fuhr [5].<br />

Erst 1922 wurde in Österreich endgültig Einphasenstrom<br />

mit 15 kV Spannung und 16 2 / 3<br />

P/s<br />

eingeführt (Bild 2) [6]. Zwischenzeitlich war damit<br />

1916 nur der kurze Abschnitt von Salzburg bis zur<br />

Grenze bei Freilassing in Betri<strong>eb</strong> gegangen, der den<br />

Anschluss an die bayrische Strecke Freilassing – Bad<br />

110 (2012) Heft 5<br />

Reichenhall – Berchtesgaden herstellte und vom<br />

Saalachkraftwerk in Bad Reichenhall mit 16 2 / 3 P/s<br />

gespeist wurde.<br />

Bild 2:<br />

Erst nach eingehenden Untersuchungen verfügte die Regierung in Wien <strong>im</strong><br />

Sommer 1922 die Verwendung von 15 kV 16 2 / 3<br />

P/s bei künftigen Umstellungen<br />

auf elektrischen Betri<strong>eb</strong> (Österreichische Nationalbibliothek).<br />

Bild 3:<br />

Die Arlbergbahn Innsbruck – Bludenz wurde als erste Magistrale Österreichs zwischen 1923<br />

und 1925 mit 15 kV 16 2 / 3<br />

P/s elektrifiziert. Schnellzuglokomotiven 1C1 fuhren ab Dezember<br />

1923 von Innsbruck bis Landeck.<br />

209


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Bild 4:<br />

Auf der nördlichen Lötschberg-Zulaufstrecke Spiez – Frutigen begann der<br />

elektrische Betri<strong>eb</strong> mit 15 kV 15 P/s <strong>im</strong> Sommer 1910, die Bergstrecke<br />

nach Brig – hier ein Zug in der Station Blausee-Mitholz – folgte 1913. Auf<br />

16 2 / 3 P/s wurde erst 1922 umgestellt (Werkbild MFO).<br />

Die Arlbergbahn Innsbruck – Bludenz mit dem<br />

Kraftwerk Spullersee wurde dann als erste nach<br />

der Verordnung vom 26. Juli 1922 für 15 kV und<br />

16 2 / 3 P/s geplant und bis 1925 abschnittweise in<br />

Betri<strong>eb</strong> genommen (Bild 3); am 22. Juli 1923 fuhr<br />

der Eröffnungszug vom Innsbrucker Westbahnhof<br />

auf der ersten Teilstrecke bis Telfs-Pfaffenhofen. Die<br />

Absicht, erst auf der Salzkammergutlinie Stainach-<br />

Irdning – Attnang-Puchhe<strong>im</strong> und einigen anderen<br />

Strecken Erfahrungen zu sammeln, war aufgeg<strong>eb</strong>en<br />

worden [7].<br />

Mit der Elektrifizierung der Arlbergbahn verbunden<br />

war die Frequenzumstellung auf der Mittenwaldbahn,<br />

kurz bevor der Fahrdraht in Garmisch-Partenkirchen<br />

mit dem aus München zusammentraf. Als<br />

das Walchenseekraftwerk fertig war, übernahm ab<br />

2. Dezember 1924 das Unterwerk Murnau die Speisung<br />

der bayrischen Abschnitte wie auch der Außerfernbahn<br />

mit 16 2 / 3 P/s [8].<br />

3 Schweiz<br />

Bild 5:<br />

Die Zentrale Spiez der Bernischen Kraftwerke lieferte mit zwei, später drei Maschinensätzen<br />

Bahnstrom für die Lötschbergbahn von 1910 bis 1988 (Bild BLS).<br />

Bild 6:<br />

Dieses Schreiben belegt, dass auf der Lötschbergbahn bis Anfang 1922 mit<br />

der Periodenzahl 15 gefahren wurde (Archiv SBB Historic, Bern).<br />

Nur wenige Monate, nachdem in Deutschland das<br />

Übereinkommen geschlossen worden war, fuhren<br />

auch in der Schweiz die ersten Züge mit 16 2 / 3 P/s,<br />

allerdings nicht auf den großen <strong>Bahnen</strong>, sondern<br />

auf den Engadiner Linien der Rhätischen Bahn<br />

(RhB).<br />

Während sich Österreich lange mit breit angelegten<br />

Untersuchungen aufhielt, hatte es in der<br />

Schweiz dank ihrer starken elektrotechnischen Industrie<br />

schon frühzeitig praktische Versuche geg<strong>eb</strong>en.<br />

Auf die Drehstromerprobung Burgdorf – Thun<br />

ab 1899 durch BBC folgte der Versuchsbetri<strong>eb</strong> der<br />

Maschinenfabrik Oerlikon auf der Strecke Se<strong>eb</strong>ach<br />

– Wettingen von 1905 bis 1908 mit dem Einphasensystem<br />

15 000 Volt und zunächst 50, bald<br />

jedoch schon 15 P/s. Hier wurde 1905 zum ersten<br />

Mal in der Schweiz mit verminderter Frequenz<br />

gefahren [9].<br />

Gleichwohl sollte auch dort vor einer Entscheidung<br />

für den elektrischen Betri<strong>eb</strong> Klarheit über die<br />

zahlreichen noch offenen Fragen gewonnen werden.<br />

Dafür wurde 1904 die Schweizerische Studienkommission<br />

für elektrischen Bahnbetri<strong>eb</strong> ins L<strong>eb</strong>en gerufen,<br />

in der das Post- und Eisenbahndepartement,<br />

die <strong>Bahnen</strong> und die Bahnindustrie die technischen<br />

und wirtschaftlichen Grundlagen zur Einführung der<br />

elektrischen Zugförderung studieren und bewerten<br />

sollten. Dabei ging es n<strong>eb</strong>en praktischen Fragen wie<br />

Steigerung der Leistungsfähigkeit ohne bahnbauliche<br />

Erweiterungen, Erhöhung der Geschwindigkeit<br />

oder Vermeidung des Rauchs vor allem um die Nutzung<br />

der einhe<strong>im</strong>ischen Wasserkräfte statt ausländischer<br />

Kohle und, soweit möglich, um Verminderung<br />

der Betri<strong>eb</strong>skosten [10].<br />

210 110 (2012) Heft 5


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Die Bundesbahnen (SBB) verhielten sich lange<br />

zögerlich. So waren sie nicht bereit, den erfolgreichen<br />

Betri<strong>eb</strong> zwischen Se<strong>eb</strong>ach und Wettingen<br />

weiterzuführen, die Anlagen mussten nach Ende der<br />

Versuche wieder abg<strong>eb</strong>aut werden. Auch zeigten<br />

sich die SBB zwar l<strong>eb</strong>haft interessiert an der Nutzung<br />

der Wasserkräfte für den Bahnbetri<strong>eb</strong>, suchten aber<br />

die Festlegung auf ein best<strong>im</strong>mtes System so lange<br />

wie möglich offen zu halten, um die Erfahrungen der<br />

übrigen <strong>Bahnen</strong> nutzen zu können.<br />

Auch hier ging dann eine nicht bundesstaatliche<br />

Bahn das Risiko alles Neuen ein: die Lötschbergbahn.<br />

Sie war auf dem größten Teil ihrer Verbindung<br />

zwischen dem Berner Oberland und Brig <strong>im</strong> Wallis<br />

überhaupt noch nicht g<strong>eb</strong>aut, als sie den elektrischen<br />

Betri<strong>eb</strong> gutachtlich untersuchen ließ und<br />

zunächst auf der nördlichen Zulaufstrecke Spiez –<br />

Frutigen einführte. Dem Gutachten folgend wurde<br />

„das Einphasensystem mit 15 000 Volt und 15 Per/s“<br />

gewählt. Ab 1. November 1910 konnten die Züge<br />

damit elektrisch fahren.<br />

Die SBB fassten für eine allfällige Elektrifikation<br />

zunächst die Gotthardbahn ins Auge, wo der ständig<br />

steigende Verkehr mit den Dampflokomotiven<br />

kaum noch zu bewältigen war. Obwohl bereits der<br />

elektrische Betri<strong>eb</strong> mit Drehstrom durch den S<strong>im</strong>plontunnel<br />

zwischen dem italienischen Grenzbahnhof<br />

Iselle und Brig bestand und zu keinen nennenswerten<br />

Klagen Anlass gab, sollte am Gotthard das Einphasensystem<br />

gewählt werden. Ausschlagg<strong>eb</strong>ende<br />

Vorteile waren die mit 15 000 Volt hohe Spannung<br />

gegenüber 3 000 Volt be<strong>im</strong> Drehstrom und die nur<br />

einpolige Oberleitung.<br />

Im Mai 1912 erstattete die Studienkommission<br />

einen ausführlichen Bericht an die Generaldirektion<br />

der SBB und kam darin zu folgenden Schlüssen: „Der<br />

elektrische Vollbahnbetri<strong>eb</strong> ist technisch zuverlässig<br />

und vollkommen befriedigend möglich. Für die Verhältnisse<br />

der schweizerischen Bundesbahnen, auch<br />

mit besonderer Berücksichtung der Gotthardbahn,<br />

eignet sich am besten das Betri<strong>eb</strong>ssystem mit Einphasenstrom<br />

von ungefähr 15 Perioden und einer<br />

Fahrdrahtspannung von etwa 15 000 Volt, wobei<br />

diese Stromart zweckmässig direkt als solche in<br />

Wasserkraftwerken zu erzeugen und auf möglichste<br />

Verwendung von Werken mit Akkumulierfähigkeit zu<br />

sehen ist. ...“ [11]. Der Bericht entsprach <strong>im</strong> Wesentlichen<br />

dem, was Wyssling schon 1910 be<strong>im</strong> Berner<br />

Kongress vorgetragen hatte [1].<br />

Unterdessen war die Lötschbergbahn bis Brig<br />

fertiggestellt. Sie wurde am 15. Juli 1913 eröffnet,<br />

von Anfang an mit elektrischem Betri<strong>eb</strong> (Bild 4).<br />

Die Energie lieferten die Bernischen Kraftwerke<br />

(B.K.W.) jedoch nicht – wie bisher sogar von der<br />

BLS selbst angenommen – mit 16 2 / 3 , sondern<br />

entsprechend der Versuchsstrecke Spiez – Frutigen<br />

und der Empfehlung der Studienkommission mit<br />

15 P/s (Bild 5).<br />

Im Ersten Weltkrieg sahen sich die SBB wegen des<br />

Kohlemangels zu Notelektrifizierungen gezwungen, womit<br />

auch die SBB-Strecke Bern – Scherzligen (damals<br />

Endbahnhof bei Thun) zur Verbindung mit der Lötschbergbahn<br />

mit demselben System elektrifiziert wurde..<br />

Die Umstellung auf 16 2 / 3 P/s geschah erst am<br />

30. Januar 1922 <strong>im</strong> Zusammenhang mit der Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

eines Umformers <strong>im</strong> Kraftwerk Mühl<strong>eb</strong>erg;<br />

der Mitteilung durch die B.K.W. waren Absprachen<br />

vorangegangen (Bild 6) [12].<br />

Die RhB dagegen fuhr damit schon seit 1. Juli 1913<br />

auf ihren Engadiner Linien von Samaden (Samedan)<br />

Bild 7:<br />

Die Schweizerische Bauzeitung berichtete über den Stromliefervertrag der<br />

RhB mit den Kraftwerken Brusio. Die „15 Perioden“ entsprachen der Empfehlung<br />

der Studienkommission.<br />

Bild 8:<br />

Bei Vergabe der Aufträge legte die RhB bereits die Periodenzahl 16 2 / 3 zugrunde,<br />

wie die gedruckten „Vorschriften“ für die Bauausführung dokumentieren<br />

(Siemens Archiv, auch Bild 14).<br />

110 (2012) Heft 5<br />

211


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

am südlichen Ende der Albulabahn nach St. Moritz,<br />

Pontresina und über Zuoz nach Schuls <strong>im</strong> Unterengadin.<br />

Die Elektrifizierung dieser Strecken hatte der<br />

Verwaltungsrat am 18. Mai 1910 beschlossen, wobei<br />

– wie die Lötschbergbahn – die Strecke ins Unterengadin<br />

überhaupt noch nicht g<strong>eb</strong>aut war; sie sollte als<br />

Versuchsstrecke dienen. Ein eigenes Kraftwerk schien<br />

nicht gerechtfertigt, die elektrische Energie wurde<br />

vielmehr von dem 1907 in Betri<strong>eb</strong> genommenen<br />

Kraftwerk Campocologno <strong>im</strong> Puschlav bezogen.<br />

Im Stromliefervertrag, den die RhB unmittelbar<br />

nach dem Verwaltungsratsbeschluss mit dem Betreiber,<br />

der Kraftwerke Brusio AG, schloss, wurden<br />

Bild 9:<br />

Im Umformerwerk Bevers (Bever) wurde der über den Berninapass gelieferte Drehstrom 50 P/s<br />

in Einphasenstrom für die RhB umgewandelt, wobei die Periodenzahl zwischen 15 und 18<br />

schwanken konnte (Foto: Sammlung Skvor).<br />

zunächst 15 P/s vereinbart [13]. Diese Angabe stützt<br />

sich auf die Fachpresse (Bild 7), der Vertrag selbst war<br />

weder aus dem Archiv der RhB noch vom heutigen<br />

Kraftwerksbetreiber Repower zu erhalten. Als <strong>im</strong> folgenden<br />

Jahr die Aufträge verg<strong>eb</strong>en wurden, hatte sich<br />

die Bahn für 16 2 / 3 P/s entschieden, wie die Vorschriften<br />

für die Bauausführung dokumentieren (Bild 8).<br />

Vom Kraftwerk Brusio führte seit 1908 eine Leitung<br />

über den Berninapass und lieferte Drehstrom<br />

mit 50 P/s ins Engadin, eine zweite ab 1912. Sie<br />

stand bereits in Verbindung mit der vereinbarten<br />

Stromlieferung an die RhB. Nördlich von Samaden<br />

wurde in Bevers (Bever) ein Umformerwerk errichtet<br />

(Bild 9), das aus dem Drehstrom mit 50 P/s für die<br />

Bahn Einphasenstrom erzeugte. Die Engadiner Linien<br />

der RhB waren damit die ersten in der Schweiz,<br />

auf denen mit 16 2 / 3 P/s gefahren wurde. Um diesen<br />

Nennwert schwankte die Frequenz bei dem Inselbetri<strong>eb</strong><br />

allerdings stark [14]; die Grenzwerte des von<br />

den beiden Umformern in Bever gelieferten Einphasenstroms<br />

betrugen 15 und 18 P/s als Folge des<br />

Zusammenwirkens mit einer Pufferbatterie und des<br />

gemeinsamen Antri<strong>eb</strong>s durch einen Drehstrom- und<br />

einen Gleichstrommotor [15].<br />

Nachdem die Periodenzahl des Einphasenstroms<br />

nicht unmittelbar von der Drehstromfrequenz 50 P/s<br />

abhing, erscheint die Entscheidung für den Nennwert<br />

16 2 / 3 besonders bemerkenswert <strong>im</strong> Hinblick auf<br />

die Empfehlung von 15 durch die Studienkommission.<br />

Auch der Hintergrund dafür ließ sich bei der RhB<br />

nicht aufklären.<br />

Die seit langem beabsichtigte Elektrifizierung der<br />

Gotthardbahn zwischen Erstfeld und Bellinzona ließ<br />

noch Jahre auf sich warten. Erst Anfang 1916 stellte<br />

die Generaldirektion der SBB be<strong>im</strong> Verwaltungsrat<br />

den endgültigen Antrag, der auf einem Bericht vom<br />

23. August 1913 beruhte und nun am 18. F<strong>eb</strong>ruar<br />

1916 zum Beschluss führte. In der Zwischenzeit<br />

war es <strong>im</strong>mer noch ums Grundsätzliche gegangen,<br />

um das Stromsystem; für die technischen Daten galten<br />

nach wie vor die Empfehlungen der Studienkommission<br />

für die Frequenz „ungefähr 15 Perioden“.<br />

Als am 2. April 1917 die Turbinen für die Kraftwerke<br />

Amsteg und Ritom in Auftrag geg<strong>eb</strong>en wurden,<br />

stand <strong>im</strong> Vertrag mit der Maschinenfabrik Oerlikon<br />

jedoch bereits „16 2 / 3 Perioden/Sekunde“.<br />

Die 110 km lange Gotthardstrecke Erstfeld – Bellinzona,<br />

die am 29. Mai 1921 durchgehend elektrisch<br />

befahren werden konnte, war die erste der SBB<br />

mit dieser Frequenz (Bild 10).<br />

4 Frankreich<br />

Bild 10:<br />

Die Gotthardbahn zwischen Erstfeld und Bellinzona – hier bei Wassen – war ab 1921 als<br />

erste der SBB mit 16 2 / 3 P/s elektrifiziert. Alsbald kamen hier die schweren Lokomotiven Ce<br />

