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Fischer sind bei ihren alltäglichen<br />
Verrichtungen gezeigt, angeln von<br />
kleinen Booten aus, flicken Netze<br />
und reparieren ihre barockverzierten<br />
Segelschiffe. Im Hintergrund erhebt<br />
sich eine romantische Kulisse mit<br />
mittelalterlicher Festung, umgeben<br />
von hohen, gegen den blauen Himmel<br />
gesetzten Pinien und Zypressen,<br />
die Achenbach im Vorbeifahren in<br />
Portofino gesehen hatte. 1857 nahm<br />
Achenbach dieses Bildmotiv nochmals<br />
auf, veränderte aber die Witterungsverhältnisse,<br />
indem er einen<br />
ordentlichen Sturm aufkommen<br />
ließ. Seit den späten 1840er-Jahren<br />
wurden mediterrane Genrebilder<br />
das Hauptbetätigungsfeld seines 15<br />
Jahre jüngeren Bruders Oswald, der<br />
damit das Interesse vieler <strong>Sammler</strong><br />
weckte und beinahe so erfolgreich<br />
wurde wie der große Bruder. Ältere<br />
Vermutungen, dass sich die beiden<br />
Brüder den Kunstmarkt schließlich<br />
aufteilten, Andreas seinem Bruder<br />
die italienischen Motive überließ<br />
und er skandinavische und holländische<br />
Sujets ausschließlich malte, lassen<br />
sich nur bedingt bestätigen. Auffällig<br />
ist freilich, dass der ältere der<br />
beiden nach 1860 das Interesse an<br />
Italienbildern weitestgehend verlor<br />
und Motive für sein künstlerisches<br />
Repertoire am Atlantik, an der Nordsee<br />
und in der Heimat fand. Dies<br />
bezeugen auch seine Reiseziele, die<br />
ihn überwiegend nach Belgien, Holland,<br />
Frankreich und Südengland<br />
führten. Seine letzte, mehr private<br />
Romreise unternahm der 58-jährige<br />
mit seiner Frau im November 1872.<br />
Auf der Rückreise über Wien verbrachten<br />
sie den April in Venedig,<br />
wo sich Achenbach intensiv mit der<br />
Malerei von Tizian, Veronese und Tintoretto<br />
befasste. An seinen Künstlerfreund<br />
Friedrich Boser schrieb er:<br />
„Hier wie verschieden von Rom: Dort<br />
hab ich den Sinn der Composition<br />
bewundert, hier bin ich hingerissen<br />
von der Malerei, eine Schöpfung für<br />
sich" (Peiffer, S. 96). Tatsächlich lockerte<br />
Achenbach in seinem Spätwerk<br />
den Malduktus bei seinen<br />
Sturmbildern deutlich auf und seine<br />
flotte Pinselführung erinnert an die<br />
eigenwillig-expressiven <strong>Gemälde</strong> im<br />
Alterswerk von Tizian. Erst fünf Jahre<br />
später nahm Achenbach sich seine<br />
Venedig-Erinnerungen wieder vor<br />
und malte unterschiedliche Ansichten<br />
vom Canale Grande aus gesehen,<br />
die vor einigen Jahren internationale<br />
Auktionen durchliefen.<br />
AUFSTIEG ZUM MALERFÜRSTEN<br />
Eine Berufung an die Kunstakademie<br />
kam für Andreas Achenbach im Gegensatz<br />
zu seinem Bruder Oswald<br />
nicht in Frage, einen Professorentitel<br />
erhielt er vom preußischen Staat<br />
aber dennoch. In sein repräsentatives<br />
Atelier lud er zwar Künstler ein,<br />
aber Schüler im eigentlichen Sinne<br />
Mühle am Gebirgsbach, 1861, Öl/Holz,<br />
29,5 x 36,5 cm. Dorotheum, Wien, 9/<br />
2013, Zuschlagspreis 4.000 Euro<br />
Doppelte Wassermühle, 1878, Öl/Leinwand,<br />
78,5 x 105 cm. Lempertz, Köln,<br />
5/2013<br />
hatte er außer seinem Bruder Oswald<br />
und Albert Flamm nicht. Er<br />
„lehrte durch Beispiele, wie man<br />
sich der Erscheinungen bemächtigt"<br />
(Friedrich Pecht). Allerdings rief er<br />
damit auch Epigonen auf den Plan,<br />
die seine Motive und Malweise<br />
schamlos zu kopieren versuchten.<br />
Seinen ungezählten Künstlerfreunden,<br />
die u.a. aus Skandinavien, den<br />
USA und England kamen, gab er be-