6/8 Krokodil zum Einsatz (Foto: Sammlung Studer).<br />

Am Nordrand der Pyrenäen gab es <strong>eb</strong>enfalls schon<br />

früh Ansätze für die Elektrifizierung mit Einphasenwechselstrom<br />

und – bemerkenswerter Weise – mit<br />

212 110 (2012) Heft 5


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

110 (2012) Heft 5<br />

Bild 11:<br />

Die Ausschnitte aus Kochs Eisenbahnatlas von 1912 zeigen rechts die Lage der Versuchsstrecke<br />

Villefranche – Perpignan und links die des elektrifizierten Abschnitts Pau – Tarbes<br />

– Montréjeau und der drei nach Süden abzweigenden, bald danach elektrifizierten Strecken<br />

nach Pierrefitte, Bagnères-de-Bigorre und Arreau (Karte oben: Google Maps).<br />

16 2 / 3 P/s. Wie in Österreich und der Schweiz war es<br />

eine Privatbahn, die dem neuen System aufgeschlossen<br />

gegenüberstand, die französische Chemins de<br />

fer du Midi (Südbahn), und hier als treibende Kraft<br />

Jean-Raoul Paul, eine legendäre Persönlichkeit, die<br />

mehr als drei Jahrzehnte der Midi diente, davon fast<br />

20 Jahre als ihr Generaldirektor.<br />

An den östlichen Pyrenäen war auf Pauls Initiative<br />

schon kurz nach der Jahrhundertwende die<br />

meterspurige Ligne de Cerdagne von Villefranche<br />

hinauf in die Berge g<strong>eb</strong>aut und mit 850 Volt Gleichspannung<br />

elektrifiziert worden. Den Strom lieferte<br />

das Wasserkraftwerk Cascagne (Cassagne) [16],<br />

das wenig später auch zwei Umformer mit der Landesnetzfrequenz<br />

25 P/s speiste, womit die Midi auf<br />

der anschließenden Normalspurstrecke Villefranche<br />

– Perpignan ab Herbst 1911 <strong>im</strong> Abschnitt bis<br />

Marquixanes n<strong>eb</strong>en sechs Oberleitungsbauarten<br />

<strong>eb</strong>enso viele Lokomotiven verschiedener Hersteller<br />

unter 12 kV 16 2 / 3 P/s erprobte, davon eine von der<br />

AEG [17].<br />

Den großen Plänen der Midi, die nahezu 1 000 km<br />

elektrischen Betri<strong>eb</strong> [18] und die Erschließung von<br />

Wasserkräften in den Pyrenäen mit vier Kraftwerken<br />

vorsahen [19], setzten die hohen Kosten, dann aber<br />

vor allem der Weltkrieg Grenzen. Immerhin waren<br />

zu dieser Zeit (15. August 1914) auf der in West-<br />

Ost-Richtung entlang der Pyrenäen verlaufenden,<br />

323 km langen Hauptstrecke Bayonne – Toulouse<br />

114 km zwischen Pau und Montréjeau mit dem<br />

Einphasensystem elektrifiziert. Hinzu kamen noch<br />

die nach Süden in Richtung G<strong>eb</strong>irge abzweigenden<br />

Strecken Lourdes – Pierrefitte und Tarbes – Bagnères<br />

de Bigorre mit je rund 20 km Länge, wo <strong>im</strong> Dezember<br />

1914 der elektrische Betri<strong>eb</strong> in vollem Umfang<br />

aufgenommen wurde, und Lannemezan – Arreau<br />

1917 (Bild 11). Auf der Hauptstrecke fuhren nur zeitweise<br />

elektrische Züge.<br />

Den Bahnstrom lieferte das Kraftwerk Soulom bei<br />

Pierrefitte (Bild 12) [20]. Das Werk wurde am Zusammenfluss<br />

zweier G<strong>eb</strong>irgsbäche errichtet. Zunächst<br />

ging 1913 eine untere Stufe mit 113 m Fallhöhe und<br />

Wasser aus dem Oberlauf des Gave de Pau in Betri<strong>eb</strong>,<br />

zwei Jahre später eine obere Stufe mit 250 m Fallhöhe<br />

und Wasser aus dem Gave de Cauterets. Damit<br />

kamen zu den drei Peltonturbinen mit rund 2570 kW<br />

noch drei Francisturbinen gleicher Leistung hinzu.<br />

Drehzahl und Spannung der Einphasen-Generatoren<br />

wurden mit 330 U/min und 6 000 V angeg<strong>eb</strong>en, die<br />

Frequenz mit 16 2 / 3 P/s [21].<br />

Nachdem die französische Regierung am 29. August<br />

1920 per décision ministerielle verfügt hatte,<br />

künftig für die Elektrifizierung einheitlich nur noch<br />

1500 V Gleichspannung zu verwenden, stellte auch<br />

die Midi ihren Inselbetri<strong>eb</strong> um. Lediglich auf der<br />

Strecke Perpignan – Villefranche, auf der die Versuche<br />

stattgefunden hatten, bli<strong>eb</strong> es bis 1971 bei 1 AC<br />

16 2 / 3 Hz; nach reichlich einem Jahrzehnt Dieselbetri<strong>eb</strong><br />

ist die Strecke seit Mai 1984 wieder elektrifiziert,<br />

nun <strong>eb</strong>enfalls mit DC 1,5 kV.<br />

Die französische Gesellschaft orientierte sich an den<br />

Erg<strong>eb</strong>nissen der Versuche in der Schweiz und in Preußen.<br />

Nennenswerte Impulse für die Weiterentwicklung<br />

der Technik gingen auch von den Vergleichstests<br />

mit Oberleitungen und Lokomotiven nicht aus.<br />

5 Schweden<br />

Von den europäischen Ländern war Schweden eines<br />

der ersten, das sich mit der Elektrifizierungsfrage beschäftigte.<br />

Die Vorbereitungen für die Versuchsbetri<strong>eb</strong>e<br />

Bild 12:<br />

Seltener Blick ins Innere des Kraftwerks Soulom in den Pyrenäen,<br />

allerdings undatiert; schon während des Krieges wurde das Werk<br />

nach und nach auf Stromerzeugung für Rüstungsbetri<strong>eb</strong>e umg<strong>eb</strong>aut<br />

(Foto: Société Hydroélectrique du Midi (SHDM)).<br />

213


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Bild 13:<br />

Das Porjuskraftwerk versorgte ab Anfang 1915 die Erzbahn mit Einphasenstrom und die<br />

Erzgrubenanlagen mit Drehstrom. Die 50 m unter der Erde liegende Maschinenhalle wurde Im<br />

Laufe der Zeit auf neun Maschinengruppen erweitert, von denen die si<strong>eb</strong>en ältesten 1975 und<br />

die beiden jüngsten 1990 stillgesetzt wurden. Maschinenumspanner, Schaltanlagen und Warte<br />

waren in einem heute als Baudenkmal gesicherten Hochbau unterg<strong>eb</strong>racht. Die ganze Anlage ist<br />

jetzt ein Besucherzentrum (Foto: Vattenfall Hydro, Luleå).<br />

Tomt<strong>eb</strong>oda – Värtan und Stockholm – Järva begannen<br />

1904 und liefen etwa fünf Jahre, teilweise gingen sie<br />

in den regulären Betri<strong>eb</strong> über. Anfangs wurden auch<br />

hier 25 P/s benutzt, dann folgten Versuche mit 15 P/s.<br />

Nachdem 1910 die Entscheidung für das Einphasensystem<br />

gefallen war, wurde damit als erste die<br />

stark belastete Erzbahn Kiruna – Narvik, in Schweden<br />

Bild 14:<br />

Nach Einführung der elektrischen Zugförderung bestanden die Züge auf der<br />

Erzbahn aus 40 Wagen und je einer Doppellokomotive 1C+C1 an der Spitze<br />

und am Schluss. Nach eingehenden Versuchen gelang die betri<strong>eb</strong>lich günstigere<br />

Lösung mit beiden Lokomotiven in Vielfachsteuerung an der Spitze.<br />

Entlang der Strecke verlief eine 80-kV-Bahnstromeitung.<br />

Malmbanan oder auch Lapplandbahn genannt, elektrifiziert<br />

und auch dort eine zentrale <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

aufg<strong>eb</strong>aut. Den Strom lieferte mit 15 P/s<br />

das am 19. Januar 1915 in Betri<strong>eb</strong> genommene<br />

Porjuskraftwerk bei Gällivare (Bild 13). Zwei Maschinensätze<br />

mit je 10 MW Generatorleistung lieferten<br />

Bahnstrom, ein weiterer mit 11 MW Drehstrom für<br />

die Bergwerksgesellschaft in Kiruna; eine vierte Turbine<br />

bildete mit einem zusammengekuppelten Einphasen-<br />

und Dreiphasenstromerzeuger „Notersatz“<br />

für beide Systeme [22].<br />

Als 1920 die Elektrifizierung der Magistrale<br />

Stockholm – Göt<strong>eb</strong>org <strong>im</strong> Süden spruchreif wurde,<br />

untersuchte ein Fachausschuss das Für und Wider<br />

einer zentralen Versorgung mit eigenen Kraftwerken<br />

wie auf der Erzbahn, aber auch in den anderen<br />

Ländern. Nach umfassenden Studien unter Beteiligung<br />

ausländischer Gutachter lautete das Erg<strong>eb</strong>nis,<br />

für Süd- und Mittelschweden sei der Bahnstrombezug<br />

mit Umformern aus dem öffentlichen<br />

Netz einem eigenen Bahnstromnetz vorzuziehen.<br />

Die Staatsbahn überarbeitete daraufhin ihr Projekt<br />

und erhielt 1923 vom Reichstag Grünes Licht. Die<br />

weitere Elektrifizierung in Schweden stützte sich<br />

danach auf Synchron-Synchron-Umformer, die mit<br />

Drehstrom 50 Hz in starrem Verhältnis 3:1 Bahnstrom<br />

mit 16 2 / 3 Hz liefern [23]. Heute erscheint<br />

eine Rückkehr zu direkt erzeugtem Einphasenstrom<br />

am zentral versorgten Teilnetz nicht ausgeschlossen<br />

[24].<br />

Die an sich zügig nach Norden weitergeführte<br />

Elektrifizierung erreichte erst am 28. F<strong>eb</strong>ruar 1942<br />

in Boden Anschluss an die mit 15 Hz betri<strong>eb</strong>ene<br />

Erzbahn [25]. Bis heute befindet sich hier wegen<br />

unterschiedlicher Phasenlage eine Trennstelle: Ein<br />

Umrichter versorgt die Erzbahn und die Strecke zur<br />

finnischen Grenze in Haparanda, drei speisen die<br />

Strecke nach Süden.<br />

Der ständig steigende schwere Erzverkehr<br />

(Bild 14) erzwang den zusätzlichen Einsatz von Umformern,<br />

der schon 1948 begann. Die von ihnen mit<br />

16 2 / 3 Hz gespeisten Abschnitte waren durch spannungslose<br />

Trennstrecken von den mit 15 Hz zentral<br />

vom Porjuskraftwerk versorgten abgegrenzt.<br />

Dort endete die Bahnstromerzeugung mit 15 Hz<br />

nach und nach. Ein genaues Datum vermag der<br />

heutige Betreiber Vattenfall nicht anzug<strong>eb</strong>en. Von<br />

norwegischer Seite heißt es, am 9. F<strong>eb</strong>ruar 1972<br />

sei die gemeinsame <strong>Bahnstromversorgung</strong> mit der<br />

Schwedischen Staatsbahn zu Ende gegangen, das<br />

Porjuskraftwerk habe dann die Erzeugung von<br />

15 Hz am 20. F<strong>eb</strong>ruar 1972 eingestellt. Diese inoffizielle<br />

Angabe ist zwar nicht belegt, aber durchaus<br />

plausibel: Zwischen 1971 und 1975 entstand<br />

unmittelbar angrenzend ein neues Kraftwerk und<br />

die alten Maschinen wurden in diesem Zusammenhang<br />

abgeschaltet. Es gibt in Schweden allerdings<br />

auch Angaben, die von einem Ende der Bahn-<br />

214 110 (2012) Heft 5


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

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stromerzeugung <strong>im</strong> Porjuskraftwerk schon 1961<br />

sprechen; danach wären nur noch 50 Hz erzeugt<br />

worden [26].<br />

6 Norwegen<br />

Obwohl die Erzbahn schon seit 15. November 1902<br />

bis in den norwegischen Hafen Narvik führte, endete<br />

der Fahrdraht bis 1923 in Riksgränsen auf der<br />

schwedischen Seite. Erst am 10. Juli 1923 hatte<br />

auch Norwegen seinen 42 km langen Abschnitt,<br />

dort Ofotenbahn genannt, elektrifiziert. Den Strom<br />

lieferte zunächst das Porjuskraftwerk aus Schweden<br />

mit 15 P/s. Den Bau eines eigenen Kraftwerks billigte<br />

das norwegische Parlament am 7. April 1930. Bald<br />

darauf begannen die Arbeiten am Kraftwerk Nygård<br />

(Bild 15), die zwei Jahre in Anspruch nahmen. Die<br />

Stadt Narvik finanzierte das Werk, baute es und<br />

schloss mit der Norwegischen Staatsbahn einen<br />

langfristigen Stromlieferungsvertrag für 80 kV 15 Hz.<br />

Nach der Inbetri<strong>eb</strong>nahme am 22. September 1932<br />

sollte das neue Werk die Grundlast, Porjus die Spit-<br />

Bild 15:<br />

Erst 1932 erhielt Norwegen mit dem Kraftwerk Nygård<br />

bei Narvik eine eigene <strong>Bahnstromversorgung</strong> mit 15 Hz<br />

für die Erzbahn (Foto: Archiv Nordkraft Roger Sværd,<br />

auch Bilder 16 und 17).<br />

110 (2012) Heft 5<br />

215


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

Bild 16:<br />

Im Kraftwerk Nygård standen n<strong>eb</strong>en einem Drehstrommaschinensatz zwei<br />

Bahnstrommaschinen mit 5 MW Dauerleistung.<br />

zenlast auf der gesamten, rund 475 km langen Erzbahn<br />

Luleå – Narvik liefern [27].<br />

Eine der beiden Bahnstrommaschinen (Bild 16)<br />

wurde schon 1969 außer Betri<strong>eb</strong> genommen. Die<br />

direkte Bahnstromerzeugung mit 15-Hz-Generatoren<br />

<strong>im</strong> Kraftwerk Nygård endete am 9. November<br />

1972, wie das Schaltprotokoll belegt (Bild 17).<br />

Seither wird die Erzbahn durchgehend mit 16 2 / 3<br />

Hz<br />

betri<strong>eb</strong>en. Die Bereitstellung des Bahnstroms auf<br />

der norwegischen Seite haben drei Umformer in<br />

Rombak übernommen.<br />

<strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> war schon 1912 für die Strecke<br />

Kristiania (Oslo) – Drammen mit dem Dampfbetri<strong>eb</strong><br />

verglichen worden. Erg<strong>eb</strong>nis: Anlage- und Betri<strong>eb</strong>skosten<br />

des elektrischen Betri<strong>eb</strong>s wären unter den getroffenen<br />

Annahmen höher. Dennoch beschloss die Volksvertretung<br />

am 29. Juli 1912 unter Berücksichtigung des<br />

gesamtwirtschaftlichen Nutzens, die rund 53 km lange<br />

Strecke zu elektrifizieren. Zuvor musste sie von Schmalauf<br />

Normalspur um- und <strong>im</strong> Vorortbereich von Oslo<br />

zweigleisig ausg<strong>eb</strong>aut werden [28]. Erst zehn Jahre später<br />

begann der elektrische Betri<strong>eb</strong> mit 15 kV auf etwa<br />

50 km Länge bis Brageröen. Den Strom lieferte ein Wasserkraftwerk<br />

bei Hakavik (Bilder 3 und 4 in [24]), wobei<br />

die „Frequenz 13,5 bis 16 2 / 3 Per/sek“ betragen konnte.<br />

Vor allem aus finanziellen Gründen kam die Elektrifizierung<br />

in Norwegen nur schleppend voran [29].<br />

Die norwegische Ingenieurvereinigung veröffentlichte<br />

1924 das Erg<strong>eb</strong>nis einer zweijährigen Studie:<br />

„Der elektrische Eisenbahnbetri<strong>eb</strong> ist ... in technischer<br />

und wirtschaftlicher Hinsicht dem Dampfbetri<strong>eb</strong><br />

überlegen. Für norwegische Verhältnisse ist das Einphasensystem<br />

das wirtschaftlichste und in technischer<br />

Hinsicht in allen Fällen dem Gleichstrom- und Dreiphasenstrom<br />

gleichwertig. ...“ [30]. Für die weitere<br />

Elektrifizierung wurden auch in Norwegen Umformer<br />

eingesetzt, der erste bei Akershus für die Elektrifizierung<br />

der 21 km langen Strecke Oslo – Lilleström [31].<br />

Als erste normalspurige Bahn war in Norwegen<br />

die 16 km lange Rjukanbahn ab 1911 in elektrischem<br />

Betri<strong>eb</strong>, die Werkbahn eines energieintensiven Düngemittelbetri<strong>eb</strong>s<br />

mit eigenem Kraftwerk. Der Bahnstrom<br />

wurde dort über Umformer abgezweigt, die<br />

Fahrdrahtspannung betrug 10 000 bis 11 000 V bei<br />

15 bis 16 P/s [32; 33].<br />

Quellen<br />

Bild 17:<br />

Das Schaltprotokoll dokumentiert das Ende der Bahnstromerzeugung <strong>im</strong> Kraftwerk Nygård.<br />

E.K.B. = <strong>Elektrische</strong> Kraftbetri<strong>eb</strong>e und <strong>Bahnen</strong><br />

EB = <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

ZVDEV = Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen<br />

BArch Bln = Bundesarchiv, Berlin<br />

SBB Hist = Archiv SBB Historic, Bern<br />

[1] Rossberg, R. R.: Hundert Jahre Übereinkommen zum<br />

elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> in Deutschland. In: EB 110<br />

(2012), H. 4, S. 141–151.<br />

[2] N.N.: Zur Elektrisierung der schweizerischen Bundesbahnen.<br />

In: ZVDEV 56 (1916), H. 10, S. 111.<br />

[3] ti.: <strong>Elektrische</strong> Zugförderung auf der Arlbergbahn. In:<br />

EB 1 (1903), H. 1, S. 35.<br />

[4] Pramstaller, W.: Stubaitalbahn mit Winter-Eichberg-<br />

Fahrmotoren für Industriefrequenz. In: EB 103 (2005),<br />

H. 1-2, S. 39–44.<br />

[5] Seefehlner, E. E.: Die elektrische Bahn Wien – Preßburg.<br />

In: E.K.B 12 (1914), H. 32, S. 553–556; H. 33,<br />

S. 565–571; H. 34, S. 577–585.<br />

[6] Odehnal: 400. Verordnung des Bundesministeriums<br />

für Verkehrswesen vom 26. Juni 1922, betreffend die<br />

Wahl des Stromsystems bei Einführung der elektrischen<br />

Zugförderung auf den mit Dampf betri<strong>eb</strong>enen<br />

Eisenbahnen. In: Bundesgesetzblatt für die Republik<br />

Österreich, 1922, 84. Stück.<br />

216 110 (2012) Heft 5


<strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

[7] N.N.: <strong>Elektrische</strong> Erstfahrt auf der Teilstrecke Innsbruck<br />

– Telfs der Arlberglinie. In: ZVDEV 63 (1923), H. 31,<br />

S. 507–508.<br />

[8] BArch Bln: Bestand R5, 15846 9.5.2: <strong>Elektrische</strong>r Zugbetri<strong>eb</strong><br />

in den RBD-Bezirken Bayern. Bd. 1, 1921–26.<br />

[9] Sachs, K.: <strong>Elektrische</strong> Vollbahnlokomotiven. Berlin:<br />

Springer, 1928, S. 298–299.<br />

[10] Eggenberger, H.: Vorbereitung und Ausführung der<br />

Elektrifizierung. In: 100 Jahre Schweizer <strong>Bahnen</strong>,<br />

2. Band, Bern, 1947, S. 369.<br />

[11] Schweizerische Studienkommission für elektrischen<br />

Bahnbetri<strong>eb</strong>: Sonderbericht „Die Elektrifizierung der<br />

Schweizerischen <strong>Bahnen</strong> mit besonderer Berücksichtigung<br />

der ehemaligen Gotthardbahn“, erstattet an die<br />

Generaldirektion der Schweizerischen Bundesbahnen,<br />

Mai 1912.<br />

[12] SBB Hist: Akte CH-SBB/GD_BAU_SBBKW90_016_11.<br />

[13] N.N.: <strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> auf der Rhätischen Bahn. In:<br />

Schweiz. Bauz. 55 (1910), H. 22, S. 298.<br />

[14] Dürler, W.: Zehn Jahre voller elektrischer Betri<strong>eb</strong> der<br />

Rhätischen Bahn. In: EB 10 (1934), H. 2, S. 36– 46.<br />

[15] Direktion der Rhätischen Bahn: Der elektrische Betri<strong>eb</strong><br />

auf den Linien des Engadins. Zürich: Orell Füssli, 1915.<br />

[16] Sch.: <strong>Elektrische</strong> Bahn Villa Franca – Bourg Madame.<br />

In: E.K.B. 8 (1910), H. 13, S. 256.<br />

[17] Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft: Betri<strong>eb</strong>smittel für<br />

Wechselstrombahnen, o.J. (1910), S. 37–39.<br />

[18] Tassin, Y. M.; Nouvion, F.; Wo<strong>im</strong>ant, J.: HISTOIRE DE<br />

LA TRACTION ELECTRIQUE, S.195–196. Paris: Edition<br />

N.M.LA VIE DU RAIL, 1980.<br />

[19] Py.: Elektrisierung französischer Eisenbahnen durch<br />

einphasigen Wechselstrom. In: ZVDEV 51 (1911),<br />

H. 18, S. 309.<br />

[20] N.N.: Elektrisch betri<strong>eb</strong>ene Linien der französischen<br />

Südbahn. In: ZVDEV 56 (1916), H. 86, S. 981.<br />

[21] R., F.: Wasserkraftanlagen der französischen Südbahn<br />

in den Pyrenäen. In E.K.B. 17 (1919), H. 35, S. 277.<br />

[22] N.N.: Das Porjus-Kraftwerk und die Riksgränsbahn. In:<br />

E.K.B. 13 (1915), H. 20, S. 232–238.<br />

[23] Öfverholm, Ivan: Die Umformerwerke für den elektrischen<br />

Zugbetri<strong>eb</strong> der Schwedischen Staatseisenbahnen.<br />

Stockholm, 1936.<br />

[24] Blacutt, C. S.; Abrahamsson, L.; Schütte, Th.: <strong>Bahnen</strong>ergie-Pr<strong>im</strong>ärerzeugung<br />

16 2 / 3<br />

Hz in Norwegen und<br />

Schweden. In: EB 108 (2010), H. 1-2, S. 80– 83.<br />

[25] N.N.: Die Elektrisierung der Schwedischen Staatsbahn.<br />

In: ZVDEV 82 (1942), H. 18, S. 243–245.<br />

[26] Järnvägshistoriskt Forum: http://www.jvmv2.se/forum/index.php?id=101562<br />

[27] Knudtzon: Neues Bahnkraftwerk für die Norwegischen<br />

Staatsbahnen. In: EB 7 (1931), H. 6, S. 189–190.<br />

[28] N.N.: <strong>Elektrische</strong>r Betri<strong>eb</strong> der Bahn Kristiania – Drammen.<br />

In: ZVDEV 53 (1913), H. 24, S. 395–396.<br />

[29] Schi<strong>eb</strong>: Die elektrische Zugförderung in Norwegen. In:<br />

EB 1 (1925), Heft 5, S. 154–163.<br />

[30] N.N.: <strong>Elektrische</strong>r Eisenbahnbetri<strong>eb</strong> in Norwegen. In:<br />

ZVDEV 64 (1924), H. 26, S. 494.<br />

[31] N.N.: Die Elektrisierung der Strecke Oslo – Lilleström.<br />

In: ZVDEV 67 (1927), H. 16, S. 444– 445.<br />

[32] Marguerre, F.: Wasserkraftanlage am Rjukanfos. In:<br />

E.K.B. 10 (1912), H. 12, S. 221–232; H. 13, S. 241–246;<br />

H. 14, S. 266–272; H. 15, S. 287–291.<br />

[33] Reichel, W.: Rundschau über die Elektrifizierung von<br />

Vollbahnen. In: E.K.B. 11 (1913), H. 11, S. 215.<br />

AUTORENDATEN<br />

Ralf Roman Rossberg (77), technisches<br />

Studium in München und Berlin.<br />

Journalist zunächst in der Presseabteilung<br />

von Siemens, dann in der Hauptverwaltung<br />

der Deutschen Bundesbahn, zuletzt<br />

der DB AG, in Frankfurt am Main (1962<br />

bis 1999). Dan<strong>eb</strong>en und bis heute freier<br />

Journalist und Sachbuchautor.<br />

Adresse: Berggeist 15, 82418 Murnau,<br />

Deutschland;<br />

Fon: +49 8841 8484;<br />

E-Mail: ralf.roman.rossberg@t-online.de<br />

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Eberhard Buhl<br />

Telefon: +49 (89) 45051-206<br />

E-Mail: buhl@oiv.de<br />

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110 (2012) Heft 5<br />

217


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Fahrleitungsanlagen sowie des Werkstättenwesens<br />

dieser Zeit.<br />

Vor mehr als 100 Jahren legten weitsichtige Techniker wie<br />

Gustav Wittfeld den Grundstein für den Aufbau eines elektrischen<br />

Zugbetri<strong>eb</strong>s mit Einphasen-Wechselstrom in Preußen<br />

– es war der Beginn einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte.<br />

Der erste Band beschreibt die Pionierarbeit der frühen<br />

Jahre – von der Finanzierung bis zur Inbetri<strong>eb</strong>nahme erster<br />

Teststrecken, über die schwere Wiederinbetri<strong>eb</strong>nahme in den<br />

Zwanzigern und die kurze Blütezeit in den Dreißigerjahren, bis<br />

hin zur Phase des Wiederaufbaus und der Demontage nach<br />

dem zweiten Weltkrieg.<br />

Dieses Werk veranschaulicht ein Stück Zeitgeschichte und<br />

beschreibt die Zusammenhänge zwischen den technischen<br />

und wirtschaftlichen sowie den gesellschaftlichen und<br />

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Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag per Post, per Telefon, per Telefax, per E-Mail, nicht über interessante Fachang<strong>eb</strong>ote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.


<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />

S-Bahn-Tri<strong>eb</strong>züge für Rhein-Ruhr<br />

Die DB hat <strong>im</strong> Oktober 2011 mit Alstom<br />

Transport, Stadler Rail und dem spanischen<br />

Hersteller Construcciones y Auxiliar<br />

de Ferrocarriles (CAF) einen Rahmenvertrag<br />

über die Lieferung von max<strong>im</strong>al<br />

400 elektrischen Regionalverkehrs- und<br />

S-Bahntri<strong>eb</strong>zügen geschlossen. Die Einzelvergabe<br />

an einen der drei Hersteller<br />

erfolgt jeweils <strong>im</strong> nachgelagerten Wettbewerb<br />

mit den Anforderungen der<br />

jeweiligen Verkehrsleistungsbesteller.<br />

Nachdem DB Regio Anfang 2012 für<br />

zwei S-Bahnlinien <strong>im</strong> Rhein-Ruhr-Netz<br />

und eine Regionalbahnlinie in Westfalen-<br />

Lippe den Zuschlag erhalten hat, hat sie<br />

jetzt als erste Lose bei Alstom 28 Züge<br />

für 140 Mio. EUR und bei Stadler 14<br />

Züge für 75 Mio. EUR abgerufen. Erstere<br />

sollen ab Fahrplanwechsel Ende 2014 auf<br />

den S-Bahnlinien S5 Dortmund – Hagen<br />

und S8 Hagen – Wuppertal – Düsseldorf<br />

– Mönchengladbach fahren, letztere auf<br />

der Linie RE 42 Münster – Essen –<br />

Mönchen gladbach.<br />

Lokomotiven Vectron für Italien<br />

Siemens hat vom italienischen Privatbahnbetreiber<br />

Fuori Muro einen Auftrag über<br />

zwei Lokomotiven Vectron DC erhalten. Es<br />

ist die erste Vectron-Bestellung aus Italien<br />

und die erste für DC 3 kV. Kenndaten sind<br />

80 t Dienstmasse, 5,2 MW Leistung und<br />

160 km/h Höchstgeschwindigkeit (<strong>eb</strong><br />

1-2/2012, S. 12-20). Die Fahrzeuge werden<br />

in München-Allach gefertigt und <strong>im</strong><br />

Dezember 2013 ausgeliefert. Fuori Muro<br />

wird sie <strong>im</strong> Güterverkehr vor allem auf der<br />

rund 60 km langen Strecke zwischen<br />

Genua und dem Hinterlandterminal Interporto<br />

Rivalta Scrivia einsetzen. Die Lokomotiven<br />

sind zu 98 % recycelbar.<br />

Mittelfrequenz-Transformator in Betri<strong>eb</strong>serprobung<br />

Auf einer in Genf eingesetzten SBB-Rangierlokomotive<br />

(Bild 1) wird seit Kurzem<br />

unter der Bezeichnung PETT (Power<br />

Electronic Traction Transformer) ein Mittelfrequenz-Transformator<br />

von ABB betri<strong>eb</strong>smäßig<br />

erprobt. Dabei werden die<br />

nieder fre quenten AC-Ein gangs größen<br />

zunächst in einem Spannungszwischenkreisumrichter<br />

in Mittelfrequenzgrößen<br />

umgewandelt, dann in einem hierfür<br />

ausgelegten Transformator übersetzt und<br />

danach in einem weiteren Umrichter in<br />

DC-Größen für den Fahrmotor des Stangenantri<strong>eb</strong>s<br />

umgesetzt (Bild 2). Trotz der<br />

zusätzlichen Umwandlungsstufe baut<br />

und arbeitet das System kleiner, leichter,<br />

energieeffizienter und leiser als die klassische<br />

Konfiguration mit einem Direkttransformator<br />

an der Fahrleistungsspannung,<br />

den Eisen und Kupfer bisher zum<br />

schwersten, voluminösesten und dadurch<br />

oft die Gesamtkonstruktion best<strong>im</strong>menden<br />

Hauptbauteil machen. An dem Konzept<br />

musste offenkundig lange gearbeitet<br />

werden, denn der letzte Bericht über ein<br />

1,5-MW-Demonstrationsmodell war an<br />

dieser Stelle vor über sechs Jahren erschienen<br />

[1].<br />

Bild 2: Leistungselektronischer Mittelfrequenz transformator<br />

PETT.<br />

[1] Victor, M.: Energieumwandlung auf AC-<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeugen mit Mittelfrequenztransformator.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 103 (2005),<br />

H. 11, S. 505–510; Demonstrationsmodell<br />

1,5 MW.<br />

Bild 1: SBB-Rangierlokomotive mit Mittelfrequenz-Transformator<br />

(Fotos: ABB).<br />

Weitere Straßenbahnfahrzeuge für Kassel<br />

Die Kasseler Verkehrs-Gesellschaft (KVG)<br />

bestellt vier weitere Straßenbahnfahrzeuge<br />

be<strong>im</strong> Herstellerkonsortium Bombardier und<br />

Vossloh Kiepe als Optionseinlösung des<br />

Auftrags aus 2010 über 18 Fahrzeuge (<strong>eb</strong><br />

4/2010, S. 182). Vossloh Kiepe liefert die<br />

Fahrzeug- und Zugleittechnik, den kompletten<br />

Antri<strong>eb</strong>sstrang, die Zugsicherungsanlage,<br />

Schienenbremsen, Stromabnehmer<br />

und Bordnetzumrichter sowie die Kl<strong>im</strong>aund<br />

Temperierungsanlagen. Die Zweirichtungsfahrzeuge<br />

sind zu 70 % niederflurig,<br />

tunneltauglich und sollen sowohl auf dem<br />

innerstädtischen Straßenbahnnetz wie<br />

auch auf dem Regionalbahnnetz Kassel verkehren.<br />

Die ersten fünf Fahrzeuge fahren<br />

zurzeit <strong>im</strong> Prob<strong>eb</strong>etri<strong>eb</strong> der KVG, die restlichen<br />

folgen <strong>im</strong> Laufe des Jahres 2013.<br />

110 (2012) Heft 5<br />

219


Nachrichten <strong>Bahnen</strong><br />

Weltmarktlage für Elektrolokomotiven<br />

Im Jahr 2011 wurden weltweit<br />

3,3 Mrd. EUR für Neubeschaffungen und<br />

rund 2,5 Mrd. EUR für die Instandhaltung<br />

der rund 47 000 vorhandenen Elektrolokomotiven<br />

aller <strong>Bahnen</strong> aufgewendet.<br />

Nach dem Abschwung der vergangenen<br />

Jahre wird bis 2015 wieder ein allgemein<br />

solides, regional wie in Osteuropa und<br />

den GUS-Staaten sogar starkes, Wachstum<br />

um durchschnittlich 6 %/a erwartet.<br />

Auslöser sind nicht nur steigende Verkehrsmengen,<br />

sondern auch Flottenmodernisierungen.<br />

Aktuell werden in Asien<br />

die meisten Elektrolokomotiven abgesetzt,<br />

besonders China und Indien vergrößern<br />

ihre Flotten erh<strong>eb</strong>lich. In Westeuropa sind<br />

große Lokomotiv be schaffungen fast<br />

abgeschlossen, in anderen Regionen<br />

begrenzen die geringen Elektrifizierungsgrade<br />

das Marktvolumen. In Europa sind<br />

Mehrspannungslokomotiven Standard für<br />

grenzüberschreitende Personen- und<br />

Güterverkehre, in Nordamerika sollen<br />

Mehrkraftlokomotiven auf nicht elektrifizierte<br />

Strecken übergehen. Ein Drittel des<br />

Marktes für Elektrolokomotiven wird von<br />

den chinesischen Herstellern CNR und<br />

CSR bedient, ein weiteres Drittel teilen<br />

sich Alstom, Bombardier und Siemens.<br />

Dan<strong>eb</strong>en drängen in Europa regionale<br />

Anbieter auf den Markt. Die Inlandsfertigungen<br />

in Russland, China und Indien<br />

sind derzeit ausgelastet und kooperieren<br />

deshalb besonders bei Hochleistungsantri<strong>eb</strong>en<br />

mit den drei Systemhäusern.<br />

Quelle: SCI Verkehr GmbH, Studie „Elektrolokomotiven<br />

– weltweite Marktentwicklungen“<br />

Forschungsvorhaben Kampfmittelerkundung<br />

Die DB hat eine <strong>im</strong> September 2011 in<br />

Oranienburg begonnene Erprobung neuer<br />

Verfahren zur Kampfmittelerkundung<br />

erfolgreich abgeschlossen. Dabei wurde die<br />

Eignung von Georadar sowohl in senkrechten<br />

Bohrungen als auch in ≤150 m langen<br />

horizontalen unter Gleisanlagen oder Bauwerken<br />

nachgewiesen. Im Gleisfeld liefert<br />

Oberflächengeoradar bis 1,5 m Tiefe verlässliche<br />

Daten ohne Rückbau von Anlagen,<br />

Freiflächen lassen sich nun in größerem<br />

Rasterabstand als bei der klassischen Bohrlochmethode<br />

mit Magnetometern sondieren.<br />

Nach Abst<strong>im</strong>mungen mit dem Lenkungskreis,<br />

in dem Vertreter des<br />

Bundesinnenministeriums, des Innenministeriums<br />

des Landes Brandenburg, des<br />

Kampfmittelbeseitigungsdienstes Brandenburg,<br />

des Landkreises Oberhavel, der Stadt<br />

Oranienburg und der Technischen Universität<br />

Cottbus sitzen, sollen nacheinander die<br />

Bereiche Ladestraße, Fernbahnbereich und<br />

S-Bahnbereich mit insgesamt 25 ha Fläche<br />

bis 2015 vollständig untersucht sein.<br />

Tri<strong>eb</strong>züge für zuverlässigen Nord-Süd-Verkehr der SBB<br />

Die SBB rechnet nach Eröffnung der Basistunnel<br />

Gotthard und Ceneri mit doppelter<br />

Nachfrage <strong>im</strong> Nord-Süd-Personenfernverkehr<br />

und beschafft deshalb für gut 800<br />

Mio. CHF 29 einstöckige Tri<strong>eb</strong>züge mit<br />

Option für weitere. Die Züge ersetzen<br />

langfristig die Neigezüge ETR 470, die<br />

Ende 2014 ausrangiert werden, und sollen<br />

ab Ende 2017 schrittweise vor allem <strong>im</strong><br />

nationalen Nord–Süd-Verkehr via Gotthard<br />

und Lötschberg fahren, aber auch in<br />

Deutschland und in Italien zugelassen<br />

werden. Sie werden 249 km/h schnell<br />

fahren dürfen, mit 400 m Länge rund<br />

70 % mehr Sitzplätze haben als die 230 m<br />

langen ETR 470 und sollen einen Speisewagen<br />

sowie Ruhe-, Familien- und Businesszonen<br />

bekommen. Auf Neigetechnik<br />

wird verzichtet, weil diese nach Eröffnung<br />

der Basistunnel nur wenige Minuten<br />

sparen würde. Die Industrie hat ein halbes<br />

Jahr Zeit für die Ang<strong>eb</strong>ote, optionial auch<br />

für die Instandhaltung. – Durch die kürzere<br />

Fahrzeit durch die beiden neuen Basistunnel<br />

und mit den neuen Zügen soll der<br />

Verkehr via Gotthard schrittweise pünktlicher<br />

und zuverlässiger werden. In den<br />

nächsten Jahren investiert die SBB durchschnittlich<br />

rund 1 Mrd. CHF/a in neues<br />

Rollmaterial.<br />

Weitere Gelenk-O-Busse für Winterthur<br />

Der Verkehrsbetri<strong>eb</strong> Stadtbus Winterthur<br />

hat zu den 2010 und 2011 gelieferten<br />

21 Gelenk-O-Bussen Swisstrolley 3 bei<br />

dem Schweizer Fahrzeugbauer Hess,<br />

Bellach, und Vossloh Kiepe zwei weitere<br />

bestellt, die ab August montiert werden<br />

sollen. Wegen der besonderen Topographie<br />

Winterthurs hatte Vossloh Kiepe für<br />

diesen 18 m langem Typ ein neues Antri<strong>eb</strong>skonzept<br />

entwickelt, bei dem ein<br />

240-kW-Motor über eine Gelenkwelle auf<br />

das Differential der Antri<strong>eb</strong>shalbwellen<br />

arbeitet. Die Traktionsausrüstung mit<br />

Direktpulsumrichter und Bordnetzumrichter<br />

sitzt <strong>im</strong> Dachgehäuse. Der Antri<strong>eb</strong><br />

ist rekuperationsfähig, speist also<br />

Bremsenergie in den N<strong>eb</strong>enverbraucherkreis<br />

oder in das Oberleitungsnetz, und<br />

hat Antri<strong>eb</strong>sschlupfregelung und Antiblockiersystem.<br />

220 110 (2012) Heft 5


<strong>Bahnen</strong> Nachrichten<br />

KISS Doppelstocktri<strong>eb</strong>züge für BLS<br />

Hauptdaten des KISS für BLS.<br />

Spurweite<br />

1435 mm<br />

Länge über Kupplung<br />

102240 mm<br />

größte Breite<br />

2800 mm<br />

größte Höhe<br />

4595 mm<br />

Radsatzfolge<br />

Bo‘Bo‘ + 2‘2‘ + 2‘2‘ + Bo‘Bo‘<br />

Radsatzabstand <strong>im</strong> Drehgestell<br />

2 500 mm<br />

Dienstmasse<br />

216 t<br />

Fahrleitungsspannung<br />

1 AC 15 kV 16,7Hz<br />

Motorleistung einstündig/dauernd<br />

750/500 kW<br />

Höchstgeschwindigkeit<br />

160 km/h<br />

Anfahrzugkraft<br />

400 kN bis 54 km/h<br />

größte Beschleunigung<br />

1,3 m/s²<br />

Treibraddurchmesser neu<br />

920 mm<br />

Fußbodenhöhen über SO<br />

570/440/2515 mm<br />

Einstieg/Unter-/Oberdeck<br />

Sitzplätze 1. Klasse/2. Klasse 61/274<br />

Die BLS beschafft für 0,5 Mrd. CHF von Stadler Rail 28 Doppelstocktri<strong>eb</strong>züge Typ<br />

KISS (Komfortabler Innovativer Spurtstarker S-Bahntri<strong>eb</strong>zug). Nach umfangreichen<br />

Test- und Prüffahrten in der Ostschweiz ist die Übergabe des ersten Zuges <strong>im</strong><br />

September 2012 vorgesehen, und ab Fahrplanwechsel Dezember 2012 sollen die<br />

Züge sukzessive auf der S-Bahn Bern fahren. Bis dahin sollen alle Bahnsteige des<br />

Netzes für Doppeltraktion verlängert sein. Der letzte Zug wird Ende 2014 ausgeliefert.<br />

Die Züge erfüllen die höchste Brandschutz- und Crash-Anforderungsstufe für<br />

den Lötschberg-Basistunnel,<br />

haben Niederflureinstiege<br />

mit Schi<strong>eb</strong>etritten,<br />

Kl<strong>im</strong>ati sierung, Bodenund<br />

Seitenwandheizung,<br />

optische und akustische<br />

Fahrgastinformation,<br />

Videoüberwachung, zwei<br />

Toiletten, Rollstuhlplätze<br />

in beiden Wagenklassen<br />

und viele weitere Komfortelemente.<br />

Roll Out des KISS für die BLS (Foto: Stadler).<br />

Produkte und Lösungen Nachrichten<br />

Modularer Li-Ionen-Akkumulator<br />

Siemens hat mit einem der weltweit<br />

größten Hersteller von Li-Ionen-Akkumulatoren<br />

einen stationären Energiespeicher<br />

Siestorage aus kompakten<br />

Batterie- und Umrichtermodulen entwickelt,<br />

der für Kapazitäten bis 2 MWh<br />

und Leistungen bis 8 MW aufg<strong>eb</strong>aut<br />

werden kann. Ein Anwendungsg<strong>eb</strong>iet<br />

sind Notstromversorgung sensibler<br />

industrieller Produktionsprozesse, von<br />

Rechenzentren und Krankenhäusern.<br />

Eine Pilotanlage mit 500 kWh und 1 MW<br />

ist bei Enel, dem größten Energieversorgungsunternehmen<br />

Italiens in Betri<strong>eb</strong><br />

gegangen, um neue Smart-Grid-Lösungen<br />

für die Spannungsstabilisierung und<br />

Schwarzstartfähigkeit des Netzes zu<br />

untersuchen, erneuerbare Energiequellen<br />

ins Mittelspan nungsnetz zu integrieren<br />

und eine Ladestation für Elektrofahrzeuge<br />

einzubinden.<br />

Info: www.siemens.com/low-medium-voltage<br />

All-In-One-Klemme für leistungsstarke Schrittmotoren<br />

Mit der EtherCAT-Schrittmotorklemme<br />

EL7051 von Beckhoff lassen sich Schrittmotoren<br />

bis zu 8 A bei einer Nennspannung von<br />

80 V DC direkt anschließen und aus dem<br />

I/O-System ansteuern. In Kombination mit<br />

dem Schrittmotor AS1060 ergibt dies ein<br />

vollständiges Antri<strong>eb</strong>ssystem. Die Klemme<br />

enthält sowohl die Ausgänge für den Motor<br />

als auch die Eingänge für das Feedbacksystem.<br />

Durch die Integration in das EtherCAT-<br />

Klemmensystem stehen dem Anwender alle<br />

Eigenschaften von EtherCAT zur Verfügung,<br />

die Einbindung in das I/O-System vereinfacht<br />

den Verdrahtungs- und Inbetri<strong>eb</strong>nahmeaufwand.<br />

Bei einfachen Applikationen ist<br />

kein Feedbacksystem nötig, da die Klemme<br />

über einen internen Zähler verfügt. Einsatzfelder<br />

einer solchen Antri<strong>eb</strong>slösung sind zum<br />

Beispiel Zustellachsen oder einfache Transport-<br />

und Hubbewegungen.<br />

Info: www.beckhoff.com<br />

110 (2012) Heft 5<br />

221


Nachrichten Produkte und Lösungen<br />

Sichere Steckverbinder für ASFA-Balisen<br />

Auf Basis seiner <strong>im</strong> Markt bereits eingeführten Transponder-Rundsteckverbinder<br />

BOA für das Eurobalisesystem hat Hypertac nun eine neue<br />

Serie 13-poliger Rundsteckverbinder für das spanische ASFA-System<br />

(Anuncio de Señales y Frenado Automático) entwickelt. Diese Verbinder<br />

sind mit Anti-Manipulations-Schrauben ausgerüstet, um Manipulationen<br />

<strong>im</strong> Feldeinsatz weitgehend zu verhindern: Die Kabeldose verrastet be<strong>im</strong><br />

Schließen mit dem Gerätestecker und ist nachträglich nicht mehr zu<br />

öffnen. Außerdem sind die neuen Stecker in<br />

sechs verschiedenen Farben eloxiert erhältlich,<br />

wobei die Farben best<strong>im</strong>mten Funktionen zugeordnet<br />

sind: Je nachdem, welcher Stecker mit<br />

der Anschlussdose verbunden wird, ändert das<br />

System seine Funktionalität.<br />

Info: www.hypertac.de<br />

Prüfgerät für mehrere Aufgaben<br />

Mit eBridge stellt Disynet ein kompaktes, autarkes<br />

Gerät vor, das sowohl die Auswerteelektronik von<br />

Sensoren auf DMS-Basis als auch die Sensoren<br />

selbst prüfen kann. Im S<strong>im</strong>ulatormodus lässt es sich<br />

statt eines Sensors mit einer Sensitivität von bis zu<br />

20 mV/V einsetzen, um verwendete Messelektroniken<br />

einzustellen und zu kalibrieren. Das Signal der<br />

eBridge kann mit mit Hilfe der eing<strong>eb</strong>auten Anzeige<br />

so eingestellt werden, dass es genau dem Signal<br />

des Sensors laut Kalibrierdatenblatt bei einer best<strong>im</strong>mten<br />

Belastung entspricht. Die eBridge zeigt<br />

außerdem die tatsächlich am Sensor anliegende<br />

Spannung an, damit diese bei Bedarf an der Spannungsquelle<br />

korrigiert werden kann. Das Gerät ist<br />

auch als autarke mV-Quelle mit interner Brückenspeisung<br />

und <strong>im</strong> Anzeigemodus als DMS-Sensortester<br />

einsetzbar.<br />

Info:www.sensoren.de<br />

Feldmessgeräte für ICNIRP-Standard 2010<br />

Die ICNIRP (International Commission on<br />

Non-Ionizing Radiation Protection) hatte<br />

1998 ihre „Richtlinien für die Begrenzung<br />

Bild 2: Messgerät ELT mit Sonde.<br />

der Exposition durch zeitlich veränderliche<br />

elektrische, magnetische und elektromagnetische<br />

Felder (bis 300 GHz)“ publiziert,<br />

deren Grenzwerte über ein Jahr zehnt als<br />

verbindlich galten. Neuere Erkenntnisse<br />

erforderten jedoch eine Überarbeitung der<br />

Grenzwerte <strong>im</strong> niederfrequenten Bereich.<br />

ICNIRP hat dies in ihren „Richtlinien für die<br />

Begrenzung der Exposition durch zeitlich<br />

veränderliche elektrische und magnetische<br />

Felder (1 Hz – 100 kHz) berücksichtigt,<br />

publiziert <strong>im</strong> Jahr 2010. Diese lassen in<br />

einigen niederfrequenten Bereichen wesentlich<br />

höhere magnetische Feldstärken zu<br />

(Bild 1), und zwar sowohl für die berufliche<br />

Belastung (occupational) als auch für den<br />

öffentlichen und privaten Bereich (general<br />

public). Dagegen wurden die Grenzwerte<br />

für die elektrische Feldstärke teilweise enger<br />

gefasst. Obwohl die neuen Grenzwerte nur<br />

zögernd in nationale Vorschriften übernommen<br />

werden, bietet<br />

Narda Safety Test<br />

Solutions die Bewertung<br />

nach dem neuen<br />

Standard in seinen<br />

Messgeräten an. Für den<br />

EFA-300 (Electric and Magnetic<br />

Field Analyzer) gibt es<br />

eine unentgeltliche PC-Software<br />

zum Laden der neuen<br />

Grenzwerte in das Gerät. Den<br />

ELT-400 (Exposure<br />

Level Tester) gibt es als<br />

eigen ständige Version<br />

ICNIRP 2010, auf der<br />

sich alle bisher eingesetzten<br />

Sonden verwenden<br />

lassen (Bild 2).<br />

Bild 1: Grenzwerte für<br />

elektromagnetische Felder.<br />

222 110 (2012) Heft 5


Blindleistung Nachrichten<br />

PS in der Elektrizitätsversorgung<br />

Saisonale Versorgung elektrisch<br />

gezo gener Pflüge und anderer<br />

land wirtschaftlicher Maschinen mit<br />

Leistungen von 20 bis 70 kW (aus<br />

<strong>Elektrische</strong> Kraftbetri<strong>eb</strong>e und <strong>Bahnen</strong><br />

10 (1912) Heft 10).<br />

Na also –<br />

geht doch!<br />

Titelbild auf der Internet-Homepage<br />

des dänischen Energiewirtschaftsverbandes<br />

Dansk Energi<br />

zum Thema „Om Dansk Energi“<br />

(www.danskenergi.dk, aufgerufen<br />

am 16.04.2012).<br />

Beweislastumkehr<br />

„Nach § 828 Abs. 2 BGB ist <strong>im</strong> Zweifel jedes Kind zwischen 7 und 18 Jahren schadenersatzpflichtig,<br />

wenn es nicht seinen Mangel an Einsicht beweist.“ (Aus <strong>Elektrische</strong> Kraftbetri<strong>eb</strong>e und<br />

<strong>Bahnen</strong> 10 (1912) Heft 19 „Aus dem Rechtsl<strong>eb</strong>en“)<br />

Dürfen also schon?<br />

„Versucht ein Reisender einen in Bewegung<br />

befindlichen Zug zu verlassen oder<br />

zu besteigen, müssen Sie ihn durch Zuruf<br />

warnen, nicht aber gewaltsam daran<br />

hindern.“ (aus DB-Richtlinie 408 Züge<br />

fahren und Rangieren)<br />

In den USA: Ausgesorgt<br />

„Ein Spediteur hatte, um sich rascher<br />

Gehör zu verschaffen, fortgesetzt die<br />

Kurbel des Fernsprechers herumgedreht.<br />

Dadurch erhielt die Telephonistin <strong>im</strong> Amte<br />

einen Nervenschock, der eine traumatische<br />

Neurose verursachte. Ihr Schadensersatzanspruch<br />

an den Spediteur wurde in<br />

allen Instanzen zugesprochen, nachdem<br />

durch ärztliche Sachverständige festgestellt<br />

war, dass die Erkrankung allerdings die<br />

Folge des durch das fortgesetzte Drehen<br />

hervorgerufenen Geräusches und dadurch<br />

veranlassten Schreckens sein konnte.“ (Aus<br />

<strong>Elektrische</strong> Kraftbetri<strong>eb</strong>e und <strong>Bahnen</strong> 10<br />

(1912) Heft 30 „Aus dem Rechtsl<strong>eb</strong>en“)<br />

Anzeige<br />

<strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong><br />

Elektrotechnik<br />

<strong>im</strong> Verkehrswesen<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />

Halle 11.2, Stand 201<br />

18.–21. September 2012<br />

Messe Berlin<br />

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110 (2012) Heft 5<br />

223


Historie<br />

Was ein Weltkrieg auf der Welt noch verändern kann<br />

Im Zusammenhang mit dem Jubiläum des<br />

Übereinkommens von 1912/13 zu künftigen<br />

Eisenbahnelektrifizierungen in<br />

Deutsch land stellte sich heraus, dass eine<br />

Versuchsstrecke und ein kleines Inselnetz<br />

der Compagnie du Midi <strong>im</strong> äußersten Süden<br />

Frankreichs nur der Anfang eines beachtlichen<br />

Elektri fizierungsprogamms mit<br />

1 AC 12 kV 16 2 / 3<br />

Hz sein sollten. Die schon<br />

1908 dafür geplanten 950 km Strecke lassen<br />

sich in einer Karte gut rekonstruieren<br />

(Bild 1) [1]. Danach waren bei Kriegsausbruch<br />

rund 200 km elektrifiziert. Mit den<br />

weiteren als vorgesehen (prévues) dargestellten<br />

Strecken innerhalb der Karte und<br />

den nach Osten bis Narbonne und nach<br />

Bild 1:<br />

Karte des Elektrifizierungsprogramms von 1908 der Compagnie du Midi mit 1 AC 12 kV 16 2 / 3<br />

Hz [1].<br />

++++++ <strong>im</strong> August 1914 realisiert 202 km<br />

– – – – Innerhalb der Karte vorgesehen 388 km<br />

– – – – nach Osten und nach Westen vorgesehen 256 km<br />

Bild 2:<br />

Erklärung der französischen Bahnstromartwahl<br />

1920 in [2] mit wortgetreuer Übersetzung.<br />

Die Wahl von Gleichstrom<br />

1 500 V für die elektrische Traktion<br />

erklärt sich folgendermaßen: (Sie)<br />

• ließ die Möglichkeit mit einer dritten<br />

Schiene elektrifizieren zu können;<br />

• erlaubte die Fabrikation mehr robuster<br />

und weniger teurer Motoren;<br />

• induzierte keine elektromagnetischen<br />

Phänomene auf den<br />

Telefonleitungen;<br />

• widersetzte sich radikal dem in Deutschland<br />

gewählten System, das ist der Wechselstrom<br />

mit Frequenz 16 2 / 3 Hz.<br />

Westen bis Bayonne weiterführenden summierte<br />

sich das auf 846 km. Ohne weitere<br />

Nachforschung und ohne Anspruch sei dazu<br />

einfach nur als Tatsache festgestellt,<br />

dass die Strecke von Narbonne entlang der<br />

Mittelmeerküste über Perpignan zum französisch-spanischen<br />

Grenzbahnhof Port<br />

Bou 107 km lang ist. Es mag eine andere<br />

Kombination geg<strong>eb</strong>en haben, aber klar ist<br />

auch, dass das besonders mit Blick auf den<br />

Fernverkehr Sinn ergibt. Wenn man dann<br />

vom oberen Rand der Karte in großem Bogen<br />

nicht nach Paris, sondern ab Montauban<br />

zur Atlantikküste nach Bordeaux fährt<br />

und von dort wieder nach Süden über Bayonne<br />

bis zum Grenzbahnhof Hendaye,<br />

sind das weitere reichlich 500 km.<br />

Es kam aber alles ganz anders: Im August<br />

1914 brach der Erste Weltkrieg aus,<br />

und <strong>im</strong> August 1920 wurde regierungsamtlich<br />

für die Eisenbahnen in Frankreich<br />

die Fahrleitungsspannung DC 1500 Volt<br />

verordnet [1]. Mit einer interessanten Vorbemerkung,<br />

die verklausiert vielleicht dem<br />

Leser seine Rückschlüsse überlassen soll,<br />

zählte eine ganz und gar unverdächtige<br />

Quelle vor einigen Jahren drei technische<br />

Gründe und noch einen politischen dafür<br />

auf (Bild 2) [2]. Ein halbes Jahrhundert<br />

nach der Ära von Robert Schuman, Konrad<br />

Adenauer und Charles de Gaulle darf man<br />

es sicherlich sagen: Das Dekret erging si<strong>eb</strong>en<br />

Monate, nachdem der Friedensvertag<br />

von Versailles in Kraft getreten war. Wie<br />

anders sähe vielleicht die Welt der elektrischen<br />

<strong>Bahnen</strong> in Europa heute aus und<br />

welche so genannten Interoperablitätsprobleme<br />

hätte es nie geg<strong>eb</strong>en, wenn der<br />

Krieg nicht gekommen wäre?<br />

Uwe Behmann<br />

[1] Tassin, Y. M.; Nouvion, F.; Wo<strong>im</strong>ant, J.: HISTO-<br />

IRE DE LA TRACTION ELECTRIQUE. Tome 1:<br />

De les origines à 1940, S.196. Paris: Edition<br />

N.M.LA VIE DU RAIL, 1908.<br />

[2] Delaborde, Fr.: Les ans du 50 Hz. In: Revue<br />

Générale des Chemins de Fer, Septembre<br />

2005, p. 7–19.<br />

224 110 (2012) Heft 5


Historie<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

<strong>im</strong> Jahre 1987<br />

Der seit der Neuausrichtung der Zeitschrift<br />

unter Reichsbahnleitung seit 1925 stets<br />

sorgfältig gepflegte Jahresrückblick meldete<br />

für 1986 bei der DB 78 % der Zugkilometer<br />

und 87 % der Bruttotonnenkilometer<br />

als elektrisch gefahren [1]. Bei den<br />

rund 2600 Elektrolokomotiven gab es<br />

noch etwa 100 der Altbaureihe (BR) 194,<br />

bestellt waren 60 Stück BR 120 mit 3AC-<br />

Antri<strong>eb</strong>stechnik. Als 16 2 / 3 -Hz-Erzeugerleistung<br />

waren knapp 1800 MW installiert; an<br />

dem Gemeinschaftskraftwerk Neckarwesthe<strong>im</strong><br />

(GKN) gehörten der DB 200 MW<br />

(Bild 1), abzunehmen von zwei rotierenden<br />

70-MW-Umformern.<br />

Ein Vorwort <strong>im</strong> Heft 4 bot wichtige<br />

Zahlen (Tabelle 1) [14]. Der Strukturwandel<br />

hatte in Zugförderungsdienst und<br />

Werkstätten 150000 Arbeitsplätze und<br />

10 Mrd. DM/a an Aufwand gespart, die<br />

einst 10000 Arbeitsplätze in <strong>Bahnen</strong>ergieversorgung<br />

und Oberleitungsdienst sollten<br />

auf 3000 schrumpfen. Ein späteres Vorwort<br />

war allgemeiner gehalten [36].<br />

TABELLE 1<br />

Pr<strong>im</strong>ärenergi<strong>eb</strong>edarf Traktion DB 1986 in MJ pro<br />

Verkehrsmengen in Nettotonnenkilometer.<br />

Personenverkehr 1 Reisender in 0,1 t umgerechnet<br />

Dieseltraktion<br />

Elektrotraktion<br />

gewogener Mittelwert<br />

Bild 1:<br />

Baustelle Gemeinschaftskernkraftwerk Neckarwesthe<strong>im</strong><br />

(GKN) II (Bild 13 aus [1]).<br />

2,4<br />

1,4<br />

1,5<br />

1953 bei 91 % Dampftraktion 6,0<br />

Die Übersicht [18] war aus den Berichten<br />

der Bahnvertreter von elf Ländern<br />

in einem Arbeitsseminar entstanden, das<br />

die UN-Organistion Economic and Social<br />

Commission for Asia and the Pacific (ESCAP)<br />

<strong>im</strong> Herbst 1985 in Bangkok veranstaltet<br />

hatte. Die Bahn der Volksrepublik China<br />

nannte damals 55000 Streckenkilometer<br />

und davon 8 % elektrifiziert, heute sind es<br />

dort rund 100000 km und 50 %. – Zum<br />

elektrischen Betri<strong>eb</strong> in Ungarn zeigte eine<br />

Tabelle die Kenndaten der Umformerlokomotiven<br />

ab 1932 bis zu neuen BR<br />

mit Halbleiterstromrichtern [9]. – Die DB<br />

nahm den ersten 38 km langen Abschnitt<br />

der Schnellfahrstrecke (SFS) von Mannhe<strong>im</strong><br />

nach Süden in Betri<strong>eb</strong> [22]. Bei dem<br />

Projekt [49] war an der Vorortstrecke eine<br />

110-kV-Bahnstromleitung mit zu führen,<br />

womit das DB-Netz in diesem Raum höher<br />

verfügbar wurde (Bild 2).<br />

Im Oktober 1987 hatte eine Fachtagung<br />

der Deutschen Maschinentechnischen<br />

Gesellschaft (DMG) das Thema „Wahl eines<br />

Bahnstromsystems“ behandelt. Vorträge<br />

und Diskussion wurden <strong>im</strong> Schwerpunktheft<br />

12 der <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> gedruckt<br />

statt wie sonst in ZEV – Glasers Annalen.<br />

Auslöser war ein Vorschlag, die SFS Köln<br />

– Rhein/Main als Insel mit 25 kV 50 Hz<br />

zu elektrifizieren, und die DB musste wie<br />

35 Jahre zuvor alle Register ziehen, um das<br />

leidige Thema zu bewältigen (<strong>eb</strong> 12/2011,<br />

S. 634–640). Einleitend rekapitulierte ein<br />

Bild 2:<br />

Bahnstromleitung entlang Strecke Nürnberg –<br />

Lauf (links der Pegnitz) (Bild 1 aus [49]).<br />

herausragender Senior die weltweite Bahnelektrifizierungsgeschichte<br />

und tabellierte<br />

deren Stand. Quellen und Bezugsjahre<br />

der Zahlen fehlten, und an dem Beispiel<br />

China [18] sieht man wie wichtig das ist;<br />

die Größenordnungen sind aber interessant<br />

(Tabelle 2). In einem Grußwort des<br />

DB-Vorstandes [51] waren Passagen und<br />

Zahlen aus [14] unüberhörbar. Sodann<br />

wurde von Amts wegen vor- und abgerechnet<br />

[52], und zwar n<strong>eb</strong>en viel Elektrotechnik<br />

und Eisenbahnbetri<strong>eb</strong> (Bild 3)<br />

die Energiekosten gemäß damaligen Energiemarktregeln.<br />

Es folgte ein Kaleidoskop<br />

der Tri<strong>eb</strong>fahrzeugentwicklung von den<br />

Grenzleistungslokomotiven in klassischer<br />

Technik über Thyristorsteuerungen zur<br />

3AC-Antri<strong>eb</strong>stechnik [53]. Aus heutiger<br />

Sicht irrte der Referent, als er Lokomotivwechsel<br />

an den Grenzen bei Güterzügen<br />

„problemlos“ nannte. Der Beitrag [54] beleuchtete<br />

das Thema aus Sicht der Elektrizitätsversorger<br />

und dabei ausführlich das<br />

Schieflastproblem (Bild 4). Der Moderator<br />

bezweifelte, dass eine Lokomotive von Paris<br />

nach Hamburg fahren würde, und er<br />

fand die dänische Entscheidung für 50 Hz<br />

zwischen 16 2 / 3 -Hz-Netzen bemerkenswert<br />

[55]. Die Diskussion liest sich reizvoll, denn<br />

darin kamen alle bekannten Aspekte hoch.<br />

Ein Redner charakterisierte das aufwändige<br />

Autotransformatorsystem als ein zwischen<br />

3 AC-Landesnetz und 1 AC-Fahrleitungsnetz<br />

geschaltetes Bahnnetz 2 AC 50 kV mit<br />

15 km Unterwerkabstand. Danach konnte<br />

der Anstifter seine Argumente bringen<br />

[56]; er sah zwar das in den Sachanlagen<br />

g<strong>eb</strong>undene Kapital realistisch, plädierte<br />

aber wacker für eine „ernsthafte Studie“.<br />

Die direkte Replik war wieder einem Senior<br />

vom Fach übertragen [57], der die zuvor<br />

behaupteten Vorteile bestritt (Bild 5). Das<br />

Thema ausdehnend berichtete er über Erfahrungen<br />

bei DE-Consult und Weltbank,<br />

wonach viele Umstellungen von Diesel- auf<br />

Elektrotraktion an den Kapitalmarktbedingungen<br />

scheiterten.<br />

Merkwürdig berührt heute, dass in dieser<br />

D<strong>eb</strong>atte wie auch <strong>im</strong> ganzen Heft das<br />

Sparen von Energie, zum Beispiel durch<br />

Senken der Verluste und Nutzen der Bremsenergie<br />

keine große Rolle spielte.<br />

Bei den Umformern GKN II sowie den<br />

35-MW-Umformern in Lehrte und Harburg<br />

übernahmen Stromrichterkaskaden nicht<br />

110 (2012) Heft 5<br />

225


Historie<br />

Bild 3:<br />

Fahrzeitverlust (übertri<strong>eb</strong>en dargestellt) bei leistungslosem<br />

Rollen durch Phasentrennstelle (Bild 17 aus [52]); Wiedererreichen<br />

der Ausgangsgeschwindigkeit benötigt noch kurzzeitig<br />

erhöhten „Oberstrom“ (<strong>eb</strong> 1-2/2012 Seite 35 Bild 4,<br />

<strong>eb</strong> 4/2012 Seite 128 Bild 1).<br />

Bild 4:<br />

Mindest-Kurzschlussleistung 3AC-Netz für verträgliche Einphasen-Bahn<br />

lasten direkt und V-Schaltung (Bild 8 aus [54]).<br />

TABELLE 2<br />

Elektrifizierung <strong>Bahnen</strong> der Welt um 1985 [50].<br />

Zahl der Länder 2<br />

Europa 3<br />

Übersee<br />

nur die Frequenz-Leistungsregelung, sondern<br />

statt Anlasstransformator und Stern-<br />

Dreeick-Umgruppierung auch Hochlauf<br />

und Synchronisieren [17]. Die höhere Beanspruchung<br />

von 16 2 / 3 -Hz-Schaltgeräten<br />

durch geringere Kurzschluss<strong>im</strong>pedanz<br />

und dreifache Halbwellendauer, vor allem<br />

aber durch die <strong>im</strong> Oberleitungsnetz<br />

häufigen Kurzschlüsse wurde herausgestellt<br />

[15]. Damals hatten <strong>im</strong> DB-Netz<br />

1 660 Leistungsschalter rund 10 000 Kurzschlüsse<br />

<strong>im</strong> Jahr abzuschalten. An den<br />

Sammelschienen durften 40 kA und <strong>im</strong><br />

Oberleitungsnetz 35 kA nicht überschritten<br />

werden. Häufigkeit und Ursachen von<br />

Kurzschlüssen und Oberleitungsstörungen<br />

wie in [10] analysiert würde man heute<br />

auch gerne sehen – wenn es eine solche<br />

Statistik noch gibt, und ob 80 % Aufklärungsquote<br />

noch erreicht wird? Dem damals<br />

häufigen Vogelflug beugen heute<br />

Abweiser vor.<br />

Ein selten genutztes Mittel zum Stützen<br />

der 16 2 / 3 -Hz-Fahrleitungsspannung waren<br />

Reihenkondensatoren <strong>im</strong> Oberleitungsnetz<br />

[2]; die Verluste wurden deutlich geringer<br />

(Bild 6). Die 50-Hz-Versorgung in Dänemark<br />

war mit acht Unterwerken geplant,<br />

davon eines auf der Insel Falster für die<br />

Strecken nach Rødby und nach Gedser<br />

[19]. Unter niedrigen Brücken sollte ein<br />

langer Glasfiberstab etwas Elastizität bieten<br />

(Bild 7). Ein neuer Stützpunkt war auch für<br />

Tunnel auf einer G<strong>eb</strong>irgsstrecke in der Osttürkei<br />

zu entwickeln (Bild 8) [13]. – Beitrag<br />

[11] beschri<strong>eb</strong> ausführlich die Anlagen der<br />

DC 1,5 kV DC 3 kV AC 16 2 / 3<br />

Hz<br />

11 und 15 kV<br />

13<br />

11<br />

Gesamtlänge in 10 3 km 19 63 30 53<br />

größte Netze in 10 3 km JP 7,9<br />

FR 5,7<br />

NL 1,8<br />

ES 0,9<br />

10<br />

8<br />

UdSSR 26,1<br />

IT 9,9<br />

PL 7,1<br />

ZA 5,5<br />

ES 5,4<br />

BR 2,2<br />

CZ 2,0<br />

BE 1,7<br />

8<br />

4<br />

1<br />

DB 11,2<br />

SE 7,5<br />

CH 4,1<br />

AT 3,0<br />

NO 2,5<br />

DR 1,8<br />

1<br />

vermutlich auch 60 Hz<br />

2<br />

Ländernamen nach ISO 639<br />

3<br />

auch mit kurzen Längen in Grenzbereichen, mit UdSSR<br />

4<br />

Costa Rica 128 km<br />

5<br />

Bulgarien, Jugoslawien, Rumänien, Tschechoslowakei und Ungarn zusammen<br />

AC 50 Hz 1<br />

20 und 25 kV<br />

12<br />

15<br />

UdSSR 18,7<br />

N.N. 5 9,0<br />

JP 5,5<br />

FR 5,0<br />

IN 4,4<br />

CN 2,1<br />

GB 1,9<br />

FI 1,1<br />

Hamburger Hafenbahn. Das 100 m lange<br />

Mittelteil der Kattwykbrücke wird um 46 m<br />

gehoben (Bild 9), die Oberleitung des<br />

elektrifizierten Bahngleises wird mit Kontaktwagen<br />

eingeschaltet. Schwerpunkt in<br />

[12] waren die Arbeitsverfahren auf dem<br />

SFS-Abschnitt.<br />

Prozessrechner und Bildschirmarbeitsplätze<br />

statt Mosaiktafeln waren nach<br />

ersten Anwendungen bei den S-<strong>Bahnen</strong><br />

Hamburg und Kopenhagen <strong>im</strong> Jahr 1978<br />

zu einem Standardsystem entwickelt [16];<br />

in diesem Jahrzehnt hatten sich die Datenmengen<br />

verzehnfacht. Vom selben<br />

Systemhaus kam die für 40 Unterwerke<br />

bemessene neue Anlage der Hamburger<br />

Hochbahn [45].<br />

Die U-Bahn Nürnberg hatte 28 % mittleren<br />

Rückspeisegrad ermittelt, Längsund<br />

Querkupplung vorausgesetzt [41].<br />

Erschreckend zeigte sich der Einfluss der<br />

Reisegeschwindigkeit auf den Energi<strong>eb</strong>edarf<br />

(Bild 10). Wechselrichter sollten nur<br />

durchschnittlich 4 % mehr Rückgewinn<br />

bringen. Zu den handfesten Zahlen dieses<br />

Praxisberichtes kontrastierte die überlange<br />

theoretische Forschungsarbeit [35] voller<br />

Formeln, die für DC-Netze den Begriff Ergi<strong>eb</strong>igkeit<br />

einführte.<br />

Bewundernd liest man die gründliche<br />

Arbeit [33] über ein Elektroauto mit<br />

Natrium-Schwefel-Hoch energi<strong>eb</strong>atterie<br />

(Tabelle 3, Bild 11) und depr<strong>im</strong>ierend<br />

ist der Schlusssatz: „Die Herstellung von<br />

Elektroautos in kommerziell bedeutsamen<br />

Serien steht für den Beginn der nächsten<br />

Dekade in Aussicht.“<br />

Das Schwerpunktheft 2 brachte Allgemeines<br />

zum Stand von Telekommunikation<br />

und Rechnertechnik [5], betri<strong>eb</strong>liche<br />

und dazu nötige signaltechnische<br />

Neuerungen auf den SFS der DB [6] und<br />

die Situation bei den DB-Funkdiensten<br />

(Bild 12), deren zugewiesenen 301 Kanäle<br />

voll ausgelastet waren [7]. Dagegen wurde<br />

die Entwicklung linienförmiger Zugbeeinflussungen<br />

(LZB) ganz allgemein<br />

beschri<strong>eb</strong>en [8]; erste Anwendungen<br />

Ende der 1920er Jahre scheiterten an Finanzen<br />

und an Röhrenverstärkern auf den<br />

Fahrzeugen. Die Stuttgarter Straßenbahn<br />

brauchte für ihre 70-‰-Gefällestre cke<br />

statt punktförmiger eine kontinuierliche<br />

Geschwindigkeitsüberwachung und -anzeige<br />

[39].<br />

Fahrzeugthemen machten mit 19 Titeln<br />

genau ein Drittel der Beiträge aus.<br />

Obwohl viele der ganzheitlich beschri<strong>eb</strong>e-<br />

226 110 (2012) Heft 5


Historie<br />

in dieser Leistungsklasse mit GTO-Stromrichtern<br />

[30]. Deren Vorteile gegenüber<br />

Thyristoren wurden für Nahverkehrsfahrzeuge<br />

kompakt in [43] beschri<strong>eb</strong>en. Neuen<br />

Lokomotiven für zwei Meterspurstrecken<br />

mit Zahnstangenabschnitten hatte<br />

die Entwicklungszeit für Umrichter gefehlt,<br />

die 64 t Gesamtmasse ein- und die Zugnen<br />

Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge noch in Betri<strong>eb</strong> und<br />

insoweit bekannt sind, lohnen sich aktuelle<br />

Bezüge.<br />

Der Intercity-Exper<strong>im</strong>ental hatte die<br />

Versuche zu Stromabnehmer und Oberleitung,<br />

Kl<strong>im</strong>a und Akustik sowie zur Lauftechnik<br />

absolviert, soweit es dafür ausreichend<br />

lange Strecken gab, und war auf<br />

dem inzwischen stillgelegten Rollprüfstand<br />

in München Fre<strong>im</strong>ann gewesen [3]. Das<br />

Programm sollte noch bis Anfang 1989<br />

laufen. Zum Serienzug ICE 1 waren viele<br />

Einzelentscheidungen getroffen wie Verzicht<br />

auf eine 15-kV-Leitung zwischen den<br />

Tri<strong>eb</strong>köpfen und auf eine Widerstandsbremse<br />

[38]. Möglichst waren erprobte<br />

Komponenten aus der Lokomotiv-BR<br />

120 zu nehmen. Pendant war die zweite<br />

Generation der französischen TGV, genannt<br />

Atlantique (A) [31]. Ihr Hauptmerkmal war<br />

3AC-Antri<strong>eb</strong> mit Synchronfahrmotoren<br />

(Bild 13). Gegenüber den ersten TGV war<br />

die Geschwindigkeit von 270 auf 300 km/h<br />

angehoben, dennoch genügten jetzt vier<br />

Tri<strong>eb</strong>kopfdrehgestelle für 8,8 MW Stundenund<br />

10,4 MW Kurzzeitleistung; die zehn<br />

Zwischenwagen ruhten auf Drehgestellen<br />

System Jakob. Passend hierzu stellte [29]<br />

ausführlich Wirkungsweisen, Funktionsgleichungen,<br />

Kennlinien und Zeigerdiagramme<br />

von Asynchron- und Synchronmotoren<br />

gegenüber, verglich in Tabellen die Kenndaten<br />

der Exper<strong>im</strong>ental- und der Serienfahrzeuge<br />

von DB und SNCF mit 3AC-Antri<strong>eb</strong>en<br />

und diejenigen der Fahrmotoren.<br />

In Hauptschaltbildern des TGV A sieht man<br />

eine netzu n abhängige Widerstandsbremse.<br />

– Die SJ hatte bei ASEA 20 Züge für<br />

210 km/h technische Höchstgeschwindigkeit<br />

aus Tri<strong>eb</strong>kopf, vier Mittel- und einem<br />

Steuerwagen bestellt [20]. Die Drehgestelle<br />

sollten radialgesteuerte Radsätze bekom-<br />

men, die Fahrgastwagen aktive Kastenneigung<br />

und die Antri<strong>eb</strong>sausrüstung nur eine<br />

Rückspeis<strong>eb</strong>remse.<br />

Leicht verständlich erklärten Ersatzschaltbilder<br />

mit den Oberleitungsbelägen<br />

und Gleichungen die Grundsätze der Filterbemessung,<br />

die Oberwellengrenzwerte<br />

bei der DB und das Oberwellenspektrum<br />

der ICE1-Tri<strong>eb</strong>köpfe [21].<br />

Noch an den fünf Prototyp-Lokomotiven<br />

BR 120 hatte die Widerstandsbremse<br />

entfallen können [24]. Die Serie bekam<br />

200 km/h Höchstgeschwindigkeit und<br />

von 3,2 auf 4,0 MW erhöhte elektrische<br />

Bremsleistung. Das Betri<strong>eb</strong>sprogramm<br />

war weiterhin universell, Massengutzüge<br />

bis 2 700 t sollten mit 80 km/h und<br />

Schnellgüterzüge bis 1 500 t mit 100 km/h<br />

gefahren werden. Die Anfahrgrenzlasten<br />

waren wie die der sechsachsigen BR 151<br />

festgesetzt.<br />

Ausführliche und sachoffene Erfahrungsberichte<br />

wie aus Norwegen über die<br />

1982 gelieferten sechs Lokomotiven El 17<br />

wünscht man sich öfter [26]. Kapazitives<br />

Fahren hatte in schwachen Netzteilen die<br />

Spannung stabilisiert, gemessene Rückspeisegrade<br />

bei Schnellzügen zwischen<br />

0,5 % bei manuellem und 11 % bei automatischem<br />

Fahren hatten Schulungsbedarf<br />

gezeigt, Störungen waren überwiegend<br />

von konventionellen Teilen verursacht. Bei<br />

den sechs Lokomotiven einer zweiten Serie<br />

waren Temperaturen bis – 50 ºC und große<br />

feinkörnige Schneemengen besonders<br />

berücksichtigt [25]. Der Verzicht auf einen<br />

Bremswiderstand sparte 700 kg und erlaubte<br />

ein vergrößertes Störstromfilter (Bild 14).<br />

Die 68 t schweren Normalspurlokomotiven<br />

zweier Schweizer Privatbahnen<br />

hatten in 50 ‰ Steigung 250 t Last mit<br />

80 km/h zu ziehen und waren die ersten<br />

Bild 5:<br />

Vergleichszahlen 1987 (Tabelle 1 aus [57]).<br />

TABELLE 3<br />

Elektroauto mit Na-Sf-Hochenergi<strong>eb</strong>atterie [33].<br />

Gesamtmasse kg 1 500<br />

Anfahrsteigfähigkeit % 30<br />

Dauergeschwindigkeit in 0 %<br />

in 10 %<br />

km/h<br />

km/h<br />

Beschleunigung 0 ... 100 km/h s 30<br />

Batterie<br />

Masse<br />

Volumen<br />

Energieinhalt 2-h-Entladung<br />

Max<strong>im</strong>alleistung < 2 min<br />

kg<br />

dm 3<br />

kWh<br />

kW<br />

120<br />

50<br />

265<br />

248<br />

32<br />

50<br />

Reichweite 1 km 250 ... 100<br />

1<br />

je nach Geschwindigkeit oder Zyklus<br />

Bild 6:<br />

Fahrleitungsspannung ohne und mit Reihenkondensatoren<br />

(Bild 4 aus [2]).<br />

Bild 7:<br />

Elastischer Stützpunkt unter niedriger Brücke (Bild 8 aus [19]).<br />

110 (2012) Heft 5<br />

227


Historie<br />

kraftstöße an den Übergängen aushalten<br />

konnten [27].<br />

Die ÖBB hatten zwei Lokomotiven Rh<br />

1046 mit deren ausgezeichnetem Mechanteil<br />

und Laufwerk elektrisch auch<br />

für 50 Hz neu aufg<strong>eb</strong>aut [48]. Be<strong>im</strong> Lesen<br />

des nach den Tri<strong>eb</strong>zugserien 4030,<br />

4030.200 und 4020 gegliederten Berichtes<br />

[42] denkt man zunächst an reine<br />

Konstruktionsbeschreibungen, stößt<br />

aber zum Glück noch rechtzeitig auf vom<br />

Autor gewohnt scharfzüngig formulierte<br />

Sätze und Passagen, deren Nachdruck<br />

sich lohnen würde.<br />

Eine seit 1983 für elektrische Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge<br />

standardisierte Mikroprozessorsteuerung<br />

war jetzt auch für Dieselelektrik<br />

anwendungsreif [28]. – Seattle war als<br />

eine der wenigen Städte dem O-Bus treu<br />

g<strong>eb</strong>li<strong>eb</strong>en, hatte das Netz von 1974 bis<br />

1977 komplett ab- und wieder aufg<strong>eb</strong>aut<br />

und 46 Gelenk-O-Busse mit DC-Stellersteuerung<br />

und bemerkenswerten Kenndaten<br />

bekommen [32]. – Drei Beiträge über<br />

neuartige Laufwerke berührten indirekt die<br />

Antri<strong>eb</strong>skonstruktionen [3; 46; 47].<br />

In [4] schilderte der Reisende allgemeine<br />

und besondere Eindrücke und beschri<strong>eb</strong><br />

zwei vollautomatische <strong>Bahnen</strong>, eine Monorail<br />

durch das Ausstellungsgelände und eine<br />

Bild 8:<br />

Schwenkausleger für engen Tunnel (Bild 6 aus [13]).<br />

Bild 9:<br />

Kattwykbrücke <strong>im</strong> Hamburger Hafen mit elektrifziertem Bahngleis,<br />

Fachwerke je 100 m lang, Hub 46 m (Bild 3 aus [11])<br />

Bild 11:<br />

Hochenergi<strong>eb</strong>atterie 142 cm x 48,5 cm x 36 cm in serienmäßigem Personenkraftwagen<br />

(Bild 9 aus [33]).<br />

Bild 10:<br />

Spezifischer Energi<strong>eb</strong>edarf U-Bahn über Reisegeschwindigkeit bei 700 m<br />

Halteabstand und 20 s Haltezeit, Parameter: auf Dienstmasse bezogene<br />

Leistungsbegrenzung bei DC 750 V (Bild 3 aus [41]).<br />

228 110 (2012) Heft 5


Historie<br />

25 km lange Verbindung zur Stadt Skytrain<br />

mit Linearantri<strong>eb</strong>. – Vollautomatische Nahverkehrssysteme<br />

H-Bahn, also mit hängenden<br />

Kabinen wurden in Berlin, Düsseldorf<br />

und Erlangen erprobt (Bild 15). Die Analyse<br />

[44] ergab höheren Aufwand bei linearen<br />

Antri<strong>eb</strong>en als bei rotierenden. – Mit Zwangsführungen<br />

von Bussen wie in Essen und in<br />

Adelaide realisiert konnten die reservierten<br />

Fahrspuren schmal gehalten werden; eine<br />

seit 1977 in Rastatt betri<strong>eb</strong>ene Versuchsanlage<br />

war 1982 erweitert worden [34].<br />

Zu den historischen Beiträgen [23] und<br />

[40] sollen die jeweiligen Urberichte abgewartet<br />

werden.<br />

Bild 12:<br />

Anteile DB-Funkdienste 1986/87, Teilnehmerzahl ortsfest, auf Fahrzeugen<br />

und tragbar gesamt ≈42 500 (Bild 2 aus [7]).<br />

Bild 13:<br />

Läufer Synchronfahrmotor TGV Atlantique, 1 100 kW Stunden- und<br />

1 300 kW Kurzzeitleistung (Bild 3 aus [31]).<br />

Bild 15:<br />

Fahrwerk H-Bahn auf Wartungsbühne (Bild 10 aus [44]).<br />

Bild 14:<br />

Frequenzgang Netzstörstrom I Nv<br />

Umrichterlokomotive El 17 (Bild 7 aus<br />

[25]).<br />

110 (2012) Heft 5<br />

229


Historie<br />

Aus den Kurznachrichten ist erwähnenswert:<br />

Die DR hatte <strong>im</strong> Vorjahr knapp<br />

300 km Strecke elektrifiziert und betri<strong>eb</strong><br />

damit 2 820 km = 38 % ihres Netzes elektrisch<br />

(H. 9, S. 316), ihr Elektrifizierungsprogramm<br />

wurde nach Osten in die Industriezentren<br />

Senftenberg und Cottbus<br />

ausgedehnt (H. 2, S. 68). Mit dem 85 km<br />

langen Abschnitt Warnow – Wismar gab<br />

es ab Ende Mai durchgehend elektrischen<br />

Betri<strong>eb</strong> Rostock – Halle (Saale) (H. 12,<br />

S. 438). Das Werk „Hans Be<strong>im</strong>ler“ in<br />

Hennigsdorf fertigte für Tag<strong>eb</strong>aue in der<br />

Sowjetunion 160 t schwere und 22 m lange<br />

Lokomotiven El 22 mit 475 kN Anfahrzugkraft<br />

und zweiteiligem Kasten (H. 7,<br />

S. 234). DR und CŠD hatten 20 Zweistromlokomotiven<br />

für AC 15 kV 16 2 / 3 Hz<br />

und DC 3 kV bestellt, die heutige DB-BR<br />

180 (H. 1, S. 32).<br />

Zum Rückblick auf den 50-Hz-Betri<strong>eb</strong> <strong>im</strong><br />

Höllental (<strong>eb</strong> 1-2/2012, Seite 48) ergänzte<br />

ein Leser, dass dafür 1950 noch ein Doppeltri<strong>eb</strong>wagen<br />

als ET 255 mit Kommutatorfahrmotoren<br />

ausgerüstet wurde (H. 2, S. 40).<br />

Die AEG hatte die Mehrheit an der Magnet-Bahn<br />

GmbH, Starnberg, erworben<br />

(H. 10, S. 355).<br />

Die Türkische Bahn hatte bei Toshiba<br />

45 anschnittgesteuerte, 120 t schwere<br />

Loko motiven für die auch in [13] berührte,<br />

knapp 600 km lange steigungs- und krümmungsreiche<br />

Strecke bestellt, und eine<br />

zweite Serie mit 75 Stück stand in Aussicht<br />

(H. 10, S. 355).<br />

Im Heft 11 gab es wieder eine vierseitige<br />

überwiegend internationale Zeitschriftenschau,<br />

allerdings verwundern auch<br />

einige Titel aus ZEV – Glasers Annalen zu<br />

Themen <strong>im</strong> eigenen aktuellen Jahrgang<br />

[31; 37].<br />

Uwe Behmann<br />

Hauptbeiträge Jahrgang 85 (1987) Hefte 1 bis 12<br />

[1] Harprecht, Wolfgang; Hubrich, Walter: Der<br />

elektrische Zugbetri<strong>eb</strong> der Deutschen Bundesbahn<br />

<strong>im</strong> Jahre 1986. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 1, S. 3–15.<br />

[2] Backer, Arnt; Faester, Arne: Reihenkondensatoren<br />

zur Spannungserhöhung <strong>im</strong> Fahrleitungsnetz<br />

der NSB. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

85 (1987), H. 1, S. 16–19.<br />

[3] Bugarcic, Helmut; Thevisv, Peter: Ansätze zur<br />

Verbesserung der Drehgestellkonstruktionen<br />

bei Stadtverkehrs-Schienenfahrzeugen<br />

durch schwenkbar gekoppelte Radsätze.<br />

Fortsetzung aus Heft 12/1986. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 1, S. 20–26.<br />

[4] Schaefer, Heinz-Herbert: Die Weltausstellung<br />

EXPO 86 in Vancouver und ihre elektrischen<br />

<strong>Bahnen</strong>. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

85 (1987), H. 1, S. 27–32.<br />

[5] Kuhbier, Manfred; Wehner, Ludwig: Telekommunikationstechnik<br />

bei der Deutschen<br />

Bundesbahn. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

85 (1987), H. 2, S. 37–40.<br />

[6] Walter, Heinrich: Die signaltechnische Sicherung<br />

der Neubaustrecken. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 2, S. 42–47.<br />

[7] Caesperlein, Hermann: Funk bei der Deutschen<br />

Bundesbahn. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

85 (1987), H. 2, S. 48–52.<br />

[8] Bähker, Friedrich: Die Entwicklung der Linienzugbeeinflussung.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

85 (1987), H. 2, S. 54–60.<br />

[9] Csárádi, János: Die Elektrifizierung bei den<br />

Ungarischen Staatsbahnen bis zum Jahre<br />

1985. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 85 (1987),<br />

H. 2, S. 61–68.<br />

[10] Borgwardt, Horst: Zuverlässigkeit der Betri<strong>eb</strong>sführung<br />

<strong>im</strong> Oberleitungsnetz der<br />

Deutschen Bundesbahn. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 3, S. 71–78.<br />

[11] Höfer, Reinhard: Die Ausrüstung Euopas<br />

größter Hubbrücke mit einer 15-kV-Oberleitung<br />

– Ein Rückblick auf die Elektrifizierung<br />

der Hamburger Hafenbahn. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 3, S. 80–85.<br />

[12] Gabler, Rudolf: Bau der Oberleitungsanlagen<br />

<strong>im</strong> Neubaustreckenabschnitt Würzburg<br />

– Fulda. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

85 (1987), H. 3, S. 85–90.<br />

[13] Bischoff, Werner; Li<strong>eb</strong>ig, Adolf: Oberleitungsstützpunkte<br />

für die Elektrifizierung<br />

in engen Tunneln. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

85 (1987), H. 3, S. 91–98.<br />

[14] Harprecht, W: Welche Vorteile hat der elektrische<br />

Zugbetri<strong>eb</strong> der Deutschen Bundesbahn<br />

g<strong>eb</strong>racht?. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

85 (1987), H. 4, S. 103–04.<br />

[15] Schramm, Heinz-H.; Wittke, Volker: Vergleich<br />

der Anforderungen und Auslegungen<br />

der Hochspannungs-Betri<strong>eb</strong>smittel für<br />

16 2 / 3<br />

Hz und 50 Hz. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

85 (1987), H. 4, S. 105–109.<br />

[16] Brodowski, Erhard; Hahn,, Hartwig: BAHSYS-<br />

M, ein neues Leitsystem für elektrische<br />

<strong>Bahnen</strong>. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 85 (1987),<br />

H. 4, S. 110–117.<br />

[17] Bruggisser, Walter L.; Schäfer, René: Neues<br />

Hochlaufverfahren für Netzkupplungsumformer<br />

für Bahnnetze. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

85 (1987), H. 4, S. 118–123.<br />

[18] Behmann, Uwe: Stand und Aussichten des<br />

elektrischen Bahnbetri<strong>eb</strong>s bei den südostasiatischen<br />

Eisenbahnen. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 5, S. 127–138.<br />

[19] Olesen, Pr<strong>eb</strong>en; Næser, Johannes; Andersen,<br />

L. K. G.: Electrification of the DSB main<br />

lines – Description of the overhead contact<br />

system. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 85 (1987),<br />

H. 5, S. 139–146.<br />

[20] Marklund, Bo: Das schwedische Hochgeschwindigkeitszug-Projekt<br />

– eine Kurzinformation.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 85 (1987),<br />

H. 5, S. 146–147.<br />

[21] Fischer, Josef W.; Lößerl, Walter: Gesichtspunkte<br />

für die Bemessung von Netzfiltern<br />

bei Schienenfahrzeugen <strong>im</strong> Wechselspannungsnetz.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

85 (1987), H. 5, S. 148–153.<br />

[22] Ruß, Franz: Inbetri<strong>eb</strong>nahme des ersten Abschnittes<br />

der NBS Mannhe<strong>im</strong> – Stuttgart;<br />

Anlagen der elektrischen Zugförderung.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 5,<br />

S. 153–157.<br />

[23] Güldenpenning, Axel: Vor 75 Jahren; Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

der elektrischen Zahnradbahn<br />

auf den Wendelstein. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 5, S. 158–160.<br />

[24] Rappenglück, Walter: Serienlokomotiven<br />

Baureihe 120 der Deutschen Bundesbahn<br />

mit Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 6, S. 163–172.<br />

[25] Kristiansen, Hallvard; Lang, Andreas: Lokomotiven<br />

mit Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik El<br />

17 für die Expreßzüge der Norwegischen<br />

Staatsbahnen – Zweite Bauserie. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 6, S. 173–181.<br />

[26] von Krog, Jan; Rasten, Erland: Betri<strong>eb</strong>serfahrungen<br />

mit der Lokomotive in<br />

Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik El 17 der NSB.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 6,<br />

S. 182–188.<br />

[27] Gerber, Martin; Maurer, Peter; Wilhelm, Othmar:<br />

Thyristor-Anschnittsteuerung für Mehrspurlokomotiven<br />

– ein Gemeinschaftsprojekt<br />

von SBB und FO. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 6, S. 190–196; H. 7,<br />

S. 236–242..<br />

[28] Roth, Günther: Mikrocomputer-Steuerung<br />

für dieselelektrische Lokomotiven mit<br />

Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 6, S. 197–202.<br />

[29] Runge, Wolfgang: Bahnantri<strong>eb</strong>ssysteme mit<br />

synchronen Fahrmotoren. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 7, S. 205–217.<br />

[30] Bonani, Robert: Die elektrischen Lokomotiven<br />

Re 4/4 der BT und der SZU mit<br />

Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 7, S. 217–227.<br />

[31] Lacôte, François: Die neue Generation von<br />

Hochgeschwindigkeitszügen der SNCF –<br />

die Fahrzeuge für die Strecke TGV Atlantique.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 85 (1987),<br />

H. 7, S. 227–234.<br />

[32] Gös, Wolfgang; Urstöger, Rupert: Antri<strong>eb</strong>sanlagen<br />

für Gelenktrolleybusse in den USA.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 8,<br />

S. 245–251.<br />

[33] Angelis, Jürgen; Birnbreier, Hermann; Haase,<br />

Helmut: Elektroauto mit Hochenergi<strong>eb</strong>atterie.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 8,<br />

S. 252–260.<br />

[34] Klotz, Hugo; Niemann, Klaus: Die O-Bahn,<br />

ein neu entwickeltes Nahverkehrssystem<br />

mit elektrischer Antri<strong>eb</strong>stechnik. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 8, S. 261–268.<br />

230 110 (2012) Heft 5


Historie<br />

[35] Bopp, Karl: Gleichstrom-Bahnnetz mit Rücklieferung<br />

der Bremsenergie. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 8, S. 269–284.<br />

[36] Harprecht, W.: Die Elektrotechnik – Voraussetzung<br />

für einen leistungsfähigen Schnellverkehr.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 85 (1987),<br />

H. 9, S. 289–290.<br />

[37] Kurz, Heinz R.: Versuche mit dem Intercity-Exper<strong>im</strong>ental.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

85 (1987), H. 9, S. 291–298.<br />

[38] Voss, Martin: IC-Expreß: Der neue Tri<strong>eb</strong>zug<br />

für den Hochgeschwindigkeitsverkehr der<br />

DB. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 9,<br />

S. 299–309.<br />

[39] Lange, Hans-Armin; Müller, Friedrich: ZUB<br />

122 – Ein neues Zugbeeinflussungs- und<br />

Informationssystem bei der Stuttgarter<br />

Straßenbahnen AG. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

85 (1987), H. 9, S. 309–314.<br />

[40] Hackstein, Hans: Vor 25 Jahren: Inbetri<strong>eb</strong>nahme<br />

der Mehrstromlokomotive E 344<br />

01 (183 001). In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

85 (1987), H. 9, S. 314–315.<br />

[41] Amler, Jörg: Systemopt<strong>im</strong>ierung der Stromversorgungsanlagen<br />

und der Fahrzeuge<br />

mit Stromrichtern <strong>im</strong> Nahverkehr zur Min<strong>im</strong>ierung<br />

des Energi<strong>eb</strong>edarfs. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 10, S. 319–325.<br />

[42] Rotter, Richard: Erfahrungen mit elektrischen<br />

Nahverkehrstri<strong>eb</strong>wagen bei den Österreichischen<br />

Bundesbahnen. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 10, S. 325–335.<br />

[43] Marquardt, Rainer: GTO-Gleichstromsteller<br />

für Nahverkehrsbahnen. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 10, S. 336–339.<br />

[44] Müller, Siegfried: Kosten-Nutzen-Analyse<br />

unterschiedlicher Antri<strong>eb</strong>slösungen für<br />

das H-Bahn-System. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

85 (1987), H. 10, S. 340–347.<br />

[45] Vielrose, Ernst; Christensen, Jens: Neue<br />

zentrale Schaltwarte für die Energieversorgung<br />

der U-Bahn Hamburg. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 10, S. 348–354.<br />

[46] Scheffel, Herbert: Die Verwendung von radial<br />

gesteuerten Radsätzen für Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 85 (1987),<br />

H. 11, S. 359–364.<br />

[47] Rießberger, Klaus: Angetri<strong>eb</strong>ene selbststeuernde<br />

Drehgestelle. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 11, S. 364–366.<br />

[48] Prokisch, Günther: Die Zweifrequenzlokomotive<br />

Rh 1146 der Österreichischen<br />

Bundesbahnen in Drehstromantri<strong>eb</strong>stechnik.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 85 (1987),<br />

H. 11, S. 367–372.<br />

[49] Gabler, Rudolf: Elektrifizierung der Strecke<br />

Nürnberg – Lauf (links der Pegnitz). In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 11,<br />

S. 373–376.<br />

[50] Gladigau, Albert: Historische Entwicklung<br />

und Stand der Bahnstromsysteme.<br />

In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 12,<br />

S. 383–390.<br />

[51] Re<strong>im</strong>ers, Knut: Grußworte des Vorstandes der<br />

DB zur DMG-Jahrestagung. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 12, S. 391–392.<br />

[52] Harprecht, W.: Anforderungen der Bahn an<br />

die elektrische Energieversorgung. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 12, S. 393–404.<br />

[53] Kocher, Eric: Technische Aspekte der elektrischen<br />

Traktion. In: <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

85 (1987), H. 12, S. 406–414.<br />

[54] Kiwit, Wilhelm: Bahnstrom aus der öffentlichen<br />

Energieversorgung. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 12, S. 416–424.<br />

[55] Wilkenloh, Friedhelm: Diskussion zu den<br />

Vorträgen Harprecht, Kocher, Kiwi. In:<br />

<strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 12,<br />

S. 425–428.<br />

[56] Krittian, Franz: 50-Hz-Bahnstrom – wirklich<br />

nur eine Frage von gestern? In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 12, S. 429–433.<br />

[57] Schaefer, Heinz-Herbert: 50 Hz für Bahnstrom<br />

– eine Frage des Umfeldes. In: <strong>Elektrische</strong><br />

<strong>Bahnen</strong> 85 (1987), H. 12, S. 433–438.<br />

In Heft 1-2/2012 auf Seite 50, Literaturstellen<br />

[15] und [16], ist der Jahrgang<br />

<strong>eb</strong>enfalls 1986.<br />

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Die ständige Erhöhung der Verfügbarkeit von Oberleitungsanlagen für den<br />

elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> und der umg<strong>eb</strong>enden technischen Infrastrukturen stehen<br />

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110 (2012) Heft 5<br />

231


Impressum<br />

7. und<br />

8. März<br />

2013<br />

<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Gegründet 1903 von Prof. Wilhelm Kübler,<br />

Königlich Sächsische Technische Hochschule zu Dresden.<br />

Herausg<strong>eb</strong>er:<br />

Dr. Klaus Baur, Vorsitzender der Geschäftsführung, Bombardier Transportation GmbH, Berlin<br />

Dr. Ansgar Brockmeyer, CEO High Speed and Commuter Rail, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Thomas Groh, Geschäftsführer, DB Energie GmbH, Frankfurt am Main (federführend)<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />

Prof. Dr.-Ing. Peter Mnich, Fachg<strong>eb</strong>iet Betri<strong>eb</strong>ssysteme elektrischer <strong>Bahnen</strong>, Technische Universität Berlin<br />

Dr.-Ing. Steffen Röhlig, ELBAS <strong>Elektrische</strong> Bahnsysteme Ingenieur-Gesellschaft mbH, Dresden<br />

Prof. Dr.-Ing. Andreas Ste<strong>im</strong>el, Lehrstuhl für elektrische Energietechnik<br />

und Leistungs elektronik, Ruhr-Universität, Bochum<br />

Beirat:<br />

Dipl.-El.-Ing. ETH Martin A<strong>eb</strong>erhard, Leiter Systemdesign, SBB AG Infrastruktur Energie, Zollikofen (CH)<br />

Dipl.-Ing. Dirk Behrends, Eisenbahn-Bundesamt, Bonn<br />

Dipl.-Ing. Christian Courtois, Leiter des Geschäftsg<strong>eb</strong>ietes Traktionsenergie-Versorgungs systeme<br />

in der Direction de l‘ingéniere der SNCF, Paris (FR)<br />

Dr.-Ing. Thomas Dreßler, Experte für Energie, Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft mbH,<br />

Abteilung Benannte Stelle, Wien (AT)<br />

Dr.-Ing. Gert Fregien, DB Fernverkehr, Frankfurt am Main<br />

Dr. Andreas Fuchs, Principal Engineer, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dipl.-Ing. Axel Güldenpenning, Bad Homburg<br />

Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtschaftsing. Wolfgang Harprecht, Senior Consultant, Marburg an der Lahn<br />

Dipl.-Verwaltungsbetri<strong>eb</strong>swirt Alfred Hechenberger, Standortverantwortlicher München und Leiter Öffentlichkeitsarbeit,<br />

DB Systemtechnik, München<br />

Dr. Dieter Klumpp, Mannhe<strong>im</strong><br />

Dr. Werner Krötz, Abteilungsleiter Stromabnehmer und Oberleitungsanlagen, DB Netz AG, Frankfurt am Main<br />

Dipl.-Ing Hans Peter Lang, Vorsitzender der Geschäftsführung DB Systemtechnik, Minden<br />

Dipl.-Ing. Martin Lemke, Leiter Planung und Projekte, DB Energie GmbH, Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Adolf Müller-Hellmann, Geschäftsführer VDV-Förderkreis e.V., Köln<br />

Dr. Dipl.-Ing. Johann Pluy, Geschäftsbereichsleiter Energie, ÖBB-Infrastrukturtechnik AG., Wien<br />

Dr. Thorsten Schütte, Senior Scientist, Atkins Sverige AB, Västers (SE)<br />

Dipl.-Ing. Peter Schulze, Bauherrenfunktion Großprojekte, DB Netz AG, Berlin<br />

Dipl.-Ing. Udo Stahlberg, Fachbereichsleiter Nahverkehrs-Schienenfahrzeuge, elektrische<br />

Energieanlagen und Standseilbahnen, Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Köln<br />

Prof. Dr.-Ing. Arnd Stephan, Lehrstuhl für <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>, TU Dresden, Dresden<br />

Dipl.-Ing. (FH) Mike Walter, Leiter Kompetenzcenter Elektrotechnik,<br />

Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />

Dipl.-El.-Ing. ETH Urs Wili, Geschäftsleitung Furrer + Frey AG, Bern (CH)<br />

Redaktionsleitung:<br />

Eberhard Buhl, M.A. (verantwortlich),<br />

Fon: +49 89 45051-206, Fax: -207,<br />

E-Mail: buhl@oiv.de, Postanschrift siehe Verlag.<br />

Fachredaktion:<br />

Dipl.-Ing. Andreas Albrecht, Dresden<br />

Dipl.-Ing. Martin Binswanger, Mering<br />

Dipl.-Ing. Erich Braun, Schwalbach<br />

Dipl.-Ing. Roland Granzer, Dresden (verantwortlich für die Hauptbeiträge)<br />

Dipl.-Ing. Walter Gunselmann, Siemens Rail Systems, Erlangen<br />

Dr.-Ing. Friedrich Kießling, Baiersdorf<br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Kropp, Balfour Beatty Rail GmbH, Offenbach am Main<br />

Redaktionelle Mitarbeit:<br />

Dipl.-Ing. Uwe Behmann, St. Ingbert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ursula Grosch, Fon: +49 89 3105499<br />

E-Mail: ulla.grosch@seccon-group.de<br />

Verlag:<br />

Oldenbourg Industrieverlag GmbH, Rosenhe<strong>im</strong>er Straße 145,<br />

81671 München, Deutschland, Fon: +49 89 45051-0, Fax: -207<br />

Internet: http://www.oldenbourg.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Carsten Augsburger, Jürgen Franke<br />

Mediaberatung:<br />

Inge Matos Feliz, Fon: +49 89 45051-228, Fax: -207,<br />

E-Mail: matos.feliz@oiv.de, Anschrift siehe Verlag.<br />

Zurzeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. 58.<br />

Abonnement/Einzelheftbestellungen:<br />

Leserservice <strong>eb</strong> − <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong><br />

Postfach 9161<br />

97091 Würzburg,<br />

Fon: +49 931 4170-1615, Fax: +49 931 4170-492,<br />

E-Mail: leserservice@oiv.de<br />

Bezugsbedingungen:<br />

„<strong>eb</strong> – <strong>Elektrische</strong> <strong>Bahnen</strong>“ erscheint 10 x jährlich (davon 2 Doppelhefte).<br />

Jahresinhaltsverzeichnis <strong>im</strong> Dezemberheft<br />

Jahresabonnement Print 295,00 € (inkl. MwSt.)<br />

Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

Einzelheft 34,00 € (inkl. MwSt.), Porto (Deutschland 3,00 € / Ausland 3,50 €)<br />

Einzelausgabe als ePaper 34,00 €<br />

Abo Plus (Print plus ePaper) 383,50 €<br />

Porto Inland 30,00 € (inkl. MwSt.) / Porto Ausland 35,00 €<br />

Die Preise enthalten bei Lieferung in EU-Staaten die Mehrwertsteuer, für das übrige Ausland sind sie Nettopreise.<br />

Studentenpreis: 50 % Ermäßigung gegen Nachweis.<br />

Bestellungen über jede Buchhandlung oder direkt an den Verlag.<br />

Abonnements-Kündigungen 8 Wochen zum Ende des Kalenderjahres.<br />

Jahresinhaltsverzeichnis <strong>im</strong> Dezemberheft. – Mikrofilmausgaben ab 44. Jahrgang, 1973,<br />

sind durch University Mikrofilms Ltd., St. John‘s Road Tylers Green High Wycombe, Buckinghamshire,<br />

England, HP 108 HR, zu beziehen.<br />

Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urh<strong>eb</strong>errechtlich geschützt.<br />

Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.<br />

ISSN 0013-5437<br />

Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier<br />

232


Termine<br />

Messen, Tagungen, Fachausstellungen<br />

9. Internationales Rail Forum<br />

UIC High Speed Congress 2012<br />

08. – 10.05.2012 Montané Comunicación<br />

Madrid (ES) Fon: +34 91 3519500,<br />

Internet: www.montane.eu.com<br />

8. Stadtbahn Forum<br />

15.-16.05.2012 Schreck-Mieves<br />

Darmstadt (DE) Fon: +49 6502 994167,<br />

Internet: www.schreck-mieves-seminare.de,<br />

E-mail: tina.gruber@schreck-mieves.de<br />

Rail Solutions Asia<br />

23.05-25.05.2012 TDH Exhibitions Ltd<br />

Bangkok (TH) Fon: +44 1483 548-290, Fax: -302,<br />

Internet: www.tdhrail.co.uk,<br />

E-Mail: info@tdhrail.com<br />

Rail+Metro China 2012<br />

30.05. – 02.06.2012 Intex Shanghai Co., Ltd.<br />

Shanghai (CN) Fon: +86 21 62-956882, Fax: -780038,<br />

E-Mail: intexhxp@sh163.net,<br />

Internet: www.metro-china.org<br />

Eisenbahntechnisches Kolloquium 2012<br />

14.06.2012 TU Darmstadt<br />

Darmstadt (DE) Fon: +49 6151 16-65911, Fax: -6903,<br />

E-Mail: eisenbahn@verkehr.tu-darmstadt.de,<br />

Internet: www.verkehr.tu-darmstadt.de<br />

Africa Rail 2012<br />

25.-29.6.2012 Terrapinn Ltd.<br />

Johannesburg (ZA) Fon: +27 11 463-6001, Fax: -6903;<br />

E-Mail: enquiry.za@terrapinn.com,<br />

Internet: www.terrapinn.com<br />

10. – 13.07.2012 Congress & Exhibition Secretariat<br />

Philadelphia (US) Fon: +31 30 69-81800, Fax: -17394,<br />

E-Mail: info@uic-highspeed2012.com,<br />

Internet: www.uic-highspeed2012.com/<br />

12. Internationale Schienenfahrzeugtagung<br />

12.-14.09.2012 TU Dresden<br />

Dresden (DE) Fon: +49 351 462-2733, Fax: -2199,<br />

E-Mail: rad@mw.htw-dresden.de,<br />

Internet: www.rad-schiene.de<br />

InnoTrans<br />

18.-21.09.2012 Messe Berlin GmbH<br />

Berlin (DE) Fon: +49 30 3038-0, Fax: -2325,<br />

E-Mail: innotrans@messe-berlin.de,<br />

Internet: www.innotrans.de<br />

exporail 2012<br />

07.-09.11.2012 Mack Brooks Exhibitions<br />

Moskau (RU) Fon: +44 1727 814-400, Fax: -401,<br />

E-Mail: exporailrussia@mackbrooks.com,<br />

Internet: www.exporailrussia.com<br />

12. Signal+Draht-Kongress<br />

08.-09.11.2012 DVV Media Group GmbH<br />

Fulda (DE)<br />

c/o punktgenau GmbH<br />

Fon: +49 40 23714-470, Fax: -471,<br />

E-Mail: eurailpress-events@dvvmedia.com,<br />

Internet: www.eurailpress.de<br />

8. Eisenbahn Forum<br />

27.-28.11.2012 Schreck-Mieves<br />

Darmstadt(DE) Fon: +49 6502 9941-66, Fax: -68,<br />

E-Mail: info@schreck-mieves.de,<br />

Internet: www.schreck-mieves-seminare.de<br />

RAIL POWER EUROPE 2012<br />

26.-27.06.2012 Terrapinn Ltd.<br />

Berlin (DE) Fon: +44 20 7092-1000, Fax: -1508,<br />

E-Mail: enquiry.uk@terrapinn.com,<br />

Internet: www.terrapinn.com


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Wechselstrom- Zugbetri<strong>eb</strong><br />

in Deutschland<br />

Band 3: Die Deutsche Reichsbahn<br />

Teil 1 – 1947 bis 1960<br />

Eine einzigartige, chronologische Beschreibung der Entwicklung<br />

der Tri<strong>eb</strong>fahrzeuge, <strong>Bahnstromversorgung</strong>s- und Fahrleitungsanlagen<br />

sowie des Werkstättenwesens dieser Zeit.<br />

Bereits 1947 beschäftigte sich die Deutsche Reichsbahn mit dem<br />

Gedanken zur Wiederelektrifi zierung des <strong>im</strong> Jahr zuvor demontierten<br />

elektrischen Streckennetzes. 1950 folgten dann konkrete Schritte, die<br />

nach Verhandlungen mit der UdSSR in einem Staatsvertrag endeten.<br />

Einen sofortigen Wiederaufbau des Demontagegutes verhinderten der<br />

Zustand von Lokomotiven und Anlagen sowie DDR-interne Streitereien<br />

ü ber das anzuwendende Bahnstromsystem. Trotzdem gelang es 1955<br />

den elektrischen Zugbetri<strong>eb</strong> wieder aufzunehmen.<br />

In diesem Band werden die nach Kriegsende bei der AEG und<br />

den SSW verbli<strong>eb</strong>enen Reparaturloks, Arbeiten der AEG fü r die<br />

Besatzungsmacht, die Vertragsverhandlungen mit der UdSSR<br />

und der Aufbau des Kraftwerkes, der Unterwerke, Fern- und<br />

Fahrleitungsanlagen beschri<strong>eb</strong>en.<br />

Dieses Werk veranschaulicht ein Stü ck Zeitgeschichte und<br />

beschreibt die Zusammenhänge zwischen den technischen,<br />

wirtschaftlichen sowie den gesellschaftlichen und politischen<br />

Entwicklungen dieser Epoche.<br />

P. Glanert / Th. Scherrans / Th. Borbe / R. Lü deritz<br />

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Kontonummer<br />

PAWZD32012<br />

Widerrufsrecht: Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen in Textform (z.B. Brief, Fax, E-Mail) oder durch Rücksendung der Sache widerrufen.<br />

Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs oder der Sache an die Vulkan-Verlag GmbH, Versandbuchhandlung, Huyssenallee 52-56, 45128 Essen.<br />

Nutzung personenbezogener Daten: Für die Auftragsabwicklung und zur Pfl ege der laufenden Kommunikation werden personenbezogene Daten erfasst, gespeichert und verarbeitet. Mit dieser Anforderung erkläre ich mich damit einverstanden, dass ich vom<br />

Oldenbourg Industrieverlag oder vom Vulkan-Verlag □ per Post, □ per Telefon, □ per Telefax, □ per E-Mail, □ nicht über interessante Fachang<strong>eb</strong>ote informiert und beworben werde. Diese Erklärung kann ich mit Wirkung für die Zukunft jederzeit widerrufen.

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